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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1.

DAs Säubrodt oder RADIX CYCLAMINIS ist eine dicke/ runde und sehr fleischichte Wurtzel / außwendig schwartzlicht und inwendig weiß/ eines scharffen/ und wann sie noch frisch ist / recht beissendund brennenden Geschmacks/ aber ohne Geruch: wird in Teutschland in vornehmen Gärten der Blumen wegen gefunden; sonsten aber wächset es wild auff hohen Bergen.

§. 2.

Das Kraut wird von den Griechen und in den Apothecken

ARTHANITA

geheissen/ welches breyte und runde Blätter hat/ so unten erwas purpur-farbicht sind: Blühet im September und trägt artliche und wohlriechende/ purpur-rothe Blümlein/ deren Blättlein herumb gebogen/ und inwendig gleichsam zusammen gefüget sind/ wie alles oben auß der Figur am besten kan gesehen werden.

§. 3.

Die Wurtzel (welche davon allein gebräuchlich ist) kombt in ansehen der Kräfften mit der Hasel-Wurtz oder Radice Asari sehr überein/ welcher auch das Gewächs nicht viel ungleich sihet: wird deswegen unter die stärckeste Purgantia, gerechnet/ so gar/ daß sie innerlich mehr den Schweinen (wovon sie den Nahmen hat) als den Menschen dienlich ist; weswegen sie mehrentheils eusserlich/ die Monatliche Reinigungen/ die todte Frucht der Weiber und dergleichen zu treiben/ gebrauchet wird: zu welchem End dann auch das in den Aporhecken bekandte UNGUENTUM de ARTHANITA daraus gemacht worden/ welches auch eusserlich purgiret/ und wann es mit Aloe, Ochsen-Gall und dergleichen vermischet wird/ die Würme der kleinen Kinder (welche etwa innerlich nichts einnehmen wollen) weg treibet/ dafern es nur auff den Unter-Leib gerieben wird. Andere machen auch ein Miltz-Pflaster davon/ welches dessen Härte und andere dergleichen Scirrhos zertheilen soll/ wovon D. Ettmüller in Comment. Schroed pag. 557. zu sehen ist. Sonsten aber wird auch der Safft von dieser Wurtzel zu den Geschwären und Außfliesen der Ohren/ wie auch Verstopffung der Nasen gebrauchet; wann man aberden Safftnicht haben kan / so brauchet man an dessen Stell das Decoctum Radicis, so gar/ daß solches auch offt zu dem obbeineltem Unguent. de Arthanita genommen wird/ wie Simon Paulli in seinem Quadripartito Botanico pag. 527. bezeuget. Von dem zweyfachen Oehl/ welches Petraus und Doct. Hoffmann von diesem Gewächs machen/ kan obbelobter Ettmüllerus c. l. mit mehrerem gelesen werden.

§. 4.

Weilen aber/ wie oben schon gemeldet/ diese Wurtzel innerlich nicht wohl zu gebrauchen ist / so kan man sich an deren statt der Hermodattel-Wurtzel gebrauchen/ welche viel gelinder purgiret. Diese

HERMODACTYLI

aber sind länglicht-runde/ breyte und gleichsam zusammen gepreste Wurtzeln/ wie ein Hertz anzusehen/ außwendig röthlich-weiß/ inwendig aber gantz weiß/ eines süßlicht- und scharffichten Geschmacks/ ohne Geruch: werden auß Syrien über Smirna, und Aleppo herausser gebracht. Und ob zwar Schur[unleserliches Material]ius in seiner Material-Kammer pag. 20. vorgeben will/ daß solche auch in den Wäldern umb Nürnberg und anderstwo wachsen solle; so widerspricht ihm doch Marxius, ein anderer Nürnberger Materialist p. 102. in seiner Material-Kammer/ so gar/ daß er solches einem Unverstand zuschreibet.

§. 5.

