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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Er war Abkömmling eines alten argivischen Seher-Geschlechtes, der Melampodiden, nahm an dem Zuge der Argonauten, so wie früher an der calydonischen Jagd Antheil, kehrte dann nach Argos, woher er stammte, zurück, und erhielt von Adrastus (s. d.), nachdem er sich mit ihm ausgesöhnt hatte, dessen Schwester Eriphyle zur Gattin. Beide wurden so gute Freunde, dass Adrast den A. das Auge seines Heeres nannte. Unterdessen waren, nach dem entsetzlichen Schicksal des Oedipus (s. d.), dessen Söhne, Polynices und Eteocles, um die Herrschaft in Streit gerathen. Polynices floh vor Eteocles aus Theben und suchte bei Adrast Schutz; dasselbe that Tydeus, Sohn den Oeneus, der eines Brudermordes wegen flüchtig geworden war. Beide erhielten Töchter des Adrast zu Gattinnen, und um den Polynices in sein Reich einzusetzen, begann der Zug der sieben Helden gegen Theben (s. d.). A. weigerte sich, daran Theil zu nehmen, weil er, ein Seher, sein und des ganzen Zuges unglückliches Ende voraus wusste. Polynices bewog nun seine Gattin dadurch, dass er ihr das Halsband der Harmonia schenkte, zum Verrath an A.; er musste mitziehen, trug aber seinem Sohne Alcmäon (s. d.) auf, ihn an der Mutter zu rächen. - Während des Kampfes vor Theben rächte sich A. furchtbar an Tydeus, den er als den Anstifter des ganzen ihm so tief, verhassten Zuges ansah. Tydeus hatte im Zweikampf mit Melanippus diesen zwar erschlagen, war aber selbst von dem unterliegenden Gegner tödtlich verwundet worden. Da nun A. als Seher wusste, dass Minerva herbeieile, um Tydeus zu heilen und unsterblich zu machen, so brachte er ihm das abgeschlagene Haupt des Melanippus, und veranlasste ihn, das Hirn seines Feindes zu trinken; da schauderte Minerva und entfloh mit ihrem Heilmittel. - Als jede Aussicht auf Sieg verschwunden, und Adrast und A. allein von den sieben Fürsten noch übrig waren, floh Letzterer, von Periclymenus verfolgt, dem Fluss Ismenus zu, und ehe ihn des Verfolgers Wurfspiess erreichte, eröffnete sich nach Jupiters Fügung die Erde, und verschlang den Helden mit seinem Wagen und Gespann, der nun in die Gefilde der Seligen entrückt, von den Anwohnern aber göttlich verehrt wurde. - Eine bei dem württembergischen Dorfe Köngen am Neckar gefundene altgriechische Bronze-Statue wird für eine Darstellung des Amphiaraus gehalten.


Amphidamas , 1) Sohn des Busiris, Königs von Aegypten, welcher alle Fremden, die in sein Reich kamen, den Göttern opfern liess, wobei er selbst den obersten Priester machte. A. war bei diesen Gräueln seines Vaters getreuer Helfer. So wurde denn auch Hercules ergriffen und zum Opfer-Altar geführt, allein er zerriss seine Bande und erschlug Vater und Sohn. - 2) A., Vater der Naupidame, die von Einigen als Mutter des Augias, Königs in Elis, genannt wird. - 3) A., König zu Euböa. Gegen die Erythräer kämpfend, blieb er auf dem Schlachtfelde; ihm zu Ehren wurden von seinen Söhnen grosse Leichenspiele gehalten, bei denen Hesiod den Preis als Dichter erhielt. Dieser A. gehört also, genau genommen, nicht mehr der Mythologie, sondern schon der Geschichte an. - 4) A., Sohn der Cleophile und des arcadischen Lycurgus, der sich durch seinen Sieg über den Areithous bekannt machte. Er war Vater des Melanion und der Antimache, welche Letztere Gattin des Eurystheus wurde; einige Schriftsteller zählen denselben zu den Argonauten. - 5) A., aus Scandia auf der Insel Cythere, Freund des am Parnassus wohnenden Fürsten Autolycus, von dem er den ledernen Helm bekam, den dieser von Amyntor erbeutet hatte. - 6) A., durch die Geschichte des Patroclus bekannt. Dieser Letztere erschlug nämlich als Knabe im Jähzorn des A. Sohn Clysonymus beim Würfelspiel und wurde desshalb von seinem Vater nach Phthia zu König Peleus in Sicherheit gebracht, wo die bis zum Tode der Helden dauernde Freundschaft zwischen ihm und Achilles sich begründete.


