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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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dieses Heroen in Phocis verbot, während der ein Jahr langen Dauer seines Priesterthums ein Weib zu berühren.


Mist (Nord. M.), eine der mächtigen schlachtenlenkenden Walküren.


Mistel (Druid. M.), eine Pflanze, welche auf mehreren Bäumen, auf der Buche, der Weide, der Birke wächst, doch vorzugsweise hoch geehrt wurde, wenn sie auf einer Eiche sich zeigte, in diesem Falle schrieb man ihr besondere Heilkräfte zu, ja es war nach der Lehre der Druiden nicht nur die heilsamste Pflanze, welche gegen alle Krankheiten wirkte, es war auch die heiligste, von Gott selbst erkorene, ohne welche kein Gottesdienst gehalten werden konnte. Sobald ein Druide eine auf einer Eiche wachsende M. entdeckt hatte, versammelte er alle in der Nähe wohnenden Brüder seines Ordens; sie legten ihre vielfarbigen Gewänder ab und kleideten sich weiss, als Zeichen der Demuth gegen die göttliche Pflanze; der Oberdruide ging mit einer goldenen Sichel bewaffnet zu dem Baume, beugte seine Kniee vor demselben und liess sich nun von Anderen so hoch emporheben, bis er die Pflanze erreichen konnte, diese ward mit der goldenen Sichel abgeschnitten und zu heiligen Gebräuchen bewahrt. Konnte man sie sechs Tage nach dem Neumond schneiden, so hatte sie die grösste Heilkraft, ward sogleich gekocht, mit dem Opferblut unter der Eiche geschlachteter, noch nicht zur Arbeit gebrauchter Stiere geweiht und in einen Trank verwandelt, welcher Fruchtbarkeit und Gedeihen Allen verschaffte, die sich seiner bedienen konnten.


Mita (Slav. M.), ein böser schwarzer Gott, der unter der Gestalt eines Hundes verehrt wurde. Man vermuthet, dass er mit dem nordischen Höllenhunde Garm identisch sei.


Mithodin (Nord. M.), ein Zauberer, welcher eine Zeitlang sich für Odin ausgegeben haben soll, desshalb von den Gothen und Cimbern verfolgt und erschlagen, dann aber doch als ein Gott angebetet wurde.


Mithras, (Pers. M.), ein Lichtgott, der Erste unter den 28 Izeds, den guten Geistern zweiten Ranges, über welchen als höhere Wesen Ormuzd und die ihn umgebenden sechs Amschaspands stehen. M. war ursprünglich nicht die Sonne selbst, sondern ein ihr zur Seite stehender Genius des Aethers oder heiteren Himmels, wurde aber später allerdings mit der Sonne vermengt.


Fig. 227.
Unser Bild zeigt nach einem antiken Basrelief ein dem M. dargebrachtes Opfer. Ein Diener des Gottes mit der phrygischen Mütze opfert ihm einen Stier in einer Höhle, die mit den Bildern der Sonne und des Mondes geschmückt ist; ein Hund, eine Schlange, ein Scorpion und eine Ameise verwunden den Stier. Der Dienst dieses Gottes verbreitete sich von Persien über Italien, Gallien und das römische Germanien, und ward so allgemein, dass zahlreiche Priesterschaften und vielleicht die Hälfte der Einwohner Roms in seine Mysterien eingeweiht waren.


Mitschislaw (Slav. M.), ein Landesheros der Mähren, welcher göttliche Verehrung genoss; man glaubt zum Theil, er sei ein berühmter Herrscher, zum Theil, er sei ein gefürchteter Zauberer gewesen.


Mitylene (Gr. M.), Tochter des Macareus, Beherrschers von Lesbos, und Schwester der Methymna; nach Beiden wurden die ersten Städte der Insel benannt.


Mixcoatl (Mexik. M.), die Göttin der Jagd, welche prächtige Tempel hatte und besonders von einigen mexikanischen Völkerschaften, den Otomies, Mathazinkas u. a. m. hoch verehrt wurde, wo nicht gar ihre oberste Gottheit war.


