Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch] Mirae sunt virtutes tam Terrae, quam Linguarum &amp;amp; Oculorum, dum omni veneno resistunt, a morsibus venenatis non solum defendunt, sed &amp;amp; curant, aliisque morbis medentur. Usus hic est: Annulis includuntur Oculi dicti, ita ut gestantis tangant carnem &amp;amp; instar aliarum gemmarum digitis sint ornamento. Linguas collo aut brachiis appendunt. Parum dictae terrae vino aut aquae miscent, ut bibatur. Linguas &amp;amp; Oculos itidem aquae aut vino infundunt, ut ebibatur liquor. Vasis ex hac terra fabricatis si vinum vel aqua infundatur, ac ubi vim eorum absorpserunt, ebibantur, multis affectibus medebuntur. Sed ante omnia attendendum, ut dictae Linguae &amp;amp; Oculi sint veri, ex Melita per fide dignos transportati, ne fraus aliqua contingat. [Spaltenumbruch] Die Erde so wohl/ als die Zungen und Augen haben recht wundersame Kräffren/ indent sie allem Gifft widerstehen/ von gifftigen Bissen nicht allein bewahren/ sondern selbige auch curiren und viele andere Kranck heiten heilen. Sie werden also gebrauchet: die so genandte Augen werden in Ring gefasset/ doch daß sie die blose Haut berühren und zwar die Finger/ wie andere Jubelen. Die Natter-Zungen hänget man an den Hals oder träget sie an den Armen. Von der Erden thut man etwas in Wein oder Wasser/ solche zu trincken. Nicht weniger leget man die Zungen und Augen in Wein oder Wasser/ daß der liquor nachmahlen davon getruncken werde. So schüttet man auch Wein oder Wasser in die von solcher Erde gemachte Gefässe/ und wann sie deren Kräffte an sich gezogen und getruncken werden/ vertreiben sie viele Schwachheiten. Unterdessen muß man vor allen Dingen zusehen/ das besagte Zungen und Augen ohnverfälschet seyen/ und durch glaubwürdige Leut auß Maltha gebracht worden seyen.
§. 7.

Letzlich findet man in den curiosen Kunst- und Naturalien-Kammern noch einig andere seltzame und artig figurirte Steine/ worunter auch

die

Ammons-Hörnlein

oder

CORNUA AMMONIS

der

Schnecken-Steine

oder

CONCHITES

der

Rogen-Stein

oder

STALACTITES

der

Hertz-Stein

oder

ENCARDIA

der

Stern-Stein

oder

ASTROITES

die

Pfältzische Sand-Pfeiffen

oder

LAPIDES SABULOSI

(wovon Thom. Erastus einen curiosen Brieff geschrieben) und noch viele andere gehören; weilen aber dieselbige weder von denen Materialisten in Handlung geführet/ noch auch zur Medicin gebrauchet werden/ so wollen wir uns bey denselben nicht auffhalten/ sondern etwa anderstwo / solche weitläufftiger/ (ob GOtt will) abhandlen. Der curiose Leser kan inzwischen davon insgemein einige Nachricht in des Aldrovandi Museo Metallico und des Bootii Tr. de Gemmis &amp;amp; Lapidibus finden: Absonderlich aber werden die jenige/ so man in Bayern und der Schweitz findet/ von D. Velschio in Hecatost. Observ. D. Wagnern und D. Scheuchzero in Historia Helvet. Naturali: die in Meissen von Joh. Kentmanno in Nomenclat. rerum fossilium in Misnia: die in Nieder-Sachsen von Frid. Lachmund. In [fremdsprachliches Material] Hildesheimensi: die in Schlesien von Caspar. Schwenckfeld in Catal. Fossil. Silesiae: die in Böhmen von P. Balbino in Hist. Bohem: und die in Schottland von Sibbaldo Hist. Nat. Scotiae beschrieben. Es kombt doch mit diesen Steinen auff eine blose Curiosität an/ indem diejenige Tugenden und Qualitäten/ so ihnen von Gaffarello in Curiositatibus Inauditis Cap. 5. p. 138. zugeschrieben werden / meistens aberglaubisch sind/ wie der Königliche Probst zu Flenßburg/ Michaelis in seinen Notis über die Gaffarellische Curiositäten auffrichtig bekeunet: so gar/ das J. C. Vaninus, ehe er auff den Atheistischen Irrweg gerathen/ nicht unrecht geschrieben/ daß ein eintziger Floch mehr Krafft habe/ als alle kostbahre Steine mit ihren Stein-Figuren/ Vid. ejus Amphitheatri aeternae providentiae Divino-Magicae Exercit. 6. p. 46. Vielweniger aber ist denen mit Hebräischen Characteren und so genandten Figuris Talismanicis bezeichneten Steinen zuzuschreiben/ auff welche ein gewisser vornehmer Freund vor diesem ein solche Confidence setzte/ daß er sich damit gleichsam unsterblich zu machen getrauete: ist aber in seiner Meynung also betrogen worden/ daß ob er schon fast alle Glieder damit beleget hatte/ doch ad plures gehen und seine so theur erkauffte Steine (wormit nach seinem Todt die Kinder im Hauß gespielet haben sollen) nebst andern Curiositäten/ lachenden Erben hinterlassen müssen.

