Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Thier- und Menschen - Gestalten etc. Die Epochen der Bilderschrift sind aus dem Gange der Geschichte ziemlich klar; die Uranfänge sind da zu suchen, wo man noch keine Buchstabenschrift hatte; ihre geheime Anwendung zu den Zeiten, in welchen die Priester sich als heilig von dem Volke sonderten; die Vermischung der griechischen Religionslehren mit den ägyptischen brachte die eigentliche Bedeutung in Vergessenheit; und als man im Anfange des Christenthums sich derselben Zeichen für magische, gnostische, chemische, theurgische und astrologische Phantasien bediente, verschwand der alte Sinn derselben so ganz, dass man schwerlich mehr die vollständige Entzifferung zu finden vermag.


Hieromneme (Gr. M.), Tochter des trojanischen Flussgottes Simois. (S. Assaracus.)


Hierophant (Gr. M.), der Vorsteher der Eleusinien (s. d.). Eumolpus erhielt die Geheimnisse des Dienstes der Ceres von ihr selbst, daher musste der oberste Priester der eleusinschen Geheimnisse immer aus diesem Geschlechte sein, in welchem sie von dem Vater auf den Sohn fortgeflanzt wurden. Seine Würde war sehr hoch, und sein Schmuck derselben entsprechend: ihn zierte eine königliche Binde, das Diadem. Er durfte nach Einigen gar nicht, nach Anderen nur nicht zum zweiten Male heirathen; die Letzteren geben den Frauen Antheil am Tempeldienst. Er führte in die kleinen und weihte in die grossen Geheimnisse ein, bewahrte im Gedächtnisse die nicht niedergeschriebenen Gesetze und legte sie aus; er stellte in den kleinen Geheimnissen den Demiurgus, den Weltschöpfer, vor, in den grossen gab er den geheimen Unterricht, welcher der Hauptzweck des Ganzen war. Er schmückte die Bildsäule der Göttin, und trug sie selbst bei feierlichen Gelegenheiten.


Hierophantiden (Gr. M.), die obersten Priesterinnen im Dienste der eleusinischen Mysterien, dem Hierophant (s. d.) zur Seite stehend, von hohem Ansehen, durch reine Sitten, so wie durch königliche Abkunft ausgezeichnet.


Hieropoeus (Gr. M.), die Oberpriester, welche die Reinheit und Gesundheit des Opferthieres zu untersuchen, und wenn die Stadt selbst, der sie angehörten, einem fremdem Gotte Opfer senden wollte, diese Opfer zu besorgen hatten. Bei den Athenern hatten zehn aus den zehn Stämmen des Volkes gewählte Männer diesen Titel.


Hiisi (Nord. M.), ein böser Gott der Ureinwohner von Finnland, noch vor der Herrschaft der Asen, Sohn des Riesen Kalewa, ein gewaltiger Jäger, besonders auf Raubthiere, aber voll Tücke und Bosheit gegen die Menschen, daher von diesen mehr gefürchtet als geliebt.


Hilaira, s. Dioscuren.


Hilaria (Röm. Gottesdienst), hiess in Rom der 25. März, oder der dritte Tag des grossen Festes der Göttermutter, Cybele. Er sollte den Anfang der heitern Jahreszeit, des Frühlings, sinnbildlich darstellen, und wurde daher unter Scherz und geselligen Freuden gefeiert. Diess bezeichnet auch sein Name


Hildalfur (Nord. M.), Sohn des obersten Asengottes, Odin.


Hildegoeltur (Nord. M.), ein kostbarer, jedem Schwert widerstehender Helm, den die Berserker für Rolf Kraki, ihren Herrn, aussuchten, nachdem sie dem König Adils von Schweden ihre Dienste für diesen Lohn gewidmet.


Hildeswin (Nord. M.), ein trefflicher Helm, den König Adils von Schweden, nach der Schlacht gegen den König Ali von Norwegen, dem Letztern, der bei dem Kampfe geblieben, sammt seinem Rosse abnahm.


