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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Isthmius (Gr. M.), Beiname des Neptun, dem der Isthmus, d. h. die Landenge von Corinth, heilig war.


Iswara (Ind. M.), Beiname des Gottes Schiwa, unter welchem sein Cultus sich bis nach Persien verbreitete.


Italus (Röm. M.), alter König der Siculer, der Italien den Namen gegeben haben soll. Seine Tochter Roma, die er mit der Lucania zeugte, soll Rom erbaut haben, nach Andern war es sein Sohn Remus, der dieses that, in welchem Falle des I. Gemahlin Electra geheissen war.


Iterduca (Röm. M.), Beiname der Juno.


Ithacus (Gr. M.), ein Heros der Insel Ithaca, welche von ihm den Namen haben soll. Ein Denkmal von ihm wies die Insel auf: einen Brunnen, den er mit Neritus und Polyctor gegraben, und mit einem Haine von Pappeln umpflanzt.


Ithomatas (Gr. M.). Nach Pausanias entspringt auf der Höhe des Berges Ithome der Quell Clepsydra; dort soll, von den Cureten verborgen, Jupiter durch die Nymphen Ithome und Neda erzogen worden sein. Von dem Berge nun und der einen Nymphe erhielt Jupiter bei den Messeniern den Beinamen I.


Ithun (Nord. M.). Eine I. ist gefangen bei Hel unter der Esche Ygdrasil; sie ist der Zukunft kundig und scheint daher zu den Nornen gezählt werden zu müssen; möglich, dass diese I. Eins ist mit Iduna, welche die verjüngenden Aepfel den Göttern bewahrt.


Itone (Gr. M.), Tochter des Lyctius auf Creta, mit welcher König Minos den Lycastus, seinen Nachfolger, zeugte.


Itonia (Gr. M.), Beiname der Minerva. In ihrem Tempel, zwischen Larissa und Pherä, hängte Pyrrhus die celtischen Waffen auf, welche er dem Beherrscher des obern Theiles von Macedonien und Thessalien abnahm.


Itonus (Gr. M.), Sohn des Amphictyon. Er verband sich mit der Nymphe Melanippe, und zeugte den Böotus.


Itylus (Gr. M.), Sohn des Zethus, Königs von Theben; seiner gedenkt Penelope, als sie dem unerkannten Gatten ihr Leid klagt, und sich mit der Mutter des I. vergleicht, welche, in eine Nachtigall verwandelt (weil sie ihr Kind umgebracht), bei des Frühlings Erneuerung mit ihren Trauertönen die Nächte füllt. Die Fabel sagt, sie habe aus Neid über der Niobe Glück eines von deren Kindern ermorden wollen, habe aber ihr eigenes getödtet, und sei von den Göttern, aus Mitleid mit ihrem Gram, in die nächtliche Sängerin verwandelt worden.


Itys (Gr. M.), ein unglückliches Schlachtopfer grässlicher Rache für eine, von seinem Vater begangene grässliche That. Tereus, Gemahl der Procne, hatte deren Schwester Philomele entehrt, verstümmelt und eingekerkert. Die ausgeschnittene Zunge hinderte die Arme zu klagen, allein sie webte ihre traurige Geschichte in ein Tuch, welches sie der Procne schickte. Die beiden Schwestern vereinten sich nun zur Rache, schlachteten I., den Sohn des Tereus und der Procne, setzten ihn gekocht dem Vater vor und entflohen, nachdem sie ihn selbst von ihrer That unterrichtet (s. Procne).


