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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Andere nennen diese Tochter des Bias und Gattin des Pelias Anaxibia. - 3) A., des Adonis Mutter, von Phönix. - 4) A., eine indische Nymphe, die Bacchus liebte und vergebens mit seinen Bitten und Anträgen verfolgte, bis er sie in Gestalt eines Tigers so ängstigte, dass sie sich von ihm über den Sollax setzen liess, welcher Fluss von da an Tigris geheissen wurde.


Alpheus (Gr. M.), ein Flussgott, Sohn des Oceanus und der Tethys, bekannt durch seine Abenteuer mit der Nymphe Arethusa, welche sich in dem Flusse, den er beherrschte, badete, und von ihm gesehen und geliebt wurde. Sie versagte ihm Gehör und floh, mit Zurücklassung ihrer Gewänder, doch A. schwang sich aus dem Strome ihr nach, und schon fühlte sie seinen Athem sie umwehen, als sie zu Diana flehete, welche sie in eine Wolke hüllte. Doch auch diese ward von A. verfolgt, da zerfloss sie plötzlich in Wasser; von den Händen, dem Gesicht, den Haaren floss es hernieder, und sie war eine Quelle. A. verwandelte sich nun selbst in seine Flussgestalt, um sich mit dem Wasser der Arethusa zu vermischen; Diana versetzte sie nach der Insel Ortygia, doch A. bahnte sich unter dem Meere hindurch einen Weg und kam neben ihr zum Vorschein. Solcher Liebe konnte Arethusa nicht widerstehen, und sie erlaubte dem Gott, sein Gewässer mit dem ihrigen zu vereinen. - Von dem Zusammenhange der beiden Quellen erzählen uns die Alten viel; so soll eine zu Olympia in den A. geworfene Opferschale in der Arethusa zum Vorschein gekommen sein, und letztere soll sich roth färben, wenn zu Olympia das Blut der geopferten Rinder in den A. fliesst etc. - Auch soll A. seinen Bruder Cercaphus erschlagen, und sich aus Verzweiflung in den Fluss Nyctimus gestürzt haben, der von da an des A. Namen erhalten. Das Wasser sollte die Eigenschaft haben, den Seelen der Verstorbenen völlige Vergessenheit alles Vergangenen zu verschaffen, gleich der Lethe. Der A., (jetzt Alfeo, auch Rofeo und Ryfo Carbon), entspringt an der Südgrenze von Arcadien und durchläuft Elis im Peloponnes.


Alpiel, nennt der Talmud den Schutzgeist oder Genius, welcher über die fruchttragenden Bäume wachen soll.


Alraun (Germ. M.), die Wurzel, die mit griechischem Namen Mandragoras heisst. Sie steht unter allen berühmten Wurzeln oben an, und ihr Name ohne Zweifel mit dem jener weisen Alrunen (s. d.) im engsten Zusammenhang. Sie wird beschrieben als menschenähnlich gestaltet, und über das Verfahren, womit man sie auszureissen hat, gilt folgende Vorschrift: Wenn ein Dieb, der noch reiner Jüngling ist, gehängt wird, und das Wasser oder den Samen fallen lässt, wächst unter dem Galgen die breitblättrige, gelbblumige A. Beim Ausgraben ächzt und schreit sie so entsetzlich, dass der Grabende davon sterben muss. Man soll also Freitags vor Sonnen-Aufgang, nachdem die Ohren mit Baumwolle oder Wachs verstopft sind, einen ganz schwarzen Hund, an dem kein weisses Härchen ist, mitnehmen, drei Kreuze über die Alraun machen und rings herum graben, dass die Wurzel nur noch an dünnen Fasern hänge. Dann werden diese mit einer Schnur an den Schwanz des Hundes gebunden, dem Hund ein Stück Brod gezeigt und eiligst weggelaufen. Der Hund, nach dem Brode gierig, folgt und zieht die Wurzel aus, fällt aber von ihrem ächzenden Wehruf getroffen todt hin. Hierauf wird die Wurzel aufgehoben, mit rothem Wein gewaschen, in weisse und rothe Seide gewickelt, in ein Kästlein gelegt, alle Freitage gebadet und alle Neumonde mit neuem weissem Hemdlein angethan. Fragt man sie nun, so offenbart sie künftige und heimliche Dinge zu Wohlfahrt und Gedeihen, macht reich, entfernt alle Feinde, bringt der Ehe Segen, und jedes über Nacht zu ihr gelegte Geldstück findet man Morgens früh verdoppelt. Stirbt ihr Besitzer, so erbt sie der jüngste Sohn, muss aber dem Vater ein Stück Brod und Geld in seinen Sarg legen. Stirbt er vor dem Vater, so geht die A. über auf den ältesten Sohn, der aber seinen jüngsten Bruder ebenso mit Brod und Geld begraben soll.


