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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Amin Dewa oder Jamindiw, eine der vier Hauptgottheiten der Mongolen.


Aminius (Gr. M.), ein schöner Jüngling, bekannt durch seine Liebe zu Narcissus und sein trauriges Schicksal. Narciss theilte seine Neigung nicht, verhöhnte ihn, und sandte ihm auf die Bitte um ein Liebeszeichen ein Schwert. Mit den heftigsten Verwünschungen gegen den Spröden stürzte er sich vor der Thüre des Narcissus in das Schwert. A.' Fluch ging an Narcissus in Erfüllung, denn er verliebte sich in sich selbst, in sein eigenes Spiegelbild, und starb vor Sehnsucht.


Amisodarus (Gr. M.), ein König in Lycien. Als Typhon mit der Echidna die furchtbare Chimära (s. d.) erzeugt hatte, gab er dieselbe dem A. zur Erziehung. Das Unthier verwüstete Lycien, bis Bellerophon es bezwang. Die Söhne dieses Königs, Atymnius und Maris, zogen den Trojanern zu Hülfe und wurden beide hinter einander durch Antilochus und Trasymedes, Söhne des Nestor, getödtet.


Ammas (Gr. M.), 1) Beiname der Cybele sowohl, als der Ceres. - 2) A., Amme der Diana.


Ammon, , der Jupiter der Aegypter, wird mit Widderhörnern zu beiden Seiten des Kopfes vorgestellt. Der ursprüngliche ägyptische Name war Amun und soll einen Heerde- oder Weide-Gott bedeuten. Am höchsten wurde A. in Theben in Ober-Aegypten verehrt, wo die noch jetzt vorhandenen staunenswerthen Ruinen Ueberreste seines Tempels sind. Da nun Theben der Südgrenze Aegyptens nahe liegt, also nach Meroe in Aethiopien hinweist, wo Amun ebenfalls verehrt wurde,


Fig. 19.
und von wo aus Theben nach allen Spuren gegründet worden ist, so haben wir die Widderhörner höcht wahrscheinlich so zu deuten, dass dadurch an die uralte Schafzucht der nomadischen Aethiopier erinnert werden soll, in der ihr bester Reichthum bestand. Bemerkenswerth erscheint besonders auch das Verhältniss des Amun-Dienstes in Ober-, zum Apis-Dienst in Mittel- und Unter-Aegypten. Dort galt noch das Schaf, der Mittelpunkt des Nomadenlebens, hier schon der Stier, der Träger des Ackerbaues, als Symbol des höchsten Gutes. Von Meroe und Theben ging der Amun- oder A.-Dienst mit einer priesterlichen Colonie nach der grossen Oase in der libyschen Wüste über, heutzutage Siwah, von den Römern Ammonium genannt. Hier lernten ihn die Griechen und Römer durch ihre nahe gelegenen Colonien, vornämlich Cyrene, kennen, erklärten den afrikanischen Gott für einerlei mit der höchsten ihnen bekannten Gottheit und verehrten ihn als Jupiter A., dessen Dienst nun auch in mehrere griechische Städte überging. Auch das Sternbild des Widders im Thierkreis wurde mit diesem Cultus in Verbindung gesetzt. Die alten Historiker machten aus diesem Gotte eine geschichtliche Person. Bei Diodor ist A. ein König in Libyen, der des Uranus Tochter, Rhea, zur Gattin gewählt hatte. Eine Untreue, welche er sich mit der schönen Amalthea erlaubte, offenbarte sich durch einen Sohn, den Bacchus, wesshalb A. der Geliebten einen Landstrich schenkte, der seiner gekrümmten Form und Fruchtbarkeit wegen "das Horn des Ueberflusses" hiess. Um der Eifersucht seiner Gattin zu entgehen, schaffte der König das Kind der Liebe nach Nysa (von welcher Stadt dasselbe auch den Namen bekam, der Gott von Nysus, Dio Nysus). Erwachsen, that Bacchus sich durch kühne, grosse Thaten hervor, und Rhea zerfiel um seinetwillen mit ihrem Gatten, verliess ihn, heirathete Saturnus, ihren Bruder, und von diesem ward nun A. angegriffen, nach Creta zu fliehen genöthigt, wohin ihn jedoch auch Saturn verfolgte; Ammon entging durch seinen Sohn Dionysus und Minerva noch grösserem Unglück, indem er nach Libyen zog. Nach seinem Tode unter die Götter des Landes aufgenommen, ward ihm in der fruchtreichen Oase, welche den Namen Ammonitis schon vor seiner Ankunft getragen haben soll, der prachtvollste aller Tempel gebaut, und A. war der höchste Gott der Aegypter. Die ihm als Kennzeichen zugetheilten Hörner sind Symbole der Kraft, der Macht, des Glanzes, und da dieselben in sich selbst zurückgebogen erscheinen, so bedeuten sie "den in sich selbst zurückgezogenen", den Gott vor seiner Offenbarung, wie etwa der Parabrama der Indier, worauf auch die Mythe deutet, dass Jupiter, den sein Sohn Hercules bat, sich ihm zu zeigen, nach langem Weigern sich endlich in das Fell eines geopferten Widders hüllte, indem nur unter einer Hülle die Sterblichen Gott schauen können, da sie den Glanz seiner Majestät nicht zu ertragen vermögen. - An den Festen des A. ward seine Bildsäule mit Edelsteinen auf das

