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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Execution.

Wenn es kommt zur Execution, so sucht man Dilation. - Eisenhart, 577; Pistor., IV, 71; Eiselein, 156.

Das Sprichwort handelt von der Vollstreckung eines richterlichen Erkenntnisses und spricht die Erfahrung aus, dass die Verurtheilten diese Vollstreckung auf alle mögliche Weise zu hindern oder zu verzögern suchen.


Exempel.

1 Böse Exempel der Pfaffen ist ain mord. - Agricola II, 414.

2 Böse Exempel verderben gute Sitten. - Bücking, 97.

3 Böse exempel zu hauss vnd das wälsch reisen drauss, vnd die newe Licentz verderbt der Teutschen regiment. - Lehmann, 687, 10.

4 Bösen Exempeln kan mans leicht nachthun, in gutem bleibt man dahinden. - Lehmann, 193, 25.

5 Das ist ein stattlich Exempel, wenn einer von ander Leut schaden witzig wird. - Lehmann, 192, 1.

6 Ein Exempel macht keine Regel. - Simrock, 2235; Körte, 1255; Graf, 11, 126.

Hat als Rechtssprichwort den Sinn, dass ein einziges Vorkommniss noch keine Gewohnheit (Observanz) begründe.

7 Ein Exempel thut mehr als viele Lehr'.

Lat.: Nihil recte sine exemplo docetur aut discitur. (Columella.) (Binder II, 2080.)

8 Ein gut Exempel der Herren ist ein Magnet, welcher die Unterthanen zieht. - Parömiakon, 1731.

9 Exempel hin, Exempel her, recht thun nur Gottes Wort vns lehrt. - Henisch, 961.

10 Exempel seynd die kräfftigste Lehren. - Lehmann, 192, 3.

11 Exempel seynd Irrwische, so die Leut verführen. - Lehmann, 192, 4.

12 Exempel sind die besten Lehren, sagte die alte Ente, da watschelte sie den jungen voran.

Nach Leo haben gerade die Enten die beste Erziehungsart; sie gehen ins Wasser, und die jungen schwimmen ihnen nach.

13 Exempel verfürn manchen man. - Lehmann, 853, 19.

"Es haben Rhatsherrn böss gethan, so folgt der Burger strack hernach, förcht sich vor keiner ernsten rach, gauckelt alles nach wie ein Aff, ist sicher, dass darauff folgt kein straff."

14 Exempla odiosa sunt.

Holl.: Exempli gratia, zei de boer, eene koe is een groot beest. (Harrebomee, I, 187.)

15 Gut Exempel ist eine Fackel, die leuchtet. - Parömiakon, 1933.

16 Gute Exempel, halbe Predigt. - Henisch, 961; Simrock, 2236.

17 Gute Exempel, halbe Predigt, ist leicht gesagt, doch schwer erledigt. - Henisch, 916; Körte, 1256; Sailer, 228.

Engl.: A good Jack makes a good Jill. (Gaal, 496.)

Frz.: Bon exemple vaut une lecon. - Les exemples excitent plus que les paroles. - Qui preche d'exemple a bientot converti.

Lat.: Ut decuit, docuit qui re sua verba probavit. (Gaal, 406.)

Ung.: A tanitasnak szarnya a jo pelda. (Gaal, 406.)

18 Lebendige Exempel erklehren todte Regeln. - Petri. II, 846; Henisch, 960.

19 Man hat Exempel von Beispielen. - Frischbier, 963.

Sprichwörtliche Häufung verschiedener Ausdrücke für dieselbe Sache. (Vgl. Grimm, III, 1208.)

20 Man soll nicht nach bösen exempeln sündigen, sondern nach guten exempeln recht thun. - Lehmann, 853, 8.

21 Nach dem Exempel vnd Thaten der grossen Hansen und Potentaten wolt gern die gantze Welt gerathen. - Henisch, 961; Petri, II, 485.

22 Nach dem Exempel vnd thaten der obern vnd Potentaten pflegt der pöfel zu geraten. - Lehmann, 844, 29.

23 Nach guten Exempeln soll man recht, nach bösen nicht Böses thun. - Lehmann, 192, 5.

[Spaltenumbruch] 24 Wenn ein böss Exempel vngestrafft eingerissen, so ist der Weg gemacht. - Lehmann, 18, 18.

