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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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linken Schulter eine alte Ziege hält. Das Sternbild zählt 66 Sterne, unter denen einer erster Grösse fast der glänzendste am ganzen Himmel ist, die Capella genannt, weil er dort steht, wo die Ziege auf der Schulter des A. sich befindet.


Aurigena (Gr. M.), "der Goldgeborne", Beiname des Perseus, weil derselbe durch einen goldenen Regen (in dessen Gestalt Jupiter die gefangene Danae besuchte) erzeugt worden ist.


Aurinia (Germ. M.), eine weise, hoch und göttlich verehrte Frau, welche bei allen Unternehmungen um Rath gefragt, deren Aussprüche wie Orakel betrachtet wurden. Vergl. Alrunen.


Aur Koengur (Nord. M.), "der König der Pfeile", ein ehrender Beiname des Hänir (s. d.) von seiner ausserordentlichen Geschicklichkeit im Pfeilschiessen.


Aurmt (Nord. M.), einer von den Weltströmen, die Eliwagar heissen und in ihrer Mitte den Giftstrom einschliessen, der, sobald er erhartete, zu Eis ward, das durch Befrachtung einiger Feuerfunken aus Muspelheim den Eisriesen Ymir gebar.


Aurophite (Gr. M.), Gattin des Ocitus, eines griechischen Königs, welcher mit ihr einen Sohn Cycnus erzeugte, der zu dem trojanischen Kriege mit zweiundsiebenzig Schiffen ging.


Aurora, Fig. 40, griechisch Eos, (Gr. u. röm. M.), die Göttin des Frühroths, welche die Tageshelle aus der Morgen-Gegend heraufführt; Tochter des Titanen Hyperion und seiner Schwester Thia oder seiner Schwester Euryphaessa, Schwester des Helios (Sonnengottes) und der Selene (Mondgöttin); stete Begleiterin des Sonnengottes dem sie mit Rosenfingern die goldene Pforte öffnet und Rosen auf den Pfad streut. Dem Asträus gebar sie die Winde Zephyrus, Boreas und Notus, ferner den Hesperus und die Gestirne. Ausserdem hat sie noch vier Sterbliche begünstigt und von ihnen zum Theil Kinder geboren: der erste war Orion, dessen Liebe sie jedoch nur kurze Zeit genoss, indem Diana ihn mit ihren Pfeilen erlegte; ein anderer Clitus, des Mantius Sohn, den sie seiner Schönheit wegen zum Sitz der unsterblichen Götter entführte; ein dritter Tithonus (s. d.), Sohn des Laomedon, Königs von Troja; der vierte Cephalus, den sie seiner Gattin Procris entführte und später wieder zurückgab, und dem sie einen Sohn Phaethon gebar.


Auschend, eine Gottheit der alten Preussen und Litthauer, welche wenig bekannt ist, von der man aber glaubt, sie sei von den Kranken um Hülfe angerufen worden.


Auska (Slav. M.), eine Göttin, welche zu dem Gefolge den Donnergottes Perun oder Perkun gehört. Sie


Fig. 40.
personificirt die Morgen- und Abendröthe, und bildet mit Betschlea, der Dämmerung, und Breksta, der Nacht, den vierundzwanzigstündigen Zeitraum, welchen wir Tag nennen.


Auson (Röm. M.), Sohn des Ulysses und der Circe oder der Calypso, welcher der Stammvater des italischen Volkes der Ausonen gewesen sein und ihm den Namen gegeben haben soll.


Auspicium (Röm. Religion), ein Theil der Vorherverkündigungen der Augurn (s. Augurium), nämlich derjenige, welcher aus dem Fluge, dem Fressen, dem Geschrei der Vögel entnommen ward. Bei den Griechen war die rechte Seite (bei dem Augurium), bei den Römern hingegen die linke Seite die glückliche; bei beiden jedoch war es dieselbe Himmelsgegend, nämlich der Osten; diess kam daher, dass die griechischen Vogelschauer mit dem Gesichte nach Norden, die römischen aber nach Süden sahen, wenn sie den Himmelsraum absteckten; so erschien den letzteren Osten links, den Griechen rechts. Eine Unzahl verschiedener Zeichen machte das A. und Augurium zu einem förmlichen Studium.


