Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XXXI. Capitel.

Von der Haussen-Blase/ Caviaro, Botargo Anchorien

und Sardellen.

[Abbildung]

§. I.

DIe Haussen-Blasen/ Fischlein oder

ICTHIO COLLA

bestehet autz weisen und zusammen gewundennen Häuten zu Kräntzen formiret/ hat einen schleimicht und leimichten Geschmack und ist ohne Geruch; wird in Moscau von einem grossen und droben vom Original abgemahlten Fisch/ HUSO oder Hausen genandt/ zubereitet und von dar über Arch Angel in Hollaud und andete Länder verführet/ wie Pomet in seiner. Histoire des Drogues Part. 2. lib. 1. c. 32. p. 75. berichtet.

§. II.

Nun fragt es sich/ auß welchen Theilen dieses Fisches die so genandte Hauß-Blase zubereitet werde? worvon unterschiedliche Meinungen geführet worden. Viele halten es vor die Blase dieses Fisches/ so vom Haupt durch den gantzen Leib gehen soll/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 173. berichtet und ist auch D. Willugbii, ein gelahrter Engeländer und neueste Scriptor von den Fischen/ zu dieser Meynung nicht ungeneigt. Andere/ als Schroederus, Ettmülleruus und Pometus halten dafür/ daß sie nicht allein von der Blasen / sondern auch von andern heutichten und nervosen Gliedern/ ja den Knorbeln und Beinen (mit welchen er freylich auch begabet ist) zubereitet werde/ indem alle solche Theile in Stücken zerschnitten und in Wasser eingebeitzet/ nachmahlen bey einem gelinden Feur zu einem Brey und Leim gekochet/ und ehe alles kalt worden/ erstlich zu dünnen Häutlein und nachmahlen zu runden Klingen und Kräntzen formiret werden. Doch kan es auch geschehen/ daß auff eben diese Manier von andern Fischen dergleichen Materie zubereitet werde/ wie Rajus bey dem Dale in Zoologia p. 517. nicht unbillich meinet.

§. III.

Die beste Hausen-Blase muß weiß/ durchsichtig und nicht gelb seyn/ wie Schur[unleserliches Material]ius in seiner Material-Kammer p. 27. schreibet/ und erfordert Marxius in der teutschen Material-Kammer p. 26. daß sie sich gern brechen lasse. Man muß aber wohl achtung geben/ daß sie nicht mit gelbem Leim und andern schweren und stinckenden Sachen inwendig angefüllet und gefüttert seye; weßwegen diejenige/ so gantze Einschläg davon kauffen/ nicht allein ein oder ander Tutzend von den Kräntzen durchsehen/ sondern die gantze quantität visitiren sollen. Und weilen in den dicken Kräntzen der gröste Betrug vorgehet/ so kauffen andere lieber diejenige Hauß-Blasen/ welche in kleinen und schmahlen Kräntzen von 1. biß anderthalb Untzen kommen / welche nicht so sehr gefüttert werden können; allein es ist auch diesen nicht allemahlen zu trauen/ und ist das sicherste/ daß man die Kräntze auffbiege und wie sie inwendig beschaffen / auch ob sie nicht übel riechen/ zu sehe. Und weilen diese

Das XXXI. Capitel.

Von der Haussen-Blase/ Caviaro, Botargo Anchorien

und Sardellen.

[Abbildung]

§. I.

DIe Haussen-Blasen/ Fischlein oder

ICTHIO COLLA

bestehet autz weisen und zusammen gewundennen Häuten zu Kräntzen formiret/ hat einen schleimicht und leimichten Geschmack und ist ohne Geruch; wird in Moscau von einem grossen uñ droben vom Original abgemahlten Fisch/ HUSO oder Hausen genandt/ zubereitet und von dar über Arch Angel in Hollaud und andete Länder verführet/ wie Pomet in seiner. Histoire des Drogues Part. 2. lib. 1. c. 32. p. 75. berichtet.

§. II.