Hildur (Nord. M.), 1) Tochter des Königs Högni, schön und heldenhaft, und desshalb von Hedin, dem eben so schönen und tapfern Sohn des Königs Harandis, in ihres Vaters Abwesenheit geraubt. Der König eilte dem Räuber nach, welcher gegen Norden, an Norwegens Küste hinauf, und von da nach den Orkneys gezogen war. Als er dort ankam, fand er des Räubers Heer gelagert; H. trat ihm entgegen und bot ihm in Hedins Namen Frieden an, setzte aber hinzu, dass Hedin zum Kampf bereit sei und ihm nichts weiter geben werde, wenn er die Bedingung ausschlage. Sie begab sich darauf wieder zu Hedin und sagte, dass Högni den Frieden gänzlich verwerfe wesswegen sie ihn ermahnte, sich zur Schlacht zu rüsten. Beide thaten es, stiegen an's Land und ordneten ihre Heere. - Hedin selbst schien friedfertiger, denn er rief seinem Schwiegervater zu, dass er ihm viel Geld geben wolle, um nicht mit ihm kämpfen zu dürfen; doch Högni antwortete, dass es nun zu spät sei, dass er bereits sein Schwert Dainsleif aus der Scheide gezogen, und dass dieses, wenn es einmal entblösst sei, Menschen tödten müsse, auch dass die Wunden, die es schlage, unheilbar seien. Hedin antwortete, jener lobe zwar sein Schwert, doch darum noch nicht den Sieg; ihm sei das das beste Schwert, das seinem Herrn hold sei. Jetzt begann ein Kampf zwischen beiden Heeren: der Hjadningawig genannt wird, und welcher den ganzen Tag währte. Am Abend begaben sich die beiden Heerführer auf ihre Schiffe, allein H. erweckte durch Zauberkunst während der Nacht beide Heere, und als am Morgen die Könige das Schlachtfeld besuchten, standen die getödteten Krieger wieder auf und schlugen abermals von früh bis zum Abend, und so ging es Tag für Tag. Alle, die fielen und auf dem Felde lagen, wurden sammt ihren Kleidern und Waffen zu Stein; doch sobald das Frühroth tagte, standen alle wieder auf, die Waffen waren neu, und bis zum Untergang der Welt dauert so der Krieg, und weil H. ihn entzündet, wird den Krieg überhaupt H. genannt. - 2) H., der Name, den sich die schöne Schildjungfrau Brynhildur gibt, nachdem Sigurd Fafnirstödter sie aus ihrem Zauberschlaf geweckt.


Himalia (Gr. M.), eine Nymphe, mit welcher Jupiter einen Sohn Cronius erzeugte.


Himanl (Ind. M.), bei den Indiern die Jahreszeit der Kälte.


Himeros (Gr. M.), der Gott der liebenden Sehnsucht, ähnlich wie Pothos; er ist mit Amor ein Begleiter der Venus.


Heminbiorg (Nord. M.), "Himmelsburg", die Wohnung des weisen und starken Gottes Heimdal, welcher der Wächter der Himmelsbrücke Bifröst ist, an deren einem Ende auch die Wohnung liegt.


Himinglaeffa (Nord. M.), "die Himmelanklaffende, Drohende", eine von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der zornigen Ran.


Himmel (Nord. M.). Es gab der Himmel drei, von denen der nächste, durch Bifröst mit der Erde verbundene, derjenige, in welchem Asgard und Walhalla liegen, ein herrlicher und heiliger Aufenthalt der Asen war. Er, in der Zeit und im begränzten Raume erschaffen, ist dem Untergange geweiht, der ihm durch die Flammen aus Muspelheim droht, wenn Ragnarokr, der schreckliche Weltuntergang, hereinbricht, der weder Odins Palast, Valaskialf, noch das herrliche Hlidskialf verschont, von welchem Odin die ganze Welt überschauen kann. Eines zweiten H.s, Aundlung, erwähnt die Edda, ohne ihn zu beschreiben; er liegt über dem ersten, und über diesem zweiten liegt ein dritter, in welchem allein die Lichtelfen wohnen, und in welchem auch der Palast Gimle, schöner als die Sonne, mit Gold bedeckt, steht; ihn sollen nach Ragnarokr rechtschaffene Menschen bewohnen, er ist mithin der unzerstörbare ewige Himmel. - Andere Urkunden zählen neun: Windblain, Aundlung, Widblainn, Widfemi, Hjodr, Hlyrni, Gimir, Wetmimir und Skaturnir.


Himmelswohnungen (Nord. M.). In den verschiedenen Himmeln, besonders aber in denen zunächst der Erde liegenden, befinden sich Paläste, Gärten, Lusthaine der verschiedenen Götter des Nordens; dahin gehören: Walaskjalf, die mit Silber gedeckte Wohnung Odins; Ydalir, Freirs Palast; Thrudwanger, das Land der Stärke, Thors Aufenthalt; Folkwaag, der erhabenen Freia Lusthain; Sökwabaek, der Sitz der zweiten unter den Asinnen, der weisen Saga, welche dort oft den grossen Odin mit köstlichem Meth bewirthet; Gladsheim, der Tummelplatz der irdischen Helden, der in der Schlacht gefallenen Einheriar; Thrymheimr, des Riesen Thiassi und der schönen Skade erhabene Burg, welche sie mit ihrem Gatten Niord theilt, der neun Tage bei ihr in den Gebirgen zubringt, worauf sie wieder drei Tage zu ihm an die See hinabgeht; Breidablick, Baldurs und der schönen Nanna Palast; Himinbiorg, Heimdals weitschauende Warte an der Bifröst- (Regenbogen-) Brücke; Glitnir mit seinen Sälen von Gold und seinem silbernen Dache, Forset's Prachtbau, und endlich das nie vergehende Gimle, welches im Weltuntergange bestehen bleibt, während alle anderen Himmelswohnungen ein Raub der Flammen im Ragnarokr werden.


