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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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stets hinlänglich viele frische Köpfe in Bereitschaft gehalten wurden, um die alten, verwitterten, zu ersetzen.


Huju (M. der Karaiben), Name der Sonne; sie wohnt fern von der Erde, viel näher einer zweiten himmlischen Erde, auf welche die Karaiben kommen, wenn sie sterben. Sie ist der Regent der Sterne, ihr zu grosses Licht hindert, dass man diese am Tage sieht, daher begeben sie sich zu dieser Zeit zur Ruhe; während der Nacht kommt einer nach dem andern wieder zum Vorschein.


Hujukhu (M. der Karaiben), der Himmel, welcher über dem sichtbaren Himmel ist; dort sind alle Freuden, deren sich die Menschen auf der Erde erfreuen, in zehnfach erhöhetem Masse zu finden. Die Bäume tragen schönere Früchte, die Fluren prächtigere Blumen, die Häuser sind wohnlicher und gewähren mehr Schutz gegen die Witterung; der Fischfang ist leichter und gefahrloser; in den Bächen strömt statt des Wassers Quiku, ein liebliches, berauschendes Getränk; die Männer haben viele Frauen, welche für sie sorgen; ohne Pflege wachsen alle Nahrungsmittel, immerwährend lebt man in Lustbarkeiten, Krankheiten und Tod gibt es nicht.


Huixtocihuatl (Mex. M.), eine Göttin des Salzes welche wegen des in der Nähe der Hauptstadt Tenochtitlan gelegenen Salzwerkes hoch verehrt wurde. Man feierte ihr ein allgemeines Fest, welches in den siebenten Monat des achtzehntheiligen mexikanischen Jahres fiel.


Hulasana (Ind. M.), ein Name des Schiwa, unter welchem er die Welt vor der Entvölkerung bewahrte, die ihr durch den Fluch seiner unfruchtbaren Gattin Uma drohete. Brama bestimmte ihn, Gatte der Ganga zu werden, worauf diese, mit ihrer Schwester Uma zugleich, den Sohn des H., den Skanda oder Kartigua, gebar.


Huldrer (Nord. M.), die holden weiblichen Elfen und Waldfrauen, welche sich in den Schneegebirgen von Norwegen sehen lassen. Sie hüten dort ihre Heerden, und sind in so helle Gewänder gekleidet, dass nur ein glücklich Begabter sie von dem Schnee unterscheiden kann. Sie sind mild und gut, und überraschen den einsamen Wanderer oft durch ihren lieblichen, schwermüthigen Gesang, der Huldraslät heisst. Vergl. Holda.


Hunangsfall (Nord. M.), der liebliche, süsse Thau, welcher an jedem Morgen aus den Blättern der Esche Ygdrasil quillt, und die Blumen mit Nectar füllt, aus welchen die Bienen ihren Honig saugen.


Hund (Mytholog. Astronomie). a) Der grosse Hund, ein südliches Sternbild, östlich unter dem Orion, einen sitzenden Hund darstellend. Es ist Lälaps, der Hund, den Minos oder Diana der Procris schenkte, von der ihn Cephalus bekam, und den Jupiter unter die Sterne versetzte, als er den teumessischen Fuchs jagte. (S. Amphitryon.) Oder es ist der Hund des Orion, oder der des Icarius, Mära genannt. b) Der kleine Hund, ein südliches Sternbild, einen laufenden Hund vorstellend, südlich unter den Zwillingen, östlich bei der Milchstrasse. Auf ihn werden die obigen Sagen übertragen, oder er heisst der Hund der Helena, den diese auf der Flucht mit Paris verlor, und den Jupiter auf ihr Bitten unter die Sterne versetzte.


