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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *5 Den Deckel aufschlagen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Auf den friesischen Uthlanden sagt man: "Lii de Lied üp, wan dit Jungen ön Suad fällen es." Unter den friesischen Uthlanden begreift man die an der Westküste Schleswigs vom Festlande mehr oder weniger entfernt gelegenen Marschen: Nordstrand, Pelvorm, Föhr, Amrum und Sylt, nebst der Felseninsel Helgoland. Von 95 Kirchspielen, die sie gegen Ende des 13. Jahrhunderts umfassten, sind seitdem mehr als die Hälfte verschwunden. Im Jahre 1250 mag das Land etwa 50 Quadratmeilen umfasst haben, die um das Jahr 1600 auf 20, jetzt auf 16 Quadratmeilen zusammengeschmolzen sind. (Vgl. Chronik der friesischen Uthlande vom Lehrer C. P. Hansen auf Sylt, Altona 1856.)

*6 Den Deckel van de Pott bören (daun). (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 355.

*7 Den Deckel vom Hafen lupfen. - Eiselein, 113.

*8 Es ist Deckel als Hafen. - Eiselein, 113.

Lat.: Dignum patella operculum. (Philippi, I, 120.)

*9 Es ist ein Deckel für jeden Topf.

Kroat.: Ne budi svakom loncu zaklopac. (Haug.)

*10 I will d'r 'n Deig'l1 von Höf'n thanna2. (Franken.) - Frommann, VI, 166, 66; Grimm, II, 886, 3.

1) Deckel.

2) Vom Hafen, Topf thun. - Ich will dir reinen Wein einschenken.


Decken.

1 Ein jeder deckt seine büberey so vil er kan.

2 Wenn du deckst, so setze auch vor.

Man soll keine Erwartungen erregen, die man nicht befriedigen will.

*3 Er wollte sich wol decken, aber die Decke ist zu schmal, der Mantel ist zu kurz. - Lehmann, 180, 1; Sailer, 307.

Wenn sich jemand ungenügend zu entschuldigen sucht.

*4 Sie decken sich mit einem Bettelmantel. - Lehmann, 180, 2.

Von denen, die sich mit Armuth entschuldigen.


Deckmantel.

1 Es ist kein deckmantel so lang, der armut vnnd schand' zudecken kan. - Henisch, 668.

*2 Wann er diesen deckmantel nicht hette, könte er sich lenger nit erwehren. - Henisch, 668.

*3 Zum Deckmantel dienen.


Decretal.

Ihr Decretal und Landrecht ist: Volumnus oportet.

Wir wollen es; es muss sein Steuer, Ungeld, Frontag, Herrenmark, Schirmgeld, Schatzung u. s. w. (Geiler.)


Definiren.

Definiren ist gefährlich, sagen die Juristen. - Luther.

Lat.: Onmis definitio est periculosa. (Eiselein, 112.)


Degen.

1 Degen lat den Jungen gan, Junge lat den Degen gan. - Richey, 34.

Spott auf der, denen man den Bratspiess zu früh angehängt hat.

Lat.: Quis generum meum gladio alligavit. (Cicero.)

2 Degen und Geld wollen kluge Hände, sonst bringen sie ein schlimmes Ende. - Körte, 832.

3 Degen, wo willst den Bub hinträgen. - Kirchhofer, 261.

4 Den Degen muss man nicht ohne Ursache ziehen und nicht ohne Ehre einstecken. - Winckler, I, 83.

5 Denn darf ich keinen Degen mehr tragen. - Schweiz; Kirchhofer, 71.

Aus den Zeiten, wo der Degen die tägliche Zierde der Schweizer war. Tobler in seinem Appenzellischen, Sprachschatz bemerkt, wie man sich jetzt noch sehr gut darauf besinnen könne, dass der Degen so oft getragen wurde, als man bei besondern Anlässen sich öffentlich zeigte. Jeder Processführende musste vor den Gerichtsschranken mit einem Seitengewehr erscheinen. Im Jahre 1786 blieb es den Communicanten überlassen, ihn bei der Communion zu tragen oder nicht. An einzelnen Orten war es Sitte, dass der Bräutigam und der Brautführer bei der Einladung zur Hochzeit einen Degen trugen. Wenn nun das Tragen des Degens eine Ehre war, so ist es klar, dass mit einer entehrenden Handlung dies Ehrenrecht verloren ging. Wenn man einem nicht glauben will, so sagt er im Scherz, er dürfte keinen Degen mehr tragen.

