Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite



Fig. 85.
Altären findet. Der neuen Göttin ward nun ein prächtiger Tempel zu Pessinus erbaut und sie als Landesgöttin, bald als die oberste von allen, verehrt, daher denn auch von hier der Name der Göttermutter ausging. Ein Orakel, dass, wenn man die höchste der Göttinnen aus Kleinasien nach Rom bringen würde, jeder nahende Feind vertrieben werden könnte, veranlasste die Römer, 203 v. Chr., ihr Bild, das aber nur ein schwarzer, nicht besonders grosser Stein war, aus Pessinus nach Rom zu holen und ihr hier auf dem palatinischen Hügel einen Tempel zu bauen, wo fortwährend phrygische Priester, Gallen genannt, ihren orgiastischen Dienst verrichteten. Da sie schon in Phrygien die "grosse Mutter" geheissen hatte, so wurde sie nun mit der griechischen Rhea, der Mutter der Götter, und mit der latinischen Ops, der Gemahlin des Saturnus, verwechselt, auch mit der Göttin der Erde identificirt. Ueber die Liebe der C. zu Atys oder Attes, s. Attes. Auf unserer Abbildung 84 sehen wir sie nach einer antiken Statue sitzend dargestellt; am Fussgestell die Vestalin Claudia Quinta, die ihre bezweifelte Tugend dadurch beweist, dass sie das Schiff mit dem Bildnisse der C., das in der Tiber festsass und durch keine Gewalt wieder flott gemacht werden konnte, mit ihrem Gürtel weiter zieht. Das Bild 85 zeigt sie uns nach einem Basrelief, in Angst um ihren neugebornen Sohn Jupiter, den die Ziege Amalthea säugt, während zwei Corybanten den Waffentanz um ihn tanzen, damit Saturn sein Gewimmer nicht höre. Löwen und die Mauerkrone, so wie die Handtrommel, welche sie erfunden, sind stets ihre Attribute.


Cychreus oder Cenchreus, (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Salamis, einer Tochter des Flussgottes Asopus, ging auf die Insel, welche seiner Mutter Namen führt, und befreite sie von einer ungeheuern Schlange, welche dieselbe unbewohnbar machte; darauf colonisirte er dieselbe; weil er jedoch kinderlos starb, hinterliess er das Reich dem Telamon, dem Bruder des Peleus.


Cyclopen (Gr. M.). Nach Homer ein riesenhaftes, übermüthiges, gesetzloses, menschenfresserisches Hirtenvolk auf der Insel Trinacria, das weder Acker- noch Weinbau, sondern nur Viehzucht trieb. Jeder lebte für sich in einer Höhle; sie kannten die Schifffahrt nicht, und bekümmerten sich nichts um Jupiter. Als der bedeutendste tritt unter ihnen Polyphem, der Sohn Neptuns, hervor (s. Ulysses). Bei Hesiod sind die C. Titanen, drei an der Zahl, Söhne des Uranus und der Gäa, die personificirten Wetterstrahle, worauf ihre Namen Arges (der Leuchtende), Steropes (oder Asteropes oder Asteropäus, der Blitz) und Brontes (der Donner), hindeuten. Sie wurden von Uranus in den Tartarus geworfen, und von Saturnus, als er sich gegen jenen empörte, wieder befreit. Dasselbe Schicksal der C. wiederholt sich dann: Jupiter befreit sie aus der zweiten Gefangenschaft, in welche Saturnus sie geworfen. Dem Jupiter dienen sie nun und schmieden ihm die Blitze: als sie aber auch den Blitz geschmiedet hatten, womit Jupiter den Aesculap erschlug, tödtete sie dessen Vater Apollo zur Rache mit seinen Geschossen. Später werden sie als Schmiede-Gesellen des Vulcan aufgefasst und haben im Schoosse des Aetna ihre Werkstätte; es sind ihrer nun mehrere, auch mit theilweise veränderten Namen, z. B. Pyracmon, Acmas. Endlich schrieben die Griechen auch die ältesten, ungeheuren Mauerwerke, deren Erbauer unbekannt waren, einem uralten, bauverständigen, thracischen Volke zu, das sie C. nannten. Ueberreste solcher Bauwerke, cyclopische, genannt, aus unbehauenen, vieleckigen, dicht zusammengefügten Steinblöcken, oft 20 bis 30 Fuss breit, aufgeführt, sieht man noch heut zu Tage in Griechenland, besonders im ehemaligen Argolis, Arcadien und Epirus- auch im alten Latium.


