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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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den Centauren, immerwährende Kriege; ein solcher brach auch bei der Hochzeit des Pirithous, Königs der L., aus, und in demselben wurde die Macht der Centauren völlig vernichtet. Durch Hercules wurden später die L. vertilgt.


Lapithes (Gr. M.), ein uralter thessalischer Landesheros, väterlicher und mütterlicher Seits von den Göttern stammend. Der Sohn des Oceanus und der Tethys, Peneus, erzeugte mit der Nymphe Creusa den Hypseus und die Stilbe; Letztere war eine Geliebte des Apollo, welchem sie den Centaurus und den L. gebar. L. ward König, und von ihm nahm das Volk den Namen an; seine Stammverwandten und Nachkommen führten denselben aber vorzugsweise, so seine Söhne von der Orsinome (Tochter des Eurynomus), Phorbas und Periphas.


Lapplaendische Mythologie. Nur sehr dürftig sind die Nachrichten hierüber, weil die Lappländer wohl schwerlich jemals eine öffentliche Gottesverehrung gehabt, sondern ihre Andacht nur still, in ihrer Hütte verrichtet haben. Begriffe, welche verallgemeinert gewesen wären, sind sehr selten, indem nicht nur Jeder seinen Götzendienst daheim übte, sondern auch seinen besondern Götzen anbetete, wie diess bei vielen nordamerikanischen Völkerschaften noch jetzt der Fall ist. Doch haben diese, wie jene, wenigstens die Ahnung eines höchsten Wesens, welches die Nordamerikaner den grossen Geist, die Lappen aber den Jamula nennen. Die Letzteren sehen in ihrem höchsten Gott drei Naturkräfte vereinigt: eine Idee, welche offenbar nicht ihnen ursprünglich angehörig, sondern von ihren gebildeten Nachbarn, den Asen in Skandinavien, entlehnt ist; sie haben den Gott Tiermes, den Donner (Thor der Asen, welcher auch bei den Lappen mit dem Hammer erscheint), den Gott Storjunkare (den Herrn der Erde, Beschützer der Wälder, Beförderer der Jagd, den sie in besonders thier- oder menschenähnlich gestalteten Felsen verehrten), und die Göttin Baiwe, die Sonne. Diese drei werden zugleich in Jumala angebetet. Ausser den höchsten Gottheiten haben sie noch mehrere andere, welche als untergeordnete erscheinen, wiewohl sie desshalb nicht die Diener oder die Untergebenen der höchsten Gottheiten sind, sondern ihren eigenen, nur kleinern Wirkungskreis haben, wie die Luftgötter, Wassergötter, Berggötter, und die gefürchteten bögen Todesgötter, welche die Seele von dem Körper trennen, den letztern der Verwesung übergeben, die erstere aber in ferne Regionen zu guter Jagd, reichlichem Fischfang, zahlreichen Rennthierheerden bringen. An eine Einwirkung der Zurückgebliebenen auf den künftigen Zustand der Seelen jenseits des Grabes glaubten die Lappländer, ja glauben sie noch, obwohl das Christenthum jetzt fast überall eingeführt ist, und diesen Glaubenssatz ganz verwirft. Sie brachten deshalb Opfer von dem, was sie als Kostbarstes kannten, junge männliche und weibliche Rennthiere, um die niedern Götter, bei welchen sich die Verstorbenen befanden, für diese zu gewinnen, brachten auch den obern Göttern solche, damit sie bei den niedern sich für diese verwenden möchten; diesen höchsten wurden übrigens im Herbste allgemeine Opfer für das ganze Volk gebracht: die einzige Sitte, welche auf eine Gottesverehrung unter dem Volke hindeutet; sonst hatten sie keinen Gebrauch, der sie zu gemeinschaftlichem Gottesdienst vereinigt hätte, darum gab es bei ihnen auch keine Priester und Tempel; Alles, was dem ähnlich gewesen wäre, reducirte sich auf eine Umzäunung von Dornen oder Tannenzweigen um einen besonders geformten Stein (Storjunkare); daher war auch jeder Hausvater Priester oder Zauberer für seine Familie, und theilte sein Wissen dem Sohne mit, es solchergestalt in seiner Familie fortvererbend, welches um so nöthiger war, als jedes Haus einen eigenen, allein ihm angehörigen Geist hatte, der in allen Angelegenheiten zu Rath gezogen und um Hülfe gebeten wurde. Nur wenige Auserwählte waren von den Geistern mit geheimen Kräften begabt, sonst musste Alles gelehrt werden; diess ging bei den phantastischen Leuten so weit, dass sie selbst alles Ernstes glaubten, durch alle Länder der Welt reisen, in einem Zauberschlaf die fernsten, geheimsten Dinge sehen, ihre Götter heraufbeschwören zu können u. dergl.; hierbei und beim Wettermachen leisteten ihnen die Zaubertrommel und die Sturm- oder Wind-Knoten die wichtigsten Dienste, und so waren sie eigentlich nie in Verlegenheit, sie konnten immer sich selbst helfen; nur wenn im Herbst bei dem allgemeinen Opfer keiner der drei Götter, die der Reihe nach besonders gefragt wurden, die dargebrachten Geschenke annehmen wollte, waren sie traurig, weil die Götter zürnten. Obwohl jetzt die meisten Lappen sich zum Christenthume, und zwar zur evangelischen Lehre, bekennen, gibt es doch noch einzelne Heiden, und Alle haben einzelne ihrer alten Gebräuche neben den christlichen beibehalten.


