Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Baal-Beryth (Phön. M.), ein zu Berythus in Phönicien verehrter Gott, Erbauer jener Stadt, Symbol der Wintersonne; er hatte auch zu Sichem einen Tempel, welcher zugleich eine starke Festung war.


Baal-Gad (Phön. M.), ein Gott, von welchem die Stadt Gad am Berge Hermon den Namen erhalten haben soll, Symbol des Mondes, Lenker des Schicksals; wie es scheint, ein Glücksgott in astrologischer und horoscopischer Beziehung.


Baali (Ind. M.), Stifter des Staates Iran, ein frommer Mann, empfing von Gott die vier heiligen Bücher, und theilte sein Volk in fünf Kasten. Er ist mit Brama wahrscheinlich dieselbe Person, so wie auch mit dem Bel der Assyrier und dem Sohne des Kusch. Er war der Mann des einfachen Naturgesetzes, und herrschte in seliger Unschuld vor der grossen Sündfluth, bis der rohere Cultus des Schiwa ihn verdrängte.


Baal Peor (Baal Phegor, Beel, Bel Phegor), berühmte Gottheit der Moabiter, die auf dem Berge Peor oder Phegor hauptsächlich verehrt wurde. Sie drückte das Symbol der Zeugungskraft der Sonne aus, daher sie einen Phallus im Munde trug, und die ihr gefeierten Feste den priapischen ähnlich waren.


Baal Thares, ein Name, welcher wahrscheinlich nichts weiter als Herrscher von Thares oder Tarsus bedeutet, jedoch von einigen Archäologen für einen besonderen Gott gehalten wird.


Baaltis, Fig. 42, (Phön. M.), weibliche Form des Namens Baal, die Herrscherin, Himmelskönigin, Mondgöttin, Eins mit Astarte, für deren Schwester Andere sie


Fig. 42.
halten. Hauptsitz ihrer Verehrung war Byblus; die Carthager wie die Phönicier beteten sie unter beiden Namen an.


Baal Zamen (Phön. M.), Beel Semen, Herr des Himmels (die Sonne).


Baal Zebub oder Baal Sebub (der Gott der Fliegen). Offenbar Beelzebub; nach Einigen ein schimpflicher Beiname, den die Hebräer dem Baal Zamen gaben, weil sie die Götzen überhaupt Sebub (Koth) nannten; nach Anderen aber eine besondere Gottheit, zu Ekron verehrt, der Fliegenabwehrer, der Vertreiber der Pest; endlich, aus dem obigen abgeleitet, ein Name des Satan.


Baal Zephon, Herr der Mitternacht, der Finsterniss; Baal als Gott des Nordens, des Polarsterns.


Baau, nach der Cosmogonie der Phönicier die Urnacht, Gattin des Geistes Kolpia, des ersten Odems, und von ihm Mutter des Aeon, des Erstgebornen der Zeit, aus welchem Genos und Geneia entstanden, d. i. die Gattungen der Dinge.


Bab, bei den Persern der Name des Feuers, als Symbol der Gottheit; das Wort heisst in der Sprache der Feueranbeter Vater.


Babia (Syr. M.), soll bei den Bewohnern von Damascus die Göttin der Kindheit, der schützende Genius der Neugebornen, genannt worden sein.


Babilos, eine heidnische Gottheit der alten Polen und Schlesier. Man schrieb ihr die Erfindung der Bienenzucht zu, daher man bei den roh angelegten Bienenstöcken im Walde häufig ihr Bild, aus Holz geschnitzt, gefunden hat.


Babitschand. S. Wawidschansa.


Baby (Aegypt. M.), Beiname des bösen Gottes Typhon, der den guten Osiris ermordete; soll eigentlich bedeuten; "der in unterirdischen Höhlen eingeschlossene Wind".


Babylonia (Gr. M.), eine Nymphe, welche von Apollo den Arabus (s. d.), den Erfinder der Arzneikunde, gebar.