6 Der Degen nützt die Scheide ab.

7 Ein anderes ist der Degen, ein anderes die Feder. - Eiselein, 112; Simrock, 1518.

Lat.: Alia res sceptrum, alia plectrum. (Erasm., 251; Seybold, 17; Philippi, I, 18; Binder I, 35; II, 114.)

[Spaltenumbruch] 8 Ein Degen hält den andern in der Scheide. - Körte, 833.

Das Bewusstsein eigener Schuld macht, dass man die eines andern verschweigt. Oder gewöhnlicher und wol angemessener: Muth und das Gefühl der Kraft, das man von einen andern kennt, macht, dass man ihn unangegriffen lässt.

Frz.: Mesurer son epee a celle de quelqu'un.

9 Es gibt mehr Scheiden als Degen.

10 Gute Degen leiden keine Zänker.

11 Hast du einen Degen, so hab' ich einen Bratspiess.

Lat.: Si tibi machaera est, et nobis est domi urbina. (Philippi, II, 192.)

12 Ich habe ein Degen und du hast ein Schwerdt. - Sutor, 207.

13 Jeder Degen hat seine Scheide, aber nicht jede Scheide ihren Degen. - Eiselein, 113; Simrock, 1517, 1519.

14 Man muss sich nicht zwischen zwei Degenspitzen drängen.

Holl.: Het is zorgelijk, zich zelven tusschen twee degens te werpen. (Harrebomee, I, 123.)

15 Man soll einen Degen sechzig Jahre tragen, um einer einzigen bösen Stunde willen. - Pistor., III, 46; Simrock, 69.

Dän.: For en ond times skyld, baer man degen altid. (Prov. dan., 108.)

16 Mein Degen schneidet auch.

Es fehlt mir nicht an Kraft, an Muth und Hülfsmitteln zur Vertheidigung.

17 Mit einem kurzen Degen kann man keine langen Stiche machen.

Kleine Kräfte reichen nicht weit.

Frz.: Son epee est trop courte, il n'y saurait attendre.

18 Wer den Degen ausspielt, dem wird der Degen zugegeben. - Sprichwörtergarten, 185.

Frz.: Si tu me donnes des pois, je te donnerai des feves.

19 Wer den Degen gegen seinen König zieht, muss die Scheide ins Feuer werfen.

Holl.: Die eens den degen getrokken hebben tegen hunnen overheer, moeten de scheede wegwerpen. (Harrebomee, I, 123.)

20 Wer den Degen gemacht, der mache auch die Scheide.

21 Wer den Degen hat, bekommt auch leicht die Scheide. - Winckler, XVII, 8.

22 Zu solchem Degen gehört eine solche Scheide.

*23 Auf seinen Degen klopfen.

Holl.: Hij klopt op zijn' degen. (Harrebomee, I, 124.)

*24 Den Degen nach der Scheide beurtheilen. - Parömiakon, 113.

*25 Der allerbeste Degen, der je ein Schild getragen. - Eiselein, 113.

*26 Einem den Degen in die Hand geben.

*27 Er hat noch keinen Degen gesehen, als beim Schwertfeger.

*28 Er war ein auserwählter Degen. - Eiselein, 113.

*29 Es ist ein hölzerner Degen in einer blechernen (goldenen) Scheide.

Holl.: Dat is een looden degen in eene gouden scheeden. (Harrebomee, I, 123.)

*30 Es ist ein kühner Degen. - Körte, 833.

Von einem tapfern Streiter.

*31 Mit dem Degen in der Hand ein Almosen begehren.

*32 Sein Degen ist noch eine Jungfer.

Ist noch nicht im Kampfe gebraucht worden.

Holl.: Zijn degen is nog maagd. (Harrebomee, I, 124.)

*33 Sein Degen ist zu kurz.

Holl.: Zijn degen is te kort. (Harrebomee, I, 124.)

*34 Sein Degen verrostet nicht in der Scheide.

Holl.: Zijn degen is niet in de scheede verroest. (Harrebomee, I, 124.)

*35 Sich um den Degen schlagen, der noch beim Schwertfeger ist.

*36 Sie haben die Degen gemessen.

Haben sich geschlagen.


Degenklinge.

Gute Degenklingen biegen sich, bevor sie springen.


Degenknopf.

A ies a aalder deutscher Degen-Knup. - Robinson, 505; hochdeutsch bei Körte, 833.

