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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Latramys (Gr. M.), soll ein Sohn des Bacchus und der Ariadne geheissen haben.


Latreus (Gr. M.), Name eines Centauren, der bei dem Kampf der Lapithen mit diesen Halbmenschen umkam.


Laufeia (Nord. M.), ein Jotenweib, Gattin des Riesen Farbaute, mit dem sie den Loke, den Bösen unter den Asen, erzeugte.


Launawater (M. der Finnen), eine böse Göttin, welche durch den Wind befruchtet, aber durch die guten Götter 30 Jahre lang am Gebären gehindert wurde; endlich entband ein Wunder sie ihrer Last. Ihre Kinder waren lauter Plagen und Krankheiten der Menschen.


Lausus (Röm. M.), s. Mezentius.


Laverna (Röm. M.), eine Schutzgöttin der Diebe und Betrüger zu Rom, die an der salarischen Strasse einen Hain und am lavernalischen Thore einen Altar hatte.


Lavinia (Röm. M.), Tochter des Königs Latinus (s. d.) und der Amata, war mit Turnus, dem jungen König der Rutuler, verlobt, als nach einem Götterspruche Aeneas, in Italien landend, sie für sich in Anspruch nahm. Die Aeneis beschreibt die Kämpfe, welche um ihrer und des Reiches der Latiner willen zwischen Aeneas und Turnus geführt wurden, bis der Letztere unterlag. L. ward Aeneas' Gattin, und ihr Sohn Aeneas Silvius folgte seinem Halbbruder, dem Ascan, in der Regierung. - Andere machen sie zu einer Tochter des Königs Anius auf Delos; sie soll darnach eine Schwester der Oeno, Elais und Spermo, ihre Mutter die Nymphe Dorippe sein. So wie Bacchus den drei anderen Schwestern, so schenkte Apollo dieser L. seine Gunst und die Gabe der Weissagung, so dass sie als Prophetin hoch geehrt ward. Als Aeneas auf Delos landete, soll er ihre Liebe gewonnen und sie bewogen haben, mit ihm nach Italien zu gehen; sie gebar ihm einen Sohn, Anius genannt, starb aber bald, während der Erbauung der ersten Stadt in Latium, und ward auch daselbst begraben.


Lawa Ailek (M. der Lappländer), eine der drei Gottheiten, welche beständige Begleiter der Sonne sind. Dieser ist der Sonnabend heilig; wer an demselben oder am Freitag und Sonntag Holz fällt, sieht Blut dem Stamme entfliessen.


Lawkapatim (Slav. M.), scheint bei den Polen als Feld- und Ackergott verehrt, und besonders vor dem Pflügen angerufen worden zu sein.


Leades (Gr. M.), Sohn des Astacus, welcher, nachdem Polynices und Eteocles bei dem Kriege der Sieben gegen Theben einander getödtet hatten und die Schlacht auf's Neue entbrannte, den Eteocles tödtete.


Leander (Gr. M.), ein junger Dardaner aus Abydus, berühmt durch die Kühnheit, die ihm seine Liebe zu Hero, einer schönen Priesterin der Venus, am europäischen Ufer des Hellespont wohnend, eingab. Bei einem Fest der Göttin hatten sie einander gesehen, und seit dieser Zeit war L. allnächtlich zu der Geliebten nach Sestus über das Meer geschwommen; eine Fackel, auf dem Thurme ausgesteckt, war sein Leitstern, und in den Armen der schönen Hero ruhete er von den überstandenen Mühen, bis Aurora ihn verscheuchte, und er wieder zurückschwamm. Einst hatte, da er schon auf der so oft zurückgelegten Bahn war, der Sturm die Fackel verlöscht, und am Morgen spülten die Wellen den Leichnam des Jünglings, der auch im Tode seinen Schwur hielt, an den Fuss des Thurmes. Verzweifelnd schwang sich Hero von dem Thurme herab, und fiel entseelt auf den Geliebten nieder. Von dem griechischen Dichter Musäus, der im sechsten Jahrhundert n. Chr. lebte, und von Schiller ist dieser Stoff zu den rührendsten Gedichten benutzt worden.