Hindaralpen (Nord. M.), ein Gebirge, auf welchem die schöne Brynhildur wohnte, welche Sigurd Fafnirstödter

Thier- und Menschen – Gestalten etc. Die Epochen der Bilderschrift sind aus dem Gange der Geschichte ziemlich klar; die Uranfänge sind da zu suchen, wo man noch keine Buchstabenschrift hatte; ihre geheime Anwendung zu den Zeiten, in welchen die Priester sich als heilig von dem Volke sonderten; die Vermischung der griechischen Religionslehren mit den ägyptischen brachte die eigentliche Bedeutung in Vergessenheit; und als man im Anfange des Christenthums sich derselben Zeichen für magische, gnostische, chemische, theurgische und astrologische Phantasien bediente, verschwand der alte Sinn derselben so ganz, dass man schwerlich mehr die vollständige Entzifferung zu finden vermag.


Hieromneme (Gr. M.), Tochter des trojanischen Flussgottes Simoïs. (S. Assaracus.)


Hierophant (Gr. M.), der Vorsteher der Eleusinien (s. d.). Eumolpus erhielt die Geheimnisse des Dienstes der Ceres von ihr selbst, daher musste der oberste Priester der eleusinschen Geheimnisse immer aus diesem Geschlechte sein, in welchem sie von dem Vater auf den Sohn fortgeflanzt wurden. Seine Würde war sehr hoch, und sein Schmuck derselben entsprechend: ihn zierte eine königliche Binde, das Diadem. Er durfte nach Einigen gar nicht, nach Anderen nur nicht zum zweiten Male heirathen; die Letzteren geben den Frauen Antheil am Tempeldienst. Er führte in die kleinen und weihte in die grossen Geheimnisse ein, bewahrte im Gedächtnisse die nicht niedergeschriebenen Gesetze und legte sie aus; er stellte in den kleinen Geheimnissen den Demiurgus, den Weltschöpfer, vor, in den grossen gab er den geheimen Unterricht, welcher der Hauptzweck des Ganzen war. Er schmückte die Bildsäule der Göttin, und trug sie selbst bei feierlichen Gelegenheiten.


Hierophantiden (Gr. M.), die obersten Priesterinnen im Dienste der eleusinischen Mysterien, dem Hierophant (s. d.) zur Seite stehend, von hohem Ansehen, durch reine Sitten, so wie durch königliche Abkunft ausgezeichnet.


Hieropoeus (Gr. M.), die Oberpriester, welche die Reinheit und Gesundheit des Opferthieres zu untersuchen, und wenn die Stadt selbst, der sie angehörten, einem fremdem Gotte Opfer senden wollte, diese Opfer zu besorgen hatten. Bei den Athenern hatten zehn aus den zehn Stämmen des Volkes gewählte Männer diesen Titel.


Hiisi (Nord. M.), ein böser Gott der Ureinwohner von Finnland, noch vor der Herrschaft der Asen, Sohn des Riesen Kalewa, ein gewaltiger Jäger, besonders auf Raubthiere, aber voll Tücke und Bosheit gegen die Menschen, daher von diesen mehr gefürchtet als geliebt.


Hilaira, s. Dioscuren.


Hilaria (Röm. Gottesdienst), hiess in Rom der 25. März, oder der dritte Tag des grossen Festes der Göttermutter, Cybele. Er sollte den Anfang der heitern Jahreszeit, des Frühlings, sinnbildlich darstellen, und wurde daher unter Scherz und geselligen Freuden gefeiert. Diess bezeichnet auch sein Name


Hildalfur (Nord. M.), Sohn des obersten Asengottes, Odin.


Hildegoeltur (Nord. M.), ein kostbarer, jedem Schwert widerstehender Helm, den die Berserker für Rolf Kraki, ihren Herrn, aussuchten, nachdem sie dem König Adils von Schweden ihre Dienste für diesen Lohn gewidmet.


Hildeswin (Nord. M.), ein trefflicher Helm, den König Adils von Schweden, nach der Schlacht gegen den König Ali von Norwegen, dem Letztern, der bei dem Kampfe geblieben, sammt seinem Rosse abnahm.