Alrunen (Germ. M.), weissagende Frauen, denen die alten Germanen priesterliche Würden zuerkannten und die höchste Ehrfurcht bewiesen. Der gothische Geschichtschreiber Jornandes erzählt, um den Ursprung des Hunnen-Volkes zu erklären, Folgendes: "Der gothische König Filimer fand unter seinem Volke gewisse Zauber-Weiber, die er selbst in der Sprache seines Volkes Aliorumnen nannte;" (Andere lesen Aliorunen) "und da sie ihm verdächtig waren, so verwies er sie aus der Mitte des Volkes, jagte sie weit vom Heere hinweg und zwang sie, in der Einöde herumzuirren. Und da nun die Waldmenschen, die man Feigen-Faunen nennt, sie in der Wüste umherschweifend fanden und sich zu ihnen gesellten, so brachten sie dieses entsetzlichste Geschlecht von Menschen hervor." Mit dieser ältesten Spur, die einen ähnlichen Namen wie Alrune enthält, stellen nun Andere die Aurinia zusammen, von welcher Tacitus in seiner Germania sagt: "Wir haben unter der Regierung Vespasians Weleda gesehen, die lange allgemein wie eine Gottheit verehrt wurde. Aber auch früher schon haben die Germanen Aurinia und mehrere andere Weiber verehrt, nicht aus Schmeichelei, und nicht als ob sie sie zu Göttinnen machten." Nun ist es aber eines Theils nicht so ganz klar, dass in dem Namen Aurinia der Name Alrune versteckt sei, andern Theils scheint die Aurinia des Tacitus Eigen-Name einer bestimmten Person, nicht Benennung einer ganzen Classe von Frauen zu sein.


Alsvidur, "allversengend", in der nordischen Mythologie das eine von den beiden Rossen, welche den Sonnenwagen ziehen; das andere führt den Namen Arwakur, "früh wach". Unter dem Bug dieser Rosse brachten die Götter einen Windschlauch, Isarnkol an, um sie abzukühlen, daher die Morgenluft so frisch ist.


Alta (Gr. M.), von Neptun Mutter des Ancäus, eines Königs der Leleger auf Samos.


Altan Dschidakti Burchan (M. der Mongolen), "der Goldene, der Unverwesliche", einer jener Heiligen oder Burchanen, welche von Zeit zu Zeit dem Himmel entstiegen, um die Menschen zu warnen und zu ermahnen. Er erschien in dem Zeitraum, als die schon tief im Laster versunkenen Menschen nur noch ein Alter von 30,000 Jahren erreichten.


Altan gatusun, ein Götze, den die Kalmücken verehren, wird wie eine Schlange mit vier Füssen abgebildet. Das Tragen solch' eines Bildes soll fest gegen jede Verwundung machen.


Altanus (Röm. M.), ein südwestlicher Wind, von welchem man glaubte, dass er ein Sohn der Tellus sei, weil er aus der Erde kommen sollte.


Altar, bei den alten Völkern derjenige Opferherd, der sowohl zum Anzünden des Opferfeuers, als auch zu den übrigen Verrichtungen bei Opfern gebraucht wurde. Unter dem A. war eine Höhle angebracht, in welche man das übrigbleibende Opferblut goss. In der Nähe war ein Brunnen (bei den Germanen, Blotkelda oder Blotabrunnen geheissen), der zum Waschen der Blutopfer diente, und rings um den A. lief eine Einfassung von gelegten Steinen. Man errichtete die Altäre gewöhnlich auf Anhöhen und Hügeln, so wie in geheiligten Hainen, indem man einen platten, breiten Stein, der einen Tisch vorstellte, auf andere Steine legte. Als man bei steigender Cultur eigentliche Tempel erbaute, wurden auch die Altäre schöner und kostbarer aus Stein oder Erz und mit vielfachen Verzierungen verfertigt. Sie waren gegen Morgen gerichtet und standen vor der Bildsäule des Gottes, dem der Tempel geheiligt war.


