Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

im Truckenen leicht abzureiben ist. Darunter liegt die rechte Substantz/ so härter und schwerer/ als das Schwartze/ auswendig grau und gelb vermenget/ und in die Länge ein wenig/ doch dunckel gestreiffet/ und überall nur mit einem oder zwey Gnoden besetzet/ als ob allda auch Aeste hätten wollen auskommen. Inwendig ist es lichter von Coleur, mit einem weissen Hertz und recht beinhart/ und wann es die Dicke eines Fingers gewinnet/ wird es etwas drey-seiticht/ oder wie ein Roggen-Schwantz. Wann man die Stücker gegen einander reibet/ hat es einen hornichten/ unlieblichen Geruch/ wie alle Calbahars thun. Es wird sehr wenig und nur auff harten Steinen/ und an denjenigen Orthen gefunden/ wo harte Ströhme gehen/ und ist mit einem breiten Füßgen auff die Steine gesetzet / wie droben auch von dem Schwartzen gesagt ist worden. Es dienet zu Karitäten/ und wann es unter die andere akarbahars gemischet wird/ streitet es gegen das beygebrachte Gisst. Insonderheit wird es bey den Mohren gesucht/ um alle Schelmerey zu vernichten/ welche den Männern angethan werden/ daß solche in dem Venus-Spiel entwaffnet werden/ und verstärcket hergegen die männliche Krafft/ so wohl in-als ausserhalb des Leibes gebraucht/ und zusammen mit dem erst-benahmten weissen Calbahar eingenommen.

IV. Hierzu könte man noch eine andere rare Sorte setzen/ welche aus einem sehr kleinen Bäumgen/ so einem Blatt-losen Thymo, mit dergleichen dünn und rechten Stielgen/ so auch etwas gestreisset sind/ gleichet/ bestehet. Wann dieses erst aus der See kommt/ scheinet es schön gelb und blincket als jung Holtz/ wird aber mit der Zeit grau oder weitzlicht/ und die Aestlein brechen wie Glaß. Es fället in der Gegend der Uliasser, und ich hab nie mehr als zwey zu sehen bekommen.

Das IV. Capitel.

Von dem grauen Calbahar.

DAs graue Calbahar ist nicht viel von dem vorhergehenden weissen einstieligen unterschieden / derowegen auch die Inländer alle das graue Calbahar unter die weisse Sorten zehlen/ auch also von benahmsen. Weilen aber doch das Graue nicht wenig an der Farb darvon unterschieden ist / auch holtzichter von Substantz ist/ so haben wir ein besonder Geschlecht darvon gemacht/ und theilen es in folgende Sorten/ so alle gezacket sind.

