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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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seht kleinen Saamen auff folgende Art gezogen: Der Saame wird umb Peters-Tag gegen den Frühling ein paar Tag in Bier eingeweicht/ in einen Hafen voll guter/ schwartzer und fetter Erden gemischet und so lang in eine warme Stube gestellte/ biß der Saame auffzublatzen beginnet. Hierauf wird er alsdann mit solcher Erden auff eine wohl zugerichtete Mist-Kutsche gesäet / welche mehr auß Pferds-Dung/ als Kühemist bestehen soll/ damit es besser treibe und die Pflantzen desto eher auffgehen und groß wachsen möchten; zu welchem End einige auch noch Hühner und Taubenmist darüber schütten und fleissig begiesen. Sobald nun die Pfläntzlein sich zeigen / müssen sie fleissig gegäten oder von dem Unkraut befreyet werden/ damit sie darunter nicht ersticken. Wann sie aber groß gnug seyn/ werden sie in ein wohl-gebautes und wohl-gedungtes Land also gesetzet/ daß jede einen Werckschuh von der andern entfernet stehe und also denen Blätter gnugsamer Platz zum Wachsthumb gelassen werde; welches doch bey nassem Regen-Wetter geschehen soll/ damit die Pfläntzlein so gleich begleiben und nicht so offt begossen werden müssen/ dann sonsten verdorren sie/ indem sie so jung gantz keine Hitze vertragen können/ so gar/ daß man sie bey gar dürrem Wetter anfänglich mit grosser Müh offters mit Mooß zudecken muß. Wann nun selbige etwas grösser worden/ so wird auff beyden Seiten mit kleinen und breiten Häcklein die Erde umb sie herumb gehäuffet/ welches man hier zu Land das Räuschen nennet: worauff sie augenscheinlich besser in die Höhe treiben und täglich ein merckliches zunehmen. Damit aber die Blätter desto breiter und länger werden möchten/ so muß man die kleine und schmahle Neben-Schößlein/ welche man den Geitz heisset/ fleissig abreissen/ und wie man redet geitzen/ auch wann das Kraut oben schosset und blühen will/ solche Stengel außbrechen und nur etliche Stengel zum Saamen stehen lassen/ welcher wohl in Acht zu nehmen ist/ indem er wegen einbrechenden Frostes nicht alle Jahr gerächet/ und alsdann manchmahl umb das Geld nicht zu haben ist. Wann nun die Blätter fein dick und ledericht sind/ einen starcken Geruch von sich geben/ an den Spitzen gelb werden/ und also zur Zeitigung kommen/ so werden sie biß auff die unterste Sand-Blätter (welche a part gesamlet und vor halb Gut verkauffet werden) abgebrochen und nach Hauß getragen/ und nachdem sie einige Tage an den Betten außgeschwitzet / fein gelb und zähe geworden/ so werden sie in gutes und starckes Bind-Garn mit den Tabacs-Nadeln eingeschnüret/ und so lang an die Dächer (wo er offt mit Besemen gekehret wird / damit es kein Brand-Gut gebe) angehänget/ biß er recht dürr worden. Worauff er bey feuchtem Wetter/ vor dem Mertz/ wieder abgenommen und auff grosse Hauffen geschlagen wird. Auff welche Weiß auch mit dem Geitz/ so hernach wächst/ verfahren wild.

§. 3.

Dieser also gesamlet- und gedörrete Tabac nun wird entweder also rohe und ungemacht Centner weiß an die Frembden verkauffet und von hier nach Brenen/ Hamburg und gar in Holland verführet / so daß man hier vor den centner 3. 4. 5. 6. biß zehen Thaler/ nachdem es schöne grosse / gelb-braune und zähe Blätter (welche man Spinn-Gut nennet) oder nur gemeine/ grünlichte und keine Blätter sind/ bezahlet: Oder wird zu runden und platten Stangen (welche öffters hier zu Land mit Eisen-Wasser/ anderswo aber mit Syrup schwartz gefärbet werden) gebunden und gepresset/ welche dem gemeinen Mann gantz oder zu Stücken geschnitten von den Vorhäcker verkauffet werden: Oder wird in den Tabacs-Stuben (welche auch hier zu Land zu Franckfurt von den Hn. Flammerdingen/ und zu Hanau von Herr Grayen und andern unterhalten werden) zu Rollen gesponnen/ und was etwa abfället und zerrieben worden/ zum Brieff-Tabac gemacht: welches letztere gemeiniglich in absonderen Gemächern/ welche sie die heimliche Arbeit nennen / geschiehet/ damit niemand die Heimlichkeit ersehe und lernen könne; Und hat man sich wohl höchstens über die Einfalt der Teutschen Tabacs-Brüder zu verwundern/ daß da diese Rollen und Tabacs-Brieffger in grossen Fässern und Einschlägen von Hanau zuvor in Holland gesendet werden / eben diese nachmalen wider von den Holländern theurer gekauft und mit grossen Kosten und schwerem Fracht herauff auß Holland verschrieben und vor einen besondern/ rarern und bessern Tabac getruncken werden. Sind das nicht Albertäten! Was mögen wohl die Holländer von dieser Teutschen Einfalt hallen?

