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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Fig. 215.
so dass Neptun sie entführte und mit ihr einen Sohn zeugte, welcher Dyrrhachius hiess, und ein Königreich in Illyrien stiftete.


Melite (Gr. M.), 1) Tochter des Argivers Erasinus, bei welchem Britomartis Schutz vor dem sie mit seiner Liebe verfolgenden Minos suchte, ward von der zur Göttin erhobenen Britomartis zur Nymphe gemacht. - 2) M., Tochter des phäacischen Flussgottes Aegäus, Geliebte des Hercules; sie gebar ihm den Hyllus, der auf einer Insel des cronischen Meeres sich niederliess, und dort von Seeräubern erschlagen wurde.


Meliteus (Gr. M.), Sohn des Jupiter von der Nymphe Othreis, welche denselben aus Furcht vor Juno aussetzte, worauf er von Bienen ernährt und endlich von seinem Halbbruder Phagrus, Sohn des Apollo und der Othreis, gefunden und erzogen wurde.


Melkarth (Phönic. M.), ein mächtiger Gott, dessen Dienst sich unmittelbar an den des Baal (s. d.) anschliesst; es ist mehr als wahrscheinlich, dass dieser der tyrische Hercules gewesen, und dass sein Dienst sich, wie der des thebanischen über ganz Griechenland und Rom, so über ganz Phönicien, Carthago und die andern phönicischen Colonien in Sicilien und Spanien erstreckt habe. Seiner wird im zweiten Buch der Makkabäer IV, 19. 20 gedacht, und noch zur Zeit der römischen Kaiser war er in hohem Ansehen. Man verehrte ihn durch Küssen auf den Mund und den Fuss, was übrigens nicht bloss ihm, sondern auch noch vielen andern Göttern zu Theil ward. Dem M. wurden überall, wo Phönicier hinkamen, Altäre und Tempel errichtet, so zu Amathunt (Malika), zu Theben (Melicertes), in Tharsus, auf Malta, auf Minorca, in Spanien etc., denn er war der König des Himmels und scheint Handels- und Kriegs-Gott zugleich gewesen zu sein. - Ungeheuer waren die Bauten, welche für den Dienst dieses Gottes aufgeführt wurden; sie sind so gross, dass man sie für cyclopische Bauten gehalten hat, obwohl die Steine nicht unregelmässige Polygone sein sollen. Auch der Tempel zu Gades nahm die ganze Oberfläche einer Insel, nahe bei der Stadt, ein: ein Beweis, wie hoch man diesen Gott ehrte. Merkwürdig ist, dass man selten seine Statue fand, und dass er in der Regel nur durch ein heiliges, immer brennendes Feuer, nicht durch ein Bild repräsentirt wurde; in Gades aber glaubte man ihn selbst wirklich zu haben; in einer mächtigen Urne wurden seine riesigen Gebeine aufbewahrt. - Ob nun wohl M. in vielen Tempeln ohne Bildsäule verehrt wurde, so war doch an andern Orten seine Statue zu sehen, und zwar in sehr verschiedener Art, theils stehend, theils im Kampfe begriffen, oder mit Pfeil und Bogen auf einem Kniee liegend, theils in Ruhe sitzend, oder auf einem Schiffe befindlich, wie mehrere ägyptische Götter. Zu Tyrus war der Dienst des M. am glänzendsten; dort, wie in Carthago, wurden ihm zahlreiche Menschenopfer gebracht, und nach Tyrus wanderten oder schifften aus allen Colonien der Phönicier alljährlich zahlreiche Gesandtschaften an ihn, ihre Ehrfurcht und Unterwürfigkeit unter seine Oberherrschaft zu bezeugen; dorthin brachten sie reiche Geschenke, ja nicht selten den Zehenten der ganzen Einkünfte ihres Landes, so wie den Zehenten der Kriegsbeute, und Carthago beobachtete dieses noch, als es schon bei weitem mächtiger war als der Mutterstaat. Dieses machte nicht nur die Tempel des tyrischen M. sehr reich, sondern auch alle andern Tempel desselben waren überfüllt mit Schätzen, und desshalb stets das Ziel raubsüchtiger Feinde, besonders in spätern Zeiten der römischen Kaiser, welche unter andern die Tempel zu Gades wiederholt plünderten, was selbst Cäsar that; der Aberglaube des Volkes ersetzte indessen bald das Verlorene.