Wovon nun die rechte und wahre Hermodactyli herrühren/ und was sie eigentlich seyen/ wird noch uff den heutigen Tag unter den Gelährten nachgeforschet. Pomet, der Frantzöische Materialist, scheuet sich nicht in seinem Buch pag. 210. allen Botanicis zu widersprechen/ und da diese einmüthig dafür halten/ daß die Hermodatteln gewisse Wurtzel seyen/ will er behaupten/ daß es vielmehr Früchte eines frembden Baums wären/ obwohlen er niemahlen erfahren können/ wie die Blumen und Blätter desselben beschaffen wären/ welches ich ihm wohl glauben will. Andere hergegen halten sie vor Wurtzeln/ welche doch wieder nicht eines Sinnes sind. Viele meinen sie kähmen von dett Zeitlosen oder Colchicis: Andere von dem Cyclamine oder Säubrodt. Gleich wie aber ein jedweder gleich auß dem Augenschein sehen kan/ daß diese beyde Meynungen nicht statt finden können: Also kommet mir D. Ammanni Meynung am glaubhaffsten vor / welcher in seinem Charact. Plantarum Nov. pag. 420. mit andern da für hält/ das die rechte Hermodactyli nichts anderst/ als die Wurtzel von einer frembden Art Schwertel-Blumen/ welche Iris tuberosa, folio anguloso, flore obscure viridi Svvertii genennet/ in Horto Oxoniensi pag. 348. beschrieben/ von Eman. Svvertio in Florilegio abgemahlet/ auch bey Anfang dieses Capitels von uns deswegen beygesetzet worden/ daß man sehen könne/ wie die Hermodactyli mitten auß der Wurtzel genommen worden/ und derowegen oben und unten abgebrochen scheinen.

§. 6.

Die besien müssen groß/ vollkommen/ dicht und schwer/ außwendig röthlicht/ inwendig weiß / noch frisch/ aber doch so viel möglich /

§. 1.

DAs Säubrodt oder RADIX CYCLAMINIS ist eine dicke/ runde und sehr fleischichte Wurtzel / außwendig schwartzlicht und inwendig weiß/ eines scharffen/ und wann sie noch frisch ist / recht beissendund brennenden Geschmacks/ aber ohne Geruch: wird in Teutschland in vornehmen Gärten der Blumen wegen gefunden; sonsten aber wächset es wild auff hohen Bergen.

§. 2.

Das Kraut wird von den Griechen und in den Apothecken

ARTHANITA

geheissen/ welches breyte und runde Blätter hat/ so unten erwas purpur-farbicht sind: Blühet im September und trägt artliche und wohlriechende/ purpur-rothe Blümlein/ deren Blättlein herumb gebogen/ und inwendig gleichsam zusammen gefüget sind/ wie alles oben auß der Figur am besten kan gesehen werden.

§. 3.

Die Wurtzel (welche davon allein gebräuchlich ist) kombt in ansehen der Kräfften mit der Hasel-Wurtz oder Radice Asari sehr überein/ welcher auch das Gewächs nicht viel ungleich sihet: wird deswegen unter die stärckeste Purgantia, gerechnet/ so gar/ daß sie innerlich mehr den Schweinen (wovon sie den Nahmen hat) als den Menschen dienlich ist; weswegen sie mehrentheils eusserlich/ die Monatliche Reinigungen/ die todte Frucht der Weiber und dergleichen zu treiben/ gebrauchet wird: zu welchem End dann auch das in den Aporhecken bekandte UNGUENTUM de ARTHANITA daraus gemacht worden/ welches auch eusserlich purgiret/ und wann es mit Aloe, Ochsen-Gall und dergleichen vermischet wird/ die Würme der kleinen Kinder (welche etwa innerlich nichts einnehmen wollen) weg treibet/ dafern es nur auff den Unter-Leib gerieben wird. Andere machen auch ein Miltz-Pflaster davon/ welches dessen Härte und andere dergleichen Scirrhos zertheilen soll/ wovon D. Ettmüller in Comment. Schroed pag. 557. zu sehen ist. Sonsten aber wird auch der Safft von dieser Wurtzel zu den Geschwären und Außfliesen der Ohren/ wie auch Verstopffung der Nasen gebrauchet; wann man aberden Safftnicht haben kan / so brauchet man an dessen Stell das Decoctum Radicis, so gar/ daß solches auch offt zu dem obbeineltem Unguent. de Arthanitâ genommen wird/ wie Simon Paulli in seinem Quadripartito Botanico pag. 527. bezeuget. Von dem zweyfachen Oehl/ welches Petraus und Doct. Hoffmann von diesem Gewächs machen/ kan obbelobter Ettmüllerus c. l. mit mehrerem gelesen werden.

§. 4.