Hildur (Nord. M.), 1) Tochter des Königs Högni, schön und heldenhaft, und desshalb von Hedin, dem eben so schönen und tapfern Sohn des Königs Harandis, in ihres Vaters Abwesenheit geraubt. Der König eilte dem Räuber nach, welcher gegen Norden, an Norwegens Küste hinauf, und von da nach den Orkneys gezogen war. Als er dort ankam, fand er des Räubers Heer gelagert; H. trat ihm entgegen und bot ihm in Hedins Namen Frieden an, setzte aber hinzu, dass Hedin zum Kampf bereit sei und ihm nichts weiter geben werde, wenn er die Bedingung ausschlage. Sie begab sich darauf wieder zu Hedin und sagte, dass Högni den Frieden gänzlich verwerfe wesswegen sie ihn ermahnte, sich zur Schlacht zu rüsten. Beide thaten es, stiegen an's Land und ordneten ihre Heere. – Hedin selbst schien friedfertiger, denn er rief seinem Schwiegervater zu, dass er ihm viel Geld geben wolle, um nicht mit ihm kämpfen zu dürfen; doch Högni antwortete, dass es nun zu spät sei, dass er bereits sein Schwert Dainsleif aus der Scheide gezogen, und dass dieses, wenn es einmal entblösst sei, Menschen tödten müsse, auch dass die Wunden, die es schlage, unheilbar seien. Hedin antwortete, jener lobe zwar sein Schwert, doch darum noch nicht den Sieg; ihm sei das das beste Schwert, das seinem Herrn hold sei. Jetzt begann ein Kampf zwischen beiden Heeren: der Hjadningawig genannt wird, und welcher den ganzen Tag währte. Am Abend begaben sich die beiden Heerführer auf ihre Schiffe, allein H. erweckte durch Zauberkunst während der Nacht beide Heere, und als am Morgen die Könige das Schlachtfeld besuchten, standen die getödteten Krieger wieder auf und schlugen abermals von früh bis zum Abend, und so ging es Tag für Tag. Alle, die fielen und auf dem Felde lagen, wurden sammt ihren Kleidern und Waffen zu Stein; doch sobald das Frühroth tagte, standen alle wieder auf, die Waffen waren neu, und bis zum Untergang der Welt dauert so der Krieg, und weil H. ihn entzündet, wird den Krieg überhaupt H. genannt. – 2) H., der Name, den sich die schöne Schildjungfrau Brynhildur gibt, nachdem Sigurd Fafnirstödter sie aus ihrem Zauberschlaf geweckt.


Himalia (Gr. M.), eine Nymphe, mit welcher Jupiter einen Sohn Cronius erzeugte.


Himanl (Ind. M.), bei den Indiern die Jahreszeit der Kälte.


Himeros (Gr. M.), der Gott der liebenden Sehnsucht, ähnlich wie Pothos; er ist mit Amor ein Begleiter der Venus.


Heminbiorg (Nord. M.), »Himmelsburg«, die Wohnung des weisen und starken Gottes Heimdal, welcher der Wächter der Himmelsbrücke Bifröst ist, an deren einem Ende auch die Wohnung liegt.


Himinglaeffa (Nord. M.), »die Himmelanklaffende, Drohende«, eine von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der zornigen Ran.


Himmel (Nord. M.). Es gab der Himmel drei, von denen der nächste, durch Bifröst mit der Erde verbundene, derjenige, in welchem Asgard und Walhalla liegen, ein herrlicher und heiliger Aufenthalt der Asen war. Er, in der Zeit und im begränzten Raume erschaffen, ist dem Untergange geweiht, der ihm durch die Flammen aus Muspelheim droht, wenn Ragnarokr, der schreckliche Weltuntergang, hereinbricht, der weder Odins Palast, Valaskialf, noch das herrliche Hlidskialf verschont, von welchem Odin die ganze Welt überschauen kann. Eines zweiten H.s, Aundlung, erwähnt die Edda, ohne ihn zu beschreiben; er liegt über dem ersten, und über diesem zweiten liegt ein dritter, in welchem allein die Lichtelfen wohnen, und in welchem auch der Palast Gimle, schöner als die Sonne, mit Gold bedeckt, steht; ihn sollen nach Ragnarokr rechtschaffene Menschen bewohnen, er ist mithin der unzerstörbare ewige Himmel. – Andere Urkunden zählen neun: Windblain, Aundlung, Widblainn, Widfemi, Hjodr, Hlyrni, Gimir, Wetmimir und Skaturnir.


Himmelswohnungen (Nord. M.). In den verschiedenen Himmeln, besonders aber in denen zunächst der Erde liegenden, befinden sich Paläste, Gärten, Lusthaine der verschiedenen Götter des Nordens; dahin gehören: Walaskjalf, die mit Silber gedeckte Wohnung Odins; Ydalir, Freirs Palast; Thrudwanger, das Land der Stärke, Thors Aufenthalt; Folkwaag, der erhabenen Freia Lusthain; Sökwabaek, der Sitz der zweiten unter den Asinnen, der weisen Saga, welche dort oft den grossen Odin mit köstlichem Meth bewirthet; Gladsheim, der Tummelplatz der irdischen Helden, der in der Schlacht gefallenen Einheriar; Thrymheimr, des Riesen Thiassi und der schönen Skade erhabene Burg, welche sie mit ihrem Gatten Niord theilt, der neun Tage bei ihr in den Gebirgen zubringt, worauf sie wieder drei Tage zu ihm an die See hinabgeht; Breidablick, Baldurs und der schönen Nanna Palast; Himinbiorg, Heimdals weitschauende Warte an der Bifröst- (Regenbogen-) Brücke; Glitnir mit seinen Sälen von Gold und seinem silbernen Dache, Forset's Prachtbau, und endlich das nie vergehende Gimle, welches im Weltuntergange bestehen bleibt, während alle anderen Himmelswohnungen ein Raub der Flammen im Ragnarokr werden.