Melletele (Lettische M.), eine Göttin der heidnischen Preussen, ihre Flora. Sie lockte Gräser und Kräuter aus dem erstarrten Boden, und malte die Blumen mit prangenden Farben.


Mellona (Röm. M.), die Göttin des Honigbaues.


Melobosis (Gr. M.), Tochter des Oceanus, Gespielin der Proserpina, als sie beim Blumenpflücken von Pluto entführt ward.


Melophoros (Gr. M.), nach Pausanias Beiname der Ceres in Megara, "die Schafe Tragende".


Melpomene, (Gr. M.), die Muse des Trauerspiels, s. Musen, und hiezu unsere Abbildung nach einem herculanischen Gemälde.


Fig. 216.

Melpomenus (Gr. M.), der Singende, Beiname des Bacchus.


Memnon, (Gr. M.), ein Heros, den Homer in der Odyssee nur einmal mit Namen nennt, als den schönsten der Männer, und einmal wahrscheinlich andeutet, wo er sagt, der leuchtende Sohn der Aurora habe Nestor's Sohn, Antilochus, getödtet; Spätere aber stellten ihn mit immer grösserer Bestimmtheit als Theilnehmer



Fig. 215.
so dass Neptun sie entführte und mit ihr einen Sohn zeugte, welcher Dyrrhachius hiess, und ein Königreich in Illyrien stiftete.


Melite (Gr. M.), 1) Tochter des Argivers Erasinus, bei welchem Britomartis Schutz vor dem sie mit seiner Liebe verfolgenden Minos suchte, ward von der zur Göttin erhobenen Britomartis zur Nymphe gemacht. – 2) M., Tochter des phäacischen Flussgottes Aegäus, Geliebte des Hercules; sie gebar ihm den Hyllus, der auf einer Insel des cronischen Meeres sich niederliess, und dort von Seeräubern erschlagen wurde.


Meliteus (Gr. M.), Sohn des Jupiter von der Nymphe Othreïs, welche denselben aus Furcht vor Juno aussetzte, worauf er von Bienen ernährt und endlich von seinem Halbbruder Phagrus, Sohn des Apollo und der Othreïs, gefunden und erzogen wurde.


Melkarth (Phönic. M.), ein mächtiger Gott, dessen Dienst sich unmittelbar an den des Baal (s. d.) anschliesst; es ist mehr als wahrscheinlich, dass dieser der tyrische Hercules gewesen, und dass sein Dienst sich, wie der des thebanischen über ganz Griechenland und Rom, so über ganz Phönicien, Carthago und die andern phönicischen Colonien in Sicilien und Spanien erstreckt habe. Seiner wird im zweiten Buch der Makkabäer IV, 19. 20 gedacht, und noch zur Zeit der römischen Kaiser war er in hohem Ansehen. Man verehrte ihn durch Küssen auf den Mund und den Fuss, was übrigens nicht bloss ihm, sondern auch noch vielen andern Göttern zu Theil ward. Dem M. wurden überall, wo Phönicier hinkamen, Altäre und Tempel errichtet, so zu Amathunt (Malika), zu Theben (Melicertes), in Tharsus, auf Malta, auf Minorca, in Spanien etc., denn er war der König des Himmels und scheint Handels- und Kriegs-Gott zugleich gewesen zu sein. – Ungeheuer waren die Bauten, welche für den Dienst dieses Gottes aufgeführt wurden; sie sind so gross, dass man sie für cyclopische Bauten gehalten hat, obwohl die Steine nicht unregelmässige Polygone sein sollen. Auch der Tempel zu Gades nahm die ganze Oberfläche einer Insel, nahe bei der Stadt, ein: ein Beweis, wie hoch man diesen Gott ehrte. Merkwürdig ist, dass man selten seine Statue fand, und dass er in der Regel nur durch ein heiliges, immer brennendes Feuer, nicht durch ein Bild repräsentirt wurde; in Gades aber glaubte man ihn selbst wirklich zu haben; in einer mächtigen Urne wurden seine riesigen Gebeine aufbewahrt. – Ob nun wohl M. in vielen Tempeln ohne Bildsäule verehrt wurde, so war doch an andern Orten seine Statue zu sehen, und zwar in sehr verschiedener Art, theils stehend, theils im Kampfe begriffen, oder mit Pfeil und Bogen auf einem Kniee liegend, theils in Ruhe sitzend, oder auf einem Schiffe befindlich, wie mehrere ägyptische Götter. Zu Tyrus war der Dienst des M. am glänzendsten; dort, wie in Carthago, wurden ihm zahlreiche Menschenopfer gebracht, und nach Tyrus wanderten oder schifften aus allen Colonien der Phönicier alljährlich zahlreiche Gesandtschaften an ihn, ihre Ehrfurcht und Unterwürfigkeit unter seine Oberherrschaft zu bezeugen; dorthin brachten sie reiche Geschenke, ja nicht selten den Zehenten der ganzen Einkünfte ihres Landes, so wie den Zehenten der Kriegsbeute, und Carthago beobachtete dieses noch, als es schon bei weitem mächtiger war als der Mutterstaat. Dieses machte nicht nur die Tempel des tyrischen M. sehr reich, sondern auch alle andern Tempel desselben waren überfüllt mit Schätzen, und desshalb stets das Ziel raubsüchtiger Feinde, besonders in spätern Zeiten der römischen Kaiser, welche unter andern die Tempel zu Gades wiederholt plünderten, was selbst Cäsar that; der Aberglaube des Volkes ersetzte indessen bald das Verlorene.


