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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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oder den Melis-Zucker/ so auß der Insul Maltha kommen soll/ welcher offters an der Härte dem Canarien-Zucker sehr nahe komt/ obwohln er grauer und nicht so weiß ist und derowegen auch von Tabernaemontano in 1. Buch der Kräutern pag. 600. diesem gleich nachgesetzt und dem Refinat vorgezogen wird. Dieser wird gemeiniglich in Essen-Speissen gebrauchet und ist auch ein guter Melis in den Apothecken nicht zu verwerffen/ dann man auch verschiedene Sorten davon findet. Was

IV. SACCHARUM THOMAEUM

oder den Thomas-Zucker anlanget/ so zweiffle auch/ ob derselbe alle auß der Insul Thomä gebracht werde/ wie insgemein davor gehalten wird/ indem Pomet an obberührten Ort pag. 97. meldet/ daß dieser Zucker auß dem Syrup der grossen Zucker-Hüte gemacht werde/ und also eine Art der Cassonade sey: Ist gemeiniglich roth/ und wird auch deßwegen Saccharum rubrum oder der rothe Zucker genennet. Der beste ist/ welcher fein trucken/ und nicht nach Brand schmäcket: Wird nur eusserlich in den Clystiren gebraucht. Daß aber einige Apothecker denselben auch zu den Medicinalischen Syrupen gebrauchen und vermeinen es seye diejenige Materie, worauß all der Zucker gemacht und gebracht werde/ ist ein sehr grober Irzthumb.

§. II.

Alle diese Zucker haben innerlich genutzet eine besänfftigende Krafft/ die böse und scharffe saltzichte Feuchtigkeiten/ so die Gurgel und die Lungen anfeinden und wund machen/ zu besänfftigen/ und kommen derowegen in allen Brust-Kranckheiten hauptsächlich gut; wiewohlen auch in andern Magen- und Gedärm-Verwundungen/ in dem Nieren- und Blaßenstein und dergleichen der Zucker und was davon gemacht/ auch gut thut; weiln aber doch in dem Zucker eine scharffe Saüre stecket/ welche so gar die Zähne schwartz frisset/ so muß man auch das Zucker. Werck nicht so sehr brauchen/ besthe hiervon Ettmüllerum in Com. Schroed. ad h. l. Euserlich heilet der Zucker alle Wunden und Löcher und ist zu den Augen/ rinnenden Ohren und der gleichen ein gut Mittel/ vid. cit. loc.

§. 12.

Dieweilen aber aller Hut-Zucker noch sehr schleimet/ so hat man denselben noch zu grösserer Reinigkeit bringen und den

CANDIRTEN-Zucker

oder SACCHARUM CANDUM darauß machen wollen/ dessen man zweyerley/ nemblich den Weisen und Braunen/ in den Material-Kammern und Apothecken findet.

Der Weise

oder

SACCHARUM CANDUM ALBUM

wird von dem besten Maderi- oder Canarien-Zucker gemacht/ welcher geschwind mit Wasser über dem Feuer zerlassen und syrupisiret/ alsdann in ein/ mit vielen zwerch Höltzlein belegtes Gefäß geschüttet und 15. biß 20. Tag in eine warme Stube/ wohl zugedeckt/ gesetzt wird/ in welcher Zeit der Zucker sich anhängt und sich schön candisiret: der übrige Safft wird weiter gekocht und wie zuvor übergeschüttet/ wie solches Tabernaemontanus Lib. 1. pag. 604. schön beschrieben und kan man in Teutschland/ wo schöner Wasser ist/ diesen Zucker viel klarer machen/ als anderswo; weswegen auch der Holländische immer theurer ist/ wie der Frantzöische / wie Pomet selbsten gestehet/ dann seine Güte darin bestehet/ daß er schön weiß und durchscheinend seye. Von dem letzten/ welcher zu offt und zu viel gekocht wird/ entstehet

der rothe Cannel-Zucker

oder

SACCHARUM CANDUM RUBRUM,

welcher doch auff eben solche Manier auch auß dem rothen Zucker oder Saccharo Thomaeo gemacht wird: Dienen beyde zu obigen Kranckheiten.

