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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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auch Neben-Schösselein gewinnet/ welche nachmahlen Früchte tragen können/ so sollen doch diese bey weitem nicht so schön und gut seyn/ als diejenige/ so von der oberen Cron/ von der Frucht/ erzogen wird/ welche darvon abgebrochen und also ohne Wurtzel in die Erde gesencket/ in folgendem Jahr wieder Früchte tragen soll/ wie in dem Museo Wormiano pag. 185. geschrieben wird.

§. 3.

Sonsten sollen sich dreyerley Art dieser Früchten finden lassen/ welche Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 236. vor andern umbständlich beschrieben hat/ worunter die I. die grosse und weisse Ananas genennet wird/ welche 8. biß 10. Zoll im diametro hat/ und 15. biß 16. Zoll hoch ist/ mit einem weissen und fasselichten Marck unter einer gold-gelben Schale angefüllet/ und wann sie recht reiff sind/ soll sie nach Quitten/ aber etwas lieblicher / riechen. So groß und schön sie aber sey/ so ist sie doch von so gutem Geschmack nicht wie die andern/ soll auch den Zähnen viel gefährlicher seyn und das Zahnfleisch mehr blutend machen / als die andere. Die II. Art nennen sie den Zuckerhut (pain de sucre) weilen diese Frucht so außgespitzt/ auch längere und strackere Blätter hat. Diese ist nicht so gelb/ wie die vorige / hat aber einen besseren Geschmack/ wiewohlen sie das Zahnfleisch auch bluten machet. In dieser hat ermeldter Author auch einige Körner und Saamen gefunden/ und dadurch falsch befunden/ daß die Ananas ohne Körner seyn solle. Die III. Species ist die kleine Ananas, welche die lieblichste und anmuthigste seyn/ auch die Zähne und den Mund nicht so angreiffen soll/ wie die andere/ es seye dann/ daß man sie übermäsig gebrauche.

§. 4.

Ob nun gleich unter diesen dreyen Sorten (welche alle andere unter sich begreiffen) einiger Unterscheid zu spüren ist/ so kommen sie doch darinnen überein/ daß sie auff einerley Art wachsen/ alle oben einen Strauß/ auch inwendig ein fasselichtes Marck haben/ welches doch im Mund zu lauter Safft vergehet/ so einen lieblichen aus sauer und süß vermischten/ Geschmack / theils den Quitten und Pfersing/ theils den Mußcaten-Nüß gleichend/ von sich geben. Sie haben eine kühlende und stärckende Krafft/ und werden deßwegen in den hitzigen Fiebern/ so wohl zu refraichiren als den Durst zu löschen von den Americanern gebrauchet/ wie Hernandez c. l. berichtet. Daß aber Wormius solche den Febricitanten und Verwundeten verbiethet/ mag von den unreiffen und corrosiven verstanden werden/ welche auch meistens den Mund angreiffen und das Zahnfleisch blutend machen/ wie Pomet vermeinet. Absonderlich aber soll diese Frucht den Stein gewaltig treiben/ so gar/ daß/ wann solcher zu groß und die Frucht ihre Würckung thut/ die Krancken ihres Lebens nicht sicher seynd/ wie Cleyerus in einem geschriebenen Brieff vor etwa 16. Jahren an Herrn D. Scheffern Seel. aus Ost-Indien berichtete/ welcher im Anhang dieses Buchs zu finden ist.

§. 5.

Zu diesem End schälen die Indianer die recht zeitige Frucht/ schneiden sie in Scheiben und hencken sie in einer glassurten und wohlverwahrten Englischen Flasche in einen Kessel voll Wasser/ worunter das Feuer gehalten wird/ damit der Safft von sich selbsten heraus lauffen / und durch das kochen alle cruditäten weggehen möchten. Von diesem Safft nehmen sie nach belieben; doch essen sie auch bißweilen die Frucht mit Saltz/ und wann sie förchten/ daß sie noch eine Schärffe bey sich habe/ schneiden sie solche/ wie gesagt/ zu Scheiblein/ und legen sie in Spanischen Wein/ welcher die beste Krafft herausser ziehet/ doch aber den Mund nicht gäntzlich unangefeindet lässet/ wie bey obangeführtem Wormio zu sehen ist.

§. 6.

