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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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er entweder von sich selbsten auß dem Sträuchlein rinnet/ welcher anfangs weiß/ nachmahlen grünlicht und dann gelb werden soll: oder werden die Bäumlein zuvor geritzet/ woraus ein etwas schwartzer Balsam fliessen und in die angehängte Gefäßlein tropffen soll. Uber welche 3. auch ein dergleichen Balsam auß den abgeschnittenen und gesottenen Zweiglein künstlicher Weiß bereitet werden soll / mit welchen die vorige vermischet werden/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 38. berichtet. Ob nun gleich der Geruch an diesem noch frischen Balsamischen Oehl so starck seyn soll/ daß er auch die Nase schweissen und bluten machen kan/ so verlieret er doch mit der Zeit viel von solchem Geruch/ wie D. Wormius in Museo pag. 223. geschrieben. Sonsten aber muß er die in dem Schroedero benambte Proben halten/ daß er nemblich. 1. sich auff warmen Wasser gantz außbreite und dasselbige gleichsam bedecke/ wann es aber kalt worden/ wider zusammen lauffe. 2. In Milch getropfft gerinne und dick werde/ und 3. keinen Flecken auff den Kleidern lasse/ so etwa ein tropffen darauff gefallen. Ob er aber auch unversehret durch die Hand schwitze/ welche Prob Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 16. noch hinzu gethan/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. Die Frucht/ oder Carpobalsamum, muß noch frisch/ aromatisch und guten Geruchs seyn/ auch eine rauhe und mit vier Strichen unterschiedene Schale haben. Das Balsam-Holtz/ oder Xylobalsamum aber soll knodicht/ außwendig röthlicht und inwendig weiß / hartzicht und wohlriechend seyn; beyde sind insgemein alt und verlegen.

§. 4.

Nun fragt sichs/ ob man noch heut zu Tag diesen also beschriebenen Balsam ohnverfälschet und gerecht haben und bekommen könne? von welcher Frag vor diesem unter den Apotheckern und Materialisten zu Rom ein gewaltiger Streit gewesen/ welcher sich also erhoben: Es hatte der Cardinal Barberini befohlen/ daß man in der Armen-Apotheck den Theriac selbsten aufflegen solte/ welches Antonius Manfredus, ein Medicus zu Rom/ über sich nahme und von Venedig anderthalb Pfund vom Balsamo vero darzu bringen liese/ welcher auch von vielen Medicis und Apotheckern vor gut und auffrichtig gehalten und zum Theriac genommen wurde. Als solches die andere Materialisten und Apothecker zu Rom erfuhren und besorgten/ es möchte ihnen ein Abbruch dadurch geschehen/ gaben sie vor/ dieser Theriac wäre nicht recht/ weilen sie das rechte Succedaneum des Balsami veri (so gar nicht mehr zu haben sey) nicht darzu genommen/ sondern einen falschen Balsam eingemischet hätten/ brachten die Sach auch gar vor den Römischen Pabst / welcher alles der Apostolischen Kammer und seinen Leib-Medicis zu entscheiden gabe/ allwo die Comoedie erst recht angienge/ indem beyde Theile sehr gelehrte Medicos uff ihrer Seiten hatten. Als es aber zum Beweiß kam/ gaben die Adversarii vor/ dieser Balsam hielte die Prob nicht/ indem er 1. weder Nasenbluten verursache/ noch 2. die Milch coagulire/ auch 3. einen Flecken in den Kleidern zurück liesse: welchen die andere antworteten/ daß das 1. nur an dem frischen in Acht zunehmen 2. nicht nöthig sey/ daß die Milch gerinne/ sondern seye gnug/ das der Balsam in der Milch zusammen lauffe. 3. nur ein Tröpfflein auff das Kleib zuschütten sey / nicht aber eine grosse Quantität/ wie die Apothecker thäten/ welche ja nothwendig einen Flecken zurück lassen müste; wormit sie dann auch endlich den Platz erhalten haben/ wie solches alles von dem seel. Doct. Joh. Georg. Volkamero, weyland derümbten Medico zu Nürnberg und Praesid. der Kayser. Medic. Societät in Teutschland/ in einem besonderen Büchlein / welches Opobalsami Orientalis in Theriacae Confectionem Romae revocati Examen Veritasque reddita heisset und kurtz in meiner Historia Liter. Cont. IV. in App. Dec. 3. A. 1. Misc. Ac. Nat. Cur. erzehlet wird/ nach allen Umbständen beschrieben hat. Daher es eben nicht gantz unmöglich scheinet/ daß man denselben noch wohl etwa bey grossen Herren und deren Abgesandten (welchen er von dem Groß Türcken verehret wird) finden könne: weilen er aber im gemeinem Handel schwer oder gar nicht zu haben/ so brauchet man insgemein gute und gleichgültige Succedanea davor/ als [unleserliches Material]. Caryophil. oder das außgepreste Muscaten-Oehl/ welches zu diesem End von den Apotheckern selbsten wohl zu praepariren ist/ wie es Charas in Beschreibung der Theriacs-Ingredientien pag. 109. gelehret hat. Wie man dann auch an statt des Carpobalsami die Cubeben/ und an statt des Xylobalsami das Lignum aloes, in den alten Compositionen/ braucht / wie an jetztgemeldtem Ort zu lesen ist.

