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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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das zornige Haupt, überschwemmte Aethiopien, und schickte ein furchtbares Ungeheuer ab, welches das ganze Land verwüstete. Das Orakel des Jupiter Ammon sagte, man müsse dem Unthier die A. (die Tochter des Cepheus und der Cassiopeja), welche, zur Strafe für die Prahlerei der Mutter, mit rückwärts gebogenen Armen an einen Felsen gefesselt war, opfern. Dort traf sie Perseus (s. d.) und fragte die Jungfrau nach der Ursache ihrer verzweifelten Lage. Um ihn nicht in dem Glauben zu lassen, als straften die Götter sie wegen eigener Verbrechen so hart, erzählte A. dem Perseus, wesshalb sie zu dieser Qual verdammt sei. Kaum hatte sie geendet, als auch schon von ferne das Meer aufrauscht und das Ungethüm heranstürmt; die verzweifelnden Aeltern sehen jammernd den Tod ihrer Tochter sich nahen; da fragt Perseus, ob ihm, wenn er sie rette, die Hand der Tochter werden solle? Gern wird ihm diess und des Reiches beste Hälfte versprochen; schon ist das Ungeheuer nicht weiter entfernt, als das Blei von der balearischen Schleuder fliegt, da erhebt sich Perseus mit den Flügelschuhen, welche Mercur ihm geliehen, und mit dem versteinernden Haupt, das er der Gorgone Medusa abgeschlagen, hält dieses dem Ungeheuer entgegen und verwandelt es in Stein. Jetzt ward das Beilager gehalten; hier aber erregte Phineus, der Bruder des Cepheus, dem A. versprochen war, blutigen Streit; er wollte sich die Braut wieder erobern, und Perseus hatte allen Muth nöthig, um sich vor dem andringenden Feinde zu schützen, zuletzt aber holte er unter dem bergenden Mantel das Medusenhaupt hervor, dessen Anblick Alles versteinerte. Perseus entführte darauf die Schöne, welche dem tapfern Manne gar hold war, in sein Vaterland, und sie beschenkte ihn mit einer zahlreichen Nachkommenschaft. Die Götter versetzten die ganze Familie, Cepheus, Perseus, Andromeda und Cassiopeja unter die Sterne.


Androphonus (Gr. M.), "Menschenmörder," nicht nur Beiname des Mars, sondern auch der Venus, weil sie zuliess, dass die schöne Buhlerin Lais in einem ihrer Tempel in Thessalien von den dortigen Frauen gesteinigt wurde.


Androsphinx (Aegypt. M.). Nach Herodot errichtete Amasis, ein ägyptischer König, Sphinx-Statuen von männlicher Bildung, welche man A. nannte; die gewöhnlichen sind an den Brüsten als weibliche kenntlich.


Andrus (Gr. M.), Sohn des Anius, Königs von Delos, und der Dorippe. Sein Vater war ein berühmter Seher und Sohn des Apollo, welcher diese Kunst auch auf den Sohn übertrug. Dieser ging nach der Insel A., welche den Namen von ihm bekommen haben soll.


Fig. 26.

Andwari (Skand. M.), ein Zwerg, welchen Loke (s. d.) fing, um durch dessen Gold die Asen von einem Morde zu sühnen, für welchen sie dem Vater des Getödteten, dem Hreidmar, verfallen waren. A. gab alles her, was er besass, und verbarg nur einen kleinen Ring, an welchem die Eigenschaft hing, dass er Gold herbeizauberte, so viel der Besitzer desselben wollte. Loke hatte diess bemerkt und nahm auch noch den Ring; da belegte ihn A. mit dem Fluch, dass er stets das Verderben des Besitzers herbeiführen solle. Der Ring kam in Hreidmars Hände, und seine Söhne tödteten ihn um des Goldes willen; alsbald entstand Zwist unter den Mördern und einer tödtete den andern.


Andwari fors (Skand. M.), der Wasserfall, an welchem der Zwerg Andwari (s. d.) wohnte, und in welchem Loke ihn in Fischgestalt fing.