Jude, der ewige, eine gespenstige Erscheinung, welche sich von Zeit zu Zeit sehen lassen soll, und deren Existenz auf einem uralten Volksglauben beruht. Als Christus zur Kreuzigung geführt wurde, wollte er vor dem Hause des Juden Ahasverus ruhen; dieser aber stiess ihn weg und verwünschte ihn. Darauf sprach Jesus: "ich will hier stehen und ruhen, du aber sollst wandeln bis an den jüngsten Tag!" Entsetzt blieb Ahasverus, bis die Menschenmenge sich verlaufen hatte, dann wandelte er, von einem innern Drange getrieben, fort durch alle Länder, unstät und flüchtig, nirgends Ruhe findend; alle Elemente stiessen ihn aus: ohne Schaden zu leiden, stürzte er sich in das Meer, wie in des Ofens Glut; unverletzt liess ihn das Getümmel der Schlachten und das heftigste Gift. Vor einigen Jahrhunderten hörte man an verschiedenen Orten von der Erscheinung des e. J., im welchen das Volk fest, auch jetzt noch, glaubt. Viele ältere und neuere Dichter haben sich an diesem Stoff versucht; unter den letzteren Schubart, Schlegel, Goethe, Franz Horn, Wilhelm Hauff; auch die Franzosen unterlassen es nicht, ihn zu bearbeiten, doch nach ihrer Art, ohne Auffassung des tiefen Sinnes, der darin liegt. - Eine ähnliche Erzählung hat man von einem römischen Soldaten Cartaphyllus (s. d.).


Juelfest, das höchste Fest des skandinavischen Cultus, welches zur Zeit der längsten Nacht als Neujahrsfest gefeiert wurde. Man brachte an demselben den Göttern Opfer und Gelübde für die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres. Dem Gotte Freir wurde ein grosser Eber, das Jula-Schwein, geschlachtet, und das Opfer, welches J.-Opfer oder Jolarblot hiess, in Gegenwart des Königs verrichtet. Ein goldener Eber ward bei der Tafel in den Saal gebracht, die Lehensmänner legten ihre Hände auf dessen Borsten und schwuren dem Herrn unverbrüchliche Treue; dann überliess man sich der J.-Freude, dem Essen, Trinken, Tanzen, Spielen, was vier Wochen lang dauerte. Es ist leicht möglich, dass einige weit durch den Norden verbreitete Gebräuche von jenem Feste herrühren. Das Einschlachten, namentlich der Schweine, für alle grösseren Haushaltungen zur Weihnachtszeit, das Backen von Kuchen in mancherlei Formen, mag sich leicht darauf zurückführen lassen, so wie auch die scherzhafte Versicherung, dass derjenige, der sich vom heiligen Abend vor dem Christfest bis zum Abendessen am folgenden Tage aller Speise enthielte, in der Nacht das goldene Ferkel zu sehen bekäme. Das deutsche Wort Juelen, Jolen, stammt sicherlich von jenem Feste und der J.-Freude her.


Juelmonat, Name des December bei den Skandinaviern und alten Deutschen, von dem an demselben gehaltenen Juelfest (s. d.).