§. 13.

Weilen unterdessen der Cannel-Zucker vor die kleine Kinder gar zu hart ist/ so macht man vor dieselbige einen sehr gelinden Zucker/ welcher

PENID-Zucker

oder SACCHARUM PENIDIUM genennet wird. Solcher lässet sich von gemeinem Hut-Zucker oder auch gar Cassaun-Zucker machen/ welcher mit Brunen-Wasser überm Feur durch Eyerweiß clarificitet und so lang/ biß er zerbrichlich und nicht an den Zähnen hangen bleibt/ gekochet / nachgehends auff einem mit Mandel-Oehl angemachtem Marmor zu einem Taig gewältzet/ an einen Hacken geworffen/ und mit Stärck-Mehl zu langen Seylern gewunden wird/ wie es Tabernaemontanus an obigen Ort auch schön beschreibet: Wird den kleinen Kindern/ wann sie husten und keichen gegeben. Der Gersten-Zucker wird nicht viel anders gemacht.

§. 14.

Sonsten machen die Zucker-Becker noch allerhand CONFECT auß dem Zucker/ welcher entweder glatt oder krauß ist: werden beyde im Conficir-Kessel/ welcher über einem Wind-Ofen hanget / also gemacht: Man thut Fenchel/ Aniß/ Cubeben/ Mandeln/ zerschnittene Citronen-Schalen / Nägelein sc. in den Kessel/ schüttet syrupisirren Zucker darüber/ stosset den Kessel hin und her/ biß sich der Zucker angehenckt hat; solches wird offt wiederhohlet/ nach dem man es dick oder dünn überzogen haben will. Bißweilen thut

oder den Melis-Zucker/ so auß der Insul Maltha kommen soll/ welcher offters an der Härte dem Canarien-Zucker sehr nahe komt/ obwohln er grauer und nicht so weiß ist und derowegen auch von Tabernaemontano in 1. Buch der Kräutern pag. 600. diesem gleich nachgesetzt und dem Refinat vorgezogen wird. Dieser wird gemeiniglich in Essen-Speissen gebrauchet und ist auch ein guter Melis in den Apothecken nicht zu verwerffen/ dann man auch verschiedene Sorten davon findet. Was

IV. SACCHARUM THOMAEUM

oder den Thomas-Zucker anlanget/ so zweiffle auch/ ob derselbe alle auß der Insul Thomä gebracht werde/ wie insgemein davor gehalten wird/ indem Pomet an obberührten Ort pag. 97. meldet/ daß dieser Zucker auß dem Syrup der grossen Zucker-Hüte gemacht werde/ und also eine Art der Cassonade sey: Ist gemeiniglich roth/ und wird auch deßwegen Saccharum rubrum oder der rothe Zucker genennet. Der beste ist/ welcher fein trucken/ und nicht nach Brand schmäcket: Wird nur eusserlich in den Clystiren gebraucht. Daß aber einige Apothecker denselben auch zu den Medicinalischen Syrupen gebrauchen und vermeinen es seye diejenige Materie, worauß all der Zucker gemacht und gebracht werde/ ist ein sehr grober Irzthumb.

§. II.

Alle diese Zucker haben innerlich genutzet eine besänfftigende Krafft/ die böse und scharffe saltzichte Feuchtigkeiten/ so die Gurgel und die Lungen anfeinden und wund machen/ zu besänfftigen/ und kommen derowegen in allen Brust-Kranckheiten hauptsächlich gut; wiewohlen auch in andern Magen- und Gedärm-Verwundungen/ in dem Nieren- und Blaßenstein und dergleichen der Zucker und was davon gemacht/ auch gut thut; weiln aber doch in dem Zucker eine scharffe Saüre stecket/ welche so gar die Zähne schwartz frisset/ so muß man auch das Zucker. Werck nicht so sehr brauchen/ besthe hiervon Ettmüllerum in Com. Schroed. ad h. l. Euserlich heilet der Zucker alle Wunden und Löcher und ist zu den Augen/ rinnenden Ohren und der gleichen ein gut Mittel/ vid. cit. loc.