Cycnus (Gr. M.), 1) Sohn des Apollo und der libyschen Nymphe Thyria oder Hyria, ein Jüngling von ungemeiner Schönheit. Als sein Freund Phylius ihn auf des Hercules Rath verliess, stürzte er sich in den See Conope, wohin ihm seine Mutter aus Gram über sein frühes Ende folgte. Apollo verwandelte Beide in Schwäne und nahm den Schwan zum Lieblingsvogel. - 2) C., Sohn des Mars und der Pelopia, bekannt wegen seiner Grausamkeit, seiner Stärke und seines Zweikampfs mit Hercules. Er wohnte in Thessalien und fiel alle Reisenden mörderisch an, bloss um ihnen die Köpfe abzuschneiden, denn er



Fig. 85.
Altären findet. Der neuen Göttin ward nun ein prächtiger Tempel zu Pessinus erbaut und sie als Landesgöttin, bald als die oberste von allen, verehrt, daher denn auch von hier der Name der Göttermutter ausging. Ein Orakel, dass, wenn man die höchste der Göttinnen aus Kleinasien nach Rom bringen würde, jeder nahende Feind vertrieben werden könnte, veranlasste die Römer, 203 v. Chr., ihr Bild, das aber nur ein schwarzer, nicht besonders grosser Stein war, aus Pessinus nach Rom zu holen und ihr hier auf dem palatinischen Hügel einen Tempel zu bauen, wo fortwährend phrygische Priester, Gallen genannt, ihren orgiastischen Dienst verrichteten. Da sie schon in Phrygien die »grosse Mutter« geheissen hatte, so wurde sie nun mit der griechischen Rhea, der Mutter der Götter, und mit der latinischen Ops, der Gemahlin des Saturnus, verwechselt, auch mit der Göttin der Erde identificirt. Ueber die Liebe der C. zu Atys oder Attes, s. Attes. Auf unserer Abbildung 84 sehen wir sie nach einer antiken Statue sitzend dargestellt; am Fussgestell die Vestalin Claudia Quinta, die ihre bezweifelte Tugend dadurch beweist, dass sie das Schiff mit dem Bildnisse der C., das in der Tiber festsass und durch keine Gewalt wieder flott gemacht werden konnte, mit ihrem Gürtel weiter zieht. Das Bild 85 zeigt sie uns nach einem Basrelief, in Angst um ihren neugebornen Sohn Jupiter, den die Ziege Amalthea säugt, während zwei Corybanten den Waffentanz um ihn tanzen, damit Saturn sein Gewimmer nicht höre. Löwen und die Mauerkrone, so wie die Handtrommel, welche sie erfunden, sind stets ihre Attribute.


Cychreus oder Cenchreus, (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Salamis, einer Tochter des Flussgottes Asopus, ging auf die Insel, welche seiner Mutter Namen führt, und befreite sie von einer ungeheuern Schlange, welche dieselbe unbewohnbar machte; darauf colonisirte er dieselbe; weil er jedoch kinderlos starb, hinterliess er das Reich dem Telamon, dem Bruder des Peleus.