Jug oder Dschug (Ind. M.), die Weltalter, nach denen die ganze indische Chronologie eingerichtet ist. Die Erde besteht nach indischem Glauben sehr lange, und soll bestehen 12,000 göttliche Jahre, wovon jedes 360 unserer gewöhnlichen Jahre umfasst, zusammen also 4,320,000 gewöhnlicher Jahre. Diese vier Millionen Jahre sind in vier J.s getheilt, welche ihre besonderen Namen haben: das erste heisst Krita-J. und dauert 4000 Götterjahre, nebst einer Dämmerung von 800 solchen, die den Uebergang bilden zum zweiten J., welches Treta-J. heisst, 3000 Götterjahre und eine Dämmerung von 600 hat, durch die es auf das dritte, Dwapar-J., übergeht, welches 2000 Götterjahre und die Dämmerung von 400 umfasst, das letzte ist das Kali-J.; in diesem leben wir, es hat 1000 Götterjahre und eine Dämmerung von 200; dieser ganze Zeitraum heisst Maha-J., das grosse Weltalter, oder Sadir-J. die Zeit von vier Altern. 1000 Maha-J., also 4,320,000,000 unserer Jahre, bilden einen Tag des Brama, eben so viel gehören zu einer Nacht, während welcher er schläft, zusammen 8,640,000,000. In dieser Nacht vergehen alle Dinge und lösen sich in ihre Urstoffe auf, in ein grosses Meer versinkend, bis Brama erwacht und durch das Oeffnen seiner Augen sich Alles von Neuem belebt; solch ein Sadir-J. zusammt der Nacht, dreihundert sechszig Mal genommen, bildet dann das Jahr des Brama, nämlich 3 Billionen, einmalhundert und zehntausend und vierhundert Millionen Jahre. Hundert solcher Jahre lebt Brama, also 311,040,000,000,000. Mit dem Tode des Brama tritt eine allgemeine Zerstörung ein, welche eben so lange dauert, als das Leben des Brama. Nach dem Zeitraum von 622,080,000,000,000 wird Brama wieder geboren, und der Kreislauf von Tagen und Nächten, Jahren und Jahrhunderten des Brama beginnt von Neuem. Die hier zuletzt angeführte Zahl bildet nur einen Tag des Wischnu, uns Tag und Nacht bestehend; deren 360 bilden ein Jahr des Wischnu, und hundert solcher Jahre seine Lebensdauer, die runde Summe von 22,394,880,000,000,000,000. Wahrscheinlich würden wir eine noch grössere Reihe von J.s für Schiwa's Lebensdauer finden, wenn die Schiwaiten nicht vorgezogen hatten, ihren Hauptgott unsterblich zu machen. Unsere jetzige Zeitberechnung, das Kali-J., hat 30 Jahre nach dem Tode Wischnu's in seiner höchsten Verkörperung als Krischna begonnen, 3101 Jahre v. Chr., mithin sind bis zum Jahr 1872 erst 4973 verfloosen, und wir haben von den 432,000, die es dauert, noch 427,027 Jahre vor uns.


Juga (Röm. M.), Beiname der Juno als Ehegöttin.


Jugatinus (Röm. M.), der Ehegott.


Jukateuctli, der Mercur der Mexikaner, welchem die Kaufleute jährlich zwei grosse Feste gaben; ihm zu Ehren führten sie stets einen schwarzen Stab in der Hand (der Caduceus des Hermes). Der Gott war der Geleitsmann der Reisenden; wenn Kaufleute nach einer Reise zusammenkamen, so banden sie alle ihre Stäbe in ein Bündel an einander und beteten zu ihm; auch liessen sie sich Nachts etwas Blut aus, um es dem Gotte zu opfern. Die Frauen und Kinder der Verreisten wuschen sich nur

Isthmius (Gr. M.), Beiname des Neptun, dem der Isthmus, d. h. die Landenge von Corinth, heilig war.


Iswara (Ind. M.), Beiname des Gottes Schiwa, unter welchem sein Cultus sich bis nach Persien verbreitete.


Italus (Röm. M.), alter König der Siculer, der Italien den Namen gegeben haben soll. Seine Tochter Roma, die er mit der Lucania zeugte, soll Rom erbaut haben, nach Andern war es sein Sohn Remus, der dieses that, in welchem Falle des I. Gemahlin Electra geheissen war.


Iterduca (Röm. M.), Beiname der Juno.


Ithacus (Gr. M.), ein Heros der Insel Ithaca, welche von ihm den Namen haben soll. Ein Denkmal von ihm wies die Insel auf: einen Brunnen, den er mit Neritus und Polyctor gegraben, und mit einem Haine von Pappeln umpflanzt.


Ithomatas (Gr. M.). Nach Pausanias entspringt auf der Höhe des Berges Ithome der Quell Clepsydra; dort soll, von den Cureten verborgen, Jupiter durch die Nymphen Ithome und Neda erzogen worden sein. Von dem Berge nun und der einen Nymphe erhielt Jupiter bei den Messeniern den Beinamen I.