25 Wenn man bösen exempeln volgt, kan mans jhnen leichlich nachthun, aber in guten exempeln bleibt man dahinden. - Lehmann, 853, 9.

26 Wer sich an anderer Exempel spiegelt, hat einen guten Spiegel.

*27 Einen für ein Exempel (oder Beispiel) haben. - Henisch, 960.

Sich nach ihm richten.


Exil.

Davor sen mer im Exil (Golus). - Tendlau, 926.

Wenn jemand über Druck klagt.


Existenz.

* Catilinarische Existenzen.

Diese Redensart datirt aus dem Jahre 1863 und wird dem preussischen Ministerpräsidenten von Bismarck zugeschrieben. Dr. Büchmann zählt sie zu den "geflügelten Worten", über welche er am 11. Februar 1863 im königlichen Schauspielhause zu Berlin eine Vorlesung hielt. Er brachte Beispiele davon aus der alten und neuen Geschichte, mit Cäsar's "Veni, vidi, vici" und "Jacta est alea" beginnend. Auf die neueste Zeit übergehend, führte er die längst sprichwörtlich gewordenen Aussprüche Manteuffel's: "Der Starke weicht ruhig zurück", des Grafen Brandenburg dreifaches: "Niemals, niemals, niemals!", des jetzigen preussischen Kriegsministers von Roon: "Angenehme Temperatur" und von Bismarck's "Blut und Eisen", wie dessen "Catilinarische Existenzen" an. (Schles. Morgenblatt, Breslau 1864, Nr. 43.) Hierzu möchten der grössern Vollständigkeit wegen noch kommen des Grafen Schulenburg- Kehnert 1806 in Berlin gesprochenes Wort: "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", von Kamptz': "Burschenschaft ist: Burschen, schafft!", von Rochow's: "Der Unterthanenverstand ist beschränkt", von Savigny's: "Die Gegenwart hat keinen Beruf zur Gesetzgebung", Hansemann's: "In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf", Kühlwetter's (1849 bei Errichtung des Constablerinstituts ausgesprochenes): "Der beste Staat ist der, welcher die meiste Polizei hat", und von Stahl's: "Die Wissenschaft muss umkehren." Auch das Recept: "Gegen Demokraten helfen nur Soldaten."


Expliciren.

Explicit expliciunt, sagt die Katz zum Hund, Würst sind ungesund. - Eiselein, 156.


Extra.

* Nichts extra, er geht mit der gemeinen Heerde.


Extrapost.

*1 Er fährt mit Extrapost ins Armenhaus.

Frz.: Il va le grand galop a l'hopital. (Lendroy, 808.)

*2 Mit Extrapost zum Teufel fahren.

Von einem, der ein sehr schlechtes und wüstes Leben führt u. s. w.

*3 Nach himmlischer Extrapost schicken.

Nach dem Doctor, weil man den Aerzten scherzhaft nachsagt, dass sie die Kranken gen Himmel befördern.


Extrawurst.

Man wird ihm eine Extrawurst braten. (Rottenburg.)


Extrem.

1 Extreme taugen nichts, ausser bei Tischtüchern.

*2 Die Extreme berühren sich. - Wurzbach II, 98.

Oft liegen in den entgegengesetztesten Dingen Berührungspunkte. Die Redensart soll folgenden Ursprung haben. Der Diener eines vornehmen Hauses meldete gleichzeitig den Baron von Marivet, den Sohn eines Glashändlers, der sich eben den Freiherrntitel gekauft hatte, und den Freiherrn von Montmorency, angeblich den ältesten Baron der Christenheit, an. Der Hausherr minderte den Verdruss des letztern über dies Zusammentreffen mit den an ihn gerichteten Worten: "Sie sehen, Herr Baron, die Extreme berühren sich." Dies Bonmot ward bald Sprichwort in der vornehmen Welt von Paris. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es nur eine glückliche Anwendung des schon vorhandenen Sprichworts war.

Frz.: Les extremes se touchent. (Bohn I, 34.)

Holl.: De uitersten raken steeds elkander. (Harrebomee, II, 352.)


Ezechiel.

1 An Ezechiel (10. April) geht der Lein nicht fehl.

Der Tag, d. h. die Zeit, in welche der Tag fällt, wird als günstig zum Leinsäen bezeichnet. (Vgl. Boebel, 19.)

2 Von Ezechiel bis Jürgen (Georg) soll man den Lein in die Erde würgen.

Die Zeit vom 10.-23. April wird als die beste zur Leinsaat bezeichnet. (Boebel.)


