Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das IV. Capitel

Von den VAINILLEN und der FLORE AURICULAE.

[Abbildung]

§. 1.

SObald der CHOCOLAT in Europa kund worden ist/ hat man auch Vanillen oder Banillen, wie sie einige nennen/ als eines von dessen vornembsten Ingredientien bringen lassen/ welche deswegen in Holland auch gemein und wohl zu bekommen sind. Diese Vainillen oder

VAINIGLIAE

nun bestehen in langen und gleichsam zusammen gepresten Hülssen oder Schoten/ welche in der Länge sechs auch mehr Zoll/ in der breite aber einen Zoll haben und gleichsam wie eine Messer-Scheid anzusehen sind: Außwendig schwartzbraun und gläntzend/ inwendig von eben solcher Farb/ voller kleiner Kernlein/ wie die Feigen: eines etwas scharffen/ fetten und aromatischen Geschmacks/ und dem Biesem ähnlichen Geruchs: kommen von Gatimalo und S. Domingo aus West-Indien.

§. 2.

Das Kraut/ woran diese Früchte wachsen/ heisset bey dem Hernandez (welcher es vor andern schön beschrieben)

ARACUS AROMATICUS:

ist eine Art von denen Winden und Convolvulis, und lauffet den Bäumen hinauff: hat breite Blätter/ wie unser grosse Wegrich/ aber länger und fetter: trägt schwartze Blümlein (von welchen es auch FLOS NIGER genennet wird/ ) und nach diesen obbemeldte siliquas oder Hülssen / aus welchen/ wann sie gar zu reiff sind und auffblatzen/ ein schwartzer wohlriechender Balsam fliessen soll/ welchen die Spanier vor sich behalten und nicht leicht herausser schicken.

§. 3.

Sobald die Hülssen zeitig sind/ werden sie von den Americaner abgethan/ an einem End angebunden und damit sie dürr werden/ an einen schattichten Ort auffgehencket. Wann sie dann soweit auffgedörret sind/ das sie sich halten lassen/ so streichen sie dieselbe eusserlich mit einem Oehl an/ daß sie nicht gar zu starricht werden und zerbrechen/ binden sie zu Paquetlein oder Bündlein von 50. biß 100. und mehr Stücken/ und verschicken sie also in andere Länder: Und weilen der Biesem-Geruch leicht daran vergehen kan/ so werden diese Früchte offt mit dünngeschlagenem Chinesischem Zinn/ welches man Calin nennet/ umbgeben/ auch noch mit Indianischem Papier vergleistert/ damit ja solcher gute Geruch möchte conserviret werden; wie mir ein solches Stück aus Holland überschicket worden/ allwo man eines umb einen Holländischen Schilling kauffet.

§. 4.

Die beste sind/ welche aus grossen/ vollkommenen/ schweren und frischen Schoten bestehen / fein glatt und nicht runtzelicht/ doch auch

Das IV. Capitel

Von den VAINILLEN und der FLORE AURICULAE.

[Abbildung]

§. 1.

SObald der CHOCOLAT in Europa kund worden ist/ hat man auch Vanillen oder Banillen, wie sie einige nennen/ als eines von dessen vornembsten Ingredientien bringen lassen/ welche deswegen in Holland auch gemein und wohl zu bekommen sind. Diese Vainillen oder

VAINIGLIAE

nun bestehen in langen und gleichsam zusammen gepresten Hülssen oder Schoten/ welche in der Länge sechs auch mehr Zoll/ in der breite aber einen Zoll haben und gleichsam wie eine Messer-Scheid anzusehen sind: Außwendig schwartzbraun und gläntzend/ inwendig von eben solcher Farb/ voller kleiner Kernlein/ wie die Feigen: eines etwas scharffen/ fetten und aromatischen Geschmacks/ und dem Biesem ähnlichen Geruchs: kommen von Gatimalo und S. Domingo aus West-Indien.

§. 2.

