Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Erschaffenen, der Götter und der Menschen Herrscher, wie ihn Sophocles nennt. Die Kosmogonien und Theogonien weichen über seine Abkunft bedeutend ab; die Dichter machen ihn zum Sohn der Venus, aber nach Hesiod war zuerst das Chaos, dann die Erde, dann der Tartarus, dann Eros, d. h. A., der schönste unter den Göttern, der Glieder Lösende, der bei Göttern und Menschen den Sinn und klugen Rath bewältigt. Nach Aristophanes ist er aus einem Ei hervorgegangen, welches die Nacht von dem befruchtenden Winde geboren hat. Aber seine Herkunft


Fig. 21.
wird sonst noch auf die verschiedenste Weise angegeben. Bald ist er ein Sohn des Uranus und der Gäa (s. d.), bald des Saturn, bald der Ilithyia (s. d.), bald des Mercur und der Diana, bald des Mercur und der Venus, bald des Mars und der Venus, bald des Zephyrus und der Iris, bald des Jupiter und der Venus, bald heisst es, seine Aeltern seien unbekannt, bald, er habe wohl eine Mutter, aber keinen Vater. - Je mehr sich indess die alte Vorstellung von A., als uraltem und schöpferischem Gott, in die leichtere,

Fig. 22.
heiterere Volksvorstellung von ihm als dem schalkhaften Götterknaben umwandelte, desto allgemeiner befestigte sich auch der Glaube, dass Venus seine Mutter sei, und wie man nun diese bald als die höhere, sittlichere, als Venus Urania, bald als die niedere, die Göttin der sinnlichen Liebeslust fasste, so sprach man in demselben Sinne auch von einem doppelten A. - Im Uebrigen ist bekannt genug, wie die Dichter den Sagenkreis von dem schönen, anmuthigen Bösewicht ausgebildet haben, vor dessen List und Grausamkeit kein lebendes Wesen, selbst seine eigene Mutter nicht, sicher ist. - Noch vermochte A. nicht ohne Hülfe zu gehen, als er sich schon einen Bogen und Pfeile schnitzte, seine Kunst zuerst an allen Thieren des Feldes, dann aber an den Menschen selbst übte; seine Pfeile haben entweder goldene oder bleierne Spitzen, wodurch sie angenehme oder unangenehme Gefühle erwecken; er ward immer kühner und wagte zuletzt selbst die Götter anzugreifen; er nahm Jupiter den Blitz, Apollo die Pfeile, die Keule dem Hercules, die Fackel der Luna; Mars, Neptun und Bacchus mussten ihm Helm, Dreizack und Thyrsus geben, und dem Mercur nahm er die Flügelschuhe, und so wird er denn mit Recht der Menschen und Götter Besiegende genannt. - Anmuthig ist die Sage, dass das Kind A. nicht eher wuchs, als bis Venus den Anteros (die Gegenliebe) gebar, und ihn dem A. zum Spielgesellen gab. Die Dichter lassen auch Eros mit Himeros (Liebe und Sehnsucht), von der Venus begleitet gehen, auch Eros und Pothos (Liebe und Verlangen) sind häufig bei einander, auch Bacchus (der Freudenspender), Jocus (der Scherz), Hymen (der Ehestifter) und Fortuna sind in seinem Gefolge: ferner fehlen in seinem Geleite Peitho (Ueberredung), die Grazien (Anmuth) und die Musen (Poesie und Musik) nicht. - Die ihm geweihten Feste waren so hoch geehrt, als irgend andere; am glänzendsten waren die alle fünf Jahre sich wiederholenden Erotien, die man in Thespiä in Böotien mit Spielen und Kämpfen aller Art feierte. Geweiht waren ihm unter den Blumen die Rose, unter den Thieren der Hase, der Hahn und der Ziegenbock. Auch die Herrschaft, welche er über das menschliche Herz ausübt, wurde häufig sinnbildlich dargestellt. So zeigt ihn eine unserer Abbildungen als Löwenbändiger; eine andere in zärtlicher Vereinigung mit Psyche; eine dritte als Sieger über Hercules. - Unzählig sind die herrlichen Kunstwerke, welche ihn zum Gegenstand haben. Eine der sinnvollsten unter den Dichtungen, die ihn betreffen, ist die von A. und Psyche (s. d.). Zahlreich ist die Schaar der Begleiter gleiches Alters und gleicher Gestalt, die dem A. beigegeben wird, der Amoretten, bei den Griechen Eroten; sie sind entweder, wie A., Söhne der Venus, oder Kinder der Nymphen, oder sie kommen, wie Vögel, aus den Eiern in A.s Neste gekrochen.