Altercatio (Röm. M.), eine allegorische Figur, die personificirte Untugend des Zankes.


Altes (Gr. M.), König der Leleger, Vater der Laothoe, einer der Frauen des Königs Priamus. Ihre Söhne hiessen Polydorus und Lycaon; sie fielen von Achilles' Hand. A. wohnte auf der luftigen Burg Pedasus am Ufer des Satniois.


Althaea (Gr. M.), Tochter des ätolischen Königs Thestius und der Eurythemis. Man vermählte sie an Oeneus, den Sohn des Königs Porthaon zu Calydon, dem sie viele Kinder schenkte; zwei derselben, die berühmtesten, sollten jedoch nicht die seinigen sein. Bacchus kehrte einst bei ihm ein, und beschenkte ihn mit dem Freude bringenden Weinstock. A. soll nun nach Einigen von dem Gotte Deianira geboren haben, welche später Hercules' Gattin wurde. Einen andern Besuch soll ihr Mars abgestattet haben, dessen Frucht Meleager (s. d.) wurde. Als dieser Knabe sieben Tage alt war und die Mutter mit ihm am Kamine sass, trat eine der Parcen zu ihr und sagte, so lange der Feuerbrand, welcher jetzt glimme, noch nicht verzehrt wäre, würde Meleager nicht sterben. A. verwahrte denselben nunmehr sorgfältig, und Meleager erwuchs zu dem kühnsten Helden. Das grosse

Andere nennen diese Tochter des Bias und Gattin des Pelias Anaxibia. – 3) A., des Adonis Mutter, von Phönix. – 4) A., eine indische Nymphe, die Bacchus liebte und vergebens mit seinen Bitten und Anträgen verfolgte, bis er sie in Gestalt eines Tigers so ängstigte, dass sie sich von ihm über den Sollax setzen liess, welcher Fluss von da an Tigris geheissen wurde.


Alpheus (Gr. M.), ein Flussgott, Sohn des Oceanus und der Tethys, bekannt durch seine Abenteuer mit der Nymphe Arethusa, welche sich in dem Flusse, den er beherrschte, badete, und von ihm gesehen und geliebt wurde. Sie versagte ihm Gehör und floh, mit Zurücklassung ihrer Gewänder, doch A. schwang sich aus dem Strome ihr nach, und schon fühlte sie seinen Athem sie umwehen, als sie zu Diana flehete, welche sie in eine Wolke hüllte. Doch auch diese ward von A. verfolgt, da zerfloss sie plötzlich in Wasser; von den Händen, dem Gesicht, den Haaren floss es hernieder, und sie war eine Quelle. A. verwandelte sich nun selbst in seine Flussgestalt, um sich mit dem Wasser der Arethusa zu vermischen; Diana versetzte sie nach der Insel Ortygia, doch A. bahnte sich unter dem Meere hindurch einen Weg und kam neben ihr zum Vorschein. Solcher Liebe konnte Arethusa nicht widerstehen, und sie erlaubte dem Gott, sein Gewässer mit dem ihrigen zu vereinen. – Von dem Zusammenhange der beiden Quellen erzählen uns die Alten viel; so soll eine zu Olympia in den A. geworfene Opferschale in der Arethusa zum Vorschein gekommen sein, und letztere soll sich roth färben, wenn zu Olympia das Blut der geopferten Rinder in den A. fliesst etc. – Auch soll A. seinen Bruder Cercaphus erschlagen, und sich aus Verzweiflung in den Fluss Nyctimus gestürzt haben, der von da an des A. Namen erhalten. Das Wasser sollte die Eigenschaft haben, den Seelen der Verstorbenen völlige Vergessenheit alles Vergangenen zu verschaffen, gleich der Lethe. Der A., (jetzt Alfeo, auch Rofeo und Ryfo Carbon), entspringt an der Südgrenze von Arcadien und durchläuft Elis im Peloponnes.


