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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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und gegenseitige Stellung der Spulen entsprechend regulirt ist. Nähert man dann das
Spulenpaar P' S' einer Metallmasse, so wird das Gleichgewicht sofort gestört und das Tele-
phon verräth durch Tönen die Anwesenheit eines Metalles, also z. B. den Ort, an welchem
sich ein Torpedo befindet.

Auch als elektrische Kugelsonde hat die Inductionswage in verschiedenen Formen An-
wendung gefunden. Hughes macht zu diesem Zwecke das eine Spulenpaar beweglich und führt
dieses, nachdem der Gleichgewichtszustand sorgfältig hergestellt worden ist, über jene Stellen des
Körpers, in welche das Projectil eingedrungen ist. Sowie man in die Nähe des Projectiles
kommt, tönt das Telephon. Man kann dann durch Herumführen der Spulen nach verschiedenen
Richtungen jene Stelle ausfindig machen, an welcher sich die Spulen dem Projectile am
nächsten befinden, weil dort das Telephon am lautesten tönt. Die Inductionswage gestattet
aber auch die Tiefe ausfindig zu machen, in welcher das Projectil sitzt. Man erhält nämlich
die Spulen an jener Stelle, für welche das Telephon am lautesten tönt und bringt dieses
dadurch zum Schweigen, daß man der fixen Inductionsspule ein Bleistück nähert, welches
jenem gleich ist, das man in der Wunde vermuthet. Hat man nämlich durch vorsichtiges
Annähern dieses Bleistückes die gleiche Entfernung desselben von der fixen Inductionsspule
erreicht, als das Projectil von der auf den Körper aufgelegten Spule besitzt, so ist das
Gleichgewicht wieder hergestellt, also das Telephon zum Schweigen gebracht. Die Abmessung
der Entfernung des Versuchsprojectiles von der fixen Spule giebt dann die Tiefe, bis zu
welcher die Kugel in den Körper eingedrungen ist.

Radiophon, Telephot und Phonograph.

Berzelius entdeckte im Jahre 1817 das Selen, einen Körper, der bezüglich
seines chemischen und physikalischen Verhaltens dem Schwefel und Tellur nahesteht.
Das Selen kann in verschiedenen Modificationen erhalten werden; es stellt ein
rothes Pulver dar, wenn man es aus seinen Verbindungen durch reducirende
Körper fällt, es krystallisirt in dunkelrothen Prismen, wenn man es aus einer
Schwefelkohlenstofflösung krystallisiren läßt; geschmolzen und rasch abgekühlt stellt
es eine amorphe Masse dar. Sowohl das krystallisirte als auch das amorphe
Selen geht in eine krystallinische, bleigraue Masse über, wenn man es längere
Zeit auf 100 Grad erhitzt. Knox wies bereits im Jahre 1837 die Leitungsfähigkeit
geschmolzenen Selens für elektrische Ströme nach und Hittorf beobachtete diese
auch bei gewöhnlicher Temperatur, wenn das Selen in der krystallinischen Modi-
sication untersucht wurde. May fand endlich, daß die Leitungsfähigkeit des Selens
durch den Einfluß des Lichtes bedeutend verändert wird. Diese Beobachtung wurde
im Jahre 1873 von Willoughby-Smith im Vereine der Telegraphen-Ingenieure
zu London mitgetheilt und erregte ein umso größeres Interesse, als ein derartiges
Verhalten ausschließlich auf das Selen beschränkt erscheint. Zahlreiche Forscher,
wie Willoughby-Smith, Draper, Sabine, Bell, Werner Siemens u. s. w., befaßten
sich hierauf mit dem Studium dieser interessanten Erscheinung; während nun aber
die meisten Forscher hierzu das Galvanometer anwandten, verfolgte Bell die
Widerstandsänderungen mit dem Telephon und gelangte hierdurch zu Construction
des Photophones.

Da das Selen dem Durchgange des elektrischen Stromes einen außer-
gewöhnlich großen Widerstand entgegensetzt, können nur sehr dünne Schichten
in einen Schließungsbogen geschaltet werden, wenn das Telephon noch verwendbar
bleiben soll. (Der Widerstand der Inductionsspule im Telephone muß bekanntlich
dem Widerstande des Stromkreises angepaßt werden.) Andererseits mußte aber die
Selen-Oberfläche verhältnißmäßig groß genommen werden, um eine hinreichend
kräftige Einwirkung des Lichtes zu ermöglichen. Bell und sein Mitarbeiter
Tainter richteten daher ihre Bestrebungen darauf, ein Präparat herzustellen,

und gegenſeitige Stellung der Spulen entſprechend regulirt iſt. Nähert man dann das
Spulenpaar P' S' einer Metallmaſſe, ſo wird das Gleichgewicht ſofort geſtört und das Tele-
phon verräth durch Tönen die Anweſenheit eines Metalles, alſo z. B. den Ort, an welchem
ſich ein Torpedo befindet.