Mlechhas (Ind. M.), die niedern Kasten der Indier, die Unreinen. Sie dürfen mit einem aus höheren Kasten nur mit vor den Mund gehaltener Hand reden, damit ihr Athem den Erhabenen nicht verunreinige.


Mneme (Gr. M.), Tochter des Jupiter, von Einigen zu den Musen gerechnet, nach Andern identisch mit Mnemosyne (s. d.).


Mnemonides (Gr. M.), Beiname der Musen.


Mnemosyne, s. Musen.


Mnesileos (Gr. M.), Sohn des Pollux und der von diesem entführten Tochter des Leucippus, der Phöbe.


Mnesimache, s. Dexamenus.


Mnestheus (Gr. u. röm. M.), der Ahnherr des Geschlechts der Memmier in Rom; er war dem Aeneas aus Troja gefolgt, und bei den Spielen, welche dieser in Sicilien gab, führte er das Schiff: der Wallfisch, beim Wettfahren.


Mnevis (Aegypt. M.), ein zweiter Apis, der zu Heliopolis als Symbol der Sonne verehrt wurde; er musste ganz schwarz von Farbe sein. Der Dienst des M., welcher älter als der des Apis gewesen sein soll, trat hinter dem letztern zurück, seit Cambyses den Tempel des Mnevis zerstört hatte.


Modeina (Slav. M.), ein polnischer Waldgott.


dieses Heroën in Phocis verbot, während der ein Jahr langen Dauer seines Priesterthums ein Weib zu berühren.


Mist (Nord. M.), eine der mächtigen schlachtenlenkenden Walküren.


Mistel (Druid. M.), eine Pflanze, welche auf mehreren Bäumen, auf der Buche, der Weide, der Birke wächst, doch vorzugsweise hoch geehrt wurde, wenn sie auf einer Eiche sich zeigte, in diesem Falle schrieb man ihr besondere Heilkräfte zu, ja es war nach der Lehre der Druiden nicht nur die heilsamste Pflanze, welche gegen alle Krankheiten wirkte, es war auch die heiligste, von Gott selbst erkorene, ohne welche kein Gottesdienst gehalten werden konnte. Sobald ein Druide eine auf einer Eiche wachsende M. entdeckt hatte, versammelte er alle in der Nähe wohnenden Brüder seines Ordens; sie legten ihre vielfarbigen Gewänder ab und kleideten sich weiss, als Zeichen der Demuth gegen die göttliche Pflanze; der Oberdruide ging mit einer goldenen Sichel bewaffnet zu dem Baume, beugte seine Kniee vor demselben und liess sich nun von Anderen so hoch emporheben, bis er die Pflanze erreichen konnte, diese ward mit der goldenen Sichel abgeschnitten und zu heiligen Gebräuchen bewahrt. Konnte man sie sechs Tage nach dem Neumond schneiden, so hatte sie die grösste Heilkraft, ward sogleich gekocht, mit dem Opferblut unter der Eiche geschlachteter, noch nicht zur Arbeit gebrauchter Stiere geweiht und in einen Trank verwandelt, welcher Fruchtbarkeit und Gedeihen Allen verschaffte, die sich seiner bedienen konnten.


Mita (Slav. M.), ein böser schwarzer Gott, der unter der Gestalt eines Hundes verehrt wurde. Man vermuthet, dass er mit dem nordischen Höllenhunde Garm identisch sei.


Mithodin (Nord. M.), ein Zauberer, welcher eine Zeitlang sich für Odin ausgegeben haben soll, desshalb von den Gothen und Cimbern verfolgt und erschlagen, dann aber doch als ein Gott angebetet wurde.


Mithras, (Pers. M.), ein Lichtgott, der Erste unter den 28 Izeds, den guten Geistern zweiten Ranges, über welchen als höhere Wesen Ormuzd und die ihn umgebenden sechs Amschaspands stehen. M. war ursprünglich nicht die Sonne selbst, sondern ein ihr zur Seite stehender Genius des Aethers oder heiteren Himmels, wurde aber später allerdings mit der Sonne vermengt.