Ithun (Nord. M.). Eine I. ist gefangen bei Hel unter der Esche Ygdrasil; sie ist der Zukunft kundig und scheint daher zu den Nornen gezählt werden zu müssen; möglich, dass diese I. Eins ist mit Iduna, welche die verjüngenden Aepfel den Göttern bewahrt.


Itone (Gr. M.), Tochter des Lyctius auf Creta, mit welcher König Minos den Lycastus, seinen Nachfolger, zeugte.


Itonia (Gr. M.), Beiname der Minerva. In ihrem Tempel, zwischen Larissa und Pherä, hängte Pyrrhus die celtischen Waffen auf, welche er dem Beherrscher des obern Theiles von Macedonien und Thessalien abnahm.


Itonus (Gr. M.), Sohn des Amphictyon. Er verband sich mit der Nymphe Melanippe, und zeugte den Böotus.


Itylus (Gr. M.), Sohn des Zethus, Königs von Theben; seiner gedenkt Penelope, als sie dem unerkannten Gatten ihr Leid klagt, und sich mit der Mutter des I. vergleicht, welche, in eine Nachtigall verwandelt (weil sie ihr Kind umgebracht), bei des Frühlings Erneuerung mit ihren Trauertönen die Nächte füllt. Die Fabel sagt, sie habe aus Neid über der Niobe Glück eines von deren Kindern ermorden wollen, habe aber ihr eigenes getödtet, und sei von den Göttern, aus Mitleid mit ihrem Gram, in die nächtliche Sängerin verwandelt worden.


Itys (Gr. M.), ein unglückliches Schlachtopfer grässlicher Rache für eine, von seinem Vater begangene grässliche That. Tereus, Gemahl der Procne, hatte deren Schwester Philomele entehrt, verstümmelt und eingekerkert. Die ausgeschnittene Zunge hinderte die Arme zu klagen, allein sie webte ihre traurige Geschichte in ein Tuch, welches sie der Procne schickte. Die beiden Schwestern vereinten sich nun zur Rache, schlachteten I., den Sohn des Tereus und der Procne, setzten ihn gekocht dem Vater vor und entflohen, nachdem sie ihn selbst von ihrer That unterrichtet (s. Procne).


Jude, der ewige, eine gespenstige Erscheinung, welche sich von Zeit zu Zeit sehen lassen soll, und deren Existenz auf einem uralten Volksglauben beruht. Als Christus zur Kreuzigung geführt wurde, wollte er vor dem Hause des Juden Ahasverus ruhen; dieser aber stiess ihn weg und verwünschte ihn. Darauf sprach Jesus: »ich will hier stehen und ruhen, du aber sollst wandeln bis an den jüngsten Tag!« Entsetzt blieb Ahasverus, bis die Menschenmenge sich verlaufen hatte, dann wandelte er, von einem innern Drange getrieben, fort durch alle Länder, unstät und flüchtig, nirgends Ruhe findend; alle Elemente stiessen ihn aus: ohne Schaden zu leiden, stürzte er sich in das Meer, wie in des Ofens Glut; unverletzt liess ihn das Getümmel der Schlachten und das heftigste Gift. Vor einigen Jahrhunderten hörte man an verschiedenen Orten von der Erscheinung des e. J., im welchen das Volk fest, auch jetzt noch, glaubt. Viele ältere und neuere Dichter haben sich an diesem Stoff versucht; unter den letzteren Schubart, Schlegel, Goethe, Franz Horn, Wilhelm Hauff; auch die Franzosen unterlassen es nicht, ihn zu bearbeiten, doch nach ihrer Art, ohne Auffassung des tiefen Sinnes, der darin liegt. – Eine ähnliche Erzählung hat man von einem römischen Soldaten Cartaphyllus (s. d.).