Ampatisei (Ind. M.), die liebreizende Tochter einer Waldgöttin, der ein indischer König auf der Jagd genaht; sie erzog ihr Kind mit treuer Liebe und bildete dasselbe eines Königs würdig aus; so fand sie Wissitraverien, ein mächtiger Raja aus der Dynastie der Kinder des Mondes und wählte sie zur Gattin. Er starb, und ihr blühte das unendlich höhere Glück, die Gattin eines Braminen-Bettlers, des weisen Wiasa, zu werden, von dem sie Mutter des Pandu wurde. Dieser erhielt fünf Söhne, nach ihm Pandu's genannt, Lieblinge der Götter in so hohem Grade, dass Krischna (s. d.) ihnen persönlich in dem verderblichen Kriege gegen die Kuru's beistand, auch den Sieg auf ihre Seite lenkte.


Amphialus (Gr. M.), 1) Sohn eines edeln Phäaken, des Polyneus, und Enkel des Tecton. Als Ulysses auf der Insel war, liess Alcinous (s. d.) fröhliche Kampfspiele halten, und A. errang den Sieg im Springen. - 2) A. Sohn der Andromache, den sie von Neoptolemus empfing nachdem dieser sie als Beute aus dem zerstörten Troja hinweggeführt.


Amphianax (Gr. M.). Ein König in Lycien. Als Acrisius (s. d.) seinen Zwillingsbruder Prötus, mit dem er sich schon im Mutterleibe gezankt, aus seinem Reiche zu Argos vertrieben hatte, wandte der Letztere sich zu A. welcher ihn wieder in sein Reich einsetzte. A. gab dem Prötus sein Kind, die Antia oder Stheneböa, zur Gattin, welche durch ihre Liebe zu Bellerophon (s. d.) zu einer traurigen Berühmtheit gelangte.


Amphiaraeum (Gr. M.), Orakel des Amphiaraus, der seine Orakelsprüche den Fragenden im Traume ertheilte, wenn sie sich auf dem Felle eines dem vergötterten Helden geopferten Widders zum Schlafe niederlegten. Ein solches Orakel war in Theben, ein anderes bei Oropus in Attica, neben welchem eine Quelle entsprang, in welche diejenigen, die durch die hier empfangenen Eingebungen von einer Krankheit geheilt worden waren, eine Gold- oder Silber-Münze warfen.


Amphiaraus (Gr. M.), ein berühmter Seher, Liebling der Götter, wird bald ein Sohn des Apollo, bald des Oicles genannt; seine Mutter war entweder Clytämnestra oder Hypermnestra (Tochter des ätolischen Königs Thestius).

Erschaffenen, der Götter und der Menschen Herrscher, wie ihn Sophocles nennt. Die Kosmogonien und Theogonien weichen über seine Abkunft bedeutend ab; die Dichter machen ihn zum Sohn der Venus, aber nach Hesiod war zuerst das Chaos, dann die Erde, dann der Tartarus, dann Eros, d. h. A., der schönste unter den Göttern, der Glieder Lösende, der bei Göttern und Menschen den Sinn und klugen Rath bewältigt. Nach Aristophanes ist er aus einem Ei hervorgegangen, welches die Nacht von dem befruchtenden Winde geboren hat. Aber seine Herkunft


Fig. 21.
wird sonst noch auf die verschiedenste Weise angegeben. Bald ist er ein Sohn des Uranus und der Gäa (s. d.), bald des Saturn, bald der Ilithyia (s. d.), bald des Mercur und der Diana, bald des Mercur und der Venus, bald des Mars und der Venus, bald des Zephyrus und der Iris, bald des Jupiter und der Venus, bald heisst es, seine Aeltern seien unbekannt, bald, er habe wohl eine Mutter, aber keinen Vater. – Je mehr sich indess die alte Vorstellung von A., als uraltem und schöpferischem Gott, in die leichtere,

