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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Kagbossum (Ind. M.), ein Weiser, oder gar Brama in der Gestalt einer Krähe, also eine Verkörperung des höchsten Gottes. Rama's Gemahlin Sito hatte demselben ein Mahl bereitet, und wollte die nicht gebrauchten Fleischstücke trocknen, wobei sich viele Krähen um dieselben versammelten. Sie scheuchte sie zwar fort, aber eine derselben, K., wollte sich durchaus nicht verscheuchen lassen, und so war Rama selbst genöthigt, mit einem Pfeile nach ihr zu schiessen. Der Vogel flog fort durch alle drei Welten, doch immer von Rama's Pfeil verfolgt, bis er sich vor dem Gotte demüthigte und um Gnade bat, doch nach des Schicksals Willen an irgend einem Theile seines Körpers von dem Pfeile getroffen werden musste; dazu wählte er das eine Auge. K. lebte schon im ersten Weltalter und durchlebte alle drei, konnte also auch die Frage des Ardschunen über die Wichtigkeit des Krieges zwischen den Söhnen des Kuru und des Pandu beantworten, indem er sagte, derselbe sei höchst unbedeutend im Vergleich mit Rama's (Wischnu's in seiner siebenten und grössten, erhabensten Verkörperung) Krieg gegen den Riesenkönig von Ceylon, Rawana, und dessen furchtbaren Bruder Kumbakarna. Dieser Weise oder diese Krähe hat das Gedicht Markanda Purana, den Krieg der Gattin Schiwa's, Bhawani, gegen den grässlichen Moisasur, beschreibend verfasst.


Kagura (Japan. M.), ein Volksfest mit Pantomimen und Musik, am siebenten Tage des zehnten Monats (November).


Kahanbarha (Pers. Rel.), der Zeitraum von sechs Tagen, in welchem Gott die Welt erschaffen hat. Er wird nach den Lehren der Perser in sechs Monate ausgedehnt, so dass auf jeden Monat ein Tag kommt.


Kaigessi (Ind. M.), Gattin des Dassaraden, eines Fürsten aus dem Geschlechte der Sonnenkinder, dessen erste Gattin, Gossali, Wischnu in seiner siebenten Avatera als Rama geboren hatte. K. war schöner als die andern Gemahlinnen, und daher von Dassaraden vorzüglich geliebt; als sie ihm aber das Leben gerettet, zeigte sich diese Neigung noch besonders dadurch, dass er ihr eine Bitte freistellte, und deren unbedingte Erfüllung versprach. Da sie nun Mutter des Baraden geworden war, bat sie ihren Gatten, dass dieser, und nicht Rama, Erbe des Thrones werde. Einige Gedichte nennen die K. auch Kaikai.


Kaimughasura, auch Gedjemugaschurin (Ind. M.), ein mächtiger Riese, welchen Ganesa (der Gott der Weisheit und des Schicksals, Sohn des Schiwa und zweier Mütter, der Parwadi und der Anga) in einem mächtigen, erderschütternden Kampfe besiegte, in eine Ratte verwandelte und als Reitthier brauchte.


Kajomorts (Pers. M.), der Urmensch, welcher aus der rechten Vorderhüfte des Urstiers Abudad entstand, nachdem Ahriman denselben hatte tödten lassen. Er war Mann und Weib zugleich, überaus heilig und Gegenstand der Anbetung der Engel. Der Zweck Ahrimans, das Geschlecht, welches die Welt bevölkern sollte, zu vernichten, war mithin nicht erreicht; darum schickte er einen Dew, Astudschad, nebst tausend andern Genien des Abgrunds gegen ihn zum Kampfe aus, allein dreissig Jahre lange widerstand K. der Uebermacht, bevor er unterlag. Die seinem Körper entfliessenden edeln Säfte befruchteten nunmehr die Erde; über den ungestörten Fortgang des einen Theils wachte der Ized Neritscheni, über den andern Sapandomad. Der Sonnenschein reinigte den Samen, aus welchem nach vierzig Jahren eine Pflanze emporwuchs, welche ein mächtiger Baum ward, wie ein vereintes Menschenpaar gestaltet. Derselbe trug statt der Flüchte zehn Menschenpaare, deren eines, Meschia und Meschiane, das Stammelternpaar des Menschengeschlechts wurde. Auch sie jedoch wurden von Ahriman verführt, des ewigen Lebens, das ihr Theil war, beraubt und, sündhaft, verurtheilt, die Strafe der Sündigen bis zur Auferstehung zu leiden.