Auch als elektriſche Kugelſonde hat die Inductionswage in verſchiedenen Formen An-
wendung gefunden. Hughes macht zu dieſem Zwecke das eine Spulenpaar beweglich und führt
dieſes, nachdem der Gleichgewichtszuſtand ſorgfältig hergeſtellt worden iſt, über jene Stellen des
Körpers, in welche das Projectil eingedrungen iſt. Sowie man in die Nähe des Projectiles
kommt, tönt das Telephon. Man kann dann durch Herumführen der Spulen nach verſchiedenen
Richtungen jene Stelle ausfindig machen, an welcher ſich die Spulen dem Projectile am
nächſten befinden, weil dort das Telephon am lauteſten tönt. Die Inductionswage geſtattet
aber auch die Tiefe ausfindig zu machen, in welcher das Projectil ſitzt. Man erhält nämlich
die Spulen an jener Stelle, für welche das Telephon am lauteſten tönt und bringt dieſes
dadurch zum Schweigen, daß man der fixen Inductionsſpule ein Bleiſtück nähert, welches
jenem gleich iſt, das man in der Wunde vermuthet. Hat man nämlich durch vorſichtiges
Annähern dieſes Bleiſtückes die gleiche Entfernung desſelben von der fixen Inductionsſpule
erreicht, als das Projectil von der auf den Körper aufgelegten Spule beſitzt, ſo iſt das
Gleichgewicht wieder hergeſtellt, alſo das Telephon zum Schweigen gebracht. Die Abmeſſung
der Entfernung des Verſuchsprojectiles von der fixen Spule giebt dann die Tiefe, bis zu
welcher die Kugel in den Körper eingedrungen iſt.

Radiophon, Telephot und Phonograph.

Berzelius entdeckte im Jahre 1817 das Selen, einen Körper, der bezüglich
ſeines chemiſchen und phyſikaliſchen Verhaltens dem Schwefel und Tellur naheſteht.
Das Selen kann in verſchiedenen Modificationen erhalten werden; es ſtellt ein
rothes Pulver dar, wenn man es aus ſeinen Verbindungen durch reducirende
Körper fällt, es kryſtalliſirt in dunkelrothen Prismen, wenn man es aus einer
Schwefelkohlenſtofflöſung kryſtalliſiren läßt; geſchmolzen und raſch abgekühlt ſtellt
es eine amorphe Maſſe dar. Sowohl das kryſtalliſirte als auch das amorphe
Selen geht in eine kryſtalliniſche, bleigraue Maſſe über, wenn man es längere
Zeit auf 100 Grad erhitzt. Knox wies bereits im Jahre 1837 die Leitungsfähigkeit
geſchmolzenen Selens für elektriſche Ströme nach und Hittorf beobachtete dieſe
auch bei gewöhnlicher Temperatur, wenn das Selen in der kryſtalliniſchen Modi-
ſication unterſucht wurde. May fand endlich, daß die Leitungsfähigkeit des Selens
durch den Einfluß des Lichtes bedeutend verändert wird. Dieſe Beobachtung wurde
im Jahre 1873 von Willoughby-Smith im Vereine der Telegraphen-Ingenieure
zu London mitgetheilt und erregte ein umſo größeres Intereſſe, als ein derartiges
Verhalten ausſchließlich auf das Selen beſchränkt erſcheint. Zahlreiche Forſcher,
wie Willoughby-Smith, Draper, Sabine, Bell, Werner Siemens u. ſ. w., befaßten
ſich hierauf mit dem Studium dieſer intereſſanten Erſcheinung; während nun aber
die meiſten Forſcher hierzu das Galvanometer anwandten, verfolgte Bell die
Widerſtandsänderungen mit dem Telephon und gelangte hierdurch zu Conſtruction
des Photophones.

Da das Selen dem Durchgange des elektriſchen Stromes einen außer-
gewöhnlich großen Widerſtand entgegenſetzt, können nur ſehr dünne Schichten
in einen Schließungsbogen geſchaltet werden, wenn das Telephon noch verwendbar
bleiben ſoll. (Der Widerſtand der Inductionsſpule im Telephone muß bekanntlich
dem Widerſtande des Stromkreiſes angepaßt werden.) Andererſeits mußte aber die
Selen-Oberfläche verhältnißmäßig groß genommen werden, um eine hinreichend
kräftige Einwirkung des Lichtes zu ermöglichen. Bell und ſein Mitarbeiter
Tainter richteten daher ihre Beſtrebungen darauf, ein Präparat herzuſtellen,