Fig. 20.
Reichste und Blendendste geschmückt, in feierlicher Procession dem Volke zur Schau umhergetragen, in einem Schiffe sitzend, unter Absingung feierlicher Hymnen. Er erscheint hier als oberster Lenker des Weltschiffes, von welchem alle Bewegungen des Weltalls ausgehen.


Ammonia (Gr. M.), Beiname der Juno zu Elis, wohin ihr Gottesdienst aus Aegypten gekommen sein soll.


Ammonstempel, dem Gotte Ammon (s. d.) geweihte Tempel, deren es mehrere gab, theils in Griechenland, theils in Africa. Der berühmteste stand auf der fruchtbaren, grossen Oase Ammonitis in Africa, 12 Tagereisen westlich von Memphis, fünf Tagereisen südlich von Parätonium. Dort war der Sitz eines uralten Ammons-Dienstes, mit einem hochgeehrten Orakel. Dieser grosse Tempel soll nach einer Sage von Hercules oder Bacchus an der Stelle gegründet sein, wo ihm, als er auf seinem Zuge nach Indien durch Wassermangel umzukommen fürchtete, sein Vater Jupiter auf sein Gebet durch einen Widder eine Quelle gezeigt hatte. - Dieser Tempel war noch zu Alexanders Zeiten wegen seines Orakels hoch berühmt; mit Gefahr, sein ganzes Heer in der Wüste einzubüssen, ging der grosse Held dahin und ward für den Sohn des Jupiter Ammon erklärt. Späterhin, unter der Herrschaft der Römer, sanken Tempel und Orakel allmälig in Vergessenheit.


Amnisides (Gr. M.), die Quellnymphen des Stromes Amnisus in Creta.


Amopaon (Gr. M.), ein Trojaner, der von Teucer, Telamon's Sohne, getödtet wurde.


Amor, Fig. 20 --22, bei den Griechen Eros, der Gott der Liebe, der mächtigste der Götter der Schöpfer alles

Amin Dewa oder Jamindiw, eine der vier Hauptgottheiten der Mongolen.


Aminius (Gr. M.), ein schöner Jüngling, bekannt durch seine Liebe zu Narcissus und sein trauriges Schicksal. Narciss theilte seine Neigung nicht, verhöhnte ihn, und sandte ihm auf die Bitte um ein Liebeszeichen ein Schwert. Mit den heftigsten Verwünschungen gegen den Spröden stürzte er sich vor der Thüre des Narcissus in das Schwert. A.' Fluch ging an Narcissus in Erfüllung, denn er verliebte sich in sich selbst, in sein eigenes Spiegelbild, und starb vor Sehnsucht.


Amisodarus (Gr. M.), ein König in Lycien. Als Typhon mit der Echidna die furchtbare Chimära (s. d.) erzeugt hatte, gab er dieselbe dem A. zur Erziehung. Das Unthier verwüstete Lycien, bis Bellerophon es bezwang. Die Söhne dieses Königs, Atymnius und Maris, zogen den Trojanern zu Hülfe und wurden beide hinter einander durch Antilochus und Trasymedes, Söhne des Nestor, getödtet.


Ammas (Gr. M.), 1) Beiname der Cybele sowohl, als der Ceres. – 2) A., Amme der Diana.