Nun fragt es sich/ auß welchen Theilen dieses Fisches die so genandte Hauß-Blase zubereitet werde? worvon unterschiedliche Meinungen geführet worden. Viele halten es vor die Blase dieses Fisches/ so vom Haupt durch den gantzen Leib gehen soll/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 173. berichtet und ist auch D. Willugbii, ein gelahrter Engeländer und neueste Scriptor von den Fischen/ zu dieser Meynung nicht ungeneigt. Andere/ als Schroederus, Ettmülleruus und Pometus halten dafür/ daß sie nicht allein von der Blasen / sondern auch von andern heutichten und nervosen Gliedern/ ja den Knorbeln und Beinen (mit welchen er freylich auch begabet ist) zubereitet werde/ indem alle solche Theile in Stücken zerschnitten und in Wasser eingebeitzet/ nachmahlen bey einem gelinden Feur zu einem Brey und Leim gekochet/ und ehe alles kalt worden/ erstlich zu dünnen Häutlein und nachmahlen zu runden Klingen und Kräntzen formiret werden. Doch kan es auch geschehen/ daß auff eben diese Manier von andern Fischen dergleichen Materie zubereitet werde/ wie Rajus bey dem Dale in Zoologia p. 517. nicht unbillich meinet.

§. III.

Die beste Hausen-Blase muß weiß/ durchsichtig und nicht gelb seyn/ wie Schur[unleserliches Material]ius in seiner Material-Kammer p. 27. schreibet/ und erfordert Marxius in der teutschen Material-Kammer p. 26. daß sie sich gern brechen lasse. Man muß aber wohl achtung geben/ daß sie nicht mit gelbem Leim und andern schweren und stinckenden Sachen inwendig angefüllet und gefüttert seye; weßwegen diejenige/ so gantze Einschläg davon kauffen/ nicht allein ein oder ander Tutzend von den Kräntzen durchsehen/ sondern die gantze quantität visitiren sollen. Und weilen in den dicken Kräntzen der gröste Betrug vorgehet/ so kauffen andere lieber diejenige Hauß-Blasen/ welche in kleinen und schmahlen Kräntzen von 1. biß anderthalb Untzen kommen / welche nicht so sehr gefüttert werden können; allein es ist auch diesen nicht allemahlen zu trauen/ und ist das sicherste/ daß man die Kräntze auffbiege und wie sie inwendig beschaffen / auch ob sie nicht übel riechen/ zu sehe. Und weilen diese