Melletele (Lettische M.), eine Göttin der heidnischen Preussen, ihre Flora. Sie lockte Gräser und Kräuter aus dem erstarrten Boden, und malte die Blumen mit prangenden Farben.


Mellona (Röm. M.), die Göttin des Honigbaues.


Melobosis (Gr. M.), Tochter des Oceanus, Gespielin der Proserpina, als sie beim Blumenpflücken von Pluto entführt ward.


Melophoros (Gr. M.), nach Pausanias Beiname der Ceres in Megara, »die Schafe Tragende«.


Melpomene, (Gr. M.), die Muse des Trauerspiels, s. Musen, und hiezu unsere Abbildung nach einem herculanischen Gemälde.


Fig. 216.

Melpomenus (Gr. M.), der Singende, Beiname des Bacchus.


Memnon, (Gr. M.), ein Heros, den Homer in der Odyssee nur einmal mit Namen nennt, als den schönsten der Männer, und einmal wahrscheinlich andeutet, wo er sagt, der leuchtende Sohn der Aurora habe Nestor's Sohn, Antilochus, getödtet; Spätere aber stellten ihn mit immer grösserer Bestimmtheit als Theilnehmer

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[329/0399] [Abbildung Fig. 215. ] so dass Neptun sie entführte und mit ihr einen Sohn zeugte, welcher Dyrrhachius hiess, und ein Königreich in Illyrien stiftete. Melite (Gr. M.), 1) Tochter des Argivers Erasinus, bei welchem Britomartis Schutz vor dem sie mit seiner Liebe verfolgenden Minos suchte, ward von der zur Göttin erhobenen Britomartis zur Nymphe gemacht. – 2) M., Tochter des phäacischen Flussgottes Aegäus, Geliebte des Hercules; sie gebar ihm den Hyllus, der auf einer Insel des cronischen Meeres sich niederliess, und dort von Seeräubern erschlagen wurde. Meliteus (Gr. M.), Sohn des Jupiter von der Nymphe Othreïs, welche denselben aus Furcht vor Juno aussetzte, worauf er von Bienen ernährt und endlich von seinem Halbbruder Phagrus, Sohn des Apollo und der Othreïs, gefunden und erzogen wurde. Melkarth (Phönic. M.), ein mächtiger Gott, dessen Dienst sich unmittelbar an den des Baal (s. d.) anschliesst; es ist mehr als wahrscheinlich, dass dieser der tyrische Hercules gewesen, und dass sein Dienst sich, wie der des thebanischen über ganz Griechenland und Rom, so über ganz Phönicien, Carthago und die andern phönicischen Colonien in Sicilien und Spanien erstreckt habe. Seiner wird im zweiten Buch der Makkabäer IV, 19. 20 gedacht, und noch zur Zeit der römischen Kaiser war er in hohem Ansehen. Man verehrte ihn durch Küssen auf den Mund und den Fuss, was übrigens nicht bloss ihm, sondern auch noch vielen andern Göttern zu Theil ward. Dem M. wurden überall, wo Phönicier hinkamen, Altäre und Tempel errichtet, so zu Amathunt (Malika), zu Theben (Melicertes), in Tharsus, auf Malta, auf Minorca, in Spanien etc., denn er war der König des Himmels und scheint Handels- und Kriegs-Gott zugleich gewesen zu sein. – Ungeheuer waren die Bauten, welche für den Dienst dieses Gottes aufgeführt wurden; sie sind so