Kalasutra (Ind. M.), derjenige Theil der Hölle der brachmanischen Religionslehre, in welchen Uebertreter der heiligen Gesetze kommen, namentlich diejenigen, welche ein Sraddha, ein grosses Opfer für die Vorfahren, angestellt und genossen haben, und den Ueberrest desselben, statt ihn zu verbrennen, einem Menschen aus den niederen, dienenden Kasten geben.


Kaldeir (Ind. M.). Als Wischnu und Brama sich über die Grösse ihrer Macht stritten, und plötzlich Schiwa als unendliche Feuersäule vor ihnen stand und sagte, der solle der Grösste sein, der ihr Ende erreiche, grub Wischnu 1000 Jahre sich in die Erde ein, und Brama erhob sich 10,000 Jahre in die Lüfte, doch keiner erreichte das Ende der Säule; allein Brama, welcher stolz war, bewog eine Blüthe vom Baume K., ihm zu bezeugen, dass er den Gipfel erreicht, worauf plötzlich Schiwa, ihn Lügen strafend, aus der Säule hervortrat. Dieser Baum spielt in den indischen Mythen eine grosse Rolle, weil er aus seinem Stamme Wurzeln entlässt, welche die grösste Aehnlichkeit mit einem Phallus haben; denn Alles, was an die zeugenden und empfangenden Naturkräfte erinnert, verehren die Indier als göttlich und heilig.


Kalastri linga, (Ind. M.), eines der berühmtesten Bilder des Schiwa. Ein frommer Indier hatte bemerkt, dass das rechte Auge des Gottes thräne, sogleich nahm er sich sein rechtes Auge aus und setzte es der Bildsäule ein; da nach einiger Zeit auch das linke sich als schadhaft erwies, wollte der Freund des Gottes auch das zweite Auge opfern, und um, da er nun blind war die Stelle zu finden, in die es einzusetzen, bediente er sich seines Fusses. Diese fromme Handlung versinnlich das beigegebene Bild.


Fig. 186.

Kalegajors (Ind. M.), ungeheure Dämonen der Hölle; sie sind, wie die Dews des Ahriman den Lichtschöpfungen des Ormuzd, so den heitern Kindern des Kasyapa und der Adidi, den zwölf Adityas oder Sonnen, entgegengesetzt; diese wohnen im Himmel des Indra, die riesigen Genien der Unterwelt aber im finstern Abgrund.


Kalegejews (Ind. M.), Söhne des Kasyapa und der Kale, einer der fünfzig Töchter des Dakscha (also Enkelin des Brama), deren dreizehn an Kasyapa vermählt waren. Diese K. sind die fürchterlichsten und mächtigsten Dämonen der Unterwelt Podalam, welche den Söhnen des Lichts beim Kampfe während des Unterganges der Welt den Sieg sehr schwer machen werden.


Kalenda (Ind. M.), Tochter der Sonne und Gemahlin des Wischnu in seiner achten Avatera als Krischna, gehörte zu den acht vornehmsten Frauen des Gottes, welchen sie liebte, lange bevor er sie und sie ihn gesehen; um ihn zu erlangen, opferte sie der Bhawani das grosse Opfer Jumna. Einer von den fünf Söhnen des Panda, Artschunen, Krischna's getreuester Freund, war durch die über das Geschenk erfreute Göttin von dem Wunsch der K. unterrichtet, sprach über dieselbe mit Krischna, und dieser, gerührt von der Schönheit und Liebe derselben, war sogleich bereit, ihre Wünsche zu erfüllen.