Weilen aber/ wie oben schon gemeldet/ diese Wurtzel innerlich nicht wohl zu gebrauchen ist / so kan man sich an deren statt der Hermodattel-Wurtzel gebrauchen/ welche viel gelinder purgiret. Diese

HERMODACTYLI

aber sind länglicht-runde/ breyte und gleichsam zusammen gepreste Wurtzeln/ wie ein Hertz anzusehen/ außwendig röthlich-weiß/ inwendig aber gantz weiß/ eines süßlicht- und scharffichten Geschmacks/ ohne Geruch: werden auß Syrien über Smirna, und Aleppo herausser gebracht. Und ob zwar Schur[unleserliches Material]ius in seiner Material-Kammer pag. 20. vorgeben will/ daß solche auch in den Wäldern umb Nürnberg und anderstwo wachsen solle; so widerspricht ihm doch Marxius, ein anderer Nürnberger Materialist p. 102. in seiner Material-Kammer/ so gar/ daß er solches einem Unverstand zuschreibet.

§. 5.

Wovon nun die rechte und wahre Hermodactyli herrühren/ und was sie eigentlich seyen/ wird noch uff den heutigen Tag unter den Gelährten nachgeforschet. Pomet, der Frantzöische Materialist, scheuet sich nicht in seinem Buch pag. 210. allen Botanicis zu widersprechen/ und da diese einmüthig dafür halten/ daß die Hermodatteln gewisse Wurtzel seyen/ will er behaupten/ daß es vielmehr Früchte eines frembden Baums wären/ obwohlen er niemahlen erfahren können/ wie die Blumen und Blätter desselben beschaffen wären/ welches ich ihm wohl glauben will. Andere hergegen halten sie vor Wurtzeln/ welche doch wieder nicht eines Sinnes sind. Viele meinen sie kähmen von dett Zeitlosen oder Colchicis: Andere von dem Cyclamine oder Säubrodt. Gleich wie aber ein jedweder gleich auß dem Augenschein sehen kan/ daß diese beyde Meynungen nicht statt finden können: Also kommet mir D. Ammanni Meynung am glaubhaffsten vor / welcher in seinem Charact. Plantarum Nov. pag. 420. mit andern da für hält/ das die rechte Hermodactyli nichts anderst/ als die Wurtzel von einer frembden Art Schwertel-Blumen/ welche Iris tuberosa, folio anguloso, flore obscurè viridi Svvertii genennet/ in Hortô Oxoniensi pag. 348. beschrieben/ von Eman. Svvertio in Florilegio abgemahlet/ auch bey Anfang dieses Capitels von uns deswegen beygesetzet worden/ daß man sehen könne/ wie die Hermodactyli mitten auß der Wurtzel genommen worden/ und derowegen oben und unten abgebrochen scheinen.

§. 6.

Die besien müssen groß/ vollkommen/ dicht und schwer/ außwendig röthlicht/ inwendig weiß / noch frisch/ aber doch so viel möglich /