Juelfest, das höchste Fest des skandinavischen Cultus, welches zur Zeit der längsten Nacht als Neujahrsfest gefeiert wurde. Man brachte an demselben den Göttern Opfer und Gelübde für die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres. Dem Gotte Freir wurde ein grosser Eber, das Jula-Schwein, geschlachtet, und das Opfer, welches J.-Opfer oder Jolarblot hiess, in Gegenwart des Königs verrichtet. Ein goldener Eber ward bei der Tafel in den Saal gebracht, die Lehensmänner legten ihre Hände auf dessen Borsten und schwuren dem Herrn unverbrüchliche Treue; dann überliess man sich der J.-Freude, dem Essen, Trinken, Tanzen, Spielen, was vier Wochen lang dauerte. Es ist leicht möglich, dass einige weit durch den Norden verbreitete Gebräuche von jenem Feste herrühren. Das Einschlachten, namentlich der Schweine, für alle grösseren Haushaltungen zur Weihnachtszeit, das Backen von Kuchen in mancherlei Formen, mag sich leicht darauf zurückführen lassen, so wie auch die scherzhafte Versicherung, dass derjenige, der sich vom heiligen Abend vor dem Christfest bis zum Abendessen am folgenden Tage aller Speise enthielte, in der Nacht das goldene Ferkel zu sehen bekäme. Das deutsche Wort Juelen, Jolen, stammt sicherlich von jenem Feste und der J.-Freude her.


Juelmonat, Name des December bei den Skandinaviern und alten Deutschen, von dem an demselben gehaltenen Juelfest (s. d.).


Jug oder Dschug (Ind. M.), die Weltalter, nach denen die ganze indische Chronologie eingerichtet ist. Die Erde besteht nach indischem Glauben sehr lange, und soll bestehen 12,000 göttliche Jahre, wovon jedes 360 unserer gewöhnlichen Jahre umfasst, zusammen also 4,320,000 gewöhnlicher Jahre. Diese vier Millionen Jahre sind in vier J.s getheilt, welche ihre besonderen Namen haben: das erste heisst Krita-J. und dauert 4000 Götterjahre, nebst einer Dämmerung von 800 solchen, die den Uebergang bilden zum zweiten J., welches Treta-J. heisst, 3000 Götterjahre und eine Dämmerung von 600 hat, durch die es auf das dritte, Dwapar-J., übergeht, welches 2000 Götterjahre und die Dämmerung von 400 umfasst, das letzte ist das Kali-J.; in diesem leben wir, es hat 1000 Götterjahre und eine Dämmerung von 200; dieser ganze Zeitraum heisst Maha-J., das grosse Weltalter, oder Sadir-J. die Zeit von vier Altern. 1000 Maha-J., also 4,320,000,000 unserer Jahre, bilden einen Tag des Brama, eben so viel gehören zu einer Nacht, während welcher er schläft, zusammen 8,640,000,000. In dieser Nacht vergehen alle Dinge und lösen sich in ihre Urstoffe auf, in ein grosses Meer versinkend, bis Brama erwacht und durch das Oeffnen seiner Augen sich Alles von Neuem belebt; solch ein Sadir-J. zusammt der Nacht, dreihundert sechszig Mal genommen, bildet dann das Jahr des Brama, nämlich 3 Billionen, einmalhundert und zehntausend und vierhundert Millionen Jahre. Hundert solcher Jahre lebt Brama, also 311,040,000,000,000. Mit dem Tode des Brama tritt eine allgemeine Zerstörung ein, welche eben so lange dauert, als das Leben des Brama. Nach dem Zeitraum von 622,080,000,000,000 wird Brama wieder geboren, und der Kreislauf von Tagen und Nächten, Jahren und Jahrhunderten des Brama beginnt von Neuem. Die hier zuletzt angeführte Zahl bildet nur einen Tag des Wischnu, uns Tag und Nacht bestehend; deren 360 bilden ein Jahr des Wischnu, und hundert solcher Jahre seine Lebensdauer, die runde Summe von 22,394,880,000,000,000,000. Wahrscheinlich würden wir eine noch grössere Reihe von J.s für Schiwa's Lebensdauer finden, wenn die Schiwaiten nicht vorgezogen hatten, ihren Hauptgott unsterblich zu machen. Unsere jetzige Zeitberechnung, das Kali-J., hat 30 Jahre nach dem Tode Wischnu's in seiner höchsten Verkörperung als Krischna begonnen, 3101 Jahre v. Chr., mithin sind bis zum Jahr 1872 erst 4973 verfloosen, und wir haben von den 432,000, die es dauert, noch 427,027 Jahre vor uns.