Babylonier (Rel. der). Eines der gebildetsten Völker des Alterthums war das der B., und so war ihre Religion, obwohl noch mit rohen Zügen gemischt, doch eine der am tiefsinnigsten durchdachten, ein geläuterter Sabäismus; die sichtbaren Offenbarungen der Gottheit waren Sonne, Mond und Gestirne; dem Volke erschienen sie freilich als die Götter selbst. Die Priester der B., ein eigener Stamm, Chaldäer genannt, lehrten, dass die Göttin Omorka das Chaos geschaffen und beherrscht, und dass nach ihr Baal dasselbe entwirrt und Licht und Finsterniss geschieden, indem er Omorka in zwei Hälften zerschnitten, deren eine sofort den Himmel, die andere die Erde gebildet habe. Er opferte sich für seine Schöpfung, liess sich das Haupt abschlagen, und aus seinem mit der Erde gemischten Blute entstand alles Lebende, dem er nach vorher geschriebenen Gesetzen ein sicheres Dasein bestimmte. Diese Gesetze wurden den Menschen durch Oannes, ein mächtiges, redendes Seeungeheuer, geoffenbart, welches täglich aus den grünen Fluthen kam, um sie zu lehren; auch Künste und Wissenschaften brachte Oannes mit, so wie Religion und Weisheit. Nach dieser Lehre verehrten die B. in Baal und Baaltis (s. dd.) die schaffenden und gebärenden Kräfte, worauf sich auch der höchst üppige Dienst bezog, welcher forderte, dass jedes Weib der Göttin opfere, wie man der Venus auf Cyprus sich hingab.


Babylonischer Thurm. Nach der, vielfachen Deutungen unterworfenen Stelle, I. Buch Mose, Kap. 11. V. 1 - 9, bauten Noa's Nachkommen in einer Ebene, Sinear, einen Thurm, welcher bis in den Himmel reichen sollte und zum Zweck hatte, ihnen ein Mittelpunkt der Vereinigung zu sein. Da nun Gott fürchtete, dass die Menschen ihren Vorsatz ausführen möchten, so verwirrte er ihre Sprache, und sie konnten sich nun einander nicht mehr verständlich machen. Diesen Thurm hält man gewöhnlich für einerlei mit dem von griechischen Geschichtschreibern geschilderten Tempel des Belus zu Babylon dessen Ruinen noch jetzt sichtbar sind.


Bacchanalien, allgemeiner Name der dem Bacchus gefeierten Feste, bei den Griechen Dionysien genannt. In Rom führte ein besonders zügellos begangenes Fest vorzugsweise obigen Namen, bis P. Aebutius im Jahr 186 v. Chr. die in seiner Gegenwart dabei vorgenommenen Schändlichkeiten entdeckte, und der Senat sie sodann auf das Strengste verbot.


Bacchanten, Bacchantinnen, (Gr. u. röm. M.) Die letztere Benennung ist von doppelter Bedeutung; sie bezeichnet 1) Weiber, die der Volksglaube sich als Begleiterinnen des Gottes Bacchus während seiner Thaten und Schicksale auf Erden dachte, und - 2) diejenigen, die in der Wirklichkeit die Feste jenes Gottes feierten: nur in letzterem Sinne kann der erstere, das männliche Geschlecht betreffende Name gebraucht werden. Jene Begleiterinnen des Bacchus auf seinem Zuge nach Indien werden sonst auch Mänaden, Thyiaden, Mimalloniden, Lenä, Bassariden genannt. Sie kränzten sich mit Weinlaub, hängten um die Schultern ein Rehfell oder das

Baal-Beryth (Phön. M.), ein zu Berythus in Phönicien verehrter Gott, Erbauer jener Stadt, Symbol der Wintersonne; er hatte auch zu Sichem einen Tempel, welcher zugleich eine starke Festung war.


Baal-Gad (Phön. M.), ein Gott, von welchem die Stadt Gad am Berge Hermon den Namen erhalten haben soll, Symbol des Mondes, Lenker des Schicksals; wie es scheint, ein Glücksgott in astrologischer und horoscopischer Beziehung.


Baali (Ind. M.), Stifter des Staates Iran, ein frommer Mann, empfing von Gott die vier heiligen Bücher, und theilte sein Volk in fünf Kasten. Er ist mit Brama wahrscheinlich dieselbe Person, so wie auch mit dem Bel der Assyrier und dem Sohne des Kusch. Er war der Mann des einfachen Naturgesetzes, und herrschte in seliger Unschuld vor der grossen Sündfluth, bis der rohere Cultus des Schiwa ihn verdrängte.


Baal Peor (Baal Phegor, Beel, Bel Phegor), berühmte Gottheit der Moabiter, die auf dem Berge Peor oder Phegor hauptsächlich verehrt wurde. Sie drückte das Symbol der Zeugungskraft der Sonne aus, daher sie einen Phallus im Munde trug, und die ihr gefeierten Feste den priapischen ähnlich waren.