Andwari's naut (Skand. M.), der Ring des Zwerges Andwari (s. d.), welcher von ihm mit dem Fluche belegt war, seinen Besitzer jederzeit zu tödten.


Aeneas, Fig. 26 (Gr. u. röm. M.), Sohn des Anchises (s. d.) und der Venus. Diese liess ihren Sohn Aeneas von Dryaden erziehen, und brachte ihn erst im fünften Jahre seinem Vater, worauf Alcathous, ein Schwager des Aeneas, der Gemahl seiner Schwester, dessen Erziehung übernahm. Zu Dardanus am Fusse des Idagebirges wohnend, scheint Anchises anfangs keinen Theil am trojanischen Kriege genommen zu haben, bis Achilles den A. bei den Heerden überfiel, Letzterer nur mit Mühe sich durch die Flucht nach Lyrnessus retten konnte, doch auch hier durch Achilles vertrieben, seiner Rinder beraubt und so in den Krieg verflochten wurde. Dann erst führte er die Bewohner von Dardanus, Ophrynium, Bebrycia etc. nach Troja, woselbst man ihn - wahrscheinlich aus Eifersucht - anfangs nicht einmal gut empfing, bis die steigende Noth seinen Heldenmuth in Anspruch nehmen lehrte. A. war ein Liebling der Götter, die ihn jeder drohenden Gefahr, besonders den Angriffen des Achilles, entrückten. In dem Streit mit Diomedes lenkte A. die Rosse am Wagen des Pandarus - dieser fällt, verwundet, A. sucht ihn zu retten, wird aber von einem schweren Steine getroffen und sinkt gleichfalls; da schlingt Venus ihr Gewand um ihn, bringt ihn aus dem Gefecht, und da Diomedes sie verfolgt und verwundet, bringt Apoll ihren Sohn zum Tempel nach Pergamus, heilt ihn mit Hülfe der Diana und ihrer Mutter, täuscht aber durch ein Trugbild die Kämpfer auf dem Schlachtfelde, welche sich um A.' Körper zu schlagen glauben, bis der Held genesen wieder erscheint und die Feinde zurückweichen. - Bei dem Angriff auf die Verschanzungen der Griechen führte A. die vierte Schaar, das Gefecht ward wild und stürmisch; Alcathous, des A. Erzieher, fiel; sein Zögling half ihn decken und tödtete dabei den Oenomaus und Aphareus; als darauf Hector von Ajax niedergeworfen wurde, eilte A. ihm zu Hülfe und befreite ihn aus der Gefahr, gefangen zu werden, indem er Jasus und Medon erlegte. Er kämpfte später um die Leiche des Sarpedon,

das zornige Haupt, überschwemmte Aethiopien, und schickte ein furchtbares Ungeheuer ab, welches das ganze Land verwüstete. Das Orakel des Jupiter Ammon sagte, man müsse dem Unthier die A. (die Tochter des Cepheus und der Cassiopeja), welche, zur Strafe für die Prahlerei der Mutter, mit rückwärts gebogenen Armen an einen Felsen gefesselt war, opfern. Dort traf sie Perseus (s. d.) und fragte die Jungfrau nach der Ursache ihrer verzweifelten Lage. Um ihn nicht in dem Glauben zu lassen, als straften die Götter sie wegen eigener Verbrechen so hart, erzählte A. dem Perseus, wesshalb sie zu dieser Qual verdammt sei. Kaum hatte sie geendet, als auch schon von ferne das Meer aufrauscht und das Ungethüm heranstürmt; die verzweifelnden Aeltern sehen jammernd den Tod ihrer Tochter sich nahen; da fragt Perseus, ob ihm, wenn er sie rette, die Hand der Tochter werden solle? Gern wird ihm diess und des Reiches beste Hälfte versprochen; schon ist das Ungeheuer nicht weiter entfernt, als das Blei von der balearischen Schleuder fliegt, da erhebt sich Perseus mit den Flügelschuhen, welche Mercur ihm geliehen, und mit dem versteinernden Haupt, das er der Gorgone Medusa abgeschlagen, hält dieses dem Ungeheuer entgegen und verwandelt es in Stein. Jetzt ward das Beilager gehalten; hier aber erregte Phineus, der Bruder des Cepheus, dem A. versprochen war, blutigen Streit; er wollte sich die Braut wieder erobern, und Perseus hatte allen Muth nöthig, um sich vor dem andringenden Feinde zu schützen, zuletzt aber holte er unter dem bergenden Mantel das Medusenhaupt hervor, dessen Anblick Alles versteinerte. Perseus entführte darauf die Schöne, welche dem tapfern Manne gar hold war, in sein Vaterland, und sie beschenkte ihn mit einer zahlreichen Nachkommenschaft. Die Götter versetzten die ganze Familie, Cepheus, Perseus, Andromeda und Cassiopeja unter die Sterne.


