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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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das Palladium (Bild der Minerva), nachdem Helenus den Griechen verrathen hatte, dass Troja nicht erobert werden könne, so lange jenes Bild in dessen Mauern sei. Entweder vor oder nach dem troischen Zug kommt D. seinem Grossvater Oeneus gegen Agrius zu Hülfe, der ihn entthront hat und gefangen hält. Er rächt den Greis und nimmt ihn mit sich nach Argos, wo er selbst nach Adrasts Tode König ist. Auf und nach der Rückkehr von Troja hat er die manchfaltigsten, zum Theil auf widersprechende Weise überlieferten Schicksale, wovon nur diese Umstände den Kern bilden, dass er sein Weib Aegialea untreu findet, desshalb Argos verlässt, nach Italien kommt, sich mit dem König Daunus befreundet, dessen Tochter Evippe heirathet, auf Daunus in der Regierung folgt, zahlreiche Städte auf der Ostseite Unter-Italiens gründet, und nach seinem Tode, vornehmlich auf den nach ihm benannten diomedeischen Inseln (h. z. T. Isole Tremiti) als Heros verehrt wird.


Diomeus (Gr. M.), Beiname des Jupiter.


Diomus (Gr. M.), Sohn des Colyttus, Liebling und Diener des Hercules. Nach ihm war eine Landgemeinde in Attica benannt.


Dionaca (Gr. M.), Beiname der Venus, als Tochter der Dione.


Dione (Gr. M.), 1) eine Oceanide oder Titanin, Tochter des Oceanus und der Tethys, oder des Uranus und der Gäa, oder des Aether und der Letztern, von Jupiter Mutter der Venus, nach Homer; nach Hesiod aber ist Venus aus dem Schaume des Meeres geboren. Spätere nennen Venus selbst D. - 2) D., Tochter des Atlas, Gemahlin des Tantalus, Mutter des Pelops und der Niobe.


Dionysia (Gr. Festbrauch.), die Bacchus-Feste der Griechen, vornehmlich in den Herbst, Winter und Frühling fallend, indem im Herbst die Gabe des Gottes dankbar genossen, im Winter der Schmerz um seine in Todesschlummer versunkene Kraft, im Frühling die Hoffnung auf ihre Wiederbelebung ausgesprochen wird. Die bekanntesten dieser Feste sind: 1) Die attischen, und unter diesen: a) die kleinen oder ländlichen D., im Monat Posideon, der um die Mitte unseres Decembers begann, auf dem Lande zur Zeit der Weinlese gefeiert. Hieher gehören die Ascolien (s. d.). Hiebei war vor alten Zeiten Thespis mit seinem Theater-Karren aufgetreten, daher dramatische Aufführungen immer zu diesem Feste gehörten. Den Schluss bildete das Fest der Haloen, wobei der Ceres und dem Bacchus gemeinschaftlich für den Segen des Jahres gedankt wurde. b) Die Lenäen im Monat Gamelion, der in der Mitte unseres Januar begann, ein der Stadt Athen eigenthümliches Fest (dem Namen nach das Kelter-Fest). c) Die Anthesterien (s. d.), im Monat Anthesterion, um die Zeit der wieder sprossenden ersten Blumen. d) Die grossen oder städtischen D., im Monat Elaphebolion, um den Anfang unseres April. Das ganze Land vereinigte sich bei diesem Feste in Athen, das zugleich von vielen Fremden besucht war; selbst Gefangenen gönnte man die Theilnahme. In einer Procession trug man ein Bild des Gottes durch die Stadt, unter Chören von Männern und Knaben, welche Festlieder, Dithyramben genannt, sangen. - 2) Das trieterische Bacchus-Fest, die Feste der Mänaden, welche um die Zeit des kürzesten Tages alle zwei Jahre bei Nacht auf Bergen mit dem wildesten Orgiasmus begangen wurden, aus Thracien nach Griechenland übergetragen. Am ältesten war dieser Dienst in Theben; er verbreitete sich aber über ganz Griechenland, und einer seiner Hauptsitze war der Parnass bei Delphi. Nur Frauen und Mädchen nahmen daran Theil. In Hirschkalbfelle gekleidet, den Thyrsus schwingend, Handpauken schlagend, mit fliegenden Haaren, versammelten sie sich auf den Bergen und verweilten mehrere Tage, in verrenkten Stellungen tanzend und schwärmend, und bedeutungsvolle Opfer darbringend; sie zerrissen z. B. einen Bock oder Stier mit den Zähnen und verzehrten sein rohes Fleisch, gewiss eine Spur ehemaliger Menschen - Opfer. - 3) Bacchanalien (s. d.) der Römer, noch plumpere, weil prosaischere Ausartungen der heiteren Verehrung des Freude spendenden Gottes.