Baal Thares, ein Name, welcher wahrscheinlich nichts weiter als Herrscher von Thares oder Tarsus bedeutet, jedoch von einigen Archäologen für einen besonderen Gott gehalten wird.


Baaltis, Fig. 42, (Phön. M.), weibliche Form des Namens Baal, die Herrscherin, Himmelskönigin, Mondgöttin, Eins mit Astarte, für deren Schwester Andere sie


Fig. 42.
halten. Hauptsitz ihrer Verehrung war Byblus; die Carthager wie die Phönicier beteten sie unter beiden Namen an.


Baal Zamen (Phön. M.), Beel Semen, Herr des Himmels (die Sonne).


Baal Zebub oder Baal Sebub (der Gott der Fliegen). Offenbar Beelzebub; nach Einigen ein schimpflicher Beiname, den die Hebräer dem Baal Zamen gaben, weil sie die Götzen überhaupt Sebub (Koth) nannten; nach Anderen aber eine besondere Gottheit, zu Ekron verehrt, der Fliegenabwehrer, der Vertreiber der Pest; endlich, aus dem obigen abgeleitet, ein Name des Satan.


Baal Zephon, Herr der Mitternacht, der Finsterniss; Baal als Gott des Nordens, des Polarsterns.


Baau, nach der Cosmogonie der Phönicier die Urnacht, Gattin des Geistes Kolpia, des ersten Odems, und von ihm Mutter des Aeon, des Erstgebornen der Zeit, aus welchem Genos und Geneia entstanden, d. i. die Gattungen der Dinge.


Bab, bei den Persern der Name des Feuers, als Symbol der Gottheit; das Wort heisst in der Sprache der Feueranbeter Vater.


Babia (Syr. M.), soll bei den Bewohnern von Damascus die Göttin der Kindheit, der schützende Genius der Neugebornen, genannt worden sein.


Babilos, eine heidnische Gottheit der alten Polen und Schlesier. Man schrieb ihr die Erfindung der Bienenzucht zu, daher man bei den roh angelegten Bienenstöcken im Walde häufig ihr Bild, aus Holz geschnitzt, gefunden hat.


Babitschand. S. Wawidschansa.


Baby (Aegypt. M.), Beiname des bösen Gottes Typhon, der den guten Osiris ermordete; soll eigentlich bedeuten; »der in unterirdischen Höhlen eingeschlossene Wind«.


Babylonia (Gr. M.), eine Nymphe, welche von Apollo den Arabus (s. d.), den Erfinder der Arzneikunde, gebar.


Babylonier (Rel. der). Eines der gebildetsten Völker des Alterthums war das der B., und so war ihre Religion, obwohl noch mit rohen Zügen gemischt, doch eine der am tiefsinnigsten durchdachten, ein geläuterter Sabäismus; die sichtbaren Offenbarungen der Gottheit waren Sonne, Mond und Gestirne; dem Volke erschienen sie freilich als die Götter selbst. Die Priester der B., ein eigener Stamm, Chaldäer genannt, lehrten, dass die Göttin Omorka das Chaos geschaffen und beherrscht, und dass nach ihr Baal dasselbe entwirrt und Licht und Finsterniss geschieden, indem er Omorka in zwei Hälften zerschnitten, deren eine sofort den Himmel, die andere die Erde gebildet habe. Er opferte sich für seine Schöpfung, liess sich das Haupt abschlagen, und aus seinem mit der Erde gemischten Blute entstand alles Lebende, dem er nach vorher geschriebenen Gesetzen ein sicheres Dasein bestimmte. Diese Gesetze wurden den Menschen durch Oannes, ein mächtiges, redendes Seeungeheuer, geoffenbart, welches täglich aus den grünen Fluthen kam, um sie zu lehren; auch Künste und Wissenschaften brachte Oannes mit, so wie Religion und Weisheit. Nach dieser Lehre verehrten die B. in Baal und Baaltis (s. dd.) die schaffenden und gebärenden Kräfte, worauf sich auch der höchst üppige Dienst bezog, welcher forderte, dass jedes Weib der Göttin opfere, wie man der Venus auf Cyprus sich hingab.


