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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Ten tsi ten Wo (Japan. M.), der neununddreissigste Mikado in der ununterbrochenen Reihe einander erblich folgender Kaiser auf Nipon. Er ward unter den Göttern des Landes besonders hoch geehrt, weil er die Schriftsprache allgemein über Japan verbreitete, zuerst öffentliche Schulen anlegte, dem Weltweisen Konfutse Tempel bauete, dessen Moralsystem als Glaubenssache bekannt machte und die Dichtkunst beschützte. Er selbst war ein grosser Dichter, und wird an die Spitze der hundert heiligen Dichter der Jamato-Sprache gestellt.


Tenzin (Japan. M.), "himmlischer Geist"; unter diesem Namen wird zu Kitano bei Mijako ein alter Staatsdiener Misi sane, aus dem fürstlichen Hause Suga hara, verehrt. Er hatte am Hofe die Ehre, den Rang eines Sa dai Zin zu bekleiden; ihm ward aber während seines Lebens grosses Unrecht angethan, desshalb sucht man durch Verehrung des Mannes nach seinem Tode ihm jenes Leid zu vergüten. An seinem Todestage wird das grosse Laternenfest gehalten.


Teocatli (Mexikanisch), "Gotteshaus, Gottesplatz": die Tempel der früheren Bewohner von Mexiko; ihrer waren unzählige, in der Hauptstadt des Reiches aber über zweitausend, worunter viele von ausserordentlichem Umfang; in jeder kleinen Ortschaft, auf den Spitzen der Berge, an den Heerstrassen u. s. w. fand man deren in Menge. Fast alle waren mehr oder minder steil aufsteigende Pyramiden von bedeutender Grösse, an der Basis 300 bis 600, in senkrechter Höhe 180 bis 200 Fuss messend; ihre vier Ecken waren nach den vier Weltgegenden gerichtet; fünf, sechs und mehr Absätze von dreissig, vierzig Fuss Höhe bildeten die Pyramide; von Absatz zu Absatz stieg man auf einer Treppe, welche so breit war, als der Absatz selbst, und meistentheils so angebracht, dass man, um von dem einen auf den andern zu gelangen, alle vier Seiten der Pyramide umgehen musste. Der grösste und merkwürdigste Tempel in Mexiko, der des Huitzilopochtli (s. d.), hatte fünf gleich hohe Absätze, welche oben etwa sechs Fuss breit waren; die Treppen führten auf die angegebene Weise von Absatz, zu Absatz, und endlich zu der Plateform, welche 258 Fuss Länge und 204 Fuss Breite hatte; auf der östlichen Seite standen zwei Thürme, die eigentlichen Tempel, in denen die Götzenbilder auf hohen Altären zur Verehrung aufgestellt waren. Der Zweck dieser Bauart war offenbar, ein hohes Gerüste zu haben, auf welchem man, einer zahlreichen Menschenmenge gleichzeitig sichtbar, die Opfer verrichten konnte. Hiezu fand sich, den Thürmen entgegengesetzt, ein grosser viereckiger, oben gewölbter Opferstein, und auf diesen ward der zu opfernde Mensch gelegt, Arme und Beine von vier Priestern an den vier Ecken, der Kopf von dem fünften mit einem zangenähnlichen Instrument gehalten, und ihm von einem sechsten mit einem Kieselsteinmesser die Brust aufgeschnitten, das Herz herausgerissen, der Sonne dargeboten und dann dem Gotte, dessen Tempel es war, auf dem man opferte, zu Füssen gelegt, oder auf einem goldenen Löffel in den Mund gesteckt; die Lippen des Bildes bestrich man mit dem Blute des Opfers, schnitt demselben den Kopf ab und warf den Körper in den Hof des Tempels, von wo er dann durch den frühern Besitzer abgeholt und von seinen Gästen verspeist wurde. Die Tempel waren zugleich Festungen; eine hohe, sehr starke Mauer umgab einen weiten Hof, in welchem die Gebäude für die Priester, Waffenmagazine, Vorrathskammern, Badeteiche, Lustgärten etc. angebracht waren. Die gemauerten Pyramiden dienten den Königen als Begräbnissstätte.


Teojamiqui (Mex. M.), die Gemahlin des Kriegsgottes, welche die Seelen der in der Schlacht Gefallenen in das Haus der Sonne führte.