Ammon, , der Jupiter der Aegypter, wird mit Widderhörnern zu beiden Seiten des Kopfes vorgestellt. Der ursprüngliche ägyptische Name war Amun und soll einen Heerde- oder Weide-Gott bedeuten. Am höchsten wurde A. in Theben in Ober-Aegypten verehrt, wo die noch jetzt vorhandenen staunenswerthen Ruinen Ueberreste seines Tempels sind. Da nun Theben der Südgrenze Aegyptens nahe liegt, also nach Meroë in Aethiopien hinweist, wo Amun ebenfalls verehrt wurde,


Fig. 19.
und von wo aus Theben nach allen Spuren gegründet worden ist, so haben wir die Widderhörner höcht wahrscheinlich so zu deuten, dass dadurch an die uralte Schafzucht der nomadischen Aethiopier erinnert werden soll, in der ihr bester Reichthum bestand. Bemerkenswerth erscheint besonders auch das Verhältniss des Amun-Dienstes in Ober-, zum Apis-Dienst in Mittel- und Unter-Aegypten. Dort galt noch das Schaf, der Mittelpunkt des Nomadenlebens, hier schon der Stier, der Träger des Ackerbaues, als Symbol des höchsten Gutes. Von Meroë und Theben ging der Amun- oder A.-Dienst mit einer priesterlichen Colonie nach der grossen Oase in der libyschen Wüste über, heutzutage Siwah, von den Römern Ammonium genannt. Hier lernten ihn die Griechen und Römer durch ihre nahe gelegenen Colonien, vornämlich Cyrene, kennen, erklärten den afrikanischen Gott für einerlei mit der höchsten ihnen bekannten Gottheit und verehrten ihn als Jupiter A., dessen Dienst nun auch in mehrere griechische Städte überging. Auch das Sternbild des Widders im Thierkreis wurde mit diesem Cultus in Verbindung gesetzt. Die alten Historiker machten aus diesem Gotte eine geschichtliche Person. Bei Diodor ist A. ein König in Libyen, der des Uranus Tochter, Rhea, zur Gattin gewählt hatte. Eine Untreue, welche er sich mit der schönen Amalthea erlaubte, offenbarte sich durch einen Sohn, den Bacchus, wesshalb A. der Geliebten einen Landstrich schenkte, der seiner gekrümmten Form und Fruchtbarkeit wegen »das Horn des Ueberflusses« hiess. Um der Eifersucht seiner Gattin zu entgehen, schaffte der König das Kind der Liebe nach Nysa (von welcher Stadt dasselbe auch den Namen bekam, der Gott von Nysus, Dio Nysus). Erwachsen, that Bacchus sich durch kühne, grosse Thaten hervor, und Rhea zerfiel um seinetwillen mit ihrem Gatten, verliess ihn, heirathete Saturnus, ihren Bruder, und von diesem ward nun A. angegriffen, nach Creta zu fliehen genöthigt, wohin ihn jedoch auch Saturn verfolgte; Ammon entging durch seinen Sohn Dionysus und Minerva noch grösserem Unglück, indem er nach Libyen zog. Nach seinem Tode unter die Götter des Landes aufgenommen, ward ihm in der fruchtreichen Oase, welche den Namen Ammonitis schon vor seiner Ankunft getragen haben soll, der prachtvollste aller Tempel gebaut, und A. war der höchste Gott der Aegypter. Die ihm als Kennzeichen zugetheilten Hörner sind Symbole der Kraft, der Macht, des Glanzes, und da dieselben in sich selbst zurückgebogen erscheinen, so bedeuten sie »den in sich selbst zurückgezogenen«, den Gott vor seiner Offenbarung, wie etwa der Parabrama der Indier, worauf auch die Mythe deutet, dass Jupiter, den sein Sohn Hercules bat, sich ihm zu zeigen, nach langem Weigern sich endlich in das Fell eines geopferten Widders hüllte, indem nur unter einer Hülle die Sterblichen Gott schauen können, da sie den Glanz seiner Majestät nicht zu ertragen vermögen. – An den Festen des A. ward seine Bildsäule mit Edelsteinen auf das

Fig. 20.
Reichste und Blendendste geschmückt, in feierlicher Procession dem Volke zur Schau umhergetragen, in einem Schiffe sitzend, unter Absingung feierlicher Hymnen. Er erscheint hier als oberster Lenker des Weltschiffes, von welchem alle Bewegungen des Weltalls ausgehen.


Ammonia (Gr. M.), Beiname der Juno zu Elis, wohin ihr Gottesdienst aus Aegypten gekommen sein soll.