Babylonischer Thurm. Nach der, vielfachen Deutungen unterworfenen Stelle, I. Buch Mose, Kap. 11. V. 1 – 9, bauten Noa's Nachkommen in einer Ebene, Sinear, einen Thurm, welcher bis in den Himmel reichen sollte und zum Zweck hatte, ihnen ein Mittelpunkt der Vereinigung zu sein. Da nun Gott fürchtete, dass die Menschen ihren Vorsatz ausführen möchten, so verwirrte er ihre Sprache, und sie konnten sich nun einander nicht mehr verständlich machen. Diesen Thurm hält man gewöhnlich für einerlei mit dem von griechischen Geschichtschreibern geschilderten Tempel des Belus zu Babylon dessen Ruinen noch jetzt sichtbar sind.


Bacchanalien, allgemeiner Name der dem Bacchus gefeierten Feste, bei den Griechen Dionysien genannt. In Rom führte ein besonders zügellos begangenes Fest vorzugsweise obigen Namen, bis P. Aebutius im Jahr 186 v. Chr. die in seiner Gegenwart dabei vorgenommenen Schändlichkeiten entdeckte, und der Senat sie sodann auf das Strengste verbot.


Bacchanten, Bacchantinnen, (Gr. u. röm. M.) Die letztere Benennung ist von doppelter Bedeutung; sie bezeichnet 1) Weiber, die der Volksglaube sich als Begleiterinnen des Gottes Bacchus während seiner Thaten und Schicksale auf Erden dachte, und – 2) diejenigen, die in der Wirklichkeit die Feste jenes Gottes feierten: nur in letzterem Sinne kann der erstere, das männliche Geschlecht betreffende Name gebraucht werden. Jene Begleiterinnen des Bacchus auf seinem Zuge nach Indien werden sonst auch Mänaden, Thyiaden, Mimalloniden, Lenä, Bassariden genannt. Sie kränzten sich mit Weinlaub, hängten um die Schultern ein Rehfell oder das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0158" n="88"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal-Beryth</hi> (Phön. M.), ein zu Berythus in Phönicien verehrter Gott, Erbauer jener Stadt, Symbol der Wintersonne; er hatte auch zu Sichem einen Tempel, welcher zugleich eine starke Festung war.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal-Gad</hi> (Phön. M.), ein Gott, von welchem die Stadt Gad am Berge Hermon den Namen erhalten haben soll, Symbol des Mondes, Lenker des Schicksals; wie es scheint, ein Glücksgott in astrologischer und horoscopischer Beziehung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baali</hi> (Ind. M.), Stifter des Staates Iran, ein frommer Mann, empfing von Gott die vier heiligen Bücher, und theilte sein Volk in fünf Kasten. Er ist mit Brama wahrscheinlich dieselbe Person, so wie auch mit dem Bel der Assyrier und dem Sohne des Kusch. Er war der Mann des einfachen Naturgesetzes, und herrschte in seliger Unschuld vor der grossen Sündfluth, bis der rohere Cultus des Schiwa ihn verdrängte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal Peor</hi> (<hi rendition="#b">Baal Phegor</hi>, <hi rendition="#b">Beel</hi>, <hi rendition="#b">Bel Phegor</hi>), berühmte Gottheit der Moabiter, die auf dem Berge Peor oder Phegor hauptsächlich verehrt wurde. Sie drückte das Symbol der Zeugungskraft der Sonne aus, daher sie einen Phallus im Munde trug, und die ihr gefeierten Feste den priapischen ähnlich waren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal Thares</hi>, ein Name, welcher wahrscheinlich nichts weiter als Herrscher von Thares oder Tarsus bedeutet, jedoch von einigen Archäologen für einen besonderen Gott gehalten wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baaltis</hi>, Fig. 42, (Phön. M.), weibliche Form des Namens Baal, die Herrscherin, Himmelskönigin, Mondgöttin, Eins mit Astarte, für deren Schwester Andere sie<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0042.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 42.</head><lb/></figure><lb/>