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Execution.

Wenn es kommt zur Execution, so sucht man Dilation.Eisenhart, 577; Pistor., IV, 71; Eiselein, 156.

Das Sprichwort handelt von der Vollstreckung eines richterlichen Erkenntnisses und spricht die Erfahrung aus, dass die Verurtheilten diese Vollstreckung auf alle mögliche Weise zu hindern oder zu verzögern suchen.


Exempel.

1 Böse Exempel der Pfaffen ist ain mord.Agricola II, 414.

2 Böse Exempel verderben gute Sitten.Bücking, 97.

3 Böse exempel zu hauss vnd das wälsch reisen drauss, vnd die newe Licentz verderbt der Teutschen regiment.Lehmann, 687, 10.

4 Bösen Exempeln kan mans leicht nachthun, in gutem bleibt man dahinden.Lehmann, 193, 25.

5 Das ist ein stattlich Exempel, wenn einer von ander Leut schaden witzig wird.Lehmann, 192, 1.

6 Ein Exempel macht keine Regel.Simrock, 2235; Körte, 1255; Graf, 11, 126.

Hat als Rechtssprichwort den Sinn, dass ein einziges Vorkommniss noch keine Gewohnheit (Observanz) begründe.

7 Ein Exempel thut mehr als viele Lehr'.

Lat.: Nihil recte sine exemplo docetur aut discitur. (Columella.) (Binder II, 2080.)

8 Ein gut Exempel der Herren ist ein Magnet, welcher die Unterthanen zieht.Parömiakon, 1731.

9 Exempel hin, Exempel her, recht thun nur Gottes Wort vns lehrt.Henisch, 961.

10 Exempel seynd die kräfftigste Lehren.Lehmann, 192, 3.

11 Exempel seynd Irrwische, so die Leut verführen.Lehmann, 192, 4.

12 Exempel sind die besten Lehren, sagte die alte Ente, da watschelte sie den jungen voran.

Nach Leo haben gerade die Enten die beste Erziehungsart; sie gehen ins Wasser, und die jungen schwimmen ihnen nach.

13 Exempel verfürn manchen man.Lehmann, 853, 19.

„Es haben Rhatsherrn böss gethan, so folgt der Burger strack hernach, förcht sich vor keiner ernsten rach, gauckelt alles nach wie ein Aff, ist sicher, dass darauff folgt kein straff.“

14 Exempla odiosa sunt.

Holl.: Exempli gratia, zei de boer, eene koe is een groot beest. (Harrebomée, I, 187.)

15 Gut Exempel ist eine Fackel, die leuchtet.Parömiakon, 1933.

16 Gute Exempel, halbe Predigt.Henisch, 961; Simrock, 2236.

17 Gute Exempel, halbe Predigt, ist leicht gesagt, doch schwer erledigt.Henisch, 916; Körte, 1256; Sailer, 228.

Engl.: A good Jack makes a good Jill. (Gaal, 496.)

Frz.: Bon exemple vaut une leçon. – Les exemples excitent plus que les paroles. – Qui prêche d'exemple a bientôt converti.

Lat.: Ut decuit, docuit qui re sua verba probavit. (Gaal, 406.)

Ung.: A tanitásnak szarnya a jó példa. (Gaal, 406.)

18 Lebendige Exempel erklehren todte Regeln.Petri. II, 846; Henisch, 960.

19 Man hat Exempel von Beispielen.Frischbier, 963.

Sprichwörtliche Häufung verschiedener Ausdrücke für dieselbe Sache. (Vgl. Grimm, III, 1208.)

20 Man soll nicht nach bösen exempeln sündigen, sondern nach guten exempeln recht thun.Lehmann, 853, 8.

21 Nach dem Exempel vnd Thaten der grossen Hansen und Potentaten wolt gern die gantze Welt gerathen.Henisch, 961; Petri, II, 485.

22 Nach dem Exempel vnd thaten der obern vnd Potentaten pflegt der pöfel zu geraten.Lehmann, 844, 29.

23 Nach guten Exempeln soll man recht, nach bösen nicht Böses thun.Lehmann, 192, 5.

[Spaltenumbruch] 24 Wenn ein böss Exempel vngestrafft eingerissen, so ist der Weg gemacht.Lehmann, 18, 18.