[Spaltenumbruch] Mirae sunt virtutes tam Terrae, quàm Linguarum &amp;amp; Oculorum, dum omni veneno resistunt, à morsibus venenatis non solùm defendunt, sed &amp;amp; curant, aliisque morbis medentur. Usus hic est: Annulis includuntur Oculi dicti, ita ut gestantis tangant carnem &amp;amp; instar aliarum gemmarum digitis sint ornamento. Linguas collo aut brachiis appendunt. Parum dictae terrae vino aut aquae miscent, ut bibatur. Linguas &amp;amp; Oculos itidem aquae aut vino infundunt, ut ebibatur liquor. Vasis ex hâc terra fabricatis si vinum vel aqua infundatur, ac ubi vim eorum absorpserunt, ebibantur, multis affectibus medebuntur. Sed ante omnia attendendum, ut dictae Linguae &amp;amp; Oculi sint veri, ex Melita per fide dignos transportati, ne fraus aliqua contingat. [Spaltenumbruch] Die Erde so wohl/ als die Zungen und Augen haben recht wundersame Kräffren/ indent sie allem Gifft widerstehen/ von gifftigen Bissen nicht allein bewahren/ sondern selbige auch curiren und viele andere Kranck heiten heilen. Sie werden also gebrauchet: die so genandte Augen werden in Ring gefasset/ doch daß sie die blose Haut berühren und zwar die Finger/ wie andere Jubelen. Die Natter-Zungen hänget man an den Hals oder träget sie an den Armen. Von der Erden thut man etwas in Wein oder Wasser/ solche zu trincken. Nicht weniger leget man die Zungen und Augen in Wein oder Wasser/ daß der liquor nachmahlen davon getruncken werde. So schüttet man auch Wein oder Wasser in die von solcher Erde gemachte Gefässe/ und wañ sie deren Kräffte an sich gezogen und getruncken werden/ vertreiben sie viele Schwachheiten. Unterdessen muß man vor allen Dingen zusehen/ das besagte Zungen und Augen ohnverfälschet seyen/ und durch glaubwürdige Leut auß Maltha gebracht worden seyen.
§. 7.

Letzlich findet man in den curiosen Kunst- und Naturalien-Kammern noch einig andere seltzame und artig figurirte Steine/ worunter auch