§. 12.

Dieweilen aber aller Hut-Zucker noch sehr schleimet/ so hat man denselben noch zu grösserer Reinigkeit bringen und den

CANDIRTEN-Zucker

oder SACCHARUM CANDUM darauß machen wollen/ dessen man zweyerley/ nemblich den Weisen und Braunen/ in den Material-Kammern und Apothecken findet.

Der Weise

oder

SACCHARUM CANDUM ALBUM

wird von dem besten Maderi- oder Canarien-Zucker gemacht/ welcher geschwind mit Wasser über dem Feuer zerlassen und syrupisiret/ alsdann in ein/ mit vielen zwerch Höltzlein belegtes Gefäß geschüttet und 15. biß 20. Tag in eine warme Stube/ wohl zugedeckt/ gesetzt wird/ in welcher Zeit der Zucker sich anhängt und sich schön candisiret: der übrige Safft wird weiter gekocht und wie zuvor übergeschüttet/ wie solches Tabernaemontanus Lib. 1. pag. 604. schön beschrieben und kan man in Teutschland/ wo schöner Wasser ist/ diesen Zucker viel klarer machen/ als anderswo; weswegen auch der Holländische immer theurer ist/ wie der Frantzöische / wie Pomet selbsten gestehet/ dann seine Güte darin bestehet/ daß er schön weiß und durchscheinend seye. Von dem letzten/ welcher zu offt und zu viel gekocht wird/ entstehet

der rothe Cannel-Zucker

oder

SACCHARUM CANDUM RUBRUM,

welcher doch auff eben solche Manier auch auß dem rothen Zucker oder Saccharo Thomaeo gemacht wird: Dienen beyde zu obigen Kranckheiten.

§. 13.

Weilen unterdessen der Cannel-Zucker vor die kleine Kinder gar zu hart ist/ so macht man vor dieselbige einen sehr gelinden Zucker/ welcher

PENID-Zucker

oder SACCHARUM PENIDIUM genennet wird. Solcher lässet sich von gemeinem Hut-Zucker oder auch gar Cassaun-Zucker machen/ welcher mit Brunen-Wasser überm Feur durch Eyerweiß clarificitet und so lang/ biß er zerbrichlich und nicht an den Zähnen hangen bleibt/ gekochet / nachgehends auff einem mit Mandel-Oehl angemachtem Marmor zu einem Taig gewältzet/ an einen Hacken geworffen/ und mit Stärck-Mehl zu langen Seylern gewunden wird/ wie es Tabernaemontanus an obigen Ort auch schön beschreibet: Wird den kleinen Kindern/ wann sie husten und keichen gegeben. Der Gersten-Zucker wird nicht viel anders gemacht.

§. 14.

Sonsten machen die Zucker-Becker noch allerhand CONFECT auß dem Zucker/ welcher entweder glatt oder krauß ist: werden beyde im Conficir-Kessel/ welcher über einem Wind-Ofen hanget / also gemacht: Man thut Fenchel/ Aniß/ Cubeben/ Mandeln/ zerschnittene Citronen-Schalen / Nägelein sc. in den Kessel/ schüttet syrupisirren Zucker darüber/ stosset den Kessel hin und her/ biß sich der Zucker angehenckt hat; solches wird offt wiederhohlet/ nach dem man es dick oder dünn überzogen haben will. Bißweilen thut