Fig. 22.
heiterere Volksvorstellung von ihm als dem schalkhaften Götterknaben umwandelte, desto allgemeiner befestigte sich auch der Glaube, dass Venus seine Mutter sei, und wie man nun diese bald als die höhere, sittlichere, als Venus Urania, bald als die niedere, die Göttin der sinnlichen Liebeslust fasste, so sprach man in demselben Sinne auch von einem doppelten A. – Im Uebrigen ist bekannt genug, wie die Dichter den Sagenkreis von dem schönen, anmuthigen Bösewicht ausgebildet haben, vor dessen List und Grausamkeit kein lebendes Wesen, selbst seine eigene Mutter nicht, sicher ist. – Noch vermochte A. nicht ohne Hülfe zu gehen, als er sich schon einen Bogen und Pfeile schnitzte, seine Kunst zuerst an allen Thieren des Feldes, dann aber an den Menschen selbst übte; seine Pfeile haben entweder goldene oder bleierne Spitzen, wodurch sie angenehme oder unangenehme Gefühle erwecken; er ward immer kühner und wagte zuletzt selbst die Götter anzugreifen; er nahm Jupiter den Blitz, Apollo die Pfeile, die Keule dem Hercules, die Fackel der Luna; Mars, Neptun und Bacchus mussten ihm Helm, Dreizack und Thyrsus geben, und dem Mercur nahm er die Flügelschuhe, und so wird er denn mit Recht der Menschen und Götter Besiegende genannt. – Anmuthig ist die Sage, dass das Kind A. nicht eher wuchs, als bis Venus den Anteros (die Gegenliebe) gebar, und ihn dem A. zum Spielgesellen gab. Die Dichter lassen auch Eros mit Himeros (Liebe und Sehnsucht), von der Venus begleitet gehen, auch Eros und Pothos (Liebe und Verlangen) sind häufig bei einander, auch Bacchus (der Freudenspender), Jocus (der Scherz), Hymen (der Ehestifter) und Fortuna sind in seinem Gefolge: ferner fehlen in seinem Geleite Peitho (Ueberredung), die Grazien (Anmuth) und die Musen (Poesie und Musik) nicht. – Die ihm geweihten Feste waren so hoch geehrt, als irgend andere; am glänzendsten waren die alle fünf Jahre sich wiederholenden Erotien, die man in Thespiä in Böotien mit Spielen und Kämpfen aller Art feierte. Geweiht waren ihm unter den Blumen die Rose, unter den Thieren der Hase, der Hahn und der Ziegenbock. Auch die Herrschaft, welche er über das menschliche Herz ausübt, wurde häufig sinnbildlich dargestellt. So zeigt ihn eine unserer Abbildungen als Löwenbändiger; eine andere in zärtlicher Vereinigung mit Psyche; eine dritte als Sieger über Hercules. – Unzählig sind die herrlichen Kunstwerke, welche ihn zum Gegenstand haben. Eine der sinnvollsten unter den Dichtungen, die ihn betreffen, ist die von A. und Psyche (s. d.). Zahlreich ist die Schaar der Begleiter gleiches Alters und gleicher Gestalt, die dem A. beigegeben wird, der Amoretten, bei den Griechen Eroten; sie sind entweder, wie A., Söhne der Venus, oder Kinder der Nymphen, oder sie kommen, wie Vögel, aus den Eiern in A.s Neste gekrochen.


Ampatisei (Ind. M.), die liebreizende Tochter einer Waldgöttin, der ein indischer König auf der Jagd genaht; sie erzog ihr Kind mit treuer Liebe und bildete dasselbe eines Königs würdig aus; so fand sie Wissitraverien, ein mächtiger Raja aus der Dynastie der Kinder des Mondes und wählte sie zur Gattin. Er starb, und ihr blühte das unendlich höhere Glück, die Gattin eines Braminen-Bettlers, des weisen Wiasa, zu werden, von dem sie Mutter des Pandu wurde. Dieser erhielt fünf Söhne, nach ihm Pandu's genannt, Lieblinge der Götter in so hohem Grade, dass Krischna (s. d.) ihnen persönlich in dem verderblichen Kriege gegen die Kuru's beistand, auch den Sieg auf ihre Seite lenkte.