25 Wenn man bösen exempeln volgt, kan mans jhnen leichlich nachthun, aber in guten exempeln bleibt man dahinden.Lehmann, 853, 9.

26 Wer sich an anderer Exempel spiegelt, hat einen guten Spiegel.

*27 Einen für ein Exempel (oder Beispiel) haben.Henisch, 960.

Sich nach ihm richten.


Exil.

Davor sen mer im Exil (Golus).Tendlau, 926.

Wenn jemand über Druck klagt.


Existenz.

* Catilinarische Existenzen.

Diese Redensart datirt aus dem Jahre 1863 und wird dem preussischen Ministerpräsidenten von Bismarck zugeschrieben. Dr. Büchmann zählt sie zu den „geflügelten Worten“, über welche er am 11. Februar 1863 im königlichen Schauspielhause zu Berlin eine Vorlesung hielt. Er brachte Beispiele davon aus der alten und neuen Geschichte, mit Cäsar's „Veni, vidi, vici“ und „Jacta est alea“ beginnend. Auf die neueste Zeit übergehend, führte er die längst sprichwörtlich gewordenen Aussprüche Manteuffel's: „Der Starke weicht ruhig zurück“, des Grafen Brandenburg dreifaches: „Niemals, niemals, niemals!“, des jetzigen preussischen Kriegsministers von Roon: „Angenehme Temperatur“ und von Bismarck's „Blut und Eisen“, wie dessen „Catilinarische Existenzen“ an. (Schles. Morgenblatt, Breslau 1864, Nr. 43.) Hierzu möchten der grössern Vollständigkeit wegen noch kommen des Grafen Schulenburg- Kehnert 1806 in Berlin gesprochenes Wort: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“, von Kamptz': „Burschenschaft ist: Burschen, schafft!“, von Rochow's: „Der Unterthanenverstand ist beschränkt“, von Savigny's: „Die Gegenwart hat keinen Beruf zur Gesetzgebung“, Hansemann's: „In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf“, Kühlwetter's (1849 bei Errichtung des Constablerinstituts ausgesprochenes): „Der beste Staat ist der, welcher die meiste Polizei hat“, und von Stahl's: „Die Wissenschaft muss umkehren.“ Auch das Recept: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.“


Expliciren.

Explicit expliciunt, sagt die Katz zum Hund, Würst sind ungesund.Eiselein, 156.


Extra.

* Nichts extra, er geht mit der gemeinen Heerde.


Extrapost.

*1 Er fährt mit Extrapost ins Armenhaus.

Frz.: Il va le grand galop à l'hôpital. (Lendroy, 808.)

*2 Mit Extrapost zum Teufel fahren.

Von einem, der ein sehr schlechtes und wüstes Leben führt u. s. w.

*3 Nach himmlischer Extrapost schicken.

Nach dem Doctor, weil man den Aerzten scherzhaft nachsagt, dass sie die Kranken gen Himmel befördern.


Extrawurst.

Man wird ihm eine Extrawurst braten. (Rottenburg.)


Extrem.

1 Extreme taugen nichts, ausser bei Tischtüchern.

*2 Die Extreme berühren sich.Wurzbach II, 98.

Oft liegen in den entgegengesetztesten Dingen Berührungspunkte. Die Redensart soll folgenden Ursprung haben. Der Diener eines vornehmen Hauses meldete gleichzeitig den Baron von Marivet, den Sohn eines Glashändlers, der sich eben den Freiherrntitel gekauft hatte, und den Freiherrn von Montmorency, angeblich den ältesten Baron der Christenheit, an. Der Hausherr minderte den Verdruss des letztern über dies Zusammentreffen mit den an ihn gerichteten Worten: „Sie sehen, Herr Baron, die Extreme berühren sich.“ Dies Bonmot ward bald Sprichwort in der vornehmen Welt von Paris. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es nur eine glückliche Anwendung des schon vorhandenen Sprichworts war.

Frz.: Les extrêmes se touchent. (Bohn I, 34.)

Holl.: De uitersten raken steeds elkander. (Harrebomée, II, 352.)


Ezechiel.

1 An Ezechiel (10. April) geht der Lein nicht fehl.

Der Tag, d. h. die Zeit, in welche der Tag fällt, wird als günstig zum Leinsäen bezeichnet. (Vgl. Boebel, 19.)