Teoicpatli (Mex. M.), der Stuhl Gottes. Der Kriegsgott Mexitli der Mexikaner, welcher sie führte, sass im Bilde auf einem Rohrstuhl, der diesen Namen führte, in einem Kasten, welcher von vier Priestern getragen wurde; durch den Mund der Träger befahl der Gott, was sie zu thun oder zu lassen hatten. Dieser Stuhl war das höchste Heiligthum der Mexikaner.


Teoomoxtli (Mex. Rel.), "das grosse oder göttliche Buch". Unter der Regierung des zweiten Königs der Pulteken wurde durch Huematzin unter dem Beistand aller in der Stadt Tula versammelten Gelehrten des Reiches ein Buch gemalt, dessen wunderbare Hieroglyphen alle Ereignisse der Geschichte, eine Beschreibung des Himmels, der Planeten und ihrer Constellation, die Bestimmung der Zeitperiode, des Kalenders, ihrer Mythologie, die Geheimnisse und Gebräuche ihrer Religion, und die Grundsätze ihrer Sittenlehre enthielten. Es ward als grosses Heligthum verehrt, und war die Grundlage der mexikanischen Götterlehre.


Teopixqui (Mex. Rel.), die Priester der Mexikaner, deren eine ausserordentliche Anzahl gewesen ist; der grosse Tempel allein zählte deren fünftausend, und man sagt, jedoch wahrscheinlich übertrieben, die Priester in allen mexikanischen Reichen sollen sich über vier Millionen belaufen haben. Sie waren im Besitz aller Wissenschaften und leiteten fast die ganze Regierung, denn obwohl die Azteken ein kriegerisches Volk waren, so ging doch Alles von den Orakeln aus, und wer diese in der alten wie in der neuen Welt gab, ist bekannt genug.


Teotl (Mex. M.), Gott, ganz im Allgemeinen, welchem dann, um ihn näher zu bezeichnen, ein Beiwort angehängt wird, wie z. B. bei uns Liebesgott, Kriegsgott etc. etc.


Terambus (Gr. M.), Sohn des Eusirus und der Nymphe Idothea, tonkundiger Hirte am Berge Othrys in der Landschaft Melis; er ward für seine Lästerungen gegen die Nymphen dadurch bestraft, dass Kälte seine Heerden tödtete und er selbst in einen Hirschkäfer verwandelt wurde, dessen Hörner leierförmig gestellt sind.


Terensis (Röm. M.), eine Göttin, welche dem Dreschen des Getreides vorstand.


Tereus, s. Procne.


Teridae (Gr. M.), Geliebte des Menelaus und durch ihn Mutter des Megapenthes.


Terina (Gr. M.), Tochter des Strymon und Geliebte des Mars, von welchem sie die Thrassa gebar.


Termerus (Gr. M.), ein Räuber in Thessalien, der die sonderbare Gewohnheit hatte, gleich einem Bock zu stossen und jedem Begegnenden die Härte seiner Stirne fühlen zu lassen, bis er ihm das Gehirn zerschmettert. Hercules, der einen noch härtern Kopf hatte, stiess ihn so zu Tode.


Terminus (Röm. M.), der Grenzgott, welcher durch Numa Pompilius zum Schutze des Eigenthums eingeführt wurde. Er war entweder gestaltet wie eine Herme, oder nur wie der untere Theil derselben, d. h. wie ein viereckiger Stein. Dieses Gottes Bild ward für so unverletzlich gehalten, dass, als Tarquinius dem Jupiter einen prächtigen Tempel auf dem capitolinischen Hügel erbauen wollte, die Priester durchaus nicht zugaben, dass der T. versetzt würde; so kam der Stein in den Tempel selbst hinein; da aber der T. unter freiem Himmel stehen musste, war man genöthigt, zum zweitenmal sich der Priesterlaune zu bequemen und die Stelle über dem T. unbedacht zu lassen. Es wurden dem Gotte Kuchen, Brei und Feldfrüchte, später auch Thiere geopfert, und am 23. Februar das Fest Terminalia gefeiert.


Terpsichore Fig. 281, s. Musen und die nebenstehende Abbildung.


Terpsicrate (Gr. M.), eine der fünfzig Thespiaden, von Hercules Mutter des Euryops.


Terra, identisch mit Tellus oder Gäa. S. d.