Amphidicus (Gr. M.), ein Held der Thebaner, welcher in dem Kriege der Sieben vor Theben einen der Führer, den Parthenopäus, als er das electrische Thor angriff, tödtete.


Amphidromia (Gr. Rel.), ein Familienfest der Athener, einige Tage nach der Geburt eines Kindes gefeiert, wobei dieses um den Herd getragen (woher der Name) und auf diese Art der Familie und den Hausgöttern vorgestellt wurde; zugleich ward dem Kinde der Name beigelegt, den es führen sollte; das ganze Haus ward feierlich geschmückt, eine Schmauserei beschloss das Ganze.


Amphietes (Gr. M.), "der Jährige" ein Beiname, den Bacchus von seinen in Athen jährlich, in Theben alle zwei Jahre wiederkehrenden Festen erhielt.


Amphigyeis (Gr. M.) "der auf beiden Beinen Hinkende", Beiname des Vulkan. Er hatte einst seiner Mutter beistehen wollen, als Jupiter sie zu strafen gedachte; für diesen Frevel fasste ihn der Gott an der Ferse und schleuderte ihn hinab auf die Erde, wo er, nachdem er von Morgen bis Abend gefallen, auf der Insel Lemnos anlangte: - beide Beine waren ihm vom Sturze gelähmt.


Amphiclus (Gr. M.), ein Trojaner, der von Meges, dem Sohne des Phyleus, getödtet wurde.


Amphictyon (Gr. M.), entweder ein Autochthon (s. d.), oder ein Sohn des Deucalion und der Pyrrha. Er war vermählt mit des attischen Königs Cranaus Tochter, Cranächme, vertrieb den Vater seiner Gattin vom Throne, ward aber selbst wieder davon vertrieben, als er ihn zehn Jahre besessen, indem Erichthonius ihn mit Krieg überzog. Einige Schriftsteller machen ihn zum Gatten der Chthonopatra, welche von ihm Mutter des Aetolus geworden sein soll. Gilt letztere Angabe, so war er durch seinen Enkel Physcus Urgrossvater des Locrus, von welchem die Landschaft Locris den Namen hat. Auch war er Stifter des berühmten Amphictyonen-Gerichts, an dessen Versammlungsort er ein Heiligthum hatte.


Amphictyonis (Gr. M.), Beiname der Demeter (Ceres) von einem Tempel, der zu Anthela, nahe bei den Thermopylen, dort, wo sich die Amphictyonen versammelten, stand.