halten. Hauptsitz ihrer Verehrung war Byblus; die Carthager wie die Phönicier beteten sie unter beiden Namen an.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal Zamen</hi> (Phön. M.), <hi rendition="#b">Beel Semen</hi>, Herr des Himmels (die Sonne).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal Zebub</hi> oder <hi rendition="#b">Baal Sebub</hi> (der Gott der Fliegen). Offenbar <hi rendition="#g">Beelzebub</hi>; nach Einigen ein schimpflicher Beiname, den die Hebräer dem Baal Zamen gaben, weil sie die Götzen überhaupt Sebub (Koth) nannten; nach Anderen aber eine besondere Gottheit, zu Ekron verehrt, der Fliegenabwehrer, der Vertreiber der Pest; endlich, aus dem obigen abgeleitet, ein Name des Satan.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baal Zephon</hi>, Herr der Mitternacht, der Finsterniss; Baal als Gott des Nordens, des Polarsterns.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baau</hi>, nach der Cosmogonie der Phönicier die Urnacht, Gattin des Geistes Kolpia, des ersten Odems, und von ihm Mutter des Aeon, des Erstgebornen der Zeit, aus welchem Genos und Geneia entstanden, d. i. die Gattungen der Dinge.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Bab</hi>, bei den Persern der Name des Feuers, als Symbol der Gottheit; das Wort heisst in der Sprache der Feueranbeter Vater.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Babia</hi> (Syr. M.), soll bei den Bewohnern von Damascus die Göttin der Kindheit, der schützende Genius der Neugebornen, genannt worden sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Babilos</hi>, eine heidnische Gottheit der alten Polen und Schlesier. Man schrieb ihr die Erfindung der Bienenzucht zu, daher man bei den roh angelegten Bienenstöcken im Walde häufig ihr Bild, aus Holz geschnitzt, gefunden hat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Babitschand</hi>. S. <hi rendition="#g">Wawidschansa</hi>.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Baby</hi> (Aegypt. M.), Beiname des bösen Gottes Typhon, der den guten Osiris ermordete; soll eigentlich bedeuten; »der in unterirdischen Höhlen eingeschlossene Wind«.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Babylonia</hi> (Gr. M.), eine Nymphe, welche von Apollo den Arabus (s. d.), den Erfinder der Arzneikunde, gebar.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Babylonier</hi> (Rel. der). Eines der gebildetsten Völker des Alterthums war das der B., und so war ihre Religion, obwohl noch mit rohen Zügen gemischt, doch eine der am tiefsinnigsten durchdachten, ein geläuterter Sabäismus; die sichtbaren Offenbarungen der Gottheit waren Sonne, Mond und Gestirne; dem Volke erschienen sie freilich als die Götter selbst. Die Priester der B., ein eigener Stamm, <hi rendition="#g">Chaldäer</hi> genannt, lehrten, dass die Göttin Omorka das Chaos geschaffen und beherrscht, und dass nach ihr Baal dasselbe entwirrt und Licht und Finsterniss geschieden, indem er Omorka in zwei Hälften zerschnitten, deren eine sofort den Himmel, die andere die Erde gebildet habe. Er opferte sich für seine Schöpfung, liess sich das Haupt abschlagen, und aus seinem mit der Erde gemischten Blute entstand alles Lebende, dem er nach vorher geschriebenen Gesetzen ein sicheres Dasein bestimmte. Diese Gesetze wurden den Menschen durch Oannes, ein mächtiges, redendes Seeungeheuer, geoffenbart, welches täglich aus den grünen Fluthen kam, um sie zu lehren; auch Künste und Wissenschaften brachte Oannes mit, so wie Religion und Weisheit. Nach dieser Lehre verehrten die B. in Baal und Baaltis (s. dd.) die schaffenden und gebärenden Kräfte, worauf sich auch der höchst üppige Dienst bezog, welcher forderte, dass jedes Weib der Göttin opfere, wie man der Venus auf Cyprus sich hingab.