Huenen (Nord. M.), Riesen, ungeheure Menschen der Vorwelt. H.betten sind Denkmale der Vorzeit, aus zwei aufgerichteten Steinen bestehend, über denen ein dritter liegt; die Grösse dieser Steine setzt in Erstaunen, oft sind sie von 25 bis 34 Fuss im Umfang; sie dienten wahrscheinlich zu Altären. H.gräber sind wirkliche Grabhügel, inwendig ausgemauert, mit Ueberbleibseln von Waffen, Aschenkrügen, sogar ganze Gerippe in sitzender Stellung enthaltend. Im Norden Deutschlands, wo die grösste Kraft des Volkes stets zu Hause war, werden sie vorzüglich oft gefunden.


Hungr (Nord. M.), der Tisch der Todesgöttin Hel.


Huris (Islam), die wunderschönen, ewig jungfräulichen Wesen, welche zum Lohn der frommen Muselmänner im Paradiese ihrer harren. Ein Engel von himmlischer Schönheit wird sich den Gläubigen nahen und ihnen die köstlichsten Früchte zur Erquickung bieten; so wie sie dieselben öffnen, wird aus jeder ein Mädchen sich erheben, das mit allen Reizen so verschwenderisch geschmückt ist, dass kein Dichter mit der lebendigsten Phantasie im Stande ist, sie zu beschreiben. Nach dem Koran sind im Paradies viererlei Huris: weisse, gelbe, grüne und rothe; sie sind aus Moschus, Ambra und Myrrhenduft zusammengesetzt; auf ihrer Stirne strahlt in goldenen Lettern eine Einladung zur Freude au die Gläubigen; sie ruhen unter Zelten mit Perlendächern, in deren jedem siebenzig Ruhestätten sind; auf einer jeden liegen siebenzig Matratzen, und jede Matratze ist von siebenzig Sklavinnen umringt, deren jede noch eine Gehülfin hat; diese alle sind bestimmt, die reizenden H. zu kleiden und zu schmücken, welche, züchtig verhüllt in siebenzig Musselin-Gewänder, doch so duftig und durchsichtig sind, dass man sie bis in das Mark ihrer Gebeine durchschauen kann. Tausend Jahre ruhen die Muselmänner in den Armen dieser holden Kinder, und nach dieser Zeit werden sie eben so frisch und reizend sein, wie vor dem ersten Kuss.


Hutr Aschmodad (Pers. M.), der wachsame himmlische Hahn, ein grosser, gewaltiger Vogel, der Tag und Nacht gegen den bösen Geist, den Erzdew Eschem kämpft, welcher der grausamste unter allen Dews ist und der Urheber des Neides und alles Unglücks genannt wird. H. beschützt durch seine nie besiegte Munterkeit den Schlaf.


Hvati (Nord. M.), einer von Rolf Kraki's elf Berserkern.


Hvitserkur (Nord. M.), einer der gewaltigen Berserker des dänischen Königs Rolf Kraki.


Hwergelmer (Nord. M.), der Quell Mittelpunkte von Helheim und Niflheim, in welchem sich die Tropfen sammeln, die vom Geweih des Hirsches Aeikthyrner (welcher in Walhalla steht und vom Baum Lerad frisst) abfliessen. Es sind deren so viele, dass der Quell siebenunddreissig Höllenflüssen das Leben gibt. Der Quell ist von vielen Schlangen bewohnt, welche an der einen Wurzel der Weltesche Ygdrasil, die sich bis dorthin erstreckt, nagen und sie zum Fall zu bringen suchen, nach dem Weltuntergange wird H. der schrecklichste Marterort im ganzen Strafreiche Nastrond (Strand der Leichen) sein, indem die grimmigste aller Schlangen, Nidhöggur, an den Verdammten nahen wird.