Amphilochus (Gr. M.), 1) Sohn des Amphiaraus und der Eriphyle (s. dd.); war, wie sein Vater, ein berühmter Seher. Noch ein Kind, als sein Vater vor Theben zog, und kaum erwachsen, da sein Bruder Alcmäon mit Adrast die Epigonen (s. d.) aufbrachte und mit ihnen nach dem Grabe ihrer Väter ging, um diese zu rächen, half er demselben doch bei dem Morde, den Alcmäon nach seiner Heimkehr auf Befehl seines Vaters und des darum befragten Orakels an Eriphyle, ihrer beiderseitigen Mutter, beging. - Er befand sich später unter den Bewerbern um die Hand der Helena (s. d.) und ging folglich auch mit den Griechen vor Troja. Dort knüpfte er ein Freundschaftsbündniss mit dem Seher Mopsus (einem Nebenbuhler des Calchas), und erbaute, nachdem Troja zerstört worden, mit Mopsus vereint, die Stadt Mallus in Cilicien. Von hier ging er nach Argos, und da er den Stand der Dinge nicht so fand, wie er gehofft, kehrte er nach Mallus zurück. Mopsus weigerte sich jedoch, den ehemaligen Gefährten als Mitregenten anzuerkennen. Hierüber ward er von A. zu einem Zweikampf herausgefordert, der für beide Parteien gleich unglücklich ablief, indem beide todt, auf dem Platze blieben. Sie wurden einander gegenüber in der Nähe des Flusses Pyramus begraben. Späterhin ward ihm zu Mallus ein berühmtes Orakel errichtet, auch hatte er gemeinschaftlich mit Amphiaraus einen Altar zu Oropus. - 2) A., Sohn des Alcmäon und der Manto, der mit seiner Schwester Tisiphone bei dem Könige Creon von Corinth erzogen wurde. Tisiphone ward ihrer Schönheit wegen von der eifersüchtigen Gattin des Creon als Sklavin verkauft, und der unglückliche Vater kaufte, als er seine Kinder abholen wollte, dieses schöne Mädchen seine eigene Tochter, für sich. - 3) A., Sohn des Dryas, war vermählt mit Alcinoe (s. d. 2.).


Amphilogiae (Gr. M.) "die Widersprüche", von Hesiod in seiner Theogonie als Kinder der Eris personificirt.


Amphimachus (Gr. M.), 1) Sohn des Cteatus und der Theronice, ging als einer der vier Anführer der Epeer mit vierzig Schiffen vor Troja, wo er durch Hectors gewaltigen Speer, der seine Brust durchbohrte, getödtet ward. - 2) A., Sohn der Anaxo und des Electryon, fand in der Schlacht mit den Teleboern (den alten Bewohnern der Inseln bei Acarnanien) seinen Tod. - 3) A., Sohn des Nomion, führte mit seinem Bruder Nastes die barbarischen Völker, die Miletus umwohnen und die bewaldeten Felsberge der Phthirer, so wie des Mäanders Fluth und die luftigen Bergscheitel von Mycale, den Trojanern zu Hülfe. - Seine goldene Rüstung schützte ihn nicht vor der furchtbaren Hand des Achilles, der ihn im Flusse Xanthus tödtete und seines Schmuckes beraubte. - Calchas und Mopsus, zwei Nebenbuhler im Seher-Berufe, hatten sich seinetwegen mit Orakeln bemüht; Calchas