§. 5.

Was endlich die Krafft und Würckung des wahren Orientalischen Balsams anlanget/ so werden demselbigen unbeschreibliche und unvergleichliche Tugendten zugeschrieben/ und ist billich vor diejenige Salb in Gilead/ deren in Heil. Schrifft gedacht wird/ zu halten. Er stärcket die Natur und Lebens-Geister/ ermundert alle Sinnen und erhält den Leib und dessen Gliedmassen vor Fäulnüs/ weswegen er auch bey der Balsamirung der Königlichen Cörper und zu den Mumien hauptsächlich gebrauchet und innerlich zum Theriac genommen worden: wegen seiner Balsamischen Krafft aber dienet er zur Schwind- und Lungensucht/ langwierigem Reichen und andern Beschwerungen/ heilet auch die Wunden/ worvon Schroederus, Lobelius und andere weiter gesehen werden könne.

er entweder von sich selbsten auß dem Sträuchlein rinnet/ welcher anfangs weiß/ nachmahlen grünlicht und dann gelb werden soll: oder werden die Bäumlein zuvor geritzet/ woraus ein etwas schwartzer Balsam fliessen und in die angehängte Gefäßlein tropffen soll. Uber welche 3. auch ein dergleichen Balsam auß den abgeschnittenen und gesottenen Zweiglein künstlicher Weiß bereitet werden soll / mit welchen die vorige vermischet werden/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 38. berichtet. Ob nun gleich der Geruch an diesem noch frischen Balsamischen Oehl so starck seyn soll/ daß er auch die Nase schweissen und bluten machen kan/ so verlieret er doch mit der Zeit viel von solchem Geruch/ wie D. Wormius in Museo pag. 223. geschrieben. Sonsten aber muß er die in dem Schroedero benambte Proben halten/ daß er nemblich. 1. sich auff warmen Wasser gantz außbreite und dasselbige gleichsam bedecke/ wann es aber kalt worden/ wider zusammen lauffe. 2. In Milch getropfft gerinne und dick werde/ und 3. keinen Flecken auff den Kleidern lasse/ so etwa ein tropffen darauff gefallen. Ob er aber auch unversehret durch die Hand schwitze/ welche Prob Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 16. noch hinzu gethan/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. Die Frucht/ oder Carpobalsamum, muß noch frisch/ aromatisch und guten Geruchs seyn/ auch eine rauhe und mit vier Strichen unterschiedene Schale haben. Das Balsam-Holtz/ oder Xylobalsamum aber soll knodicht/ außwendig röthlicht und inwendig weiß / hartzicht und wohlriechend seyn; beyde sind insgemein alt und verlegen.

§. 4.

