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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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verursacht ihm so fürchterliche Schmerzen, dass er sich windet und krümmt, von seinen Banden zwar nicht loskommen kann, doch die Erde damit so erschüttert, dass die Menschen diess Erdbeben nennen.


Farbaute (Nord. M.), ein Iote, hatte zur Gemahlin Laufeja oder Nala, von welcher er Vater des Loke wurde.


Farmagott (Nord. M.), einer der Beinamen Odins, "der Lastengott".


Farmatyr (Nord. M.), gleich dem vorigen ein Beiname Odins, welcher "Lastenherr" bedeuten soll.


Farvardians (Pers. Rel.), die letzte Hälfte der Gatahs (d. h. der zehn letzten Tage des Jahres); in der ersten Hälfte nähern sich die Seelen der Verstorbenen der Erde bis auf drei Bogenschüsse, und schweben in der Luft umher; in den letzten fünf Tagen (F.) besuchen sie aber die Erde selbst, und zwar nicht bloss die Geister der Seligen, sondern auch die der Verdammten; sie kommen zu ihren Angehörigen, und ihnen zu Ehren werden die Gatahs, oder Todtenfeste, während aller zehn Tage gehalten.


Farwardin (Pers. M.), der Genius oder Ized, welcher jedem neunzehnten Tage eines Monats vorsteht, und den ersten Frühlingsmonat beherrscht. Es werden ihm, wie jedem Genius bestimmter Tage, eigene Gebete gehalten; die Parsen glauben, dass er es sei, welcher das Licht des Tages verleiht.


Fascelis oder Fascelitis (Röm. M.), Beiname der taurischen Diana, deren Bild Orestes und Iphigenia, in ein Reisbündel gehüllt, von Aulis nach Aricia gebracht haben sollen. Reisbündel heisst Fascis.


Fascinus (Röm. M.), ein Schutzgott der Kinder und der Feldherren, eine sonderbare Zusammenstellung, welche darin ihren Grund hat, dass man glaubte, diese beiden Classen seien dem Neide am meisten ausgesetzt; diesem aber schrieb man zauberische, üble Wirkung zu, und F. war es, welcher alle Hexereien zerstören, oder ihre Wirkung aufheben sollte, daher die Amulete, welche man den Kindern um den Hals hing, um sie vor Zaubereien zu schützen, auch Fascini hiessen. Auch die Vestalinnen opferten diesem Gotte als Bewahrer des römischen Staates.


Fata Morgana, Fee Morgana, nennen die Italiener die wunderbare Lufterscheinung, welche man im Deutschen Luftspiegelung nennt. Sie zeigt sich vorzugsweise in der Meerenge von Messina sehr auffallend und deutlich, und hat dort unter dem völlig kenntnisslosen Volk zu einer Menge sonderbarer Sagen Veranlassung gegeben. Es soll am Aetna ein uralter Einsiedler gewohnt haben, welcher durch lange fortgesetzte Beobachtungen auf die künftigen Erscheinungen schliessen gelernt habe, und in Folge dessen Prophezeihungen gab; ihm hatte sich die Fee Morgana anvertraut, und ihre Schlösser, Paläste, Gärten und Schiffe, ihre Feste, Zaubereien und bildlichen Verkündigungen der Zukunft waren es, welche derjenige sich über dem Meere erheben sah, der den Einsiedler um sein Orakel befragte. F. M. wohnt in crystallenem Palaste, in der Tiefe des grünen Meeres, und erhebt sich um die Zeit des Sonnenunterganges mit ihren Gespielinnen aus demselben in hundert bunten Gestalten, stets wechselnd mit den Formen, doch stets sinnig und neu, und niemals auf gleiche Weise wiederkehrend. Bezaubernde Töne, begleitet von schwellenden Klängen entfernter Hörner, hört der Beglückte, dem solch ein Anblick wird; doch wer die Fee selbst in ihrer Schönheit geschaut hat, wird von unbezwinglicher Sehnsucht nach ihr fortgezogen, und endet sein Leben im Meere. Der Name Morgana ist bretonisch und heisst Meerfrau.


Fatua oder Fauna (Röm. M.), Tochter des alt-italischen Gottes oder Königs Picus, Gattin des Faunus, ward als Orakelspenderin verehrt, hatte an manchen Orten geweihete Höhlen, Haine, Tempel, ward als Bona Dea verehrt und auch mit Ops und Cybele verwechselt.


Fatuellus (Röm. M.), einerlei mit Fatuus oder Faunus (s. d.).