Ohne Falsch, treu, ehrlich und aufrichtig.


[Spaltenumbruch] *5 Den Deckel aufschlagen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Auf den friesischen Uthlanden sagt man: „Lii de Lied üp, wan dit Jungen ön Suad fällen es.“ Unter den friesischen Uthlanden begreift man die an der Westküste Schleswigs vom Festlande mehr oder weniger entfernt gelegenen Marschen: Nordstrand, Pelvorm, Föhr, Amrum und Sylt, nebst der Felseninsel Helgoland. Von 95 Kirchspielen, die sie gegen Ende des 13. Jahrhunderts umfassten, sind seitdem mehr als die Hälfte verschwunden. Im Jahre 1250 mag das Land etwa 50 Quadratmeilen umfasst haben, die um das Jahr 1600 auf 20, jetzt auf 16 Quadratmeilen zusammengeschmolzen sind. (Vgl. Chronik der friesischen Uthlande vom Lehrer C. P. Hansen auf Sylt, Altona 1856.)

*6 Den Deckel van de Pott bören (dûn). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 355.

*7 Den Deckel vom Hafen lupfen.Eiselein, 113.

*8 Es ist Deckel als Hafen.Eiselein, 113.

Lat.: Dignum patella operculum. (Philippi, I, 120.)

*9 Es ist ein Deckel für jeden Topf.

Kroat.: Ne budi svakom loncu zaklopac. (Haug.)

*10 I will d'r 'n Deig'l1 von Höf'n thanna2. (Franken.) – Frommann, VI, 166, 66; Grimm, II, 886, 3.

1) Deckel.

2) Vom Hafen, Topf thun. – Ich will dir reinen Wein einschenken.


Decken.

1 Ein jeder deckt seine büberey so vil er kan.

2 Wenn du deckst, so setze auch vor.

Man soll keine Erwartungen erregen, die man nicht befriedigen will.

*3 Er wollte sich wol decken, aber die Decke ist zu schmal, der Mantel ist zu kurz.Lehmann, 180, 1; Sailer, 307.

Wenn sich jemand ungenügend zu entschuldigen sucht.

*4 Sie decken sich mit einem Bettelmantel.Lehmann, 180, 2.

Von denen, die sich mit Armuth entschuldigen.


Deckmantel.

1 Es ist kein deckmantel so lang, der armut vnnd schand' zudecken kan.Henisch, 668.

*2 Wann er diesen deckmantel nicht hette, könte er sich lenger nit erwehren.Henisch, 668.

*3 Zum Deckmantel dienen.


Decretal.

Ihr Decretal und Landrecht ist: Volumnus oportet.

Wir wollen es; es muss sein Steuer, Ungeld, Frontag, Herrenmark, Schirmgeld, Schatzung u. s. w. (Geiler.)


Definiren.

Definiren ist gefährlich, sagen die Juristen.Luther.

Lat.: Onmis definitio est periculosa. (Eiselein, 112.)


Degen.

1 Degen lat den Jungen gân, Junge lat den Degen gân.Richey, 34.

Spott auf der, denen man den Bratspiess zu früh angehängt hat.

Lat.: Quis generum meum gladio alligavit. (Cicero.)

2 Degen und Geld wollen kluge Hände, sonst bringen sie ein schlimmes Ende.Körte, 832.

3 Degen, wo willst den Bub hinträgen.Kirchhofer, 261.

4 Den Degen muss man nicht ohne Ursache ziehen und nicht ohne Ehre einstecken.Winckler, I, 83.

5 Denn darf ich keinen Degen mehr tragen.Schweiz; Kirchhofer, 71.

Aus den Zeiten, wo der Degen die tägliche Zierde der Schweizer war. Tobler in seinem Appenzellischen, Sprachschatz bemerkt, wie man sich jetzt noch sehr gut darauf besinnen könne, dass der Degen so oft getragen wurde, als man bei besondern Anlässen sich öffentlich zeigte. Jeder Processführende musste vor den Gerichtsschranken mit einem Seitengewehr erscheinen. Im Jahre 1786 blieb es den Communicanten überlassen, ihn bei der Communion zu tragen oder nicht. An einzelnen Orten war es Sitte, dass der Bräutigam und der Brautführer bei der Einladung zur Hochzeit einen Degen trugen. Wenn nun das Tragen des Degens eine Ehre war, so ist es klar, dass mit einer entehrenden Handlung dies Ehrenrecht verloren ging. Wenn man einem nicht glauben will, so sagt er im Scherz, er dürfte keinen Degen mehr tragen.