Alpiel, nennt der Talmud den Schutzgeist oder Genius, welcher über die fruchttragenden Bäume wachen soll.


Alraun (Germ. M.), die Wurzel, die mit griechischem Namen Mandragoras heisst. Sie steht unter allen berühmten Wurzeln oben an, und ihr Name ohne Zweifel mit dem jener weisen Alrunen (s. d.) im engsten Zusammenhang. Sie wird beschrieben als menschenähnlich gestaltet, und über das Verfahren, womit man sie auszureissen hat, gilt folgende Vorschrift: Wenn ein Dieb, der noch reiner Jüngling ist, gehängt wird, und das Wasser oder den Samen fallen lässt, wächst unter dem Galgen die breitblättrige, gelbblumige A. Beim Ausgraben ächzt und schreit sie so entsetzlich, dass der Grabende davon sterben muss. Man soll also Freitags vor Sonnen-Aufgang, nachdem die Ohren mit Baumwolle oder Wachs verstopft sind, einen ganz schwarzen Hund, an dem kein weisses Härchen ist, mitnehmen, drei Kreuze über die Alraun machen und rings herum graben, dass die Wurzel nur noch an dünnen Fasern hänge. Dann werden diese mit einer Schnur an den Schwanz des Hundes gebunden, dem Hund ein Stück Brod gezeigt und eiligst weggelaufen. Der Hund, nach dem Brode gierig, folgt und zieht die Wurzel aus, fällt aber von ihrem ächzenden Wehruf getroffen todt hin. Hierauf wird die Wurzel aufgehoben, mit rothem Wein gewaschen, in weisse und rothe Seide gewickelt, in ein Kästlein gelegt, alle Freitage gebadet und alle Neumonde mit neuem weissem Hemdlein angethan. Fragt man sie nun, so offenbart sie künftige und heimliche Dinge zu Wohlfahrt und Gedeihen, macht reich, entfernt alle Feinde, bringt der Ehe Segen, und jedes über Nacht zu ihr gelegte Geldstück findet man Morgens früh verdoppelt. Stirbt ihr Besitzer, so erbt sie der jüngste Sohn, muss aber dem Vater ein Stück Brod und Geld in seinen Sarg legen. Stirbt er vor dem Vater, so geht die A. über auf den ältesten Sohn, der aber seinen jüngsten Bruder ebenso mit Brod und Geld begraben soll.


Alrunen (Germ. M.), weissagende Frauen, denen die alten Germanen priesterliche Würden zuerkannten und die höchste Ehrfurcht bewiesen. Der gothische Geschichtschreiber Jornandes erzählt, um den Ursprung des Hunnen-Volkes zu erklären, Folgendes: »Der gothische König Filimer fand unter seinem Volke gewisse Zauber-Weiber, die er selbst in der Sprache seines Volkes Aliorumnen nannte;« (Andere lesen Aliorunen) »und da sie ihm verdächtig waren, so verwies er sie aus der Mitte des Volkes, jagte sie weit vom Heere hinweg und zwang sie, in der Einöde herumzuirren. Und da nun die Waldmenschen, die man Feigen-Faunen nennt, sie in der Wüste umherschweifend fanden und sich zu ihnen gesellten, so brachten sie dieses entsetzlichste Geschlecht von Menschen hervor.« Mit dieser ältesten Spur, die einen ähnlichen Namen wie Alrune enthält, stellen nun Andere die Aurinia zusammen, von welcher Tacitus in seiner Germania sagt: »Wir haben unter der Regierung Vespasians Weleda gesehen, die lange allgemein wie eine Gottheit verehrt wurde. Aber auch früher schon haben die Germanen Aurinia und mehrere andere Weiber verehrt, nicht aus Schmeichelei, und nicht als ob sie sie zu Göttinnen machten.« Nun ist es aber eines Theils nicht so ganz klar, dass in dem Namen Aurinia der Name Alrune versteckt sei, andern Theils scheint die Aurinia des Tacitus Eigen-Name einer bestimmten Person, nicht Benennung einer ganzen Classe von Frauen zu sein.