Juga (Röm. M.), Beiname der Juno als Ehegöttin.


Jugatinus (Röm. M.), der Ehegott.


Jukateuctli, der Mercur der Mexikaner, welchem die Kaufleute jährlich zwei grosse Feste gaben; ihm zu Ehren führten sie stets einen schwarzen Stab in der Hand (der Caduceus des Hermes). Der Gott war der Geleitsmann der Reisenden; wenn Kaufleute nach einer Reise zusammenkamen, so banden sie alle ihre Stäbe in ein Bündel an einander und beteten zu ihm; auch liessen sie sich Nachts etwas Blut aus, um es dem Gotte zu opfern. Die Frauen und Kinder der Verreisten wuschen sich nur

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[284/0354] Isthmius (Gr. M.), Beiname des Neptun, dem der Isthmus, d. h. die Landenge von Corinth, heilig war. Iswara (Ind. M.), Beiname des Gottes Schiwa, unter welchem sein Cultus sich bis nach Persien verbreitete. Italus (Röm. M.), alter König der Siculer, der Italien den Namen gegeben haben soll. Seine Tochter Roma, die er mit der Lucania zeugte, soll Rom erbaut haben, nach Andern war es sein Sohn Remus, der dieses that, in welchem Falle des I. Gemahlin Electra geheissen war. Iterduca (Röm. M.), Beiname der Juno. Ithacus (Gr. M.), ein Heros der Insel Ithaca, welche von ihm den Namen haben soll. Ein Denkmal von ihm wies die Insel auf: einen Brunnen, den er mit Neritus und Polyctor gegraben, und mit einem Haine von Pappeln umpflanzt. Ithomatas (Gr. M.). Nach Pausanias entspringt auf der Höhe des Berges Ithome der Quell Clepsydra; dort soll, von den Cureten verborgen, Jupiter durch die Nymphen Ithome und Neda erzogen worden sein. Von dem Berge nun und der einen Nymphe erhielt Jupiter bei den Messeniern den Beinamen I. Ithun (Nord. M.). Eine I. ist gefangen bei Hel unter der Esche Ygdrasil; sie ist der Zukunft kundig und scheint daher zu den Nornen gezählt werden zu müssen; möglich, dass diese I. Eins ist mit Iduna, welche die verjüngenden Aepfel den Göttern bewahrt. Itone (Gr. M.), Tochter des Lyctius auf Creta, mit welcher König Minos den Lycastus, seinen Nachfolger, zeugte. Itonia (Gr. M.), Beiname der Minerva. In ihrem Tempel, zwischen Larissa und Pherä, hängte Pyrrhus die celtischen Waffen auf, welche er dem Beherrscher des obern Theiles von Macedonien und Thessalien abnahm. Itonus (Gr. M.), Sohn des Amphictyon. Er verband sich mit der Nymphe Melanippe, und zeugte den Böotus. Itylus (Gr. M.), Sohn des Zethus, Königs von Theben; seiner gedenkt Penelope, als sie dem unerkannten Gatten ihr Leid klagt, und sich mit der Mutter des I. vergleicht, welche, in eine Nachtigall verwandelt (weil sie ihr Kind umgebracht), bei des Frühlings Erneuerung mit ihren Trauertönen die Nächte füllt. Die Fabel sagt, sie habe aus Neid über der Niobe Glück eines von deren Kindern ermorden wollen, habe aber ihr eigenes getödtet, und sei von den Göttern, aus Mitleid mit ihrem Gram, in die nächtliche Sängerin verwandelt worden. Itys (Gr. M.), ein unglückliches Schlachtopfer grässlicher Rache für eine, von seinem Vater begangene grässliche That. Tereus, Gemahl der Procne, hatte deren Schwester Philomele entehrt, verstümmelt und