Terror (Röm. M.), der personificirte Schrecken, Begleiter der Furien; er wohnt mit diesen im Tartarus.


Teskatilpuza (Mex. M.), der Gott der Strafen, welcher für alle Fehler und Sünden der Menschen harte Züchtigungen auferlegte, die durch die Priester verkündet wurden; ihm ward jährlich ein allgemeinen Bussfest gehalten, bei welchem alle Bewohner der Stadt im Tempel erschienen und durch Schläge, die sie sich ertheilten, ihre Sünden abzubüssen suchten.


Tetevinan (Mex. M.), die Mutter der Götter; sie wurde von den Mexikanern auch Tocitzin (unsere Grossmutter) genannt, weil diese glaubten, von den Göttern abzustammen.


Tethys (Gr. M.), Tochter des Himmels und der Erde, oder des Uranus und der Gäa. Sie ward mit ihrem Bruder, dem Oceanus, vermählt, und ist daher die älteste Meeresgöttin. Sie ward von ihm Mutter der Flüsse Nilus, Alpheus, Eridanus und anderer in grosser Menge, dann der Oceaniden: Pitho, Doris, Electra, Callirrhoe etc. bis auf 3000, alle von göttlicher Schönheit; ihre Enkelin, von der Doris, war Thetis (s. d.).


Tetzahuitl, s. Huitzilopochtli.


Tetzcatlipoca (Mex. M.), der glänzende Spiegel, der Gott der Vorsehung, welcher die Menschen richtet und

Ten tsi ten Wo (Japan. M.), der neununddreissigste Mikado in der ununterbrochenen Reihe einander erblich folgender Kaiser auf Nipon. Er ward unter den Göttern des Landes besonders hoch geehrt, weil er die Schriftsprache allgemein über Japan verbreitete, zuerst öffentliche Schulen anlegte, dem Weltweisen Konfutse Tempel bauete, dessen Moralsystem als Glaubenssache bekannt machte und die Dichtkunst beschützte. Er selbst war ein grosser Dichter, und wird an die Spitze der hundert heiligen Dichter der Jamato-Sprache gestellt.


Tenzin (Japan. M.), »himmlischer Geist«; unter diesem Namen wird zu Kitano bei Mijako ein alter Staatsdiener Misi sane, aus dem fürstlichen Hause Suga hara, verehrt. Er hatte am Hofe die Ehre, den Rang eines Sa dai Zin zu bekleiden; ihm ward aber während seines Lebens grosses Unrecht angethan, desshalb sucht man durch Verehrung des Mannes nach seinem Tode ihm jenes Leid zu vergüten. An seinem Todestage wird das grosse Laternenfest gehalten.


Teocatli (Mexikanisch), »Gotteshaus, Gottesplatz«: die Tempel der früheren Bewohner von Mexiko; ihrer waren unzählige, in der Hauptstadt des Reiches aber über zweitausend, worunter viele von ausserordentlichem Umfang; in jeder kleinen Ortschaft, auf den Spitzen der Berge, an den Heerstrassen u. s. w. fand man deren in Menge. Fast alle waren mehr oder minder steil aufsteigende Pyramiden von bedeutender Grösse, an der Basis 300 bis 600, in senkrechter Höhe 180 bis 200 Fuss messend; ihre vier Ecken waren nach den vier Weltgegenden gerichtet; fünf, sechs und mehr Absätze von dreissig, vierzig Fuss Höhe bildeten die Pyramide; von Absatz zu Absatz stieg man auf einer Treppe, welche so breit war, als der Absatz selbst, und meistentheils so angebracht, dass man, um von dem einen auf den andern zu gelangen, alle vier Seiten der Pyramide umgehen musste. Der grösste und merkwürdigste Tempel in Mexiko, der des Huitzilopochtli (s. d.), hatte fünf gleich hohe Absätze, welche oben etwa sechs Fuss breit waren; die Treppen führten auf die angegebene Weise von Absatz, zu Absatz, und endlich zu der Plateform, welche 258 Fuss Länge und 204 Fuss Breite hatte; auf der östlichen Seite standen zwei Thürme, die eigentlichen Tempel, in denen die Götzenbilder auf hohen Altären zur Verehrung aufgestellt waren. Der Zweck dieser Bauart war offenbar, ein hohes Gerüste zu haben, auf welchem man, einer zahlreichen Menschenmenge gleichzeitig sichtbar, die Opfer verrichten konnte. Hiezu fand sich, den Thürmen entgegengesetzt, ein grosser viereckiger, oben gewölbter Opferstein, und auf diesen ward der zu opfernde Mensch gelegt, Arme und Beine von vier Priestern an den vier Ecken, der Kopf von dem fünften mit einem zangenähnlichen Instrument gehalten, und ihm von einem sechsten mit einem Kieselsteinmesser die Brust aufgeschnitten, das Herz herausgerissen, der Sonne dargeboten und dann dem Gotte, dessen Tempel es war, auf dem man opferte, zu Füssen gelegt, oder auf einem goldenen Löffel in den Mund gesteckt; die Lippen des Bildes bestrich man mit dem Blute des Opfers, schnitt demselben den Kopf ab und warf den Körper in den Hof des Tempels, von wo er dann durch den frühern Besitzer abgeholt und von seinen Gästen verspeist wurde. Die Tempel waren zugleich Festungen; eine hohe, sehr starke Mauer umgab einen weiten Hof, in welchem die Gebäude für die Priester, Waffenmagazine, Vorrathskammern, Badeteiche, Lustgärten etc. angebracht waren. Die gemauerten Pyramiden dienten den Königen als Begräbnissstätte.