Fig. 227.
Unser Bild zeigt nach einem antiken Basrelief ein dem M. dargebrachtes Opfer. Ein Diener des Gottes mit der phrygischen Mütze opfert ihm einen Stier in einer Höhle, die mit den Bildern der Sonne und des Mondes geschmückt ist; ein Hund, eine Schlange, ein Scorpion und eine Ameise verwunden den Stier. Der Dienst dieses Gottes verbreitete sich von Persien über Italien, Gallien und das römische Germanien, und ward so allgemein, dass zahlreiche Priesterschaften und vielleicht die Hälfte der Einwohner Roms in seine Mysterien eingeweiht waren.


Mitschislaw (Slav. M.), ein Landesheros der Mähren, welcher göttliche Verehrung genoss; man glaubt zum Theil, er sei ein berühmter Herrscher, zum Theil, er sei ein gefürchteter Zauberer gewesen.


Mitylene (Gr. M.), Tochter des Macareus, Beherrschers von Lesbos, und Schwester der Methymna; nach Beiden wurden die ersten Städte der Insel benannt.


Mixcoatl (Mexik. M.), die Göttin der Jagd, welche prächtige Tempel hatte und besonders von einigen mexikanischen Völkerschaften, den Otomies, Mathazinkas u. a. m. hoch verehrt wurde, wo nicht gar ihre oberste Gottheit war.


Mlechhas (Ind. M.), die niedern Kasten der Indier, die Unreinen. Sie dürfen mit einem aus höheren Kasten nur mit vor den Mund gehaltener Hand reden, damit ihr Athem den Erhabenen nicht verunreinige.


Mneme (Gr. M.), Tochter des Jupiter, von Einigen zu den Musen gerechnet, nach Andern identisch mit Mnemosyne (s. d.).


Mnemonides (Gr. M.), Beiname der Musen.


Mnemosyne, s. Musen.


Mnesileos (Gr. M.), Sohn des Pollux und der von diesem entführten Tochter des Leucippus, der Phöbe.


Mnesimache, s. Dexamenus.


Mnestheus (Gr. u. röm. M.), der Ahnherr des Geschlechts der Memmier in Rom; er war dem Aeneas aus Troja gefolgt, und bei den Spielen, welche dieser in Sicilien gab, führte er das Schiff: der Wallfisch, beim Wettfahren.


Mnevis (Aegypt. M.), ein zweiter Apis, der zu Heliopolis als Symbol der Sonne verehrt wurde; er musste ganz schwarz von Farbe sein. Der Dienst des M., welcher älter als der des Apis gewesen sein soll, trat hinter dem letztern zurück, seit Cambyses den Tempel des Mnevis zerstört hatte.