Amphialus (Gr. M.), 1) Sohn eines edeln Phäaken, des Polyneus, und Enkel des Tecton. Als Ulysses auf der Insel war, liess Alcinous (s. d.) fröhliche Kampfspiele halten, und A. errang den Sieg im Springen. – 2) A. Sohn der Andromache, den sie von Neoptolemus empfing nachdem dieser sie als Beute aus dem zerstörten Troja hinweggeführt.


Amphianax (Gr. M.). Ein König in Lycien. Als Acrisius (s. d.) seinen Zwillingsbruder Prötus, mit dem er sich schon im Mutterleibe gezankt, aus seinem Reiche zu Argos vertrieben hatte, wandte der Letztere sich zu A. welcher ihn wieder in sein Reich einsetzte. A. gab dem Prötus sein Kind, die Antia oder Stheneböa, zur Gattin, welche durch ihre Liebe zu Bellerophon (s. d.) zu einer traurigen Berühmtheit gelangte.


Amphiaraeum (Gr. M.), Orakel des Amphiaraus, der seine Orakelsprüche den Fragenden im Traume ertheilte, wenn sie sich auf dem Felle eines dem vergötterten Helden geopferten Widders zum Schlafe niederlegten. Ein solches Orakel war in Theben, ein anderes bei Oropus in Attica, neben welchem eine Quelle entsprang, in welche diejenigen, die durch die hier empfangenen Eingebungen von einer Krankheit geheilt worden waren, eine Gold- oder Silber-Münze warfen.


Amphiaraus (Gr. M.), ein berühmter Seher, Liebling der Götter, wird bald ein Sohn des Apollo, bald des Oïcles genannt; seine Mutter war entweder Clytämnestra oder Hypermnestra (Tochter des ätolischen Königs Thestius).