Androphonus (Gr. M.), »Menschenmörder,« nicht nur Beiname des Mars, sondern auch der Venus, weil sie zuliess, dass die schöne Buhlerin Laïs in einem ihrer Tempel in Thessalien von den dortigen Frauen gesteinigt wurde.


Androsphinx (Aegypt. M.). Nach Herodot errichtete Amasis, ein ägyptischer König, Sphinx-Statuen von männlicher Bildung, welche man A. nannte; die gewöhnlichen sind an den Brüsten als weibliche kenntlich.


Andrus (Gr. M.), Sohn des Anius, Königs von Delos, und der Dorippe. Sein Vater war ein berühmter Seher und Sohn des Apollo, welcher diese Kunst auch auf den Sohn übertrug. Dieser ging nach der Insel A., welche den Namen von ihm bekommen haben soll.


Fig. 26.

Andwari (Skand. M.), ein Zwerg, welchen Loke (s. d.) fing, um durch dessen Gold die Asen von einem Morde zu sühnen, für welchen sie dem Vater des Getödteten, dem Hreidmar, verfallen waren. A. gab alles her, was er besass, und verbarg nur einen kleinen Ring, an welchem die Eigenschaft hing, dass er Gold herbeizauberte, so viel der Besitzer desselben wollte. Loke hatte diess bemerkt und nahm auch noch den Ring; da belegte ihn A. mit dem Fluch, dass er stets das Verderben des Besitzers herbeiführen solle. Der Ring kam in Hreidmars Hände, und seine Söhne tödteten ihn um des Goldes willen; alsbald entstand Zwist unter den Mördern und einer tödtete den andern.


Andwari fors (Skand. M.), der Wasserfall, an welchem der Zwerg Andwari (s. d.) wohnte, und in welchem Loke ihn in Fischgestalt fing.


Andwari's naut (Skand. M.), der Ring des Zwerges Andwari (s. d.), welcher von ihm mit dem Fluche belegt war, seinen Besitzer jederzeit zu tödten.