6 Der Degen nützt die Scheide ab.

7 Ein anderes ist der Degen, ein anderes die Feder.Eiselein, 112; Simrock, 1518.

Lat.: Alia res sceptrum, alia plectrum. (Erasm., 251; Seybold, 17; Philippi, I, 18; Binder I, 35; II, 114.)

[Spaltenumbruch] 8 Ein Degen hält den andern in der Scheide.Körte, 833.

Das Bewusstsein eigener Schuld macht, dass man die eines andern verschweigt. Oder gewöhnlicher und wol angemessener: Muth und das Gefühl der Kraft, das man von einen andern kennt, macht, dass man ihn unangegriffen lässt.

Frz.: Mesurer son épée à celle de quelqu'un.

9 Es gibt mehr Scheiden als Degen.

10 Gute Degen leiden keine Zänker.

11 Hast du einen Degen, so hab' ich einen Bratspiess.

Lat.: Si tibi machaera est, et nobis est domi urbina. (Philippi, II, 192.)

12 Ich habe ein Degen und du hast ein Schwerdt.Sutor, 207.

13 Jeder Degen hat seine Scheide, aber nicht jede Scheide ihren Degen.Eiselein, 113; Simrock, 1517, 1519.

14 Man muss sich nicht zwischen zwei Degenspitzen drängen.

Holl.: Het is zorgelijk, zich zelven tusschen twee degens te werpen. (Harrebomée, I, 123.)

15 Man soll einen Degen sechzig Jahre tragen, um einer einzigen bösen Stunde willen.Pistor., III, 46; Simrock, 69.

Dän.: For en ond times skyld, bær man degen altid. (Prov. dan., 108.)

16 Mein Degen schneidet auch.

Es fehlt mir nicht an Kraft, an Muth und Hülfsmitteln zur Vertheidigung.

17 Mit einem kurzen Degen kann man keine langen Stiche machen.

Kleine Kräfte reichen nicht weit.

Frz.: Son épée est trop courte, il n'y saurait attendre.

18 Wer den Degen ausspielt, dem wird der Degen zugegeben.Sprichwörtergarten, 185.

Frz.: Si tu me donnes des pois, je te donnerai des fèves.

19 Wer den Degen gegen seinen König zieht, muss die Scheide ins Feuer werfen.

Holl.: Die eens den degen getrokken hebben tegen hunnen overheer, moeten de scheede wegwerpen. (Harrebomée, I, 123.)

20 Wer den Degen gemacht, der mache auch die Scheide.

21 Wer den Degen hat, bekommt auch leicht die Scheide.Winckler, XVII, 8.

22 Zu solchem Degen gehört eine solche Scheide.

*23 Auf seinen Degen klopfen.

Holl.: Hij klopt op zijn' degen. (Harrebomée, I, 124.)

*24 Den Degen nach der Scheide beurtheilen.Parömiakon, 113.

*25 Der allerbeste Degen, der je ein Schild getragen.Eiselein, 113.

*26 Einem den Degen in die Hand geben.

*27 Er hat noch keinen Degen gesehen, als beim Schwertfeger.

*28 Er war ein auserwählter Degen.Eiselein, 113.

*29 Es ist ein hölzerner Degen in einer blechernen (goldenen) Scheide.

Holl.: Dat is een looden degen in eene gouden scheeden. (Harrebomée, I, 123.)

*30 Es ist ein kühner Degen.Körte, 833.

Von einem tapfern Streiter.

*31 Mit dem Degen in der Hand ein Almosen begehren.

*32 Sein Degen ist noch eine Jungfer.

Ist noch nicht im Kampfe gebraucht worden.

Holl.: Zijn degen is nog maagd. (Harrebomée, I, 124.)

*33 Sein Degen ist zu kurz.

Holl.: Zijn degen is te kort. (Harrebomée, I, 124.)

*34 Sein Degen verrostet nicht in der Scheide.

Holl.: Zijn degen is niet in de scheede verroest. (Harrebomée, I, 124.)

*35 Sich um den Degen schlagen, der noch beim Schwertfeger ist.

*36 Sie haben die Degen gemessen.

Haben sich geschlagen.


Degenklinge.

Gute Degenklingen biegen sich, bevor sie springen.