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="37"/>
Erschaffenen, der Götter und der Menschen Herrscher, wie ihn Sophocles nennt. Die Kosmogonien und Theogonien weichen über seine Abkunft bedeutend ab; die Dichter machen ihn zum Sohn der Venus, aber nach Hesiod war zuerst das Chaos, dann die Erde, dann der Tartarus, dann Eros, d. h. A., der schönste unter den Göttern, der Glieder Lösende, der bei Göttern und Menschen den Sinn und klugen Rath bewältigt. Nach Aristophanes ist er aus einem Ei hervorgegangen, welches die Nacht von dem befruchtenden Winde geboren hat. Aber seine Herkunft<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0021.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 21.</head><lb/></figure><lb/>
wird sonst noch auf die verschiedenste Weise angegeben. Bald ist er ein Sohn des Uranus und der Gäa (s. d.), bald des Saturn, bald der Ilithyia (s. d.), bald des Mercur und der Diana, bald des Mercur und der Venus, bald des Mars und der Venus, bald des Zephyrus und der Iris, bald des Jupiter und der Venus, bald heisst es, seine Aeltern seien unbekannt, bald, er habe wohl eine Mutter, aber keinen Vater. &#x2013; Je mehr sich indess die alte Vorstellung von A., als uraltem und schöpferischem Gott, in die leichtere,<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0022.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 22.</head><lb/></figure><lb/>
heiterere Volksvorstellung von ihm als dem schalkhaften Götterknaben umwandelte, desto allgemeiner befestigte sich auch der Glaube, dass Venus seine Mutter sei, und wie man nun diese bald als die höhere, sittlichere, als Venus Urania, bald als die niedere, die Göttin der sinnlichen Liebeslust fasste, so sprach man in demselben Sinne auch von einem doppelten A. &#x2013; Im Uebrigen ist bekannt genug, wie die Dichter den Sagenkreis von dem schönen, anmuthigen Bösewicht ausgebildet haben, vor dessen List und Grausamkeit kein lebendes Wesen, selbst seine eigene Mutter nicht, sicher ist. &#x2013; Noch vermochte A. nicht ohne Hülfe zu gehen, als er sich schon einen Bogen und Pfeile schnitzte, seine Kunst zuerst an allen Thieren des Feldes, dann aber an den Menschen selbst übte; seine Pfeile haben entweder goldene oder bleierne Spitzen, wodurch sie angenehme oder unangenehme Gefühle erwecken; er ward immer kühner und wagte zuletzt selbst die Götter anzugreifen; er nahm Jupiter den Blitz, Apollo die Pfeile, die Keule dem Hercules, die Fackel der Luna; Mars, Neptun und Bacchus mussten ihm Helm, Dreizack und Thyrsus geben, und dem Mercur nahm er die Flügelschuhe, und so wird er denn mit Recht der Menschen und Götter Besiegende genannt. &#x2013; Anmuthig ist die Sage, dass das Kind A. nicht eher wuchs, als bis Venus den <hi rendition="#g">Anteros</hi> (die Gegenliebe) gebar, und ihn dem A. zum Spielgesellen gab. Die Dichter lassen auch Eros mit Himeros (Liebe und Sehnsucht), von der Venus begleitet gehen, auch Eros und Pothos (Liebe und Verlangen) sind häufig bei einander, auch Bacchus (der Freudenspender), Jocus (der Scherz), Hymen (der Ehestifter) und Fortuna sind in seinem Gefolge: ferner fehlen in seinem Geleite Peitho (Ueberredung), die Grazien (Anmuth) und die Musen (Poesie und Musik) nicht. &#x2013; Die ihm geweihten Feste waren so hoch geehrt, als irgend andere; am glänzendsten waren die alle fünf Jahre sich wiederholenden Erotien, die man in Thespiä in Böotien mit Spielen und Kämpfen aller Art feierte. Geweiht waren ihm unter den Blumen die Rose, unter den Thieren der Hase, der Hahn und der Ziegenbock. Auch die Herrschaft, welche er über das menschliche Herz ausübt, wurde häufig sinnbildlich dargestellt. So zeigt ihn eine unserer Abbildungen als Löwenbändiger; eine andere in zärtlicher Vereinigung mit Psyche; eine dritte als Sieger über Hercules. &#x2013; Unzählig sind die herrlichen Kunstwerke, welche ihn zum Gegenstand haben. Eine der sinnvollsten unter den Dichtungen, die ihn betreffen, ist die von A. und Psyche (s. d.). Zahlreich ist die Schaar der Begleiter gleiches Alters und gleicher Gestalt, die dem A. beigegeben wird, der <hi rendition="#g">Amoretten</hi>, bei den Griechen Eroten; sie sind entweder, wie A., Söhne der Venus, oder Kinder der Nymphen, oder sie kommen, wie Vögel, aus den Eiern in A.s Neste