Fatum (Röm. M.), das Schicksal, eigentlich das Gesprochene, d. h. der göttliche Ausspruch und Beschluss.


Fatuus, identisch mit Faunus (s. d.).


Faunalien (Röm. Festbrauch), ein Fest des Faunus, am 5. Dezember im Freien begangen; man opferte dem Gotte Wein, Milch, junge Böcke, betete, dass er den Aeckern und Heerden, zumal den jungen Thieren gnädig sein möchte, und überliess sich der Fröhlichkeit beim Schmause. Alles Vieh liess man frei Umschweifen, und gestattete dem Gesinde Tanz und Wohlleben auf Wiesen und Kreuzwegen.


Faune, Fig. 110 - 114 (Röm. M.), Waldgötter, Kinder des Faunus und der Fauna. Sie wurden später, als die


Fig. 110.
griechische Mythologie in Rom eingebürgert war, mit den Panen oder Panisken völlig vermengt, und wie diese dargestellt: bocksfüssig, mit Geisschwänzen, spitzigen Ohren, gehörnt, krummnasig, musikliebend, wollüstig. Auch die Satyrn verschmolzen endlich mit ihnen. Unsere Abbildungen zeigen einige Darstellungen dieser Waldgeister, in deren Veranschaulichung die alten Künstler der muthwilligsten Phantasie den freiesten Lauf liessen.


Fig. 111.

Faunus (Röm. M.), Sohn des Picus, Enkel des Saturn, uralter mythischer König von Latium, Vater des

verursacht ihm so fürchterliche Schmerzen, dass er sich windet und krümmt, von seinen Banden zwar nicht loskommen kann, doch die Erde damit so erschüttert, dass die Menschen diess Erdbeben nennen.


Farbaute (Nord. M.), ein Iote, hatte zur Gemahlin Laufeja oder Nala, von welcher er Vater des Loke wurde.


Farmagott (Nord. M.), einer der Beinamen Odins, »der Lastengott«.


Farmatyr (Nord. M.), gleich dem vorigen ein Beiname Odins, welcher »Lastenherr« bedeuten soll.


Farvardians (Pers. Rel.), die letzte Hälfte der Gatahs (d. h. der zehn letzten Tage des Jahres); in der ersten Hälfte nähern sich die Seelen der Verstorbenen der Erde bis auf drei Bogenschüsse, und schweben in der Luft umher; in den letzten fünf Tagen (F.) besuchen sie aber die Erde selbst, und zwar nicht bloss die Geister der Seligen, sondern auch die der Verdammten; sie kommen zu ihren Angehörigen, und ihnen zu Ehren werden die Gatahs, oder Todtenfeste, während aller zehn Tage gehalten.


Farwardin (Pers. M.), der Genius oder Ized, welcher jedem neunzehnten Tage eines Monats vorsteht, und den ersten Frühlingsmonat beherrscht. Es werden ihm, wie jedem Genius bestimmter Tage, eigene Gebete gehalten; die Parsen glauben, dass er es sei, welcher das Licht des Tages verleiht.


Fascelis oder Fascelitis (Röm. M.), Beiname der taurischen Diana, deren Bild Orestes und Iphigenia, in ein Reisbündel gehüllt, von Aulis nach Aricia gebracht haben sollen. Reisbündel heisst Fascis.


Fascinus (Röm. M.), ein Schutzgott der Kinder und der Feldherren, eine sonderbare Zusammenstellung, welche darin ihren Grund hat, dass man glaubte, diese beiden Classen seien dem Neide am meisten ausgesetzt; diesem aber schrieb man zauberische, üble Wirkung zu, und F. war es, welcher alle Hexereien zerstören, oder ihre Wirkung aufheben sollte, daher die Amulete, welche man den Kindern um den Hals hing, um sie vor Zaubereien zu schützen, auch Fascini hiessen. Auch die Vestalinnen opferten diesem Gotte als Bewahrer des römischen Staates.