Hyacinthus (Gr. M.), 1) Sohn des Amyclas und der Diomede, war überaus schön, so dass sich Apollo in ihn verliebte; doch auch Zephyrus theilte des Gottes Neigung, und aus Eifersucht trieb er, da einst Apollo mit dem H. den Discus warf, die Scheibe auf des Jünglings Kopf, so dass dieser auf der Stelle todt blieb. Apollo verfolgte seitdem den Zephyrus immer mit seinen Pfeilen, den Geliebten aber verwandelte er in eine Blume auf deren Kelch er seinen Trauerruf: "Ai!" eingrub. Wirklich zeigen der Gartenrittersporn und die blaue Schwertlilie, nicht aber unsere Hyacinthe, die Züge AI mehr oder minder deutlich. - 2) H., ein Lacedämonier, der aus Sparta nach Athen gezogen war. Aegeus hatte in schändlicher Verletzung der Gastfreundschaft den jungen Androgeos, Minos' Sohn, ermorden lassen; dafür überzog dieser Athen mit Krieg, und als das Reich in Gefahr schien , schlachtete man, einem Orakelspruch zu Folge, um die Götter zu versöhnen, auf dem Grabe des Cyclopen Gerästus die Töchter des Fremdlings, die schönen Hyacinthiden Antheis, Aegleis, Enthenis, Lytäa und Orthäa. Der Erfolg rechtfertigte Athens Hoffnungen nicht: die Götter waren nicht versöhnt, und Minos zwang die Athener zu dem neunjährigen Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen für den Minotaurus (s. d.).


Hyaden (Gr. M.), Nymphen, welche zu den Atlantiden oder Oceaniden gehören. Ihre Anzahl weicht von zwei bis auf sieben ab, eben so verschieden werden ihre Namen angegeben, als: Arsinoe, Ambrosia, Baccho, Bromia, Erato, Eriphia, Eudora, Cisseis, Coronis, Cardia, Nysa, Phäsyla, Polyhymno, Polyxo, Phäo, Pytho, Synecho. Ihr Schicksal wird sehr verschieden erzählt; sie waren entweder die Erzieherinnen des jungen Bachus, wesshalb Jupiter, um sie zu belohnen, ihnen einen Platz am Himmel anwies; oder sie waren die Schwestern des Hyas, welcher, von einem wilden Eber zerrissen, von ihnen so schmerzlich betrauert wurde, dass die Götter sie aus Mitleid unter die Sterne aufnahmen. So stehen sie im Sternbilde des Stiers am Kopf desselben, und erscheinen dem blossen Auge als Stern erster Grösse, umgeben von vier anderen, doch bei der geringsten Vergrösserung als ein Sternhaufen von mehr als vierzig kleineren, die von dem hellsten, dem Aldebaran, südwärts sich ausbreiten. Man glaubte, dass ihr kosmischer Aufgang Regen bedeute; daher scheint eigentlich ihr Name zu stammen, denn hyo heisst griechisch regnen.


stets hinlänglich viele frische Köpfe in Bereitschaft gehalten wurden, um die alten, verwitterten, zu ersetzen.


Huju (M. der Karaiben), Name der Sonne; sie wohnt fern von der Erde, viel näher einer zweiten himmlischen Erde, auf welche die Karaiben kommen, wenn sie sterben. Sie ist der Regent der Sterne, ihr zu grosses Licht hindert, dass man diese am Tage sieht, daher begeben sie sich zu dieser Zeit zur Ruhe; während der Nacht kommt einer nach dem andern wieder zum Vorschein.


Hujukhu (M. der Karaiben), der Himmel, welcher über dem sichtbaren Himmel ist; dort sind alle Freuden, deren sich die Menschen auf der Erde erfreuen, in zehnfach erhöhetem Masse zu finden. Die Bäume tragen schönere Früchte, die Fluren prächtigere Blumen, die Häuser sind wohnlicher und gewähren mehr Schutz gegen die Witterung; der Fischfang ist leichter und gefahrloser; in den Bächen strömt statt des Wassers Quiku, ein liebliches, berauschendes Getränk; die Männer haben viele Frauen, welche für sie sorgen; ohne Pflege wachsen alle Nahrungsmittel, immerwährend lebt man in Lustbarkeiten, Krankheiten und Tod gibt es nicht.


