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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Span/ damit die Wein-Fässer eingebrennet werden/ gemacht. Einige betrügliche Apothecker sollen ihn gestossen unter das Scammonium oder Diagridium mischen/ wie Pomet solches in seiner Histoire des Drogues P. 3. l. 3. pag. 88. offenbahret. Sonsten aber wird er in der Artzney langsam verschrieben/ er seye dann gar fein und sauber/ gleichwie man zuweilen auß Indien/ Engeland und der Schweitz einen natürlichen Schwefel bekommet/ welcher gantz durchsichtig und grünlicht-gelb/ wie der Agstein ist/ dergleichen mir ein Stücklein zu Handen kommen; worvon Worm. in Mus. p. 27. Hoffmann in Clav. Schroed. p. 368. und hauptsächlich Wagnerus in Hist. Nat. Helvet. zu sehen ist. Solchen nennen einige SPIRITUM SULPHURIS COAGULATUM, und machen ein groß Geheimnuß darauß/ die gemeine und lauffende Gicht damit zu curiren; nicht anders/ als wie der bekannte Burrhus auch auff Chymische Weiß einen [unleserliches Material] Sulphuris coagulatum gemachet/ welcher doch nur wie ein weisser Kalck ist/ und noch biß dato von seinen Verwandten in Rom verkauffet wird. Sonsten ist nicht zu zweiffeln/ daß so wohl dieser/ sonsten gar rare, als auch der gemeine lebendige Schwefel/ eben die jenige Kräffte habe/ welche dem gemeinen Kramer-Schwefel zugeschrieben werden.

§. 3.

Es wird aber der gemeine Kramer-Schwefel oder

SULPHUR FLAVUM

in denen Schwefel-Hütten entweder auß gewissen schwefelichten Feuer-Steinen (welche gelblicht / gläntzend und leicht zu schmeltzen sind) durch Gewalt des Feuers gebrandt/ oder auch auß schwefelichten Wassern gekocht/ und wann er alsdann in solche lange Forme zu den Magdaleones oder Röhren gegossen und erkaltet ist/ zum Verkauff verwahret/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien p. 56. zeiget. Viele geben vor/ er werde auß dem Sulph. vivo gemacht / welches Pomet l. c. deßwegen vor lächerlich hält/ weilen das Sulph. vivum viel theurer/ als der Kramer-Schwefel ist. Er kombt meistens auß Ißland/ Böhmen/ Türckey und von Goßlar; wiewohlen zu Neapoli auch dergleichen gemacht wird. Auß Persien kombt viel Schwefel in Ost-Indien/ welcher zuweilen auch von dannen in Europam gebracht wird/ wie Schurzius in der Teutschen Material-Kammer pag. 90. berichtet.

§. 4.

Man findet dessen zweyerley Sorten/ erstlich den gemeinen/ in langen Röhren oder Magdaleonen, welche schön gelbe/ leicht/ zerbrüchlich/ inwendig gläntzend und gleichsam crystallisiret seyn/ auch wann man dieselbe in die Hand nimbt/ knacken und gleichsam Schläge von sich geben müssen/ wann sie gut und außerlesen seyn sollen/ wie Pomet und Vielheur l. c. lehren. Hernacher einen bleichen und sehr feinen/ welcher in runden Kuchen ist/ und von einigen SULPHUR VIRGINEUM genennet wird/ weilen solchen das Frauen-Zimmer in Italien/ die Haare damit gelb zu rauchen/ brauchen soll/ wie D. Wormius in Museo pag. 28. meldet; wiewohlen auch der gemeine Schwefel von denen Wüllen-Webern und Hosen-Strickern hiezu emploiret wird/ daß sie die weisse Wolle damit räuchern/ und solche alsdann bleichen und weisser machen. Der rothe Schwefel/ dessen Jungius in Doxoscopia Part. 2. Sect. 2. cap. 13. gedencket / hat seine Farbe von dem Eisen/ indem der Schwefel-Stein oder Pyrites, wann er in einer eisernen Retorte getrieben wird/ einen röthlichen Schwefel/ und eine Pomerantzen-gelbe Farbe gibt/ dessen sich die Mahler gebrauchen.

§. 5.

Der unreine Satz/ so nach Verfertigung des gelben Schwefels übrig bleibet/ und nachmahlen entweder allein oder mit der Squama ferri in gewisse Krüge oder Form gegossen und mit gelbem Schwefel überzogen wird/ gibt den Roß-Schwefel oder

SULPHUR CABALLINUM,

welcher Nahme ihme deßwegen gegeben worden/ weilen man die Räudigkeit der Pferde damit curiret: muß an gantzen Stücken gekaufft werden Vid. Schurzius c. l.