Leanira (Gr. M.), Tochter des Amyclas und Gattin des Arcas (Sohnes des Jupiter und der Callisto), dem sie den Elatus und den Aphidas gebar.


Lecheates (Gr. M.), "der Kindbetter", Beiname Jupiters zu Aliphera, wo der Gott die Minerva aus seinem Haupte geboren haben sollte.


Leches (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Pirene, Bruder des Cenchrias. Die beiden Häfen zu Corinth, Lechäon und Cenchreä, haben ihre Namen von diesen beiden Heroen.


Led, Leda (Slav. M.), der Gott des Kriegs bei den Russen; er erscheint ganz bewaffnet, mit Harnisch, Schwert und Schild, einen Helm auf dem Haupte, einen Speer in der Hand. Weil L. auf deutsch Eis heisst, und der Gegensatz von dem slavischen Kriegsgott Koleda, der Gott des Friedens, ist, des Letztern Fest aber zur Zeit der Wintersonnenwende gefeiert wird, so halten die Symboliker beide Götter für Jahreszeiten; den Koleda für die Zeit vom Winter bis zum höchsten Sonnenstande, den L. aber für den absteigenden Theil des Jahres.


Leda, Fig. 200 (Gr. M.), die berühmte Mutter der Dioscuren (Castor und Pollux) und der Helena, Tochter des Königs Thespius (nach Andern des Glaucus), wurde mit Tyndareus, König von Sparta, vermählt, dem sie Timandra, Clytämnestra und Philonoe schenkte. So gross war ihre Schönheit, dass Jupiter sich ihr zu Liebe in einen Schwan verwandelte und sie im Bade überraschte, worauf sie zwei Eier zur Welt brachte, in deren einem Pollux und Helena, in deren anderem Castor war. Die Fabel wird indess mit manchfachen Abweichungen erzählt:


Fig. 200.
so z. B. soll Nemesis die Mutter und L. nur die Pflegerin des Eies gewesen sein; Andere glauben in dieser L. die Leto (Latona) zu erkennen. Den bildenden Künsten hat dieser Mythus oft zum Gegenstande gedient; bald ist L. im Bade, bald auf einem Ruhebette liegend, bald stehend abgebildet.


Leding (Nord. M.), die Kette, mit welcher der Fenriswolf gefesselt werden sollte; wie stark sie auch war, so zerriss er sie doch. Vergl. Fenris.


Leib Olmai (M. der Lappen), eine Gottheit der Luft, welche das Wetter zur Rennthier- und Fuchsjagd günstig machen sollte, so dass die Thiere nicht Witterung von dem Jäger bekämen.


Leiffthus (Nord. M.), einer von den Höllenflüssen, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen.


Leiptr (Nord. M.), einer der Höllenflüsse, welche aus dem Quell Hwergelmer entspringen.


Leis (Gr. M.), Tochter des Orus, Königs von Trözen, Geliebte des Neptun, dem sie den Althepus gebar, welcher von seinem Grossvater das Reich erhielt und Althepia, benannte.


Leitus (Gr. M.), Sohn des Alectryon, Argonaut und Kämpfer vor Troja, wo Hector ihm einen Speer durch

Latramys (Gr. M.), soll ein Sohn des Bacchus und der Ariadne geheissen haben.


Latreus (Gr. M.), Name eines Centauren, der bei dem Kampf der Lapithen mit diesen Halbmenschen umkam.


Laufeia (Nord. M.), ein Jotenweib, Gattin des Riesen Farbaute, mit dem sie den Loke, den Bösen unter den Asen, erzeugte.