Hindaralpen (Nord. M.), ein Gebirge, auf welchem die schöne Brynhildur wohnte, welche Sigurd Fafnirstödter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0319" n="249"/>
Thier- und Menschen &#x2013; Gestalten etc. Die Epochen der Bilderschrift sind aus dem Gange der Geschichte ziemlich klar; die Uranfänge sind da zu suchen, wo man noch keine Buchstabenschrift hatte; ihre geheime Anwendung zu den Zeiten, in welchen die Priester sich als heilig von dem Volke sonderten; die Vermischung der griechischen Religionslehren mit den ägyptischen brachte die eigentliche Bedeutung in Vergessenheit; und als man im Anfange des Christenthums sich derselben Zeichen für magische, gnostische, chemische, theurgische und astrologische Phantasien bediente, verschwand der alte Sinn derselben so ganz, dass man schwerlich mehr die vollständige Entzifferung zu finden vermag.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hieromneme</hi> (Gr. M.), Tochter des trojanischen Flussgottes Simoïs. (S. <hi rendition="#g">Assaracus</hi>.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hierophant</hi> (Gr. M.), der Vorsteher der Eleusinien (s. d.). Eumolpus erhielt die Geheimnisse des Dienstes der Ceres von ihr selbst, daher musste der oberste Priester der eleusinschen Geheimnisse immer aus diesem Geschlechte sein, in welchem sie von dem Vater auf den Sohn fortgeflanzt wurden. Seine Würde war sehr hoch, und sein Schmuck derselben entsprechend: ihn zierte eine königliche Binde, das Diadem. Er durfte nach Einigen gar nicht, nach Anderen nur nicht zum zweiten Male heirathen; die Letzteren geben den Frauen Antheil am Tempeldienst. Er führte in die kleinen und weihte in die grossen Geheimnisse ein, bewahrte im Gedächtnisse die nicht niedergeschriebenen Gesetze und legte sie aus; er stellte in den kleinen Geheimnissen den Demiurgus, den Weltschöpfer, vor, in den grossen gab er den geheimen Unterricht, welcher der Hauptzweck des Ganzen war. Er schmückte die Bildsäule der Göttin, und trug sie selbst bei feierlichen Gelegenheiten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hierophantiden</hi> (Gr. M.), die obersten Priesterinnen im Dienste der eleusinischen Mysterien, dem Hierophant (s. d.) zur Seite stehend, von hohem Ansehen, durch reine Sitten, so wie durch königliche Abkunft ausgezeichnet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hieropoeus</hi> (Gr. M.), die Oberpriester, welche die Reinheit und Gesundheit des Opferthieres zu untersuchen, und wenn die Stadt selbst, der sie angehörten, einem fremdem Gotte Opfer senden wollte, diese Opfer zu besorgen hatten. Bei den Athenern hatten zehn aus den zehn Stämmen des Volkes gewählte Männer diesen Titel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hiisi</hi> (Nord. M.), ein böser Gott der Ureinwohner von Finnland, noch vor der Herrschaft der Asen, Sohn des Riesen Kalewa, ein gewaltiger Jäger, besonders auf Raubthiere, aber voll Tücke und Bosheit gegen die Menschen, daher von diesen mehr gefürchtet als geliebt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hilaira</hi>, s. <hi rendition="#g">Dioscuren</hi>.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hilaria</hi> (Röm. Gottesdienst), hiess in Rom der 25. März, oder der dritte Tag des grossen Festes der Göttermutter, Cybele. Er sollte den Anfang der heitern Jahreszeit, des Frühlings, sinnbildlich darstellen, und wurde daher unter Scherz und geselligen Freuden gefeiert. Diess bezeichnet auch sein Name</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hildalfur</hi> (Nord. M.), Sohn des obersten Asengottes, Odin.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hildegoeltur</hi> (Nord. M.), ein kostbarer, jedem Schwert widerstehender Helm, den die Berserker für Rolf Kraki, ihren Herrn, aussuchten, nachdem sie dem König Adils von Schweden ihre Dienste für diesen Lohn gewidmet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hildeswin</hi> (Nord. M.), ein trefflicher Helm, den König Adils von Schweden, nach der Schlacht gegen den König Ali von Norwegen, dem Letztern, der bei dem Kampfe geblieben, sammt seinem Rosse abnahm.