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        <p>oder den Melis-Zucker/ so auß der Insul Maltha kommen soll/ welcher offters an der Härte       dem Canarien-Zucker sehr nahe komt/ obwohln er grauer und nicht so weiß ist und derowegen auch       von Tabernaemontano in 1. Buch der Kräutern pag. 600. diesem gleich nachgesetzt und dem Refinat       vorgezogen wird. Dieser wird gemeiniglich in Essen-Speissen gebrauchet und ist auch ein guter       Melis in den Apothecken nicht zu verwerffen/ dann man auch verschiedene Sorten davon findet.       Was</p>
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        <p>oder den Thomas-Zucker anlanget/ so zweiffle auch/ ob derselbe alle auß der Insul Thomä       gebracht werde/ wie insgemein davor gehalten wird/ indem Pomet an obberührten Ort pag. 97.       meldet/ daß dieser Zucker auß dem Syrup der grossen Zucker-Hüte gemacht werde/ und also eine       Art der Cassonade sey: Ist gemeiniglich roth/ und wird auch deßwegen Saccharum rubrum oder der       rothe Zucker genennet. Der beste ist/ welcher fein trucken/ und nicht nach Brand schmäcket:       Wird nur eusserlich in den Clystiren gebraucht. Daß aber einige Apothecker denselben auch zu       den Medicinalischen Syrupen gebrauchen und vermeinen es seye diejenige Materie, worauß all der       Zucker gemacht und gebracht werde/ ist ein sehr grober Irzthumb.</p>
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        <p>oder SACCHARUM PENIDIUM genennet wird. Solcher lässet sich von gemeinem Hut-Zucker oder auch       gar Cassaun-Zucker machen/ welcher mit Brunen-Wasser überm Feur durch Eyerweiß clarificitet       und so lang/ biß er zerbrichlich und nicht an den Zähnen hangen bleibt/ gekochet /       nachgehends auff einem mit Mandel-Oehl angemachtem Marmor zu einem Taig gewältzet/ an einen       Hacken geworffen/ und mit Stärck-Mehl zu langen Seylern gewunden wird/ wie es       Tabernaemontanus an obigen Ort auch schön beschreibet: Wird den kleinen Kindern/ wann sie       husten und keichen gegeben. Der Gersten-Zucker wird nicht viel anders gemacht.</p>
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[244/0290] oder den Melis-Zucker/ so auß der Insul Maltha kommen soll/ welcher offters an der Härte dem Canarien-Zucker sehr nahe komt/ obwohln er grauer und nicht so weiß ist und derowegen auch von Tabernaemontano in 1. Buch der Kräutern pag. 600. diesem gleich nachgesetzt und dem Refinat vorgezogen wird. Dieser wird gemeiniglich in Essen-Speissen gebrauchet und ist auch ein guter Melis in den Apothecken nicht zu verwerffen/ dann man auch verschiedene Sorten davon findet. Was IV. SACCHARUM THOMAEUM oder den Thomas-Zucker anlanget/ so zweiffle auch/ ob derselbe alle auß der Insul Thomä gebracht werde/ wie insgemein davor gehalten wird/ indem Pomet an obberührten Ort pag. 97. meldet/ daß dieser Zucker auß dem Syrup der grossen Zucker-Hüte gemacht werde/ und also eine Art der Cassonade sey: Ist gemeiniglich roth/ und wird auch deßwegen Saccharum rubrum oder der rothe Zucker genennet. Der beste ist/ welcher fein trucken/ und nicht nach Brand schmäcket: Wird nur eusserlich in den Clystiren gebraucht. Daß aber einige Apothecker denselben auch zu den Medicinalischen Syrupen gebrauchen und vermeinen es seye diejenige Materie, worauß all der Zucker gemacht und gebracht werde/ ist ein sehr grober Irzthumb. §. II. Alle diese Zucker haben innerlich genutzet