Huixtocihuatl (Mex. M.), eine Göttin des Salzes welche wegen des in der Nähe der Hauptstadt Tenochtitlan gelegenen Salzwerkes hoch verehrt wurde. Man feierte ihr ein allgemeines Fest, welches in den siebenten Monat des achtzehntheiligen mexikanischen Jahres fiel.


Hulasana (Ind. M.), ein Name des Schiwa, unter welchem er die Welt vor der Entvölkerung bewahrte, die ihr durch den Fluch seiner unfruchtbaren Gattin Uma drohete. Brama bestimmte ihn, Gatte der Ganga zu werden, worauf diese, mit ihrer Schwester Uma zugleich, den Sohn des H., den Skanda oder Kartigua, gebar.


Huldrer (Nord. M.), die holden weiblichen Elfen und Waldfrauen, welche sich in den Schneegebirgen von Norwegen sehen lassen. Sie hüten dort ihre Heerden, und sind in so helle Gewänder gekleidet, dass nur ein glücklich Begabter sie von dem Schnee unterscheiden kann. Sie sind mild und gut, und überraschen den einsamen Wanderer oft durch ihren lieblichen, schwermüthigen Gesang, der Huldraslät heisst. Vergl. Holda.


Hunangsfall (Nord. M.), der liebliche, süsse Thau, welcher an jedem Morgen aus den Blättern der Esche Ygdrasil quillt, und die Blumen mit Nectar füllt, aus welchen die Bienen ihren Honig saugen.


Hund (Mytholog. Astronomie). a) Der grosse Hund, ein südliches Sternbild, östlich unter dem Orion, einen sitzenden Hund darstellend. Es ist Lälaps, der Hund, den Minos oder Diana der Procris schenkte, von der ihn Cephalus bekam, und den Jupiter unter die Sterne versetzte, als er den teumessischen Fuchs jagte. (S. Amphitryon.) Oder es ist der Hund des Orion, oder der des Icarius, Mära genannt. b) Der kleine Hund, ein südliches Sternbild, einen laufenden Hund vorstellend, südlich unter den Zwillingen, östlich bei der Milchstrasse. Auf ihn werden die obigen Sagen übertragen, oder er heisst der Hund der Helena, den diese auf der Flucht mit Paris verlor, und den Jupiter auf ihr Bitten unter die Sterne versetzte.


Huenen (Nord. M.), Riesen, ungeheure Menschen der Vorwelt. H.betten sind Denkmale der Vorzeit, aus zwei aufgerichteten Steinen bestehend, über denen ein dritter liegt; die Grösse dieser Steine setzt in Erstaunen, oft sind sie von 25 bis 34 Fuss im Umfang; sie dienten wahrscheinlich zu Altären. H.gräber sind wirkliche Grabhügel, inwendig ausgemauert, mit Ueberbleibseln von Waffen, Aschenkrügen, sogar ganze Gerippe in sitzender Stellung enthaltend. Im Norden Deutschlands, wo die grösste Kraft des Volkes stets zu Hause war, werden sie vorzüglich oft gefunden.


Hungr (Nord. M.), der Tisch der Todesgöttin Hel.


