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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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durch das Orakel ausgesprochen; ein solcher hiess dann Heros, und der Altar, der kleine Tempel, der ihm geweiht war, Heroon. Bei den Römern bestimmte die Vergötterung ein Senatsbeschluss, und der so Geehrte erhielt den Titel Divinus, manchmal auch einen besondern Namen, wie Romulus nach seiner Apotheose Quirinus hiess. Der Erste, welcher in Rom vergöttert wurde, war Romulus, und in dem langen Zeitraume von 700 Jahren kein Zweiter, bis auf Cäsar. Von seiner Zeit an aber wurde es zur herrschenden Sitte, diejenigen verstorbenen Kaiser zu vergöttern, die der Senat oder der Nachfolger dieser Ehre für würdig erklärte. Der Leichnam des zu Vergötternden wurde auf dem Marsfelde mit grossem Pomp verbrannt; zuletzt flog ein Adler aus einem wohlverwahrten Kasten, und auf Bildwerken stellte man den Vergötterten, von einem Adler (Frauen oft von dem heiligen Vogel der Juno, dem Pfau) getragen, vor. Tempel, Priester, Opfer wurden dem neuen Gott bestellt, das Volk rief ihn um Schutz und Hülfe an, und ein eigenes Fest ward ihm eingesetzt.


Apotropaeus (Gr. M.), "der Abwendende", dasselbe, was Alexicacus sagt; ein Beiname aller Gottheiten , die man als Unheil abwendende verehrte.


Appias (Röm. M.), die Nymphe des appischen Brunnens, der in Rom auf dem Forum Julius Cäsars, nicht weit von dem Tempel der Venus Genitrix, befindlich war. - In einem seiner Briefe gibt Cicero, um dem Appius Pulcher zu schmeicheln, auch einer Minerva den Beinamen A.


Apsaras (Ind. M.), die 600 Millionen himmlischer Jungfrauen, welche, trotz ihrer überschwenglichen Schönheit, doch unvermählt bleiben mussten, weil sie nicht die gesetzmässig nothwendige Läuterung empfangen hatten. Als die Götter den Berg Mandar in das Milchmeer brachten und denselben darin umdrehten, um den Unsterblichkeitstrank zu bereiten, entstanden diese reizenden Göttermädchen, aus lauter Aetherduft und Wohlgerüchen gebildet. Ihre Führerinnen heissen Ranka, Urbekri, Kertschi und Mänka, jede derselben gebietet über 150 Millionen solcher zarten Wesen. Der mächtige Beherrscher von Lankas, Raja Rawen, entführte sie aus dem Himmel an seinen Königshof und lebt nun in ihrer Gesellschaft seit vielen Millionen Jahren ein heiteres Leben.


Apsara syr'tha (Ind. M.), ein den Nymphen geweihter See in Indien.


Apseudes (Gr. M.), Tochter des Nereus und der Doris (Nereide).


Apsund und Sund (Ind. M.), Zwei Brüder, die früher gute Geister waren, jedoch, verführt durch die Lust am Irdischen, von Gott abfielen, sich gegen ihn empörten, und dafür, verstossen, in die Patals, die Höllen der Indier, gebannt wurden. Alle Kriege, welche Indra und seine Diws oder Dejolas zu bestehen haben, rühren von diesen bösen Dämonen her, welche immer an der Spitze der ihm feindlich gesinnten Heere von Geistern stehen.


Apteros (Gr. M.), "die Flügellose," die sonst stets geflügelte Nike oder Victoria war in Athen, damit sie die Stadt nicht verlasse, ihr nicht entfliehe, ohne Flügel dargestellt.


Aepytus (Gr. M.) 1) Sohn des Elatus, welcher zu Phäsana das Volk der Arcadier beherrschte. Er starb am Biss einer giftigen Schlange. Am Abhang des cyllenischen Berges zeigte man sein Grabmal. - 2) A., Sohn des Cresphontes und der Merope, also ein Heraclide, der dritte dieses Stammes, welcher in Messenien regierte. Dass er bei seinem Grossvater Cypselus erzogen wurde, rettete ihm das Leben, um welches alle seine Brüder kamen, da der Heraclide Polyphontes sich des Reiches bemächtigte und sie, wie ihren Vater, umbrachte. Seine Mutter ward gezwungen, des Usurpators Hand anzunehmen, doch als A. gereift war, übergab ihm sein Grossvater ein Heer, mit welchem er sein Erbreich wieder eroberte und den Thronräuber ermordete.