§. 4.

Uber diesen findet man auch bey denen Materialisten den Ost- und West-Indischen Tabac: davon jener/ als der Japponische/ der beste und lieblichste/ aber auch der rareste ist/ weilen Er wegen Weite des Wegs/ und weilen sie drey Tage unter der Sonnen fahren müssen/ verderbensoll / wie Vielheur solches in Beschreibung frembder Materialien pag. 133. zeiget. Unter dem West-Indischen ist der Virginische/ so dick und trucken/ der beste: Diesem nach der Presill-Tabac, welcher schwartz und Fingers dick ist/ wie Pomet. in seiner Material-Rammer p. 157. lehret; ohne welchen der Canaster-Tabac/ (wie ihn Marx. in seiner Material-Rammer pag. 136. nenet) wie auch

seht kleinen Saamen auff folgende Art gezogen: Der Saame wird umb Peters-Tag gegen den Frühling ein paar Tag in Bier eingeweicht/ in einen Hafen voll guter/ schwartzer und fetter Erden gemischet und so lang in eine warme Stube gestellte/ biß der Saame auffzublatzen beginnet. Hierauf wird er alsdann mit solcher Erden auff eine wohl zugerichtete Mist-Kutsche gesäet / welche mehr auß Pferds-Dung/ als Kühemist bestehen soll/ damit es besser treibe und die Pflantzen desto eher auffgehen und groß wachsen möchten; zu welchem End einige auch noch Hühner und Taubenmist darüber schütten und fleissig begiesen. Sobald nun die Pfläntzlein sich zeigen / müssen sie fleissig gegäten oder von dem Unkraut befreyet werden/ damit sie darunter nicht ersticken. Wann sie aber groß gnug seyn/ werden sie in ein wohl-gebautes und wohl-gedungtes Land also gesetzet/ daß jede einen Werckschuh von der andern entfernet stehe und also denen Blätter gnugsamer Platz zum Wachsthumb gelassen werde; welches doch bey nassem Regen-Wetter geschehen soll/ damit die Pfläntzlein so gleich begleiben und nicht so offt begossen werden müssen/ dann sonsten verdorren sie/ indem sie so jung gantz keine Hitze vertragen können/ so gar/ daß man sie bey gar dürrem Wetter anfänglich mit grosser Müh offters mit Mooß zudecken muß. Wann nun selbige etwas grösser worden/ so wird auff beyden Seiten mit kleinen und breiten Häcklein die Erde umb sie herumb gehäuffet/ welches man hier zu Land das Räuschen nennet: worauff sie augenscheinlich besser in die Höhe treiben und täglich ein merckliches zunehmen. Damit aber die Blätter desto breiter und länger werden möchten/ so muß man die kleine und schmahle Neben-Schößlein/ welche man den Geitz heisset/ fleissig abreissen/ und wie man redet geitzen/ auch wann das Kraut oben schosset und blühen will/ solche Stengel außbrechen und nur etliche Stengel zum Saamen stehen lassen/ welcher wohl in Acht zu nehmen ist/ indem er wegen einbrechenden Frostes nicht alle Jahr gerächet/ und alsdann manchmahl umb das Geld nicht zu haben ist. Wann nun die Blätter fein dick und ledericht sind/ einen starcken Geruch von sich geben/ an den Spitzen gelb werden/ und also zur Zeitigung kommen/ so werden sie biß auff die unterste Sand-Blätter (welche à part gesamlet und vor halb Gut verkauffet werden) abgebrochen und nach Hauß getragen/ und nachdem sie einige Tage an den Betten außgeschwitzet / fein gelb und zähe geworden/ so werden sie in gutes und starckes Bind-Garn mit den Tabacs-Nadeln eingeschnüret/ und so lang an die Dächer (wo er offt mit Besemen gekehret wird / damit es kein Brand-Gut gebe) angehänget/ biß er recht dürr worden. Worauff er bey feuchtem Wetter/ vor dem Mertz/ wieder abgenommen und auff grosse Hauffen geschlagen wird. Auff welche Weiß auch mit dem Geitz/ so hernach wächst/ verfahren wild.