Huris (Islam), die wunderschönen, ewig jungfräulichen Wesen, welche zum Lohn der frommen Muselmänner im Paradiese ihrer harren. Ein Engel von himmlischer Schönheit wird sich den Gläubigen nahen und ihnen die köstlichsten Früchte zur Erquickung bieten; so wie sie dieselben öffnen, wird aus jeder ein Mädchen sich erheben, das mit allen Reizen so verschwenderisch geschmückt ist, dass kein Dichter mit der lebendigsten Phantasie im Stande ist, sie zu beschreiben. Nach dem Koran sind im Paradies viererlei Huris: weisse, gelbe, grüne und rothe; sie sind aus Moschus, Ambra und Myrrhenduft zusammengesetzt; auf ihrer Stirne strahlt in goldenen Lettern eine Einladung zur Freude au die Gläubigen; sie ruhen unter Zelten mit Perlendächern, in deren jedem siebenzig Ruhestätten sind; auf einer jeden liegen siebenzig Matratzen, und jede Matratze ist von siebenzig Sklavinnen umringt, deren jede noch eine Gehülfin hat; diese alle sind bestimmt, die reizenden H. zu kleiden und zu schmücken, welche, züchtig verhüllt in siebenzig Musselin-Gewänder, doch so duftig und durchsichtig sind, dass man sie bis in das Mark ihrer Gebeine durchschauen kann. Tausend Jahre ruhen die Muselmänner in den Armen dieser holden Kinder, und nach dieser Zeit werden sie eben so frisch und reizend sein, wie vor dem ersten Kuss.


Hutr Aschmodad (Pers. M.), der wachsame himmlische Hahn, ein grosser, gewaltiger Vogel, der Tag und Nacht gegen den bösen Geist, den Erzdew Eschem kämpft, welcher der grausamste unter allen Dews ist und der Urheber des Neides und alles Unglücks genannt wird. H. beschützt durch seine nie besiegte Munterkeit den Schlaf.


Hvati (Nord. M.), einer von Rolf Kraki's elf Berserkern.


Hvitserkur (Nord. M.), einer der gewaltigen Berserker des dänischen Königs Rolf Kraki.


Hwergelmer (Nord. M.), der Quell Mittelpunkte von Helheim und Niflheim, in welchem sich die Tropfen sammeln, die vom Geweih des Hirsches Aeikthyrner (welcher in Walhalla steht und vom Baum Lerad frisst) abfliessen. Es sind deren so viele, dass der Quell siebenunddreissig Höllenflüssen das Leben gibt. Der Quell ist von vielen Schlangen bewohnt, welche an der einen Wurzel der Weltesche Ygdrasil, die sich bis dorthin erstreckt, nagen und sie zum Fall zu bringen suchen, nach dem Weltuntergange wird H. der schrecklichste Marterort im ganzen Strafreiche Nastrond (Strand der Leichen) sein, indem die grimmigste aller Schlangen, Nidhöggur, an den Verdammten nahen wird.


Hyacinthus (Gr. M.), 1) Sohn des Amyclas und der Diomede, war überaus schön, so dass sich Apollo in ihn verliebte; doch auch Zephyrus theilte des Gottes Neigung, und aus Eifersucht trieb er, da einst Apollo mit dem H. den Discus warf, die Scheibe auf des Jünglings Kopf, so dass dieser auf der Stelle todt blieb. Apollo verfolgte seitdem den Zephyrus immer mit seinen Pfeilen, den Geliebten aber verwandelte er in eine Blume auf deren Kelch er seinen Trauerruf: »Ai!« eingrub. Wirklich zeigen der Gartenrittersporn und die blaue Schwertlilie, nicht aber unsere Hyacinthe, die Züge AI mehr oder minder deutlich. – 2) H., ein Lacedämonier, der aus Sparta nach Athen gezogen war. Aegeus hatte in schändlicher Verletzung der Gastfreundschaft den jungen Androgeos, Minos' Sohn, ermorden lassen; dafür überzog dieser Athen mit Krieg, und als das Reich in Gefahr schien , schlachtete man, einem Orakelspruch zu Folge, um die Götter zu versöhnen, auf dem Grabe des Cyclopen Gerästus die Töchter des Fremdlings, die schönen Hyacinthiden Antheïs, Aegleïs, Enthenis, Lytäa und Orthäa. Der Erfolg rechtfertigte Athens Hoffnungen nicht: die Götter waren nicht versöhnt, und Minos zwang die Athener zu dem neunjährigen Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen für den Minotaurus (s. d.).