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        <p>aber sind länglicht-runde/ breyte und gleichsam zusammen gepreste Wurtzeln/ wie ein Hertz       anzusehen/ außwendig röthlich-weiß/ inwendig aber gantz weiß/ eines süßlicht- und       scharffichten Geschmacks/ ohne Geruch: werden auß Syrien über Smirna, und Aleppo herausser       gebracht. Und ob zwar Schur<gap reason="illegible"/>ius in seiner Material-Kammer pag. 20. vorgeben will/ daß solche       auch in den Wäldern umb Nürnberg und anderstwo wachsen solle; so widerspricht ihm doch Marxius,       ein anderer Nürnberger Materialist p. 102. in seiner Material-Kammer/ so gar/ daß er solches       einem Unverstand zuschreibet.</p>
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[161/0207] §. 1. DAs Säubrodt oder RADIX CYCLAMINIS ist eine dicke/ runde und sehr fleischichte Wurtzel / außwendig schwartzlicht und inwendig weiß/ eines scharffen/ und wann sie noch frisch ist / recht beissendund brennenden Geschmacks/ aber ohne Geruch: wird in Teutschland in vornehmen Gärten der Blumen wegen gefunden; sonsten aber wächset es wild auff hohen Bergen. §. 2. Das Kraut wird von den Griechen und in den Apothecken ARTHANITA geheissen/ welches breyte und runde Blätter hat/ so unten erwas purpur-farbicht sind: Blühet im September und trägt artliche und wohlriechende/ purpur-rothe Blümlein/ deren Blättlein herumb gebogen/ und inwendig gleichsam zusammen gefüget sind/ wie alles oben auß der Figur am besten kan gesehen werden. §. 3. Die Wurtzel (welche davon allein gebräuchlich ist) kombt in ansehen der Kräfften mit der Hasel-Wurtz oder Radice Asari sehr überein/ welcher auch das Gewächs nicht viel ungleich sihet: wird deswegen unter die stärckeste Purgantia, gerechnet/ so gar/ daß sie innerlich mehr den Schweinen (wovon sie den Nahmen hat) als den Menschen dienlich ist; weswegen sie mehrentheils eusserlich/ die Monatliche Reinigungen/ die todte Frucht der Weiber und dergleichen zu treiben/ gebrauchet wird: zu welchem End dann auch das in den Aporhecken bekandte UNGUENTUM de ARTHANITA daraus gemacht worden/ welches auch eusserlich purgiret/ und wann es mit Aloe, Ochsen-Gall und dergleichen vermischet wird/ die Würme der kleinen Kinder (welche etwa innerlich nichts einnehmen wollen) weg treibet/ dafern es nur auff den Unter-Leib gerieben wird. Andere machen auch ein Miltz-Pflaster davon/ welches dessen Härte und andere dergleichen Scirrhos zertheilen soll/ wovon D. Ettmüller in Comment. Schroed pag. 557. zu sehen ist. Sonsten aber wird auch der Safft von dieser Wurtzel zu den Geschwären und Außfliesen der Ohren/ wie auch Verstopffung der Nasen gebrauchet; wann man aberden Safftnicht haben kan / so brauchet man an dessen Stell das Decoctum Radicis, so gar/ daß solches auch offt zu dem obbeineltem Unguent. de Arthanitâ genommen wird/ wie Simon Paulli in seinem Quadripartito Botanico pag. 527. bezeuget. Von dem zweyfachen Oehl/ welches Petraus und Doct. Hoffmann von diesem Gewächs machen/ kan obbelobter Ettmüllerus c. l. mit mehrerem gelesen werden. §. 4. Weilen aber/ wie oben schon gemeldet/ diese Wurtzel innerlich nicht wohl zu gebrauchen ist / so kan man sich an deren statt der Hermodattel-Wurtzel gebrauchen/ welche viel gelinder purgiret. Diese HERMODACTYLI aber sind länglicht-runde/ breyte und gleichsam zusammen gepreste Wurtzeln/ wie ein Hertz anzusehen/ außwendig röthlich-weiß/ inwendig aber gantz weiß/ eines süßlicht- und scharffichten Geschmacks/ ohne Geruch: werden auß Syrien über Smirna, und Aleppo herausser gebracht. Und ob zwar Schur_ ius in seiner Material-Kammer pag. 20. vorgeben will/ daß solche auch in den Wäldern umb Nürnberg und anderstwo wachsen solle; so widerspricht ihm doch Marxius, ein anderer Nürnberger Materialist p. 102. in seiner Material-Kammer/ so gar/ daß er solches einem Unverstand zuschreibet. §. 5. Wovon nun die rechte und wahre Hermodactyli herrühren/ und was sie eigentlich seyen/ wird noch uff den heutigen Tag unter den Gelährten nachgeforschet. Pomet, der Frantzöische Materialist, scheuet sich nicht in seinem Buch pag. 210. allen Botanicis zu widersprechen/ und da diese einmüthig dafür halten/ daß die Hermodatteln gewisse Wurtzel seyen/ will er behaupten/ daß es vielmehr Früchte eines frembden Baums wären/ obwohlen er niemahlen erfahren können/ wie die Blumen und Blätter desselben beschaffen wären/ welches ich ihm wohl glauben will. Andere hergegen halten sie vor Wurtzeln/ welche doch wieder nicht eines Sinnes sind. Viele meinen sie kähmen von dett Zeitlosen oder Colchicis: Andere von dem Cyclamine oder Säubrodt. Gleich wie aber ein jedweder gleich auß dem Augenschein sehen kan/ daß diese beyde Meynungen nicht statt finden können: Also kommet mir D. Ammanni Meynung am glaubhaffsten vor / welcher in seinem Charact. Plantarum Nov. pag. 420. mit andern da für hält/ das die rechte Hermodactyli nichts anderst/ als die Wurtzel von einer frembden Art Schwertel-Blumen/ welche Iris tuberosa, folio anguloso, flore obscurè viridi Svvertii genennet/ in Hortô Oxoniensi pag. 348. beschrieben/ von Eman. Svvertio in Florilegio abgemahlet/ auch bey Anfang dieses Capitels von uns deswegen beygesetzet worden/ daß man sehen könne/ wie die Hermodactyli mitten auß der Wurtzel genommen worden/ und derowegen oben und unten abgebrochen scheinen. §. 6. Die besien müssen groß/ vollkommen/ dicht und schwer/ außwendig röthlicht/ inwendig weiß / noch frisch/ aber doch so viel möglich /

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/207>, abgerufen am 26.04.2024.