Alsvidur, »allversengend«, in der nordischen Mythologie das eine von den beiden Rossen, welche den Sonnenwagen ziehen; das andere führt den Namen Arwakur, »früh wach«. Unter dem Bug dieser Rosse brachten die Götter einen Windschlauch, Isarnkol an, um sie abzukühlen, daher die Morgenluft so frisch ist.


Alta (Gr. M.), von Neptun Mutter des Ancäus, eines Königs der Leleger auf Samos.


Altan Dschidakti Burchan (M. der Mongolen), »der Goldene, der Unverwesliche«, einer jener Heiligen oder Burchanen, welche von Zeit zu Zeit dem Himmel entstiegen, um die Menschen zu warnen und zu ermahnen. Er erschien in dem Zeitraum, als die schon tief im Laster versunkenen Menschen nur noch ein Alter von 30,000 Jahren erreichten.


Altan gatusun, ein Götze, den die Kalmücken verehren, wird wie eine Schlange mit vier Füssen abgebildet. Das Tragen solch' eines Bildes soll fest gegen jede Verwundung machen.


Altanus (Röm. M.), ein südwestlicher Wind, von welchem man glaubte, dass er ein Sohn der Tellus sei, weil er aus der Erde kommen sollte.


Altar, bei den alten Völkern derjenige Opferherd, der sowohl zum Anzünden des Opferfeuers, als auch zu den übrigen Verrichtungen bei Opfern gebraucht wurde. Unter dem A. war eine Höhle angebracht, in welche man das übrigbleibende Opferblut goss. In der Nähe war ein Brunnen (bei den Germanen, Blotkelda oder Blotabrunnen geheissen), der zum Waschen der Blutopfer diente, und rings um den A. lief eine Einfassung von gelegten Steinen. Man errichtete die Altäre gewöhnlich auf Anhöhen und Hügeln, so wie in geheiligten Hainen, indem man einen platten, breiten Stein, der einen Tisch vorstellte, auf andere Steine legte. Als man bei steigender Cultur eigentliche Tempel erbaute, wurden auch die Altäre schöner und kostbarer aus Stein oder Erz und mit vielfachen Verzierungen verfertigt. Sie waren gegen Morgen gerichtet und standen vor der Bildsäule des Gottes, dem der Tempel geheiligt war.


Altercatio (Röm. M.), eine allegorische Figur, die personificirte Untugend des Zankes.


Altes (Gr. M.), König der Leleger, Vater der Laothoë, einer der Frauen des Königs Priamus. Ihre Söhne hiessen Polydorus und Lycaon; sie fielen von Achilles' Hand. A. wohnte auf der luftigen Burg Pedasus am Ufer des Satnioïs.


Althaea (Gr. M.), Tochter des ätolischen Königs Thestius und der Eurythemis. Man vermählte sie an Oeneus, den Sohn des Königs Porthaon zu Calydon, dem sie viele Kinder schenkte; zwei derselben, die berühmtesten, sollten jedoch nicht die seinigen sein. Bacchus kehrte einst bei ihm ein, und beschenkte ihn mit dem Freude bringenden Weinstock. A. soll nun nach Einigen von dem Gotte Deïanira geboren haben, welche später Hercules' Gattin wurde. Einen andern Besuch soll ihr Mars abgestattet haben, dessen Frucht Meleager (s. d.) wurde. Als dieser Knabe sieben Tage alt war und die Mutter mit ihm am Kamine sass, trat eine der Parcen zu ihr und sagte, so lange der Feuerbrand, welcher jetzt glimme, noch nicht verzehrt wäre, würde Meleager nicht sterben. A. verwahrte denselben nunmehr sorgfältig, und Meleager erwuchs zu dem kühnsten Helden. Das grosse