§. 6.

Was den Nutzen und Gebrauch des gemeinen gelben Schwefels anbelanget/ so ist er innerlich der Brust und Lungen/ äusserlich aber der Haut und aller Glieder Balsam/ indem er davon mit seinem sauren Spiritu allen Schleim auff der Brust aufflösen/ die Verletzung der Lungen mit seinem balsamischen Oehl heilen/ und also den Husten/ Keichen und Lungesucht vertheilen: Hier aber mit einer alcalischen Erde das fressende Acidum in der Haut enerviren/ und also die Krätze/ Außsatz und dergleichen heilen kan. Ja es praeserviret auch der Schwefel vor der Pest und ansteckenden Seuch/ so wohl äusserlich angestecket/ als innerlich/ wann man ihn mit Theriac vermischet täglich einnimbt/ wie solches D. Gendronij Arcanum bey dem Du Hamel de Corp. Affect. l. 2. pag. 188. gewesen. So man aber schon inficirer ist/ thun die Potus Sulphurati und schwefelichte Träncke ein grosses zur Cur/ wie solches auß dem Hippoc. Helm. und Cnoefel. D. Ettmüller in Schroed. Diluc. pag. 928. zeiget. Die Krämer machen ihre Schwefel-Fäden und Schwefel-Spän davon/ wie ihn auch andere Mechanici gebrauchen.

Span/ damit die Wein-Fässer eingebrennet werden/ gemacht. Einige betrügliche Apothecker sollen ihn gestossen unter das Scammonium oder Diagridium mischen/ wie Pomet solches in seiner Histoire des Drogues P. 3. l. 3. pag. 88. offenbahret. Sonsten aber wird er in der Artzney langsam verschrieben/ er seye dann gar fein und sauber/ gleichwie man zuweilen auß Indien/ Engeland und der Schweitz einen natürlichen Schwefel bekommet/ welcher gantz durchsichtig und grünlicht-gelb/ wie der Agstein ist/ dergleichen mir ein Stücklein zu Handen kommen; worvon Worm. in Mus. p. 27. Hoffmann in Clav. Schroed. p. 368. und hauptsächlich Wagnerus in Hist. Nat. Helvet. zu sehen ist. Solchen nennen einige SPIRITUM SULPHURIS COAGULATUM, und machen ein groß Geheimnuß darauß/ die gemeine und lauffende Gicht damit zu curiren; nicht anders/ als wie der bekannte Burrhus auch auff Chymische Weiß einen [unleserliches Material] Sulphuris coagulatum gemachet/ welcher doch nur wie ein weisser Kalck ist/ und noch biß dato von seinen Verwandten in Rom verkauffet wird. Sonsten ist nicht zu zweiffeln/ daß so wohl dieser/ sonsten gar rare, als auch der gemeine lebendige Schwefel/ eben die jenige Kräffte habe/ welche dem gemeinen Kramer-Schwefel zugeschrieben werden.

§. 3.

Es wird aber der gemeine Kramer-Schwefel oder

SULPHUR FLAVUM

in denen Schwefel-Hütten entweder auß gewissen schwefelichten Feuer-Steinen (welche gelblicht / gläntzend und leicht zu schmeltzen sind) durch Gewalt des Feuers gebrandt/ oder auch auß schwefelichten Wassern gekocht/ und wann er alsdann in solche lange Forme zu den Magdaleones oder Röhren gegossen und erkaltet ist/ zum Verkauff verwahret/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien p. 56. zeiget. Viele geben vor/ er werde auß dem Sulph. vivo gemacht / welches Pomet l. c. deßwegen vor lächerlich hält/ weilen das Sulph. vivum viel theurer/ als der Kramer-Schwefel ist. Er kombt meistens auß Ißland/ Böhmen/ Türckey und von Goßlar; wiewohlen zu Neapoli auch dergleichen gemacht wird. Auß Persien kombt viel Schwefel in Ost-Indien/ welcher zuweilen auch von dannen in Europam gebracht wird/ wie Schurzius in der Teutschen Material-Kammer pag. 90. berichtet.

§. 4.