Aquicolus (Röm. M.), ein Rutuler, der gegen Aeneas' befestigtes Lager andrang, und von Pandarus und Bitias unter dem absichtlich geöffneten Thore des Lagers nebst vielen stürmenden Feinden erschlagen wurde.


Aequitas (Röm. M.), die personificirte Billigkeit, welche man häufig auf Gemmen und Münzen abgebildet findet, als ernste Jungfrau, gestaltet nach dem Ideale der Minerva, im linken Arme das Füllhorn, im rechten die Wage.


Ara (Röm. u. gr. Astronomie), der Altar, ein Sternbild am südlichen Himmel, südlich vom Scorpion, südwestlich vom Schützen, gegen den südlichen Polarkreis zu. Die Einen stellen diess Sternbild als Opfertisch, Andere als Rauchfass dar. Die Cyclopen sollen diesen Altar gemacht, und die Götter auf ihm vor dem Kampfe gegen die Cyclopen geopfert haben. Er soll nach Einigen vier Sterne zählen, nach Andern sieben.


Arabia (Gr. M.), eine der vielen Gattinnen des Aegyptus, mit denen zusammen er die fünfzig Söhne erzeugte, welche von den fünfzig Töchtern des Danaus ermordet wurden.


Arabus oder Arabius (Gr. M.), Sohn Apollo's und einer Nymphe Babylonia; er soll eine Tochter Cassiopeja gehabt haben, welche entweder von ihrem Gemahle Phönix (Bruder der Europa, nach Anderen Vater derselben), oder von Jupiter den Atymnius empfing.


Arachne (Gr. M.), Tochter eines Purpurfärbers Idmon von Colophon in Jonien. Sie wohnte in Hypäpä; dorthin kamen häufig die Nymphen vom Berge Tmolus, und aus Phrygien vom Flusse Pactolus, um die Jungfrau zu bewundern, welche als Weberin so geschickt war, dass sie selbst der Minerva nicht nachzustehen glaubte, und mit dieser einen Wettkampf einging. Die Göttin rieth in der Gestalt einer alten Frau der A. von ihrem Vorhaben ab, diese aber wies den Rath von sich; da enthüllte sich die Göttin und nahm den Wettkampf an. Beide verfertigten ein prachtvolles Gewebe: Minerva ihren Streit mit Neptun um die cecropische Burg in Athen; wobei sie sich selbst und die Götter alle einwebte in den Grund des Zeuges, und das Kunstwerk mit Oelzweigen kränzte. A. wählte Jupiters Liebesglück auf der Erde bei den Töchtern der Menschen; sie zeichnete ihn, wie er als Stier Europa, als Adler Asteria, als Amphitryon Alcmene, als Satyr Antiope, als Hirte Mnemosyne, als Feuer Aegina, als Gold Danae, als Schlange Proserpina überwunden etc.; das Ganze umschlang ein Blumen- und Epheu-Gewinde. Da nun Minerva selbst an dem Gemälde nichts tadeln konnte, schlug sie, erzürnt über ihre Niederlage, der Unglücklichen das Webeschiff um den Kopf. A. erhängte sich aus Gram; Minerva erhielt sie am Leben, besprizte sie jedoch mit einem Zaubersaft und verwandelte sie in eine Spinne, und erklärte, dass auch auf alle Zukunft hinaus ihre ganze Nachkommenschaft von demselben Strafurtheil betroffen bleiben solle.


Aracia (Gr. M.), eine Insel im persischen Meerbusen mit einem dem Neptun heiligen Berge; jetzt Charedsch oder Karek.


Aracus (Gr. M.), einer der letzten Griechen, welche vergöttert, für Heroen erklärt wurden (405 Jahre v. Chr.), ward mit Lysander gegen die Athener geschickt, und erhielt in Delphi ein Heroon mit einer Bildsäule.


Aracynthias (Gr. M.), Beiname der Minerva vom Berge Aracynthus in Böotien.


Arael (Talm. M.), der Engel, welcher über das Heer der Vögel gesetzt ist.