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Babylonischer Thurm</hi>. Nach der, vielfachen Deutungen unterworfenen Stelle, I. Buch Mose, Kap. 11. V. 1 &#x2013; 9, bauten Noa's Nachkommen in einer Ebene, Sinear, einen Thurm, welcher bis in den Himmel reichen sollte und zum Zweck hatte, ihnen ein Mittelpunkt der Vereinigung zu sein. Da nun Gott fürchtete, dass die Menschen ihren Vorsatz ausführen möchten, so verwirrte er ihre Sprache, und sie konnten sich nun einander nicht mehr verständlich machen. Diesen Thurm hält man gewöhnlich für einerlei mit dem von griechischen Geschichtschreibern geschilderten Tempel des Belus zu Babylon dessen Ruinen noch jetzt sichtbar sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Bacchanalien</hi>, allgemeiner Name der dem Bacchus gefeierten Feste, bei den Griechen Dionysien genannt. In Rom führte ein besonders zügellos begangenes Fest vorzugsweise obigen Namen, bis P. Aebutius im Jahr 186 v. Chr. die in seiner Gegenwart dabei vorgenommenen Schändlichkeiten entdeckte, und der Senat sie sodann auf das Strengste verbot.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Bacchanten</hi>, <hi rendition="#b">Bacchantinnen</hi>, (Gr. u. röm. M.) Die letztere Benennung ist von doppelter Bedeutung; sie bezeichnet 1) Weiber, die der Volksglaube sich als Begleiterinnen des Gottes Bacchus während seiner Thaten und Schicksale auf Erden dachte, und &#x2013; 2) diejenigen, die in der Wirklichkeit die Feste jenes Gottes feierten: nur in letzterem Sinne kann der erstere, das männliche Geschlecht betreffende Name gebraucht werden. Jene Begleiterinnen des Bacchus auf seinem Zuge nach Indien werden sonst auch Mänaden, Thyiaden, Mimalloniden, Lenä, Bassariden genannt. Sie kränzten sich mit Weinlaub, hängten um die Schultern ein Rehfell oder das
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0158] Baal-Beryth (Phön. M.), ein zu Berythus in Phönicien verehrter Gott, Erbauer jener Stadt, Symbol der Wintersonne; er hatte auch zu Sichem einen Tempel, welcher zugleich eine starke Festung war. Baal-Gad (Phön. M.), ein Gott, von welchem die Stadt Gad am Berge Hermon den Namen erhalten haben soll, Symbol des Mondes, Lenker des Schicksals; wie es scheint, ein Glücksgott in astrologischer und horoscopischer Beziehung. Baali (Ind. M.), Stifter des Staates Iran, ein frommer Mann, empfing von Gott die vier heiligen Bücher, und theilte sein Volk in fünf Kasten. Er ist mit Brama wahrscheinlich dieselbe Person, so wie auch mit dem Bel der Assyrier und dem Sohne des Kusch. Er war der Mann des einfachen Naturgesetzes, und herrschte in seliger Unschuld vor der grossen Sündfluth, bis der rohere Cultus des Schiwa ihn verdrängte. Baal Peor (Baal Phegor, Beel, Bel Phegor), berühmte Gottheit der Moabiter, die auf dem Berge Peor oder Phegor hauptsächlich verehrt wurde. Sie drückte das Symbol der Zeugungskraft der Sonne aus, daher sie einen Phallus im Munde trug, und die ihr gefeierten Feste den priapischen ähnlich waren. Baal Thares, ein Name, welcher wahrscheinlich nichts weiter als Herrscher von Thares oder Tarsus bedeutet, jedoch von einigen Archäologen für einen besonderen Gott gehalten wird. Baaltis, Fig. 42, (Phön. M.), weibliche Form des Namens Baal, die Herrscherin, Himmelskönigin, Mondgöttin, Eins mit Astarte, für deren Schwester Andere sie [Abbildung Fig. 42. ] halten. Hauptsitz ihrer Verehrung war Byblus; die Carthager wie die Phönicier beteten sie unter beiden Namen an. Baal Zamen (Phön. M.), Beel Semen, Herr des Himmels (die Sonne). Baal Zebub oder Baal Sebub (der Gott der Fliegen). Offenbar Beelzebub; nach Einigen ein schimpflicher Beiname, den die Hebräer dem Baal Zamen gaben, weil sie die Götzen überhaupt Sebub (Koth) nannten; nach Anderen aber eine besondere Gottheit, zu Ekron verehrt, der Fliegenabwehrer, der Vertreiber der Pest; endlich, aus dem obigen abgeleitet, ein Name des Satan. Baal Zephon, Herr der Mitternacht, der Finsterniss; Baal als Gott des Nordens, des Polarsterns. Baau, nach der Cosmogonie der Phönicier die Urnacht, Gattin des Geistes Kolpia, des ersten Odems, und von ihm Mutter des Aeon, des Erstgebornen der Zeit, aus welchem Genos und Geneia entstanden, d. i. die Gattungen der Dinge. Bab, bei den