Er war Abkömmling eines alten argivischen Seher-Geschlechtes, der Melampodiden, nahm an dem Zuge der Argonauten, so wie früher an der calydonischen Jagd Antheil, kehrte dann nach Argos, woher er stammte, zurück, und erhielt von Adrastus (s. d.), nachdem er sich mit ihm ausgesöhnt hatte, dessen Schwester Eriphyle zur Gattin. Beide wurden so gute Freunde, dass Adrast den A. das Auge seines Heeres nannte. Unterdessen waren, nach dem entsetzlichen Schicksal des Oedipus (s. d.), dessen Söhne, Polynices und Eteocles, um die Herrschaft in Streit gerathen. Polynices floh vor Eteocles aus Theben und suchte bei Adrast Schutz; dasselbe that Tydeus, Sohn den Oeneus, der eines Brudermordes wegen flüchtig geworden war. Beide erhielten Töchter des Adrast zu Gattinnen, und um den Polynices in sein Reich einzusetzen, begann der Zug der sieben Helden gegen Theben (s. d.). A. weigerte sich, daran Theil zu nehmen, weil er, ein Seher, sein und des ganzen Zuges unglückliches Ende voraus wusste. Polynices bewog nun seine Gattin dadurch, dass er ihr das Halsband der Harmonia schenkte, zum Verrath an A.; er musste mitziehen, trug aber seinem Sohne Alcmäon (s. d.) auf, ihn an der Mutter zu rächen. – Während des Kampfes vor Theben rächte sich A. furchtbar an Tydeus, den er als den Anstifter des ganzen ihm so tief, verhassten Zuges ansah. Tydeus hatte im Zweikampf mit Melanippus diesen zwar erschlagen, war aber selbst von dem unterliegenden Gegner tödtlich verwundet worden. Da nun A. als Seher wusste, dass Minerva herbeieile, um Tydeus zu heilen und unsterblich zu machen, so brachte er ihm das abgeschlagene Haupt des Melanippus, und veranlasste ihn, das Hirn seines Feindes zu trinken; da schauderte Minerva und entfloh mit ihrem Heilmittel. – Als jede Aussicht auf Sieg verschwunden, und Adrast und A. allein von den sieben Fürsten noch übrig waren, floh Letzterer, von Periclymenus verfolgt, dem Fluss Ismenus zu, und ehe ihn des Verfolgers Wurfspiess erreichte, eröffnete sich nach Jupiters Fügung die Erde, und verschlang den Helden mit seinem Wagen und Gespann, der nun in die Gefilde der Seligen entrückt, von den Anwohnern aber göttlich verehrt wurde. – Eine bei dem württembergischen Dorfe Köngen am Neckar gefundene altgriechische Bronze-Statue wird für eine Darstellung des Amphiaraus gehalten.


Amphidamas , 1) Sohn des Busiris, Königs von Aegypten, welcher alle Fremden, die in sein Reich kamen, den Göttern opfern liess, wobei er selbst den obersten Priester machte. A. war bei diesen Gräueln seines Vaters getreuer Helfer. So wurde denn auch Hercules ergriffen und zum Opfer-Altar geführt, allein er zerriss seine Bande und erschlug Vater und Sohn. – 2) A., Vater der Naupidame, die von Einigen als Mutter des Augias, Königs in Elis, genannt wird. – 3) A., König zu Euböa. Gegen die Erythräer kämpfend, blieb er auf dem Schlachtfelde; ihm zu Ehren wurden von seinen Söhnen grosse Leichenspiele gehalten, bei denen Hesiod den Preis als Dichter erhielt. Dieser A. gehört also, genau genommen, nicht mehr der Mythologie, sondern schon der Geschichte an. – 4) A., Sohn der Cleophile und des arcadischen Lycurgus, der sich durch seinen Sieg über den Areïthous bekannt machte. Er war Vater des Melanion und der Antimache, welche Letztere Gattin des Eurystheus wurde; einige Schriftsteller zählen denselben zu den Argonauten. – 5) A., aus Scandia auf der Insel Cythere, Freund des am Parnassus wohnenden Fürsten Autolycus, von dem er den ledernen Helm bekam, den dieser von Amyntor erbeutet hatte. – 6) A., durch die Geschichte des Patroclus bekannt. Dieser Letztere erschlug nämlich als Knabe im Jähzorn des A. Sohn Clysonymus beim Würfelspiel und wurde desshalb von seinem Vater nach Phthia zu König Peleus in Sicherheit gebracht, wo die bis zum Tode der Helden dauernde Freundschaft zwischen ihm und Achilles sich begründete.


Amphidicus (Gr. M.), ein Held der Thebaner, welcher in dem Kriege der Sieben vor Theben einen der Führer, den Parthenopäus, als er das electrische Thor angriff, tödtete.


Amphidromia (Gr. Rel.), ein Familienfest der Athener, einige Tage nach der Geburt eines Kindes gefeiert, wobei dieses um den Herd getragen (woher der Name) und auf diese Art der Familie und den Hausgöttern vorgestellt wurde; zugleich ward dem Kinde der Name beigelegt, den es führen sollte; das ganze Haus ward feierlich geschmückt, eine Schmauserei beschloss das Ganze.