die

Ammons-Hörnlein

oder

CORNUA AMMONIS

der

Schnecken-Steine

oder

CONCHITES

der

Rogen-Stein

oder

STALACTITES

der

Hertz-Stein

oder

ENCARDIA

der

Stern-Stein

oder

ASTROITES

die

Pfältzische Sand-Pfeiffen

oder

LAPIDES SABULOSI

(wovon Thom. Erastus einen curiosen Brieff geschrieben) und noch viele andere gehören; weilen aber dieselbige weder von denen Materialisten in Handlung geführet/ noch auch zur Medicin gebrauchet werden/ so wollen wir uns bey denselben nicht auffhalten/ sondern etwa anderstwo / solche weitläufftiger/ (ob GOtt will) abhandlen. Der curiose Leser kan inzwischen davon insgemein einige Nachricht in des Aldrovandi Museo Metallico und des Bootii Tr. de Gemmis &amp;amp; Lapidibus finden: Absonderlich aber werden die jenige/ so man in Bayern und der Schweitz findet/ von D. Velschio in Hecatost. Observ. D. Wagnern und D. Scheuchzero in Historiâ Helvet. Naturali: die in Meissen von Joh. Kentmanno in Nomenclat. rerum fossilium in Misnia: die in Nieder-Sachsen von Frid. Lachmund. In [fremdsprachliches Material] Hildesheimensi: die in Schlesien von Caspar. Schwenckfeld in Catal. Fossil. Silesiae: die in Böhmen von P. Balbino in Hist. Bohem: und die in Schottland von Sibbaldo Hist. Nat. Scotiae beschrieben. Es kombt doch mit diesen Steinen auff eine blose Curiosität an/ indem diejenige Tugenden und Qualitäten/ so ihnen von Gaffarello in Curiositatibus Inauditis Cap. 5. p. 138. zugeschrieben werden / meistens aberglaubisch sind/ wie der Königliche Probst zu Flenßburg/ Michaëlis in seinen Notis über die Gaffarellische Curiositäten auffrichtig bekeunet: so gar/ das J. C. Vaninus, ehe er auff den Atheistischen Irrweg gerathen/ nicht unrecht geschrieben/ daß ein eintziger Floch mehr Krafft habe/ als alle kostbahre Steine mit ihren Stein-Figuren/ Vid. ejus Amphitheatri aeternae providentiae Divino-Magicae Exercit. 6. p. 46. Vielweniger aber ist denen mit Hebräischen Characteren und so genandten Figuris Talismanicis bezeichneten Steinen zuzuschreiben/ auff welche ein gewisser vornehmer Freund vor diesem ein solche Confidence setzte/ daß er sich damit gleichsam unsterblich zu machen getrauete: ist aber in seiner Meynung also betrogen worden/ daß ob er schon fast alle Glieder damit beleget hatte/ doch ad plures gehen und seine so theur erkauffte Steine (wormit nach seinem Todt die Kinder im Hauß gespielet haben sollen) nebst andern Curiositäten/ lachenden Erben hinterlassen müssen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0111" n="67"/>
        <cb n="1"/>
        <l>Mirae sunt virtutes tam Terrae, quàm Linguarum &amp;amp;amp; Oculorum, dum omni veneno       resistunt, à morsibus venenatis non solùm defendunt, sed &amp;amp;amp; curant, aliisque morbis       medentur.</l>
        <l>Usus hic est: Annulis includuntur Oculi dicti, ita ut gestantis tangant carnem &amp;amp;amp;       instar aliarum gemmarum digitis sint ornamento.</l>
        <l>Linguas collo aut brachiis appendunt.</l>
        <l>Parum dictae terrae vino aut aquae miscent, ut bibatur.</l>
        <l>Linguas &amp;amp;amp; Oculos itidem aquae aut vino infundunt, ut ebibatur liquor.</l>
        <l>Vasis ex hâc terra fabricatis si vinum vel aqua infundatur, ac ubi vim eorum absorpserunt,       ebibantur, multis affectibus medebuntur.</l>
        <l>Sed ante omnia attendendum, ut dictae Linguae &amp;amp;amp; Oculi sint veri, ex Melita per       fide dignos transportati, ne fraus aliqua contingat.</l>
        <cb n="2"/>
        <l>Die Erde so wohl/ als die Zungen und Augen haben recht wundersame Kräffren/ indent sie       allem Gifft widerstehen/ von gifftigen Bissen nicht allein bewahren/ sondern selbige auch       curiren und viele andere Kranck heiten heilen.</l>
        <l>Sie werden also gebrauchet: die so genandte Augen werden in Ring gefasset/ doch daß sie die       blose Haut berühren und zwar die Finger/ wie andere Jubelen.</l>
        <l>Die Natter-Zungen hänget man an den Hals oder träget sie an den Armen.</l>
        <l>Von der Erden thut man etwas in Wein oder Wasser/ solche zu trincken.</l>
        <l>Nicht weniger leget man die Zungen und Augen in Wein oder Wasser/ daß der liquor nachmahlen       davon getruncken werde.</l>