Die I. Sorte ist das eigentliche graue Calbahar, von den Einwohnern Calbahar Poety mit dem vorigen weissen gemein genant/ weswegen man es besser Calbahar Cajou Pouti, das ist / weiß-Holtzicht Calbahar nennen solte. Es schiesset mit vielen dünnen Zweigen auff/ in wenige nebenseitige Aeste sich vertheilend: Von aussen mit einer roth-braunen Schale bekleidet/ so etwas krauß ist und daran fest bekleben bleibt/ wann es trucken ist/ so gar/ daß man es vor rothe Corallen ansehen solte: Indessen kan man sie doch mit einem Messer leicht abschaben. Inwendig lieget die rechte Substantz von Stein und Holtz gemengeter Natur/ doch aber steinichter/ als das schwartze Calbahar, und derhalben zerbrüchlicher/ indem es sich kurtz / wie Glaß abbrechen läst/ ausgenommen die dicke Aeste/ welche recht steiff sind. Wann die erst-berührte rothe Schale davon abgemachet ist/ so wird es glatt und eben/ ohne Glieder oder Knöpff/ von aussen etwas gestreifft/ licht-grau und beynah gelb/ inwendig mit einem weissen Hertz versehen/ so bißweilen hohl und röhrig ist. Eine Sorte davon ist dunckel-grau und mauß-farbicht/ ohne dergleichen weissen Hertz/ so leicht/ daß man es vor Holtz ansehen solte: Von aussen tieff gestreifft und etwas gedrehet und lässet sich schaben. Dieses hält man vor das beste/ (wird aber dessen sehr wenig gefunden/ und schier nirgends /) dann in denen Papasischen Infuln/ das letzte dar von ist licht-grau/ glätter/ härter und massiver Wann man solches beschneidet oder reibt/ so öffnet es sich in verschiedene Schiefern / und sein Strauch hat lange Reißgen/ 5. biß 6. Schuch hoch: Wächset auff der West-Cüst Coram und um Boru, wie auch um die Insul Oubi. Beyde werden von den Einländischen höher aestimiret / dann das vorhergehende weisse Calbahar, auch zu eben solchen Gebresten gebrauchet/ als oben beschrieben stehet. Die Cittrosen und Papalier wollen kein ander weiß Calbahar kennen/ als diß holtzichte/ und sind so theuer damit/ daß man es vor doppelt Silber-Gewicht schwerlich bekommen kan /wie die Ternetanen mit dem vorbemeltem weissen thun/ wann sie es nemlich selbsten aus der See hohlen; Wann die Stücker wider einander gerieben werden/ biß sie erwarmen / so geben sie einen starcken hornichten Geruch von sich/ wie das weisse einstielige: Doch diß Letzte ist etwas unlieblicher und riechet mehr nach verbranntem Fett; weswegen man das einstielige wohl unter diese graue Sorte rechnen könte. Im Limonen-Safft beginnet es langsam zu zischen und zwar sehr wenig.

II. Diezweyte Sorte Rode Rade, Maleytsch akanbahar sasaspo ist von dem vorigen gantz nicht / als daß es mit vielen stracken Stielen auffschiesset/ ohngesehr eines Schuhes hoch/ welche dicht bey einander stehen/ mit wenigen Neben-Zweigen/ wie in der VIII. TAB. Fig. I.

im Truckenen leicht abzureiben ist. Darunter liegt die rechte Substantz/ so härter und schwerer/ als das Schwartze/ auswendig grau und gelb vermenget/ und in die Länge ein wenig/ doch dunckel gestreiffet/ und überall nur mit einem oder zwey Gnoden besetzet/ als ob allda auch Aeste hätten wollen auskommen. Inwendig ist es lichter von Coleur, mit einem weissen Hertz und recht beinhart/ und wann es die Dicke eines Fingers gewinnet/ wird es etwas drey-seiticht/ oder wie ein Roggen-Schwantz. Wann man die Stücker gegen einander reibet/ hat es einen hornichten/ unlieblichen Geruch/ wie alle Calbahars thun. Es wird sehr wenig und nur auff harten Steinen/ und an denjenigen Orthen gefunden/ wo harte Ströhme gehen/ und ist mit einem breiten Füßgen auff die Steine gesetzet / wie droben auch von dem Schwartzen gesagt ist worden. Es dienet zu Karitäten/ und wann es unter die andere akarbahars gemischet wird/ streitet es gegen das beygebrachte Gisst. Insonderheit wird es bey den Mohren gesucht/ um alle Schelmerey zu vernichten/ welche den Männern angethan werden/ daß solche in dem Venus-Spiel entwaffnet werden/ und verstärcket hergegen die männliche Krafft/ so wohl in-als ausserhalb des Leibes gebraucht/ und zusammen mit dem erst-benahmten weissen Calbahar eingenommen.

IV. Hierzu könte man noch eine andere rare Sorte setzen/ welche aus einem sehr kleinen Bäumgen/ so einem Blatt-losen Thymo, mit dergleichen dünn und rechten Stielgen/ so auch etwas gestreisset sind/ gleichet/ bestehet. Wann dieses erst aus der See kommt/ scheinet es schön gelb und blincket als jung Holtz/ wird aber mit der Zeit grau oder weitzlicht/ und die Aestlein brechen wie Glaß. Es fället in der Gegend der Uliasser, und ich hab nie mehr als zwey zu sehen bekommen.

