Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen nach dem Tode in seine Gesellschaft, um von ihm auf die sinnreichste Weise gequält zu werden.


Azabe-Kaberi, nach dem Koran eine Strafe der Bösen, die sie schon im Grabe erdulden; ihr Gesellschafter ist ein gräuliches Ungeheuer, mit welchem sie unter fortwährenden Geisselungen durch Engel des Gerichts die Zeit bis zur Auferstehung aushalten müssen, bei welcher sie dann sogleich in die Hölle gestossen werden.


Azad, nach den Religionslehren der Orientalen die erste Erzeugung des allerhöchsten Wesens, das Grundwesen der Vernunft, welches ganz Lichtglanz ist. Die zweite Erzeugung, der Geist, geht von dieser ersten aus.


Azan (Gr. M.), Sohn des Arcas, von welchem die Landschaft Arcadiens, die ihm als Erbe zufiel, den Namen Azanien erhielt.


Azear, ein Götzenbild, das Abrahams Vater Tharah verehrte. Weil Abraham dieses und andere Götzenbilder zerbrach, ward er vom Vater bei dem Fürsten Nembrod verklagt, und als Gotteslästerer in einen glühenden Ofen geworfen, was ihn jedoch nicht verletzte.


Azara, ein Heiligthum der Mitra, der persischen Artemis, in dem alten Susiana.


Azaziel (Muham. Rel.), gewaltige Geister, die dem Throne des höchsten Gottes zunächst stehen.


Azesia (Gr. M.), Beiname sowohl der Ceres, als der Proserpina.


Azeus (Gr. M.), Sohn des Clymenus aus Orchomenus, Vater des Actor; zog mit seinen Brüdern, unter Anführung des ältesten, Erginus, gegen Theben, um Blutrache wegen ihres von den Thebanern erschlagenen Vaters zu nehmen.


Azizus (Syrische M.), zu Edessa in Syrien wurde der Sonnengott mit Monimus, welcher Mercur, und mit A., welcher Mars sein soll, als ihm verbundenen Gottheiten verehrt. Durch Monimus scheint Wechsel, durch A. Stärke der Sonne angedeutet zu sein.


Azoni (Gr. M.), nennt Servius, der Erklärer des Virgil, Götter, die nicht einzelne Zonen des Himmels hätten, sondern allgemein und überall verehrt würden. Als Beispiel führt er die Göttermutter Cybele an.


Azorus (Gr. M.), soll Steuermann der Argonauten gewesen sein. Man schreibt ihm die Erbauung der Stadt A. in Pelagonien, einer Landschaft Macedoniens, zu.


Azozescht, ein Vogel, den die Parsen vergötterten; er ist ein Diener des Bahman, und vermag das himmlische Wort zu sprechen.


Azrail, nach dem Talmud der Todesengel. Weil er die Bitten der Erde nicht erhörte, welche wünschte, dass nicht ein Theil ihres Stoffes gen Himmel gebracht werde, da sie wusste, dass Gott Menschen daraus formen und sie um derentwillen verflucht werden würde, sondern der Engel, ohne ihr Flehen vor den Thron des Höchsten zu tragen, seinen Auftrag hartherzig erfüllte, übergab ihm Gott das Amt des Todesengels. Die Araber nennen ihn Abu Jahja, die Persen Mordad.


Azran, Tochter des Adam, Abels Braut. Kain verliebte sich in sie und erschlug den Abel desswegen.


B.

Baal Fig. 41 (Syr.-phönic.-babyl. M.) Ursprünglich bloss Name für Herr, und im weitern Sinne der höchste