Araf (Muham. M.), eine Art Fegfeuer, eine Mittelstufe zwischen dem eigentlichen Paradies und der eigentlichen Hölle; wenigstens kommen keine Sünder hinein, sondern nur solche, die für ihr Unglück nicht können: z. B. Christen-Kinder; Erwachsene nicht, weil diese ihr sündhaftes Verharren im Unglauben einsehen und sich, wenn sie selig werden wollen, zum Islam wenden müssen. Alle im A. Aufgenommenen werden am Ende der Welt durch Niederwerfen vor Gott selig, des muhamedanischen Paradieses theilhaftig.


Arafa (Muham. Rel.), der neunte Tag im letzten Monat des türkischen Jahres. An diesem Tage verrichten die Pilger, welche zur Kaaba nach Mekka wallfahrten, ihre Andacht und ihre Bussübungen auf dem Berge Arafat, und werden dort durch Adams Bitten entsündigt.


Arafat (Muham. Rel.), ein den Bekennern des Islam besonders heiliger Berg bei Mekka. Adam war, nach dem Sündenfalle aus dem Paradiese verbannt, nach der Insel Ceylon verwiesen: von dort führte Gabriel, der Erzengel, ihn nach Mekka, und auf dem Berge A. fand Adam seine Eva nach mehrhundertjähriger Trennung wieder, und dort erst empfing sie von ihm die Kinder, welche Stammältern des Menschengeschlechts wurden.


durch das Orakel ausgesprochen; ein solcher hiess dann Heros, und der Altar, der kleine Tempel, der ihm geweiht war, Heroon. Bei den Römern bestimmte die Vergötterung ein Senatsbeschluss, und der so Geehrte erhielt den Titel Divinus, manchmal auch einen besondern Namen, wie Romulus nach seiner Apotheose Quirinus hiess. Der Erste, welcher in Rom vergöttert wurde, war Romulus, und in dem langen Zeitraume von 700 Jahren kein Zweiter, bis auf Cäsar. Von seiner Zeit an aber wurde es zur herrschenden Sitte, diejenigen verstorbenen Kaiser zu vergöttern, die der Senat oder der Nachfolger dieser Ehre für würdig erklärte. Der Leichnam des zu Vergötternden wurde auf dem Marsfelde mit grossem Pomp verbrannt; zuletzt flog ein Adler aus einem wohlverwahrten Kasten, und auf Bildwerken stellte man den Vergötterten, von einem Adler (Frauen oft von dem heiligen Vogel der Juno, dem Pfau) getragen, vor. Tempel, Priester, Opfer wurden dem neuen Gott bestellt, das Volk rief ihn um Schutz und Hülfe an, und ein eigenes Fest ward ihm eingesetzt.


Apotropaeus (Gr. M.), »der Abwendende«, dasselbe, was Alexicacus sagt; ein Beiname aller Gottheiten , die man als Unheil abwendende verehrte.


Appias (Röm. M.), die Nymphe des appischen Brunnens, der in Rom auf dem Forum Julius Cäsars, nicht weit von dem Tempel der Venus Genitrix, befindlich war. – In einem seiner Briefe gibt Cicero, um dem Appius Pulcher zu schmeicheln, auch einer Minerva den Beinamen A.


Apsaras (Ind. M.), die 600 Millionen himmlischer Jungfrauen, welche, trotz ihrer überschwenglichen Schönheit, doch unvermählt bleiben mussten, weil sie nicht die gesetzmässig nothwendige Läuterung empfangen hatten. Als die Götter den Berg Mandar in das Milchmeer brachten und denselben darin umdrehten, um den Unsterblichkeitstrank zu bereiten, entstanden diese reizenden Göttermädchen, aus lauter Aetherduft und Wohlgerüchen gebildet. Ihre Führerinnen heissen Ranka, Urbekri, Kertschi und Mänka, jede derselben gebietet über 150 Millionen solcher zarten Wesen. Der mächtige Beherrscher von Lankas, Raja Rawen, entführte sie aus dem Himmel an seinen Königshof und lebt nun in ihrer Gesellschaft seit vielen Millionen Jahren ein heiteres Leben.


Apsara syr'tha (Ind. M.), ein den Nymphen geweihter See in Indien.


Apseudes (Gr. M.), Tochter des Nereus und der Doris (Nereïde).