Das IV. Capitel.

Von dem grauen Calbahar.

DAs graue Calbahar ist nicht viel von dem vorhergehenden weissen einstieligen unterschieden / derowegen auch die Inländer alle das graue Calbahar unter die weisse Sorten zehlen/ auch also von benahmsen. Weilen aber doch das Graue nicht wenig an der Farb darvon unterschieden ist / auch holtzichter von Substantz ist/ so haben wir ein besonder Geschlecht darvon gemacht/ und theilen es in folgende Sorten/ so alle gezacket sind.

Die I. Sorte ist das eigentliche graue Calbahar, von den Einwohnern Calbahar Poety mit dem vorigen weissen gemein genant/ weswegen man es besser Calbahar Cajou Pouti, das ist / weiß-Holtzicht Calbahar nennen solte. Es schiesset mit vielen dünnen Zweigen auff/ in wenige nebenseitige Aeste sich vertheilend: Von aussen mit einer roth-braunen Schale bekleidet/ so etwas krauß ist und daran fest bekleben bleibt/ wann es trucken ist/ so gar/ daß man es vor rothe Corallen ansehen solte: Indessen kan man sie doch mit einem Messer leicht abschaben. Inwendig lieget die rechte Substantz von Stein und Holtz gemengeter Natur/ doch aber steinichter/ als das schwartze Calbahar, und derhalben zerbrüchlicher/ indem es sich kurtz / wie Glaß abbrechen läst/ ausgenommen die dicke Aeste/ welche recht steiff sind. Wann die erst-berührte rothe Schale davon abgemachet ist/ so wird es glatt und eben/ ohne Glieder oder Knöpff/ von aussen etwas gestreifft/ licht-grau und beynah gelb/ inwendig mit einem weissen Hertz versehen/ so bißweilen hohl und röhrig ist. Eine Sorte davon ist dunckel-grau und mauß-farbicht/ ohne dergleichen weissen Hertz/ so leicht/ daß man es vor Holtz ansehen solte: Von aussen tieff gestreifft und etwas gedrehet und lässet sich schaben. Dieses hält man vor das beste/ (wird aber dessen sehr wenig gefunden/ und schier nirgends /) dann in denen Papasischen Infuln/ das letzte dar von ist licht-grau/ glätter/ härter und massiver Wañ man solches beschneidet oder reibt/ so öffnet es sich in verschiedene Schiefern / und sein Strauch hat lange Reißgen/ 5. biß 6. Schuch hoch: Wächset auff der West-Cüst Coram und um Boru, wie auch um die Insul Oubi. Beyde werden von den Einländischen höher aestimiret / dann das vorhergehende weisse Calbahar, auch zu eben solchen Gebresten gebrauchet/ als oben beschrieben stehet. Die Cittrosen und Papalier wollen kein ander weiß Calbahar kennen/ als diß holtzichte/ und sind so theuer damit/ daß man es vor doppelt Silber-Gewicht schwerlich bekom̃en kan /wie die Ternetanen mit dem vorbemeltem weissen thun/ wann sie es nemlich selbsten aus der See hohlen; Wann die Stücker wider einander gerieben werden/ biß sie erwarmen / so geben sie einen starcken hornichten Geruch von sich/ wie das weisse einstielige: Doch diß Letzte ist etwas unlieblicher und riechet mehr nach verbranntem Fett; weswegen man das einstielige wohl unter diese graue Sorte rechnen könte. Im Limonen-Safft beginnet es langsam zu zischen und zwar sehr wenig.