Ammonstempel, dem Gotte Ammon (s. d.) geweihte Tempel, deren es mehrere gab, theils in Griechenland, theils in Africa. Der berühmteste stand auf der fruchtbaren, grossen Oase Ammonitis in Africa, 12 Tagereisen westlich von Memphis, fünf Tagereisen südlich von Parätonium. Dort war der Sitz eines uralten Ammons-Dienstes, mit einem hochgeehrten Orakel. Dieser grosse Tempel soll nach einer Sage von Hercules oder Bacchus an der Stelle gegründet sein, wo ihm, als er auf seinem Zuge nach Indien durch Wassermangel umzukommen fürchtete, sein Vater Jupiter auf sein Gebet durch einen Widder eine Quelle gezeigt hatte. – Dieser Tempel war noch zu Alexanders Zeiten wegen seines Orakels hoch berühmt; mit Gefahr, sein ganzes Heer in der Wüste einzubüssen, ging der grosse Held dahin und ward für den Sohn des Jupiter Ammon erklärt. Späterhin, unter der Herrschaft der Römer, sanken Tempel und Orakel allmälig in Vergessenheit.


Amnisides (Gr. M.), die Quellnymphen des Stromes Amnisus in Creta.


Amopaon (Gr. M.), ein Trojaner, der von Teucer, Telamon's Sohne, getödtet wurde.


Amor, Fig. 20 ––22, bei den Griechen Eros, der Gott der Liebe, der mächtigste der Götter der Schöpfer alles

