Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

den in Actis Angl. Anno 1669. pag. 87. und nachmahlen auß diesen die Gelehrte zu Leiptzig in ihren Actis A. 1700. Mens. Decembr. pag. 552. uns mitgetheilet haben.

§. 3.

Ob nun gleich diese Fabae S. Ignatii, wann sie auffgetrucknet und dürr gemacht sind/ sehr hart und gleichsam wie ein Huff oder Horn anzusehen sind/ auch eine ziemliche Bitterkeit / welche dem Tausend-Gülden-Kraut nahe kombt und die Citronen-Körner darin übertrifft/ in sich hat/ so kan doch beydes nicht verhindern/ daß sie nicht wurmstichicht und löchericht werden / wiewohlen solches ihnen nicht sobalden/ als andern Saamen/ Schaden zufüget/ indem auch die wurmstichichte num. 2. (weilenim Anfang keine andere überkahmen) noch kräfftig gnug befunden; indessen wo die Wahl zu haben/ muß man doch diejenige erkiesen/ so noch gantz und nicht löchericht sind/ obschon sie noch so theuer zu zahlen wären/ als die Wurmstichichte/ von welchen letzteren die Droguisten in Holland das Stück vor ein paar Schilling geben/ da von den gantzen und unverletzten das Stück wohl 4. biß 5. Schilling gelten muß/ wie mich Herr Doct. Spener, jetzo vornehmer Königl. Medicus in Berlin/ auß Ambsterdam berichtet hat.

§. 4.

Ihre Krasst und Tugend anbelangend/ so haben sie eine erwärmende/ Gifft- und Windtreibende / und zugleich etwas anhaltende oder zusammenziehende Gewalt/ wormit sie den Magen/ das Gedärm und Nerven stärcken. Daß sie aber von oben und unten purgiren/ wie in obgedachtem Sendbrieff gedacht wird/ habe ich noch nie gesehen/ wiewohlen sie auch Säugenden Kindern eingegeben habe. So viel ist mir bewust/ daß sobalden sie eingenommen werden/ ein Rumpeln im Leib erwecket werde/ sogardaß einsmahls ein Knäbgen nach Gebrauch einiger Gran davon in diese Wortherauß brache: Hört doch/ wie die Würme im Leib thun: und vielleicht purgiren sie/ wann man die dosin etwas zu starck nimbt/ da sie an den Spaniern gar den Krampff und Gichter erregen sollen/ welches bey den Indianern doch nicht zubeförchten ist. Wie es einem/ so genandten Domine in Holland/ so die Essentz davon an statt Brandenweins genommen/ ergangen sey/ findet sich in meinen Polychrestis Exot. Disp. 1. pag. 9. wo zum erstenmahl von diesen Körnern gehandelt habe. Es bleibt einmahl hierbey: Zuviel verderbt alles Spiel.

§. 5.