Fig. 41.
Beherrscher der Welt, König des Himmels und vorzugsweise Sonnengott. Ueber seine Verehrung in Babylon haben wir durch griechische Schriftsteller, die den Namen in der Form Belus (s. d.) auffassten, manche Nachrichten erhalten, während wir über seine Anbetung in Phönicien fast nur auf die Angaben des alten Testamentes beschränkt sind. Der Hauptsitz der Verehrung dieses Gottes war in Phönicien Tyrus, und die Phönicier verbreiteten dessen Cultus über ganz Kleinasien, Carthago und alle anderen Colonien, vornehmlich auch nach Sicilien und Sardinien. In Sicilien ist der bekannte Stier des Phalaris gewiss nur ein letzter Ausläufer des vor der griechischen Colonisation hier herrschend gewesenen und vornehmlich durch Menschenopfer gefeierten B.-Dienstes. Aus Sardinien soll der Name "sardonisches Gelächter" für ein krampfhaftes Lachen in dem Sinne herstammen, dass man ursprünglich die Gesichtsverzerrungen der unglücklichen Schlachtopfer, während sie den Feuertod erlitten, als Lachen deutete, um die Vorstellung des Schrecklichen von dem Gottesdienste fern zu halten. Dass die Carthager bis an's Ende ihres Staates Menschenopfer beibehielten, ist natürlich auch bloss Folge davon, dass der Dienst des B. als erster und heiligster, von ihren Stammeltern, den Phöniciern, auf sie übergegangen war. Da B. Herr, Moloch König bedeuten und die Verehrung dieser beiden Götter gleicher Weise aus Phönicien gemeldet wird, so ist sicher anzunehmen, dass sie wesentlich Eins sind. (S. Moloch.) - Ein grässliches, stierköpfiges Bild, von Erz gegossen, mit empor gestreckten Armen, um die Opfer zu empfangen, sollte den Baal vorstellen; es war hohl, und hatte vor der Brust eine Oeffnung, gross genug, um ein Kind hinein fallen zu lassen. Das Götzenbild ward glühend gemacht, und das arme Geschöpf, welches dem Ungeheuer bestimmt war, auf die Arme des Götzen gelegt; die Mutter des Kindes musste bei dem Opfer zugegen sein und in die freudigen Gesänge der roth gekleideten Priester, welche um den Altar her tanzten, einstimmen. Die schmerzhaften Zuckungen des Kindes wurden für Wonne ausdrückende Geberden gehalten; durch seine eigenen Bewegungen rollte es endlich in den glühenden Schlund des Ofens hinab. Um das fürchterliche Schauspiel weit umher sichtbar zu machen, waren die Opferstätten gewöhnlich auf Bergen angelegt.


kommen nach dem Tode in seine Gesellschaft, um von ihm auf die sinnreichste Weise gequält zu werden.


Azabe-Kaberi, nach dem Koran eine Strafe der Bösen, die sie schon im Grabe erdulden; ihr Gesellschafter ist ein gräuliches Ungeheuer, mit welchem sie unter fortwährenden Geisselungen durch Engel des Gerichts die Zeit bis zur Auferstehung aushalten müssen, bei welcher sie dann sogleich in die Hölle gestossen werden.


Azad, nach den Religionslehren der Orientalen die erste Erzeugung des allerhöchsten Wesens, das Grundwesen der Vernunft, welches ganz Lichtglanz ist. Die zweite Erzeugung, der Geist, geht von dieser ersten aus.


Azan (Gr. M.), Sohn des Arcas, von welchem die Landschaft Arcadiens, die ihm als Erbe zufiel, den Namen Azanien erhielt.


Azear, ein Götzenbild, das Abrahams Vater Tharah verehrte. Weil Abraham dieses und andere Götzenbilder zerbrach, ward er vom Vater bei dem Fürsten Nembrod verklagt, und als Gotteslästerer in einen glühenden Ofen geworfen, was ihn jedoch nicht verletzte.


Azara, ein Heiligthum der Mitra, der persischen Artemis, in dem alten Susiana.


Azaziel (Muham. Rel.), gewaltige Geister, die dem Throne des höchsten Gottes zunächst stehen.


Azesia (Gr. M.), Beiname sowohl der Ceres, als der Proserpina.


Azeus (Gr. M.), Sohn des Clymenus aus Orchomenus, Vater des Actor; zog mit seinen Brüdern, unter Anführung des ältesten, Erginus, gegen Theben, um Blutrache wegen ihres von den Thebanern erschlagenen Vaters zu nehmen.


Azizus (Syrische M.), zu Edessa in Syrien wurde der Sonnengott mit Monimus, welcher Mercur, und mit A., welcher Mars sein soll, als ihm verbundenen Gottheiten verehrt. Durch Monimus scheint Wechsel, durch A. Stärke der Sonne angedeutet zu sein.