Hyaden (Gr. M.), Nymphen, welche zu den Atlantiden oder Oceaniden gehören. Ihre Anzahl weicht von zwei bis auf sieben ab, eben so verschieden werden ihre Namen angegeben, als: Arsinoë, Ambrosia, Baccho, Bromia, Erato, Eriphia, Eudora, Cisseïs, Coronis, Cardia, Nysa, Phäsyla, Polyhymno, Polyxo, Phäo, Pytho, Synecho. Ihr Schicksal wird sehr verschieden erzählt; sie waren entweder die Erzieherinnen des jungen Bachus, wesshalb Jupiter, um sie zu belohnen, ihnen einen Platz am Himmel anwies; oder sie waren die Schwestern des Hyas, welcher, von einem wilden Eber zerrissen, von ihnen so schmerzlich betrauert wurde, dass die Götter sie aus Mitleid unter die Sterne aufnahmen. So stehen sie im Sternbilde des Stiers am Kopf desselben, und erscheinen dem blossen Auge als Stern erster Grösse, umgeben von vier anderen, doch bei der geringsten Vergrösserung als ein Sternhaufen von mehr als vierzig kleineren, die von dem hellsten, dem Aldebaran, südwärts sich ausbreiten. Man glaubte, dass ihr kosmischer Aufgang Regen bedeute; daher scheint eigentlich ihr Name zu stammen, denn hyô heisst griechisch regnen.