        <l>So schüttet man auch Wein oder Wasser in die von solcher Erde gemachte Gefässe/ und       wan&#x0303; sie deren Kräffte an sich gezogen und getruncken werden/ vertreiben sie viele       Schwachheiten.</l>
        <l>Unterdessen muß man vor allen Dingen zusehen/ das besagte Zungen und Augen ohnverfälschet       seyen/ und durch glaubwürdige Leut auß Maltha gebracht worden seyen.</l>
      </div>
      <div>
        <head>§. 7.</head>
        <p>Letzlich findet man in den curiosen Kunst- und Naturalien-Kammern noch einig andere seltzame       und artig figurirte Steine/ worunter auch</p>
        <p>die</p>
        <p> <hi rendition="#b">Ammons-Hörnlein</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">CORNUA AMMONIS</hi> </p>
        <p>der</p>
        <p> <hi rendition="#b">Schnecken-Steine</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">CONCHITES</hi> </p>
        <p>der</p>
        <p> <hi rendition="#b">Rogen-Stein</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">STALACTITES</hi> </p>
        <p>der</p>
        <p> <hi rendition="#b">Hertz-Stein</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">ENCARDIA</hi> </p>
        <p>der</p>
        <p> <hi rendition="#b">Stern-Stein</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">ASTROITES</hi> </p>
        <p>die</p>
        <p> <hi rendition="#b">Pfältzische Sand-Pfeiffen</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">LAPIDES SABULOSI</hi> </p>
        <p>(wovon Thom. Erastus einen curiosen Brieff geschrieben) und noch viele andere gehören; weilen       aber dieselbige weder von denen Materialisten in Handlung geführet/ noch auch zur Medicin       gebrauchet werden/ so wollen wir uns bey denselben nicht auffhalten/ sondern etwa anderstwo /       solche weitläufftiger/ (ob GOtt will) abhandlen. Der curiose Leser kan inzwischen davon       insgemein einige Nachricht in des Aldrovandi Museo Metallico und des Bootii Tr. de Gemmis       &amp;amp;amp; Lapidibus finden: Absonderlich aber werden die jenige/ so man in Bayern und der       Schweitz findet/ von D. Velschio in Hecatost. Observ. D. Wagnern und D. Scheuchzero in       Historiâ Helvet. Naturali: die in Meissen von Joh. Kentmanno in Nomenclat. rerum fossilium in       Misnia: die in Nieder-Sachsen von Frid. Lachmund. In <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> Hildesheimensi: die in       Schlesien von Caspar. Schwenckfeld in Catal. Fossil. Silesiae: die in Böhmen von P. Balbino in       Hist. Bohem: und die in Schottland von Sibbaldo Hist. Nat. Scotiae beschrieben. Es kombt doch       mit diesen Steinen auff eine blose Curiosität an/ indem diejenige Tugenden und Qualitäten/ so       ihnen von Gaffarello in Curiositatibus Inauditis Cap. 5. p. 138. zugeschrieben werden /       meistens aberglaubisch sind/ wie der Königliche Probst zu Flenßburg/ Michaëlis in seinen       Notis über die Gaffarellische Curiositäten auffrichtig bekeunet: so gar/ das J. C. Vaninus,       ehe er auff den Atheistischen Irrweg gerathen/ nicht unrecht geschrieben/ daß ein eintziger       Floch mehr Krafft habe/ als alle kostbahre Steine mit ihren Stein-Figuren/ Vid. ejus       Amphitheatri aeternae providentiae Divino-Magicae Exercit. 6. p. 46. Vielweniger aber ist denen       mit Hebräischen Characteren und so genandten Figuris Talismanicis bezeichneten Steinen       zuzuschreiben/ auff welche ein gewisser vornehmer Freund vor diesem ein solche Confidence       setzte/ daß er sich damit gleichsam unsterblich zu machen getrauete: ist aber in seiner       Meynung also betrogen worden/ daß ob er schon fast alle Glieder damit beleget hatte/ doch ad       plures gehen und seine so theur erkauffte Steine (wormit nach seinem Todt die Kinder im Hauß       gespielet haben sollen) nebst andern Curiositäten/ lachenden Erben hinterlassen müssen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0111] Mirae sunt virtutes tam Terrae, quàm Linguarum &amp;amp; Oculorum, dum omni veneno resistunt, à morsibus venenatis non solùm defendunt, sed &amp;amp; curant, aliisque morbis medentur. Usus hic est: Annulis includuntur Oculi dicti, ita ut