II. Diezweyte Sorte Rode Rade, Maleytsch akanbahar sasaspo ist von dem vorigen gantz nicht / als daß es mit vielen stracken Stielen auffschiesset/ ohngesehr eines Schuhes hoch/ welche dicht bey einander stehen/ mit wenigen Neben-Zweigen/ wie in der VIII. TAB. Fig. I.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0769" n="113"/>
im Truckenen leicht abzureiben ist. Darunter liegt die       rechte Substantz/ so härter und schwerer/ als das Schwartze/ auswendig grau und gelb       vermenget/ und in die Länge ein wenig/ doch dunckel gestreiffet/ und überall nur mit einem       oder zwey Gnoden besetzet/ als ob allda auch Aeste hätten wollen auskommen. Inwendig ist es       lichter von Coleur, mit einem weissen Hertz und recht beinhart/ und wann es die Dicke eines       Fingers gewinnet/ wird es etwas drey-seiticht/ oder wie ein Roggen-Schwantz. Wann man die       Stücker gegen einander reibet/ hat es einen hornichten/ unlieblichen Geruch/ wie alle       Calbahars thun. Es wird sehr wenig und nur auff harten Steinen/ und an denjenigen Orthen       gefunden/ wo harte Ströhme gehen/ und ist mit einem breiten Füßgen auff die Steine gesetzet /       wie droben auch von dem Schwartzen gesagt ist worden. Es dienet zu Karitäten/ und wann es       unter die andere akarbahars gemischet wird/ streitet es gegen das beygebrachte Gisst.       Insonderheit wird es bey den Mohren gesucht/ um alle Schelmerey zu vernichten/ welche den       Männern angethan werden/ daß solche in dem Venus-Spiel entwaffnet werden/ und verstärcket       hergegen die männliche Krafft/ so wohl in-als ausserhalb des Leibes gebraucht/ und zusammen       mit dem erst-benahmten weissen Calbahar eingenommen.</p>
        <p>IV. Hierzu könte man noch eine andere rare Sorte setzen/ welche aus einem sehr kleinen       Bäumgen/ so einem Blatt-losen Thymo, mit dergleichen dünn und rechten Stielgen/ so auch etwas       gestreisset sind/ gleichet/ bestehet. Wann dieses erst aus der See kommt/ scheinet es schön       gelb und blincket als jung Holtz/ wird aber mit der Zeit grau oder weitzlicht/ und die       Aestlein brechen wie Glaß. Es fället in der Gegend der Uliasser, und ich hab nie mehr als zwey       zu sehen bekommen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das IV. Capitel.</head>
        <p>Von dem grauen Calbahar.</p>
        <p>DAs graue Calbahar ist nicht viel von dem vorhergehenden weissen einstieligen unterschieden /       derowegen auch die Inländer alle das graue Calbahar unter die weisse Sorten zehlen/ auch also       von benahmsen. Weilen aber doch das Graue nicht wenig an der Farb darvon unterschieden ist /       auch holtzichter von Substantz ist/ so haben wir ein besonder Geschlecht darvon gemacht/ und       theilen es in folgende Sorten/ so alle gezacket sind.</p>
        <p>Die I. Sorte ist das eigentliche graue Calbahar, von den Einwohnern Calbahar Poety mit dem       vorigen weissen gemein genant/ weswegen man es besser Calbahar Cajou Pouti, das ist /       weiß-Holtzicht Calbahar nennen solte. Es schiesset mit vielen dünnen Zweigen auff/ in wenige       nebenseitige Aeste sich vertheilend: Von aussen mit einer roth-braunen Schale bekleidet/ so       etwas krauß ist und daran fest bekleben bleibt/ wann es trucken ist/ so gar/ daß man es vor       rothe Corallen ansehen solte: Indessen kan man sie doch mit einem Messer leicht abschaben.       