Amphietes (Gr. M.), »der Jährige« ein Beiname, den Bacchus von seinen in Athen jährlich, in Theben alle zwei Jahre wiederkehrenden Festen erhielt.


Amphigyeïs (Gr. M.) »der auf beiden Beinen Hinkende«, Beiname des Vulkan. Er hatte einst seiner Mutter beistehen wollen, als Jupiter sie zu strafen gedachte; für diesen Frevel fasste ihn der Gott an der Ferse und schleuderte ihn hinab auf die Erde, wo er, nachdem er von Morgen bis Abend gefallen, auf der Insel Lemnos anlangte: – beide Beine waren ihm vom Sturze gelähmt.


Amphiclus (Gr. M.), ein Trojaner, der von Meges, dem Sohne des Phyleus, getödtet wurde.


Amphictyon (Gr. M.), entweder ein Autochthon (s. d.), oder ein Sohn des Deucalion und der Pyrrha. Er war vermählt mit des attischen Königs Cranaus Tochter, Cranächme, vertrieb den Vater seiner Gattin vom Throne, ward aber selbst wieder davon vertrieben, als er ihn zehn Jahre besessen, indem Erichthonius ihn mit Krieg überzog. Einige Schriftsteller machen ihn zum Gatten der Chthonopatra, welche von ihm Mutter des Aetolus geworden sein soll. Gilt letztere Angabe, so war er durch seinen Enkel Physcus Urgrossvater des Locrus, von welchem die Landschaft Locris den Namen hat. Auch war er Stifter des berühmten Amphictyonen-Gerichts, an dessen Versammlungsort er ein Heiligthum hatte.


Amphictyonis (Gr. M.), Beiname der Demeter (Ceres) von einem Tempel, der zu Anthela, nahe bei den Thermopylen, dort, wo sich die Amphictyonen versammelten, stand.


Amphilochus (Gr. M.), 1) Sohn des Amphiaraus und der Eriphyle (s. dd.); war, wie sein Vater, ein berühmter Seher. Noch ein Kind, als sein Vater vor Theben zog, und kaum erwachsen, da sein Bruder Alcmäon mit Adrast die Epigonen (s. d.) aufbrachte und mit ihnen nach dem Grabe ihrer Väter ging, um diese zu rächen, half er demselben doch bei dem Morde, den Alcmäon nach seiner Heimkehr auf Befehl seines Vaters und des darum befragten Orakels an Eriphyle, ihrer beiderseitigen Mutter, beging. – Er befand sich später unter den Bewerbern um die Hand der Helena (s. d.) und ging folglich auch mit den Griechen vor Troja. Dort knüpfte er ein Freundschaftsbündniss mit dem Seher Mopsus (einem Nebenbuhler des Calchas), und erbaute, nachdem Troja zerstört worden, mit Mopsus vereint, die Stadt Mallus in Cilicien. Von hier ging er nach Argos, und da er den Stand der Dinge nicht so fand, wie er gehofft, kehrte er nach Mallus zurück. Mopsus weigerte sich jedoch, den ehemaligen Gefährten als Mitregenten anzuerkennen. Hierüber ward er von A. zu einem Zweikampf herausgefordert, der für beide Parteien gleich unglücklich ablief, indem beide todt, auf dem Platze blieben. Sie wurden einander gegenüber in der Nähe des Flusses Pyramus begraben. Späterhin ward ihm zu Mallus ein berühmtes Orakel errichtet, auch hatte er gemeinschaftlich mit Amphiaraus einen Altar zu Oropus. – 2) A., Sohn des Alcmäon und der Manto, der mit seiner Schwester Tisiphone bei dem Könige Creon von Corinth erzogen wurde. Tisiphone ward ihrer Schönheit wegen von der eifersüchtigen Gattin des Creon als Sklavin verkauft, und der unglückliche Vater kaufte, als er seine Kinder abholen wollte, dieses schöne Mädchen seine eigene Tochter, für sich. – 3) A., Sohn des Dryas, war vermählt mit Alcinoë (s. d. 2.).