eingekerkert. Die ausgeschnittene Zunge hinderte die Arme zu klagen, allein sie webte ihre traurige Geschichte in ein Tuch, welches sie der Procne schickte. Die beiden Schwestern vereinten sich nun zur Rache, schlachteten I., den Sohn des Tereus und der Procne, setzten ihn gekocht dem Vater vor und entflohen, nachdem sie ihn selbst von ihrer That unterrichtet (s. Procne). Jude, der ewige, eine gespenstige Erscheinung, welche sich von Zeit zu Zeit sehen lassen soll, und deren Existenz auf einem uralten Volksglauben beruht. Als Christus zur Kreuzigung geführt wurde, wollte er vor dem Hause des Juden Ahasverus ruhen; dieser aber stiess ihn weg und verwünschte ihn. Darauf sprach Jesus: »ich will hier stehen und ruhen, du aber sollst wandeln bis an den jüngsten Tag!« Entsetzt blieb Ahasverus, bis die Menschenmenge sich verlaufen hatte, dann wandelte er, von einem innern Drange getrieben, fort durch alle Länder, unstät und flüchtig, nirgends Ruhe findend; alle Elemente stiessen ihn aus: ohne Schaden zu leiden, stürzte er sich in das Meer, wie in des Ofens Glut; unverletzt liess ihn das Getümmel der Schlachten und das heftigste Gift. Vor einigen Jahrhunderten hörte man an verschiedenen Orten von der Erscheinung des e. J., im welchen das Volk fest, auch jetzt noch, glaubt. Viele ältere und neuere Dichter haben sich an diesem Stoff versucht; unter den letzteren Schubart, Schlegel, Goethe, Franz Horn, Wilhelm Hauff; auch die Franzosen unterlassen es nicht, ihn zu bearbeiten, doch nach ihrer Art, ohne Auffassung des tiefen Sinnes, der darin liegt. – Eine ähnliche Erzählung hat man von einem römischen Soldaten Cartaphyllus (s. d.). Juelfest, das höchste Fest des skandinavischen Cultus, welches zur Zeit der längsten Nacht als Neujahrsfest gefeiert wurde. Man brachte an demselben den Göttern Opfer und Gelübde für die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres. Dem Gotte Freir wurde ein grosser Eber, das Jula-Schwein, geschlachtet, und das Opfer, welches J.-Opfer oder Jolarblot hiess, in Gegenwart des Königs verrichtet. Ein goldener Eber ward bei der Tafel in den Saal gebracht, die Lehensmänner legten ihre Hände auf dessen Borsten und schwuren dem Herrn unverbrüchliche Treue; dann überliess man sich der J.-Freude, dem Essen, Trinken, Tanzen, Spielen, was vier Wochen lang dauerte. Es ist leicht möglich, dass einige weit durch den Norden verbreitete Gebräuche von jenem Feste herrühren. Das Einschlachten, namentlich der Schweine, für alle grösseren Haushaltungen zur Weihnachtszeit, das Backen von Kuchen in mancherlei Formen, mag sich leicht darauf zurückführen lassen, so wie auch die scherzhafte Versicherung, dass derjenige, der sich vom heiligen Abend vor dem Christfest bis zum Abendessen am folgenden Tage aller Speise enthielte, in der Nacht das goldene Ferkel zu sehen bekäme. Das deutsche Wort Juelen, Jolen, stammt sicherlich von jenem Feste und der J.