gekrochen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ampatisei</hi> (Ind. M.), die liebreizende Tochter einer Waldgöttin, der ein indischer König auf der Jagd genaht; sie erzog ihr Kind mit treuer Liebe und bildete dasselbe eines Königs würdig aus; so fand sie Wissitraverien, ein mächtiger Raja aus der Dynastie der Kinder des Mondes und wählte sie zur Gattin. Er starb, und ihr blühte das unendlich höhere Glück, die Gattin eines Braminen-Bettlers, des weisen Wiasa, zu werden, von dem sie Mutter des Pandu wurde. Dieser erhielt fünf Söhne, nach ihm Pandu's genannt, Lieblinge der Götter in so hohem Grade, dass Krischna (s. d.) ihnen persönlich in dem verderblichen Kriege gegen die Kuru's beistand, auch den Sieg auf ihre Seite lenkte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Amphialus</hi> (Gr. M.), 1) Sohn eines edeln Phäaken, des Polyneus, und Enkel des Tecton. Als Ulysses auf der Insel war, liess Alcinous (s. d.) fröhliche Kampfspiele halten, und A. errang den Sieg im Springen. &#x2013; 2) A. Sohn der Andromache, den sie von Neoptolemus empfing nachdem dieser sie als Beute aus dem zerstörten Troja hinweggeführt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Amphianax</hi> (Gr. M.). Ein König in Lycien. Als Acrisius (s. d.) seinen Zwillingsbruder Prötus, mit dem er sich schon im Mutterleibe gezankt, aus seinem Reiche zu Argos vertrieben hatte, wandte der Letztere sich zu A. welcher ihn wieder in sein Reich einsetzte. A. gab dem Prötus sein Kind, die Antia oder Stheneböa, zur Gattin, welche durch ihre Liebe zu Bellerophon (s. d.) zu einer traurigen Berühmtheit gelangte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Amphiaraeum</hi> (Gr. M.), Orakel des Amphiaraus, der seine Orakelsprüche den Fragenden im Traume ertheilte, wenn sie sich auf dem Felle eines dem vergötterten Helden geopferten Widders zum Schlafe niederlegten. Ein solches Orakel war in Theben, ein anderes bei Oropus in Attica, neben welchem eine Quelle entsprang, in welche diejenigen, die durch die hier empfangenen Eingebungen von einer Krankheit geheilt worden waren, eine Gold- oder Silber-Münze warfen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Amphiaraus</hi> (Gr. M.), ein berühmter Seher, Liebling der Götter, wird bald ein Sohn des Apollo, bald des Oïcles genannt; seine Mutter war entweder Clytämnestra oder Hypermnestra (Tochter des ätolischen Königs Thestius).
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0107] Erschaffenen, der Götter und der Menschen Herrscher, wie ihn Sophocles nennt. Die Kosmogonien und Theogonien weichen über seine Abkunft bedeutend ab; die Dichter machen ihn zum Sohn der Venus, aber nach Hesiod war zuerst das Chaos, dann die Erde, dann der Tartarus, dann Eros, d. h. A., der schönste unter den Göttern, der Glieder Lösende, der bei Göttern und Menschen den Sinn und klugen Rath bewältigt. Nach Aristophanes ist er aus einem Ei hervorgegangen, welches die Nacht von dem befruchtenden Winde geboren hat. Aber seine Herkunft [Abbildung Fig. 21. ] wird sonst noch auf die verschiedenste Weise angegeben. Bald ist er ein Sohn des Uranus und der Gäa (s. d.), bald des Saturn, bald der Ilithyia (s. d.), bald des Mercur und der Diana, bald des Mercur und der Venus, bald des Mars und der Venus, bald des Zephyrus und der Iris, bald des Jupiter und der Venus, bald heisst es, seine Aeltern seien unbekannt, bald, er habe wohl eine Mutter, aber keinen Vater. – Je mehr sich indess die alte Vorstellung von A., als uraltem und schöpferischem Gott, in die leichtere, [Abbildung Fig. 22. ] heiterere Volksvorstellung von ihm als dem schalkhaften Götterknaben umwandelte, desto allgemeiner befestigte sich auch der Glaube, dass Venus seine Mutter sei, und wie man nun diese bald als die höhere, sittlichere, als Venus Urania, bald als die niedere, die Göttin der sinnlichen Liebeslust fasste, so sprach man in demselben Sinne auch von einem doppelten A. – Im Uebrigen ist bekannt genug, wie die Dichter den Sagenkreis von dem schönen, anmuthigen Bösewicht ausgebildet haben, vor dessen List und Grausamkeit kein lebendes Wesen, selbst seine eigene Mutter nicht, sicher ist. – Noch vermochte A. nicht ohne Hülfe zu gehen, als er sich schon einen Bogen und Pfeile schnitzte, seine Kunst zuerst an allen Thieren des Feldes, dann aber an den