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hildur</hi> (Nord. M.), 1) Tochter des Königs Högni, schön und heldenhaft, und desshalb von Hedin, dem eben so schönen und tapfern Sohn des Königs Harandis, in ihres Vaters Abwesenheit geraubt. Der König eilte dem Räuber nach, welcher gegen Norden, an Norwegens Küste hinauf, und von da nach den Orkneys gezogen war. Als er dort ankam, fand er des Räubers Heer gelagert; H. trat ihm entgegen und bot ihm in Hedins Namen Frieden an, setzte aber hinzu, dass Hedin zum Kampf bereit sei und ihm nichts weiter geben werde, wenn er die Bedingung ausschlage. Sie begab sich darauf wieder zu Hedin und sagte, dass Högni den Frieden gänzlich verwerfe wesswegen sie ihn ermahnte, sich zur Schlacht zu rüsten. Beide thaten es, stiegen an's Land und ordneten ihre Heere. &#x2013; Hedin selbst schien friedfertiger, denn er rief seinem Schwiegervater zu, dass er ihm viel Geld geben wolle, um nicht mit ihm kämpfen zu dürfen; doch Högni antwortete, dass es nun zu spät sei, dass er bereits sein Schwert Dainsleif aus der Scheide gezogen, und dass dieses, wenn es einmal entblösst sei, Menschen tödten müsse, auch dass die Wunden, die es schlage, unheilbar seien. Hedin antwortete, jener lobe zwar sein Schwert, doch darum noch nicht den Sieg; ihm sei <hi rendition="#g">das</hi> das beste Schwert, das seinem Herrn hold sei. Jetzt begann ein Kampf zwischen beiden Heeren: der Hjadningawig genannt wird, und welcher den ganzen Tag währte. Am Abend begaben sich die beiden Heerführer auf ihre Schiffe, allein H. erweckte durch Zauberkunst während der Nacht beide Heere, und als am Morgen die Könige das Schlachtfeld besuchten, standen die getödteten Krieger wieder auf und schlugen abermals von früh bis zum Abend, und so ging es Tag für Tag. Alle, die fielen und auf dem Felde lagen, wurden sammt ihren Kleidern und Waffen zu Stein; doch sobald das Frühroth tagte, standen alle wieder auf, die Waffen waren neu, und bis zum Untergang der Welt dauert so der Krieg, und weil H. ihn entzündet, wird den Krieg überhaupt H. genannt. &#x2013; 2) H., der Name, den sich die schöne Schildjungfrau Brynhildur gibt, nachdem Sigurd Fafnirstödter sie aus ihrem Zauberschlaf geweckt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Himalia</hi> (Gr. M.), eine Nymphe, mit welcher Jupiter einen Sohn Cronius erzeugte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Himanl</hi> (Ind. M.), bei den Indiern die Jahreszeit der Kälte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Himeros</hi> (Gr. M.), der Gott der liebenden Sehnsucht, ähnlich wie Pothos; er ist mit Amor ein Begleiter der Venus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heminbiorg</hi> (Nord. M.), »Himmelsburg«, die Wohnung des weisen und starken Gottes Heimdal, welcher der Wächter der Himmelsbrücke Bifröst ist, an deren einem Ende auch die Wohnung liegt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Himinglaeffa</hi> (Nord. M.), »die Himmelanklaffende, Drohende«, eine von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der zornigen Ran.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Himmel</hi> (Nord. M.). Es gab der Himmel drei, von denen der nächste, durch Bifröst mit der Erde verbundene, derjenige, in welchem Asgard und Walhalla liegen, ein herrlicher und heiliger Aufenthalt der Asen war. Er, in der Zeit und im begränzten Raume erschaffen, ist dem Untergange geweiht, der ihm durch die Flammen aus Muspelheim droht, wenn Ragnarokr, der schreckliche Weltuntergang, hereinbricht, der weder Odins Palast, Valaskialf, noch das herrliche Hlidskialf verschont, von welchem Odin die ganze Welt überschauen kann. Eines zweiten H.s, Aundlung, erwähnt die Edda, ohne ihn zu beschreiben; er liegt über dem ersten, und über diesem zweiten liegt ein dritter, in welchem allein die Lichtelfen wohnen, und in welchem auch der Palast Gimle, schöner als die Sonne, mit Gold bedeckt, steht; ihn sollen nach Ragnarokr rechtschaffene Menschen bewohnen, er ist mithin der unzerstörbare ewige Himmel. &#x2013; Andere Urkunden zählen neun: Windblain, Aundlung, Widblainn, Widfemi, Hjodr, Hlyrni, Gimir, Wetmimir und Skaturnir.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Himmelswohnungen</hi> (Nord. M.). In den verschiedenen Himmeln, besonders aber in denen zunächst der Erde liegenden, befinden sich Paläste, Gärten, Lusthaine der verschiedenen Götter des Nordens; dahin gehören: Walaskjalf, die mit Silber gedeckte Wohnung Odins; Ydalir, Freirs Palast; Thrudwanger, das Land der Stärke, Thors Aufenthalt; Folkwaag, der erhabenen Freia Lusthain; Sökwabaek, der Sitz der zweiten unter den Asinnen, der weisen Saga, welche dort oft den grossen Odin mit köstlichem Meth bewirthet; Gladsheim, der Tummelplatz der irdischen Helden, der in der Schlacht gefallenen Einheriar; Thrymheimr, des Riesen Thiassi und der schönen Skade erhabene Burg, welche sie mit ihrem Gatten Niord theilt, der neun Tage bei ihr in den Gebirgen zubringt, worauf sie wieder drei Tage zu ihm an die See hinabgeht; Breidablick, Baldurs und der schönen Nanna Palast; Himinbiorg, Heimdals weitschauende Warte an der Bifröst- (Regenbogen-) Brücke; Glitnir mit seinen Sälen von Gold und seinem silbernen Dache, Forset's Prachtbau, und endlich das nie vergehende Gimle, welches im Weltuntergange bestehen bleibt, während alle anderen Himmelswohnungen ein Raub der Flammen im Ragnarokr werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hindaralpen</hi> (Nord. M.), ein Gebirge, auf welchem die schöne Brynhildur wohnte, welche Sigurd Fafnirstödter