Nun fragt sichs/ ob man noch heut zu Tag diesen also beschriebenen Balsam ohnverfälschet und gerecht haben und bekommen könne? von welcher Frag vor diesem unter den Apotheckern und Materialisten zu Rom ein gewaltiger Streit gewesen/ welcher sich also erhoben: Es hatte der Cardinal Barberini befohlen/ daß man in der Armen-Apotheck den Theriac selbsten aufflegen solte/ welches Antonius Manfredus, ein Medicus zu Rom/ über sich nahme und von Venedig anderthalb Pfund vom Balsamo vero darzu bringen liese/ welcher auch von vielen Medicis und Apotheckern vor gut und auffrichtig gehalten und zum Theriac genommen wurde. Als solches die andere Materialisten und Apothecker zu Rom erfuhren und besorgten/ es möchte ihnen ein Abbruch dadurch geschehen/ gaben sie vor/ dieser Theriac wäre nicht recht/ weilen sie das rechte Succedaneum des Balsami veri (so gar nicht mehr zu haben sey) nicht darzu genommen/ sondern einen falschen Balsam eingemischet hätten/ brachten die Sach auch gar vor den Römischen Pabst / welcher alles der Apostolischen Kammer und seinen Leib-Medicis zu entscheiden gabe/ allwo die Comoedie erst recht angienge/ indem beyde Theile sehr gelehrte Medicos uff ihrer Seiten hatten. Als es aber zum Beweiß kam/ gaben die Adversarii vor/ dieser Balsam hielte die Prob nicht/ indem er 1. weder Nasenbluten verursache/ noch 2. die Milch coagulire/ auch 3. einen Flecken in den Kleidern zurück liesse: welchen die andere antworteten/ daß das 1. nur an dem frischen in Acht zunehmen 2. nicht nöthig sey/ daß die Milch gerinne/ sondern seye gnug/ das der Balsam in der Milch zusammen lauffe. 3. nur ein Tröpfflein auff das Kleib zuschütten sey / nicht aber eine grosse Quantität/ wie die Apothecker thäten/ welche ja nothwendig einen Flecken zurück lassen müste; wormit sie dann auch endlich den Platz erhalten haben/ wie solches alles von dem seel. Doct. Joh. Georg. Volkamero, weyland derümbten Medico zu Nürnberg und Praesid. der Kayser. Medic. Societät in Teutschland/ in einem besonderen Büchlein / welches Opobalsami Orientalis in Theriacae Confectionem Romae revocati Examen Veritasque reddita heisset und kurtz in meiner Historia Liter. Cont. IV. in App. Dec. 3. A. 1. Misc. Ac. Nat. Cur. erzehlet wird/ nach allen Umbständen beschrieben hat. Daher es eben nicht gantz unmöglich scheinet/ daß man denselben noch wohl etwa bey grossen Herren und deren Abgesandten (welchen er von dem Groß Türcken verehret wird) finden könne: weilen er aber im gemeinem Handel schwer oder gar nicht zu haben/ so brauchet man insgemein gute und gleichgültige Succedanea davor/ als [unleserliches Material]. Caryophil. oder das außgepreste Muscaten-Oehl/ welches zu diesem End von den Apotheckern selbsten wohl zu praepariren ist/ wie es Charas in Beschreibung der Theriacs-Ingredientien pag. 109. gelehret hat. Wie man dann auch an statt des Carpobalsami die Cubeben/ und an statt des Xylobalsami das Lignum aloes, in den alten Compositionen/ braucht / wie an jetztgemeldtem Ort zu lesen ist.

§. 5.

Was endlich die Krafft und Würckung des wahren Orientalischen Balsams anlanget/ so werden demselbigen unbeschreibliche und unvergleichliche Tugendten zugeschrieben/ und ist billich vor diejenige Salb in Gilead/ deren in Heil. Schrifft gedacht wird/ zu halten. Er stärcket die Natur und Lebens-Geister/ ermundert alle Sinnen und erhält den Leib und dessen Gliedmassen vor Fäulnüs/ weswegen er auch bey der Balsamirung der Königlichen Cörper und zu den Mumien hauptsächlich gebrauchet und innerlich zum Theriac genommen worden: wegen seiner Balsamischen Krafft aber dienet er zur Schwind- und Lungensucht/ langwierigem Reichen und andern Beschwerungen/ heilet auch die Wunden/ worvon Schroederus, Lobelius und andere weiter gesehen werden könne.