Fata Morgana, Fee Morgana, nennen die Italiener die wunderbare Lufterscheinung, welche man im Deutschen Luftspiegelung nennt. Sie zeigt sich vorzugsweise in der Meerenge von Messina sehr auffallend und deutlich, und hat dort unter dem völlig kenntnisslosen Volk zu einer Menge sonderbarer Sagen Veranlassung gegeben. Es soll am Aetna ein uralter Einsiedler gewohnt haben, welcher durch lange fortgesetzte Beobachtungen auf die künftigen Erscheinungen schliessen gelernt habe, und in Folge dessen Prophezeihungen gab; ihm hatte sich die Fee Morgana anvertraut, und ihre Schlösser, Paläste, Gärten und Schiffe, ihre Feste, Zaubereien und bildlichen Verkündigungen der Zukunft waren es, welche derjenige sich über dem Meere erheben sah, der den Einsiedler um sein Orakel befragte. F. M. wohnt in crystallenem Palaste, in der Tiefe des grünen Meeres, und erhebt sich um die Zeit des Sonnenunterganges mit ihren Gespielinnen aus demselben in hundert bunten Gestalten, stets wechselnd mit den Formen, doch stets sinnig und neu, und niemals auf gleiche Weise wiederkehrend. Bezaubernde Töne, begleitet von schwellenden Klängen entfernter Hörner, hört der Beglückte, dem solch ein Anblick wird; doch wer die Fee selbst in ihrer Schönheit geschaut hat, wird von unbezwinglicher Sehnsucht nach ihr fortgezogen, und endet sein Leben im Meere. Der Name Morgana ist bretonisch und heisst Meerfrau.


Fatua oder Fauna (Röm. M.), Tochter des alt-italischen Gottes oder Königs Picus, Gattin des Faunus, ward als Orakelspenderin verehrt, hatte an manchen Orten geweihete Höhlen, Haine, Tempel, ward als Bona Dea verehrt und auch mit Ops und Cybele verwechselt.


Fatuellus (Röm. M.), einerlei mit Fatuus oder Faunus (s. d.).


Fatum (Röm. M.), das Schicksal, eigentlich das Gesprochene, d. h. der göttliche Ausspruch und Beschluss.


Fatuus, identisch mit Faunus (s. d.).


Faunalien (Röm. Festbrauch), ein Fest des Faunus, am 5. Dezember im Freien begangen; man opferte dem Gotte Wein, Milch, junge Böcke, betete, dass er den Aeckern und Heerden, zumal den jungen Thieren gnädig sein möchte, und überliess sich der Fröhlichkeit beim Schmause. Alles Vieh liess man frei Umschweifen, und gestattete dem Gesinde Tanz und Wohlleben auf Wiesen und Kreuzwegen.


Faune, Fig. 110 – 114 (Röm. M.), Waldgötter, Kinder des Faunus und der Fauna. Sie wurden später, als die


Fig. 110.
griechische Mythologie in Rom eingebürgert war, mit den Panen oder Panisken völlig vermengt, und wie diese dargestellt: bocksfüssig, mit Geisschwänzen, spitzigen Ohren, gehörnt, krummnasig, musikliebend, wollüstig. Auch die Satyrn verschmolzen endlich mit ihnen. Unsere Abbildungen zeigen einige Darstellungen dieser Waldgeister, in deren Veranschaulichung die alten Künstler der muthwilligsten Phantasie den freiesten Lauf liessen.


Fig. 111.

Faunus (Röm. M.), Sohn des Picus, Enkel des Saturn, uralter mythischer König von Latium, Vater des