Lara (Röm. M.), Geliebte des Mercur, welchem sie Zwillinge gebar, die nach ihrer Mutter den Namen Laren, und zwar vorstehende Laren, lares praestites, führten. L., Tochter des Flussgottes Almo, hatte den Jupiter durch ihre Plauderei erzürnt, dieser sie durch Mercur nach der Unterwelt bringen lassen, der Gott sich aber auf dem Wege dahin ihrer bemächtigt.


Laren (Ital. M.), häusliche Gottheiten der Römer, eigentlich die Seelen der Verstorbenen, aber nur derjenigen, die gut gelebt hatten, und nun als segenbringende Götter das Haus ihrer Nachkommen beschützten. Man glaubt, das Stammwort für diese Benennung in dem Worte Lar, Herr, zu finden, welches die Etrusker ihren Königen beilegten. Indessen gab es nicht bloss häusliche, sondern auch öffentliche L., selige Geister, die die Stadt Rom und die Macht des römischen Volkes erhielten, und auf den Kreuzwegen in der Stadt, je zwei an der Zahl, verehrt wurden. Ferner glaubte man auch an den Segen und Schutz der L. auf Reisen zu Land und zur See, und im Fruchtfeld, und nannte sie in dieser Beziehung See-L., Weg-L., Feld-L. Man stellte, der Fabel von der Lara (s. d.) zufolge, die L. häufig als Zwillinge dar. Ihre Bilder verfertigte man aus Stein, Metall, Holz etc., bald roh, bald mehr oder weniger vollendet. Im Hause war ihr Heiligthum der Herd, in seltenen Fällen finden wir sie auch in den Schlafzimmern, oder bei Vornehmeren in eigenen Lararien, deren man wohl mitunter mehr als eines in einem Hause fand, für die höheren und die niederen L.; so z. B. hatte Alexander Severus solcher zwei, in deren erstem auch Abraham und Christus als L. erster Ordnung standen, während Plato, Cicero, Virgil das zweite zierten. - Den L. wurde, wie andern Göttern, geopfert; bei jeder Mahlzeit setzte man ihnen überdiess Speisen vor, welche verbrannt wurden; bei festlichen Gelegenheiten bekränzte man sie mit Blumen. Bei Erreichung reiferer Jahre opferten Jünglinge ihnen die Zeichen des Knabenalters, die Kugeln, welche sie als Zierrath an einer Schnur auf der Brust getragen hatten; Sklaven, bei erlangter Freiheit, hängten ihnen die Ketten über, Mädchen ihre Schleier, wenn sie sich verheiratheten. - An den Kreuzwegen wurden ihnen von den Landleuten in Gemeinschaft mit ihren Sklaven am 22. December die Compitalia gefeiert, auf dass sie die am Kreuzwege von mehreren Seiten zusammenstossenden Gefahren abwenden möchten. Dort waren desshalb häufig kleine, nach vier Seiten völlig offene Capellen erbaut, welche, wie die Kreuzwege selbst, Compita hiessen; in der frühesten Zeit wurden in solchen der Mania (Proserpina) schreckliche Opfer von Kindern gebracht, indem man, einem Orakelspruch zufolge, Köpfe um Köpfe opfern sollte. Der halb vergessene Gebrauch ward durch den grausamen Tarquinius Superbus wieder aus seinem Schlummer geweckt, doch mit dem Sturze dieses Tyrannen auch wieder abgeschafft. Zum Ersatz dieser Menschenopfer hängte man kleine, mit Baumwolle ausgestopfte Puppen, nach der Zahl der im Hause befindlichen Kinder, vor der Thüre auf, damit Mania, an diesen ihre Raublust kühlend, nicht bis in das Haus selbst verderblich eindringe. In Verbindung mit den L. stand dieses dadurch, dass in Rom auch Mania für die Mutter der L. galt. Unter den verschiedenen Arten von L. verdienen noch angemerkt zu werden die Lares Grundules, welche nach Einigen die Manen der vor dem 40sten Tage verstorbenen Kinder waren, die man nicht in den gewöhnlichen Grabstätten, sondern unter der Grunda, dem Vordache des Hauses, zu begraben pflegte.