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[339/0409] dieses Heroën in Phocis verbot, während der ein Jahr langen Dauer seines Priesterthums ein Weib zu berühren. Mist (Nord. M.), eine der mächtigen schlachtenlenkenden Walküren. Mistel (Druid. M.), eine Pflanze, welche auf mehreren Bäumen, auf der Buche, der Weide, der Birke wächst, doch vorzugsweise hoch geehrt wurde, wenn sie auf einer Eiche sich zeigte, in diesem Falle schrieb man ihr besondere Heilkräfte zu, ja es war nach der Lehre der Druiden nicht nur die heilsamste Pflanze, welche gegen alle Krankheiten wirkte, es war auch die heiligste, von Gott selbst erkorene, ohne welche kein Gottesdienst gehalten werden konnte. Sobald ein Druide eine auf einer Eiche wachsende M. entdeckt hatte, versammelte er alle in der Nähe wohnenden Brüder seines Ordens; sie legten ihre vielfarbigen Gewänder ab und kleideten sich weiss, als Zeichen der Demuth gegen die göttliche Pflanze; der Oberdruide ging mit einer goldenen Sichel bewaffnet zu dem Baume, beugte seine Kniee vor demselben und liess sich nun von Anderen so hoch emporheben, bis er die Pflanze erreichen konnte, diese ward mit der goldenen Sichel abgeschnitten und zu heiligen Gebräuchen bewahrt. Konnte man sie sechs Tage nach dem Neumond schneiden, so hatte sie die grösste Heilkraft, ward sogleich gekocht, mit dem Opferblut unter der Eiche geschlachteter, noch nicht zur Arbeit gebrauchter Stiere geweiht und in einen Trank verwandelt, welcher Fruchtbarkeit und Gedeihen Allen verschaffte, die sich seiner bedienen konnten. Mita (Slav. M.), ein böser schwarzer Gott, der unter der Gestalt eines Hundes verehrt wurde. Man vermuthet, dass er mit dem nordischen Höllenhunde Garm identisch sei. Mithodin (Nord. M.), ein Zauberer, welcher eine Zeitlang sich für Odin ausgegeben haben soll, desshalb von den Gothen und Cimbern verfolgt und erschlagen, dann aber doch als ein Gott angebetet wurde. Mithras, (Pers. M.), ein Lichtgott, der Erste unter den 28 Izeds, den guten Geistern zweiten Ranges, über welchen als höhere Wesen Ormuzd und die ihn umgebenden sechs Amschaspands stehen. M. war ursprünglich nicht die Sonne selbst, sondern ein ihr zur Seite stehender Genius des Aethers oder heiteren Himmels, wurde aber später allerdings mit der Sonne vermengt. [Abbildung Fig. 227. ] Unser Bild zeigt nach einem antiken Basrelief ein dem M. dargebrachtes Opfer. Ein Diener des Gottes mit der phrygischen Mütze opfert ihm einen Stier in einer Höhle, die mit den Bildern der Sonne und des Mondes geschmückt ist; ein Hund, eine Schlange, ein Scorpion und eine Ameise verwunden den Stier. Der Dienst dieses Gottes verbreitete sich von Persien über Italien, Gallien und das römische Germanien, und ward so allgemein, dass zahlreiche Priesterschaften und vielleicht die Hälfte der Einwohner Roms in seine Mysterien eingeweiht waren. Mitschislaw (Slav. M.), ein Landesheros der Mähren, welcher göttliche Verehrung genoss; man glaubt zum Theil, er sei ein berühmter Herrscher, zum Theil, er sei ein gefürchteter Zauberer gewesen. Mitylene (Gr. M.), Tochter des Macareus, Beherrschers von Lesbos, und Schwester der Methymna; nach Beiden wurden die ersten Städte der Insel benannt. Mixcoatl (Mexik. M.), die Göttin der Jagd, welche prächtige Tempel hatte und besonders von einigen mexikanischen Völkerschaften, den Otomies, Mathazinkas u. a. m. hoch verehrt wurde, wo nicht gar ihre oberste Gottheit war. Mlechhas (Ind. M.), die niedern Kasten der Indier, die Unreinen. Sie dürfen mit einem aus höheren Kasten nur mit vor den Mund gehaltener Hand reden, damit ihr Athem den Erhabenen nicht verunreinige. Mneme (Gr. M.), Tochter des Jupiter, von Einigen zu den Musen gerechnet, nach Andern identisch mit Mnemosyne (s. d.). Mnemonides (Gr. M.), Beiname der Musen. Mnemosyne, s. Musen. Mnesileos (Gr. M.), Sohn des Pollux und der von diesem entführten Tochter des Leucippus, der Phöbe. Mnesimache, s. Dexamenus. Mnestheus (Gr. u. röm. M.), der Ahnherr des Geschlechts der Memmier in Rom; er war dem Aeneas aus Troja gefolgt, und bei den Spielen, welche dieser in Sicilien gab, führte er das Schiff: der Wallfisch, beim Wettfahren. Mnevis (Aegypt. M.), ein zweiter Apis, der zu Heliopolis als Symbol der Sonne verehrt wurde; er musste ganz schwarz von Farbe sein. Der Dienst des M., welcher älter als der des Apis gewesen sein soll, trat hinter dem letztern zurück, seit Cambyses den Tempel des Mnevis zerstört hatte. Modeina (Slav. M.), ein polnischer Waldgott.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/409>, abgerufen am 16.05.2024.