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[[284]/0312] *5 Den Deckel aufschlagen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Auf den friesischen Uthlanden sagt man: „Lii de Lied üp, wan dit Jungen ön Suad fällen es.“ Unter den friesischen Uthlanden begreift man die an der Westküste Schleswigs vom Festlande mehr oder weniger entfernt gelegenen Marschen: Nordstrand, Pelvorm, Föhr, Amrum und Sylt, nebst der Felseninsel Helgoland. Von 95 Kirchspielen, die sie gegen Ende des 13. Jahrhunderts umfassten, sind seitdem mehr als die Hälfte verschwunden. Im Jahre 1250 mag das Land etwa 50 Quadratmeilen umfasst haben, die um das Jahr 1600 auf 20, jetzt auf 16 Quadratmeilen zusammengeschmolzen sind. (Vgl. Chronik der friesischen Uthlande vom Lehrer C. P. Hansen auf Sylt, Altona 1856.) *6 Den Deckel van de Pott bören (dûn). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 355. *7 Den Deckel vom Hafen lupfen. – Eiselein, 113. *8 Es ist Deckel als Hafen. – Eiselein, 113. Lat.: Dignum patella operculum. (Philippi, I, 120.) *9 Es ist ein Deckel für jeden Topf. Kroat.: Ne budi svakom loncu zaklopac. (Haug.) *10 I will d'r 'n Deig'l1 von Höf'n thanna2. (Franken.) – Frommann, VI, 166, 66; Grimm, II, 886, 3. 1) Deckel. 2) Vom Hafen, Topf thun. – Ich will dir reinen Wein einschenken. Decken. 1 Ein jeder deckt seine büberey so vil er kan. 2 Wenn du deckst, so setze auch vor. Man soll keine Erwartungen erregen, die man nicht befriedigen will. *3 Er wollte sich wol decken, aber die Decke ist zu schmal, der Mantel ist zu kurz. – Lehmann, 180, 1; Sailer, 307. Wenn sich jemand ungenügend zu entschuldigen sucht. *4 Sie decken sich mit einem Bettelmantel. – Lehmann, 180, 2. Von denen, die sich mit Armuth entschuldigen. Deckmantel. 1 Es ist kein deckmantel so lang, der armut vnnd schand' zudecken kan. – Henisch, 668. *2 Wann er diesen deckmantel nicht hette, könte er sich lenger nit erwehren. – Henisch, 668. *3 Zum Deckmantel dienen. Decretal. Ihr Decretal und Landrecht ist: Volumnus oportet. Wir wollen es; es muss sein Steuer, Ungeld, Frontag, Herrenmark, Schirmgeld, Schatzung u. s. w. (Geiler.) Definiren. Definiren ist gefährlich, sagen die Juristen. – Luther. Lat.: Onmis definitio est periculosa. (Eiselein, 112.) Degen. 1 Degen lat den Jungen gân, Junge lat den Degen gân. – Richey, 34. Spott auf der, denen man den Bratspiess zu früh angehängt hat. Lat.: Quis generum meum gladio alligavit. (Cicero.) 2 Degen und Geld wollen kluge Hände, sonst bringen sie ein schlimmes Ende. – Körte, 832. 3 Degen, wo willst den Bub hinträgen. – Kirchhofer, 261. 4 Den Degen muss man nicht ohne Ursache ziehen und nicht ohne Ehre einstecken. – Winckler, I, 83. 5 Denn darf ich keinen Degen mehr tragen. – Schweiz; Kirchhofer, 71. Aus den Zeiten, wo der Degen die tägliche Zierde der Schweizer war. Tobler in seinem Appenzellischen, Sprachschatz bemerkt, wie man sich jetzt noch sehr gut darauf besinnen könne, dass der Degen so oft getragen wurde, als man bei besondern Anlässen sich öffentlich zeigte. Jeder Processführende musste vor den Gerichtsschranken mit einem Seitengewehr erscheinen. Im Jahre 1786 blieb es den Communicanten überlassen, ihn bei der Communion zu tragen oder nicht. An einzelnen Orten war es Sitte, dass der Bräutigam und der Brautführer bei der Einladung zur Hochzeit einen Degen trugen. Wenn nun das Tragen des Degens eine Ehre war, so ist es klar, dass mit einer entehrenden Handlung dies Ehrenrecht verloren ging. Wenn man einem nicht glauben will, so sagt er im Scherz, er dürfte keinen Degen mehr tragen. 