Ausschweyt, einer der zwölf Götter der alten Preussen und Litthauer, welchen sie bei schlechter Ernte um Hülfe anriefen, damit er bei den übrigen Göttern Fürbitte einlege und diese einem Jeden sein täglich Brod geben möchten.


Auster (Röm. M.), der lateinische Name für Notos, den Südwind; einer der vier Hauptwinde, Sohn der Aurora und des Asträus. Er ist warm und bringt häufig Regen, darum wird er gewöhnlich mit umgestürztem Kruge, sonst, seiner Wärme wegen, nur leicht bekleidet und jugendlich dargestellt.


Austri (Nord. M.). Die Cosmogonie der nordischen Völker lehrt, dass das sichtbare Himmelsgewölbe aus der Hirnschale des Riesen Ymir bestehe, welche die Söhne Börs, Odin, Wili und We dazu verwandten, nachdem sie den Riesen getödtet. Sie erhoben diesen Himmel mit vier Ecken über die Erde, und setzten unter jede Ecke einen Zwerg, A., Sudri, Westri, Nordri (Ost, Süd, West, Nord).


Ausweikis, ein Gott der alten heidnischen Preussen; er war ihr Aesculap, spendete Gesundheit, half Kranken und Gebrechlichen.


Autesion (Gr. M.), Sohn des Tisamenus, welch' letzteren, den Enkel des Polynices, man nicht mit dem Sohne des Orest und der Hermione verwechseln darf. A., von Oedipus abstammend, musste die Gegend von Theben verlassen, weil man dort das ganze Geschlecht des unglücklichen Gatten seiner eigenen Mutter verabscheute; er ging in den Peloponnes zu den Heracliden und verband sich mit diesen. Ihm ward ein Sohn und eine Tochter geboren; der erste, Theras, machte sich durch die Bevölkerung und Regierung der nach ihm benannten Insel Thera berühmt. A.s Tochter hiess Argea; sie ward des Heracliden Aristodemus Gattin, und gebar ihm den Eurysthenes und den Procles, Stammväter der beiden Dynastieen in Sparta.


Autochthonen (Gr. M.), "Erdgeborne", allgemeiner Name der Urbewohner eines jeden Landes, derjenigen, von welchen man nicht die Herüberkunft aus einem andern Lande nachweisen konnte; vorzugsweise nannten die Arcadier sich so, als Söhne der Erde, als Proseleniten, d. h. Menschen, deren Stammältern schon vor dem Monde vorhanden gewesen wären; auch die Athener machten Ansprüche auf diesen Titel.


Authocus (Gr. M.), Sohn der schönen und muthigen Cyrene, welche Apollo vom Berge Pelion entführte und nach Libyen brachte, wo ihr zu Ehren die Stadt Cyrene

linken Schulter eine alte Ziege hält. Das Sternbild zählt 66 Sterne, unter denen einer erster Grösse fast der glänzendste am ganzen Himmel ist, die Capella genannt, weil er dort steht, wo die Ziege auf der Schulter des A. sich befindet.


Aurigena (Gr. M.), »der Goldgeborne«, Beiname des Perseus, weil derselbe durch einen goldenen Regen (in dessen Gestalt Jupiter die gefangene Danaë besuchte) erzeugt worden ist.


Aurinia (Germ. M.), eine weise, hoch und göttlich verehrte Frau, welche bei allen Unternehmungen um Rath gefragt, deren Aussprüche wie Orakel betrachtet wurden. Vergl. Alrunen.


Aur Koengur (Nord. M.), »der König der Pfeile«, ein ehrender Beiname des Hänir (s. d.) von seiner ausserordentlichen Geschicklichkeit im Pfeilschiessen.