Inwendig lieget die rechte Substantz von Stein und Holtz gemengeter Natur/ doch aber       steinichter/ als das schwartze Calbahar, und derhalben zerbrüchlicher/ indem es sich kurtz /       wie Glaß abbrechen läst/ ausgenommen die dicke Aeste/ welche recht steiff sind. Wann die       erst-berührte rothe Schale davon abgemachet ist/ so wird es glatt und eben/ ohne Glieder oder       Knöpff/ von aussen etwas gestreifft/ licht-grau und beynah gelb/ inwendig mit einem weissen       Hertz versehen/ so bißweilen hohl und röhrig ist. Eine Sorte davon ist dunckel-grau und       mauß-farbicht/ ohne dergleichen weissen Hertz/ so leicht/ daß man es vor Holtz ansehen       solte: Von aussen tieff gestreifft und etwas gedrehet und lässet sich schaben. Dieses hält man       vor das beste/ (wird aber dessen sehr wenig gefunden/ und schier nirgends /) dann in denen       Papasischen Infuln/ das letzte dar von ist licht-grau/ glätter/ härter und massiver       Wan&#x0303; man solches beschneidet oder reibt/ so öffnet es sich in verschiedene Schiefern /       und sein Strauch hat lange Reißgen/ 5. biß 6. Schuch hoch: Wächset auff der West-Cüst Coram       und um Boru, wie auch um die Insul Oubi. Beyde werden von den Einländischen höher aestimiret /       dann das vorhergehende weisse Calbahar, auch zu eben solchen Gebresten gebrauchet/ als oben       beschrieben stehet. Die Cittrosen und Papalier wollen kein ander weiß Calbahar kennen/ als diß       holtzichte/ und sind so theuer damit/ daß man es vor doppelt Silber-Gewicht schwerlich       bekom&#x0303;en kan /wie die Ternetanen mit dem vorbemeltem weissen thun/ wann sie es nemlich       selbsten aus der See hohlen; Wann die Stücker wider einander gerieben werden/ biß sie erwarmen      / so geben sie einen starcken hornichten Geruch von sich/ wie das weisse einstielige: Doch diß       Letzte ist etwas unlieblicher und riechet mehr nach verbranntem Fett; weswegen man das       einstielige wohl unter diese graue Sorte rechnen könte. Im Limonen-Safft beginnet es langsam zu       zischen und zwar sehr wenig.</p>
        <p>II. Diezweyte Sorte Rode Rade, Maleytsch akanbahar sasaspo ist von dem vorigen gantz nicht /       als daß es mit vielen stracken Stielen auffschiesset/ ohngesehr eines Schuhes hoch/ welche       dicht bey einander stehen/ mit wenigen Neben-Zweigen/ wie in der VIII. TAB. Fig. I.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0769] im Truckenen leicht abzureiben ist. Darunter liegt die rechte Substantz/ so härter und schwerer/ als das Schwartze/ auswendig grau und gelb vermenget/ und in die Länge ein wenig/ doch dunckel gestreiffet/ und überall nur mit einem oder zwey Gnoden besetzet/ als ob allda auch Aeste hätten wollen auskommen. Inwendig ist es lichter von Coleur, mit einem weissen Hertz und recht beinhart/ und wann es die Dicke eines Fingers gewinnet/ wird es etwas drey-seiticht/ oder wie ein Roggen-Schwantz. Wann man die Stücker gegen einander reibet/ hat es einen hornichten/ unlieblichen Geruch/ wie alle Calbahars thun. Es wird sehr wenig und nur auff harten Steinen/ und an denjenigen Orthen gefunden/ wo harte Ströhme gehen/ und ist mit einem breiten Füßgen auff die Steine gesetzet / wie droben auch von dem Schwartzen gesagt ist worden. Es dienet zu Karitäten/ und wann es unter die andere akarbahars gemischet wird/ streitet es gegen das beygebrachte Gisst. Insonderheit wird es bey den Mohren gesucht/ um alle Schelmerey zu vernichten/ welche den Männern angethan werden/ daß solche in dem Venus-Spiel entwaffnet werden/ und verstärcket hergegen die männliche Krafft/ so wohl in-als ausserhalb des Leibes gebraucht/ und zusammen mit dem erst-benahmten weissen Calbahar eingenommen. IV. Hierzu könte man noch eine andere rare Sorte setzen/ welche aus einem sehr kleinen Bäumgen/ so einem Blatt-losen Thymo, mit dergleichen dünn und rechten Stielgen/ so auch etwas gestreisset