Kagbossum (Ind. M.), ein Weiser, oder gar Brama in der Gestalt einer Krähe, also eine Verkörperung des höchsten Gottes. Rama's Gemahlin Sito hatte demselben ein Mahl bereitet, und wollte die nicht gebrauchten Fleischstücke trocknen, wobei sich viele Krähen um dieselben versammelten. Sie scheuchte sie zwar fort, aber eine derselben, K., wollte sich durchaus nicht verscheuchen lassen, und so war Rama selbst genöthigt, mit einem Pfeile nach ihr zu schiessen. Der Vogel flog fort durch alle drei Welten, doch immer von Rama's Pfeil verfolgt, bis er sich vor dem Gotte demüthigte und um Gnade bat, doch nach des Schicksals Willen an irgend einem Theile seines Körpers von dem Pfeile getroffen werden musste; dazu wählte er das eine Auge. K. lebte schon im ersten Weltalter und durchlebte alle drei, konnte also auch die Frage des Ardschunen über die Wichtigkeit des Krieges zwischen den Söhnen des Kuru und des Pandu beantworten, indem er sagte, derselbe sei höchst unbedeutend im Vergleich mit Rama's (Wischnu's in seiner siebenten und grössten, erhabensten Verkörperung) Krieg gegen den Riesenkönig von Ceylon, Rawana, und dessen furchtbaren Bruder Kumbakarna. Dieser Weise oder diese Krähe hat das Gedicht Markanda Purana, den Krieg der Gattin Schiwa's, Bhawani, gegen den grässlichen Moisasur, beschreibend verfasst.


Kagura (Japan. M.), ein Volksfest mit Pantomimen und Musik, am siebenten Tage des zehnten Monats (November).


Kahanbarha (Pers. Rel.), der Zeitraum von sechs Tagen, in welchem Gott die Welt erschaffen hat. Er wird nach den Lehren der Perser in sechs Monate ausgedehnt, so dass auf jeden Monat ein Tag kommt.


Kaigessi (Ind. M.), Gattin des Dassaraden, eines Fürsten aus dem Geschlechte der Sonnenkinder, dessen erste Gattin, Gossali, Wischnu in seiner siebenten Avatera als Rama geboren hatte. K. war schöner als die andern Gemahlinnen, und daher von Dassaraden vorzüglich geliebt; als sie ihm aber das Leben gerettet, zeigte sich diese Neigung noch besonders dadurch, dass er ihr eine Bitte freistellte, und deren unbedingte Erfüllung versprach. Da sie nun Mutter des Baraden geworden war, bat sie ihren Gatten, dass dieser, und nicht Rama, Erbe des Thrones werde. Einige Gedichte nennen die K. auch Kaikai.


Kaimughasura, auch Gedjemugaschurin (Ind. M.), ein mächtiger Riese, welchen Ganesa (der Gott der Weisheit und des Schicksals, Sohn des Schiwa und zweier Mütter, der Parwadi und der Anga) in einem mächtigen, erderschütternden Kampfe besiegte, in eine Ratte verwandelte und als Reitthier brauchte.


Kajomorts (Pers. M.), der Urmensch, welcher aus der rechten Vorderhüfte des Urstiers Abudad entstand, nachdem Ahriman denselben hatte tödten lassen. Er war Mann und Weib zugleich, überaus heilig und Gegenstand der Anbetung der Engel. Der Zweck Ahrimans, das Geschlecht, welches die Welt bevölkern sollte, zu vernichten, war mithin nicht erreicht; darum schickte er einen Dew, Astudschad, nebst tausend andern Genien des Abgrunds gegen ihn zum Kampfe aus, allein dreissig Jahre lange widerstand K. der Uebermacht, bevor er unterlag. Die seinem Körper entfliessenden edeln Säfte befruchteten nunmehr die Erde; über den ungestörten Fortgang des einen Theils wachte der Ized Neritscheni, über den andern Sapandomad. Der Sonnenschein reinigte den Samen, aus welchem nach vierzig Jahren eine Pflanze emporwuchs, welche ein mächtiger Baum ward, wie ein vereintes Menschenpaar gestaltet. Derselbe trug statt der Flüchte zehn Menschenpaare, deren eines, Meschia und Meschiane, das Stammelternpaar des Menschengeschlechts wurde. Auch sie jedoch wurden von Ahriman verführt, des ewigen Lebens, das ihr Theil war, beraubt und, sündhaft, verurtheilt, die Strafe der Sündigen bis zur Auferstehung zu leiden.