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A. verwandelte sich nun selbst in seine Flussgestalt, um sich mit dem Wasser der Arethusa zu vermischen; Diana versetzte sie nach der Insel Ortygia, doch A. bahnte sich unter dem Meere hindurch einen Weg und kam neben ihr zum Vorschein. Solcher Liebe konnte Arethusa nicht widerstehen, und sie erlaubte dem Gott, sein Gewässer mit dem ihrigen zu vereinen. – Von dem Zusammenhange der beiden Quellen erzählen uns die Alten viel; so soll eine zu Olympia in den A. geworfene Opferschale in der Arethusa zum Vorschein gekommen sein, und letztere soll sich roth färben, wenn zu Olympia das Blut der geopferten Rinder in den A. fliesst etc. – Auch soll A. seinen Bruder Cercaphus erschlagen, und sich aus Verzweiflung in den Fluss Nyctimus gestürzt haben, der von da an des A. Namen erhalten. Das Wasser sollte die Eigenschaft haben, den Seelen der Verstorbenen völlige Vergessenheit alles Vergangenen zu verschaffen, gleich der Lethe. Der A., (jetzt Alfeo, auch Rofeo und Ryfo Carbon), entspringt an der Südgrenze von Arcadien und durchläuft Elis im Peloponnes. Alpiel, nennt der Talmud den Schutzgeist oder Genius, welcher über die fruchttragenden Bäume wachen soll. Alraun (Germ. M.), die Wurzel, die mit griechischem Namen Mandragoras heisst. Sie steht unter allen berühmten Wurzeln oben an, und ihr Name ohne Zweifel mit dem jener weisen Alrunen (s. d.) im engsten Zusammenhang. Sie wird beschrieben als menschenähnlich gestaltet, und über das Verfahren, womit man sie auszureissen hat, gilt folgende Vorschrift: Wenn ein Dieb, der noch reiner Jüngling ist, gehängt wird, und das Wasser oder den Samen fallen lässt, wächst unter dem Galgen die breitblättrige, gelbblumige A. Beim Ausgraben ächzt und schreit sie so entsetzlich, dass der Grabende davon sterben muss. Man soll also Freitags vor Sonnen-Aufgang, nachdem die Ohren mit Baumwolle oder Wachs verstopft sind, einen ganz schwarzen Hund, an dem kein weisses Härchen ist, mitnehmen, drei Kreuze über die Alraun machen und rings herum graben, dass die Wurzel nur noch an dünnen Fasern hänge. Dann werden diese mit einer Schnur an den Schwanz des Hundes gebunden, dem Hund ein Stück Brod gezeigt und eiligst weggelaufen. Der Hund, nach dem Brode gierig, folgt und zieht die Wurzel aus, fällt aber von ihrem ächzenden Wehruf getroffen todt hin. Hierauf wird die Wurzel aufgehoben, mit rothem Wein gewaschen, in weisse und rothe Seide gewickelt, in ein Kästlein gelegt, alle Freitage gebadet und alle Neumonde mit neuem weissem Hemdlein angethan. Fragt man sie nun, so offenbart sie künftige und heimliche Dinge zu Wohlfahrt und Gedeihen, macht reich, entfernt alle Feinde, bringt der Ehe Segen, und jedes über Nacht zu ihr gelegte Geldstück findet man Morgens früh verdoppelt. Stirbt ihr Besitzer, so erbt sie der jüngste Sohn, muss aber dem Vater ein Stück Brod und Geld in seinen Sarg legen. Stirbt er vor dem Vater, so geht die A. über auf den ältesten Sohn, der aber seinen jüngsten Bruder ebenso mit Brod und Geld begraben soll. Alrunen (Germ. M.), weissagende Frauen, denen die alten Germanen priesterliche Würden zuerkannten und die höchste Ehrfurcht bewiesen. Der gothische Geschichtschreiber Jornandes erzählt, um den Ursprung des Hunnen-Volkes zu erklären, Folgendes: »Der gothische König Filimer fand unter seinem Volke gewisse Zauber-Weiber, die er selbst in der Sprache seines Volkes Aliorumnen nannte;« (Andere lesen Aliorunen) »und da sie ihm verdächtig waren, so verwies er sie aus der Mitte des Volkes, jagte sie weit vom Heere hinweg und zwang sie, in der Einöde herumzuirren. Und da nun die Waldmenschen, die man Feigen-Faunen nennt, sie in der Wüste umherschweifend fanden und sich zu ihnen gesellten, so brachten sie dieses entsetzlichste Geschlecht von Menschen hervor.