Dionysodotus (Gr. M.), "der von Dionysos, d. i. Bacchus, Erzeugte", Beiname des Apollo in der attischen Landgemeinde der Phlyeer.


Dionysos (Gr. M.), der beiden Griechen gewöhnlichere Name des Bacchus.


Diopatra (Gr. M.). Ein Hirte Terambus (s. d.) sagte den Nymphen am Berge Othrys in der Landschaft Melis unter anderen Schmähungen auch nach, Neptun habe aus Verlangen nach einer von ihnen, D., die übrigen auf so lange in Schwarzpappeln verwandelt, bis er sein Verlangen befriedigt hatte; dann habe er ihnen ihre vorige Gestalt wieder gegeben.


Diores (Gr. M.), 1) Sohn des Aeolus, Königs der liparischen oder äolischen Inseln; Polymela, welche während der Anwesenheit des Ulysses mit diesem ein Liebesverständniss unterhalten hatte, war seine Schwester und wurde dann seine Gattin. - 2) D., Sohn des Königs von Buprasion, Amarynceus, welcher als Heerführer der Epeer vor Troja erschien, aber von dem Sohne des Imbrasus, Pirous, der zugleich mit Acamas Anführer der Thracier war, erlegt wurde. - 3) D., Sohn des Priamus, zog von Troja mit Aeneas nach Italien. Er gewann durch Zufall einen Preis im Wettlauf bei den Spielen in Sicilien, indem der Erste ausglitt und den Zweiten mit sich riss, wodurch er, der Dritte, siegte; allein er wurde später in Italien zugleich mit seinem Bruder Amycus von Turnus getödtet.


Diorphus (Pers. M.), Sohn des Mithras. Dieser hasste alle Weiber; sein Verlangen nach einem Sohn machte aber, dass er sich einen solchen mit einem Felsen erzeugte, den er, allerdings nur nach einer Nachricht des sehr späten Plutarch, D. nannte.


Dioscurea (Gr. Festbrauch.), Feste der Dioscuren, (s. d.), die man zu Sparta und Cyrene mit Kampfspielen feierte.


Fig. 97.

Fig. 98.

Dioscuren, Fig. 97. 98. (Gr. M.), "Jupiters Knaben", die Brüder Castor und Pollux, auch Tyndariden genannt, weil Tyndareus, König von Sparta, Anfangs für ihren Vater galt. Ihre Mutter war Leda, Tochter des Thestius, Gemahlin des Tyndareus. In den Angaben über ihre Erzeugung von väterlicher Seite wechselt die Sage auf das Manchfaltigste und wunderlichste. Homer nennt sie einfach Söhne des Tyndareus; später jedoch tritt der Mythus dazwischen, wonach Jupiter in Gestalt eines Schwans sich zu Leda gesellt, welche in Folge davon ein Ei zur Welt bringt, aus welchem nach Einigen Castor, Pollux und Helena als Drillinge hervorgehen, nach Anderen nur die beiden Brüder als Zwillinge. Nach der verbreitetsten Annahme jedoch sind Pollux und Helena Kinder der

das Palladium (Bild der Minerva), nachdem Helenus den Griechen verrathen hatte, dass Troja nicht erobert werden könne, so lange jenes Bild in dessen Mauern sei. Entweder vor oder nach dem troïschen Zug kommt D. seinem Grossvater Oeneus gegen Agrius zu Hülfe, der ihn entthront hat und gefangen hält. Er rächt den Greis und nimmt ihn mit sich nach Argos, wo er selbst nach Adrasts Tode König ist. Auf und nach der Rückkehr von Troja hat er die manchfaltigsten, zum Theil auf widersprechende Weise überlieferten Schicksale, wovon nur diese Umstände den Kern bilden, dass er sein Weib Aegialea untreu findet, desshalb Argos verlässt, nach Italien kommt, sich mit dem König Daunus befreundet, dessen Tochter Evippe heirathet, auf Daunus in der Regierung folgt, zahlreiche Städte auf der Ostseite Unter-Italiens gründet, und nach seinem Tode, vornehmlich auf den nach ihm benannten diomedeischen Inseln (h. z. T. Isole Tremiti) als Heros verehrt wird.