sind/ gleichet/ bestehet. Wann dieses erst aus der See kommt/ scheinet es schön gelb und blincket als jung Holtz/ wird aber mit der Zeit grau oder weitzlicht/ und die Aestlein brechen wie Glaß. Es fället in der Gegend der Uliasser, und ich hab nie mehr als zwey zu sehen bekommen. Das IV. Capitel. Von dem grauen Calbahar. DAs graue Calbahar ist nicht viel von dem vorhergehenden weissen einstieligen unterschieden / derowegen auch die Inländer alle das graue Calbahar unter die weisse Sorten zehlen/ auch also von benahmsen. Weilen aber doch das Graue nicht wenig an der Farb darvon unterschieden ist / auch holtzichter von Substantz ist/ so haben wir ein besonder Geschlecht darvon gemacht/ und theilen es in folgende Sorten/ so alle gezacket sind. Die I. Sorte ist das eigentliche graue Calbahar, von den Einwohnern Calbahar Poety mit dem vorigen weissen gemein genant/ weswegen man es besser Calbahar Cajou Pouti, das ist / weiß-Holtzicht Calbahar nennen solte. Es schiesset mit vielen dünnen Zweigen auff/ in wenige nebenseitige Aeste sich vertheilend: Von aussen mit einer roth-braunen Schale bekleidet/ so etwas krauß ist und daran fest bekleben bleibt/ wann es trucken ist/ so gar/ daß man es vor rothe Corallen ansehen solte: Indessen kan man sie doch mit einem Messer leicht abschaben. Inwendig lieget die rechte Substantz von Stein und Holtz gemengeter Natur/ doch aber steinichter/ als das schwartze Calbahar, und derhalben zerbrüchlicher/ indem es sich kurtz / wie Glaß abbrechen läst/ ausgenommen die dicke Aeste/ welche recht steiff sind. Wann die erst-berührte rothe Schale davon abgemachet ist/ so wird es glatt und eben/ ohne Glieder oder Knöpff/ von aussen etwas gestreifft/ licht-grau und beynah gelb/ inwendig mit einem weissen Hertz versehen/ so bißweilen hohl und röhrig ist. Eine Sorte davon ist dunckel-grau und mauß-farbicht/ ohne dergleichen weissen Hertz/ so leicht/ daß man es vor Holtz ansehen solte: Von aussen tieff gestreifft und etwas gedrehet und lässet sich schaben. Dieses hält man vor das beste/ (wird aber dessen sehr wenig gefunden/ und schier nirgends /) dann in denen Papasischen Infuln/ das letzte dar von ist licht-grau/ glätter/ härter und massiver Wañ man solches beschneidet oder reibt/ so öffnet es sich in verschiedene Schiefern / und sein Strauch hat lange Reißgen/ 5. biß 6. Schuch hoch: Wächset auff der West-Cüst Coram und um Boru, wie auch um die Insul Oubi. Beyde werden von den Einländischen höher aestimiret / dann das vorhergehende weisse Calbahar, auch zu eben solchen Gebresten gebrauchet/ als oben beschrieben stehet. Die Cittrosen und Papalier wollen kein ander weiß Calbahar kennen/ als diß holtzichte/ und sind so theuer damit/ daß man es vor doppelt Silber-Gewicht schwerlich bekom̃en kan /wie die Ternetanen mit dem vorbemeltem weissen thun/ wann sie es nemlich selbsten aus der See hohlen; Wann die Stücker wider einander gerieben werden/ biß sie erwarmen / so geben sie einen starcken hornichten Geruch von sich/ wie das weisse einstielige: Doch diß Letzte ist etwas unlieblicher und riechet mehr nach verbranntem Fett; weswegen man das einstielige wohl unter diese graue Sorte rechnen könte. Im Limonen-Safft beginnet es langsam zu zischen und zwar sehr wenig. II. Diezweyte Sorte Rode Rade, Maleytsch akanbahar sasaspo ist von dem vorigen gantz nicht / als daß es mit vielen stracken Stielen auffschiesset/ ohngesehr eines Schuhes hoch/ welche dicht bey einander stehen/ mit wenigen Neben-Zweigen/ wie in der VIII. TAB. Fig. I.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/769
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/769>, abgerufen am 26.04.2024.