Azoni (Gr. M.), nennt Servius, der Erklärer des Virgil, Götter, die nicht einzelne Zonen des Himmels hätten, sondern allgemein und überall verehrt würden. Als Beispiel führt er die Göttermutter Cybele an.


Azorus (Gr. M.), soll Steuermann der Argonauten gewesen sein. Man schreibt ihm die Erbauung der Stadt A. in Pelagonien, einer Landschaft Macedoniens, zu.


Azozescht, ein Vogel, den die Parsen vergötterten; er ist ein Diener des Bahman, und vermag das himmlische Wort zu sprechen.


Azrail, nach dem Talmud der Todesengel. Weil er die Bitten der Erde nicht erhörte, welche wünschte, dass nicht ein Theil ihres Stoffes gen Himmel gebracht werde, da sie wusste, dass Gott Menschen daraus formen und sie um derentwillen verflucht werden würde, sondern der Engel, ohne ihr Flehen vor den Thron des Höchsten zu tragen, seinen Auftrag hartherzig erfüllte, übergab ihm Gott das Amt des Todesengels. Die Araber nennen ihn Abu Jahja, die Persen Mordad.


Azran, Tochter des Adam, Abels Braut. Kain verliebte sich in sie und erschlug den Abel desswegen.


B.

Baal Fig. 41 (Syr.-phönic.-babyl. M.) Ursprünglich bloss Name für Herr, und im weitern Sinne der höchste