Diomeus (Gr. M.), Beiname des Jupiter.


Diomus (Gr. M.), Sohn des Colyttus, Liebling und Diener des Hercules. Nach ihm war eine Landgemeinde in Attica benannt.


Dionaca (Gr. M.), Beiname der Venus, als Tochter der Dione.


Dione (Gr. M.), 1) eine Oceanide oder Titanin, Tochter des Oceanus und der Tethys, oder des Uranus und der Gäa, oder des Aether und der Letztern, von Jupiter Mutter der Venus, nach Homer; nach Hesiod aber ist Venus aus dem Schaume des Meeres geboren. Spätere nennen Venus selbst D. – 2) D., Tochter des Atlas, Gemahlin des Tantalus, Mutter des Pelops und der Niobe.


Dionysia (Gr. Festbrauch.), die Bacchus-Feste der Griechen, vornehmlich in den Herbst, Winter und Frühling fallend, indem im Herbst die Gabe des Gottes dankbar genossen, im Winter der Schmerz um seine in Todesschlummer versunkene Kraft, im Frühling die Hoffnung auf ihre Wiederbelebung ausgesprochen wird. Die bekanntesten dieser Feste sind: 1) Die attischen, und unter diesen: a) die kleinen oder ländlichen D., im Monat Posideon, der um die Mitte unseres Decembers begann, auf dem Lande zur Zeit der Weinlese gefeiert. Hieher gehören die Ascolien (s. d.). Hiebei war vor alten Zeiten Thespis mit seinem Theater-Karren aufgetreten, daher dramatische Aufführungen immer zu diesem Feste gehörten. Den Schluss bildete das Fest der Haloën, wobei der Ceres und dem Bacchus gemeinschaftlich für den Segen des Jahres gedankt wurde. b) Die Lenäen im Monat Gamelion, der in der Mitte unseres Januar begann, ein der Stadt Athen eigenthümliches Fest (dem Namen nach das Kelter-Fest). c) Die Anthesterien (s. d.), im Monat Anthesterion, um die Zeit der wieder sprossenden ersten Blumen. d) Die grossen oder städtischen D., im Monat Elaphebolion, um den Anfang unseres April. Das ganze Land vereinigte sich bei diesem Feste in Athen, das zugleich von vielen Fremden besucht war; selbst Gefangenen gönnte man die Theilnahme. In einer Procession trug man ein Bild des Gottes durch die Stadt, unter Chören von Männern und Knaben, welche Festlieder, Dithyramben genannt, sangen. – 2) Das trieterische Bacchus-Fest, die Feste der Mänaden, welche um die Zeit des kürzesten Tages alle zwei Jahre bei Nacht auf Bergen mit dem wildesten Orgiasmus begangen wurden, aus Thracien nach Griechenland übergetragen. Am ältesten war dieser Dienst in Theben; er verbreitete sich aber über ganz Griechenland, und einer seiner Hauptsitze war der Parnass bei Delphi. Nur Frauen und Mädchen nahmen daran Theil. In Hirschkalbfelle gekleidet, den Thyrsus schwingend, Handpauken schlagend, mit fliegenden Haaren, versammelten sie sich auf den Bergen und verweilten mehrere Tage, in verrenkten Stellungen tanzend und schwärmend, und bedeutungsvolle Opfer darbringend; sie zerrissen z. B. einen Bock oder Stier mit den Zähnen und verzehrten sein rohes Fleisch, gewiss eine Spur ehemaliger Menschen – Opfer. – 3) Bacchanalien (s. d.) der Römer, noch plumpere, weil prosaischere Ausartungen der heiteren Verehrung des Freude spendenden Gottes.


Dionysodotus (Gr. M.), »der von Dionysos, d. i. Bacchus, Erzeugte«, Beiname des Apollo in der attischen Landgemeinde der Phlyeer.


Dionysos (Gr. M.), der beiden Griechen gewöhnlichere Name des Bacchus.


Diopatra (Gr. M.). Ein Hirte Terambus (s. d.) sagte den Nymphen am Berge Othrys in der Landschaft Melis unter anderen Schmähungen auch nach, Neptun habe aus Verlangen nach einer von ihnen, D., die übrigen auf so lange in Schwarzpappeln verwandelt, bis er sein Verlangen befriedigt hatte; dann habe er ihnen ihre vorige Gestalt wieder gegeben.