Cyclopen (Gr. M.). Nach Homer ein riesenhaftes, übermüthiges, gesetzloses, menschenfresserisches Hirtenvolk auf der Insel Trinacria, das weder Acker- noch Weinbau, sondern nur Viehzucht trieb. Jeder lebte für sich in einer Höhle; sie kannten die Schifffahrt nicht, und bekümmerten sich nichts um Jupiter. Als der bedeutendste tritt unter ihnen Polyphem, der Sohn Neptuns, hervor (s. Ulysses). Bei Hesiod sind die C. Titanen, drei an der Zahl, Söhne des Uranus und der Gäa, die personificirten Wetterstrahle, worauf ihre Namen Arges (der Leuchtende), Steropes (oder Asteropes oder Asteropäus, der Blitz) und Brontes (der Donner), hindeuten. Sie wurden von Uranus in den Tartarus geworfen, und von Saturnus, als er sich gegen jenen empörte, wieder befreit. Dasselbe Schicksal der C. wiederholt sich dann: Jupiter befreit sie aus der zweiten Gefangenschaft, in welche Saturnus sie geworfen. Dem Jupiter dienen sie nun und schmieden ihm die Blitze: als sie aber auch den Blitz geschmiedet hatten, womit Jupiter den Aesculap erschlug, tödtete sie dessen Vater Apollo zur Rache mit seinen Geschossen. Später werden sie als Schmiede-Gesellen des Vulcan aufgefasst und haben im Schoosse des Aetna ihre Werkstätte; es sind ihrer nun mehrere, auch mit theilweise veränderten Namen, z. B. Pyracmon, Acmas. Endlich schrieben die Griechen auch die ältesten, ungeheuren Mauerwerke, deren Erbauer unbekannt waren, einem uralten, bauverständigen, thracischen Volke zu, das sie C. nannten. Ueberreste solcher Bauwerke, cyclopische, genannt, aus unbehauenen, vieleckigen, dicht zusammengefügten Steinblöcken, oft 20 bis 30 Fuss breit, aufgeführt, sieht man noch heut zu Tage in Griechenland, besonders im ehemaligen Argolis, Arcadien und Epirus- auch im alten Latium.


Cycnus (Gr. M.), 1) Sohn des Apollo und der libyschen Nymphe Thyria oder Hyria, ein Jüngling von ungemeiner Schönheit. Als sein Freund Phylius ihn auf des Hercules Rath verliess, stürzte er sich in den See Conope, wohin ihm seine Mutter aus Gram über sein frühes Ende folgte. Apollo verwandelte Beide in Schwäne und nahm den Schwan zum Lieblingsvogel. – 2) C., Sohn des Mars und der Pelopia, bekannt wegen seiner Grausamkeit, seiner Stärke und seines Zweikampfs mit Hercules. Er wohnte in Thessalien und fiel alle Reisenden mörderisch an, bloss um ihnen die Köpfe abzuschneiden, denn er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0221" n="151"/><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0085.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 85.</head><lb/></figure><lb/>
Altären findet. Der neuen Göttin ward nun ein prächtiger Tempel zu Pessinus erbaut und sie als Landesgöttin, bald als die oberste von allen, verehrt, daher denn auch von hier der Name der Göttermutter ausging. Ein Orakel, dass, wenn man die höchste der Göttinnen aus Kleinasien nach Rom bringen würde, jeder nahende Feind vertrieben werden könnte, veranlasste die Römer, 203 v. Chr., ihr Bild, das aber nur ein schwarzer, nicht besonders grosser Stein war, aus Pessinus nach Rom zu holen und ihr hier auf dem palatinischen Hügel einen Tempel zu bauen, wo fortwährend phrygische Priester, Gallen genannt, ihren orgiastischen Dienst verrichteten. Da sie schon in Phrygien die »grosse Mutter« geheissen hatte, so wurde sie nun mit der griechischen Rhea, der Mutter der Götter, und mit der latinischen Ops, der Gemahlin des Saturnus, verwechselt, auch mit der Göttin der Erde identificirt. Ueber die Liebe der C. zu Atys oder Attes, s. Attes. Auf unserer Abbildung 84 sehen wir sie nach einer antiken Statue sitzend dargestellt; am Fussgestell die Vestalin Claudia Quinta, die ihre bezweifelte Tugend dadurch beweist, dass sie das Schiff mit dem Bildnisse der C., das in der Tiber festsass und durch keine Gewalt wieder flott gemacht werden konnte, mit ihrem Gürtel weiter zieht. Das Bild 85 zeigt sie uns nach einem Basrelief, in Angst um ihren neugebornen Sohn Jupiter, den die Ziege Amalthea säugt, während zwei Corybanten den Waffentanz um ihn tanzen, damit Saturn sein Gewimmer nicht höre. Löwen und die Mauerkrone, so wie die Handtrommel, welche sie erfunden, sind stets ihre Attribute.