Aeneas, Fig. 26 (Gr. u. röm. M.), Sohn des Anchises (s. d.) und der Venus. Diese liess ihren Sohn Aeneas von Dryaden erziehen, und brachte ihn erst im fünften Jahre seinem Vater, worauf Alcathous, ein Schwager des Aeneas, der Gemahl seiner Schwester, dessen Erziehung übernahm. Zu Dardanus am Fusse des Idagebirges wohnend, scheint Anchises anfangs keinen Theil am trojanischen Kriege genommen zu haben, bis Achilles den A. bei den Heerden überfiel, Letzterer nur mit Mühe sich durch die Flucht nach Lyrnessus retten konnte, doch auch hier durch Achilles vertrieben, seiner Rinder beraubt und so in den Krieg verflochten wurde. Dann erst führte er die Bewohner von Dardanus, Ophrynium, Bebrycia etc. nach Troja, woselbst man ihn – wahrscheinlich aus Eifersucht – anfangs nicht einmal gut empfing, bis die steigende Noth seinen Heldenmuth in Anspruch nehmen lehrte. A. war ein Liebling der Götter, die ihn jeder drohenden Gefahr, besonders den Angriffen des Achilles, entrückten. In dem Streit mit Diomedes lenkte A. die Rosse am Wagen des Pandarus – dieser fällt, verwundet, A. sucht ihn zu retten, wird aber von einem schweren Steine getroffen und sinkt gleichfalls; da schlingt Venus ihr Gewand um ihn, bringt ihn aus dem Gefecht, und da Diomedes sie verfolgt und verwundet, bringt Apoll ihren Sohn zum Tempel nach Pergamus, heilt ihn mit Hülfe der Diana und ihrer Mutter, täuscht aber durch ein Trugbild die Kämpfer auf dem Schlachtfelde, welche sich um A.' Körper zu schlagen glauben, bis der Held genesen wieder erscheint und die Feinde zurückweichen. – Bei dem Angriff auf die Verschanzungen der Griechen führte A. die vierte Schaar, das Gefecht ward wild und stürmisch; Alcathous, des A. Erzieher, fiel; sein Zögling half ihn decken und tödtete dabei den Oenomaus und Aphareus; als darauf Hector von Ajax niedergeworfen wurde, eilte A. ihm zu Hülfe und befreite ihn aus der Gefahr, gefangen zu werden, indem er Jasus und Medon erlegte. Er kämpfte später um die Leiche des Sarpedon,