Teojamiqui (Mex. M.), die Gemahlin des Kriegsgottes, welche die Seelen der in der Schlacht Gefallenen in das Haus der Sonne führte.


Teoicpatli (Mex. M.), der Stuhl Gottes. Der Kriegsgott Mexitli der Mexikaner, welcher sie führte, sass im Bilde auf einem Rohrstuhl, der diesen Namen führte, in einem Kasten, welcher von vier Priestern getragen wurde; durch den Mund der Träger befahl der Gott, was sie zu thun oder zu lassen hatten. Dieser Stuhl war das höchste Heiligthum der Mexikaner.


Teoomoxtli (Mex. Rel.), »das grosse oder göttliche Buch«. Unter der Regierung des zweiten Königs der Pulteken wurde durch Huematzin unter dem Beistand aller in der Stadt Tula versammelten Gelehrten des Reiches ein Buch gemalt, dessen wunderbare Hieroglyphen alle Ereignisse der Geschichte, eine Beschreibung des Himmels, der Planeten und ihrer Constellation, die Bestimmung der Zeitperiode, des Kalenders, ihrer Mythologie, die Geheimnisse und Gebräuche ihrer Religion, und die Grundsätze ihrer Sittenlehre enthielten. Es ward als grosses Heligthum verehrt, und war die Grundlage der mexikanischen Götterlehre.


Teopixqui (Mex. Rel.), die Priester der Mexikaner, deren eine ausserordentliche Anzahl gewesen ist; der grosse Tempel allein zählte deren fünftausend, und man sagt, jedoch wahrscheinlich übertrieben, die Priester in allen mexikanischen Reichen sollen sich über vier Millionen belaufen haben. Sie waren im Besitz aller Wissenschaften und leiteten fast die ganze Regierung, denn obwohl die Azteken ein kriegerisches Volk waren, so ging doch Alles von den Orakeln aus, und wer diese in der alten wie in der neuen Welt gab, ist bekannt genug.


Teotl (Mex. M.), Gott, ganz im Allgemeinen, welchem dann, um ihn näher zu bezeichnen, ein Beiwort angehängt wird, wie z. B. bei uns Liebesgott, Kriegsgott etc. etc.


Terambus (Gr. M.), Sohn des Eusirus und der Nymphe Idothea, tonkundiger Hirte am Berge Othrys in der Landschaft Melis; er ward für seine Lästerungen gegen die Nymphen dadurch bestraft, dass Kälte seine Heerden tödtete und er selbst in einen Hirschkäfer verwandelt wurde, dessen Hörner leierförmig gestellt sind.


Terensis (Röm. M.), eine Göttin, welche dem Dreschen des Getreides vorstand.


Tereus, s. Procne.


Teridaë (Gr. M.), Geliebte des Menelaus und durch ihn Mutter des Megapenthes.


Terina (Gr. M.), Tochter des Strymon und Geliebte des Mars, von welchem sie die Thrassa gebar.