Sonsten ist gewiß/ daß wann diese Fabae S. Ignatii recht gebrauchet werden/ sie eine vortreffliche Artzney gegen viele und sonsten hartnäckichte Kranckheiten abgeben und kan ich bezeugen/ daß damit die kalte Fieber/ besonders in kleinen Kindern perfect gehoben worden seyen. So bezeuget auch der berümbte Med. und Professor zu Jena/ Herr D. Wedel in einem Brieff / daß er solche auch in hitzigen Fiebern gut befunden habe. Die Indianer selbsten brauchen sie gegen alle gifftige Seuchen/ Pest/ zauberische Vergifftungen/ Liebes-Tränck und dergleichen und halten die heutige Gelehrten davor/ daß diese Fabae S. Ignatii die rechte Krähen-Augen oder Nuces Vomicae seyen/ welche Serapio beschreibet und mit in den Theriac genommen werden sollen/ da dißdaher in deren Ermangelung die gemeine und gifftige Krähen-Augen/ nicht ohne sonderliche Gefahr/ darzu gebrauchet worden. Ob sie aber auch eusserlich als ein Amulet angehenckt/ oder auff gifftige Biß und Wunden gehalten das Gifft an sich ziehen können/ wie gesagt wird/ stelle zu weiterer Erfahrung auß. Was sie ferner in den Gichtern vor eine treffliche Würckung thun/ habe neulich an einem kleinen Kind/ so die Schwere-Noth des Tages wohl sieben mahl gehabt/ gesehen/ welche mit ein paar Gran von diesen Fabis gestillet habe. So hab sie ingleichen in dem Gicht-Flug der Kinder/ wie auch dem gemeinen Flug oder Maculis Volaticis sehr gut befunden. Weswegen sie auch in den innerlichen krampffmäsigen Bewegungen und Schmertzen des Magens und der Gedärme/ nemlich in dem Hertz-Gespann/ Hertzens-Angst/ Colic, Darm-Gicht/ Rothen-Ruhr/ Darm-Zwang/ Mutter-Schmertzen und dergleichen guten effect thun / indem sie zugleich den Magen stärcken/ appetit erwecken/ und alle böse cruditäten darin verzehren. Insonderheit kommen sie auch dem Haupt zu gut/ wann wegen eines blöden Magens dasselbe Noth leidet/ in allerhand Schlag- und andern Flüssen/ Lähmungen/ Zaln-Schmertzen und dergleichen/ wann sie entweder eingegeben/ oder nur unter der Zung gehalten werden/ da sie den Speichel treiben und die schon mit dem Todt ringende ermundern sollen. Sie dienen auch in den Brust-Kranckheiten/ Keichen/ Gicht-Husten und Erstickungen/ besonders wann sie von spasmodischer Zusammenziehung der Lungen herrühren. Sie treiben den Urin/ die Monathen und Nachgeburt der Gebährenden: tödten die Spul-Würmer/ und stillen auch eusserlich die Blut-Stürtzungen.

§. 6.

Man gibt sie zu Pulver gestossen in geringer dosi, 2. 3. biß 6. Gran/ dann ein halber Scrupel oder zehen Gersten-Körner schwer schon purgiren sollen. Man legt sie auch ein oder zwey Stund in ein destillirtes Wasser/ biß es bitter werde/ gleichwie man sonsten mit dem Pedra Porco verfähret/ welchem diese Bohnen einen grossen Stoß geben dörfften/ wie Doct. Goris in seiner Medicina Contempta pag. 185. propheceyet/ zumahlen sie in einem Jahr an dem Preyß die

den in Actis Angl. Anno 1669. pag. 87. und nachmahlen auß diesen die Gelehrte zu Leiptzig in ihren Actis A. 1700. Mens. Decembr. pag. 552. uns mitgetheilet haben.

§. 3.

Ob nun gleich diese Fabae S. Ignatii, wann sie auffgetrucknet und dürr gemacht sind/ sehr hart und gleichsam wie ein Huff oder Horn anzusehen sind/ auch eine ziemliche Bitterkeit / welche dem Tausend-Gülden-Kraut nahe kombt und die Citronen-Körner darin übertrifft/ in sich hat/ so kan doch beydes nicht verhindern/ daß sie nicht wurmstichicht und löchericht werden / wiewohlen solches ihnen nicht sobalden/ als andern Saamen/ Schaden zufüget/ indem auch die wurmstichichte num. 2. (weilenim Anfang keine andere überkahmen) noch kräfftig gnug befunden; indessen wo die Wahl zu haben/ muß man doch diejenige erkiesen/ so noch gantz und nicht löchericht sind/ obschon sie noch so theuer zu zahlen wären/ als die Wurmstichichte/ von welchen letzteren die Droguisten in Holland das Stück vor ein paar Schilling geben/ da von den gantzen und unverletzten das Stück wohl 4. biß 5. Schilling gelten muß/ wie mich Herr Doct. Spener, jetzo vornehmer Königl. Medicus in Berlin/ auß Ambsterdam berichtet hat.

§. 4.

Ihre Krasst und Tugend anbelangend/ so haben sie eine erwärmende/ Gifft- und Windtreibende / und zugleich etwas anhaltende oder zusammenziehende Gewalt/ wormit sie den Magen/ das Gedärm und Nerven stärcken. Daß sie aber von oben und unten purgiren/ wie in obgedachtem Sendbrieff gedacht wird/ habe ich noch nie gesehen/ wiewohlen sie auch Säugenden Kindern eingegeben habe. So viel ist mir bewust/ daß sobalden sie eingenommen werden/ ein Rumpeln im Leib erwecket werde/ sogardaß einsmahls ein Knäbgen nach Gebrauch einiger Gran davon in diese Wortherauß brache: Hört doch/ wie die Würme im Leib thun: und vielleicht purgiren sie/ wann man die dosin etwas zu starck nimbt/ da sie an den Spaniern gar den Krampff und Gichter erregen sollen/ welches bey den Indianern doch nicht zubeförchten ist. Wie es einem/ so genandten Domine in Holland/ so die Essentz davon an statt Brandenweins genommen/ ergangen sey/ findet sich in meinen Polychrestis Exot. Disp. 1. pag. 9. wo zum erstenmahl von diesen Körnern gehandelt habe. Es bleibt einmahl hierbey: Zuviel verderbt alles Spiel.