Larentia, s. Acca.


Larissa (Gr. M.), Tochter des Pelasgus, von welcher die Burg zu Argos, und zwei gleichnamige Städte in Thessalien, die eine am Meere, die andere am Peneus, benannt worden.


Larissaea (Gr. M.), Beiname der Minerva von dem Fluss Larissus zwischen Elis und Achaja, an welchem ihr Tempel lag.


den Centauren, immerwährende Kriege; ein solcher brach auch bei der Hochzeit des Pirithous, Königs der L., aus, und in demselben wurde die Macht der Centauren völlig vernichtet. Durch Hercules wurden später die L. vertilgt.


Lapithes (Gr. M.), ein uralter thessalischer Landesheros, väterlicher und mütterlicher Seits von den Göttern stammend. Der Sohn des Oceanus und der Tethys, Peneus, erzeugte mit der Nymphe Creusa den Hypseus und die Stilbe; Letztere war eine Geliebte des Apollo, welchem sie den Centaurus und den L. gebar. L. ward König, und von ihm nahm das Volk den Namen an; seine Stammverwandten und Nachkommen führten denselben aber vorzugsweise, so seine Söhne von der Orsinome (Tochter des Eurynomus), Phorbas und Periphas.


Lapplaendische Mythologie. Nur sehr dürftig sind die Nachrichten hierüber, weil die Lappländer wohl schwerlich jemals eine öffentliche Gottesverehrung gehabt, sondern ihre Andacht nur still, in ihrer Hütte verrichtet haben. Begriffe, welche verallgemeinert gewesen wären, sind sehr selten, indem nicht nur Jeder seinen Götzendienst daheim übte, sondern auch seinen besondern Götzen anbetete, wie diess bei vielen nordamerikanischen Völkerschaften noch jetzt der Fall ist. Doch haben diese, wie jene, wenigstens die Ahnung eines höchsten Wesens, welches die Nordamerikaner den grossen Geist, die Lappen aber den Jamula nennen. Die Letzteren sehen in ihrem höchsten Gott drei Naturkräfte vereinigt: eine Idee, welche offenbar nicht ihnen ursprünglich angehörig, sondern von ihren gebildeten Nachbarn, den Asen in Skandinavien, entlehnt ist; sie haben den Gott Tiermes, den Donner (Thor der Asen, welcher auch bei den Lappen mit dem Hammer erscheint), den Gott Storjunkare (den Herrn der Erde, Beschützer der Wälder, Beförderer der Jagd, den sie in besonders thier- oder menschenähnlich gestalteten Felsen verehrten), und die Göttin Baiwe, die Sonne. Diese drei werden zugleich in Jumala angebetet. Ausser den höchsten Gottheiten haben sie noch mehrere andere, welche als untergeordnete erscheinen, wiewohl sie desshalb nicht die Diener oder die Untergebenen der höchsten Gottheiten sind, sondern ihren eigenen, nur kleinern Wirkungskreis haben, wie die Luftgötter, Wassergötter, Berggötter, und die gefürchteten bögen Todesgötter, welche die Seele von dem Körper trennen, den letztern der Verwesung übergeben, die erstere aber in ferne Regionen zu guter Jagd, reichlichem