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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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brauchen und gar vor eine Panacee halten/ indem viele die Säure des Crem. Tart. nicht vertragen können; anderer Ursachen jetzo zugeschweigen/ welche die Heilbrunner Medici in einem eigenen Tractat de Cremore Tartari (welchen fie contra einem Dorff-Pfarrer geschrieben) angeführet haben.

§. 19.

Damit aber den Weinstein-Crystallen obgemeldte Säuer in etwas benommen werde/ sie auch nicht nur in warmen/ sondern auch kalten vehiculis oder Träncken genossen werden könten/ hat man den so genandten

TARTARUM SOLUBILEM

oder SAL VEGETABILE erfunden/ welches aus den obbemeldten Crystallen und dem [unleserliches Material]. Tartar. oder Weinstein-Saltz gemachet wird/ dessen Erfindung Pomet loc. cit. einem Capuciner/ nahmens F. Angelo zuschreiben will/ welcher denselben zu Paris zum erstenmahl eingeführet und in unglaublicher Quantität verkauffet/ indem der gemeldte Materialist allein demselben jährlich mehr dann zwölff Centner rohen Weinstein und wohl Tausend Pfund Crystallen verkauffet hat. Es kan aber ermeldter Capuciner denselben wohl eher von den Teutschen überkommen haben/ bey welchen er längsten schon bekandt gewesen/ obwohlen anfänglich die Beschreibung und Zubereitung heimlich gehalten worden/ welche heut zu Tag fast allen Apotheckern bekandt ist. Er muß schön weiß/ trucken und wohl saturiret seyn. Will man ihn scheinlicher machen/ kan man ihn auch solviren und zu Crystallen bringen lassen: kommet an den Kräfften mit den Crystallen überein/ nur daß er besser corrigiret ist/ und wird bey der Sauer-Brunnen Cur zum Laxieren sehr gebrauchet.

§. 20.

Gleichergestalt kan man auch den aus Weinstein mit Feilstaub gekochten TARTARUM CHALYBEATUM zu schönen Crystallen anschiessen lassen/ auch aus dem TARTARO SOLUBILI und der Stahl-Tinetur einen TARTARUM MARTIALEM SOLUBILEM verfertigen: welche beyde in denen langwierigen Miltz-Beschwerungen/ Gelb- und Wassersucht sehr guten Nutzen schaffen.

§. 21.

Nicht weniger wird der so sehr bekandte

TARTARUS EMETICUS,

als das gebräuchlichste Brech-Pulver/ aus den Weinstein-Crystallen gemacht/ wann man dieselbige mit gleicher Quantität von dem Croco Metallorum in zwölff Theil Wasser kochet oder drey Tag an einem warmen Ort offt umbrühret/ filtriret und entweder abrauchen oder zu Crystallen anschiessen lässet; dergleichen Medicament andere auch aus dem Salpeter / Salarmoniac und Tartaro solubili zu machen pslegen/ von dessen rechtmäsigen Gebrauch Mynsich, als der erste Erfinder/ in seinem Armament: Medico-Chymic. kan gelesen werden. Man gibt hier zu Land insgemein ij. biß iij. Gersten-Korn schwer/ mit noch so viel Zucker/ im Anfang der Fieber/ übergeschossenen Gall und andern Kranckheiten.

§. 22.

Wann man aber den Weinstein auß einer Retorten treibet und destilliret/ so bekommet man erstlich den

SPIRITUM TARTARI,

welcher ein gut Schweiß- und Urin-treibendes-Mittel ist: wormit zu gleich das stinckende Weinstein-Oehl oder

OLEUM TARTARI FOETIDUM

übergehet/ welches eusserlich trefflich zertheilet und zu den dicken Brüsten und andern Geschwulsten dienlich ist; Und wann man den Satz oder Caput Mortuum, welches zurück bleibet vollends calciniret und weiß brennet/ kan man das rechte und veritable Weinstein-Saltz / oder