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[260/0330] stets hinlänglich viele frische Köpfe in Bereitschaft gehalten wurden, um die alten, verwitterten, zu ersetzen. Huju (M. der Karaiben), Name der Sonne; sie wohnt fern von der Erde, viel näher einer zweiten himmlischen Erde, auf welche die Karaiben kommen, wenn sie sterben. Sie ist der Regent der Sterne, ihr zu grosses Licht hindert, dass man diese am Tage sieht, daher begeben sie sich zu dieser Zeit zur Ruhe; während der Nacht kommt einer nach dem andern wieder zum Vorschein. Hujukhu (M. der Karaiben), der Himmel, welcher über dem sichtbaren Himmel ist; dort sind alle Freuden, deren sich die Menschen auf der Erde erfreuen, in zehnfach erhöhetem Masse zu finden. Die Bäume tragen schönere Früchte, die Fluren prächtigere Blumen, die Häuser sind wohnlicher und gewähren mehr Schutz gegen die Witterung; der Fischfang ist leichter und gefahrloser; in den Bächen strömt statt des Wassers Quiku, ein liebliches, berauschendes Getränk; die Männer haben viele Frauen, welche für sie sorgen; ohne Pflege wachsen alle Nahrungsmittel, immerwährend lebt man in Lustbarkeiten, Krankheiten und Tod gibt es nicht. Huixtocihuatl (Mex. M.), eine Göttin des Salzes welche wegen des in der Nähe der Hauptstadt Tenochtitlan gelegenen Salzwerkes hoch verehrt wurde. Man feierte ihr ein allgemeines Fest, welches in den siebenten Monat des achtzehntheiligen mexikanischen Jahres fiel. Hulasana (Ind. M.), ein Name des Schiwa, unter welchem er die Welt vor der Entvölkerung bewahrte, die ihr durch den Fluch seiner unfruchtbaren Gattin Uma drohete. Brama bestimmte ihn, Gatte der Ganga zu werden, worauf diese, mit ihrer Schwester Uma zugleich, den Sohn des H., den Skanda oder Kartigua, gebar. Huldrer (Nord. M.), die holden weiblichen Elfen und Waldfrauen, welche sich in den Schneegebirgen von Norwegen sehen lassen. Sie hüten dort ihre Heerden, und sind in so helle Gewänder gekleidet, dass nur ein glücklich Begabter sie von dem Schnee unterscheiden kann. Sie sind mild und gut, und überraschen den einsamen Wanderer oft durch ihren lieblichen, schwermüthigen Gesang, der Huldraslät heisst. Vergl. Holda. Hunangsfall (Nord. M.), der liebliche, süsse Thau, welcher an jedem Morgen aus den Blättern der Esche Ygdrasil quillt, und die Blumen mit Nectar füllt, aus welchen die Bienen ihren Honig saugen. Hund (Mytholog. Astronomie). a) Der grosse Hund, ein südliches Sternbild, östlich unter dem Orion, einen sitzenden Hund darstellend. Es ist Lälaps, der Hund, den Minos oder Diana der Procris schenkte, von der ihn Cephalus bekam, und den Jupiter unter die Sterne versetzte, als er den teumessischen Fuchs jagte. (S. Amphitryon.) Oder es ist der Hund des Orion, oder der des Icarius, Mära genannt. b) Der kleine Hund, ein südliches Sternbild, einen laufenden Hund vorstellend, südlich unter den Zwillingen, östlich bei der Milchstrasse. Auf ihn werden die obigen Sagen übertragen, oder er heisst der Hund der Helena, den diese auf der Flucht mit Paris verlor, und den Jupiter auf ihr Bitten unter die Sterne versetzte. Huenen (Nord. M.), Riesen, ungeheure Menschen der Vorwelt. H.betten sind Denkmale der Vorzeit, aus zwei aufgerichteten Steinen bestehend, über denen ein dritter liegt; die Grösse dieser Steine setzt in Erstaunen, oft sind sie von 25 bis 34 Fuss im Umfang; sie dienten wahrscheinlich zu Altären. H.gräber sind wirkliche Grabhügel, inwendig ausgemauert, mit Ueberbleibseln von Waffen, Aschenkrügen, sogar ganze Gerippe in sitzender Stellung enthaltend. Im Norden Deutschlands, wo die grösste Kraft des Volkes stets zu Hause war, werden sie vorzüglich oft gefunden. Hungr (Nord. M.), der Tisch der Todesgöttin Hel. Huris (Islam), die wunderschönen, ewig jungfräulichen Wesen, welche zum Lohn der frommen Muselmänner im Paradiese ihrer harren. Ein Engel von himmlischer Schönheit wird sich den Gläubigen nahen und ihnen die köstlichsten Früchte zur Erquickung bieten; so wie sie dieselben öffnen, wird aus jeder ein Mädchen sich erheben, das mit allen Reizen so verschwenderisch geschmückt ist, dass kein Dichter mit der lebendigsten Phantasie im Stande ist, sie zu beschreiben. Nach dem Koran sind im Paradies viererlei Huris: weisse, gelbe, grüne und rothe; sie sind aus Moschus, Ambra und Myrrhenduft zusammengesetzt; auf ihrer