Fig. 41.
Beherrscher der Welt, König des Himmels und vorzugsweise Sonnengott. Ueber seine Verehrung in Babylon haben wir durch griechische Schriftsteller, die den Namen in der Form Belus (s. d.) auffassten, manche Nachrichten erhalten, während wir über seine Anbetung in Phönicien fast nur auf die Angaben des alten Testamentes beschränkt sind. Der Hauptsitz der Verehrung dieses Gottes war in Phönicien Tyrus, und die Phönicier verbreiteten dessen Cultus über ganz Kleinasien, Carthago und alle anderen Colonien, vornehmlich auch nach Sicilien und Sardinien. In Sicilien ist der bekannte Stier des Phalaris gewiss nur ein letzter Ausläufer des vor der griechischen Colonisation hier herrschend gewesenen und vornehmlich durch Menschenopfer gefeierten B.-Dienstes. Aus Sardinien soll der Name »sardonisches Gelächter« für ein krampfhaftes Lachen in dem Sinne herstammen, dass man ursprünglich die Gesichtsverzerrungen der unglücklichen Schlachtopfer, während sie den Feuertod erlitten, als Lachen deutete, um die Vorstellung des Schrecklichen von dem Gottesdienste fern zu halten. Dass die Carthager bis an's Ende ihres Staates Menschenopfer beibehielten, ist natürlich auch bloss Folge davon, dass der Dienst des B. als erster und heiligster, von ihren Stammeltern, den Phöniciern, auf sie übergegangen war. Da B. Herr, Moloch König bedeuten und die Verehrung dieser beiden Götter gleicher Weise aus Phönicien gemeldet wird, so ist sicher anzunehmen, dass sie wesentlich Eins sind. (S. Moloch.) – Ein grässliches, stierköpfiges Bild, von Erz gegossen, mit empor gestreckten Armen, um die Opfer zu empfangen, sollte den Baal vorstellen; es war hohl, und hatte vor der Brust eine Oeffnung, gross genug, um ein Kind hinein fallen zu lassen. Das Götzenbild ward glühend gemacht, und das arme Geschöpf, welches dem Ungeheuer bestimmt war, auf die Arme des Götzen gelegt; die Mutter des Kindes musste bei dem Opfer zugegen sein und in die freudigen Gesänge der roth gekleideten Priester, welche um den Altar her tanzten, einstimmen. Die schmerzhaften Zuckungen des Kindes wurden für Wonne ausdrückende Geberden gehalten; durch seine eigenen Bewegungen rollte es endlich in den glühenden Schlund des Ofens hinab. Um das fürchterliche Schauspiel weit umher sichtbar zu machen, waren die Opferstätten gewöhnlich auf Bergen angelegt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0157" n="87"/>
kommen nach dem Tode in seine Gesellschaft, um von ihm auf die sinnreichste Weise gequält zu werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azabe-Kaberi</hi>, nach dem Koran eine Strafe der Bösen, die sie schon im Grabe erdulden; ihr Gesellschafter ist ein gräuliches Ungeheuer, mit welchem sie unter fortwährenden Geisselungen durch Engel des Gerichts die Zeit bis zur Auferstehung aushalten müssen, bei welcher sie dann sogleich in die Hölle gestossen werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azad</hi>, nach den Religionslehren der Orientalen die erste Erzeugung des allerhöchsten Wesens, das Grundwesen der Vernunft, welches ganz Lichtglanz ist. Die zweite Erzeugung, der Geist, geht von dieser ersten aus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azan</hi> (Gr. M.), Sohn des Arcas, von welchem die Landschaft Arcadiens, die ihm als Erbe zufiel, den Namen Azanien erhielt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azear</hi>, ein Götzenbild, das Abrahams Vater Tharah verehrte. Weil Abraham dieses und andere Götzenbilder zerbrach, ward er vom Vater bei dem Fürsten Nembrod verklagt, und als Gotteslästerer in einen glühenden Ofen geworfen, was ihn jedoch nicht verletzte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azara</hi>, ein Heiligthum der Mitra, der persischen Artemis, in dem alten Susiana.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azaziel</hi> (Muham. Rel.), gewaltige Geister, die dem Throne des höchsten Gottes zunächst stehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azesia</hi> (Gr. M.), Beiname sowohl der Ceres, als der Proserpina.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azeus</hi> (Gr. M.), Sohn des Clymenus aus Orchomenus, Vater des Actor; zog mit seinen Brüdern, unter Anführung des ältesten, Erginus, gegen Theben, um Blutrache wegen ihres von den Thebanern erschlagenen Vaters zu nehmen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azizus</hi> (Syrische M.), zu Edessa in Syrien wurde der Sonnengott mit Monimus, welcher Mercur, und mit A., welcher Mars sein soll, als ihm verbundenen Gottheiten verehrt. Durch Monimus scheint Wechsel, durch A. Stärke der Sonne angedeutet zu sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azoni</hi> (Gr. M.), nennt Servius, der Erklärer des Virgil, Götter, die nicht einzelne Zonen des Himmels hätten, sondern allgemein und überall verehrt würden. Als Beispiel führt er die Göttermutter Cybele an.