Persern der Name des Feuers, als Symbol der Gottheit; das Wort heisst in der Sprache der Feueranbeter Vater. Babia (Syr. M.), soll bei den Bewohnern von Damascus die Göttin der Kindheit, der schützende Genius der Neugebornen, genannt worden sein. Babilos, eine heidnische Gottheit der alten Polen und Schlesier. Man schrieb ihr die Erfindung der Bienenzucht zu, daher man bei den roh angelegten Bienenstöcken im Walde häufig ihr Bild, aus Holz geschnitzt, gefunden hat. Babitschand. S. Wawidschansa. Baby (Aegypt. M.), Beiname des bösen Gottes Typhon, der den guten Osiris ermordete; soll eigentlich bedeuten; »der in unterirdischen Höhlen eingeschlossene Wind«. Babylonia (Gr. M.), eine Nymphe, welche von Apollo den Arabus (s. d.), den Erfinder der Arzneikunde, gebar. Babylonier (Rel. der). Eines der gebildetsten Völker des Alterthums war das der B., und so war ihre Religion, obwohl noch mit rohen Zügen gemischt, doch eine der am tiefsinnigsten durchdachten, ein geläuterter Sabäismus; die sichtbaren Offenbarungen der Gottheit waren Sonne, Mond und Gestirne; dem Volke erschienen sie freilich als die Götter selbst. Die Priester der B., ein eigener Stamm, Chaldäer genannt, lehrten, dass die Göttin Omorka das Chaos geschaffen und beherrscht, und dass nach ihr Baal dasselbe entwirrt und Licht und Finsterniss geschieden, indem er Omorka in zwei Hälften zerschnitten, deren eine sofort den Himmel, die andere die Erde gebildet habe. Er opferte sich für seine Schöpfung, liess sich das Haupt abschlagen, und aus seinem mit der Erde gemischten Blute entstand alles Lebende, dem er nach vorher geschriebenen Gesetzen ein sicheres Dasein bestimmte. Diese Gesetze wurden den Menschen durch Oannes, ein mächtiges, redendes Seeungeheuer, geoffenbart, welches täglich aus den grünen Fluthen kam, um sie zu lehren; auch Künste und Wissenschaften brachte Oannes mit, so wie Religion und Weisheit. Nach dieser Lehre verehrten die B. in Baal und Baaltis (s. dd.) die schaffenden und gebärenden Kräfte, worauf sich auch der höchst üppige Dienst bezog, welcher forderte, dass jedes Weib der Göttin opfere, wie man der Venus auf Cyprus sich hingab. Babylonischer Thurm. Nach der, vielfachen Deutungen unterworfenen Stelle, I. Buch Mose, Kap. 11. V. 1 – 9, bauten Noa's Nachkommen in einer Ebene, Sinear, einen Thurm, welcher bis in den Himmel reichen sollte und zum Zweck hatte, ihnen ein Mittelpunkt der Vereinigung zu sein. Da nun Gott fürchtete, dass die Menschen ihren Vorsatz ausführen möchten, so verwirrte er ihre Sprache, und sie konnten sich nun einander nicht mehr verständlich machen. Diesen Thurm hält man gewöhnlich für einerlei mit dem von griechischen Geschichtschreibern geschilderten Tempel des Belus zu Babylon dessen Ruinen noch jetzt sichtbar sind. Bacchanalien, allgemeiner Name der dem Bacchus gefeierten Feste, bei den Griechen Dionysien genannt. In Rom führte ein besonders zügellos begangenes Fest vorzugsweise obigen Namen, bis P. Aebutius im Jahr 186 v. Chr. die in seiner Gegenwart dabei vorgenommenen Schändlichkeiten entdeckte, und der Senat sie sodann auf das Strengste verbot. Bacchanten, Bacchantinnen, (Gr. u. röm. M.) Die letztere Benennung ist von doppelter Bedeutung; sie bezeichnet 1) Weiber, die der Volksglaube sich als Begleiterinnen des Gottes Bacchus während seiner Thaten und Schicksale auf Erden dachte, und – 2) diejenigen, die in der Wirklichkeit die Feste jenes Gottes feierten: nur in letzterem Sinne kann der erstere, das männliche Geschlecht betreffende Name gebraucht werden. Jene Begleiterinnen des Bacchus auf seinem Zuge nach Indien werden sonst auch Mänaden, Thyiaden, Mimalloniden, Lenä, Bassariden genannt. Sie kränzten sich mit Weinlaub, hängten um die Schultern ein Rehfell oder das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/158
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/158>, abgerufen am 15.05.2024.