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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Schurtzius spricht ohne Scheu/ es seye ein Compositum, und bezeuget auch Dale p. 57. seiner Pharmacol. daß sie von den Apotheckern in Engeland also gemacht/ doch auch aus Ost-Indien gebracht werde. Marxius will zwar solches schlechterdings nicht statuiren/ hält aber doch darvor/ daß gemeiniglich eine Verfälschung von obigen Stücken dabey sey/ anbey bezeugend/ daß/ weilen schlechter Abgang davon/ und selbiger langsam gesucht werde/ die Materialisten auch dessen nicht viel im Vorrath hätten/ obwohlen sie bey weitem nicht so theuer/ wie der vorige sey. Mir ist ein Stück zu Handen kommen/ so in Indien auff der See gefunden/ und vor die unreiffe Ambra Grysea gehalten werden will.

Den Gebrauch der grauen Amber anbelangend/ so hat sie wegen der flüchtigen und schwefelichten Theilgen eine sehr erwärmende und stärckende Krafft/ womit sie die Beweg- und Lebens-Geister sehr erfreuen und erfrischen kan; weswegen der Englische Cantzlar Baco de Verulamio dieselbe an einem Ort zu Erhaltung eines gesunden und langen Lebens rühmet. Wird derowegen in sehr vielen Haupt-Kranckheiten/ wie auch andern Schwachheiten des gantzen Leibes / absonderlich des Hertzens bey alten betagten Leuten sehr gerühmet/ wie solches der seel. D. Metzgerus, vor diesem allhier zu Giessen und nachmahl zu Tübingen berühmter Professor und Medicus in seinem Tractat von der Amber (so dessen Herr Eydam D. Lentilius nach seinem Todt heraus gegeben) weitläufftig gezeiget/ und obbelobter Nicolas Chevalier in seinem Tr. von dem Ursprung und Krafft des grauen Ambers gelehret hat. Weilen sie aber wegen des grossen Preises vor sich und in Substantia (da sie mit Zucker genossen/ sonsten den alten sehr dienlich ist / nicht leicht kan verschrieben werden/ so wird mit dem rectificirten Brande wein eine Gold-gelbe Essentz daraus gemacht/ so gemeiniglich verschrieben wird; gleichwie sie auch noch in viele in- und äusserliche Compositiones kommet/ und absonderlich in grosser Menge von den Parfumirern zu allerhand parfurmirten Küßlein/ Handschuh/ Beuteln/ Haar-Puder/ Rauchwerck und dergleichen Galanterien verthan wird; Worzu doch die schwartze Amber mehr dienlich ist / als welche fast gar nicht innerlich gebrauchet wird/ wiewohlen sie äusserlich in allerhand Balsamen der Grauen-Stelle einiger Weiß vertretten könte/ als deren Würckungen und Qualitäten sie etwas nahe kommet. Joh. Limberg gedencket auch in seinem Itiner. p. 531. eines Leuchters der von Ambra gemacht/ und mit Gold eingefasset seye/ so auff 12000. Cronen geschätzet worden. So meldet auch Talander in der Historischen Reiß-Beschreibung durch Italien p. 390. daß in der Kirchen zu Loretto ein Cruciflx/ Leuchter/ Becken und Gieß-Kanne von Amber verfertiget / zu sehen seyn/ welche alle von grossen Werth sind.

Das XXX. Capitel.

Von dem wahren und gegrabenen Einhorn.

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Schurtzius spricht ohne Scheu/ es seye ein Compositum, und bezeuget auch Dale p. 57. seiner Pharmacol. daß sie von den Apotheckern in Engeland also gemacht/ doch auch aus Ost-Indien gebracht werde. Marxius will zwar solches schlechterdings nicht statuiren/ hält aber doch darvor/ daß gemeiniglich eine Verfälschung von obigen Stücken dabey sey/ anbey bezeugend/ daß/ weilen schlechter Abgang davon/ und selbiger langsam gesucht werde/ die Materialisten auch dessen nicht viel im Vorrath hätten/ obwohlen sie bey weitem nicht so theuer/ wie der vorige sey. Mir ist ein Stück zu Handen kommen/ so in Indien auff der See gefunden/ und vor die unreiffe Ambra Grysea gehalten werden will.

Den Gebrauch der grauen Amber anbelangend/ so hat sie wegen der flüchtigen und schwefelichten Theilgen eine sehr erwärmende und stärckende Krafft/ womit sie die Beweg- und Lebens-Geister sehr erfreuen und erfrischen kan; weswegen der Englische Cantzlar Baco de Verulamio dieselbe an einem Ort zu Erhaltung eines gesunden und langen Lebens rühmet. Wird derowegen in sehr vielen Haupt-Kranckheiten/ wie auch andern Schwachheiten des gantzen Leibes / absonderlich des Hertzens bey alten betagten Leuten sehr gerühmet/ wie solches der seel. D. Metzgerus, vor diesem allhier zu Giessen und nachmahl zu Tübingen berühmter Professor und Medicus in seinem Tractat von der Amber (so dessen Herr Eydam D. Lentilius nach seinem Todt heraus gegeben) weitläufftig gezeiget/ und obbelobter Nicolas Chevalier in seinem Tr. von dem Ursprung und Krafft des grauen Ambers gelehret hat. Weilen sie aber wegen des grossen Preises vor sich und in Substantiâ (da sie mit Zucker genossen/ sonsten den alten sehr dienlich ist / nicht leicht kan verschrieben werden/ so wird mit dem rectificirten Brande wein eine Gold-gelbe Essentz daraus gemacht/ so gemeiniglich verschrieben wird; gleichwie sie auch noch in viele in- und äusserliche Compositiones kommet/ und absonderlich in grosser Menge von den Parfumirern zu allerhand parfurmirten Küßlein/ Handschuh/ Beuteln/ Haar-Puder/ Rauchwerck und dergleichen Galanterien verthan wird; Worzu doch die schwartze Amber mehr dienlich ist / als welche fast gar nicht innerlich gebrauchet wird/ wiewohlen sie äusserlich in allerhand Balsamen der Grauen-Stelle einiger Weiß vertretten könte/ als deren Würckungen und Qualitäten sie etwas nahe kommet. Joh. Limberg gedencket auch in seinem Itiner. p. 531. eines Leuchters der von Ambra gemacht/ und mit Gold eingefasset seye/ so auff 12000. Cronen geschätzet worden. So meldet auch Talander in der Historischen Reiß-Beschreibung durch Italien p. 390. daß in der Kirchen zu Loretto ein Cruciflx/ Leuchter/ Becken und Gieß-Kanne von Amber verfertiget / zu sehen seyn/ welche alle von grossen Werth sind.