Fischfang, zahlreichen Rennthierheerden bringen. An eine Einwirkung der Zurückgebliebenen auf den künftigen Zustand der Seelen jenseits des Grabes glaubten die Lappländer, ja glauben sie noch, obwohl das Christenthum jetzt fast überall eingeführt ist, und diesen Glaubenssatz ganz verwirft. Sie brachten deshalb Opfer von dem, was sie als Kostbarstes kannten, junge männliche und weibliche Rennthiere, um die niedern Götter, bei welchen sich die Verstorbenen befanden, für diese zu gewinnen, brachten auch den obern Göttern solche, damit sie bei den niedern sich für diese verwenden möchten; diesen höchsten wurden übrigens im Herbste allgemeine Opfer für das ganze Volk gebracht: die einzige Sitte, welche auf eine Gottesverehrung unter dem Volke hindeutet; sonst hatten sie keinen Gebrauch, der sie zu gemeinschaftlichem Gottesdienst vereinigt hätte, darum gab es bei ihnen auch keine Priester und Tempel; Alles, was dem ähnlich gewesen wäre, reducirte sich auf eine Umzäunung von Dornen oder Tannenzweigen um einen besonders geformten Stein (Storjunkare); daher war auch jeder Hausvater Priester oder Zauberer für seine Familie, und theilte sein Wissen dem Sohne mit, es solchergestalt in seiner Familie fortvererbend, welches um so nöthiger war, als jedes Haus einen eigenen, allein ihm angehörigen Geist hatte, der in allen Angelegenheiten zu Rath gezogen und um Hülfe gebeten wurde. Nur wenige Auserwählte waren von den Geistern mit geheimen Kräften begabt, sonst musste Alles gelehrt werden; diess ging bei den phantastischen Leuten so weit, dass sie selbst alles Ernstes glaubten, durch alle Länder der Welt reisen, in einem Zauberschlaf die fernsten, geheimsten Dinge sehen, ihre Götter heraufbeschwören zu können u. dergl.; hierbei und beim Wettermachen leisteten ihnen die Zaubertrommel und die Sturm- oder Wind-Knoten die wichtigsten Dienste, und so waren sie eigentlich nie in Verlegenheit, sie konnten immer sich selbst helfen; nur wenn im Herbst bei dem allgemeinen Opfer keiner der drei Götter, die der Reihe nach besonders gefragt wurden, die dargebrachten Geschenke annehmen wollte, waren sie traurig, weil die Götter zürnten. Obwohl jetzt die meisten Lappen sich zum Christenthume, und zwar zur evangelischen Lehre, bekennen, gibt es doch noch einzelne Heiden, und Alle haben einzelne ihrer alten Gebräuche neben den christlichen beibehalten.


Lara (Röm. M.), Geliebte des Mercur, welchem sie Zwillinge gebar, die nach ihrer Mutter den Namen Laren, und zwar vorstehende Laren, lares praestites, führten. L., Tochter des Flussgottes Almo, hatte den Jupiter durch ihre Plauderei erzürnt, dieser sie durch Mercur nach der Unterwelt bringen lassen, der Gott sich aber auf dem Wege dahin ihrer bemächtigt.