-Freude her. Juelmonat, Name des December bei den Skandinaviern und alten Deutschen, von dem an demselben gehaltenen Juelfest (s. d.). Jug oder Dschug (Ind. M.), die Weltalter, nach denen die ganze indische Chronologie eingerichtet ist. Die Erde besteht nach indischem Glauben sehr lange, und soll bestehen 12,000 göttliche Jahre, wovon jedes 360 unserer gewöhnlichen Jahre umfasst, zusammen also 4,320,000 gewöhnlicher Jahre. Diese vier Millionen Jahre sind in vier J.s getheilt, welche ihre besonderen Namen haben: das erste heisst Krita-J. und dauert 4000 Götterjahre, nebst einer Dämmerung von 800 solchen, die den Uebergang bilden zum zweiten J., welches Treta-J. heisst, 3000 Götterjahre und eine Dämmerung von 600 hat, durch die es auf das dritte, Dwapar-J., übergeht, welches 2000 Götterjahre und die Dämmerung von 400 umfasst, das letzte ist das Kali-J.; in diesem leben wir, es hat 1000 Götterjahre und eine Dämmerung von 200; dieser ganze Zeitraum heisst Maha-J., das grosse Weltalter, oder Sadir-J. die Zeit von vier Altern. 1000 Maha-J., also 4,320,000,000 unserer Jahre, bilden einen Tag des Brama, eben so viel gehören zu einer Nacht, während welcher er schläft, zusammen 8,640,000,000. In dieser Nacht vergehen alle Dinge und lösen sich in ihre Urstoffe auf, in ein grosses Meer versinkend, bis Brama erwacht und durch das Oeffnen seiner Augen sich Alles von Neuem belebt; solch ein Sadir-J. zusammt der Nacht, dreihundert sechszig Mal genommen, bildet dann das Jahr des Brama, nämlich 3 Billionen, einmalhundert und zehntausend und vierhundert Millionen Jahre. Hundert solcher Jahre lebt Brama, also 311,040,000,000,000. Mit dem Tode des Brama tritt eine allgemeine Zerstörung ein, welche eben so lange dauert, als das Leben des Brama. Nach dem Zeitraum von 622,080,000,000,000 wird Brama wieder geboren, und der Kreislauf von Tagen und Nächten, Jahren und Jahrhunderten des Brama beginnt von Neuem. Die hier zuletzt angeführte Zahl bildet nur einen Tag des Wischnu, uns Tag und Nacht bestehend; deren 360 bilden ein Jahr des Wischnu, und hundert solcher Jahre seine Lebensdauer, die runde Summe von 22,394,880,000,000,000,000. Wahrscheinlich würden wir eine noch grössere Reihe von J.s für Schiwa's Lebensdauer finden, wenn die Schiwaiten nicht vorgezogen hatten, ihren Hauptgott unsterblich zu machen. Unsere jetzige Zeitberechnung, das Kali-J., hat 30 Jahre nach dem Tode Wischnu's in seiner höchsten Verkörperung als Krischna begonnen, 3101 Jahre v. Chr., mithin sind bis zum Jahr 1872 erst 4973 verfloosen, und wir haben von den 432,000, die es dauert, noch 427,027 Jahre vor uns. Juga (Röm. M.), Beiname der Juno als Ehegöttin. Jugatinus (Röm. M.), der Ehegott. Jukateuctli, der Mercur der Mexikaner, welchem die Kaufleute jährlich zwei grosse Feste gaben; ihm zu Ehren führten sie stets einen schwarzen Stab in der Hand (der Caduceus des Hermes). Der Gott war der Geleitsmann der Reisenden; wenn Kaufleute nach einer Reise zusammenkamen, so banden sie alle ihre Stäbe in ein Bündel an einander und beteten zu ihm; auch liessen sie sich Nachts etwas Blut aus, um es dem Gotte zu opfern. Die Frauen und Kinder der Verreisten wuschen sich nur

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/354>, abgerufen am 15.05.2024.