§. 5.

Sonsten ist gewiß/ daß wann diese Fabae S. Ignatii recht gebrauchet werden/ sie eine vortreffliche Artzney gegen viele und sonsten hartnäckichte Kranckheiten abgeben und kan ich bezeugen/ daß damit die kalte Fieber/ besonders in kleinen Kindern perfect gehoben worden seyen. So bezeuget auch der berümbte Med. und Professor zu Jena/ Herr D. Wedel in einem Brieff / daß er solche auch in hitzigen Fiebern gut befunden habe. Die Indianer selbsten brauchen sie gegen alle gifftige Seuchen/ Pest/ zauberische Vergifftungen/ Liebes-Tränck und dergleichen und halten die heutige Gelehrten davor/ daß diese Fabae S. Ignatii die rechte Krähen-Augen oder Nuces Vomicae seyen/ welche Serapio beschreibet und mit in den Theriac genommen werden sollen/ da dißdaher in deren Ermangelung die gemeine und gifftige Krähen-Augen/ nicht ohne sonderliche Gefahr/ darzu gebrauchet worden. Ob sie aber auch eusserlich als ein Amulet angehenckt/ oder auff gifftige Biß und Wunden gehalten das Gifft an sich ziehen können/ wie gesagt wird/ stelle zu weiterer Erfahrung auß. Was sie ferner in den Gichtern vor eine treffliche Würckung thun/ habe neulich an einem kleinen Kind/ so die Schwere-Noth des Tages wohl sieben mahl gehabt/ gesehen/ welche mit ein paar Gran von diesen Fabis gestillet habe. So hab sie ingleichen in dem Gicht-Flug der Kinder/ wie auch dem gemeinen Flug oder Maculis Volaticis sehr gut befunden. Weswegen sie auch in den innerlichen krampffmäsigen Bewegungen und Schmertzen des Magens und der Gedärme/ nemlich in dem Hertz-Gespann/ Hertzens-Angst/ Colic, Darm-Gicht/ Rothen-Ruhr/ Darm-Zwang/ Mutter-Schmertzen und dergleichen guten effect thun / indem sie zugleich den Magen stärcken/ appetit erwecken/ und alle böse cruditäten darin verzehren. Insonderheit kommen sie auch dem Haupt zu gut/ wann wegen eines blöden Magens dasselbe Noth leidet/ in allerhand Schlag- und andern Flüssen/ Lähmungen/ Zaln-Schmertzen und dergleichen/ wann sie entweder eingegeben/ oder nur unter der Zung gehalten werden/ da sie den Speichel treiben und die schon mit dem Todt ringende ermundern sollen. Sie dienen auch in den Brust-Kranckheiten/ Keichen/ Gicht-Husten und Erstickungen/ besonders wann sie von spasmodischer Zusammenziehung der Lungen herrühren. Sie treiben den Urin/ die Monathen und Nachgeburt der Gebährenden: tödten die Spul-Würmer/ und stillen auch eusserlich die Blut-Stürtzungen.

§. 6.