Menschen selbst übte; seine Pfeile haben entweder goldene oder bleierne Spitzen, wodurch sie angenehme oder unangenehme Gefühle erwecken; er ward immer kühner und wagte zuletzt selbst die Götter anzugreifen; er nahm Jupiter den Blitz, Apollo die Pfeile, die Keule dem Hercules, die Fackel der Luna; Mars, Neptun und Bacchus mussten ihm Helm, Dreizack und Thyrsus geben, und dem Mercur nahm er die Flügelschuhe, und so wird er denn mit Recht der Menschen und Götter Besiegende genannt. – Anmuthig ist die Sage, dass das Kind A. nicht eher wuchs, als bis Venus den Anteros (die Gegenliebe) gebar, und ihn dem A. zum Spielgesellen gab. Die Dichter lassen auch Eros mit Himeros (Liebe und Sehnsucht), von der Venus begleitet gehen, auch Eros und Pothos (Liebe und Verlangen) sind häufig bei einander, auch Bacchus (der Freudenspender), Jocus (der Scherz), Hymen (der Ehestifter) und Fortuna sind in seinem Gefolge: ferner fehlen in seinem Geleite Peitho (Ueberredung), die Grazien (Anmuth) und die Musen (Poesie und Musik) nicht. – Die ihm geweihten Feste waren so hoch geehrt, als irgend andere; am glänzendsten waren die alle fünf Jahre sich wiederholenden Erotien, die man in Thespiä in Böotien mit Spielen und Kämpfen aller Art feierte. Geweiht waren ihm unter den Blumen die Rose, unter den Thieren der Hase, der Hahn und der Ziegenbock. Auch die Herrschaft, welche er über das menschliche Herz ausübt, wurde häufig sinnbildlich dargestellt. So zeigt ihn eine unserer Abbildungen als Löwenbändiger; eine andere in zärtlicher Vereinigung mit Psyche; eine dritte als Sieger über Hercules. – Unzählig sind die herrlichen Kunstwerke, welche ihn zum Gegenstand haben. Eine der sinnvollsten unter den Dichtungen, die ihn betreffen, ist die von A. und Psyche (s. d.). Zahlreich ist die Schaar der Begleiter gleiches Alters und gleicher Gestalt, die dem A. beigegeben wird, der Amoretten, bei den Griechen Eroten; sie sind entweder, wie A., Söhne der Venus, oder Kinder der Nymphen, oder sie kommen, wie Vögel, aus den Eiern in A.s Neste gekrochen. Ampatisei (Ind. M.), die liebreizende Tochter einer Waldgöttin, der ein indischer König auf der Jagd genaht; sie erzog ihr Kind mit treuer Liebe und bildete dasselbe eines Königs würdig aus; so fand sie Wissitraverien, ein mächtiger Raja aus der Dynastie der Kinder des Mondes und wählte sie zur Gattin. Er starb, und ihr blühte das unendlich höhere Glück, die Gattin eines Braminen-Bettlers, des weisen Wiasa, zu werden, von dem sie Mutter des Pandu wurde. Dieser erhielt fünf Söhne, nach ihm Pandu's genannt, Lieblinge der Götter in so hohem Grade, dass Krischna (s. d.) ihnen persönlich in dem verderblichen Kriege gegen die Kuru's beistand, auch den Sieg auf ihre Seite lenkte. Amphialus (Gr. M.), 1) Sohn eines edeln Phäaken, des Polyneus, und Enkel des Tecton. Als Ulysses auf der Insel war, liess Alcinous (s. d.) fröhliche Kampfspiele halten, und A. errang den Sieg im Springen. – 2) A. Sohn der Andromache, den sie von Neoptolemus empfing nachdem dieser sie als Beute aus dem zerstörten Troja hinweggeführt. Amphianax (Gr. M.). Ein König in Lycien. Als Acrisius (s. d.) seinen Zwillingsbruder Prötus, mit dem er sich schon im Mutterleibe gezankt, aus seinem Reiche zu Argos vertrieben hatte, wandte der Letztere sich zu A. welcher ihn wieder in sein Reich einsetzte. A. gab dem Prötus sein Kind, die Antia oder Stheneböa, zur Gattin, welche durch ihre Liebe zu Bellerophon (s. d.) zu einer traurigen Berühmtheit gelangte. Amphiaraeum (Gr. M.), Orakel des Amphiaraus, der seine Orakelsprüche den Fragenden im Traume ertheilte, wenn sie sich auf dem Felle eines dem vergötterten Helden geopferten Widders zum Schlafe niederlegten. Ein solches Orakel war in Theben, ein anderes bei Oropus in Attica, neben welchem eine Quelle entsprang, in welche diejenigen, die durch die hier empfangenen Eingebungen von einer Krankheit geheilt worden waren, eine Gold- oder Silber-Münze warfen. Amphiaraus (Gr. M.), ein berühmter Seher, Liebling der Götter, wird bald ein Sohn des Apollo, bald des Oïcles genannt; seine Mutter war entweder Clytämnestra oder Hypermnestra (Tochter des ätolischen Königs Thestius).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/107
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/107>, abgerufen am 15.05.2024.