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0319] Thier- und Menschen – Gestalten etc. Die Epochen der Bilderschrift sind aus dem Gange der Geschichte ziemlich klar; die Uranfänge sind da zu suchen, wo man noch keine Buchstabenschrift hatte; ihre geheime Anwendung zu den Zeiten, in welchen die Priester sich als heilig von dem Volke sonderten; die Vermischung der griechischen Religionslehren mit den ägyptischen brachte die eigentliche Bedeutung in Vergessenheit; und als man im Anfange des Christenthums sich derselben Zeichen für magische, gnostische, chemische, theurgische und astrologische Phantasien bediente, verschwand der alte Sinn derselben so ganz, dass man schwerlich mehr die vollständige Entzifferung zu finden vermag. Hieromneme (Gr. M.), Tochter des trojanischen Flussgottes Simoïs. (S. Assaracus.) Hierophant (Gr. M.), der Vorsteher der Eleusinien (s. d.). Eumolpus erhielt die Geheimnisse des Dienstes der Ceres von ihr selbst, daher musste der oberste Priester der eleusinschen Geheimnisse immer aus diesem Geschlechte sein, in welchem sie von dem Vater auf den Sohn fortgeflanzt wurden. Seine Würde war sehr hoch, und sein Schmuck derselben entsprechend: ihn zierte eine königliche Binde, das Diadem. Er durfte nach Einigen gar nicht, nach Anderen nur nicht zum zweiten Male heirathen; die Letzteren geben den Frauen Antheil am Tempeldienst. Er führte in die kleinen und weihte in die grossen Geheimnisse ein, bewahrte im Gedächtnisse die nicht niedergeschriebenen Gesetze und legte sie aus; er stellte in den kleinen Geheimnissen den Demiurgus, den Weltschöpfer, vor, in den grossen gab er den geheimen Unterricht, welcher der Hauptzweck des Ganzen war. Er schmückte die Bildsäule der Göttin, und trug sie selbst bei feierlichen Gelegenheiten. Hierophantiden (Gr. M.), die obersten Priesterinnen im Dienste der eleusinischen Mysterien, dem Hierophant (s. d.) zur Seite stehend, von hohem Ansehen, durch reine Sitten, so wie durch königliche Abkunft ausgezeichnet. Hieropoeus (Gr. M.), die Oberpriester, welche die Reinheit und Gesundheit des Opferthieres zu untersuchen, und wenn die Stadt selbst, der sie angehörten, einem fremdem Gotte Opfer senden wollte, diese Opfer zu besorgen hatten. Bei den Athenern hatten zehn aus den zehn Stämmen des Volkes gewählte Männer diesen Titel. Hiisi (Nord. M.), ein böser Gott der Ureinwohner von Finnland, noch vor der Herrschaft der Asen, Sohn des Riesen Kalewa, ein gewaltiger Jäger, besonders auf Raubthiere, aber voll Tücke und Bosheit gegen die Menschen, daher von diesen mehr gefürchtet als geliebt. Hilaira, s. Dioscuren. Hilaria (Röm. Gottesdienst), hiess in Rom der 25. März, oder der dritte Tag des grossen Festes der Göttermutter, Cybele. Er sollte den Anfang der heitern Jahreszeit, des Frühlings, sinnbildlich darstellen, und wurde daher unter Scherz und geselligen Freuden gefeiert. Diess bezeichnet auch sein Name Hildalfur (Nord. M.), Sohn des obersten Asengottes, Odin. Hildegoeltur (Nord. M.), ein kostbarer, jedem Schwert widerstehender Helm, den die Berserker für Rolf Kraki, ihren Herrn, aussuchten, nachdem sie dem König Adils von Schweden ihre Dienste für diesen Lohn gewidmet. Hildeswin (Nord. M.), ein trefflicher Helm, den König Adils von Schweden, nach der Schlacht gegen den König Ali von Norwegen, dem Letztern, der bei dem Kampfe geblieben, sammt seinem Rosse abnahm. Hildur (Nord. M.), 1) Tochter des Königs Högni, schön und heldenhaft, und desshalb von Hedin, dem eben so schönen und tapfern Sohn des Königs Harandis, in ihres Vaters Abwesenheit geraubt. Der König eilte dem Räuber nach, welcher gegen Norden, an Norwegens Küste hinauf, und von da nach den Orkneys gezogen war. Als er dort ankam, fand er des Räubers Heer gelagert; H. trat ihm entgegen und bot ihm in Hedins Namen Frieden an, setzte aber hinzu, dass Hedin zum Kampf bereit sei und ihm nichts weiter geben werde, wenn er die Bedingung ausschlage. Sie begab sich darauf wieder zu Hedin und sagte, dass