SAL TARTARI

davon außlaugen/ und also umbsonst haben: da/ wann die Apothecker den Weinstein in den Häfner-Oeffen brennen lassen/ der vortreffliche Spiritus mit dem Oehl zu schanden gehen: muß schön weiß/ trucken/ etwas scharff und ein wenig bitter/ auch nicht mit Salpeter verfälschet seyn/ welches leicht zu erkennen/ wann es uff den Kohlen/ wie der Salpeter/ blatzet. Dieses Saltz muß vor andern an einem truckenen Ort gehalten/ und von der Lufft wohl verwahret werden / sonsten es leicht schmeltzet und sich in ein klares Wasser verwandeln thut/ welches man

OLEUM TART. PER DELIQUIUM

nennet: wo sehr merckwürdig ist/ daß man aus einem Pfund [unleserliches Material]. Tartar. wohl zehen Pfund solches Oehls haben könne/ weilen es die Luffr und [unleserliches Material]. Mundi so an sich ziehen kan/ wie Digbaeus solches in seiner Oration de Pulv. Sympathet. in Acht genommen. Es trucknet sehr aus / heilet den Grind/ Flechten/ Finnen/ und macht eine schöne Haut: wird auch von einigen innerlich gegen die scharffe Säuer im Magen gegeben.

§. 23.

Wann man das [unleserliches Material]. Tartar. ein paar Tage lang im Feuer wohl calciniret und außglüet und den Spiritum Vini Tartarisatum darauff gieset/ hat man in einem Augenblick die Weinstein-Tinctur oder

TINCTURAM TARTARI,

welche schön roth seyn muß/ wird aber endlich/ wann sie zu alt ist/ gelb: soll das Geblüt reinigen und den Urin treiben.

brauchen und gar vor eine Panacee halten/ indem viele die Säure des Crem. Tart. nicht vertragen können; anderer Ursachen jetzo zugeschweigen/ welche die Heilbrunner Medici in einem eigenen Tractat de Cremore Tartari (welchen fie contra einem Dorff-Pfarrer geschrieben) angeführet haben.

§. 19.

Damit aber den Weinstein-Crystallen obgemeldte Säuer in etwas benommen werde/ sie auch nicht nur in warmen/ sondern auch kalten vehiculis oder Träncken genossen werden könten/ hat man den so genandten

TARTARUM SOLUBILEM

oder SAL VEGETABILE erfunden/ welches aus den obbemeldten Crystallen und dem [unleserliches Material]. Tartar. oder Weinstein-Saltz gemachet wird/ dessen Erfindung Pomet loc. cit. einem Capuciner/ nahmens F. Angelo zuschreiben will/ welcher denselben zu Paris zum erstenmahl eingeführet und in unglaublicher Quantität verkauffet/ indem der gemeldte Materialist allein demselben jährlich mehr dann zwölff Centner rohen Weinstein und wohl Tausend Pfund Crystallen verkauffet hat. Es kan aber ermeldter Capuciner denselben wohl eher von den Teutschen überkommen haben/ bey welchen er längsten schon bekandt gewesen/ obwohlen anfänglich die Beschreibung und Zubereitung heimlich gehalten worden/ welche heut zu Tag fast allen Apotheckern bekandt ist. Er muß schön weiß/ trucken und wohl saturiret seyn. Will man ihn scheinlicher machen/ kan man ihn auch solviren und zu Crystallen bringen lassen: kommet an den Kräfften mit den Crystallen überein/ nur daß er besser corrigiret ist/ und wird bey der Sauer-Brunnen Cur zum Laxieren sehr gebrauchet.

§. 20.

Gleichergestalt kan man auch den aus Weinstein mit Feilstaub gekochten TARTARUM CHALYBEATUM zu schönen Crystallen anschiessen lassen/ auch aus dem TARTARO SOLUBILI und der Stahl-Tinetur einen TARTARUM MARTIALEM SOLUBILEM verfertigen: welche beyde in denen langwierigen Miltz-Beschwerungen/ Gelb- und Wassersucht sehr guten Nutzen schaffen.

§. 21.