Kalasutra (Ind. M.), derjenige Theil der Hölle der brachmanischen Religionslehre, in welchen Uebertreter der heiligen Gesetze kommen, namentlich diejenigen, welche ein Sraddha, ein grosses Opfer für die Vorfahren, angestellt und genossen haben, und den Ueberrest desselben, statt ihn zu verbrennen, einem Menschen aus den niederen, dienenden Kasten geben.


Kaldeir (Ind. M.). Als Wischnu und Brama sich über die Grösse ihrer Macht stritten, und plötzlich Schiwa als unendliche Feuersäule vor ihnen stand und sagte, der solle der Grösste sein, der ihr Ende erreiche, grub Wischnu 1000 Jahre sich in die Erde ein, und Brama erhob sich 10,000 Jahre in die Lüfte, doch keiner erreichte das Ende der Säule; allein Brama, welcher stolz war, bewog eine Blüthe vom Baume K., ihm zu bezeugen, dass er den Gipfel erreicht, worauf plötzlich Schiwa, ihn Lügen strafend, aus der Säule hervortrat. Dieser Baum spielt in den indischen Mythen eine grosse Rolle, weil er aus seinem Stamme Wurzeln entlässt, welche die grösste Aehnlichkeit mit einem Phallus haben; denn Alles, was an die zeugenden und empfangenden Naturkräfte erinnert, verehren die Indier als göttlich und heilig.


Kalastri linga, (Ind. M.), eines der berühmtesten Bilder des Schiwa. Ein frommer Indier hatte bemerkt, dass das rechte Auge des Gottes thräne, sogleich nahm er sich sein rechtes Auge aus und setzte es der Bildsäule ein; da nach einiger Zeit auch das linke sich als schadhaft erwies, wollte der Freund des Gottes auch das zweite Auge opfern, und um, da er nun blind war die Stelle zu finden, in die es einzusetzen, bediente er sich seines Fusses. Diese fromme Handlung versinnlich das beigegebene Bild.


Fig. 186.

Kalegajors (Ind. M.), ungeheure Dämonen der Hölle; sie sind, wie die Dews des Ahriman den Lichtschöpfungen des Ormuzd, so den heitern Kindern des Kasyapa und der Adidi, den zwölf Adityas oder Sonnen, entgegengesetzt; diese wohnen im Himmel des Indra, die riesigen Genien der Unterwelt aber im finstern Abgrund.


Kalegejews (Ind. M.), Söhne des Kasyapa und der Kale, einer der fünfzig Töchter des Dakscha (also Enkelin des Brama), deren dreizehn an Kasyapa vermählt waren. Diese K. sind die fürchterlichsten und mächtigsten Dämonen der Unterwelt Podalam, welche den Söhnen des Lichts beim Kampfe während des Unterganges der Welt den Sieg sehr schwer machen werden.


Kalenda (Ind. M.), Tochter der Sonne und Gemahlin des Wischnu in seiner achten Avatera als Krischna, gehörte zu den acht vornehmsten Frauen des Gottes, welchen sie liebte, lange bevor er sie und sie ihn gesehen; um ihn zu erlangen, opferte sie der Bhawani das grosse Opfer Jumna. Einer von den fünf Söhnen des Panda, Artschunen, Krischna's getreuester Freund, war durch die über das Geschenk erfreute Göttin von dem Wunsch der K. unterrichtet, sprach über dieselbe mit Krischna, und dieser, gerührt von der Schönheit und Liebe derselben, war sogleich bereit, ihre Wünsche zu erfüllen.