Högni den Frieden gänzlich verwerfe wesswegen sie ihn ermahnte, sich zur Schlacht zu rüsten. Beide thaten es, stiegen an's Land und ordneten ihre Heere. – Hedin selbst schien friedfertiger, denn er rief seinem Schwiegervater zu, dass er ihm viel Geld geben wolle, um nicht mit ihm kämpfen zu dürfen; doch Högni antwortete, dass es nun zu spät sei, dass er bereits sein Schwert Dainsleif aus der Scheide gezogen, und dass dieses, wenn es einmal entblösst sei, Menschen tödten müsse, auch dass die Wunden, die es schlage, unheilbar seien. Hedin antwortete, jener lobe zwar sein Schwert, doch darum noch nicht den Sieg; ihm sei das das beste Schwert, das seinem Herrn hold sei. Jetzt begann ein Kampf zwischen beiden Heeren: der Hjadningawig genannt wird, und welcher den ganzen Tag währte. Am Abend begaben sich die beiden Heerführer auf ihre Schiffe, allein H. erweckte durch Zauberkunst während der Nacht beide Heere, und als am Morgen die Könige das Schlachtfeld besuchten, standen die getödteten Krieger wieder auf und schlugen abermals von früh bis zum Abend, und so ging es Tag für Tag. Alle, die fielen und auf dem Felde lagen, wurden sammt ihren Kleidern und Waffen zu Stein; doch sobald das Frühroth tagte, standen alle wieder auf, die Waffen waren neu, und bis zum Untergang der Welt dauert so der Krieg, und weil H. ihn entzündet, wird den Krieg überhaupt H. genannt. – 2) H., der Name, den sich die schöne Schildjungfrau Brynhildur gibt, nachdem Sigurd Fafnirstödter sie aus ihrem Zauberschlaf geweckt. Himalia (Gr. M.), eine Nymphe, mit welcher Jupiter einen Sohn Cronius erzeugte. Himanl (Ind. M.), bei den Indiern die Jahreszeit der Kälte. Himeros (Gr. M.), der Gott der liebenden Sehnsucht, ähnlich wie Pothos; er ist mit Amor ein Begleiter der Venus. Heminbiorg (Nord. M.), »Himmelsburg«, die Wohnung des weisen und starken Gottes Heimdal, welcher der Wächter der Himmelsbrücke Bifröst ist, an deren einem Ende auch die Wohnung liegt. Himinglaeffa (Nord. M.), »die Himmelanklaffende, Drohende«, eine von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der zornigen Ran. Himmel (Nord. M.). Es gab der Himmel drei, von denen der nächste, durch Bifröst mit der Erde verbundene, derjenige, in welchem Asgard und Walhalla liegen, ein herrlicher und heiliger Aufenthalt der Asen war. Er, in der Zeit und im begränzten Raume erschaffen, ist dem Untergange geweiht, der ihm durch die Flammen aus Muspelheim droht, wenn Ragnarokr, der schreckliche Weltuntergang, hereinbricht, der weder Odins Palast, Valaskialf, noch das herrliche Hlidskialf verschont, von welchem Odin die ganze Welt überschauen kann. Eines zweiten H.s, Aundlung, erwähnt die Edda, ohne ihn zu beschreiben; er liegt über dem ersten, und über diesem zweiten liegt ein dritter, in welchem allein die Lichtelfen wohnen, und in welchem auch der Palast Gimle, schöner als die Sonne, mit Gold bedeckt, steht; ihn sollen nach Ragnarokr rechtschaffene Menschen bewohnen, er ist mithin der unzerstörbare ewige Himmel. – Andere Urkunden zählen neun: Windblain, Aundlung, Widblainn, Widfemi, Hjodr, Hlyrni, Gimir, Wetmimir und Skaturnir. Himmelswohnungen (Nord. M.). In den verschiedenen Himmeln, besonders aber in denen zunächst der Erde liegenden, befinden sich Paläste, Gärten, Lusthaine der verschiedenen Götter des Nordens; dahin gehören: Walaskjalf, die mit Silber gedeckte Wohnung Odins; Ydalir, Freirs Palast; Thrudwanger, das Land der Stärke, Thors Aufenthalt; Folkwaag, der erhabenen Freia Lusthain; Sökwabaek, der Sitz der zweiten unter den Asinnen, der weisen Saga, welche dort oft den grossen Odin mit köstlichem Meth bewirthet; Gladsheim, der Tummelplatz der irdischen Helden, der in der Schlacht gefallenen Einheriar; Thrymheimr, des Riesen Thiassi und der schönen Skade erhabene Burg, welche sie mit ihrem Gatten Niord theilt, der neun Tage bei ihr in den Gebirgen zubringt, worauf sie wieder drei Tage zu ihm an die See hinabgeht; Breidablick, Baldurs und der schönen Nanna Palast; Himinbiorg, Heimdals weitschauende Warte an der Bifröst- (Regenbogen-) Brücke; Glitnir mit seinen Sälen von Gold und seinem silbernen Dache, Forset's Prachtbau, und endlich das nie vergehende Gimle, welches im Weltuntergange bestehen bleibt, während alle anderen Himmelswohnungen ein Raub der Flammen im Ragnarokr werden. Hindaralpen (Nord. M.), ein Gebirge, auf welchem die schöne Brynhildur wohnte, welche Sigurd Fafnirstödter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/319
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/319>, abgerufen am 15.05.2024.