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Cychreus</hi> oder <hi rendition="#b">Cenchreus</hi>, (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Salamis, einer Tochter des Flussgottes Asopus, ging auf die Insel, welche seiner Mutter Namen führt, und befreite sie von einer ungeheuern Schlange, welche dieselbe unbewohnbar machte; darauf colonisirte er dieselbe; weil er jedoch kinderlos starb, hinterliess er das Reich dem Telamon, dem Bruder des Peleus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Cyclopen</hi> (Gr. M.). Nach Homer ein riesenhaftes, übermüthiges, gesetzloses, menschenfresserisches Hirtenvolk auf der Insel Trinacria, das weder Acker- noch Weinbau, sondern nur Viehzucht trieb. Jeder lebte für sich in einer Höhle; sie kannten die Schifffahrt nicht, und bekümmerten sich nichts um Jupiter. Als der bedeutendste tritt unter ihnen Polyphem, der Sohn Neptuns, hervor (s. <hi rendition="#g">Ulysses</hi>). Bei Hesiod sind die C. Titanen, drei an der Zahl, Söhne des Uranus und der Gäa, die personificirten Wetterstrahle, worauf ihre Namen <hi rendition="#g">Arges</hi> (der Leuchtende), <hi rendition="#g">Steropes</hi> (oder Asteropes oder Asteropäus, der Blitz) und <hi rendition="#g">Brontes</hi> (der Donner), hindeuten. Sie wurden von Uranus in den Tartarus geworfen, und von Saturnus, als er sich gegen jenen empörte, wieder befreit. Dasselbe Schicksal der C. wiederholt sich dann: Jupiter befreit sie aus der zweiten Gefangenschaft, in welche Saturnus sie geworfen. Dem Jupiter dienen sie nun und schmieden ihm die Blitze: als sie aber auch den Blitz geschmiedet hatten, womit Jupiter den Aesculap erschlug, tödtete sie dessen Vater Apollo zur Rache mit seinen Geschossen. Später werden sie als Schmiede-Gesellen des Vulcan aufgefasst und haben im Schoosse des Aetna ihre Werkstätte; es sind ihrer nun mehrere, auch mit theilweise veränderten Namen, z. B. Pyracmon, Acmas. Endlich schrieben die Griechen auch die ältesten, ungeheuren Mauerwerke, deren Erbauer unbekannt waren, einem uralten, bauverständigen, thracischen Volke zu, das sie C. nannten. Ueberreste solcher Bauwerke, cyclopische, genannt, aus unbehauenen, vieleckigen, dicht zusammengefügten Steinblöcken, oft 20 bis 30 Fuss breit, aufgeführt, sieht man noch heut zu Tage in Griechenland, besonders im ehemaligen Argolis, Arcadien und Epirus- auch im alten Latium.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Cycnus</hi> (Gr. M.), 1) Sohn des Apollo und der libyschen Nymphe Thyria oder Hyria, ein Jüngling von ungemeiner Schönheit. Als sein Freund Phylius ihn auf des Hercules Rath verliess, stürzte er sich in den See Conope, wohin ihm seine Mutter aus Gram über sein frühes Ende folgte. Apollo verwandelte Beide in Schwäne und nahm den Schwan zum Lieblingsvogel. &#x2013; 2) C., Sohn des Mars und der Pelopia, bekannt wegen seiner Grausamkeit, seiner Stärke und seines Zweikampfs mit Hercules. Er wohnte in Thessalien und fiel alle Reisenden mörderisch an, bloss um ihnen die Köpfe abzuschneiden, denn er
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0221] [Abbildung Fig. 85. ] Altären findet. Der neuen Göttin ward nun ein prächtiger Tempel zu Pessinus erbaut und sie als Landesgöttin, bald als die oberste von allen, verehrt, daher denn auch von hier der Name der Göttermutter ausging. Ein Orakel, dass, wenn man die höchste der Göttinnen aus Kleinasien nach Rom bringen würde, jeder nahende Feind vertrieben werden könnte, veranlasste die Römer, 203 v. Chr., ihr Bild, das aber nur ein schwarzer, nicht besonders grosser Stein war, aus Pessinus nach Rom zu holen und ihr hier auf dem palatinischen Hügel einen Tempel zu bauen, wo