Man gibt sie zu Pulver gestossen in geringer dosi, 2. 3. biß 6. Gran/ dann ein halber Scrupel oder zehen Gersten-Körner schwer schon purgiren sollen. Man legt sie auch ein oder zwey Stund in ein destillirtes Wasser/ biß es bitter werde/ gleichwie man sonsten mit dem Pedra Porco verfähret/ welchem diese Bohnen einen grossen Stoß geben dörfften/ wie Doct. Goris in seiner Medicinâ Contempta pag. 185. propheceyet/ zumahlen sie in einem Jahr an dem Preyß die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0335" n="289"/>
den in Actis Angl. Anno 1669. pag. 87. und nachmahlen auß diesen die Gelehrte zu Leiptzig in       ihren Actis A. 1700. Mens. Decembr. pag. 552. uns mitgetheilet haben.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Ob nun gleich diese Fabae S. Ignatii, wann sie auffgetrucknet und dürr gemacht sind/ sehr       hart und gleichsam wie ein Huff oder Horn anzusehen sind/ auch eine ziemliche Bitterkeit /       welche dem Tausend-Gülden-Kraut nahe kombt und die Citronen-Körner darin übertrifft/ in sich       hat/ so kan doch beydes nicht verhindern/ daß sie nicht wurmstichicht und löchericht werden /       wiewohlen solches ihnen nicht sobalden/ als andern Saamen/ Schaden zufüget/ indem auch die       wurmstichichte num. 2. (weilenim Anfang keine andere überkahmen) noch kräfftig gnug befunden;       indessen wo die Wahl zu haben/ muß man doch diejenige erkiesen/ so noch gantz und nicht       löchericht sind/ obschon sie noch so theuer zu zahlen wären/ als die Wurmstichichte/ von       welchen letzteren die Droguisten in Holland das Stück vor ein paar Schilling geben/ da von den       gantzen und unverletzten das Stück wohl 4. biß 5. Schilling gelten muß/ wie mich Herr Doct.       Spener, jetzo vornehmer Königl. Medicus in Berlin/ auß Ambsterdam berichtet hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Ihre Krasst und Tugend anbelangend/ so haben sie eine erwärmende/ Gifft- und Windtreibende      / und zugleich etwas anhaltende oder zusammenziehende Gewalt/ wormit sie den Magen/ das       Gedärm und Nerven stärcken. Daß sie aber von oben und unten purgiren/ wie in obgedachtem       Sendbrieff gedacht wird/ habe ich noch nie gesehen/ wiewohlen sie auch Säugenden Kindern       eingegeben habe. So viel ist mir bewust/ daß sobalden sie eingenommen werden/ ein Rumpeln im       Leib erwecket werde/ sogardaß einsmahls ein Knäbgen nach Gebrauch einiger Gran davon in diese       Wortherauß brache: Hört doch/ wie die Würme im Leib thun: und vielleicht purgiren sie/ wann       man die dosin etwas zu starck nimbt/ da sie an den Spaniern gar den Krampff und Gichter       erregen sollen/ welches bey den Indianern doch nicht zubeförchten ist. Wie es einem/ so       genandten Domine in Holland/ so die Essentz davon an statt Brandenweins genommen/ ergangen       sey/ findet sich in meinen Polychrestis Exot. Disp. 1. pag. 9. wo zum erstenmahl von diesen       Körnern gehandelt habe. Es bleibt einmahl hierbey: Zuviel verderbt alles Spiel.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Sonsten ist gewiß/ daß wann diese Fabae S. Ignatii recht gebrauchet werden/ sie eine       vortreffliche Artzney gegen viele und sonsten hartnäckichte Kranckheiten abgeben und kan ich       bezeugen/ daß damit die kalte Fieber/ besonders in kleinen Kindern perfect gehoben worden       seyen. So bezeuget auch der berümbte Med. und Professor zu Jena/ Herr D. Wedel in einem Brieff      / daß er solche auch in hitzigen Fiebern gut befunden habe. Die Indianer selbsten brauchen sie       gegen alle gifftige Seuchen/ Pest/ zauberische Vergifftungen/ Liebes-Tränck und dergleichen       und halten die heutige Gelehrten davor/ daß diese Fabae S. Ignatii die rechte Krähen-Augen       oder Nuces Vomicae seyen/ welche Serapio beschreibet und mit in den Theriac