Stirne strahlt in goldenen Lettern eine Einladung zur Freude au die Gläubigen; sie ruhen unter Zelten mit Perlendächern, in deren jedem siebenzig Ruhestätten sind; auf einer jeden liegen siebenzig Matratzen, und jede Matratze ist von siebenzig Sklavinnen umringt, deren jede noch eine Gehülfin hat; diese alle sind bestimmt, die reizenden H. zu kleiden und zu schmücken, welche, züchtig verhüllt in siebenzig Musselin-Gewänder, doch so duftig und durchsichtig sind, dass man sie bis in das Mark ihrer Gebeine durchschauen kann. Tausend Jahre ruhen die Muselmänner in den Armen dieser holden Kinder, und nach dieser Zeit werden sie eben so frisch und reizend sein, wie vor dem ersten Kuss. Hutr Aschmodad (Pers. M.), der wachsame himmlische Hahn, ein grosser, gewaltiger Vogel, der Tag und Nacht gegen den bösen Geist, den Erzdew Eschem kämpft, welcher der grausamste unter allen Dews ist und der Urheber des Neides und alles Unglücks genannt wird. H. beschützt durch seine nie besiegte Munterkeit den Schlaf. Hvati (Nord. M.), einer von Rolf Kraki's elf Berserkern. Hvitserkur (Nord. M.), einer der gewaltigen Berserker des dänischen Königs Rolf Kraki. Hwergelmer (Nord. M.), der Quell Mittelpunkte von Helheim und Niflheim, in welchem sich die Tropfen sammeln, die vom Geweih des Hirsches Aeikthyrner (welcher in Walhalla steht und vom Baum Lerad frisst) abfliessen. Es sind deren so viele, dass der Quell siebenunddreissig Höllenflüssen das Leben gibt. Der Quell ist von vielen Schlangen bewohnt, welche an der einen Wurzel der Weltesche Ygdrasil, die sich bis dorthin erstreckt, nagen und sie zum Fall zu bringen suchen, nach dem Weltuntergange wird H. der schrecklichste Marterort im ganzen Strafreiche Nastrond (Strand der Leichen) sein, indem die grimmigste aller Schlangen, Nidhöggur, an den Verdammten nahen wird. Hyacinthus (Gr. M.), 1) Sohn des Amyclas und der Diomede, war überaus schön, so dass sich Apollo in ihn verliebte; doch auch Zephyrus theilte des Gottes Neigung, und aus Eifersucht trieb er, da einst Apollo mit dem H. den Discus warf, die Scheibe auf des Jünglings Kopf, so dass dieser auf der Stelle todt blieb. Apollo verfolgte seitdem den Zephyrus immer mit seinen Pfeilen, den Geliebten aber verwandelte er in eine Blume auf deren Kelch er seinen Trauerruf: »Ai!« eingrub. Wirklich zeigen der Gartenrittersporn und die blaue Schwertlilie, nicht aber unsere Hyacinthe, die Züge AI mehr oder minder deutlich. – 2) H., ein Lacedämonier, der aus Sparta nach Athen gezogen war. Aegeus hatte in schändlicher Verletzung der Gastfreundschaft den jungen Androgeos, Minos' Sohn, ermorden lassen; dafür überzog dieser Athen mit Krieg, und als das Reich in Gefahr schien , schlachtete man, einem Orakelspruch zu Folge, um die Götter zu versöhnen, auf dem Grabe des Cyclopen Gerästus die Töchter des Fremdlings, die schönen Hyacinthiden Antheïs, Aegleïs, Enthenis, Lytäa und Orthäa. Der Erfolg rechtfertigte Athens Hoffnungen nicht: die Götter waren nicht versöhnt, und Minos zwang die Athener zu dem neunjährigen Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen für den Minotaurus (s. d.). Hyaden (Gr. M.), Nymphen, welche zu den Atlantiden oder Oceaniden gehören. Ihre Anzahl weicht von zwei bis auf sieben ab, eben so verschieden werden ihre Namen angegeben, als: Arsinoë, Ambrosia, Baccho, Bromia, Erato, Eriphia, Eudora, Cisseïs, Coronis, Cardia, Nysa, Phäsyla, Polyhymno, Polyxo, Phäo, Pytho, Synecho. Ihr Schicksal wird sehr verschieden erzählt; sie waren entweder die Erzieherinnen des jungen Bachus, wesshalb Jupiter, um sie zu belohnen, ihnen einen Platz am Himmel anwies; oder sie waren die Schwestern des Hyas, welcher, von einem wilden Eber zerrissen, von ihnen so schmerzlich betrauert wurde, dass die Götter sie aus Mitleid unter die Sterne aufnahmen. So stehen sie im Sternbilde des Stiers am Kopf desselben, und erscheinen dem blossen Auge als Stern erster Grösse, umgeben von vier anderen, doch bei der geringsten Vergrösserung als ein Sternhaufen von mehr als vierzig kleineren, die von dem hellsten, dem Aldebaran, südwärts sich ausbreiten. Man glaubte, dass ihr kosmischer Aufgang Regen bedeute; daher scheint eigentlich ihr Name zu stammen, denn hyô heisst griechisch regnen.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/330>, abgerufen am 15.05.2024.