Diores (Gr. M.), 1) Sohn des Aeolus, Königs der liparischen oder äolischen Inseln; Polymela, welche während der Anwesenheit des Ulysses mit diesem ein Liebesverständniss unterhalten hatte, war seine Schwester und wurde dann seine Gattin. – 2) D., Sohn des Königs von Buprasion, Amarynceus, welcher als Heerführer der Epeer vor Troja erschien, aber von dem Sohne des Imbrasus, Pirous, der zugleich mit Acamas Anführer der Thracier war, erlegt wurde. – 3) D., Sohn des Priamus, zog von Troja mit Aeneas nach Italien. Er gewann durch Zufall einen Preis im Wettlauf bei den Spielen in Sicilien, indem der Erste ausglitt und den Zweiten mit sich riss, wodurch er, der Dritte, siegte; allein er wurde später in Italien zugleich mit seinem Bruder Amycus von Turnus getödtet.


Diorphus (Pers. M.), Sohn des Mithras. Dieser hasste alle Weiber; sein Verlangen nach einem Sohn machte aber, dass er sich einen solchen mit einem Felsen erzeugte, den er, allerdings nur nach einer Nachricht des sehr späten Plutarch, D. nannte.


Dioscurea (Gr. Festbrauch.), Feste der Dioscuren, (s. d.), die man zu Sparta und Cyrene mit Kampfspielen feierte.


Fig. 97.

Fig. 98.

Dioscuren, Fig. 97. 98. (Gr. M.), »Jupiters Knaben«, die Brüder Castor und Pollux, auch Tyndariden genannt, weil Tyndareus, König von Sparta, Anfangs für ihren Vater galt. Ihre Mutter war Leda, Tochter des Thestius, Gemahlin des Tyndareus. In den Angaben über ihre Erzeugung von väterlicher Seite wechselt die Sage auf das Manchfaltigste und wunderlichste. Homer nennt sie einfach Söhne des Tyndareus; später jedoch tritt der Mythus dazwischen, wonach Jupiter in Gestalt eines Schwans sich zu Leda gesellt, welche in Folge davon ein Ei zur Welt bringt, aus welchem nach Einigen Castor, Pollux und Helena als Drillinge hervorgehen, nach Anderen nur die beiden Brüder als Zwillinge. Nach der verbreitetsten Annahme jedoch sind Pollux und Helena Kinder der