Laren (Ital. M.), häusliche Gottheiten der Römer, eigentlich die Seelen der Verstorbenen, aber nur derjenigen, die gut gelebt hatten, und nun als segenbringende Götter das Haus ihrer Nachkommen beschützten. Man glaubt, das Stammwort für diese Benennung in dem Worte Lar, Herr, zu finden, welches die Etrusker ihren Königen beilegten. Indessen gab es nicht bloss häusliche, sondern auch öffentliche L., selige Geister, die die Stadt Rom und die Macht des römischen Volkes erhielten, und auf den Kreuzwegen in der Stadt, je zwei an der Zahl, verehrt wurden. Ferner glaubte man auch an den Segen und Schutz der L. auf Reisen zu Land und zur See, und im Fruchtfeld, und nannte sie in dieser Beziehung See-L., Weg-L., Feld-L. Man stellte, der Fabel von der Lara (s. d.) zufolge, die L. häufig als Zwillinge dar. Ihre Bilder verfertigte man aus Stein, Metall, Holz etc., bald roh, bald mehr oder weniger vollendet. Im Hause war ihr Heiligthum der Herd, in seltenen Fällen finden wir sie auch in den Schlafzimmern, oder bei Vornehmeren in eigenen Lararien, deren man wohl mitunter mehr als eines in einem Hause fand, für die höheren und die niederen L.; so z. B. hatte Alexander Severus solcher zwei, in deren erstem auch Abraham und Christus als L. erster Ordnung standen, während Plato, Cicero, Virgil das zweite zierten. – Den L. wurde, wie andern Göttern, geopfert; bei jeder Mahlzeit setzte man ihnen überdiess Speisen vor, welche verbrannt wurden; bei festlichen Gelegenheiten bekränzte man sie mit Blumen. Bei Erreichung reiferer Jahre opferten Jünglinge ihnen die Zeichen des Knabenalters, die Kugeln, welche sie als Zierrath an einer Schnur auf der Brust getragen hatten; Sklaven, bei erlangter Freiheit, hängten ihnen die Ketten über, Mädchen ihre Schleier, wenn sie sich verheiratheten. – An den Kreuzwegen wurden ihnen von den Landleuten in Gemeinschaft mit ihren Sklaven am 22. December die Compitalia gefeiert, auf dass sie die am Kreuzwege von mehreren Seiten zusammenstossenden Gefahren abwenden möchten. Dort waren desshalb häufig kleine, nach vier Seiten völlig offene Capellen erbaut, welche, wie die Kreuzwege selbst, Compita hiessen; in der frühesten Zeit wurden in solchen der Mania (Proserpina) schreckliche Opfer von Kindern gebracht, indem man, einem Orakelspruch zufolge, Köpfe um Köpfe opfern sollte. Der halb vergessene Gebrauch ward durch den grausamen Tarquinius Superbus wieder aus seinem Schlummer geweckt, doch mit dem Sturze dieses Tyrannen auch wieder abgeschafft. Zum Ersatz dieser Menschenopfer hängte man kleine, mit Baumwolle ausgestopfte Puppen, nach der Zahl der im Hause befindlichen Kinder, vor der Thüre auf, damit Mania, an diesen ihre Raublust kühlend, nicht bis in das Haus selbst verderblich eindringe. In Verbindung mit den L. stand dieses dadurch, dass in Rom auch Mania für die Mutter der L. galt. Unter den verschiedenen Arten von L. verdienen noch angemerkt zu werden die Lares Grundules, welche nach Einigen die Manen der vor dem 40sten Tage verstorbenen Kinder waren, die man nicht in den gewöhnlichen Grabstätten, sondern unter der Grunda, dem Vordache des Hauses, zu begraben pflegte.


Larentia, s. Acca.


Larissa (Gr. M.), Tochter des Pelasgus, von welcher die Burg zu Argos, und zwei gleichnamige Städte in Thessalien, die eine am Meere, die andere am Peneus, benannt worden.