6 Der Degen nützt die Scheide ab. 7 Ein anderes ist der Degen, ein anderes die Feder. – Eiselein, 112; Simrock, 1518. Lat.: Alia res sceptrum, alia plectrum. (Erasm., 251; Seybold, 17; Philippi, I, 18; Binder I, 35; II, 114.) 8 Ein Degen hält den andern in der Scheide. – Körte, 833. Das Bewusstsein eigener Schuld macht, dass man die eines andern verschweigt. Oder gewöhnlicher und wol angemessener: Muth und das Gefühl der Kraft, das man von einen andern kennt, macht, dass man ihn unangegriffen lässt. Frz.: Mesurer son épée à celle de quelqu'un. 9 Es gibt mehr Scheiden als Degen. 10 Gute Degen leiden keine Zänker. 11 Hast du einen Degen, so hab' ich einen Bratspiess. Lat.: Si tibi machaera est, et nobis est domi urbina. (Philippi, II, 192.) 12 Ich habe ein Degen und du hast ein Schwerdt. – Sutor, 207. 13 Jeder Degen hat seine Scheide, aber nicht jede Scheide ihren Degen. – Eiselein, 113; Simrock, 1517, 1519. 14 Man muss sich nicht zwischen zwei Degenspitzen drängen. Holl.: Het is zorgelijk, zich zelven tusschen twee degens te werpen. (Harrebomée, I, 123.) 15 Man soll einen Degen sechzig Jahre tragen, um einer einzigen bösen Stunde willen. – Pistor., III, 46; Simrock, 69. Dän.: For en ond times skyld, bær man degen altid. (Prov. dan., 108.) 16 Mein Degen schneidet auch. Es fehlt mir nicht an Kraft, an Muth und Hülfsmitteln zur Vertheidigung. 17 Mit einem kurzen Degen kann man keine langen Stiche machen. Kleine Kräfte reichen nicht weit. Frz.: Son épée est trop courte, il n'y saurait attendre. 18 Wer den Degen ausspielt, dem wird der Degen zugegeben. – Sprichwörtergarten, 185. Frz.: Si tu me donnes des pois, je te donnerai des fèves. 19 Wer den Degen gegen seinen König zieht, muss die Scheide ins Feuer werfen. Holl.: Die eens den degen getrokken hebben tegen hunnen overheer, moeten de scheede wegwerpen. (Harrebomée, I, 123.) 20 Wer den Degen gemacht, der mache auch die Scheide. 21 Wer den Degen hat, bekommt auch leicht die Scheide. – Winckler, XVII, 8. 22 Zu solchem Degen gehört eine solche Scheide. *23 Auf seinen Degen klopfen. Holl.: Hij klopt op zijn' degen. (Harrebomée, I, 124.) *24 Den Degen nach der Scheide beurtheilen. – Parömiakon, 113. *25 Der allerbeste Degen, der je ein Schild getragen. – Eiselein, 113. *26 Einem den Degen in die Hand geben. *27 Er hat noch keinen Degen gesehen, als beim Schwertfeger. *28 Er war ein auserwählter Degen. – Eiselein, 113. *29 Es ist ein hölzerner Degen in einer blechernen (goldenen) Scheide. Holl.: Dat is een looden degen in eene gouden scheeden. (Harrebomée, I, 123.) *30 Es ist ein kühner Degen. – Körte, 833. Von einem tapfern Streiter. *31 Mit dem Degen in der Hand ein Almosen begehren. *32 Sein Degen ist noch eine Jungfer. Ist noch nicht im Kampfe gebraucht worden. Holl.: Zijn degen is nog maagd. (Harrebomée, I, 124.) *33 Sein Degen ist zu kurz. Holl.: Zijn degen is te kort. (Harrebomée, I, 124.) *34 Sein Degen verrostet nicht in der Scheide. Holl.: Zijn degen is niet in de scheede verroest. (Harrebomée, I, 124.) *35 Sich um den Degen schlagen, der noch beim Schwertfeger ist. *36 Sie haben die Degen gemessen. Haben sich geschlagen. Degenklinge. Gute Degenklingen biegen sich, bevor sie springen. Degenknopf. A ies a aalder deutscher Degen-Knup. – Robinson, 505; hochdeutsch bei Körte, 833. Ohne Falsch, treu, ehrlich und aufrichtig.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [284]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/312>, abgerufen am 27.04.2024.