« Mit dieser ältesten Spur, die einen ähnlichen Namen wie Alrune enthält, stellen nun Andere die Aurinia zusammen, von welcher Tacitus in seiner Germania sagt: »Wir haben unter der Regierung Vespasians Weleda gesehen, die lange allgemein wie eine Gottheit verehrt wurde. Aber auch früher schon haben die Germanen Aurinia und mehrere andere Weiber verehrt, nicht aus Schmeichelei, und nicht als ob sie sie zu Göttinnen machten.« Nun ist es aber eines Theils nicht so ganz klar, dass in dem Namen Aurinia der Name Alrune versteckt sei, andern Theils scheint die Aurinia des Tacitus Eigen-Name einer bestimmten Person, nicht Benennung einer ganzen Classe von Frauen zu sein. Alsvidur, »allversengend«, in der nordischen Mythologie das eine von den beiden Rossen, welche den Sonnenwagen ziehen; das andere führt den Namen Arwakur, »früh wach«. Unter dem Bug dieser Rosse brachten die Götter einen Windschlauch, Isarnkol an, um sie abzukühlen, daher die Morgenluft so frisch ist. Alta (Gr. M.), von Neptun Mutter des Ancäus, eines Königs der Leleger auf Samos. Altan Dschidakti Burchan (M. der Mongolen), »der Goldene, der Unverwesliche«, einer jener Heiligen oder Burchanen, welche von Zeit zu Zeit dem Himmel entstiegen, um die Menschen zu warnen und zu ermahnen. Er erschien in dem Zeitraum, als die schon tief im Laster versunkenen Menschen nur noch ein Alter von 30,000 Jahren erreichten. Altan gatusun, ein Götze, den die Kalmücken verehren, wird wie eine Schlange mit vier Füssen abgebildet. Das Tragen solch' eines Bildes soll fest gegen jede Verwundung machen. Altanus (Röm. M.), ein südwestlicher Wind, von welchem man glaubte, dass er ein Sohn der Tellus sei, weil er aus der Erde kommen sollte. Altar, bei den alten Völkern derjenige Opferherd, der sowohl zum Anzünden des Opferfeuers, als auch zu den übrigen Verrichtungen bei Opfern gebraucht wurde. Unter dem A. war eine Höhle angebracht, in welche man das übrigbleibende Opferblut goss. In der Nähe war ein Brunnen (bei den Germanen, Blotkelda oder Blotabrunnen geheissen), der zum Waschen der Blutopfer diente, und rings um den A. lief eine Einfassung von gelegten Steinen. Man errichtete die Altäre gewöhnlich auf Anhöhen und Hügeln, so wie in geheiligten Hainen, indem man einen platten, breiten Stein, der einen Tisch vorstellte, auf andere Steine legte. Als man bei steigender Cultur eigentliche Tempel erbaute, wurden auch die Altäre schöner und kostbarer aus Stein oder Erz und mit vielfachen Verzierungen verfertigt. Sie waren gegen Morgen gerichtet und standen vor der Bildsäule des Gottes, dem der Tempel geheiligt war. Altercatio (Röm. M.), eine allegorische Figur, die personificirte Untugend des Zankes. Altes (Gr. M.), König der Leleger, Vater der Laothoë, einer der Frauen des Königs Priamus. Ihre Söhne hiessen Polydorus und Lycaon; sie fielen von Achilles' Hand. A. wohnte auf der luftigen Burg Pedasus am Ufer des Satnioïs. Althaea (Gr. M.), Tochter des ätolischen Königs Thestius und der Eurythemis. Man vermählte sie an Oeneus, den Sohn des Königs Porthaon zu Calydon, dem sie viele Kinder schenkte; zwei derselben, die berühmtesten, sollten jedoch nicht die seinigen sein. Bacchus kehrte einst bei ihm ein, und beschenkte ihn mit dem Freude bringenden Weinstock. A. soll nun nach Einigen von dem Gotte Deïanira geboren haben, welche später Hercules' Gattin wurde. Einen andern Besuch soll ihr Mars abgestattet haben, dessen Frucht Meleager (s. d.) wurde. Als dieser Knabe sieben Tage alt war und die Mutter mit ihm am Kamine sass, trat eine der Parcen zu ihr und sagte, so lange der Feuerbrand, welcher jetzt glimme, noch nicht verzehrt wäre, würde Meleager nicht sterben. A. verwahrte denselben nunmehr sorgfältig, und Meleager erwuchs zu dem kühnsten Helden. Das grosse

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/100>, abgerufen am 15.05.2024.