Nicht weniger wird der so sehr bekandte

TARTARUS EMETICUS,

als das gebräuchlichste Brech-Pulver/ aus den Weinstein-Crystallen gemacht/ wann man dieselbige mit gleicher Quantität von dem Croco Metallorum in zwölff Theil Wasser kochet oder drey Tag an einem warmen Ort offt umbrühret/ filtriret und entweder abrauchen oder zu Crystallen anschiessen lässet; dergleichen Medicament andere auch aus dem Salpeter / Salarmoniac und Tartaro solubili zu machen pslegen/ von dessen rechtmäsigen Gebrauch Mynsich, als der erste Erfinder/ in seinem Armament: Medico-Chymic. kan gelesen werden. Man gibt hier zu Land insgemein ij. biß iij. Gersten-Korn schwer/ mit noch so viel Zucker/ im Anfang der Fieber/ übergeschossenen Gall und andern Kranckheiten.

§. 22.

Wann man aber den Weinstein auß einer Retorten treibet und destilliret/ so bekommet man erstlich den

SPIRITUM TARTARI,

welcher ein gut Schweiß- und Urin-treibendes-Mittel ist: wormit zu gleich das stinckende Weinstein-Oehl oder

OLEUM TARTARI FOETIDUM

übergehet/ welches eusserlich trefflich zertheilet und zu den dicken Brüsten und andern Geschwulsten dienlich ist; Und wann man den Satz oder Caput Mortuum, welches zurück bleibet vollends calciniret und weiß brennet/ kan man das rechte und veritable Weinstein-Saltz / oder

SAL TARTARI

davon außlaugen/ und also umbsonst haben: da/ wann die Apothecker den Weinstein in den Häfner-Oeffen brennen lassen/ der vortreffliche Spiritus mit dem Oehl zu schanden gehen: muß schön weiß/ trucken/ etwas scharff und ein wenig bitter/ auch nicht mit Salpeter verfälschet seyn/ welches leicht zu erkennen/ wann es uff den Kohlen/ wie der Salpeter/ blatzet. Dieses Saltz muß vor andern an einem truckenen Ort gehalten/ und von der Lufft wohl verwahret werden / sonsten es leicht schmeltzet und sich in ein klares Wasser verwandeln thut/ welches man

OLEUM TART. PER DELIQUIUM

nennet: wo sehr merckwürdig ist/ daß man aus einem Pfund [unleserliches Material]. Tartar. wohl zehen Pfund solches Oehls haben könne/ weilen es die Luffr und [unleserliches Material]. Mundi so an sich ziehen kan/ wie Digbaeus solches in seiner Oration de Pulv. Sympathet. in Acht genommen. Es trucknet sehr aus / heilet den Grind/ Flechten/ Finnen/ und macht eine schöne Haut: wird auch von einigen innerlich gegen die scharffe Säuer im Magen gegeben.

§. 23.

Wann man das [unleserliches Material]. Tartar. ein paar Tage lang im Feuer wohl calciniret und außglüet und den Spiritum Vini Tartarisatum darauff gieset/ hat man in einem Augenblick die Weinstein-Tinctur oder

TINCTURAM TARTARI,

welche schön roth seyn muß/ wird aber endlich/ wann sie zu alt ist/ gelb: soll das Geblüt reinigen und den Urin treiben.