Apsund und Sund (Ind. M.), Zwei Brüder, die früher gute Geister waren, jedoch, verführt durch die Lust am Irdischen, von Gott abfielen, sich gegen ihn empörten, und dafür, verstossen, in die Patals, die Höllen der Indier, gebannt wurden. Alle Kriege, welche Indra und seine Diws oder Dejolas zu bestehen haben, rühren von diesen bösen Dämonen her, welche immer an der Spitze der ihm feindlich gesinnten Heere von Geistern stehen.


Apteros (Gr. M.), »die Flügellose,« die sonst stets geflügelte Nike oder Victoria war in Athen, damit sie die Stadt nicht verlasse, ihr nicht entfliehe, ohne Flügel dargestellt.


Aepytus (Gr. M.) 1) Sohn des Elatus, welcher zu Phäsana das Volk der Arcadier beherrschte. Er starb am Biss einer giftigen Schlange. Am Abhang des cyllenischen Berges zeigte man sein Grabmal. – 2) A., Sohn des Cresphontes und der Merope, also ein Heraclide, der dritte dieses Stammes, welcher in Messenien regierte. Dass er bei seinem Grossvater Cypselus erzogen wurde, rettete ihm das Leben, um welches alle seine Brüder kamen, da der Heraclide Polyphontes sich des Reiches bemächtigte und sie, wie ihren Vater, umbrachte. Seine Mutter ward gezwungen, des Usurpators Hand anzunehmen, doch als A. gereift war, übergab ihm sein Grossvater ein Heer, mit welchem er sein Erbreich wieder eroberte und den Thronräuber ermordete.


Aquicolus (Röm. M.), ein Rutuler, der gegen Aeneas' befestigtes Lager andrang, und von Pandarus und Bitias unter dem absichtlich geöffneten Thore des Lagers nebst vielen stürmenden Feinden erschlagen wurde.


Aequitas (Röm. M.), die personificirte Billigkeit, welche man häufig auf Gemmen und Münzen abgebildet findet, als ernste Jungfrau, gestaltet nach dem Ideale der Minerva, im linken Arme das Füllhorn, im rechten die Wage.


Ara (Röm. u. gr. Astronomie), der Altar, ein Sternbild am südlichen Himmel, südlich vom Scorpion, südwestlich vom Schützen, gegen den südlichen Polarkreis zu. Die Einen stellen diess Sternbild als Opfertisch, Andere als Rauchfass dar. Die Cyclopen sollen diesen Altar gemacht, und die Götter auf ihm vor dem Kampfe gegen die Cyclopen geopfert haben. Er soll nach Einigen vier Sterne zählen, nach Andern sieben.


Arabia (Gr. M.), eine der vielen Gattinnen des Aegyptus, mit denen zusammen er die fünfzig Söhne erzeugte, welche von den fünfzig Töchtern des Danaus ermordet wurden.


Arabus oder Arabius (Gr. M.), Sohn Apollo's und einer Nymphe Babylonia; er soll eine Tochter Cassiopeja gehabt haben, welche entweder von ihrem Gemahle Phönix (Bruder der Europa, nach Anderen Vater derselben), oder von Jupiter den Atymnius empfing.


Arachne (Gr. M.), Tochter eines Purpurfärbers Idmon von Colophon in Jonien. Sie wohnte in Hypäpä; dorthin kamen häufig die Nymphen vom Berge Tmolus, und aus Phrygien vom Flusse Pactolus, um die Jungfrau zu bewundern, welche als Weberin so geschickt war, dass sie selbst der Minerva nicht nachzustehen glaubte, und mit dieser einen Wettkampf einging. Die Göttin rieth in der Gestalt einer alten Frau der A. von ihrem Vorhaben ab, diese aber wies den Rath von sich; da enthüllte sich die Göttin und nahm den Wettkampf an. Beide verfertigten ein prachtvolles Gewebe: Minerva ihren Streit mit Neptun um die cecropische Burg in Athen; wobei sie sich selbst und die Götter alle einwebte in den Grund des Zeuges, und das Kunstwerk mit Oelzweigen kränzte. A. wählte Jupiters Liebesglück auf der Erde bei den Töchtern der Menschen; sie zeichnete ihn, wie er als Stier Europa, als Adler Asteria, als Amphitryon Alcmene, als Satyr Antiope, als Hirte Mnemosyne, als Feuer Aegina, als Gold Danaë, als Schlange Proserpina überwunden etc.; das Ganze umschlang ein Blumen- und Epheu-Gewinde. Da nun Minerva selbst an dem Gemälde nichts tadeln konnte, schlug sie, erzürnt über ihre Niederlage, der Unglücklichen das Webeschiff um den Kopf. A. erhängte sich aus Gram; Minerva erhielt sie am Leben, besprizte sie jedoch mit einem Zaubersaft und verwandelte sie in eine Spinne, und erklärte, dass auch auf alle Zukunft hinaus ihre ganze Nachkommenschaft von demselben Strafurtheil betroffen bleiben solle.