Launawater (M. der Finnen), eine böse Göttin, welche durch den Wind befruchtet, aber durch die guten Götter 30 Jahre lang am Gebären gehindert wurde; endlich entband ein Wunder sie ihrer Last. Ihre Kinder waren lauter Plagen und Krankheiten der Menschen.


Lausus (Röm. M.), s. Mezentius.


Laverna (Röm. M.), eine Schutzgöttin der Diebe und Betrüger zu Rom, die an der salarischen Strasse einen Hain und am lavernalischen Thore einen Altar hatte.


Lavinia (Röm. M.), Tochter des Königs Latinus (s. d.) und der Amata, war mit Turnus, dem jungen König der Rutuler, verlobt, als nach einem Götterspruche Aeneas, in Italien landend, sie für sich in Anspruch nahm. Die Aeneïs beschreibt die Kämpfe, welche um ihrer und des Reiches der Latiner willen zwischen Aeneas und Turnus geführt wurden, bis der Letztere unterlag. L. ward Aeneas' Gattin, und ihr Sohn Aeneas Silvius folgte seinem Halbbruder, dem Ascan, in der Regierung. – Andere machen sie zu einer Tochter des Königs Anius auf Delos; sie soll darnach eine Schwester der Oeno, Elaïs und Spermo, ihre Mutter die Nymphe Dorippe sein. So wie Bacchus den drei anderen Schwestern, so schenkte Apollo dieser L. seine Gunst und die Gabe der Weissagung, so dass sie als Prophetin hoch geehrt ward. Als Aeneas auf Delos landete, soll er ihre Liebe gewonnen und sie bewogen haben, mit ihm nach Italien zu gehen; sie gebar ihm einen Sohn, Anius genannt, starb aber bald, während der Erbauung der ersten Stadt in Latium, und ward auch daselbst begraben.


Lawa Ailek (M. der Lappländer), eine der drei Gottheiten, welche beständige Begleiter der Sonne sind. Dieser ist der Sonnabend heilig; wer an demselben oder am Freitag und Sonntag Holz fällt, sieht Blut dem Stamme entfliessen.


Lawkapatim (Slav. M.), scheint bei den Polen als Feld- und Ackergott verehrt, und besonders vor dem Pflügen angerufen worden zu sein.


Leades (Gr. M.), Sohn des Astacus, welcher, nachdem Polynices und Eteocles bei dem Kriege der Sieben gegen Theben einander getödtet hatten und die Schlacht auf's Neue entbrannte, den Eteocles tödtete.


Leander (Gr. M.), ein junger Dardaner aus Abydus, berühmt durch die Kühnheit, die ihm seine Liebe zu Hero, einer schönen Priesterin der Venus, am europäischen Ufer des Hellespont wohnend, eingab. Bei einem Fest der Göttin hatten sie einander gesehen, und seit dieser Zeit war L. allnächtlich zu der Geliebten nach Sestus über das Meer geschwommen; eine Fackel, auf dem Thurme ausgesteckt, war sein Leitstern, und in den Armen der schönen Hero ruhete er von den überstandenen Mühen, bis Aurora ihn verscheuchte, und er wieder zurückschwamm. Einst hatte, da er schon auf der so oft zurückgelegten Bahn war, der Sturm die Fackel verlöscht, und am Morgen spülten die Wellen den Leichnam des Jünglings, der auch im Tode seinen Schwur hielt, an den Fuss des Thurmes. Verzweifelnd schwang sich Hero von dem Thurme herab, und fiel entseelt auf den Geliebten nieder. Von dem griechischen Dichter Musäus, der im sechsten Jahrhundert n. Chr. lebte, und von Schiller ist dieser Stoff zu den rührendsten Gedichten benutzt worden.


Leanira (Gr. M.), Tochter des Amyclas und Gattin des Arcas (Sohnes des Jupiter und der Callisto), dem sie den Elatus und den Aphidas gebar.


Lecheates (Gr. M.), »der Kindbetter«, Beiname Jupiters zu Aliphera, wo der Gott die Minerva aus seinem Haupte geboren haben sollte.