Amphilogiae (Gr. M.) »die Widersprüche«, von Hesiod in seiner Theogonie als Kinder der Eris personificirt.


Amphimachus (Gr. M.), 1) Sohn des Cteatus und der Theronice, ging als einer der vier Anführer der Epeer mit vierzig Schiffen vor Troja, wo er durch Hectors gewaltigen Speer, der seine Brust durchbohrte, getödtet ward. – 2) A., Sohn der Anaxo und des Electryon, fand in der Schlacht mit den Teleboërn (den alten Bewohnern der Inseln bei Acarnanien) seinen Tod. – 3) A., Sohn des Nomion, führte mit seinem Bruder Nastes die barbarischen Völker, die Miletus umwohnen und die bewaldeten Felsberge der Phthirer, so wie des Mäanders Fluth und die luftigen Bergscheitel von Mycale, den Trojanern zu Hülfe. – Seine goldene Rüstung schützte ihn nicht vor der furchtbaren Hand des Achilles, der ihn im Flusse Xanthus tödtete und seines Schmuckes beraubte. – Calchas und Mopsus, zwei Nebenbuhler im Seher-Berufe, hatten sich seinetwegen mit Orakeln bemüht; Calchas

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[38/0108] Er war Abkömmling eines alten argivischen Seher-Geschlechtes, der Melampodiden, nahm an dem Zuge der Argonauten, so wie früher an der calydonischen Jagd Antheil, kehrte dann nach Argos, woher er stammte, zurück, und erhielt von Adrastus (s. d.), nachdem er sich mit ihm ausgesöhnt hatte, dessen Schwester Eriphyle zur Gattin. Beide wurden so gute Freunde, dass Adrast den A. das Auge seines Heeres nannte. Unterdessen waren, nach dem entsetzlichen Schicksal des Oedipus (s. d.), dessen Söhne, Polynices und Eteocles, um die Herrschaft in Streit gerathen. Polynices floh vor Eteocles aus Theben und suchte bei Adrast Schutz; dasselbe that Tydeus, Sohn den Oeneus, der eines Brudermordes wegen flüchtig geworden war. Beide erhielten Töchter des Adrast zu Gattinnen, und um den Polynices in sein Reich einzusetzen, begann der Zug der sieben Helden gegen Theben (s. d.). A. weigerte sich, daran Theil zu nehmen, weil er, ein Seher, sein und des ganzen Zuges unglückliches Ende voraus wusste. Polynices bewog nun seine Gattin dadurch, dass er ihr das Halsband der Harmonia schenkte, zum Verrath an A.; er musste mitziehen, trug aber seinem Sohne Alcmäon (s. d.) auf, ihn an der Mutter zu rächen. – Während des Kampfes vor Theben rächte sich A. furchtbar an Tydeus, den er als den Anstifter des ganzen ihm so tief, verhassten Zuges ansah. Tydeus hatte im Zweikampf mit Melanippus diesen zwar erschlagen, war aber selbst von dem unterliegenden Gegner tödtlich verwundet worden. Da nun A. als Seher wusste, dass Minerva herbeieile, um Tydeus zu heilen und unsterblich zu machen, so brachte er ihm das abgeschlagene Haupt des Melanippus, und veranlasste ihn, das Hirn seines Feindes zu trinken; da schauderte Minerva und entfloh mit ihrem Heilmittel. – Als jede Aussicht auf Sieg verschwunden, und Adrast und A. allein von den sieben Fürsten noch übrig waren, floh Letzterer, von Periclymenus verfolgt, dem Fluss Ismenus zu, und ehe ihn des Verfolgers Wurfspiess erreichte, eröffnete sich nach Jupiters Fügung die Erde, und verschlang den Helden mit seinem Wagen und Gespann, der nun in die Gefilde der Seligen entrückt, von den Anwohnern aber göttlich verehrt wurde. – Eine bei dem württembergischen Dorfe