Ferner sollen die Americaner auch einen Wein von dieser Frucht keltern/ welcher wie Malvasier schmäcken/ auch gantz truncken machen soll. Dieser Wein soll nach etwa drey Wochen sich so verändern/ daß man ihn vor abgefallen und verdorben halten solte: doch aber in kurtzer Zeit sich also wieder erholen/ daß er nachmahlen viel starcker und herrlicher wie zu vor ist / wie Pomet c. l. vorgibt: Stärcket die Lebens-Geister und erfreuet das gantze Gemüth; doch sollen sich die Schwangere davor hüten/ weilen er die Frucht abtreibet.

§. 7.

Die Indianer sollen die frische Ananas auch in Stücken zerschneiden und einsaltzen/ wodurch sie das jenige/ was sonsten leicht zur Galle werden könte/ zu corrigiren suchen/ wie Hernande[unleserliches Material] in obberührtem Ort zugleich berichtet. So hat man auch heut zu Tag in Paris und andern Orten diese Frucht mit Zucker eingemacht/ welche also aus Indien kombt: Soll ein sehr herrlich Essen seyn/ absonderlich wann es wohl condirt worden: stärcket den Magen/ die Natur / und bringet Alten und betagten Personen die natürliche Wärme wieder/ welchen auch der Wein von dieser Frucht nicht undienlich seyn mag.

auch Neben-Schösselein gewinnet/ welche nachmahlen Früchte tragen können/ so sollen doch diese bey weitem nicht so schön und gut seyn/ als diejenige/ so von der oberen Cron/ von der Frucht/ erzogen wird/ welche darvon abgebrochen und also ohne Wurtzel in die Erde gesencket/ in folgendem Jahr wieder Früchte tragen soll/ wie in dem Museô Wormianô pag. 185. geschrieben wird.

§. 3.

Sonsten sollen sich dreyerley Art dieser Früchten finden lassen/ welche Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 236. vor andern umbständlich beschrieben hat/ worunter die I. die grosse und weisse Ananas genennet wird/ welche 8. biß 10. Zoll im diametro hat/ und 15. biß 16. Zoll hoch ist/ mit einem weissen und fasselichten Marck unter einer gold-gelben Schale angefüllet/ und wann sie recht reiff sind/ soll sie nach Quitten/ aber etwas lieblicher / riechen. So groß und schön sie aber sey/ so ist sie doch von so gutem Geschmack nicht wie die andern/ soll auch den Zähnen viel gefährlicher seyn und das Zahnfleisch mehr blutend machen / als die andere. Die II. Art nennen sie den Zuckerhut (pain de sucre) weilen diese Frucht so außgespitzt/ auch längere und strackere Blätter hat. Diese ist nicht so gelb/ wie die vorige / hat aber einen besseren Geschmack/ wiewohlen sie das Zahnfleisch auch bluten machet. In dieser hat ermeldter Author auch einige Körner und Saamen gefunden/ und dadurch falsch befunden/ daß die Ananas ohne Körner seyn solle. Die III. Species ist die kleine Ananas, welche die lieblichste und anmuthigste seyn/ auch die Zähne und den Mund nicht so angreiffen soll/ wie die andere/ es seye dann/ daß man sie übermäsig gebrauche.

§. 4.

Ob nun gleich unter diesen dreyen Sorten (welche alle andere unter sich begreiffen) einiger Unterscheid zu spüren ist/ so kommen sie doch darinnen überein/ daß sie auff einerley Art wachsen/ alle oben einen Strauß/ auch inwendig ein fasselichtes Marck haben/ welches doch im Mund zu lauter Safft vergehet/ so einen lieblichen aus sauer und süß vermischten/ Geschmack / theils den Quitten und Pfersing/ theils den Mußcaten-Nüß gleichend/ von sich geben. Sie haben eine kühlende und stärckende Krafft/ und werden deßwegen in den hitzigen Fiebern/ so wohl zu refraichiren als den Durst zu löschen von den Americanern gebrauchet/ wie Hernandez c. l. berichtet. Daß aber Wormius solche den Febricitanten und Verwundeten verbiethet/ mag von den unreiffen und corrosiven verstanden werden/ welche auch meistens den Mund angreiffen und das Zahnfleisch blutend machen/ wie Pomet vermeinet. Absonderlich aber soll diese Frucht den Stein gewaltig treiben/ so gar/ daß/ wann solcher zu groß und die Frucht ihre Würckung thut/ die Krancken ihres Lebens nicht sicher seynd/ wie Cleyerus in einem geschriebenen Brieff vor etwa 16. Jahren an Herrn D. Scheffern Seel. aus Ost-Indien berichtete/ welcher im Anhang dieses Buchs zu finden ist.