Aracia (Gr. M.), eine Insel im persischen Meerbusen mit einem dem Neptun heiligen Berge; jetzt Charedsch oder Karek.


Aracus (Gr. M.), einer der letzten Griechen, welche vergöttert, für Heroen erklärt wurden (405 Jahre v. Chr.), ward mit Lysander gegen die Athener geschickt, und erhielt in Delphi ein Heroon mit einer Bildsäule.


Aracynthias (Gr. M.), Beiname der Minerva vom Berge Aracynthus in Böotien.


Arael (Talm. M.), der Engel, welcher über das Heer der Vögel gesetzt ist.


Araf (Muham. M.), eine Art Fegfeuer, eine Mittelstufe zwischen dem eigentlichen Paradies und der eigentlichen Hölle; wenigstens kommen keine Sünder hinein, sondern nur solche, die für ihr Unglück nicht können: z. B. Christen-Kinder; Erwachsene nicht, weil diese ihr sündhaftes Verharren im Unglauben einsehen und sich, wenn sie selig werden wollen, zum Islam wenden müssen. Alle im A. Aufgenommenen werden am Ende der Welt durch Niederwerfen vor Gott selig, des muhamedanischen Paradieses theilhaftig.


Arafa (Muham. Rel.), der neunte Tag im letzten Monat des türkischen Jahres. An diesem Tage verrichten die Pilger, welche zur Kaaba nach Mekka wallfahrten, ihre Andacht und ihre Bussübungen auf dem Berge Arafat, und werden dort durch Adams Bitten entsündigt.


Arafat (Muham. Rel.), ein den Bekennern des Islam besonders heiliger Berg bei Mekka. Adam war, nach dem Sündenfalle aus dem Paradiese verbannt, nach der Insel Ceylon verwiesen: von dort führte Gabriel, der Erzengel, ihn nach Mekka, und auf dem Berge A. fand Adam seine Eva nach mehrhundertjähriger Trennung wieder, und dort erst empfing sie von ihm die Kinder, welche Stammältern des Menschengeschlechts wurden.