Termerus (Gr. M.), ein Räuber in Thessalien, der die sonderbare Gewohnheit hatte, gleich einem Bock zu stossen und jedem Begegnenden die Härte seiner Stirne fühlen zu lassen, bis er ihm das Gehirn zerschmettert. Hercules, der einen noch härtern Kopf hatte, stiess ihn so zu Tode.


Terminus (Röm. M.), der Grenzgott, welcher durch Numa Pompilius zum Schutze des Eigenthums eingeführt wurde. Er war entweder gestaltet wie eine Herme, oder nur wie der untere Theil derselben, d. h. wie ein viereckiger Stein. Dieses Gottes Bild ward für so unverletzlich gehalten, dass, als Tarquinius dem Jupiter einen prächtigen Tempel auf dem capitolinischen Hügel erbauen wollte, die Priester durchaus nicht zugaben, dass der T. versetzt würde; so kam der Stein in den Tempel selbst hinein; da aber der T. unter freiem Himmel stehen musste, war man genöthigt, zum zweitenmal sich der Priesterlaune zu bequemen und die Stelle über dem T. unbedacht zu lassen. Es wurden dem Gotte Kuchen, Brei und Feldfrüchte, später auch Thiere geopfert, und am 23. Februar das Fest Terminalia gefeiert.


Terpsichore Fig. 281, s. Musen und die nebenstehende Abbildung.


Terpsicrate (Gr. M.), eine der fünfzig Thespiaden, von Hercules Mutter des Euryops.


Terra, identisch mit Tellus oder Gäa. S. d.


Terror (Röm. M.), der personificirte Schrecken, Begleiter der Furien; er wohnt mit diesen im Tartarus.


Teskatilpuza (Mex. M.), der Gott der Strafen, welcher für alle Fehler und Sünden der Menschen harte Züchtigungen auferlegte, die durch die Priester verkündet wurden; ihm ward jährlich ein allgemeinen Bussfest gehalten, bei welchem alle Bewohner der Stadt im Tempel erschienen und durch Schläge, die sie sich ertheilten, ihre Sünden abzubüssen suchten.


Tetevinan (Mex. M.), die Mutter der Götter; sie wurde von den Mexikanern auch Tocitzin (unsere Grossmutter) genannt, weil diese glaubten, von den Göttern abzustammen.


Tethys (Gr. M.), Tochter des Himmels und der Erde, oder des Uranus und der Gäa. Sie ward mit ihrem Bruder, dem Oceanus, vermählt, und ist daher die älteste Meeresgöttin. Sie ward von ihm Mutter der Flüsse Nilus, Alpheus, Eridanus und anderer in grosser Menge, dann der Oceaniden: Pitho, Doris, Electra, Callirrhoë etc. bis auf 3000, alle von göttlicher Schönheit; ihre Enkelin, von der Doris, war Thetis (s. d.).


Tetzahuitl, s. Huitzilopochtli.