Das Kraut/ woran diese Früchte wachsen/ heisset bey dem Hernandez (welcher es vor andern schön beschrieben)

ARACUS AROMATICUS:

ist eine Art von denen Winden und Convolvulis, und lauffet den Bäumen hinauff: hat breite Blätter/ wie unser grosse Wegrich/ aber länger und fetter: trägt schwartze Blümlein (von welchen es auch FLOS NIGER genennet wird/ ) und nach diesen obbemeldte siliquas oder Hülssen / aus welchen/ wann sie gar zu reiff sind und auffblatzen/ ein schwartzer wohlriechender Balsam fliessen soll/ welchen die Spanier vor sich behalten und nicht leicht herausser schicken.

§. 3.

Sobald die Hülssen zeitig sind/ werden sie von den Americaner abgethan/ an einem End angebunden und damit sie dürr werden/ an einen schattichten Ort auffgehencket. Wann sie dann soweit auffgedörret sind/ das sie sich halten lassen/ so streichen sie dieselbe eusserlich mit einem Oehl an/ daß sie nicht gar zu starricht werden und zerbrechen/ binden sie zu Paquetlein oder Bündlein von 50. biß 100. und mehr Stücken/ und verschicken sie also in andere Länder: Und weilen der Biesem-Geruch leicht daran vergehen kan/ so werden diese Früchte offt mit dünngeschlagenem Chinesischem Zinn/ welches man Calin nennet/ umbgeben/ auch noch mit Indianischem Papier vergleistert/ damit ja solcher gute Geruch möchte conserviret werden; wie mir ein solches Stück aus Holland überschicket worden/ allwo man eines umb einen Holländischen Schilling kauffet.

§. 4.