genommen werden       sollen/ da dißdaher in deren Ermangelung die gemeine und gifftige Krähen-Augen/ nicht ohne       sonderliche Gefahr/ darzu gebrauchet worden. Ob sie aber auch eusserlich als ein Amulet       angehenckt/ oder auff gifftige Biß und Wunden gehalten das Gifft an sich ziehen können/ wie       gesagt wird/ stelle zu weiterer Erfahrung auß. Was sie ferner in den Gichtern vor eine       treffliche Würckung thun/ habe neulich an einem kleinen Kind/ so die Schwere-Noth des Tages       wohl sieben mahl gehabt/ gesehen/ welche mit ein paar Gran von diesen Fabis gestillet habe.       So hab sie ingleichen in dem Gicht-Flug der Kinder/ wie auch dem gemeinen Flug oder Maculis       Volaticis sehr gut befunden. Weswegen sie auch in den innerlichen krampffmäsigen Bewegungen und       Schmertzen des Magens und der Gedärme/ nemlich in dem Hertz-Gespann/ Hertzens-Angst/ Colic,       Darm-Gicht/ Rothen-Ruhr/ Darm-Zwang/ Mutter-Schmertzen und dergleichen guten effect thun /       indem sie zugleich den Magen stärcken/ appetit erwecken/ und alle böse cruditäten darin       verzehren. Insonderheit kommen sie auch dem Haupt zu gut/ wann wegen eines blöden Magens       dasselbe Noth leidet/ in allerhand Schlag- und andern Flüssen/ Lähmungen/ Zaln-Schmertzen       und dergleichen/ wann sie entweder eingegeben/ oder nur unter der Zung gehalten werden/ da       sie den Speichel treiben und die schon mit dem Todt ringende ermundern sollen. Sie dienen auch       in den Brust-Kranckheiten/ Keichen/ Gicht-Husten und Erstickungen/ besonders wann sie von       spasmodischer Zusammenziehung der Lungen herrühren. Sie treiben den Urin/ die Monathen und       Nachgeburt der Gebährenden: tödten die Spul-Würmer/ und stillen auch eusserlich die       Blut-Stürtzungen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Man gibt sie zu Pulver gestossen in geringer dosi, 2. 3. biß 6. Gran/ dann ein halber       Scrupel oder zehen Gersten-Körner schwer schon purgiren sollen. Man legt sie auch ein oder zwey       Stund in ein destillirtes Wasser/ biß es bitter werde/ gleichwie man sonsten mit dem Pedra       Porco verfähret/ welchem diese Bohnen einen grossen Stoß geben dörfften/ wie Doct. Goris in       seiner Medicinâ Contempta pag. 185. propheceyet/ zumahlen sie in einem Jahr an dem Preyß        die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0335] den in Actis Angl. Anno 1669. pag. 87. und nachmahlen auß diesen die Gelehrte zu Leiptzig in ihren Actis A. 1700. Mens. Decembr. pag. 552. uns mitgetheilet haben. §. 3. Ob nun gleich diese Fabae S. Ignatii, wann sie auffgetrucknet und dürr gemacht sind/ sehr hart und gleichsam wie ein Huff oder Horn anzusehen sind/ auch eine ziemliche Bitterkeit / welche dem Tausend-Gülden-Kraut nahe kombt und die Citronen-Körner darin übertrifft/ in sich hat/ so kan doch beydes nicht verhindern/ daß sie nicht wurmstichicht und löchericht werden / wiewohlen solches ihnen nicht sobalden/ als andern Saamen/ Schaden zufüget/ indem auch die wurmstichichte num. 2. (weilenim Anfang keine andere überkahmen) noch kräfftig gnug befunden; indessen wo die Wahl zu haben/ muß man doch diejenige erkiesen/ so noch gantz und nicht löchericht sind/ obschon sie noch so theuer zu zahlen wären/ als die Wurmstichichte/ von welchen letzteren die Droguisten in Holland das Stück vor ein paar Schilling geben/ da von den gantzen und unverletzten das Stück wohl 4. biß 5. Schilling gelten muß/ wie mich Herr Doct. Spener, jetzo vornehmer Königl. Medicus in Berlin/ auß Ambsterdam berichtet hat. §. 