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[427/0497] Ten tsi ten Wo (Japan. M.), der neununddreissigste Mikado in der ununterbrochenen Reihe einander erblich folgender Kaiser auf Nipon. Er ward unter den Göttern des Landes besonders hoch geehrt, weil er die Schriftsprache allgemein über Japan verbreitete, zuerst öffentliche Schulen anlegte, dem Weltweisen Konfutse Tempel bauete, dessen Moralsystem als Glaubenssache bekannt machte und die Dichtkunst beschützte. Er selbst war ein grosser Dichter, und wird an die Spitze der hundert heiligen Dichter der Jamato-Sprache gestellt. Tenzin (Japan. M.), »himmlischer Geist«; unter diesem Namen wird zu Kitano bei Mijako ein alter Staatsdiener Misi sane, aus dem fürstlichen Hause Suga hara, verehrt. Er hatte am Hofe die Ehre, den Rang eines Sa dai Zin zu bekleiden; ihm ward aber während seines Lebens grosses Unrecht angethan, desshalb sucht man durch Verehrung des Mannes nach seinem Tode ihm jenes Leid zu vergüten. An seinem Todestage wird das grosse Laternenfest gehalten. Teocatli (Mexikanisch), »Gotteshaus, Gottesplatz«: die Tempel der früheren Bewohner von Mexiko; ihrer waren unzählige, in der Hauptstadt des Reiches aber über zweitausend, worunter viele von ausserordentlichem Umfang; in jeder kleinen Ortschaft, auf den Spitzen der Berge, an den Heerstrassen u. s. w. fand man deren in Menge. Fast alle waren mehr oder minder steil aufsteigende Pyramiden von bedeutender Grösse, an der Basis 300 bis 600, in senkrechter Höhe 180 bis 200 Fuss messend; ihre vier Ecken waren nach den vier Weltgegenden gerichtet; fünf, sechs und mehr Absätze von dreissig, vierzig Fuss Höhe bildeten die Pyramide; von Absatz zu Absatz stieg man auf einer Treppe, welche so breit war, als der Absatz selbst, und meistentheils so angebracht, dass man, um von dem einen auf den andern zu gelangen, alle vier Seiten der Pyramide umgehen musste. Der grösste und merkwürdigste Tempel in Mexiko, der des Huitzilopochtli (s. d.), hatte fünf gleich hohe Absätze, welche oben etwa sechs Fuss breit waren; die Treppen führten auf die angegebene Weise von Absatz, zu Absatz, und endlich zu der Plateform, welche 258 Fuss Länge und 204 Fuss Breite hatte; auf der östlichen Seite standen zwei Thürme, die eigentlichen Tempel, in denen die Götzenbilder auf hohen Altären zur Verehrung aufgestellt waren. Der Zweck dieser Bauart war offenbar, ein hohes Gerüste zu haben, auf welchem man, einer zahlreichen Menschenmenge gleichzeitig sichtbar, die Opfer verrichten konnte. Hiezu fand sich, den Thürmen entgegengesetzt, ein grosser viereckiger, oben gewölbter Opferstein, und auf diesen ward der zu opfernde Mensch gelegt, Arme und Beine von vier Priestern an den vier Ecken, der Kopf von dem fünften mit einem zangenähnlichen Instrument gehalten, und ihm von einem sechsten mit einem Kieselsteinmesser die Brust aufgeschnitten, das Herz herausgerissen, der Sonne dargeboten und dann dem Gotte, dessen Tempel es war, auf dem man opferte, zu Füssen gelegt, oder auf einem goldenen Löffel in den Mund gesteckt; die Lippen des Bildes bestrich man mit dem Blute des Opfers, schnitt demselben den Kopf ab und warf den Körper in den Hof des Tempels, von wo er dann durch den frühern Besitzer abgeholt und von seinen Gästen verspeist wurde. Die Tempel waren zugleich Festungen; eine hohe, sehr starke Mauer umgab einen weiten Hof, in welchem die Gebäude für die Priester, Waffenmagazine, Vorrathskammern, Badeteiche, Lustgärten etc. angebracht waren. Die gemauerten Pyramiden dienten den Königen als Begräbnissstätte. Teojamiqui (Mex. M.), die Gemahlin des Kriegsgottes, welche die Seelen der in der Schlacht Gefallenen in das Haus der Sonne führte. Teoicpatli (Mex. M.), der Stuhl Gottes. Der Kriegsgott Mexitli der Mexikaner, welcher sie führte, sass im Bilde auf einem Rohrstuhl, der diesen Namen führte, in einem Kasten, welcher von vier Priestern getragen wurde; durch den Mund der Träger befahl der Gott, was sie zu thun oder zu lassen hatten. Dieser Stuhl war das höchste Heiligthum der Mexikaner. Teoomoxtli (Mex. Rel.), »das grosse oder göttliche Buch«. Unter der Regierung des zweiten Königs der Pulteken wurde durch Huematzin unter dem Beistand aller in der Stadt Tula versammelten