gross, dass man sie für cyclopische Bauten gehalten hat, obwohl die Steine nicht unregelmässige Polygone sein sollen. Auch der Tempel zu Gades nahm die ganze Oberfläche einer Insel, nahe bei der Stadt, ein: ein Beweis, wie hoch man diesen Gott ehrte. Merkwürdig ist, dass man selten seine Statue fand, und dass er in der Regel nur durch ein heiliges, immer brennendes Feuer, nicht durch ein Bild repräsentirt wurde; in Gades aber glaubte man ihn selbst wirklich zu haben; in einer mächtigen Urne wurden seine riesigen Gebeine aufbewahrt. – Ob nun wohl M. in vielen Tempeln ohne Bildsäule verehrt wurde, so war doch an andern Orten seine Statue zu sehen, und zwar in sehr verschiedener Art, theils stehend, theils im Kampfe begriffen, oder mit Pfeil und Bogen auf einem Kniee liegend, theils in Ruhe sitzend, oder auf einem Schiffe befindlich, wie mehrere ägyptische Götter. Zu Tyrus war der Dienst des M. am glänzendsten; dort, wie in Carthago, wurden ihm zahlreiche Menschenopfer gebracht, und nach Tyrus wanderten oder schifften aus allen Colonien der Phönicier alljährlich zahlreiche Gesandtschaften an ihn, ihre Ehrfurcht und Unterwürfigkeit unter seine Oberherrschaft zu bezeugen; dorthin brachten sie reiche Geschenke, ja nicht selten den Zehenten der ganzen Einkünfte ihres Landes, so wie den Zehenten der Kriegsbeute, und Carthago beobachtete dieses noch, als es schon bei weitem mächtiger war als der Mutterstaat. Dieses machte nicht nur die Tempel des tyrischen M. sehr reich, sondern auch alle andern Tempel desselben waren überfüllt mit Schätzen, und desshalb stets das Ziel raubsüchtiger Feinde, besonders in spätern Zeiten der römischen Kaiser, welche unter andern die Tempel zu Gades wiederholt plünderten, was selbst Cäsar that; der Aberglaube des Volkes ersetzte indessen bald das Verlorene. Melletele (Lettische M.), eine Göttin der heidnischen Preussen, ihre Flora. Sie lockte Gräser und Kräuter aus dem erstarrten Boden, und malte die Blumen mit prangenden Farben. Mellona (Röm. M.), die Göttin des Honigbaues. Melobosis (Gr. M.), Tochter des Oceanus, Gespielin der Proserpina, als sie beim Blumenpflücken von Pluto entführt ward. Melophoros (Gr. M.), nach Pausanias Beiname der Ceres in Megara, »die Schafe Tragende«. Melpomene, (Gr. M.), die Muse des Trauerspiels, s. Musen, und hiezu unsere Abbildung nach einem herculanischen Gemälde. [Abbildung Fig. 216. ] Melpomenus (Gr. M.), der Singende, Beiname des Bacchus. Memnon, (Gr. M.), ein Heros, den Homer in der Odyssee nur einmal mit Namen nennt, als den schönsten der Männer, und einmal wahrscheinlich andeutet, wo er sagt, der leuchtende Sohn der Aurora habe Nestor's Sohn, Antilochus, getödtet; Spätere aber stellten ihn mit immer grösserer Bestimmtheit als Theilnehmer

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/399>, abgerufen am 15.05.2024.