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[403/0449] er entweder von sich selbsten auß dem Sträuchlein rinnet/ welcher anfangs weiß/ nachmahlen grünlicht und dann gelb werden soll: oder werden die Bäumlein zuvor geritzet/ woraus ein etwas schwartzer Balsam fliessen und in die angehängte Gefäßlein tropffen soll. Uber welche 3. auch ein dergleichen Balsam auß den abgeschnittenen und gesottenen Zweiglein künstlicher Weiß bereitet werden soll / mit welchen die vorige vermischet werden/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 38. berichtet. Ob nun gleich der Geruch an diesem noch frischen Balsamischen Oehl so starck seyn soll/ daß er auch die Nase schweissen und bluten machen kan/ so verlieret er doch mit der Zeit viel von solchem Geruch/ wie D. Wormius in Museo pag. 223. geschrieben. Sonsten aber muß er die in dem Schroedero benambte Proben halten/ daß er nemblich. 1. sich auff warmen Wasser gantz außbreite und dasselbige gleichsam bedecke/ wann es aber kalt worden/ wider zusammen lauffe. 2. In Milch getropfft gerinne und dick werde/ und 3. keinen Flecken auff den Kleidern lasse/ so etwa ein tropffen darauff gefallen. Ob er aber auch unversehret durch die Hand schwitze/ welche Prob Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 16. noch hinzu gethan/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. Die Frucht/ oder Carpobalsamum, muß noch frisch/ aromatisch und guten Geruchs seyn/ auch eine rauhe und mit vier Strichen unterschiedene Schale haben. Das Balsam-Holtz/ oder Xylobalsamum aber soll knodicht/ außwendig röthlicht und inwendig weiß / hartzicht und wohlriechend seyn; beyde sind insgemein alt und verlegen. §. 4. Nun fragt sichs/ ob man noch heut zu Tag diesen also beschriebenen Balsam ohnverfälschet und gerecht haben und bekommen könne? von welcher Frag vor diesem unter den Apotheckern und Materialisten zu Rom ein gewaltiger Streit gewesen/ welcher sich also erhoben: Es hatte der Cardinal Barberini befohlen/ daß man in der Armen-Apotheck den Theriac selbsten aufflegen solte/ welches Antonius Manfredus, ein Medicus zu Rom/ über sich nahme und von Venedig anderthalb Pfund vom Balsamo vero darzu bringen liese/ welcher auch von vielen Medicis und Apotheckern vor gut und auffrichtig gehalten und zum Theriac genommen wurde. Als solches die andere Materialisten und Apothecker zu Rom erfuhren und besorgten/ es möchte ihnen ein Abbruch dadurch geschehen/ gaben sie vor/ dieser Theriac wäre nicht recht/ weilen sie das rechte Succedaneum des Balsami veri (so gar nicht mehr zu haben sey) nicht darzu genommen/ sondern einen falschen Balsam eingemischet hätten/ brachten die Sach auch gar vor den Römischen Pabst / welcher alles der Apostolischen Kammer und seinen Leib-Medicis zu entscheiden gabe/ allwo die Comoedie erst recht angienge/ indem beyde Theile sehr gelehrte Medicos uff ihrer Seiten hatten. Als es aber zum Beweiß kam/ gaben die Adversarii vor/ dieser Balsam hielte die Prob nicht/ indem er 1. weder Nasenbluten verursache/ noch 2. die Milch coagulire/ auch 3. einen Flecken in den Kleidern zurück liesse: welchen die andere antworteten/ daß das 1. nur an dem frischen in Acht zunehmen 2. nicht nöthig sey/ daß die Milch gerinne/ sondern seye gnug/ das der Balsam in der Milch zusammen lauffe. 3. nur ein Tröpfflein auff das Kleib zuschütten sey / nicht aber eine grosse Quantität/ wie die Apothecker thäten/ welche ja nothwendig einen Flecken zurück lassen müste; wormit sie dann auch endlich den Platz erhalten haben/ wie solches alles von dem seel. Doct. Joh. Georg. Volkamero, weyland derümbten Medico zu Nürnberg und Praesid. der Kayser. Medic. Societät in Teutschland/ in einem besonderen Büchlein / welches Opobalsami Orientalis in Theriacae Confectionem Romae revocati Examen Veritasque reddita heisset und kurtz in meiner Historia Liter. Cont. IV. in App. Dec. 3. A. 1. Misc. Ac. Nat. Cur. erzehlet wird/ nach allen Umbständen beschrieben hat. Daher es eben nicht gantz unmöglich scheinet/ daß man denselben noch wohl etwa bey grossen Herren und deren Abgesandten (welchen er von dem Groß Türcken verehret wird) finden könne: weilen er aber im gemeinem Handel schwer oder gar nicht zu haben/ so brauchet man insgemein gute und gleichgültige Succedanea davor/ als _ . Caryophil. oder das außgepreste Muscaten-Oehl/ welches zu diesem End von den Apotheckern selbsten wohl zu praepariren ist/ wie es Charas in Beschreibung der Theriacs-Ingredientien pag. 109. gelehret hat. Wie man dann auch an statt des Carpobalsami die Cubeben/ und an statt des Xylobalsami das Lignum aloes, in den alten Compositionen/ braucht / wie an jetztgemeldtem Ort zu lesen ist. §. 5. Was endlich die Krafft und Würckung des wahren Orientalischen Balsams anlanget/ so werden demselbigen unbeschreibliche und unvergleichliche Tugendten zugeschrieben/ und ist billich vor diejenige Salb in Gilead/ deren in Heil. Schrifft gedacht wird/ zu halten. Er stärcket die Natur und Lebens-Geister/ ermundert alle Sinnen und erhält den Leib und dessen Gliedmassen vor Fäulnüs/ weswegen er auch bey der Balsamirung der Königlichen Cörper und zu den Mumien hauptsächlich gebrauchet und innerlich zum Theriac genommen worden: wegen seiner Balsamischen Krafft aber dienet er zur Schwind- und Lungensucht/ langwierigem Reichen und andern Beschwerungen/ heilet auch die Wunden/ worvon Schroederus, Lobelius und andere weiter gesehen werden könne.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/449>, abgerufen am 26.04.2024.