Leches (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Pirene, Bruder des Cenchrias. Die beiden Häfen zu Corinth, Lechäon und Cenchreä, haben ihre Namen von diesen beiden Heroen.


Led, Leda (Slav. M.), der Gott des Kriegs bei den Russen; er erscheint ganz bewaffnet, mit Harnisch, Schwert und Schild, einen Helm auf dem Haupte, einen Speer in der Hand. Weil L. auf deutsch Eis heisst, und der Gegensatz von dem slavischen Kriegsgott Koleda, der Gott des Friedens, ist, des Letztern Fest aber zur Zeit der Wintersonnenwende gefeiert wird, so halten die Symboliker beide Götter für Jahreszeiten; den Koleda für die Zeit vom Winter bis zum höchsten Sonnenstande, den L. aber für den absteigenden Theil des Jahres.


Leda, Fig. 200 (Gr. M.), die berühmte Mutter der Dioscuren (Castor und Pollux) und der Helena, Tochter des Königs Thespius (nach Andern des Glaucus), wurde mit Tyndareus, König von Sparta, vermählt, dem sie Timandra, Clytämnestra und Philonoë schenkte. So gross war ihre Schönheit, dass Jupiter sich ihr zu Liebe in einen Schwan verwandelte und sie im Bade überraschte, worauf sie zwei Eier zur Welt brachte, in deren einem Pollux und Helena, in deren anderem Castor war. Die Fabel wird indess mit manchfachen Abweichungen erzählt:


Fig. 200.
so z. B. soll Nemesis die Mutter und L. nur die Pflegerin des Eies gewesen sein; Andere glauben in dieser L. die Leto (Latona) zu erkennen. Den bildenden Künsten hat dieser Mythus oft zum Gegenstande gedient; bald ist L. im Bade, bald auf einem Ruhebette liegend, bald stehend abgebildet.


Leding (Nord. M.), die Kette, mit welcher der Fenriswolf gefesselt werden sollte; wie stark sie auch war, so zerriss er sie doch. Vergl. Fenris.


Leib Olmai (M. der Lappen), eine Gottheit der Luft, welche das Wetter zur Rennthier- und Fuchsjagd günstig machen sollte, so dass die Thiere nicht Witterung von dem Jäger bekämen.


Leiffthus (Nord. M.), einer von den Höllenflüssen, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen.


Leiptr (Nord. M.), einer der Höllenflüsse, welche aus dem Quell Hwergelmer entspringen.


Leïs (Gr. M.), Tochter des Orus, Königs von Trözen, Geliebte des Neptun, dem sie den Althepus gebar, welcher von seinem Grossvater das Reich erhielt und Althepia, benannte.