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[201/0271] verursacht ihm so fürchterliche Schmerzen, dass er sich windet und krümmt, von seinen Banden zwar nicht loskommen kann, doch die Erde damit so erschüttert, dass die Menschen diess Erdbeben nennen. Farbaute (Nord. M.), ein Iote, hatte zur Gemahlin Laufeja oder Nala, von welcher er Vater des Loke wurde. Farmagott (Nord. M.), einer der Beinamen Odins, »der Lastengott«. Farmatyr (Nord. M.), gleich dem vorigen ein Beiname Odins, welcher »Lastenherr« bedeuten soll. Farvardians (Pers. Rel.), die letzte Hälfte der Gatahs (d. h. der zehn letzten Tage des Jahres); in der ersten Hälfte nähern sich die Seelen der Verstorbenen der Erde bis auf drei Bogenschüsse, und schweben in der Luft umher; in den letzten fünf Tagen (F.) besuchen sie aber die Erde selbst, und zwar nicht bloss die Geister der Seligen, sondern auch die der Verdammten; sie kommen zu ihren Angehörigen, und ihnen zu Ehren werden die Gatahs, oder Todtenfeste, während aller zehn Tage gehalten. Farwardin (Pers. M.), der Genius oder Ized, welcher jedem neunzehnten Tage eines Monats vorsteht, und den ersten Frühlingsmonat beherrscht. Es werden ihm, wie jedem Genius bestimmter Tage, eigene Gebete gehalten; die Parsen glauben, dass er es sei, welcher das Licht des Tages verleiht. Fascelis oder Fascelitis (Röm. M.), Beiname der taurischen Diana, deren Bild Orestes und Iphigenia, in ein Reisbündel gehüllt, von Aulis nach Aricia gebracht haben sollen. Reisbündel heisst Fascis. Fascinus (Röm. M.), ein Schutzgott der Kinder und der Feldherren, eine sonderbare Zusammenstellung, welche darin ihren Grund hat, dass man glaubte, diese beiden Classen seien dem Neide am meisten ausgesetzt; diesem aber schrieb man zauberische, üble Wirkung zu, und F. war es, welcher alle Hexereien zerstören, oder ihre Wirkung aufheben sollte, daher die Amulete, welche man den Kindern um den Hals hing, um sie vor Zaubereien zu schützen, auch Fascini hiessen. Auch die Vestalinnen opferten diesem Gotte als Bewahrer des römischen Staates. Fata Morgana, Fee Morgana, nennen die Italiener die wunderbare Lufterscheinung, welche man im Deutschen Luftspiegelung nennt. Sie zeigt sich vorzugsweise in der Meerenge von Messina sehr auffallend und deutlich, und hat dort unter dem völlig kenntnisslosen Volk zu einer Menge sonderbarer Sagen Veranlassung gegeben. Es soll am Aetna ein uralter Einsiedler gewohnt haben, welcher durch lange fortgesetzte Beobachtungen auf die künftigen Erscheinungen schliessen gelernt habe, und in Folge dessen Prophezeihungen gab; ihm hatte sich die Fee Morgana anvertraut, und ihre Schlösser, Paläste, Gärten und Schiffe, ihre Feste, Zaubereien und bildlichen Verkündigungen der Zukunft waren es, welche derjenige sich über dem Meere erheben sah, der den Einsiedler um sein Orakel befragte. F. M. wohnt in crystallenem Palaste, in der Tiefe des grünen Meeres, und erhebt sich um die Zeit des Sonnenunterganges mit ihren Gespielinnen aus demselben in hundert bunten Gestalten, stets wechselnd mit den Formen, doch stets sinnig und neu, und niemals auf gleiche Weise wiederkehrend. Bezaubernde Töne, begleitet von schwellenden Klängen entfernter Hörner, hört der Beglückte, dem solch ein Anblick wird; doch wer die Fee selbst in ihrer Schönheit geschaut hat, wird von unbezwinglicher Sehnsucht nach ihr fortgezogen, und endet sein Leben im Meere. Der Name Morgana ist bretonisch und heisst Meerfrau. Fatua oder Fauna (Röm. M.), Tochter des alt-italischen Gottes oder Königs Picus, Gattin des Faunus, ward als Orakelspenderin verehrt, hatte an manchen Orten geweihete Höhlen, Haine, Tempel, ward als Bona Dea verehrt und auch mit Ops und Cybele verwechselt. Fatuellus (Röm. M.), einerlei mit Fatuus oder Faunus (s. d.). Fatum (Röm. M.), das Schicksal, eigentlich das Gesprochene, d. h. der göttliche Ausspruch und Beschluss. Fatuus, identisch mit Faunus (s. d.). Faunalien (Röm. Festbrauch), ein Fest des Faunus, am 5. Dezember im Freien begangen; man opferte dem Gotte Wein, Milch, junge Böcke, betete, dass er den Aeckern und Heerden, zumal den jungen Thieren gnädig sein möchte, und überliess sich der Fröhlichkeit beim Schmause. Alles Vieh liess man frei Umschweifen, und gestattete dem Gesinde Tanz und Wohlleben auf Wiesen und Kreuzwegen. Faune, Fig. 110 – 114 (Röm. M.), Waldgötter, Kinder des Faunus und der Fauna. Sie wurden später, als die [Abbildung Fig. 110. ] griechische Mythologie in Rom eingebürgert war, mit den Panen oder Panisken völlig vermengt, und wie diese dargestellt: bocksfüssig, mit Geisschwänzen, spitzigen Ohren, gehörnt, krummnasig, musikliebend, wollüstig. Auch die Satyrn verschmolzen endlich mit ihnen. Unsere Abbildungen zeigen einige Darstellungen dieser Waldgeister, in deren Veranschaulichung die alten Künstler der muthwilligsten Phantasie den freiesten Lauf liessen. [Abbildung Fig. 111. ] Faunus (Röm. M.), Sohn des Picus, Enkel des Saturn, uralter mythischer König von Latium, Vater des

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/271>, abgerufen am 15.05.2024.