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[291/0361] Kagbossum (Ind. M.), ein Weiser, oder gar Brama in der Gestalt einer Krähe, also eine Verkörperung des höchsten Gottes. Rama's Gemahlin Sito hatte demselben ein Mahl bereitet, und wollte die nicht gebrauchten Fleischstücke trocknen, wobei sich viele Krähen um dieselben versammelten. Sie scheuchte sie zwar fort, aber eine derselben, K., wollte sich durchaus nicht verscheuchen lassen, und so war Rama selbst genöthigt, mit einem Pfeile nach ihr zu schiessen. Der Vogel flog fort durch alle drei Welten, doch immer von Rama's Pfeil verfolgt, bis er sich vor dem Gotte demüthigte und um Gnade bat, doch nach des Schicksals Willen an irgend einem Theile seines Körpers von dem Pfeile getroffen werden musste; dazu wählte er das eine Auge. K. lebte schon im ersten Weltalter und durchlebte alle drei, konnte also auch die Frage des Ardschunen über die Wichtigkeit des Krieges zwischen den Söhnen des Kuru und des Pandu beantworten, indem er sagte, derselbe sei höchst unbedeutend im Vergleich mit Rama's (Wischnu's in seiner siebenten und grössten, erhabensten Verkörperung) Krieg gegen den Riesenkönig von Ceylon, Rawana, und dessen furchtbaren Bruder Kumbakarna. Dieser Weise oder diese Krähe hat das Gedicht Markanda Purana, den Krieg der Gattin Schiwa's, Bhawani, gegen den grässlichen Moisasur, beschreibend verfasst. Kagura (Japan. M.), ein Volksfest mit Pantomimen und Musik, am siebenten Tage des zehnten Monats (November). Kahanbarha (Pers. Rel.), der Zeitraum von sechs Tagen, in welchem Gott die Welt erschaffen hat. Er wird nach den Lehren der Perser in sechs Monate ausgedehnt, so dass auf jeden Monat ein Tag kommt. Kaigessi (Ind. 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Derselbe trug statt der Flüchte zehn Menschenpaare, deren eines, Meschia und Meschiane, das Stammelternpaar des Menschengeschlechts wurde. Auch sie jedoch wurden von Ahriman verführt, des ewigen Lebens, das ihr Theil war, beraubt und, sündhaft, verurtheilt, die Strafe der Sündigen bis zur Auferstehung zu leiden. Kalasutra (Ind. M.), derjenige Theil der Hölle der brachmanischen Religionslehre, in welchen Uebertreter der heiligen Gesetze kommen, namentlich diejenigen, welche ein Sraddha, ein grosses Opfer für die Vorfahren, angestellt und genossen haben, und den Ueberrest desselben, statt ihn zu verbrennen, einem Menschen aus den niederen, dienenden Kasten geben. Kaldeir (Ind. M.). 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Ein frommer Indier hatte bemerkt, dass das rechte Auge des Gottes thräne, sogleich nahm er sich sein rechtes Auge aus und setzte es der Bildsäule ein; da nach einiger Zeit auch das linke sich als schadhaft erwies, wollte der Freund des Gottes auch das zweite Auge opfern, und um, da er nun blind war die Stelle zu finden, in die es einzusetzen, bediente er sich seines Fusses. Diese fromme Handlung versinnlich das beigegebene Bild. [Abbildung Fig. 186. ] Kalegajors (Ind. M.), ungeheure Dämonen der Hölle; sie sind, wie die Dews des Ahriman den Lichtschöpfungen des Ormuzd, so den heitern Kindern des Kasyapa und der Adidi, den zwölf Adityas oder Sonnen, entgegengesetzt; diese wohnen im Himmel des Indra, die riesigen Genien der Unterwelt aber im finstern Abgrund. Kalegejews (Ind. M.), Söhne des Kasyapa und der Kale, einer der fünfzig Töchter des Dakscha (also Enkelin des Brama), deren dreizehn an Kasyapa vermählt waren. Diese K. sind die fürchterlichsten und mächtigsten Dämonen der Unterwelt Podalam, welche den Söhnen des Lichts beim Kampfe während des Unterganges der Welt den Sieg sehr schwer machen werden. Kalenda (Ind. M.), Tochter der Sonne und Gemahlin des Wischnu in seiner achten Avatera als Krischna, gehörte zu den acht vornehmsten Frauen des Gottes, welchen sie liebte, lange bevor er sie und sie ihn gesehen; um ihn zu erlangen, opferte sie der Bhawani das grosse Opfer Jumna. Einer von den fünf Söhnen des Panda, Artschunen, Krischna's getreuester Freund, war durch die über das Geschenk erfreute Göttin von dem Wunsch der K. unterrichtet, sprach über dieselbe mit Krischna, und dieser, gerührt von der Schönheit und Liebe derselben, war sogleich bereit, ihre Wünsche zu erfüllen.

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Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/361>, abgerufen am 15.05.2024.