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[308/0378] den Centauren, immerwährende Kriege; ein solcher brach auch bei der Hochzeit des Pirithous, Königs der L., aus, und in demselben wurde die Macht der Centauren völlig vernichtet. Durch Hercules wurden später die L. vertilgt. Lapithes (Gr. M.), ein uralter thessalischer Landesheros, väterlicher und mütterlicher Seits von den Göttern stammend. Der Sohn des Oceanus und der Tethys, Peneus, erzeugte mit der Nymphe Creusa den Hypseus und die Stilbe; Letztere war eine Geliebte des Apollo, welchem sie den Centaurus und den L. gebar. L. ward König, und von ihm nahm das Volk den Namen an; seine Stammverwandten und Nachkommen führten denselben aber vorzugsweise, so seine Söhne von der Orsinome (Tochter des Eurynomus), Phorbas und Periphas. Lapplaendische Mythologie. Nur sehr dürftig sind die Nachrichten hierüber, weil die Lappländer wohl schwerlich jemals eine öffentliche Gottesverehrung gehabt, sondern ihre Andacht nur still, in ihrer Hütte verrichtet haben. Begriffe, welche verallgemeinert gewesen wären, sind sehr selten, indem nicht nur Jeder seinen Götzendienst daheim übte, sondern auch seinen besondern Götzen anbetete, wie diess bei vielen nordamerikanischen Völkerschaften noch jetzt der Fall ist. Doch haben diese, wie jene, wenigstens die Ahnung eines höchsten Wesens, welches die Nordamerikaner den grossen Geist, die Lappen aber den Jamula nennen. Die Letzteren sehen in ihrem höchsten Gott drei Naturkräfte vereinigt: eine Idee, welche offenbar nicht ihnen ursprünglich angehörig, sondern von ihren gebildeten Nachbarn, den Asen in Skandinavien, entlehnt ist; sie haben den Gott Tiermes, den Donner (Thor der Asen, welcher auch bei den Lappen mit dem Hammer erscheint), den Gott Storjunkare (den Herrn der Erde, Beschützer der Wälder, Beförderer der Jagd, den sie in besonders thier- oder menschenähnlich gestalteten Felsen verehrten), und die Göttin Baiwe, die Sonne. Diese drei werden zugleich in Jumala angebetet. Ausser den höchsten Gottheiten haben sie noch mehrere andere, welche als untergeordnete erscheinen, wiewohl sie desshalb nicht die Diener oder die Untergebenen der höchsten Gottheiten sind, sondern ihren eigenen, nur kleinern Wirkungskreis haben, wie die Luftgötter, Wassergötter, Berggötter, und die gefürchteten bögen Todesgötter, welche die Seele von dem Körper trennen, den letztern der Verwesung übergeben, die erstere aber in ferne Regionen zu guter Jagd, reichlichem Fischfang, zahlreichen Rennthierheerden bringen. An eine Einwirkung der Zurückgebliebenen auf den künftigen Zustand der Seelen jenseits des Grabes glaubten die Lappländer, ja glauben sie noch, obwohl das Christenthum jetzt fast überall eingeführt ist, und diesen Glaubenssatz ganz verwirft. 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Nur wenige Auserwählte waren von den Geistern mit geheimen Kräften begabt, sonst musste Alles gelehrt werden; diess ging bei den phantastischen Leuten so weit, dass sie selbst alles Ernstes glaubten, durch alle Länder der Welt reisen, in einem Zauberschlaf die fernsten, geheimsten Dinge sehen, ihre Götter heraufbeschwören zu können u. dergl.; hierbei und beim Wettermachen leisteten ihnen die Zaubertrommel und die Sturm- oder Wind-Knoten die wichtigsten Dienste, und so waren sie eigentlich nie in Verlegenheit, sie konnten immer sich selbst helfen; nur wenn im Herbst bei dem allgemeinen Opfer keiner der drei Götter, die der Reihe nach besonders gefragt wurden, die dargebrachten Geschenke annehmen wollte, waren sie traurig, weil die Götter zürnten. Obwohl jetzt die meisten Lappen sich zum Christenthume, und zwar zur evangelischen Lehre, bekennen, gibt es doch noch einzelne Heiden, und Alle haben einzelne ihrer alten Gebräuche neben den christlichen beibehalten. Lara (Röm. M.), Geliebte des Mercur, welchem