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0535" n="486"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das XXXI. Capitel.</head>
        <p>Von der Haussen-Blase/ Caviaro, Botargo Anchorien</p>
        <p>und Sardellen.</p>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. I.</head>
        <p>DIe Haussen-Blasen/ Fischlein oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">ICTHIO COLLA</hi> </p>
        <p>bestehet autz weisen und zusammen gewundennen Häuten zu Kräntzen formiret/ hat einen       schleimicht und leimichten Geschmack und ist ohne Geruch; wird in Moscau von einem grossen       un&#x0303; droben vom Original abgemahlten Fisch/ HUSO oder Hausen genandt/ zubereitet und       von dar über Arch Angel in Hollaud und andete Länder verführet/ wie Pomet in seiner. Histoire       des Drogues Part. 2. lib. 1. c. 32. p. 75. berichtet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. II.</head>
        <p>Nun fragt es sich/ auß welchen Theilen dieses Fisches die so genandte Hauß-Blase zubereitet       werde? worvon unterschiedliche Meinungen geführet worden. Viele halten es vor die Blase dieses       Fisches/ so vom Haupt durch den gantzen Leib gehen soll/ wie Vielheur in Beschreibung       frembder Materialien pag. 173. berichtet und ist auch D. Willugbii, ein gelahrter Engeländer       und neueste Scriptor von den Fischen/ zu dieser Meynung nicht ungeneigt. Andere/ als       Schroederus, Ettmülleruus und Pometus halten dafür/ daß sie nicht allein von der Blasen /       sondern auch von andern heutichten und nervosen Gliedern/ ja den Knorbeln und Beinen (mit       welchen er freylich auch begabet ist) zubereitet werde/ indem alle solche Theile in Stücken       zerschnitten und in Wasser eingebeitzet/ nachmahlen bey einem gelinden Feur zu einem Brey und       Leim gekochet/ und ehe alles kalt worden/ erstlich zu dünnen Häutlein und nachmahlen zu       runden Klingen und Kräntzen formiret werden. Doch kan es auch geschehen/ daß auff eben diese       Manier von andern Fischen dergleichen Materie zubereitet werde/ wie Rajus bey dem Dale in       Zoologia p. 517. nicht unbillich meinet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. III.</head>
        <p>Die beste Hausen-Blase muß weiß/ durchsichtig und nicht gelb seyn/ wie Schur<gap reason="illegible"/>ius in       seiner Material-Kammer p. 27. schreibet/ und erfordert Marxius in der teutschen       Material-Kammer p. 26. daß sie sich gern brechen lasse. Man muß aber wohl achtung geben/ daß       sie nicht mit gelbem Leim und andern schweren und stinckenden Sachen inwendig angefüllet und       gefüttert seye; weßwegen diejenige/ so gantze Einschläg davon kauffen/ nicht allein ein oder       ander Tutzend von den Kräntzen durchsehen/ sondern die gantze quantität visitiren sollen. Und       weilen in den dicken Kräntzen der gröste Betrug vorgehet/ so kauffen andere lieber diejenige       Hauß-Blasen/ welche in kleinen und schmahlen Kräntzen von 1. biß anderthalb Untzen kommen /       welche nicht so sehr gefüttert werden können; allein es ist auch diesen nicht allemahlen zu       trauen/ und ist das sicherste/ daß man die Kräntze auffbiege und wie sie inwendig beschaffen      / auch ob sie nicht übel riechen/ zu sehe. Und weilen diese</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[486/0535] Das XXXI. Capitel. Von der Haussen-Blase/ Caviaro, Botargo Anchorien und Sardellen. [Abbildung] §. I. DIe Haussen-Blasen/ Fischlein oder ICTHIO COLLA bestehet autz weisen und zusammen gewundennen Häuten zu Kräntzen formiret/ hat einen schleimicht und leimichten Geschmack und ist ohne Geruch; wird in Moscau von einem grossen uñ droben vom Original abgemahlten Fisch/ HUSO oder Hausen genandt/ zubereitet und von dar über Arch Angel in Hollaud und andete Länder verführet/ wie Pomet in seiner. Histoire des Drogues Part. 2. lib. 1. c. 32. p. 75. berichtet. §. II. Nun fragt es sich/ auß welchen Theilen dieses Fisches die so genandte Hauß-Blase zubereitet werde? worvon unterschiedliche Meinungen geführet worden. Viele halten es vor die Blase dieses Fisches/ so vom Haupt durch den gantzen Leib gehen soll/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 173. berichtet und ist auch D. Willugbii, ein gelahrter Engeländer und neueste Scriptor von den Fischen/ zu dieser Meynung nicht ungeneigt. Andere/ als Schroederus, Ettmülleruus und Pometus halten dafür/ daß sie nicht allein von der Blasen / sondern auch von andern heutichten und nervosen Gliedern/ ja den Knorbeln und Beinen (mit welchen er freylich auch begabet ist) zubereitet werde/ indem alle solche Theile in Stücken zerschnitten und in Wasser eingebeitzet/ nachmahlen bey einem gelinden Feur zu einem Brey und Leim gekochet/ und ehe alles kalt worden/ erstlich zu dünnen Häutlein und nachmahlen zu runden Klingen und Kräntzen formiret werden. Doch kan es auch geschehen/ daß auff eben diese Manier von andern Fischen dergleichen Materie zubereitet werde/ wie Rajus bey dem Dale in Zoologia p. 517. nicht unbillich meinet. §. III. Die beste Hausen-Blase muß weiß/ durchsichtig und nicht gelb seyn/ wie Schur_ ius in seiner Material-Kammer p. 27. schreibet/ und erfordert Marxius in der teutschen Material-Kammer p. 26. daß sie sich gern brechen lasse. Man muß aber wohl achtung geben/ daß sie nicht mit gelbem Leim und andern schweren und stinckenden Sachen inwendig angefüllet und gefüttert seye; weßwegen diejenige/ so gantze Einschläg davon kauffen/ nicht allein ein oder ander Tutzend von den Kräntzen durchsehen/ sondern die gantze quantität visitiren sollen. Und weilen in den dicken Kräntzen der gröste Betrug vorgehet/ so kauffen andere lieber diejenige Hauß-Blasen/ welche in kleinen und schmahlen Kräntzen von 1. biß anderthalb Untzen kommen / welche nicht so sehr gefüttert werden können; allein es ist auch diesen nicht allemahlen zu trauen/ und ist das sicherste/ daß man die Kräntze auffbiege und wie sie inwendig beschaffen / auch ob sie nicht übel riechen/ zu sehe. Und weilen diese

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/535
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/535>, abgerufen am 26.04.2024.