Aurmt (Nord. M.), einer von den Weltströmen, die Eliwagar heissen und in ihrer Mitte den Giftstrom einschliessen, der, sobald er erhartete, zu Eis ward, das durch Befrachtung einiger Feuerfunken aus Muspelheim den Eisriesen Ymir gebar.


Aurophite (Gr. M.), Gattin des Ocitus, eines griechischen Königs, welcher mit ihr einen Sohn Cycnus erzeugte, der zu dem trojanischen Kriege mit zweiundsiebenzig Schiffen ging.


Aurora, Fig. 40, griechisch Eos, (Gr. u. röm. M.), die Göttin des Frühroths, welche die Tageshelle aus der Morgen-Gegend heraufführt; Tochter des Titanen Hyperion und seiner Schwester Thia oder seiner Schwester Euryphaëssa, Schwester des Helios (Sonnengottes) und der Selene (Mondgöttin); stete Begleiterin des Sonnengottes dem sie mit Rosenfingern die goldene Pforte öffnet und Rosen auf den Pfad streut. Dem Asträus gebar sie die Winde Zephyrus, Boreas und Notus, ferner den Hesperus und die Gestirne. Ausserdem hat sie noch vier Sterbliche begünstigt und von ihnen zum Theil Kinder geboren: der erste war Orion, dessen Liebe sie jedoch nur kurze Zeit genoss, indem Diana ihn mit ihren Pfeilen erlegte; ein anderer Clitus, des Mantius Sohn, den sie seiner Schönheit wegen zum Sitz der unsterblichen Götter entführte; ein dritter Tithonus (s. d.), Sohn des Laomedon, Königs von Troja; der vierte Cephalus, den sie seiner Gattin Procris entführte und später wieder zurückgab, und dem sie einen Sohn Phaëthon gebar.


Auschend, eine Gottheit der alten Preussen und Litthauer, welche wenig bekannt ist, von der man aber glaubt, sie sei von den Kranken um Hülfe angerufen worden.


Auska (Slav. M.), eine Göttin, welche zu dem Gefolge den Donnergottes Perun oder Perkun gehört. Sie


Fig. 40.
personificirt die Morgen- und Abendröthe, und bildet mit Betschlea, der Dämmerung, und Breksta, der Nacht, den vierundzwanzigstündigen Zeitraum, welchen wir Tag nennen.


Auson (Röm. M.), Sohn des Ulysses und der Circe oder der Calypso, welcher der Stammvater des italischen Volkes der Ausonen gewesen sein und ihm den Namen gegeben haben soll.


Auspicium (Röm. Religion), ein Theil der Vorherverkündigungen der Augurn (s. Augurium), nämlich derjenige, welcher aus dem Fluge, dem Fressen, dem Geschrei der Vögel entnommen ward. Bei den Griechen war die rechte Seite (bei dem Augurium), bei den Römern hingegen die linke Seite die glückliche; bei beiden jedoch war es dieselbe Himmelsgegend, nämlich der Osten; diess kam daher, dass die griechischen Vogelschauer mit dem Gesichte nach Norden, die römischen aber nach Süden sahen, wenn sie den Himmelsraum absteckten; so erschien den letzteren Osten links, den Griechen rechts. Eine Unzahl verschiedener Zeichen machte das A. und Augurium zu einem förmlichen Studium.


Ausschweyt, einer der zwölf Götter der alten Preussen und Litthauer, welchen sie bei schlechter Ernte um Hülfe anriefen, damit er bei den übrigen Göttern Fürbitte einlege und diese einem Jeden sein täglich Brod geben möchten.


Auster (Röm. M.), der lateinische Name für Notos, den Südwind; einer der vier Hauptwinde, Sohn der Aurora und des Asträus. Er ist warm und bringt häufig Regen, darum wird er gewöhnlich mit umgestürztem Kruge, sonst, seiner Wärme wegen, nur leicht bekleidet und jugendlich dargestellt.