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[169/0239] das Palladium (Bild der Minerva), nachdem Helenus den Griechen verrathen hatte, dass Troja nicht erobert werden könne, so lange jenes Bild in dessen Mauern sei. Entweder vor oder nach dem troïschen Zug kommt D. seinem Grossvater Oeneus gegen Agrius zu Hülfe, der ihn entthront hat und gefangen hält. Er rächt den Greis und nimmt ihn mit sich nach Argos, wo er selbst nach Adrasts Tode König ist. Auf und nach der Rückkehr von Troja hat er die manchfaltigsten, zum Theil auf widersprechende Weise überlieferten Schicksale, wovon nur diese Umstände den Kern bilden, dass er sein Weib Aegialea untreu findet, desshalb Argos verlässt, nach Italien kommt, sich mit dem König Daunus befreundet, dessen Tochter Evippe heirathet, auf Daunus in der Regierung folgt, zahlreiche Städte auf der Ostseite Unter-Italiens gründet, und nach seinem Tode, vornehmlich auf den nach ihm benannten diomedeischen Inseln (h. z. T. Isole Tremiti) als Heros verehrt wird. Diomeus (Gr. M.), Beiname des Jupiter. Diomus (Gr. M.), Sohn des Colyttus, Liebling und Diener des Hercules. Nach ihm war eine Landgemeinde in Attica benannt. Dionaca (Gr. M.), Beiname der Venus, als Tochter der Dione. Dione (Gr. M.), 1) eine Oceanide oder Titanin, Tochter des Oceanus und der Tethys, oder des Uranus und der Gäa, oder des Aether und der Letztern, von Jupiter Mutter der Venus, nach Homer; nach Hesiod aber ist Venus aus dem Schaume des Meeres geboren. Spätere nennen Venus selbst D. – 2) D., Tochter des Atlas, Gemahlin des Tantalus, Mutter des Pelops und der Niobe. Dionysia (Gr. Festbrauch.), die Bacchus-Feste der Griechen, vornehmlich in den Herbst, Winter und Frühling fallend, indem im Herbst die Gabe des Gottes dankbar genossen, im Winter der Schmerz um seine in Todesschlummer versunkene Kraft, im Frühling die Hoffnung auf ihre Wiederbelebung ausgesprochen wird. Die bekanntesten dieser Feste sind: 1) Die attischen, und unter diesen: a) die kleinen oder ländlichen D., im Monat Posideon, der um die Mitte unseres Decembers begann, auf dem Lande zur Zeit der Weinlese gefeiert. Hieher gehören die Ascolien (s. d.). Hiebei war vor alten Zeiten Thespis mit seinem Theater-Karren aufgetreten, daher dramatische Aufführungen immer zu diesem Feste gehörten. Den Schluss bildete das Fest der Haloën, wobei der Ceres und dem Bacchus gemeinschaftlich für den Segen des Jahres gedankt wurde. b) Die Lenäen im Monat Gamelion, der in der Mitte unseres Januar begann, ein der Stadt Athen eigenthümliches Fest (dem Namen nach das Kelter-Fest). c) Die Anthesterien (s. d.), im Monat Anthesterion, um die Zeit der wieder sprossenden ersten Blumen. d) Die grossen oder städtischen D., im Monat Elaphebolion, um den Anfang unseres April. 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B. einen Bock oder Stier mit den Zähnen und verzehrten sein rohes Fleisch, gewiss eine Spur ehemaliger Menschen – Opfer. – 3) Bacchanalien (s. d.) der Römer, noch plumpere, weil prosaischere Ausartungen der heiteren Verehrung des Freude spendenden Gottes. Dionysodotus (Gr. M.), »der von Dionysos, d. i. Bacchus, Erzeugte«, Beiname des Apollo in der attischen Landgemeinde der Phlyeer. Dionysos (Gr. M.), der beiden Griechen gewöhnlichere Name des Bacchus. Diopatra (Gr. M.). Ein Hirte Terambus (s. d.) sagte den Nymphen am Berge Othrys in der Landschaft Melis unter anderen Schmähungen auch nach, Neptun habe aus Verlangen nach einer von ihnen, D., die übrigen auf so lange in Schwarzpappeln verwandelt, bis er sein Verlangen befriedigt hatte; dann habe er ihnen ihre vorige Gestalt wieder gegeben. Diores (Gr. M.), 1) Sohn des Aeolus, Königs der liparischen oder äolischen Inseln; Polymela, welche während der Anwesenheit des Ulysses mit diesem ein Liebesverständniss unterhalten hatte, war seine Schwester und wurde dann seine Gattin. – 2) D., Sohn des Königs von Buprasion, Amarynceus, welcher als Heerführer der Epeer vor Troja erschien, aber von dem Sohne des Imbrasus, Pirous, der zugleich mit Acamas Anführer der Thracier war, erlegt wurde. – 3) D., Sohn des Priamus, zog von Troja mit Aeneas nach Italien. Er gewann durch Zufall einen Preis im Wettlauf bei den Spielen in Sicilien, indem der Erste ausglitt und den Zweiten mit sich riss, wodurch er, der Dritte, siegte; allein er wurde später in Italien zugleich mit seinem Bruder Amycus von Turnus getödtet. Diorphus (Pers. M.), Sohn des Mithras. Dieser hasste alle Weiber; sein Verlangen nach einem Sohn machte aber, dass er sich einen solchen mit einem Felsen erzeugte, den er, allerdings nur nach einer Nachricht des sehr späten Plutarch, D. nannte. Dioscurea (Gr. Festbrauch.), Feste der Dioscuren, (s. d.), die man zu Sparta und Cyrene mit Kampfspielen feierte. [Abbildung Fig. 97. ] [Abbildung Fig. 98. ] Dioscuren, Fig. 97. 98. (Gr. M.), »Jupiters Knaben«, die Brüder Castor und Pollux, auch Tyndariden genannt, weil Tyndareus, König von Sparta, Anfangs für ihren Vater galt. Ihre Mutter war Leda, Tochter des Thestius, Gemahlin des Tyndareus. In den Angaben über ihre Erzeugung von väterlicher Seite wechselt die Sage auf das Manchfaltigste und wunderlichste. Homer nennt sie einfach Söhne des Tyndareus; später jedoch tritt der Mythus dazwischen, wonach Jupiter in Gestalt eines Schwans sich zu Leda gesellt, welche in Folge davon ein Ei zur Welt bringt, aus welchem nach Einigen Castor, Pollux und Helena als Drillinge hervorgehen, nach Anderen nur die beiden Brüder als Zwillinge. Nach der verbreitetsten Annahme jedoch sind Pollux und Helena Kinder der

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Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/239>, abgerufen am 15.05.2024.