Die beste sind/ welche aus grossen/ vollkommenen/ schweren und frischen Schoten bestehen / fein glatt und nicht runtzelicht/ doch auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0332" n="286"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das IV. Capitel</head>
        <p>Von den <hi rendition="#k">VAINILLEN</hi> und der <hi rendition="#k">FLORE       AURICULAE</hi>.</p>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>SObald der CHOCOLAT in Europa kund worden ist/ hat man auch Vanillen oder Banillen, wie sie       einige nennen/ als eines von dessen vornembsten Ingredientien bringen lassen/ welche deswegen       in Holland auch gemein und wohl zu bekommen sind. Diese Vainillen oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">VAINIGLIAE</hi> </p>
        <p>nun bestehen in langen und gleichsam zusammen gepresten Hülssen oder Schoten/ welche in der       Länge sechs auch mehr Zoll/ in der breite aber einen Zoll haben und gleichsam wie eine       Messer-Scheid anzusehen sind: Außwendig schwartzbraun und gläntzend/ inwendig von eben solcher       Farb/ voller kleiner Kernlein/ wie die Feigen: eines etwas scharffen/ fetten und       aromatischen Geschmacks/ und dem Biesem ähnlichen Geruchs: kommen von Gatimalo und S. Domingo       aus West-Indien.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Das Kraut/ woran diese Früchte wachsen/ heisset bey dem Hernandez (welcher es vor andern       schön beschrieben)</p>
        <p> <hi rendition="#k">ARACUS AROMATICUS:</hi> </p>
        <p>ist eine Art von denen Winden und Convolvulis, und lauffet den Bäumen hinauff: hat breite       Blätter/ wie unser grosse Wegrich/ aber länger und fetter: trägt schwartze Blümlein (von       welchen es auch FLOS NIGER genennet wird/ ) und nach diesen obbemeldte siliquas oder Hülssen /       aus welchen/ wann sie gar zu reiff sind und auffblatzen/ ein schwartzer wohlriechender Balsam       fliessen soll/ welchen die Spanier vor sich behalten und nicht leicht herausser schicken.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Sobald die Hülssen zeitig sind/ werden sie von den Americaner abgethan/ an einem End       angebunden und damit sie dürr werden/ an einen schattichten Ort auffgehencket. Wann sie dann       soweit auffgedörret sind/ das sie sich halten lassen/ so streichen sie dieselbe eusserlich       mit einem Oehl an/ daß sie nicht gar zu starricht werden und zerbrechen/ binden sie zu       Paquetlein oder Bündlein von 50. biß 100. und mehr Stücken/ und verschicken sie also in andere       Länder: Und weilen der Biesem-Geruch leicht daran vergehen kan/ so werden diese Früchte offt       mit dünngeschlagenem Chinesischem Zinn/ welches man Calin nennet/ umbgeben/ auch noch mit       Indianischem Papier vergleistert/ damit ja solcher gute Geruch möchte conserviret werden; wie       mir ein solches Stück aus Holland überschicket worden/ allwo man eines umb einen Holländischen       Schilling kauffet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Die beste sind/ welche aus grossen/ vollkommenen/ schweren und frischen Schoten bestehen /       fein glatt und nicht runtzelicht/ doch auch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0332] Das IV. Capitel Von den VAINILLEN und der FLORE AURICULAE. [Abbildung] §. 1. SObald der CHOCOLAT in Europa kund worden ist/ hat man auch Vanillen oder Banillen, wie sie einige nennen/ als eines von dessen vornembsten Ingredientien bringen lassen/ welche deswegen in Holland auch gemein und wohl zu bekommen sind. Diese Vainillen oder VAINIGLIAE nun bestehen in langen und gleichsam zusammen gepresten Hülssen oder Schoten/ welche in der Länge sechs auch mehr Zoll/ in der breite aber einen Zoll haben und gleichsam wie eine Messer-Scheid anzusehen sind: Außwendig schwartzbraun und gläntzend/ inwendig von eben solcher Farb/ voller kleiner Kernlein/ wie die Feigen: eines etwas scharffen/ fetten und aromatischen Geschmacks/ und dem Biesem ähnlichen Geruchs: kommen von Gatimalo und S. Domingo aus West-Indien. §. 2. Das Kraut/ woran diese Früchte wachsen/ heisset bey dem Hernandez (welcher es vor andern schön beschrieben) ARACUS AROMATICUS: ist eine Art von denen Winden und Convolvulis, und lauffet den Bäumen hinauff: hat breite Blätter/ wie unser grosse Wegrich/ aber länger und fetter: trägt schwartze Blümlein (von welchen es auch FLOS NIGER genennet wird/ ) und nach diesen obbemeldte siliquas oder Hülssen / aus welchen/ wann sie gar zu reiff sind und auffblatzen/ ein schwartzer wohlriechender Balsam fliessen soll/ welchen die Spanier vor sich behalten und nicht leicht herausser schicken. §. 3. Sobald die Hülssen zeitig sind/ werden sie von den Americaner abgethan/ an einem End angebunden und damit sie dürr werden/ an einen schattichten Ort auffgehencket. Wann sie dann soweit auffgedörret sind/ das sie sich halten lassen/ so streichen sie dieselbe eusserlich mit einem Oehl an/ daß sie nicht gar zu starricht werden und zerbrechen/ binden sie zu Paquetlein oder Bündlein von 50. biß 100. und mehr Stücken/ und verschicken sie also in andere Länder: Und weilen der Biesem-Geruch leicht daran vergehen kan/ so werden diese Früchte offt mit dünngeschlagenem Chinesischem Zinn/ welches man Calin nennet/ umbgeben/ auch noch mit Indianischem Papier vergleistert/ damit ja solcher gute Geruch möchte conserviret werden; wie mir ein solches Stück aus Holland überschicket worden/ allwo man eines umb einen Holländischen Schilling kauffet. §. 4. Die beste sind/ welche aus grossen/ vollkommenen/ schweren und frischen Schoten bestehen / fein glatt und nicht runtzelicht/ doch auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/332
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/332>, abgerufen am 05.05.2024.