Man findet dessen zweyerley Sorten/ erstlich den gemeinen/ in langen Röhren oder Magdaleonen, welche schön gelbe/ leicht/ zerbrüchlich/ inwendig gläntzend und gleichsam crystallisiret seyn/ auch wann man dieselbe in die Hand nimbt/ knacken und gleichsam Schläge von sich geben müssen/ wann sie gut und außerlesen seyn sollen/ wie Pomet und Vielheur l. c. lehren. Hernacher einen bleichen und sehr feinen/ welcher in runden Kuchen ist/ und von einigen SULPHUR VIRGINEUM genennet wird/ weilen solchen das Frauen-Zimmer in Italien/ die Haare damit gelb zu rauchen/ brauchen soll/ wie D. Wormius in Museo pag. 28. meldet; wiewohlen auch der gemeine Schwefel von denen Wüllen-Webern und Hosen-Strickern hiezu emploiret wird/ daß sie die weisse Wolle damit räuchern/ und solche alsdann bleichen und weisser machen. Der rothe Schwefel/ dessen Jungius in Doxoscopia Part. 2. Sect. 2. cap. 13. gedencket / hat seine Farbe von dem Eisen/ indem der Schwefel-Stein oder Pyrites, wann er in einer eisernen Retorte getrieben wird/ einen röthlichen Schwefel/ und eine Pomerantzen-gelbe Farbe gibt/ dessen sich die Mahler gebrauchen.

§. 5.

Der unreine Satz/ so nach Verfertigung des gelben Schwefels übrig bleibet/ und nachmahlen entweder allein oder mit der Squama ferri in gewisse Krüge oder Form gegossen und mit gelbem Schwefel überzogen wird/ gibt den Roß-Schwefel oder

SULPHUR CABALLINUM,

welcher Nahme ihme deßwegen gegeben worden/ weilen man die Räudigkeit der Pferde damit curiret: muß an gantzen Stücken gekaufft werden Vid. Schurzius c. l.

§. 6.

Was den Nutzen und Gebrauch des gemeinen gelben Schwefels anbelanget/ so ist er innerlich der Brust und Lungen/ äusserlich aber der Haut und aller Glieder Balsam/ indem er davon mit seinem sauren Spiritu allen Schleim auff der Brust aufflösen/ die Verletzung der Lungen mit seinem balsamischen Oehl heilen/ und also den Husten/ Keichen und Lungesucht vertheilen: Hier aber mit einer alcalischen Erde das fressende Acidum in der Haut enerviren/ und also die Krätze/ Außsatz und dergleichen heilen kan. Ja es praeserviret auch der Schwefel vor der Pest und ansteckenden Seuch/ so wohl äusserlich angestecket/ als innerlich/ wann man ihn mit Theriac vermischet täglich einnimbt/ wie solches D. Gendronij Arcanum bey dem Du Hamel de Corp. Affect. l. 2. pag. 188. gewesen. So man aber schon inficirer ist/ thun die Potus Sulphurati und schwefelichte Träncke ein grosses zur Cur/ wie solches auß dem Hippoc. Helm. und Cnoefel. D. Ettmüller in Schroed. Diluc. pag. 928. zeiget. Die Krämer machen ihre Schwefel-Fäden und Schwefel-Spän davon/ wie ihn auch andere Mechanici gebrauchen.