§. 5.

Zu diesem End schälen die Indianer die recht zeitige Frucht/ schneiden sie in Scheiben und hencken sie in einer glassurten und wohlverwahrten Englischen Flasche in einen Kessel voll Wasser/ worunter das Feuer gehalten wird/ damit der Safft von sich selbsten heraus lauffen / und durch das kochen alle cruditäten weggehen möchten. Von diesem Safft nehmen sie nach belieben; doch essen sie auch bißweilen die Frucht mit Saltz/ und wann sie förchten/ daß sie noch eine Schärffe bey sich habe/ schneiden sie solche/ wie gesagt/ zu Scheiblein/ und legen sie in Spanischen Wein/ welcher die beste Krafft herausser ziehet/ doch aber den Mund nicht gäntzlich unangefeindet lässet/ wie bey obangeführtem Wormio zu sehen ist.

§. 6.

Ferner sollen die Americaner auch einen Wein von dieser Frucht keltern/ welcher wie Malvasier schmäcken/ auch gantz truncken machen soll. Dieser Wein soll nach etwa drey Wochen sich so verändern/ daß man ihn vor abgefallen und verdorben halten solte: doch aber in kurtzer Zeit sich also wieder erholen/ daß er nachmahlen viel starcker und herrlicher wie zu vor ist / wie Pomet c. l. vorgibt: Stärcket die Lebens-Geister und erfreuet das gantze Gemüth; doch sollen sich die Schwangere davor hüten/ weilen er die Frucht abtreibet.

§. 7.

Die Indianer sollen die frische Ananas auch in Stücken zerschneiden und einsaltzen/ wodurch sie das jenige/ was sonsten leicht zur Galle werden könte/ zu corrigiren suchen/ wie Hernande[unleserliches Material] in obberührtem Ort zugleich berichtet. So hat man auch heut zu Tag in Paris und andern Orten diese Frucht mit Zucker eingemacht/ welche also aus Indien kombt: Soll ein sehr herrlich Essen seyn/ absonderlich wann es wohl condirt worden: stärcket den Magen/ die Natur / und bringet Alten und betagten Personen die natürliche Wärme wieder/ welchen auch der Wein von dieser Frucht nicht undienlich seyn mag.