Köngen am Neckar gefundene altgriechische Bronze-Statue wird für eine Darstellung des Amphiaraus gehalten. Amphidamas , 1) Sohn des Busiris, Königs von Aegypten, welcher alle Fremden, die in sein Reich kamen, den Göttern opfern liess, wobei er selbst den obersten Priester machte. A. war bei diesen Gräueln seines Vaters getreuer Helfer. So wurde denn auch Hercules ergriffen und zum Opfer-Altar geführt, allein er zerriss seine Bande und erschlug Vater und Sohn. – 2) A., Vater der Naupidame, die von Einigen als Mutter des Augias, Königs in Elis, genannt wird. – 3) A., König zu Euböa. Gegen die Erythräer kämpfend, blieb er auf dem Schlachtfelde; ihm zu Ehren wurden von seinen Söhnen grosse Leichenspiele gehalten, bei denen Hesiod den Preis als Dichter erhielt. Dieser A. gehört also, genau genommen, nicht mehr der Mythologie, sondern schon der Geschichte an. – 4) A., Sohn der Cleophile und des arcadischen Lycurgus, der sich durch seinen Sieg über den Areïthous bekannt machte. Er war Vater des Melanion und der Antimache, welche Letztere Gattin des Eurystheus wurde; einige Schriftsteller zählen denselben zu den Argonauten. – 5) A., aus Scandia auf der Insel Cythere, Freund des am Parnassus wohnenden Fürsten Autolycus, von dem er den ledernen Helm bekam, den dieser von Amyntor erbeutet hatte. – 6) A., durch die Geschichte des Patroclus bekannt. Dieser Letztere erschlug nämlich als Knabe im Jähzorn des A. Sohn Clysonymus beim Würfelspiel und wurde desshalb von seinem Vater nach Phthia zu König Peleus in Sicherheit gebracht, wo die bis zum Tode der Helden dauernde Freundschaft zwischen ihm und Achilles sich begründete. Amphidicus (Gr. M.), ein Held der Thebaner, welcher in dem Kriege der Sieben vor Theben einen der Führer, den Parthenopäus, als er das electrische Thor angriff, tödtete. Amphidromia (Gr. Rel.), ein Familienfest der Athener, einige Tage nach der Geburt eines Kindes gefeiert, wobei dieses um den Herd getragen (woher der Name) und auf diese Art der Familie und den Hausgöttern vorgestellt wurde; zugleich ward dem Kinde der Name beigelegt, den es führen sollte; das ganze Haus ward feierlich geschmückt, eine Schmauserei beschloss das Ganze. Amphietes (Gr. M.), »der Jährige« ein Beiname, den Bacchus von seinen in Athen jährlich, in Theben alle zwei Jahre wiederkehrenden Festen erhielt. Amphigyeïs (Gr. M.) »der auf beiden Beinen Hinkende«, Beiname des Vulkan. Er hatte einst seiner Mutter beistehen wollen, als Jupiter sie zu strafen gedachte; für diesen Frevel fasste ihn der Gott an der Ferse und schleuderte ihn hinab auf die Erde, wo er, nachdem er von Morgen bis Abend gefallen, auf der Insel Lemnos anlangte: – beide Beine waren ihm vom Sturze gelähmt. Amphiclus (Gr. M.), ein Trojaner, der von Meges, dem Sohne des Phyleus, getödtet wurde. Amphictyon (Gr. M.), entweder ein Autochthon (s. d.), oder ein Sohn des Deucalion und der Pyrrha. Er war vermählt mit des attischen Königs Cranaus Tochter, Cranächme, vertrieb den Vater seiner Gattin vom Throne, ward aber selbst wieder davon vertrieben, als er ihn zehn Jahre besessen, indem Erichthonius ihn mit Krieg überzog. Einige Schriftsteller machen ihn zum Gatten der Chthonopatra, welche von ihm Mutter des Aetolus geworden sein