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[60/0130] durch das Orakel ausgesprochen; ein solcher hiess dann Heros, und der Altar, der kleine Tempel, der ihm geweiht war, Heroon. Bei den Römern bestimmte die Vergötterung ein Senatsbeschluss, und der so Geehrte erhielt den Titel Divinus, manchmal auch einen besondern Namen, wie Romulus nach seiner Apotheose Quirinus hiess. Der Erste, welcher in Rom vergöttert wurde, war Romulus, und in dem langen Zeitraume von 700 Jahren kein Zweiter, bis auf Cäsar. Von seiner Zeit an aber wurde es zur herrschenden Sitte, diejenigen verstorbenen Kaiser zu vergöttern, die der Senat oder der Nachfolger dieser Ehre für würdig erklärte. Der Leichnam des zu Vergötternden wurde auf dem Marsfelde mit grossem Pomp verbrannt; zuletzt flog ein Adler aus einem wohlverwahrten Kasten, und auf Bildwerken stellte man den Vergötterten, von einem Adler (Frauen oft von dem heiligen Vogel der Juno, dem Pfau) getragen, vor. Tempel, Priester, Opfer wurden dem neuen Gott bestellt, das Volk rief ihn um Schutz und Hülfe an, und ein eigenes Fest ward ihm eingesetzt. Apotropaeus (Gr. M.), »der Abwendende«, dasselbe, was Alexicacus sagt; ein Beiname aller Gottheiten , die man als Unheil abwendende verehrte. Appias (Röm. M.), die Nymphe des appischen Brunnens, der in Rom auf dem Forum Julius Cäsars, nicht weit von dem Tempel der Venus Genitrix, befindlich war. – In einem seiner Briefe gibt Cicero, um dem Appius Pulcher zu schmeicheln, auch einer Minerva den Beinamen A. Apsaras (Ind. M.), die 600 Millionen himmlischer Jungfrauen, welche, trotz ihrer überschwenglichen Schönheit, doch unvermählt bleiben mussten, weil sie nicht die gesetzmässig nothwendige Läuterung empfangen hatten. Als die Götter den Berg Mandar in das Milchmeer brachten und denselben darin umdrehten, um den Unsterblichkeitstrank zu bereiten, entstanden diese reizenden Göttermädchen, aus lauter Aetherduft und Wohlgerüchen gebildet. Ihre Führerinnen heissen Ranka, Urbekri, Kertschi und Mänka, jede derselben gebietet über 150 Millionen solcher zarten Wesen. Der mächtige Beherrscher von Lankas, Raja Rawen, entführte sie aus dem Himmel an seinen Königshof und lebt nun in ihrer Gesellschaft seit vielen Millionen Jahren ein heiteres Leben. Apsara syr'tha (Ind. M.), ein den Nymphen geweihter See in Indien. Apseudes (Gr. M.), Tochter des Nereus und der Doris (Nereïde). Apsund und Sund (Ind. M.), Zwei Brüder, die früher gute Geister waren, jedoch, verführt durch die Lust am Irdischen, von Gott abfielen, sich gegen ihn empörten, und dafür, verstossen, in die Patals, die Höllen der Indier, gebannt wurden. Alle Kriege, welche Indra und seine Diws oder Dejolas zu bestehen haben, rühren von diesen bösen Dämonen her, welche immer an der Spitze der ihm feindlich gesinnten Heere von Geistern stehen. Apteros (Gr. M.), »die Flügellose,« die sonst stets geflügelte Nike oder Victoria war in Athen, damit sie die Stadt nicht verlasse, ihr nicht entfliehe, ohne Flügel dargestellt. Aepytus (Gr. M.) 1) Sohn des Elatus, welcher zu Phäsana das Volk der Arcadier beherrschte. Er starb am Biss einer giftigen Schlange. Am Abhang des cyllenischen Berges zeigte man sein Grabmal. – 2) A., Sohn des Cresphontes und der Merope, also ein Heraclide, der dritte dieses Stammes, welcher in Messenien regierte. Dass er bei seinem Grossvater Cypselus erzogen wurde, rettete ihm das Leben, um welches alle seine Brüder kamen, da der Heraclide Polyphontes sich des Reiches bemächtigte und sie, wie ihren Vater, umbrachte. Seine Mutter ward gezwungen, des Usurpators Hand anzunehmen, doch als A. gereift war, übergab ihm sein Grossvater ein Heer, mit welchem er sein Erbreich wieder eroberte und den Thronräuber ermordete. Aquicolus (Röm. M.), ein Rutuler, der gegen Aeneas' befestigtes Lager andrang, und von Pandarus und Bitias unter dem absichtlich geöffneten Thore des Lagers nebst vielen stürmenden Feinden erschlagen wurde. Aequitas (Röm. M.), die personificirte Billigkeit, welche man häufig auf Gemmen und Münzen abgebildet findet, als ernste Jungfrau, gestaltet nach dem Ideale der Minerva, im