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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Fettige Degeneration der Muskeln.
[Abbildung] Fig. 114.
wesentlich von der Obesität des
Herzens unterscheidet, wo das-
selbe ausserordentlich fett wird und
an einzelnen Stellen Fettgewebe
seine Wände so durchsetzt, dass
man kaum noch Muskeln wahr-
nimmt. Zwischen beiden Zustän-
den bleibt immer der erhebliche
Unterschied, dass im ersteren
Falle ganze Abschnitte von wirk-
samer Substanz durch Stellen
unterbrochen werden, welche offenbar für die Action nicht
mehr zugänglich sind.

Ich habe Ihnen noch ein anderes Muskelpräparat mitge-
bracht, welches wir gestern auf Anregung des Collegen Berend
gewonnen haben. Es war nämlich ein Kypho-Skoliotischer zur
Section gekommen, und als wir die Muskeln an der Krüm-
mungsstelle untersuchten, fanden wir den Longissimus dorsi
an der Stelle, wo er über die Biegung hinweglief, in eine
ganz platte, dünne, blassgelbliche Masse umgewandelt. An
einer Stelle ist der Muskel bis auf eine membranöse Lage ge-
schwunden, die rothe Masse hört ganz auf, während nach un-
ten hin allerdings noch immer eine Veränderung der Masse
besteht, aber der Muskel vielmehrabwechselnd aus rothen und gel-
ben Längsstreifen zusammengesetzt ist. Das ist die Form, wie
die meisten von den fettig degenerirten Muskeln sie zeigen,
welche wir bei Verkrümmungen der Glieder finden, z. B. bei
Klumpbildungen an den unteren Extremitäten. Hier ergibt sich
in der Regel, dass, entsprechend den gelben Streifen, nicht
bloss eine wirkliche Umänderung der Muskelsubstanz existirt,
sondern dass auch fast constant in diesen Stellen eine inter-
stitielle Entwickelung von Fett stattgefunden hat, welches in
Reihen zwischen den Primitivbündeln liegt und dadurch eine
für das blosse Auge gelbliche Streifung erzeugt, welche der
rothen Streifung des eigentlichen Muskelfleisches sehr ähnlich

[Abbildung] Fig. 114.

Fettmetamorphose des Herzfleisches in ihren verschiede-
nen Stadien. Vergr. 300.

Fettige Degeneration der Muskeln.
[Abbildung] Fig. 114.
wesentlich von der Obesität des
Herzens unterscheidet, wo das-
selbe ausserordentlich fett wird und
an einzelnen Stellen Fettgewebe
seine Wände so durchsetzt, dass
man kaum noch Muskeln wahr-
nimmt. Zwischen beiden Zustän-
den bleibt immer der erhebliche
Unterschied, dass im ersteren
Falle ganze Abschnitte von wirk-
samer Substanz durch Stellen
unterbrochen werden, welche offenbar für die Action nicht
mehr zugänglich sind.

Ich habe Ihnen noch ein anderes Muskelpräparat mitge-
bracht, welches wir gestern auf Anregung des Collegen Berend
gewonnen haben. Es war nämlich ein Kypho-Skoliotischer zur
Section gekommen, und als wir die Muskeln an der Krüm-
mungsstelle untersuchten, fanden wir den Longissimus dorsi
an der Stelle, wo er über die Biegung hinweglief, in eine
ganz platte, dünne, blassgelbliche Masse umgewandelt. An
einer Stelle ist der Muskel bis auf eine membranöse Lage ge-
schwunden, die rothe Masse hört ganz auf, während nach un-
ten hin allerdings noch immer eine Veränderung der Masse
besteht, aber der Muskel vielmehrabwechselnd aus rothen und gel-
ben Längsstreifen zusammengesetzt ist. Das ist die Form, wie
die meisten von den fettig degenerirten Muskeln sie zeigen,
welche wir bei Verkrümmungen der Glieder finden, z. B. bei
Klumpbildungen an den unteren Extremitäten. Hier ergibt sich
in der Regel, dass, entsprechend den gelben Streifen, nicht
bloss eine wirkliche Umänderung der Muskelsubstanz existirt,
sondern dass auch fast constant in diesen Stellen eine inter-
stitielle Entwickelung von Fett stattgefunden hat, welches in
Reihen zwischen den Primitivbündeln liegt und dadurch eine
für das blosse Auge gelbliche Streifung erzeugt, welche der
rothen Streifung des eigentlichen Muskelfleisches sehr ähnlich

[Abbildung] Fig. 114.

Fettmetamorphose des Herzfleisches in ihren verschiede-
nen Stadien. Vergr. 300.

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[309/0331] Fettige Degeneration der Muskeln. [Abbildung Fig. 114.] wesentlich von der Obesität des Herzens unterscheidet, wo das- selbe ausserordentlich fett wird und an einzelnen Stellen Fettgewebe seine Wände so durchsetzt, dass man kaum noch Muskeln wahr- nimmt. Zwischen beiden Zustän- den bleibt immer der erhebliche Unterschied, dass im ersteren Falle ganze Abschnitte von wirk- samer Substanz durch Stellen unterbrochen werden, welche offenbar für die Action nicht mehr zugänglich sind. Ich habe Ihnen noch ein anderes Muskelpräparat mitge- bracht, welches wir gestern auf Anregung des Collegen Berend gewonnen haben. Es war nämlich ein Kypho-Skoliotischer zur Section gekommen, und als wir die Muskeln an der Krüm- mungsstelle untersuchten, fanden wir den Longissimus dorsi an der Stelle, wo er über die Biegung hinweglief, in eine ganz platte, dünne, blassgelbliche Masse umgewandelt. An einer Stelle ist der Muskel bis auf eine membranöse Lage ge- schwunden, die rothe Masse hört ganz auf, während nach un- ten hin allerdings noch immer eine Veränderung der Masse besteht, aber der Muskel vielmehrabwechselnd aus rothen und gel- ben Längsstreifen zusammengesetzt ist. Das ist die Form, wie die meisten von den fettig degenerirten Muskeln sie zeigen, welche wir bei Verkrümmungen der Glieder finden, z. B. bei Klumpbildungen an den unteren Extremitäten. Hier ergibt sich in der Regel, dass, entsprechend den gelben Streifen, nicht bloss eine wirkliche Umänderung der Muskelsubstanz existirt, sondern dass auch fast constant in diesen Stellen eine inter- stitielle Entwickelung von Fett stattgefunden hat, welches in Reihen zwischen den Primitivbündeln liegt und dadurch eine für das blosse Auge gelbliche Streifung erzeugt, welche der rothen Streifung des eigentlichen Muskelfleisches sehr ähnlich [Abbildung Fig. 114. Fettmetamorphose des Herzfleisches in ihren verschiede- nen Stadien. Vergr. 300.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/331>, abgerufen am 26.04.2024.