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azorus</hi> (Gr. M.), soll Steuermann der Argonauten gewesen sein. Man schreibt ihm die Erbauung der Stadt A. in Pelagonien, einer Landschaft Macedoniens, zu.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azozescht</hi>, ein Vogel, den die Parsen vergötterten; er ist ein Diener des Bahman, und vermag das himmlische Wort zu sprechen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azrail</hi>, nach dem Talmud der Todesengel. Weil er die Bitten der Erde nicht erhörte, welche wünschte, dass nicht ein Theil ihres Stoffes gen Himmel gebracht werde, da sie wusste, dass Gott Menschen daraus formen und sie um derentwillen verflucht werden würde, sondern der Engel, ohne ihr Flehen vor den Thron des Höchsten zu tragen, seinen Auftrag hartherzig erfüllte, übergab ihm Gott das Amt des Todesengels. Die Araber nennen ihn Abu Jahja, die Persen Mordad.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Azran</hi>, Tochter des Adam, Abels Braut. Kain verliebte sich in sie und erschlug den Abel desswegen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>B.</head><lb/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal</hi> Fig. 41 (Syr.-phönic.-babyl. M.) Ursprünglich bloss Name für <hi rendition="#g">Herr</hi>, und im weitern Sinne der höchste<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0041.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 41.</head><lb/></figure><lb/>
Beherrscher der Welt, König des Himmels und vorzugsweise Sonnengott. Ueber seine Verehrung in Babylon haben wir durch griechische Schriftsteller, die den Namen in der Form Belus (s. d.) auffassten, manche Nachrichten erhalten, während wir über seine Anbetung in Phönicien fast nur auf die Angaben des alten Testamentes beschränkt sind. Der Hauptsitz der Verehrung dieses Gottes war in Phönicien Tyrus, und die Phönicier verbreiteten dessen Cultus über ganz Kleinasien, Carthago und alle anderen Colonien, vornehmlich auch nach Sicilien und Sardinien. In Sicilien ist der bekannte Stier des Phalaris gewiss nur ein letzter Ausläufer des vor der griechischen Colonisation hier herrschend gewesenen und vornehmlich durch Menschenopfer gefeierten B.-Dienstes. Aus Sardinien soll der Name »sardonisches Gelächter« für ein krampfhaftes Lachen in dem Sinne herstammen, dass man ursprünglich die Gesichtsverzerrungen der unglücklichen Schlachtopfer, während sie den Feuertod erlitten, als Lachen deutete, um die Vorstellung des Schrecklichen von dem Gottesdienste fern zu halten. Dass die Carthager bis an's Ende ihres Staates Menschenopfer beibehielten, ist natürlich auch bloss Folge davon, dass der Dienst des B. als erster und heiligster, von ihren Stammeltern, den Phöniciern, auf sie übergegangen war. Da B. Herr, Moloch König bedeuten und die Verehrung dieser beiden Götter gleicher Weise aus Phönicien gemeldet wird, so ist sicher anzunehmen, dass sie wesentlich Eins sind. (S. Moloch.) &#x2013; Ein grässliches, stierköpfiges Bild, von Erz gegossen, mit empor gestreckten Armen, um die Opfer zu empfangen, sollte den Baal vorstellen; es war hohl, und hatte vor der Brust eine Oeffnung, gross genug, um ein Kind hinein fallen zu lassen. Das Götzenbild ward glühend gemacht, und das arme Geschöpf, welches dem Ungeheuer bestimmt war, auf die Arme des Götzen gelegt; die Mutter des Kindes musste bei dem Opfer zugegen sein und in die freudigen Gesänge der roth gekleideten Priester, welche um den Altar her tanzten, einstimmen. Die schmerzhaften Zuckungen des Kindes wurden für Wonne ausdrückende Geberden gehalten; durch seine eigenen Bewegungen rollte es endlich in den glühenden Schlund des Ofens hinab. Um das fürchterliche Schauspiel weit umher sichtbar zu machen, waren die Opferstätten gewöhnlich auf Bergen angelegt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0157] kommen nach dem Tode in seine Gesellschaft, um von ihm auf die sinnreichste Weise gequält zu werden. Azabe-Kaberi, nach dem Koran eine Strafe der Bösen, die sie schon im Grabe erdulden; ihr Gesellschafter ist ein gräuliches Ungeheuer, mit welchem sie unter fortwährenden Geisselungen durch Engel des Gerichts die Zeit bis zur Auferstehung aushalten müssen, bei welcher sie dann sogleich in die Hölle gestossen werden. Azad, nach den Religionslehren der Orientalen die erste Erzeugung des allerhöchsten Wesens, das Grundwesen der Vernunft, welches ganz Lichtglanz ist. Die zweite Erzeugung, der Geist, geht von dieser ersten aus. Azan (Gr. M.), Sohn des Arcas, von