4. Ihre Krasst und Tugend anbelangend/ so haben sie eine erwärmende/ Gifft- und Windtreibende / und zugleich etwas anhaltende oder zusammenziehende Gewalt/ wormit sie den Magen/ das Gedärm und Nerven stärcken. Daß sie aber von oben und unten purgiren/ wie in obgedachtem Sendbrieff gedacht wird/ habe ich noch nie gesehen/ wiewohlen sie auch Säugenden Kindern eingegeben habe. So viel ist mir bewust/ daß sobalden sie eingenommen werden/ ein Rumpeln im Leib erwecket werde/ sogardaß einsmahls ein Knäbgen nach Gebrauch einiger Gran davon in diese Wortherauß brache: Hört doch/ wie die Würme im Leib thun: und vielleicht purgiren sie/ wann man die dosin etwas zu starck nimbt/ da sie an den Spaniern gar den Krampff und Gichter erregen sollen/ welches bey den Indianern doch nicht zubeförchten ist. Wie es einem/ so genandten Domine in Holland/ so die Essentz davon an statt Brandenweins genommen/ ergangen sey/ findet sich in meinen Polychrestis Exot. Disp. 1. pag. 9. wo zum erstenmahl von diesen Körnern gehandelt habe. Es bleibt einmahl hierbey: Zuviel verderbt alles Spiel. §. 5. Sonsten ist gewiß/ daß wann diese Fabae S. Ignatii recht gebrauchet werden/ sie eine vortreffliche Artzney gegen viele und sonsten hartnäckichte Kranckheiten abgeben und kan ich bezeugen/ daß damit die kalte Fieber/ besonders in kleinen Kindern perfect gehoben worden seyen. So bezeuget auch der berümbte Med. und Professor zu Jena/ Herr D. Wedel in einem Brieff / daß er solche auch in hitzigen Fiebern gut befunden habe. Die Indianer selbsten brauchen sie gegen alle gifftige Seuchen/ Pest/ zauberische Vergifftungen/ Liebes-Tränck und dergleichen und halten die heutige Gelehrten davor/ daß diese Fabae S. Ignatii die rechte Krähen-Augen oder Nuces Vomicae seyen/ welche Serapio beschreibet und mit in den Theriac genommen werden sollen/ da dißdaher in deren Ermangelung die gemeine und gifftige Krähen-Augen/ nicht ohne sonderliche Gefahr/ darzu gebrauchet worden. Ob sie aber auch eusserlich als ein Amulet angehenckt/ oder auff gifftige Biß und Wunden gehalten das Gifft an sich ziehen können/ wie gesagt wird/ stelle zu weiterer Erfahrung auß. Was sie ferner in den Gichtern vor eine treffliche Würckung thun/ habe neulich an einem kleinen Kind/ so die Schwere-Noth des Tages wohl sieben mahl gehabt/ gesehen/ welche mit ein paar Gran von diesen Fabis gestillet habe. So hab sie ingleichen in dem Gicht-Flug der Kinder/ wie auch dem gemeinen Flug oder Maculis Volaticis sehr gut befunden. Weswegen sie auch in den innerlichen krampffmäsigen Bewegungen und Schmertzen des Magens und der Gedärme/ nemlich in dem Hertz-Gespann/ Hertzens-Angst/ Colic, Darm-Gicht/ Rothen-Ruhr/ Darm-Zwang/ Mutter-Schmertzen und dergleichen guten effect thun / indem sie zugleich den Magen stärcken/ appetit erwecken/ und alle böse cruditäten darin verzehren. Insonderheit kommen sie auch dem Haupt zu gut/ wann wegen eines blöden Magens dasselbe Noth leidet/ in allerhand Schlag- und andern Flüssen/ Lähmungen/ Zaln-Schmertzen und dergleichen/ wann sie entweder eingegeben/ oder nur unter der Zung gehalten werden/ da sie den Speichel treiben und die schon mit dem Todt ringende ermundern sollen. Sie dienen auch in den Brust-Kranckheiten/ Keichen/ Gicht-Husten und Erstickungen/ besonders wann sie von spasmodischer Zusammenziehung der Lungen herrühren. Sie treiben den Urin/ die Monathen und Nachgeburt der Gebährenden: tödten die Spul-Würmer/ und stillen auch eusserlich die Blut-Stürtzungen. §. 6. Man gibt sie zu Pulver gestossen in geringer dosi, 2. 3. biß 6. Gran/ dann ein halber Scrupel oder zehen Gersten-Körner schwer schon purgiren sollen. Man legt sie auch ein oder zwey Stund in ein destillirtes Wasser/ biß es bitter werde/ gleichwie man sonsten mit dem Pedra Porco verfähret/ welchem diese Bohnen einen grossen Stoß geben dörfften/ wie Doct. Goris in seiner Medicinâ Contempta pag. 185. propheceyet/ zumahlen sie in einem Jahr an dem Preyß die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/335
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/335>, abgerufen am 26.04.2024.