§. 3.

Dieser also gesamlet- und gedörrete Tabac nun wird entweder also rohe und ungemacht Centner weiß an die Frembden verkauffet und von hier nach Brenen/ Hamburg und gar in Holland verführet / so daß man hier vor den centner 3. 4. 5. 6. biß zehen Thaler/ nachdem es schöne grosse / gelb-braune und zähe Blätter (welche man Spinn-Gut nennet) oder nur gemeine/ grünlichte und keine Blätter sind/ bezahlet: Oder wird zu runden und platten Stangen (welche öffters hier zu Land mit Eisen-Wasser/ anderswo aber mit Syrup schwartz gefärbet werden) gebunden und gepresset/ welche dem gemeinen Mann gantz oder zu Stücken geschnitten von den Vorhäcker verkauffet werden: Oder wird in den Tabacs-Stuben (welche auch hier zu Land zu Franckfurt von den Hn. Flammerdingen/ und zu Hanau von Herr Grayen und andern unterhalten werden) zu Rollen gesponnen/ und was etwa abfället und zerrieben worden/ zum Brieff-Tabac gemacht: welches letztere gemeiniglich in absonderen Gemächern/ welche sie die heimliche Arbeit nennen / geschiehet/ damit niemand die Heimlichkeit ersehe und lernen könne; Und hat man sich wohl höchstens über die Einfalt der Teutschen Tabacs-Brüder zu verwundern/ daß da diese Rollen und Tabacs-Brieffger in grossen Fässern und Einschlägen von Hanau zuvor in Holland gesendet werden / eben diese nachmalen wider von den Holländern theurer gekauft und mit grossen Kosten und schwerem Fracht herauff auß Holland verschrieben und vor einen besondern/ rarern und bessern Tabac getruncken werden. Sind das nicht Albertäten! Was mögen wohl die Holländer von dieser Teutschen Einfalt hallen?

§. 4.

Uber diesen findet man auch bey denen Materialisten den Ost- und West-Indischen Tabac: davon jener/ als der Japponische/ der beste und lieblichste/ aber auch der rareste ist/ weilen Er wegen Weite des Wegs/ und weilen sie drey Tage unter der Sonnen fahren müssen/ verderbensoll / wie Vielheur solches in Beschreibung frembder Materialien pag. 133. zeiget. Unter dem West-Indischen ist der Virginische/ so dick und trucken/ der beste: Diesem nach der Presill-Tabac, welcher schwartz und Fingers dick ist/ wie Pomet. in seiner Material-Rammer p. 157. lehret; ohne welchen der Canaster-Tabac/ (wie ihn Marx. in seiner Material-Rammer pag. 136. nenet) wie auch