fortwährend phrygische Priester, Gallen genannt, ihren orgiastischen Dienst verrichteten. Da sie schon in Phrygien die »grosse Mutter« geheissen hatte, so wurde sie nun mit der griechischen Rhea, der Mutter der Götter, und mit der latinischen Ops, der Gemahlin des Saturnus, verwechselt, auch mit der Göttin der Erde identificirt. Ueber die Liebe der C. zu Atys oder Attes, s. Attes. Auf unserer Abbildung 84 sehen wir sie nach einer antiken Statue sitzend dargestellt; am Fussgestell die Vestalin Claudia Quinta, die ihre bezweifelte Tugend dadurch beweist, dass sie das Schiff mit dem Bildnisse der C., das in der Tiber festsass und durch keine Gewalt wieder flott gemacht werden konnte, mit ihrem Gürtel weiter zieht. Das Bild 85 zeigt sie uns nach einem Basrelief, in Angst um ihren neugebornen Sohn Jupiter, den die Ziege Amalthea säugt, während zwei Corybanten den Waffentanz um ihn tanzen, damit Saturn sein Gewimmer nicht höre. Löwen und die Mauerkrone, so wie die Handtrommel, welche sie erfunden, sind stets ihre Attribute. Cychreus oder Cenchreus, (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Salamis, einer Tochter des Flussgottes Asopus, ging auf die Insel, welche seiner Mutter Namen führt, und befreite sie von einer ungeheuern Schlange, welche dieselbe unbewohnbar machte; darauf colonisirte er dieselbe; weil er jedoch kinderlos starb, hinterliess er das Reich dem Telamon, dem Bruder des Peleus. Cyclopen (Gr. M.). Nach Homer ein riesenhaftes, übermüthiges, gesetzloses, menschenfresserisches Hirtenvolk auf der Insel Trinacria, das weder Acker- noch Weinbau, sondern nur Viehzucht trieb. Jeder lebte für sich in einer Höhle; sie kannten die Schifffahrt nicht, und bekümmerten sich nichts um Jupiter. Als der bedeutendste tritt unter ihnen Polyphem, der Sohn Neptuns, hervor (s. Ulysses). Bei Hesiod sind die C. Titanen, drei an der Zahl, Söhne des Uranus und der Gäa, die personificirten Wetterstrahle, worauf ihre Namen Arges (der Leuchtende), Steropes (oder Asteropes oder Asteropäus, der Blitz) und Brontes (der Donner), hindeuten. Sie wurden von Uranus in den Tartarus geworfen, und von Saturnus, als er sich gegen jenen empörte, wieder befreit. Dasselbe Schicksal der C. wiederholt sich dann: Jupiter befreit sie aus der zweiten Gefangenschaft, in welche Saturnus sie geworfen. Dem Jupiter dienen sie nun und schmieden ihm die Blitze: als sie aber auch den Blitz geschmiedet hatten, womit Jupiter den Aesculap erschlug, tödtete sie dessen Vater Apollo zur Rache mit seinen Geschossen. Später werden sie als Schmiede-Gesellen des Vulcan aufgefasst und haben im Schoosse des Aetna ihre Werkstätte; es sind ihrer nun mehrere, auch mit theilweise veränderten Namen, z. B. Pyracmon, Acmas. Endlich schrieben die Griechen auch die ältesten, ungeheuren Mauerwerke, deren Erbauer unbekannt waren, einem uralten, bauverständigen, thracischen Volke zu, das sie C. nannten. Ueberreste solcher Bauwerke, cyclopische, genannt, aus unbehauenen, vieleckigen, dicht zusammengefügten Steinblöcken, oft 20 bis 30 Fuss breit, aufgeführt, sieht man noch heut zu Tage in Griechenland, besonders im ehemaligen Argolis, Arcadien und Epirus- auch im alten Latium. Cycnus (Gr. M.), 1) Sohn des Apollo und der libyschen Nymphe Thyria oder Hyria, ein Jüngling von ungemeiner Schönheit. Als sein Freund Phylius ihn auf des Hercules Rath verliess, stürzte er sich in den See Conope, wohin ihm seine Mutter aus Gram über sein frühes Ende folgte. Apollo verwandelte Beide in Schwäne und nahm den Schwan zum Lieblingsvogel. – 2) C., Sohn des Mars und der Pelopia, bekannt wegen seiner Grausamkeit, seiner Stärke und seines Zweikampfs mit Hercules. Er wohnte in Thessalien und fiel alle Reisenden mörderisch an, bloss um ihnen die Köpfe abzuschneiden, denn er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/221
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/221>, abgerufen am 15.05.2024.