Austri (Nord. M.). Die Cosmogonie der nordischen Völker lehrt, dass das sichtbare Himmelsgewölbe aus der Hirnschale des Riesen Ymir bestehe, welche die Söhne Börs, Odin, Wili und We dazu verwandten, nachdem sie den Riesen getödtet. Sie erhoben diesen Himmel mit vier Ecken über die Erde, und setzten unter jede Ecke einen Zwerg, A., Sudri, Westri, Nordri (Ost, Süd, West, Nord).


Ausweikis, ein Gott der alten heidnischen Preussen; er war ihr Aesculap, spendete Gesundheit, half Kranken und Gebrechlichen.


Autesion (Gr. M.), Sohn des Tisamenus, welch' letzteren, den Enkel des Polynices, man nicht mit dem Sohne des Orest und der Hermione verwechseln darf. A., von Oedipus abstammend, musste die Gegend von Theben verlassen, weil man dort das ganze Geschlecht des unglücklichen Gatten seiner eigenen Mutter verabscheute; er ging in den Peloponnes zu den Heracliden und verband sich mit diesen. Ihm ward ein Sohn und eine Tochter geboren; der erste, Theras, machte sich durch die Bevölkerung und Regierung der nach ihm benannten Insel Thera berühmt. A.s Tochter hiess Argea; sie ward des Heracliden Aristodemus Gattin, und gebar ihm den Eurysthenes und den Procles, Stammväter der beiden Dynastieen in Sparta.


Autochthonen (Gr. M.), »Erdgeborne«, allgemeiner Name der Urbewohner eines jeden Landes, derjenigen, von welchen man nicht die Herüberkunft aus einem andern Lande nachweisen konnte; vorzugsweise nannten die Arcadier sich so, als Söhne der Erde, als Proseleniten, d. h. Menschen, deren Stammältern schon vor dem Monde vorhanden gewesen wären; auch die Athener machten Ansprüche auf diesen Titel.


Authocus (Gr. M.), Sohn der schönen und muthigen Cyrene, welche Apollo vom Berge Pelion entführte und nach Libyen brachte, wo ihr zu Ehren die Stadt Cyrene