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[311/0381] Latramys (Gr. M.), soll ein Sohn des Bacchus und der Ariadne geheissen haben. Latreus (Gr. M.), Name eines Centauren, der bei dem Kampf der Lapithen mit diesen Halbmenschen umkam. Laufeia (Nord. M.), ein Jotenweib, Gattin des Riesen Farbaute, mit dem sie den Loke, den Bösen unter den Asen, erzeugte. Launawater (M. der Finnen), eine böse Göttin, welche durch den Wind befruchtet, aber durch die guten Götter 30 Jahre lang am Gebären gehindert wurde; endlich entband ein Wunder sie ihrer Last. Ihre Kinder waren lauter Plagen und Krankheiten der Menschen. Lausus (Röm. M.), s. Mezentius. Laverna (Röm. M.), eine Schutzgöttin der Diebe und Betrüger zu Rom, die an der salarischen Strasse einen Hain und am lavernalischen Thore einen Altar hatte. Lavinia (Röm. M.), Tochter des Königs Latinus (s. d.) und der Amata, war mit Turnus, dem jungen König der Rutuler, verlobt, als nach einem Götterspruche Aeneas, in Italien landend, sie für sich in Anspruch nahm. 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Dieser ist der Sonnabend heilig; wer an demselben oder am Freitag und Sonntag Holz fällt, sieht Blut dem Stamme entfliessen. Lawkapatim (Slav. M.), scheint bei den Polen als Feld- und Ackergott verehrt, und besonders vor dem Pflügen angerufen worden zu sein. Leades (Gr. M.), Sohn des Astacus, welcher, nachdem Polynices und Eteocles bei dem Kriege der Sieben gegen Theben einander getödtet hatten und die Schlacht auf's Neue entbrannte, den Eteocles tödtete. Leander (Gr. M.), ein junger Dardaner aus Abydus, berühmt durch die Kühnheit, die ihm seine Liebe zu Hero, einer schönen Priesterin der Venus, am europäischen Ufer des Hellespont wohnend, eingab. Bei einem Fest der Göttin hatten sie einander gesehen, und seit dieser Zeit war L. allnächtlich zu der Geliebten nach Sestus über das Meer geschwommen; eine Fackel, auf dem Thurme ausgesteckt, war sein Leitstern, und in den Armen der schönen Hero ruhete er von den überstandenen Mühen, bis Aurora ihn verscheuchte, und er wieder zurückschwamm. 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M.), der Gott des Kriegs bei den Russen; er erscheint ganz bewaffnet, mit Harnisch, Schwert und Schild, einen Helm auf dem Haupte, einen Speer in der Hand. Weil L. auf deutsch Eis heisst, und der Gegensatz von dem slavischen Kriegsgott Koleda, der Gott des Friedens, ist, des Letztern Fest aber zur Zeit der Wintersonnenwende gefeiert wird, so halten die Symboliker beide Götter für Jahreszeiten; den Koleda für die Zeit vom Winter bis zum höchsten Sonnenstande, den L. aber für den absteigenden Theil des Jahres. Leda, Fig. 200 (Gr. M.), die berühmte Mutter der Dioscuren (Castor und Pollux) und der Helena, Tochter des Königs Thespius (nach Andern des Glaucus), wurde mit Tyndareus, König von Sparta, vermählt, dem sie Timandra, Clytämnestra und Philonoë schenkte. So gross war ihre Schönheit, dass Jupiter sich ihr zu Liebe in einen Schwan verwandelte und sie im Bade überraschte, worauf sie zwei Eier zur Welt brachte, in deren einem Pollux und Helena, in deren anderem Castor war. Die Fabel wird indess mit manchfachen Abweichungen erzählt: [Abbildung Fig. 200. ] so z. B. soll Nemesis die Mutter und L. nur die Pflegerin des Eies gewesen sein; Andere glauben in dieser L. die Leto (Latona) zu erkennen. Den bildenden Künsten hat dieser Mythus oft zum Gegenstande gedient; bald ist L. im Bade, bald auf einem Ruhebette liegend, bald stehend abgebildet. Leding (Nord. M.), die Kette, mit welcher der Fenriswolf gefesselt werden sollte; wie stark sie auch war, so zerriss er sie doch. Vergl. Fenris. Leib Olmai (M. der Lappen), eine Gottheit der Luft, welche das Wetter zur Rennthier- und Fuchsjagd günstig machen sollte, so dass die Thiere nicht Witterung von dem Jäger bekämen. Leiffthus (Nord. M.), einer von den Höllenflüssen, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen. Leiptr (Nord. M.), einer der Höllenflüsse, welche aus dem Quell Hwergelmer entspringen. Leïs (Gr. M.), Tochter des Orus, Königs von Trözen, Geliebte des Neptun, dem sie den Althepus gebar, welcher von seinem Grossvater das Reich erhielt und Althepia, benannte. Leïtus (Gr. M.), Sohn des Alectryon, Argonaut und Kämpfer vor Troja, wo Hector ihm einen Speer durch

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/381>, abgerufen am 15.05.2024.