gestantis tangant carnem &amp;amp; instar aliarum gemmarum digitis sint ornamento. Linguas collo aut brachiis appendunt. Parum dictae terrae vino aut aquae miscent, ut bibatur. Linguas &amp;amp; Oculos itidem aquae aut vino infundunt, ut ebibatur liquor. Vasis ex hâc terra fabricatis si vinum vel aqua infundatur, ac ubi vim eorum absorpserunt, ebibantur, multis affectibus medebuntur. Sed ante omnia attendendum, ut dictae Linguae &amp;amp; Oculi sint veri, ex Melita per fide dignos transportati, ne fraus aliqua contingat. Die Erde so wohl/ als die Zungen und Augen haben recht wundersame Kräffren/ indent sie allem Gifft widerstehen/ von gifftigen Bissen nicht allein bewahren/ sondern selbige auch curiren und viele andere Kranck heiten heilen. Sie werden also gebrauchet: die so genandte Augen werden in Ring gefasset/ doch daß sie die blose Haut berühren und zwar die Finger/ wie andere Jubelen. Die Natter-Zungen hänget man an den Hals oder träget sie an den Armen. Von der Erden thut man etwas in Wein oder Wasser/ solche zu trincken. Nicht weniger leget man die Zungen und Augen in Wein oder Wasser/ daß der liquor nachmahlen davon getruncken werde. So schüttet man auch Wein oder Wasser in die von solcher Erde gemachte Gefässe/ und wañ sie deren Kräffte an sich gezogen und getruncken werden/ vertreiben sie viele Schwachheiten. Unterdessen muß man vor allen Dingen zusehen/ das besagte Zungen und Augen ohnverfälschet seyen/ und durch glaubwürdige Leut auß Maltha gebracht worden seyen. §. 7. Letzlich findet man in den curiosen Kunst- und Naturalien-Kammern noch einig andere seltzame und artig figurirte Steine/ worunter auch die Ammons-Hörnlein oder CORNUA AMMONIS der Schnecken-Steine oder CONCHITES der Rogen-Stein oder STALACTITES der Hertz-Stein oder ENCARDIA der Stern-Stein oder ASTROITES die Pfältzische Sand-Pfeiffen oder LAPIDES SABULOSI (wovon Thom. Erastus einen curiosen Brieff geschrieben) und noch viele andere gehören; weilen aber dieselbige weder von denen Materialisten in Handlung geführet/ noch auch zur Medicin gebrauchet werden/ so wollen wir uns bey denselben nicht auffhalten/ sondern etwa anderstwo / solche weitläufftiger/ (ob GOtt will) abhandlen. Der curiose Leser kan inzwischen davon insgemein einige Nachricht in des Aldrovandi Museo Metallico und des Bootii Tr. de Gemmis &amp;amp; Lapidibus finden: Absonderlich aber werden die jenige/ so man in Bayern und der Schweitz findet/ von D. Velschio in Hecatost. Observ. D. Wagnern und D. Scheuchzero in Historiâ Helvet. Naturali: die in Meissen von Joh. Kentmanno in Nomenclat. rerum fossilium in Misnia: die in Nieder-Sachsen von Frid. Lachmund. In _ Hildesheimensi: die in Schlesien von Caspar. Schwenckfeld in Catal. Fossil. Silesiae: die in Böhmen von P. Balbino in Hist. Bohem: und die in Schottland von Sibbaldo Hist. Nat. Scotiae beschrieben. Es kombt doch mit diesen Steinen auff eine blose Curiosität an/ indem diejenige Tugenden und Qualitäten/ so ihnen von Gaffarello in Curiositatibus Inauditis Cap. 5. p. 138. zugeschrieben werden / meistens aberglaubisch sind/ wie der Königliche Probst zu Flenßburg/ Michaëlis in seinen Notis über die Gaffarellische Curiositäten auffrichtig bekeunet: so gar/ das J. C. Vaninus, ehe er auff den Atheistischen Irrweg gerathen/ nicht unrecht geschrieben/ daß ein eintziger Floch mehr Krafft habe/ als alle kostbahre Steine mit ihren Stein-Figuren/ Vid. ejus Amphitheatri aeternae providentiae Divino-Magicae Exercit. 6. p. 46. Vielweniger aber ist denen mit Hebräischen Characteren und so genandten Figuris Talismanicis bezeichneten Steinen zuzuschreiben/ auff welche ein gewisser vornehmer Freund vor diesem ein solche Confidence setzte/ daß er sich damit gleichsam unsterblich zu machen getrauete: ist aber in seiner Meynung also betrogen worden/ daß ob er schon fast alle Glieder damit beleget hatte/ doch ad plures gehen und seine so theur erkauffte Steine (wormit nach seinem Todt die Kinder im Hauß gespielet haben sollen) nebst andern Curiositäten/ lachenden Erben hinterlassen müssen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/111
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/111>, abgerufen am 27.04.2024.