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auch Neben-Schösselein gewinnet/ welche nachmahlen Früchte tragen       können/ so sollen doch diese bey weitem nicht so schön und gut seyn/ als diejenige/ so von       der oberen Cron/ von der Frucht/ erzogen wird/ welche darvon abgebrochen und also ohne       Wurtzel in die Erde gesencket/ in folgendem Jahr wieder Früchte tragen soll/ wie in dem Museô       Wormianô pag. 185. geschrieben wird.</p>
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[281/0327] auch Neben-Schösselein gewinnet/ welche nachmahlen Früchte tragen können/ so sollen doch diese bey weitem nicht so schön und gut seyn/ als diejenige/ so von der oberen Cron/ von der Frucht/ erzogen wird/ welche darvon abgebrochen und also ohne Wurtzel in die Erde gesencket/ in folgendem Jahr wieder Früchte tragen soll/ wie in dem Museô Wormianô pag. 185. geschrieben wird. §. 3. Sonsten sollen sich dreyerley Art dieser Früchten finden lassen/ welche Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 236. vor andern umbständlich beschrieben hat/ worunter die I. die grosse und weisse Ananas genennet wird/ welche 8. biß 10. Zoll im diametro hat/ und 15. biß 16. Zoll hoch ist/ mit einem weissen und fasselichten Marck unter einer gold-gelben Schale angefüllet/ und wann sie recht reiff sind/ soll sie nach Quitten/ aber etwas lieblicher / riechen. So groß und schön sie aber sey/ so ist sie doch von so gutem Geschmack nicht wie die andern/ soll auch den Zähnen viel gefährlicher seyn und das Zahnfleisch mehr blutend machen / als die andere. Die II. Art nennen sie den Zuckerhut (pain de sucre) weilen diese Frucht so außgespitzt/ auch längere und strackere Blätter hat. Diese ist nicht so gelb/ wie die vorige / hat aber einen besseren Geschmack/ wiewohlen sie das Zahnfleisch auch bluten machet. In dieser hat ermeldter Author auch einige Körner und Saamen gefunden/ und dadurch falsch befunden/ daß die Ananas ohne Körner seyn solle. Die III. Species ist die kleine Ananas, welche die lieblichste und anmuthigste seyn/ auch die Zähne und den Mund nicht so angreiffen soll/ wie die andere/ es seye dann/ daß man sie übermäsig gebrauche. §. 4. Ob nun gleich unter diesen dreyen Sorten (welche alle andere unter sich begreiffen) einiger Unterscheid zu spüren ist/ so kommen sie doch darinnen überein/ daß sie auff einerley Art wachsen/ alle oben einen Strauß/ auch inwendig ein fasselichtes Marck haben/ welches doch im Mund zu lauter Safft vergehet/ so einen lieblichen aus sauer und süß vermischten/ Geschmack / theils den Quitten und Pfersing/ theils den Mußcaten-Nüß gleichend/ von sich geben. Sie haben eine kühlende und stärckende Krafft/ und werden deßwegen in den hitzigen Fiebern/ so wohl zu refraichiren als den Durst zu löschen von den Americanern gebrauchet/ wie Hernandez c. l. berichtet. Daß aber Wormius solche den Febricitanten und Verwundeten verbiethet/ mag von den unreiffen und corrosiven verstanden werden/ welche auch meistens den Mund angreiffen und das Zahnfleisch blutend machen/ wie Pomet vermeinet. Absonderlich aber soll diese Frucht den Stein gewaltig treiben/ so gar/ daß/ wann solcher zu groß und die Frucht ihre Würckung thut/ die Krancken ihres Lebens nicht sicher seynd/ wie Cleyerus in einem geschriebenen Brieff vor etwa 16. Jahren an Herrn D. Scheffern Seel. aus Ost-Indien berichtete/ welcher im Anhang dieses Buchs zu finden ist. §. 5. Zu diesem End schälen die Indianer die recht zeitige Frucht/ schneiden sie in Scheiben und hencken sie in einer glassurten und wohlverwahrten Englischen Flasche in einen Kessel voll Wasser/ worunter das Feuer gehalten wird/ damit der Safft von sich selbsten heraus lauffen / und durch das kochen alle cruditäten weggehen möchten. Von diesem Safft nehmen sie nach belieben; doch essen sie auch bißweilen die Frucht mit Saltz/ und wann sie förchten/ daß sie noch eine Schärffe bey sich habe/ schneiden sie solche/ wie gesagt/ zu Scheiblein/ und legen sie in Spanischen Wein/ welcher die beste Krafft herausser ziehet/ doch aber den Mund nicht gäntzlich unangefeindet lässet/ wie bey obangeführtem Wormio zu sehen ist. §. 6. Ferner sollen die Americaner auch einen Wein von dieser Frucht keltern/ welcher wie Malvasier schmäcken/ auch gantz truncken machen soll. Dieser Wein soll nach etwa drey Wochen sich so verändern/ daß man ihn vor abgefallen und verdorben halten solte: doch aber in kurtzer Zeit sich also wieder erholen/ daß er nachmahlen viel starcker und herrlicher wie zu vor ist / wie Pomet c. l. vorgibt: Stärcket die Lebens-Geister und erfreuet das gantze Gemüth; doch sollen sich die Schwangere davor hüten/ weilen er die Frucht abtreibet. §. 7. Die Indianer sollen die frische Ananas auch in Stücken zerschneiden und einsaltzen/ wodurch sie das jenige/ was sonsten leicht zur Galle werden könte/ zu corrigiren suchen/ wie Hernande_ in obberührtem Ort zugleich berichtet. So hat man auch heut zu Tag in Paris und andern Orten diese Frucht mit Zucker eingemacht/ welche also aus Indien kombt: Soll ein sehr herrlich Essen seyn/ absonderlich wann es wohl condirt worden: stärcket den Magen/ die Natur / und bringet Alten und betagten Personen die natürliche Wärme wieder/ welchen auch der Wein von dieser Frucht nicht undienlich seyn mag.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/327>, abgerufen am 26.04.2024.