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[30/0074] Span/ damit die Wein-Fässer eingebrennet werden/ gemacht. Einige betrügliche Apothecker sollen ihn gestossen unter das Scammonium oder Diagridium mischen/ wie Pomet solches in seiner Histoire des Drogues P. 3. l. 3. pag. 88. offenbahret. Sonsten aber wird er in der Artzney langsam verschrieben/ er seye dann gar fein und sauber/ gleichwie man zuweilen auß Indien/ Engeland und der Schweitz einen natürlichen Schwefel bekommet/ welcher gantz durchsichtig und grünlicht-gelb/ wie der Agstein ist/ dergleichen mir ein Stücklein zu Handen kommen; worvon Worm. in Mus. p. 27. Hoffmann in Clav. Schroed. p. 368. und hauptsächlich Wagnerus in Hist. Nat. Helvet. zu sehen ist. Solchen nennen einige SPIRITUM SULPHURIS COAGULATUM, und machen ein groß Geheimnuß darauß/ die gemeine und lauffende Gicht damit zu curiren; nicht anders/ als wie der bekannte Burrhus auch auff Chymische Weiß einen _ Sulphuris coagulatum gemachet/ welcher doch nur wie ein weisser Kalck ist/ und noch biß dato von seinen Verwandten in Rom verkauffet wird. Sonsten ist nicht zu zweiffeln/ daß so wohl dieser/ sonsten gar rare, als auch der gemeine lebendige Schwefel/ eben die jenige Kräffte habe/ welche dem gemeinen Kramer-Schwefel zugeschrieben werden. §. 3. Es wird aber der gemeine Kramer-Schwefel oder SULPHUR FLAVUM in denen Schwefel-Hütten entweder auß gewissen schwefelichten Feuer-Steinen (welche gelblicht / gläntzend und leicht zu schmeltzen sind) durch Gewalt des Feuers gebrandt/ oder auch auß schwefelichten Wassern gekocht/ und wann er alsdann in solche lange Forme zu den Magdaleones oder Röhren gegossen und erkaltet ist/ zum Verkauff verwahret/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien p. 56. zeiget. Viele geben vor/ er werde auß dem Sulph. vivo gemacht / welches Pomet l. c. deßwegen vor lächerlich hält/ weilen das Sulph. vivum viel theurer/ als der Kramer-Schwefel ist. Er kombt meistens auß Ißland/ Böhmen/ Türckey und von Goßlar; wiewohlen zu Neapoli auch dergleichen gemacht wird. Auß Persien kombt viel Schwefel in Ost-Indien/ welcher zuweilen auch von dannen in Europam gebracht wird/ wie Schurzius in der Teutschen Material-Kammer pag. 90. berichtet. §. 4. Man findet dessen zweyerley Sorten/ erstlich den gemeinen/ in langen Röhren oder Magdaleonen, welche schön gelbe/ leicht/ zerbrüchlich/ inwendig gläntzend und gleichsam crystallisiret seyn/ auch wann man dieselbe in die Hand nimbt/ knacken und gleichsam Schläge von sich geben müssen/ wann sie gut und außerlesen seyn sollen/ wie Pomet und Vielheur l. c. lehren. Hernacher einen bleichen und sehr feinen/ welcher in runden Kuchen ist/ und von einigen SULPHUR VIRGINEUM genennet wird/ weilen solchen das Frauen-Zimmer in Italien/ die Haare damit gelb zu rauchen/ brauchen soll/ wie D. Wormius in Museo pag. 28. meldet; wiewohlen auch der gemeine Schwefel von denen Wüllen-Webern und Hosen-Strickern hiezu emploiret wird/ daß sie die weisse Wolle damit räuchern/ und solche alsdann bleichen und weisser machen. Der rothe Schwefel/ dessen Jungius in Doxoscopia Part. 2. Sect. 2. cap. 13. gedencket / hat seine Farbe von dem Eisen/ indem der Schwefel-Stein oder Pyrites, wann er in einer eisernen Retorte getrieben wird/ einen röthlichen Schwefel/ und eine Pomerantzen-gelbe Farbe gibt/ dessen sich die Mahler gebrauchen. §. 5. Der unreine Satz/ so nach Verfertigung des gelben Schwefels übrig bleibet/ und nachmahlen entweder allein oder mit der Squama ferri in gewisse Krüge oder Form gegossen und mit gelbem Schwefel überzogen wird/ gibt den Roß-Schwefel oder SULPHUR CABALLINUM, welcher Nahme ihme deßwegen gegeben worden/ weilen man die Räudigkeit der Pferde damit curiret: muß an gantzen Stücken gekaufft werden Vid. Schurzius c. l. §. 6. Was den Nutzen und Gebrauch des gemeinen gelben Schwefels anbelanget/ so ist er innerlich der Brust und Lungen/ äusserlich aber der Haut und aller Glieder Balsam/ indem er davon mit seinem sauren Spiritu allen Schleim auff der Brust aufflösen/ die Verletzung der Lungen mit seinem balsamischen Oehl heilen/ und also den Husten/ Keichen und Lungesucht vertheilen: Hier aber mit einer alcalischen Erde das fressende Acidum in der Haut enerviren/ und also die Krätze/ Außsatz und dergleichen heilen kan. Ja es praeserviret auch der Schwefel vor der Pest und ansteckenden Seuch/ so wohl äusserlich angestecket/ als innerlich/ wann man ihn mit Theriac vermischet täglich einnimbt/ wie solches D. Gendronij Arcanum bey dem Du Hamel de Corp. Affect. l. 2. pag. 188. gewesen. So man aber schon inficirer ist/ thun die Potus Sulphurati und schwefelichte Träncke ein grosses zur Cur/ wie solches auß dem Hippoc. Helm. und Cnoefel. D. Ettmüller in Schroed. Diluc. pag. 928. zeiget. Die Krämer machen ihre Schwefel-Fäden und Schwefel-Spän davon/ wie ihn auch andere Mechanici gebrauchen.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/74>, abgerufen am 26.04.2024.