eine besänfftigende Krafft/ die böse und scharffe saltzichte Feuchtigkeiten/ so die Gurgel und die Lungen anfeinden und wund machen/ zu besänfftigen/ und kommen derowegen in allen Brust-Kranckheiten hauptsächlich gut; wiewohlen auch in andern Magen- und Gedärm-Verwundungen/ in dem Nieren- und Blaßenstein und dergleichen der Zucker und was davon gemacht/ auch gut thut; weiln aber doch in dem Zucker eine scharffe Saüre stecket/ welche so gar die Zähne schwartz frisset/ so muß man auch das Zucker. Werck nicht so sehr brauchen/ besthe hiervon Ettmüllerum in Com. Schroed. ad h. l. Euserlich heilet der Zucker alle Wunden und Löcher und ist zu den Augen/ rinnenden Ohren und der gleichen ein gut Mittel/ vid. cit. loc. §. 12. Dieweilen aber aller Hut-Zucker noch sehr schleimet/ so hat man denselben noch zu grösserer Reinigkeit bringen und den CANDIRTEN-Zucker oder SACCHARUM CANDUM darauß machen wollen/ dessen man zweyerley/ nemblich den Weisen und Braunen/ in den Material-Kammern und Apothecken findet. Der Weise oder SACCHARUM CANDUM ALBUM wird von dem besten Maderi- oder Canarien-Zucker gemacht/ welcher geschwind mit Wasser über dem Feuer zerlassen und syrupisiret/ alsdann in ein/ mit vielen zwerch Höltzlein belegtes Gefäß geschüttet und 15. biß 20. Tag in eine warme Stube/ wohl zugedeckt/ gesetzt wird/ in welcher Zeit der Zucker sich anhängt und sich schön candisiret: der übrige Safft wird weiter gekocht und wie zuvor übergeschüttet/ wie solches Tabernaemontanus Lib. 1. pag. 604. schön beschrieben und kan man in Teutschland/ wo schöner Wasser ist/ diesen Zucker viel klarer machen/ als anderswo; weswegen auch der Holländische immer theurer ist/ wie der Frantzöische / wie Pomet selbsten gestehet/ dann seine Güte darin bestehet/ daß er schön weiß und durchscheinend seye. Von dem letzten/ welcher zu offt und zu viel gekocht wird/ entstehet der rothe Cannel-Zucker oder SACCHARUM CANDUM RUBRUM, welcher doch auff eben solche Manier auch auß dem rothen Zucker oder Saccharo Thomaeo gemacht wird: Dienen beyde zu obigen Kranckheiten. §. 13. Weilen unterdessen der Cannel-Zucker vor die kleine Kinder gar zu hart ist/ so macht man vor dieselbige einen sehr gelinden Zucker/ welcher PENID-Zucker oder SACCHARUM PENIDIUM genennet wird. Solcher lässet sich von gemeinem Hut-Zucker oder auch gar Cassaun-Zucker machen/ welcher mit Brunen-Wasser überm Feur durch Eyerweiß clarificitet und so lang/ biß er zerbrichlich und nicht an den Zähnen hangen bleibt/ gekochet / nachgehends auff einem mit Mandel-Oehl angemachtem Marmor zu einem Taig gewältzet/ an einen Hacken geworffen/ und mit Stärck-Mehl zu langen Seylern gewunden wird/ wie es Tabernaemontanus an obigen Ort auch schön beschreibet: Wird den kleinen Kindern/ wann sie husten und keichen gegeben. Der Gersten-Zucker wird nicht viel anders gemacht. §. 14. Sonsten machen die Zucker-Becker noch allerhand CONFECT auß dem Zucker/ welcher entweder glatt oder krauß ist: werden beyde im Conficir-Kessel/ welcher über einem Wind-Ofen hanget / also gemacht: Man thut Fenchel/ Aniß/ Cubeben/ Mandeln/ zerschnittene Citronen-Schalen / Nägelein sc. in den Kessel/ schüttet syrupisirren Zucker darüber/ stosset den Kessel hin und her/ biß sich der Zucker angehenckt hat; solches wird offt wiederhohlet/ nach dem man es dick oder dünn überzogen haben will. Bißweilen thut

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/290>, abgerufen am 27.04.2024.