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[320/0366] brauchen und gar vor eine Panacee halten/ indem viele die Säure des Crem. Tart. nicht vertragen können; anderer Ursachen jetzo zugeschweigen/ welche die Heilbrunner Medici in einem eigenen Tractat de Cremore Tartari (welchen fie contra einem Dorff-Pfarrer geschrieben) angeführet haben. §. 19. Damit aber den Weinstein-Crystallen obgemeldte Säuer in etwas benommen werde/ sie auch nicht nur in warmen/ sondern auch kalten vehiculis oder Träncken genossen werden könten/ hat man den so genandten TARTARUM SOLUBILEM oder SAL VEGETABILE erfunden/ welches aus den obbemeldten Crystallen und dem _ . Tartar. oder Weinstein-Saltz gemachet wird/ dessen Erfindung Pomet loc. cit. einem Capuciner/ nahmens F. Angelo zuschreiben will/ welcher denselben zu Paris zum erstenmahl eingeführet und in unglaublicher Quantität verkauffet/ indem der gemeldte Materialist allein demselben jährlich mehr dann zwölff Centner rohen Weinstein und wohl Tausend Pfund Crystallen verkauffet hat. Es kan aber ermeldter Capuciner denselben wohl eher von den Teutschen überkommen haben/ bey welchen er längsten schon bekandt gewesen/ obwohlen anfänglich die Beschreibung und Zubereitung heimlich gehalten worden/ welche heut zu Tag fast allen Apotheckern bekandt ist. Er muß schön weiß/ trucken und wohl saturiret seyn. Will man ihn scheinlicher machen/ kan man ihn auch solviren und zu Crystallen bringen lassen: kommet an den Kräfften mit den Crystallen überein/ nur daß er besser corrigiret ist/ und wird bey der Sauer-Brunnen Cur zum Laxieren sehr gebrauchet. §. 20. Gleichergestalt kan man auch den aus Weinstein mit Feilstaub gekochten TARTARUM CHALYBEATUM zu schönen Crystallen anschiessen lassen/ auch aus dem TARTARO SOLUBILI und der Stahl-Tinetur einen TARTARUM MARTIALEM SOLUBILEM verfertigen: welche beyde in denen langwierigen Miltz-Beschwerungen/ Gelb- und Wassersucht sehr guten Nutzen schaffen. §. 21. Nicht weniger wird der so sehr bekandte TARTARUS EMETICUS, als das gebräuchlichste Brech-Pulver/ aus den Weinstein-Crystallen gemacht/ wann man dieselbige mit gleicher Quantität von dem Croco Metallorum in zwölff Theil Wasser kochet oder drey Tag an einem warmen Ort offt umbrühret/ filtriret und entweder abrauchen oder zu Crystallen anschiessen lässet; dergleichen Medicament andere auch aus dem Salpeter / Salarmoniac und Tartaro solubili zu machen pslegen/ von dessen rechtmäsigen Gebrauch Mynsich, als der erste Erfinder/ in seinem Armament: Medico-Chymic. kan gelesen werden. Man gibt hier zu Land insgemein ij. biß iij. Gersten-Korn schwer/ mit noch so viel Zucker/ im Anfang der Fieber/ übergeschossenen Gall und andern Kranckheiten. §. 22. Wann man aber den Weinstein auß einer Retorten treibet und destilliret/ so bekommet man erstlich den SPIRITUM TARTARI, welcher ein gut Schweiß- und Urin-treibendes-Mittel ist: wormit zu gleich das stinckende Weinstein-Oehl oder OLEUM TARTARI FOETIDUM übergehet/ welches eusserlich trefflich zertheilet und zu den dicken Brüsten und andern Geschwulsten dienlich ist; Und wann man den Satz oder Caput Mortuum, welches zurück bleibet vollends calciniret und weiß brennet/ kan man das rechte und veritable Weinstein-Saltz / oder SAL TARTARI davon außlaugen/ und also umbsonst haben: da/ wann die Apothecker den Weinstein in den Häfner-Oeffen brennen lassen/ der vortreffliche Spiritus mit dem Oehl zu schanden gehen: muß schön weiß/ trucken/ etwas scharff und ein wenig bitter/ auch nicht mit Salpeter verfälschet seyn/ welches leicht zu erkennen/ wann es uff den Kohlen/ wie der Salpeter/ blatzet. Dieses Saltz muß vor andern an einem truckenen Ort gehalten/ und von der Lufft wohl verwahret werden / sonsten es leicht schmeltzet und sich in ein klares Wasser verwandeln thut/ welches man OLEUM TART. PER DELIQUIUM nennet: wo sehr merckwürdig ist/ daß man aus einem Pfund _ . Tartar. wohl zehen Pfund solches Oehls haben könne/ weilen es die Luffr und _ . Mundi so an sich ziehen kan/ wie Digbaeus solches in seiner Oration de Pulv. Sympathet. in Acht genommen. Es trucknet sehr aus / heilet den Grind/ Flechten/ Finnen/ und macht eine schöne Haut: wird auch von einigen innerlich gegen die scharffe Säuer im Magen gegeben. §. 23. Wann man das _ . Tartar. ein paar Tage lang im Feuer wohl calciniret und außglüet und den Spiritum Vini Tartarisatum darauff gieset/ hat man in einem Augenblick die Weinstein-Tinctur oder TINCTURAM TARTARI, welche schön roth seyn muß/ wird aber endlich/ wann sie zu alt ist/ gelb: soll das Geblüt reinigen und den Urin treiben.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

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  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/366>, abgerufen am 27.04.2024.