Das XXX. Capitel.

Von dem wahren und gegrabenen Einhorn.

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Schurtzius spricht ohne       Scheu/ es seye ein Compositum, und bezeuget auch Dale p. 57. seiner Pharmacol. daß sie von den       Apotheckern in Engeland also gemacht/ doch auch aus Ost-Indien gebracht werde. Marxius will       zwar solches schlechterdings nicht statuiren/ hält aber doch darvor/ daß gemeiniglich eine       Verfälschung von obigen Stücken dabey sey/ anbey bezeugend/ daß/ weilen schlechter Abgang       davon/ und selbiger langsam gesucht werde/ die Materialisten auch dessen nicht viel im       Vorrath hätten/ obwohlen sie bey weitem nicht so theuer/ wie der vorige sey. Mir ist ein       Stück zu Handen kommen/ so in Indien auff der See gefunden/ und vor die unreiffe Ambra Grysea       gehalten werden will.</p>
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[481/0530] Schurtzius spricht ohne Scheu/ es seye ein Compositum, und bezeuget auch Dale p. 57. seiner Pharmacol. daß sie von den Apotheckern in Engeland also gemacht/ doch auch aus Ost-Indien gebracht werde. Marxius will zwar solches schlechterdings nicht statuiren/ hält aber doch darvor/ daß gemeiniglich eine Verfälschung von obigen Stücken dabey sey/ anbey bezeugend/ daß/ weilen schlechter Abgang davon/ und selbiger langsam gesucht werde/ die Materialisten auch dessen nicht viel im Vorrath hätten/ obwohlen sie bey weitem nicht so theuer/ wie der vorige sey. Mir ist ein Stück zu Handen kommen/ so in Indien auff der See gefunden/ und vor die unreiffe Ambra Grysea gehalten werden will. Den Gebrauch der grauen Amber anbelangend/ so hat sie wegen der flüchtigen und schwefelichten Theilgen eine sehr erwärmende und stärckende Krafft/ womit sie die Beweg- und Lebens-Geister sehr erfreuen und erfrischen kan; weswegen der Englische Cantzlar Baco de Verulamio dieselbe an einem Ort zu Erhaltung eines gesunden und langen Lebens rühmet. Wird derowegen in sehr vielen Haupt-Kranckheiten/ wie auch andern Schwachheiten des gantzen Leibes / absonderlich des Hertzens bey alten betagten Leuten sehr gerühmet/ wie solches der seel. D. Metzgerus, vor diesem allhier zu Giessen und nachmahl zu Tübingen berühmter Professor und Medicus in seinem Tractat von der Amber (so dessen Herr Eydam D. Lentilius nach seinem Todt heraus gegeben) weitläufftig gezeiget/ und obbelobter Nicolas Chevalier in seinem Tr. von dem Ursprung und Krafft des grauen Ambers gelehret hat. Weilen sie aber wegen des grossen Preises vor sich und in Substantiâ (da sie mit Zucker genossen/ sonsten den alten sehr dienlich ist / nicht leicht kan verschrieben werden/ so wird mit dem rectificirten Brande wein eine Gold-gelbe Essentz daraus gemacht/ so gemeiniglich verschrieben wird; gleichwie sie auch noch in viele in- und äusserliche Compositiones kommet/ und absonderlich in grosser Menge von den Parfumirern zu allerhand parfurmirten Küßlein/ Handschuh/ Beuteln/ Haar-Puder/ Rauchwerck und dergleichen Galanterien verthan wird; Worzu doch die schwartze Amber mehr dienlich ist / als welche fast gar nicht innerlich gebrauchet wird/ wiewohlen sie äusserlich in allerhand Balsamen der Grauen-Stelle einiger Weiß vertretten könte/ als deren Würckungen und Qualitäten sie etwas nahe kommet. Joh. Limberg gedencket auch in seinem Itiner. p. 531. eines Leuchters der von Ambra gemacht/ und mit Gold eingefasset seye/ so auff 12000. Cronen geschätzet worden. So meldet auch Talander in der Historischen Reiß-Beschreibung durch Italien p. 390. daß in der Kirchen zu Loretto ein Cruciflx/ Leuchter/ Becken und Gieß-Kanne von Amber verfertiget / zu sehen seyn/ welche alle von grossen Werth sind. Das XXX. Capitel. Von dem wahren und gegrabenen Einhorn. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/530>, abgerufen am 26.04.2024.