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[84/0154] linken Schulter eine alte Ziege hält. Das Sternbild zählt 66 Sterne, unter denen einer erster Grösse fast der glänzendste am ganzen Himmel ist, die Capella genannt, weil er dort steht, wo die Ziege auf der Schulter des A. sich befindet. Aurigena (Gr. M.), »der Goldgeborne«, Beiname des Perseus, weil derselbe durch einen goldenen Regen (in dessen Gestalt Jupiter die gefangene Danaë besuchte) erzeugt worden ist. Aurinia (Germ. M.), eine weise, hoch und göttlich verehrte Frau, welche bei allen Unternehmungen um Rath gefragt, deren Aussprüche wie Orakel betrachtet wurden. Vergl. Alrunen. Aur Koengur (Nord. M.), »der König der Pfeile«, ein ehrender Beiname des Hänir (s. d.) von seiner ausserordentlichen Geschicklichkeit im Pfeilschiessen. Aurmt (Nord. M.), einer von den Weltströmen, die Eliwagar heissen und in ihrer Mitte den Giftstrom einschliessen, der, sobald er erhartete, zu Eis ward, das durch Befrachtung einiger Feuerfunken aus Muspelheim den Eisriesen Ymir gebar. Aurophite (Gr. M.), Gattin des Ocitus, eines griechischen Königs, welcher mit ihr einen Sohn Cycnus erzeugte, der zu dem trojanischen Kriege mit zweiundsiebenzig Schiffen ging. Aurora, Fig. 40, griechisch Eos, (Gr. u. röm. M.), die Göttin des Frühroths, welche die Tageshelle aus der Morgen-Gegend heraufführt; Tochter des Titanen Hyperion und seiner Schwester Thia oder seiner Schwester Euryphaëssa, Schwester des Helios (Sonnengottes) und der Selene (Mondgöttin); stete Begleiterin des Sonnengottes dem sie mit Rosenfingern die goldene Pforte öffnet und Rosen auf den Pfad streut. Dem Asträus gebar sie die Winde Zephyrus, Boreas und Notus, ferner den Hesperus und die Gestirne. Ausserdem hat sie noch vier Sterbliche begünstigt und von ihnen zum Theil Kinder geboren: der erste war Orion, dessen Liebe sie jedoch nur kurze Zeit genoss, indem Diana ihn mit ihren Pfeilen erlegte; ein anderer Clitus, des Mantius Sohn, den sie seiner Schönheit wegen zum Sitz der unsterblichen Götter entführte; ein dritter Tithonus (s. d.), Sohn des Laomedon, Königs von Troja; der vierte Cephalus, den sie seiner Gattin Procris entführte und später wieder zurückgab, und dem sie einen Sohn Phaëthon gebar. Auschend, eine Gottheit der alten Preussen und Litthauer, welche wenig bekannt ist, von der man aber glaubt, sie sei von den Kranken um Hülfe angerufen worden. Auska (Slav. M.), eine Göttin, welche zu dem Gefolge den Donnergottes Perun oder Perkun gehört. Sie [Abbildung Fig. 40. ] personificirt die Morgen- und Abendröthe, und bildet mit Betschlea, der Dämmerung, und Breksta, der Nacht, den vierundzwanzigstündigen Zeitraum, welchen wir Tag nennen. Auson (Röm. M.), Sohn des Ulysses und der Circe oder der Calypso, welcher der Stammvater des italischen Volkes der Ausonen gewesen sein und ihm den Namen gegeben haben soll. Auspicium (Röm. Religion), ein Theil der Vorherverkündigungen der Augurn (s. Augurium), nämlich derjenige, welcher aus dem Fluge, dem Fressen, dem Geschrei der Vögel entnommen ward. Bei den Griechen war die rechte Seite (bei dem Augurium), bei den Römern hingegen die linke Seite die glückliche; bei beiden jedoch war es dieselbe Himmelsgegend, nämlich der Osten; diess kam daher, dass die griechischen Vogelschauer mit dem Gesichte nach Norden, die römischen aber nach Süden sahen, wenn sie den Himmelsraum absteckten; so erschien den letzteren Osten links, den Griechen rechts. Eine Unzahl verschiedener Zeichen machte das A. und Augurium zu einem förmlichen Studium. 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Ausweikis, ein Gott der alten heidnischen Preussen; er war ihr Aesculap, spendete Gesundheit, half Kranken und Gebrechlichen. Autesion (Gr. M.), Sohn des Tisamenus, welch' letzteren, den Enkel des Polynices, man nicht mit dem Sohne des Orest und der Hermione verwechseln darf. A., von Oedipus abstammend, musste die Gegend von Theben verlassen, weil man dort das ganze Geschlecht des unglücklichen Gatten seiner eigenen Mutter verabscheute; er ging in den Peloponnes zu den Heracliden und verband sich mit diesen. Ihm ward ein Sohn und eine Tochter geboren; der erste, Theras, machte sich durch die Bevölkerung und Regierung der nach ihm benannten Insel Thera berühmt. A.s Tochter hiess Argea; sie ward des Heracliden Aristodemus Gattin, und gebar ihm den Eurysthenes und den Procles, Stammväter der beiden Dynastieen in Sparta. Autochthonen (Gr. M.), »Erdgeborne«, allgemeiner Name der Urbewohner eines jeden Landes, derjenigen, von welchen man nicht die Herüberkunft aus einem andern Lande nachweisen konnte; vorzugsweise nannten die Arcadier sich so, als Söhne der Erde, als Proseleniten, d. h. Menschen, deren Stammältern schon vor dem Monde vorhanden gewesen wären; auch die Athener machten Ansprüche auf diesen Titel. Authocus (Gr. M.), Sohn der schönen und muthigen Cyrene, welche Apollo vom Berge Pelion entführte und nach Libyen brachte, wo ihr zu Ehren die Stadt Cyrene

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/154>, abgerufen am 15.05.2024.