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[971/0985] und gegenſeitige Stellung der Spulen entſprechend regulirt iſt. Nähert man dann das Spulenpaar P' S' einer Metallmaſſe, ſo wird das Gleichgewicht ſofort geſtört und das Tele- phon verräth durch Tönen die Anweſenheit eines Metalles, alſo z. B. den Ort, an welchem ſich ein Torpedo befindet. Auch als elektriſche Kugelſonde hat die Inductionswage in verſchiedenen Formen An- wendung gefunden. Hughes macht zu dieſem Zwecke das eine Spulenpaar beweglich und führt dieſes, nachdem der Gleichgewichtszuſtand ſorgfältig hergeſtellt worden iſt, über jene Stellen des Körpers, in welche das Projectil eingedrungen iſt. Sowie man in die Nähe des Projectiles kommt, tönt das Telephon. Man kann dann durch Herumführen der Spulen nach verſchiedenen Richtungen jene Stelle ausfindig machen, an welcher ſich die Spulen dem Projectile am nächſten befinden, weil dort das Telephon am lauteſten tönt. Die Inductionswage geſtattet aber auch die Tiefe ausfindig zu machen, in welcher das Projectil ſitzt. Man erhält nämlich die Spulen an jener Stelle, für welche das Telephon am lauteſten tönt und bringt dieſes dadurch zum Schweigen, daß man der fixen Inductionsſpule ein Bleiſtück nähert, welches jenem gleich iſt, das man in der Wunde vermuthet. Hat man nämlich durch vorſichtiges Annähern dieſes Bleiſtückes die gleiche Entfernung desſelben von der fixen Inductionsſpule erreicht, als das Projectil von der auf den Körper aufgelegten Spule beſitzt, ſo iſt das Gleichgewicht wieder hergeſtellt, alſo das Telephon zum Schweigen gebracht. Die Abmeſſung der Entfernung des Verſuchsprojectiles von der fixen Spule giebt dann die Tiefe, bis zu welcher die Kugel in den Körper eingedrungen iſt. Radiophon, Telephot und Phonograph. Berzelius entdeckte im Jahre 1817 das Selen, einen Körper, der bezüglich ſeines chemiſchen und phyſikaliſchen Verhaltens dem Schwefel und Tellur naheſteht. Das Selen kann in verſchiedenen Modificationen erhalten werden; es ſtellt ein rothes Pulver dar, wenn man es aus ſeinen Verbindungen durch reducirende Körper fällt, es kryſtalliſirt in dunkelrothen Prismen, wenn man es aus einer Schwefelkohlenſtofflöſung kryſtalliſiren läßt; geſchmolzen und raſch abgekühlt ſtellt es eine amorphe Maſſe dar. Sowohl das kryſtalliſirte als auch das amorphe Selen geht in eine kryſtalliniſche, bleigraue Maſſe über, wenn man es längere Zeit auf 100 Grad erhitzt. Knox wies bereits im Jahre 1837 die Leitungsfähigkeit geſchmolzenen Selens für elektriſche Ströme nach und Hittorf beobachtete dieſe auch bei gewöhnlicher Temperatur, wenn das Selen in der kryſtalliniſchen Modi- ſication unterſucht wurde. May fand endlich, daß die Leitungsfähigkeit des Selens durch den Einfluß des Lichtes bedeutend verändert wird. Dieſe Beobachtung wurde im Jahre 1873 von Willoughby-Smith im Vereine der Telegraphen-Ingenieure zu London mitgetheilt und erregte ein umſo größeres Intereſſe, als ein derartiges Verhalten ausſchließlich auf das Selen beſchränkt erſcheint. Zahlreiche Forſcher, wie Willoughby-Smith, Draper, Sabine, Bell, Werner Siemens u. ſ. w., befaßten ſich hierauf mit dem Studium dieſer intereſſanten Erſcheinung; während nun aber die meiſten Forſcher hierzu das Galvanometer anwandten, verfolgte Bell die Widerſtandsänderungen mit dem Telephon und gelangte hierdurch zu Conſtruction des Photophones. Da das Selen dem Durchgange des elektriſchen Stromes einen außer- gewöhnlich großen Widerſtand entgegenſetzt, können nur ſehr dünne Schichten in einen Schließungsbogen geſchaltet werden, wenn das Telephon noch verwendbar bleiben ſoll. (Der Widerſtand der Inductionsſpule im Telephone muß bekanntlich dem Widerſtande des Stromkreiſes angepaßt werden.) Andererſeits mußte aber die Selen-Oberfläche verhältnißmäßig groß genommen werden, um eine hinreichend kräftige Einwirkung des Lichtes zu ermöglichen. Bell und ſein Mitarbeiter Tainter richteten daher ihre Beſtrebungen darauf, ein Präparat herzuſtellen,

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 971. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/985>, abgerufen am 26.04.2024.