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[220/0266] seht kleinen Saamen auff folgende Art gezogen: Der Saame wird umb Peters-Tag gegen den Frühling ein paar Tag in Bier eingeweicht/ in einen Hafen voll guter/ schwartzer und fetter Erden gemischet und so lang in eine warme Stube gestellte/ biß der Saame auffzublatzen beginnet. Hierauf wird er alsdann mit solcher Erden auff eine wohl zugerichtete Mist-Kutsche gesäet / welche mehr auß Pferds-Dung/ als Kühemist bestehen soll/ damit es besser treibe und die Pflantzen desto eher auffgehen und groß wachsen möchten; zu welchem End einige auch noch Hühner und Taubenmist darüber schütten und fleissig begiesen. Sobald nun die Pfläntzlein sich zeigen / müssen sie fleissig gegäten oder von dem Unkraut befreyet werden/ damit sie darunter nicht ersticken. Wann sie aber groß gnug seyn/ werden sie in ein wohl-gebautes und wohl-gedungtes Land also gesetzet/ daß jede einen Werckschuh von der andern entfernet stehe und also denen Blätter gnugsamer Platz zum Wachsthumb gelassen werde; welches doch bey nassem Regen-Wetter geschehen soll/ damit die Pfläntzlein so gleich begleiben und nicht so offt begossen werden müssen/ dann sonsten verdorren sie/ indem sie so jung gantz keine Hitze vertragen können/ so gar/ daß man sie bey gar dürrem Wetter anfänglich mit grosser Müh offters mit Mooß zudecken muß. Wann nun selbige etwas grösser worden/ so wird auff beyden Seiten mit kleinen und breiten Häcklein die Erde umb sie herumb gehäuffet/ welches man hier zu Land das Räuschen nennet: worauff sie augenscheinlich besser in die Höhe treiben und täglich ein merckliches zunehmen. Damit aber die Blätter desto breiter und länger werden möchten/ so muß man die kleine und schmahle Neben-Schößlein/ welche man den Geitz heisset/ fleissig abreissen/ und wie man redet geitzen/ auch wann das Kraut oben schosset und blühen will/ solche Stengel außbrechen und nur etliche Stengel zum Saamen stehen lassen/ welcher wohl in Acht zu nehmen ist/ indem er wegen einbrechenden Frostes nicht alle Jahr gerächet/ und alsdann manchmahl umb das Geld nicht zu haben ist. Wann nun die Blätter fein dick und ledericht sind/ einen starcken Geruch von sich geben/ an den Spitzen gelb werden/ und also zur Zeitigung kommen/ so werden sie biß auff die unterste Sand-Blätter (welche à part gesamlet und vor halb Gut verkauffet werden) abgebrochen und nach Hauß getragen/ und nachdem sie einige Tage an den Betten außgeschwitzet / fein gelb und zähe geworden/ so werden sie in gutes und starckes Bind-Garn mit den Tabacs-Nadeln eingeschnüret/ und so lang an die Dächer (wo er offt mit Besemen gekehret wird / damit es kein Brand-Gut gebe) angehänget/ biß er recht dürr worden. Worauff er bey feuchtem Wetter/ vor dem Mertz/ wieder abgenommen und auff grosse Hauffen geschlagen wird. Auff welche Weiß auch mit dem Geitz/ so hernach wächst/ verfahren wild. §. 3. Dieser also gesamlet- und gedörrete Tabac nun wird entweder also rohe und ungemacht Centner weiß an die Frembden verkauffet und von hier nach Brenen/ Hamburg und gar in Holland verführet / so daß man hier vor den centner 3. 4. 5. 6. biß zehen Thaler/ nachdem es schöne grosse / gelb-braune und zähe Blätter (welche man Spinn-Gut nennet) oder nur gemeine/ grünlichte und keine Blätter sind/ bezahlet: Oder wird zu runden und platten Stangen (welche öffters hier zu Land mit Eisen-Wasser/ anderswo aber mit Syrup schwartz gefärbet werden) gebunden und gepresset/ welche dem gemeinen Mann gantz oder zu Stücken geschnitten von den Vorhäcker verkauffet werden: Oder wird in den Tabacs-Stuben (welche auch hier zu Land zu Franckfurt von den Hn. Flammerdingen/ und zu Hanau von Herr Grayen und andern unterhalten werden) zu Rollen gesponnen/ und was etwa abfället und zerrieben worden/ zum Brieff-Tabac gemacht: welches letztere gemeiniglich in absonderen Gemächern/ welche sie die heimliche Arbeit nennen / geschiehet/ damit niemand die Heimlichkeit ersehe und lernen könne; Und hat man sich wohl höchstens über die Einfalt der Teutschen Tabacs-Brüder zu verwundern/ daß da diese Rollen und Tabacs-Brieffger in grossen Fässern und Einschlägen von Hanau zuvor in Holland gesendet werden / eben diese nachmalen wider von den Holländern theurer gekauft und mit grossen Kosten und schwerem Fracht herauff auß Holland verschrieben und vor einen besondern/ rarern und bessern Tabac getruncken werden. Sind das nicht Albertäten! Was mögen wohl die Holländer von dieser Teutschen Einfalt hallen? §. 4. Uber diesen findet man auch bey denen Materialisten den Ost- und West-Indischen Tabac: davon jener/ als der Japponische/ der beste und lieblichste/ aber auch der rareste ist/ weilen Er wegen Weite des Wegs/ und weilen sie drey Tage unter der Sonnen fahren müssen/ verderbensoll / wie Vielheur solches in Beschreibung frembder Materialien pag. 133. zeiget. Unter dem West-Indischen ist der Virginische/ so dick und trucken/ der beste: Diesem nach der Presill-Tabac, welcher schwartz und Fingers dick ist/ wie Pomet. in seiner Material-Rammer p. 157. lehret; ohne welchen der Canaster-Tabac/ (wie ihn Marx. in seiner Material-Rammer pag. 136. nenet) wie auch

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/266>, abgerufen am 26.04.2024.