sie Zwillinge gebar, die nach ihrer Mutter den Namen Laren, und zwar vorstehende Laren, lares praestites, führten. L., Tochter des Flussgottes Almo, hatte den Jupiter durch ihre Plauderei erzürnt, dieser sie durch Mercur nach der Unterwelt bringen lassen, der Gott sich aber auf dem Wege dahin ihrer bemächtigt. Laren (Ital. M.), häusliche Gottheiten der Römer, eigentlich die Seelen der Verstorbenen, aber nur derjenigen, die gut gelebt hatten, und nun als segenbringende Götter das Haus ihrer Nachkommen beschützten. Man glaubt, das Stammwort für diese Benennung in dem Worte Lar, Herr, zu finden, welches die Etrusker ihren Königen beilegten. Indessen gab es nicht bloss häusliche, sondern auch öffentliche L., selige Geister, die die Stadt Rom und die Macht des römischen Volkes erhielten, und auf den Kreuzwegen in der Stadt, je zwei an der Zahl, verehrt wurden. Ferner glaubte man auch an den Segen und Schutz der L. auf Reisen zu Land und zur See, und im Fruchtfeld, und nannte sie in dieser Beziehung See-L., Weg-L., Feld-L. Man stellte, der Fabel von der Lara (s. d.) zufolge, die L. häufig als Zwillinge dar. Ihre Bilder verfertigte man aus Stein, Metall, Holz etc., bald roh, bald mehr oder weniger vollendet. Im Hause war ihr Heiligthum der Herd, in seltenen Fällen finden wir sie auch in den Schlafzimmern, oder bei Vornehmeren in eigenen Lararien, deren man wohl mitunter mehr als eines in einem Hause fand, für die höheren und die niederen L.; so z. B. hatte Alexander Severus solcher zwei, in deren erstem auch Abraham und Christus als L. erster Ordnung standen, während Plato, Cicero, Virgil das zweite zierten. – Den L. wurde, wie andern Göttern, geopfert; bei jeder Mahlzeit setzte man ihnen überdiess Speisen vor, welche verbrannt wurden; bei festlichen Gelegenheiten bekränzte man sie mit Blumen. Bei Erreichung reiferer Jahre opferten Jünglinge ihnen die Zeichen des Knabenalters, die Kugeln, welche sie als Zierrath an einer Schnur auf der Brust getragen hatten; Sklaven, bei erlangter Freiheit, hängten ihnen die Ketten über, Mädchen ihre Schleier, wenn sie sich verheiratheten. – An den Kreuzwegen wurden ihnen von den Landleuten in Gemeinschaft mit ihren Sklaven am 22. December die Compitalia gefeiert, auf dass sie die am Kreuzwege von mehreren Seiten zusammenstossenden Gefahren abwenden möchten. Dort waren desshalb häufig kleine, nach vier Seiten völlig offene Capellen erbaut, welche, wie die Kreuzwege selbst, Compita hiessen; in der frühesten Zeit wurden in solchen der Mania (Proserpina) schreckliche Opfer von Kindern gebracht, indem man, einem Orakelspruch zufolge, Köpfe um Köpfe opfern sollte. Der halb vergessene Gebrauch ward durch den grausamen Tarquinius Superbus wieder aus seinem Schlummer geweckt, doch mit dem Sturze dieses Tyrannen auch wieder abgeschafft. Zum Ersatz dieser Menschenopfer hängte man kleine, mit Baumwolle ausgestopfte Puppen, nach der Zahl der im Hause befindlichen Kinder, vor der Thüre auf, damit Mania, an diesen ihre Raublust kühlend, nicht bis in das Haus selbst verderblich eindringe. In Verbindung mit den L. stand dieses dadurch, dass in Rom auch Mania für die Mutter der L. galt. Unter den verschiedenen Arten von L. verdienen noch angemerkt zu werden die Lares Grundules, welche nach Einigen die Manen der vor dem 40sten Tage verstorbenen Kinder waren, die man nicht in den gewöhnlichen Grabstätten, sondern unter der Grunda, dem Vordache des Hauses, zu begraben pflegte. Larentia, s. Acca. Larissa (Gr. M.), Tochter des Pelasgus, von welcher die Burg zu Argos, und zwei gleichnamige Städte in Thessalien, die eine am Meere, die andere am Peneus, benannt worden. Larissæa (Gr. M.), Beiname der Minerva von dem Fluss Larissus zwischen Elis und Achaja, an welchem ihr Tempel lag.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/378>, abgerufen am 15.05.2024.