soll. Gilt letztere Angabe, so war er durch seinen Enkel Physcus Urgrossvater des Locrus, von welchem die Landschaft Locris den Namen hat. Auch war er Stifter des berühmten Amphictyonen-Gerichts, an dessen Versammlungsort er ein Heiligthum hatte. Amphictyonis (Gr. M.), Beiname der Demeter (Ceres) von einem Tempel, der zu Anthela, nahe bei den Thermopylen, dort, wo sich die Amphictyonen versammelten, stand. Amphilochus (Gr. M.), 1) Sohn des Amphiaraus und der Eriphyle (s. dd.); war, wie sein Vater, ein berühmter Seher. Noch ein Kind, als sein Vater vor Theben zog, und kaum erwachsen, da sein Bruder Alcmäon mit Adrast die Epigonen (s. d.) aufbrachte und mit ihnen nach dem Grabe ihrer Väter ging, um diese zu rächen, half er demselben doch bei dem Morde, den Alcmäon nach seiner Heimkehr auf Befehl seines Vaters und des darum befragten Orakels an Eriphyle, ihrer beiderseitigen Mutter, beging. – Er befand sich später unter den Bewerbern um die Hand der Helena (s. d.) und ging folglich auch mit den Griechen vor Troja. Dort knüpfte er ein Freundschaftsbündniss mit dem Seher Mopsus (einem Nebenbuhler des Calchas), und erbaute, nachdem Troja zerstört worden, mit Mopsus vereint, die Stadt Mallus in Cilicien. Von hier ging er nach Argos, und da er den Stand der Dinge nicht so fand, wie er gehofft, kehrte er nach Mallus zurück. Mopsus weigerte sich jedoch, den ehemaligen Gefährten als Mitregenten anzuerkennen. Hierüber ward er von A. zu einem Zweikampf herausgefordert, der für beide Parteien gleich unglücklich ablief, indem beide todt, auf dem Platze blieben. Sie wurden einander gegenüber in der Nähe des Flusses Pyramus begraben. Späterhin ward ihm zu Mallus ein berühmtes Orakel errichtet, auch hatte er gemeinschaftlich mit Amphiaraus einen Altar zu Oropus. – 2) A., Sohn des Alcmäon und der Manto, der mit seiner Schwester Tisiphone bei dem Könige Creon von Corinth erzogen wurde. Tisiphone ward ihrer Schönheit wegen von der eifersüchtigen Gattin des Creon als Sklavin verkauft, und der unglückliche Vater kaufte, als er seine Kinder abholen wollte, dieses schöne Mädchen seine eigene Tochter, für sich. – 3) A., Sohn des Dryas, war vermählt mit Alcinoë (s. d. 2.). Amphilogiae (Gr. M.) »die Widersprüche«, von Hesiod in seiner Theogonie als Kinder der Eris personificirt. Amphimachus (Gr. M.), 1) Sohn des Cteatus und der Theronice, ging als einer der vier Anführer der Epeer mit vierzig Schiffen vor Troja, wo er durch Hectors gewaltigen Speer, der seine Brust durchbohrte, getödtet ward. – 2) A., Sohn der Anaxo und des Electryon, fand in der Schlacht mit den Teleboërn (den alten Bewohnern der Inseln bei Acarnanien) seinen Tod. – 3) A., Sohn des Nomion, führte mit seinem Bruder Nastes die barbarischen Völker, die Miletus umwohnen und die bewaldeten Felsberge der Phthirer, so wie des Mäanders Fluth und die luftigen Bergscheitel von Mycale, den Trojanern zu Hülfe. – Seine goldene Rüstung schützte ihn nicht vor der furchtbaren Hand des Achilles, der ihn im Flusse Xanthus tödtete und seines Schmuckes beraubte. – Calchas und Mopsus, zwei Nebenbuhler im Seher-Berufe, hatten sich seinetwegen mit Orakeln bemüht; Calchas

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/108>, abgerufen am 15.05.2024.