Gelehrten des Reiches ein Buch gemalt, dessen wunderbare Hieroglyphen alle Ereignisse der Geschichte, eine Beschreibung des Himmels, der Planeten und ihrer Constellation, die Bestimmung der Zeitperiode, des Kalenders, ihrer Mythologie, die Geheimnisse und Gebräuche ihrer Religion, und die Grundsätze ihrer Sittenlehre enthielten. Es ward als grosses Heligthum verehrt, und war die Grundlage der mexikanischen Götterlehre. Teopixqui (Mex. Rel.), die Priester der Mexikaner, deren eine ausserordentliche Anzahl gewesen ist; der grosse Tempel allein zählte deren fünftausend, und man sagt, jedoch wahrscheinlich übertrieben, die Priester in allen mexikanischen Reichen sollen sich über vier Millionen belaufen haben. Sie waren im Besitz aller Wissenschaften und leiteten fast die ganze Regierung, denn obwohl die Azteken ein kriegerisches Volk waren, so ging doch Alles von den Orakeln aus, und wer diese in der alten wie in der neuen Welt gab, ist bekannt genug. Teotl (Mex. M.), Gott, ganz im Allgemeinen, welchem dann, um ihn näher zu bezeichnen, ein Beiwort angehängt wird, wie z. B. bei uns Liebesgott, Kriegsgott etc. etc. Terambus (Gr. M.), Sohn des Eusirus und der Nymphe Idothea, tonkundiger Hirte am Berge Othrys in der Landschaft Melis; er ward für seine Lästerungen gegen die Nymphen dadurch bestraft, dass Kälte seine Heerden tödtete und er selbst in einen Hirschkäfer verwandelt wurde, dessen Hörner leierförmig gestellt sind. Terensis (Röm. M.), eine Göttin, welche dem Dreschen des Getreides vorstand. Tereus, s. Procne. Teridaë (Gr. M.), Geliebte des Menelaus und durch ihn Mutter des Megapenthes. Terina (Gr. M.), Tochter des Strymon und Geliebte des Mars, von welchem sie die Thrassa gebar. Termerus (Gr. M.), ein Räuber in Thessalien, der die sonderbare Gewohnheit hatte, gleich einem Bock zu stossen und jedem Begegnenden die Härte seiner Stirne fühlen zu lassen, bis er ihm das Gehirn zerschmettert. Hercules, der einen noch härtern Kopf hatte, stiess ihn so zu Tode. Terminus (Röm. M.), der Grenzgott, welcher durch Numa Pompilius zum Schutze des Eigenthums eingeführt wurde. Er war entweder gestaltet wie eine Herme, oder nur wie der untere Theil derselben, d. h. wie ein viereckiger Stein. Dieses Gottes Bild ward für so unverletzlich gehalten, dass, als Tarquinius dem Jupiter einen prächtigen Tempel auf dem capitolinischen Hügel erbauen wollte, die Priester durchaus nicht zugaben, dass der T. versetzt würde; so kam der Stein in den Tempel selbst hinein; da aber der T. unter freiem Himmel stehen musste, war man genöthigt, zum zweitenmal sich der Priesterlaune zu bequemen und die Stelle über dem T. unbedacht zu lassen. Es wurden dem Gotte Kuchen, Brei und Feldfrüchte, später auch Thiere geopfert, und am 23. Februar das Fest Terminalia gefeiert. Terpsichore Fig. 281, s. Musen und die nebenstehende Abbildung. Terpsicrate (Gr. M.), eine der fünfzig Thespiaden, von Hercules Mutter des Euryops. Terra, identisch mit Tellus oder Gäa. S. d. Terror (Röm. M.), der personificirte Schrecken, Begleiter der Furien; er wohnt mit diesen im Tartarus. Teskatilpuza (Mex. M.), der Gott der Strafen, welcher für alle Fehler und Sünden der Menschen harte Züchtigungen auferlegte, die durch die Priester verkündet wurden; ihm ward jährlich ein allgemeinen Bussfest gehalten, bei welchem alle Bewohner der Stadt im Tempel erschienen und durch Schläge, die sie sich ertheilten, ihre Sünden abzubüssen suchten. Tetevinan (Mex. M.), die Mutter der Götter; sie wurde von den Mexikanern auch Tocitzin (unsere Grossmutter) genannt, weil diese glaubten, von den Göttern abzustammen. Tethys (Gr. M.), Tochter des Himmels und der Erde, oder des Uranus und der Gäa. Sie ward mit ihrem Bruder, dem Oceanus, vermählt, und ist daher die älteste Meeresgöttin. Sie ward von ihm Mutter der Flüsse Nilus, Alpheus, Eridanus und anderer in grosser Menge, dann der Oceaniden: Pitho, Doris, Electra, Callirrhoë etc. bis auf 3000, alle von göttlicher Schönheit; ihre Enkelin, von der Doris, war Thetis (s. d.). Tetzahuitl, s. Huitzilopochtli. Tetzcatlipoca (Mex. M.), der glänzende Spiegel, der Gott der Vorsehung, welcher die Menschen richtet und

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/497>, abgerufen am 15.05.2024.