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[36/0106] Amin Dewa oder Jamindiw, eine der vier Hauptgottheiten der Mongolen. Aminius (Gr. M.), ein schöner Jüngling, bekannt durch seine Liebe zu Narcissus und sein trauriges Schicksal. Narciss theilte seine Neigung nicht, verhöhnte ihn, und sandte ihm auf die Bitte um ein Liebeszeichen ein Schwert. Mit den heftigsten Verwünschungen gegen den Spröden stürzte er sich vor der Thüre des Narcissus in das Schwert. A.' Fluch ging an Narcissus in Erfüllung, denn er verliebte sich in sich selbst, in sein eigenes Spiegelbild, und starb vor Sehnsucht. Amisodarus (Gr. M.), ein König in Lycien. Als Typhon mit der Echidna die furchtbare Chimära (s. d.) erzeugt hatte, gab er dieselbe dem A. zur Erziehung. Das Unthier verwüstete Lycien, bis Bellerophon es bezwang. Die Söhne dieses Königs, Atymnius und Maris, zogen den Trojanern zu Hülfe und wurden beide hinter einander durch Antilochus und Trasymedes, Söhne des Nestor, getödtet. Ammas (Gr. M.), 1) Beiname der Cybele sowohl, als der Ceres. – 2) A., Amme der Diana. Ammon, , der Jupiter der Aegypter, wird mit Widderhörnern zu beiden Seiten des Kopfes vorgestellt. Der ursprüngliche ägyptische Name war Amun und soll einen Heerde- oder Weide-Gott bedeuten. Am höchsten wurde A. in Theben in Ober-Aegypten verehrt, wo die noch jetzt vorhandenen staunenswerthen Ruinen Ueberreste seines Tempels sind. Da nun Theben der Südgrenze Aegyptens nahe liegt, also nach Meroë in Aethiopien hinweist, wo Amun ebenfalls verehrt wurde, [Abbildung Fig. 19. ] und von wo aus Theben nach allen Spuren gegründet worden ist, so haben wir die Widderhörner höcht wahrscheinlich so zu deuten, dass dadurch an die uralte Schafzucht der nomadischen Aethiopier erinnert werden soll, in der ihr bester Reichthum bestand. Bemerkenswerth erscheint besonders auch das Verhältniss des Amun-Dienstes in Ober-, zum Apis-Dienst in Mittel- und Unter-Aegypten. Dort galt noch das Schaf, der Mittelpunkt des Nomadenlebens, hier schon der Stier, der Träger des Ackerbaues, als Symbol des höchsten Gutes. Von Meroë und Theben ging der Amun- oder A.-Dienst mit einer priesterlichen Colonie nach der grossen Oase in der libyschen Wüste über, heutzutage Siwah, von den Römern Ammonium genannt. Hier lernten ihn die Griechen und Römer durch ihre nahe gelegenen Colonien, vornämlich Cyrene, kennen, erklärten den afrikanischen Gott für einerlei mit der höchsten ihnen bekannten Gottheit und verehrten ihn als Jupiter A., dessen Dienst nun auch in mehrere griechische Städte überging. Auch das Sternbild des Widders im Thierkreis wurde mit diesem Cultus in Verbindung gesetzt. Die alten Historiker machten aus diesem Gotte eine geschichtliche Person. Bei Diodor ist A. ein König in Libyen, der des Uranus Tochter, Rhea, zur Gattin gewählt hatte. Eine Untreue, welche er sich mit der schönen Amalthea erlaubte, offenbarte sich durch einen Sohn, den Bacchus, wesshalb A. der Geliebten einen Landstrich schenkte, der seiner gekrümmten Form und Fruchtbarkeit wegen »das Horn des Ueberflusses« hiess. Um der Eifersucht seiner Gattin zu entgehen, schaffte der König das Kind der Liebe nach Nysa (von welcher Stadt dasselbe auch den Namen bekam, der Gott von Nysus, Dio Nysus). Erwachsen, that Bacchus sich durch kühne, grosse Thaten hervor, und Rhea zerfiel um seinetwillen mit ihrem Gatten, verliess ihn, heirathete Saturnus, ihren Bruder, und von diesem ward nun A. angegriffen, nach Creta zu fliehen genöthigt, wohin ihn jedoch auch Saturn verfolgte; Ammon entging durch seinen Sohn Dionysus und Minerva noch grösserem Unglück, indem er nach Libyen zog. Nach seinem Tode unter die Götter des Landes aufgenommen, ward ihm in der fruchtreichen Oase, welche den Namen Ammonitis schon vor seiner Ankunft getragen haben soll, der prachtvollste aller Tempel gebaut, und A. war der höchste Gott der Aegypter. Die ihm als Kennzeichen zugetheilten Hörner sind Symbole der Kraft, der Macht, des Glanzes, und da dieselben in sich selbst zurückgebogen erscheinen, so bedeuten sie »den in sich selbst zurückgezogenen«, den Gott vor seiner Offenbarung, wie etwa der Parabrama der Indier, worauf auch die Mythe deutet, dass Jupiter, den sein Sohn Hercules bat, sich ihm zu zeigen, nach langem Weigern sich endlich in das Fell eines geopferten Widders hüllte, indem nur unter einer Hülle die Sterblichen Gott schauen können, da sie den Glanz seiner Majestät nicht zu ertragen vermögen. – An den Festen des A. ward seine Bildsäule mit Edelsteinen auf das [Abbildung Fig. 20. ] Reichste und Blendendste geschmückt, in feierlicher Procession dem Volke zur Schau umhergetragen, in einem Schiffe sitzend, unter Absingung feierlicher Hymnen. Er erscheint hier als oberster Lenker des Weltschiffes, von welchem alle Bewegungen des Weltalls ausgehen. Ammonia (Gr. M.), Beiname der Juno zu Elis, wohin ihr Gottesdienst aus Aegypten gekommen sein soll. Ammonstempel, dem Gotte Ammon (s. d.) geweihte Tempel, deren es mehrere gab, theils in Griechenland, theils in Africa. Der berühmteste stand auf der fruchtbaren, grossen Oase Ammonitis in Africa, 12 Tagereisen westlich von Memphis, fünf Tagereisen südlich von Parätonium. Dort war der Sitz eines uralten Ammons-Dienstes, mit einem hochgeehrten Orakel. Dieser grosse Tempel soll nach einer Sage von Hercules oder Bacchus an der Stelle gegründet sein, wo ihm, als er auf seinem Zuge nach Indien durch Wassermangel umzukommen fürchtete, sein Vater Jupiter auf sein Gebet durch einen Widder eine Quelle gezeigt hatte. – Dieser Tempel war noch zu Alexanders Zeiten wegen seines Orakels hoch berühmt; mit Gefahr, sein ganzes Heer in der Wüste einzubüssen, ging der grosse Held dahin und ward für den Sohn des Jupiter Ammon erklärt. Späterhin, unter der Herrschaft der Römer, sanken Tempel und Orakel allmälig in Vergessenheit. Amnisides (Gr. M.), die Quellnymphen des Stromes Amnisus in Creta. Amopaon (Gr. M.), ein Trojaner, der von Teucer, Telamon's Sohne, getödtet wurde. Amor, Fig. 20 ––22, bei den Griechen Eros, der Gott der Liebe, der mächtigste der Götter der Schöpfer alles

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/106>, abgerufen am 16.05.2024.