welchem die Landschaft Arcadiens, die ihm als Erbe zufiel, den Namen Azanien erhielt. Azear, ein Götzenbild, das Abrahams Vater Tharah verehrte. Weil Abraham dieses und andere Götzenbilder zerbrach, ward er vom Vater bei dem Fürsten Nembrod verklagt, und als Gotteslästerer in einen glühenden Ofen geworfen, was ihn jedoch nicht verletzte. Azara, ein Heiligthum der Mitra, der persischen Artemis, in dem alten Susiana. Azaziel (Muham. Rel.), gewaltige Geister, die dem Throne des höchsten Gottes zunächst stehen. Azesia (Gr. M.), Beiname sowohl der Ceres, als der Proserpina. Azeus (Gr. M.), Sohn des Clymenus aus Orchomenus, Vater des Actor; zog mit seinen Brüdern, unter Anführung des ältesten, Erginus, gegen Theben, um Blutrache wegen ihres von den Thebanern erschlagenen Vaters zu nehmen. Azizus (Syrische M.), zu Edessa in Syrien wurde der Sonnengott mit Monimus, welcher Mercur, und mit A., welcher Mars sein soll, als ihm verbundenen Gottheiten verehrt. Durch Monimus scheint Wechsel, durch A. Stärke der Sonne angedeutet zu sein. Azoni (Gr. M.), nennt Servius, der Erklärer des Virgil, Götter, die nicht einzelne Zonen des Himmels hätten, sondern allgemein und überall verehrt würden. Als Beispiel führt er die Göttermutter Cybele an. Azorus (Gr. M.), soll Steuermann der Argonauten gewesen sein. Man schreibt ihm die Erbauung der Stadt A. in Pelagonien, einer Landschaft Macedoniens, zu. Azozescht, ein Vogel, den die Parsen vergötterten; er ist ein Diener des Bahman, und vermag das himmlische Wort zu sprechen. Azrail, nach dem Talmud der Todesengel. Weil er die Bitten der Erde nicht erhörte, welche wünschte, dass nicht ein Theil ihres Stoffes gen Himmel gebracht werde, da sie wusste, dass Gott Menschen daraus formen und sie um derentwillen verflucht werden würde, sondern der Engel, ohne ihr Flehen vor den Thron des Höchsten zu tragen, seinen Auftrag hartherzig erfüllte, übergab ihm Gott das Amt des Todesengels. Die Araber nennen ihn Abu Jahja, die Persen Mordad. Azran, Tochter des Adam, Abels Braut. Kain verliebte sich in sie und erschlug den Abel desswegen. B. Baal Fig. 41 (Syr.-phönic.-babyl. M.) Ursprünglich bloss Name für Herr, und im weitern Sinne der höchste [Abbildung Fig. 41. ] Beherrscher der Welt, König des Himmels und vorzugsweise Sonnengott. Ueber seine Verehrung in Babylon haben wir durch griechische Schriftsteller, die den Namen in der Form Belus (s. d.) auffassten, manche Nachrichten erhalten, während wir über seine Anbetung in Phönicien fast nur auf die Angaben des alten Testamentes beschränkt sind. Der Hauptsitz der Verehrung dieses Gottes war in Phönicien Tyrus, und die Phönicier verbreiteten dessen Cultus über ganz Kleinasien, Carthago und alle anderen Colonien, vornehmlich auch nach Sicilien und Sardinien. In Sicilien ist der bekannte Stier des Phalaris gewiss nur ein letzter Ausläufer des vor der griechischen Colonisation hier herrschend gewesenen und vornehmlich durch Menschenopfer gefeierten B.-Dienstes. Aus Sardinien soll der Name »sardonisches Gelächter« für ein krampfhaftes Lachen in dem Sinne herstammen, dass man ursprünglich die Gesichtsverzerrungen der unglücklichen Schlachtopfer, während sie den Feuertod erlitten, als Lachen deutete, um die Vorstellung des Schrecklichen von dem Gottesdienste fern zu halten. Dass die Carthager bis an's Ende ihres Staates Menschenopfer beibehielten, ist natürlich auch bloss Folge davon, dass der Dienst des B. als erster und heiligster, von ihren Stammeltern, den Phöniciern, auf sie übergegangen war. Da B. Herr, Moloch König bedeuten und die Verehrung dieser beiden Götter gleicher Weise aus Phönicien gemeldet wird, so ist sicher anzunehmen, dass sie wesentlich Eins sind. (S. Moloch.) – Ein grässliches, stierköpfiges Bild, von Erz gegossen, mit empor gestreckten Armen, um die Opfer zu empfangen, sollte den Baal vorstellen; es war hohl, und hatte vor der Brust eine Oeffnung, gross genug, um ein Kind hinein fallen zu lassen. Das Götzenbild ward glühend gemacht, und das arme Geschöpf, welches dem Ungeheuer bestimmt war, auf die Arme des Götzen gelegt; die Mutter des Kindes musste bei dem Opfer zugegen sein und in die freudigen Gesänge der roth gekleideten Priester, welche um den Altar her tanzten, einstimmen. Die schmerzhaften Zuckungen des Kindes wurden für Wonne ausdrückende Geberden gehalten; durch seine eigenen Bewegungen rollte es endlich in den glühenden Schlund des Ofens hinab. Um das fürchterliche Schauspiel weit umher sichtbar zu machen, waren die Opferstätten gewöhnlich auf Bergen angelegt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/157
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/157>, abgerufen am 15.05.2024.