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[46/0116] das zornige Haupt, überschwemmte Aethiopien, und schickte ein furchtbares Ungeheuer ab, welches das ganze Land verwüstete. Das Orakel des Jupiter Ammon sagte, man müsse dem Unthier die A. (die Tochter des Cepheus und der Cassiopeja), welche, zur Strafe für die Prahlerei der Mutter, mit rückwärts gebogenen Armen an einen Felsen gefesselt war, opfern. Dort traf sie Perseus (s. d.) und fragte die Jungfrau nach der Ursache ihrer verzweifelten Lage. Um ihn nicht in dem Glauben zu lassen, als straften die Götter sie wegen eigener Verbrechen so hart, erzählte A. dem Perseus, wesshalb sie zu dieser Qual verdammt sei. Kaum hatte sie geendet, als auch schon von ferne das Meer aufrauscht und das Ungethüm heranstürmt; die verzweifelnden Aeltern sehen jammernd den Tod ihrer Tochter sich nahen; da fragt Perseus, ob ihm, wenn er sie rette, die Hand der Tochter werden solle? Gern wird ihm diess und des Reiches beste Hälfte versprochen; schon ist das Ungeheuer nicht weiter entfernt, als das Blei von der balearischen Schleuder fliegt, da erhebt sich Perseus mit den Flügelschuhen, welche Mercur ihm geliehen, und mit dem versteinernden Haupt, das er der Gorgone Medusa abgeschlagen, hält dieses dem Ungeheuer entgegen und verwandelt es in Stein. Jetzt ward das Beilager gehalten; hier aber erregte Phineus, der Bruder des Cepheus, dem A. versprochen war, blutigen Streit; er wollte sich die Braut wieder erobern, und Perseus hatte allen Muth nöthig, um sich vor dem andringenden Feinde zu schützen, zuletzt aber holte er unter dem bergenden Mantel das Medusenhaupt hervor, dessen Anblick Alles versteinerte. Perseus entführte darauf die Schöne, welche dem tapfern Manne gar hold war, in sein Vaterland, und sie beschenkte ihn mit einer zahlreichen Nachkommenschaft. Die Götter versetzten die ganze Familie, Cepheus, Perseus, Andromeda und Cassiopeja unter die Sterne. Androphonus (Gr. M.), »Menschenmörder,« nicht nur Beiname des Mars, sondern auch der Venus, weil sie zuliess, dass die schöne Buhlerin Laïs in einem ihrer Tempel in Thessalien von den dortigen Frauen gesteinigt wurde. Androsphinx (Aegypt. M.). Nach Herodot errichtete Amasis, ein ägyptischer König, Sphinx-Statuen von männlicher Bildung, welche man A. nannte; die gewöhnlichen sind an den Brüsten als weibliche kenntlich. Andrus (Gr. M.), Sohn des Anius, Königs von Delos, und der Dorippe. Sein Vater war ein berühmter Seher und Sohn des Apollo, welcher diese Kunst auch auf den Sohn übertrug. Dieser ging nach der Insel A., welche den Namen von ihm bekommen haben soll. [Abbildung Fig. 26. ] Andwari (Skand. M.), ein Zwerg, welchen Loke (s. d.) fing, um durch dessen Gold die Asen von einem Morde zu sühnen, für welchen sie dem Vater des Getödteten, dem Hreidmar, verfallen waren. A. gab alles her, was er besass, und verbarg nur einen kleinen Ring, an welchem die Eigenschaft hing, dass er Gold herbeizauberte, so viel der Besitzer desselben wollte. Loke hatte diess bemerkt und nahm auch noch den Ring; da belegte ihn A. mit dem Fluch, dass er stets das Verderben des Besitzers herbeiführen solle. Der Ring kam in Hreidmars Hände, und seine Söhne tödteten ihn um des Goldes willen; alsbald entstand Zwist unter den Mördern und einer tödtete den andern. Andwari fors (Skand. M.), der Wasserfall, an welchem der Zwerg Andwari (s. d.) wohnte, und in welchem Loke ihn in Fischgestalt fing. Andwari's naut (Skand. M.), der Ring des Zwerges Andwari (s. d.), welcher von ihm mit dem Fluche belegt war, seinen Besitzer jederzeit zu tödten. Aeneas, Fig. 26 (Gr. u. röm. M.), Sohn des Anchises (s. d.) und der Venus. Diese liess ihren Sohn Aeneas von Dryaden erziehen, und brachte ihn erst im fünften Jahre seinem Vater, worauf Alcathous, ein Schwager des Aeneas, der Gemahl seiner Schwester, dessen Erziehung übernahm. Zu Dardanus am Fusse des Idagebirges wohnend, scheint Anchises anfangs keinen Theil am trojanischen Kriege genommen zu haben, bis Achilles den A. bei den Heerden überfiel, Letzterer nur mit Mühe sich durch die Flucht nach Lyrnessus retten konnte, doch auch hier durch Achilles vertrieben, seiner Rinder beraubt und so in den Krieg verflochten wurde. Dann erst führte er die Bewohner von Dardanus, Ophrynium, Bebrycia etc. nach Troja, woselbst man ihn – wahrscheinlich aus Eifersucht – anfangs nicht einmal gut empfing, bis die steigende Noth seinen Heldenmuth in Anspruch nehmen lehrte. A. war ein Liebling der Götter, die ihn jeder drohenden Gefahr, besonders den Angriffen des Achilles, entrückten. In dem Streit mit Diomedes lenkte A. die Rosse am Wagen des Pandarus – dieser fällt, verwundet, A. sucht ihn zu retten, wird aber von einem schweren Steine getroffen und sinkt gleichfalls; da schlingt Venus ihr Gewand um ihn, bringt ihn aus dem Gefecht, und da Diomedes sie verfolgt und verwundet, bringt Apoll ihren Sohn zum Tempel nach Pergamus, heilt ihn mit Hülfe der Diana und ihrer Mutter, täuscht aber durch ein Trugbild die Kämpfer auf dem Schlachtfelde, welche sich um A.' Körper zu schlagen glauben, bis der Held genesen wieder erscheint und die Feinde zurückweichen. – Bei dem Angriff auf die Verschanzungen der Griechen führte A. die vierte Schaar, das Gefecht ward wild und stürmisch; Alcathous, des A. Erzieher, fiel; sein Zögling half ihn decken und tödtete dabei den Oenomaus und Aphareus; als darauf Hector von Ajax niedergeworfen wurde, eilte A. ihm zu Hülfe und befreite ihn aus der Gefahr, gefangen zu werden, indem er Jasus und Medon erlegte. 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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/116>, abgerufen am 15.05.2024.