linken Arme das Füllhorn, im rechten die Wage. Ara (Röm. u. gr. Astronomie), der Altar, ein Sternbild am südlichen Himmel, südlich vom Scorpion, südwestlich vom Schützen, gegen den südlichen Polarkreis zu. Die Einen stellen diess Sternbild als Opfertisch, Andere als Rauchfass dar. Die Cyclopen sollen diesen Altar gemacht, und die Götter auf ihm vor dem Kampfe gegen die Cyclopen geopfert haben. Er soll nach Einigen vier Sterne zählen, nach Andern sieben. Arabia (Gr. M.), eine der vielen Gattinnen des Aegyptus, mit denen zusammen er die fünfzig Söhne erzeugte, welche von den fünfzig Töchtern des Danaus ermordet wurden. Arabus oder Arabius (Gr. M.), Sohn Apollo's und einer Nymphe Babylonia; er soll eine Tochter Cassiopeja gehabt haben, welche entweder von ihrem Gemahle Phönix (Bruder der Europa, nach Anderen Vater derselben), oder von Jupiter den Atymnius empfing. Arachne (Gr. M.), Tochter eines Purpurfärbers Idmon von Colophon in Jonien. Sie wohnte in Hypäpä; dorthin kamen häufig die Nymphen vom Berge Tmolus, und aus Phrygien vom Flusse Pactolus, um die Jungfrau zu bewundern, welche als Weberin so geschickt war, dass sie selbst der Minerva nicht nachzustehen glaubte, und mit dieser einen Wettkampf einging. Die Göttin rieth in der Gestalt einer alten Frau der A. von ihrem Vorhaben ab, diese aber wies den Rath von sich; da enthüllte sich die Göttin und nahm den Wettkampf an. Beide verfertigten ein prachtvolles Gewebe: Minerva ihren Streit mit Neptun um die cecropische Burg in Athen; wobei sie sich selbst und die Götter alle einwebte in den Grund des Zeuges, und das Kunstwerk mit Oelzweigen kränzte. A. wählte Jupiters Liebesglück auf der Erde bei den Töchtern der Menschen; sie zeichnete ihn, wie er als Stier Europa, als Adler Asteria, als Amphitryon Alcmene, als Satyr Antiope, als Hirte Mnemosyne, als Feuer Aegina, als Gold Danaë, als Schlange Proserpina überwunden etc.; das Ganze umschlang ein Blumen- und Epheu-Gewinde. Da nun Minerva selbst an dem Gemälde nichts tadeln konnte, schlug sie, erzürnt über ihre Niederlage, der Unglücklichen das Webeschiff um den Kopf. A. erhängte sich aus Gram; Minerva erhielt sie am Leben, besprizte sie jedoch mit einem Zaubersaft und verwandelte sie in eine Spinne, und erklärte, dass auch auf alle Zukunft hinaus ihre ganze Nachkommenschaft von demselben Strafurtheil betroffen bleiben solle. Aracia (Gr. M.), eine Insel im persischen Meerbusen mit einem dem Neptun heiligen Berge; jetzt Charedsch oder Karek. Aracus (Gr. M.), einer der letzten Griechen, welche vergöttert, für Heroen erklärt wurden (405 Jahre v. Chr.), ward mit Lysander gegen die Athener geschickt, und erhielt in Delphi ein Heroon mit einer Bildsäule. Aracynthias (Gr. M.), Beiname der Minerva vom Berge Aracynthus in Böotien. Arael (Talm. M.), der Engel, welcher über das Heer der Vögel gesetzt ist. Araf (Muham. M.), eine Art Fegfeuer, eine Mittelstufe zwischen dem eigentlichen Paradies und der eigentlichen Hölle; wenigstens kommen keine Sünder hinein, sondern nur solche, die für ihr Unglück nicht können: z. B. Christen-Kinder; Erwachsene nicht, weil diese ihr sündhaftes Verharren im Unglauben einsehen und sich, wenn sie selig werden wollen, zum Islam wenden müssen. Alle im A. Aufgenommenen werden am Ende der Welt durch Niederwerfen vor Gott selig, des muhamedanischen Paradieses theilhaftig. Arafa (Muham. Rel.), der neunte Tag im letzten Monat des türkischen Jahres. An diesem Tage verrichten die Pilger, welche zur Kaaba nach Mekka wallfahrten, ihre Andacht und ihre Bussübungen auf dem Berge Arafat, und werden dort durch Adams Bitten entsündigt. Arafat (Muham. Rel.), ein den Bekennern des Islam besonders heiliger Berg bei Mekka. Adam war, nach dem Sündenfalle aus dem Paradiese verbannt, nach der Insel Ceylon verwiesen: von dort führte Gabriel, der Erzengel, ihn nach Mekka, und auf dem Berge A. fand Adam seine Eva nach mehrhundertjähriger Trennung wieder, und dort erst empfing sie von ihm die Kinder, welche Stammältern des Menschengeschlechts wurden.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/130>, abgerufen am 16.05.2024.