2 Von Ezechiel bis Jürgen (Georg) soll man den Lein in die Erde würgen.

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          <p rendition="#et">Diese Redensart datirt aus dem Jahre 1863 und wird dem preussischen Ministerpräsidenten von Bismarck zugeschrieben. Dr. Büchmann zählt sie zu den &#x201E;geflügelten Worten&#x201C;, über welche er am 11. Februar 1863 im königlichen Schauspielhause zu Berlin eine Vorlesung hielt. Er brachte Beispiele davon aus der alten und neuen Geschichte, mit Cäsar's &#x201E;Veni, vidi, vici&#x201C; und &#x201E;Jacta est alea&#x201C; beginnend. Auf die neueste Zeit übergehend, führte er die längst sprichwörtlich gewordenen Aussprüche Manteuffel's: &#x201E;Der Starke weicht ruhig zurück&#x201C;, des Grafen Brandenburg dreifaches: &#x201E;Niemals, niemals, niemals!&#x201C;, des jetzigen preussischen Kriegsministers von Roon: &#x201E;Angenehme Temperatur&#x201C; und von Bismarck's &#x201E;Blut und Eisen&#x201C;, wie dessen &#x201E;Catilinarische Existenzen&#x201C; an. (<hi rendition="#i">Schles. Morgenblatt, Breslau 1864, Nr. 43.</hi>) Hierzu möchten der grössern Vollständigkeit wegen noch kommen des Grafen Schulenburg- Kehnert 1806 in Berlin gesprochenes Wort: &#x201E;Ruhe ist die erste Bürgerpflicht&#x201C;, von Kamptz': &#x201E;Burschenschaft ist: Burschen, schafft!&#x201C;, von Rochow's: &#x201E;Der Unterthanenverstand ist beschränkt&#x201C;, von Savigny's: &#x201E;Die Gegenwart hat keinen Beruf zur Gesetzgebung&#x201C;, Hansemann's: &#x201E;In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf&#x201C;, Kühlwetter's (1849 bei Errichtung des Constablerinstituts ausgesprochenes): &#x201E;Der beste Staat ist der, welcher die meiste Polizei hat&#x201C;, und von Stahl's: &#x201E;Die Wissenschaft muss umkehren.&#x201C; Auch das Recept: &#x201E;Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.&#x201C;</p><lb/>
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[[455]/0483] Execution. Wenn es kommt zur Execution, so sucht man Dilation. – Eisenhart, 577; Pistor., IV, 71; Eiselein, 156. Das Sprichwort handelt von der Vollstreckung eines richterlichen Erkenntnisses und spricht die Erfahrung aus, dass die Verurtheilten diese Vollstreckung auf alle mögliche Weise zu hindern oder zu verzögern suchen. Exempel. 1 Böse Exempel der Pfaffen ist ain mord. – Agricola II, 414. 2 Böse Exempel verderben gute Sitten. – Bücking, 97. 3 Böse exempel zu hauss vnd das wälsch reisen drauss, vnd die newe Licentz verderbt der Teutschen regiment. – Lehmann, 687, 10. 4 Bösen Exempeln kan mans leicht nachthun, in gutem bleibt man dahinden. – Lehmann, 193, 25. 5 Das ist ein stattlich Exempel, wenn einer von ander Leut schaden witzig wird. – Lehmann, 192, 1. 6 Ein Exempel macht keine Regel. – Simrock, 2235; Körte, 1255; Graf, 11, 126. Hat als Rechtssprichwort den Sinn, dass ein einziges Vorkommniss noch keine Gewohnheit (Observanz) begründe. 7 Ein Exempel thut mehr als viele Lehr'. Lat.: Nihil recte sine exemplo docetur aut discitur. (Columella.) (Binder II, 2080.) 8 Ein gut Exempel der Herren ist ein Magnet, welcher die Unterthanen zieht. – Parömiakon, 1731. 9 Exempel hin, Exempel her, recht thun nur Gottes Wort vns lehrt. – Henisch, 961. 10 Exempel seynd die kräfftigste Lehren. – Lehmann, 192, 3. 11 Exempel seynd Irrwische, so die Leut verführen. – Lehmann, 192, 4. 12 Exempel sind die besten Lehren, sagte die alte Ente, da watschelte sie den jungen voran. Nach Leo haben gerade die Enten die beste Erziehungsart; sie gehen ins Wasser, und die jungen schwimmen ihnen nach. 13 Exempel verfürn manchen man. – Lehmann, 853, 19. „Es haben Rhatsherrn böss gethan, so folgt der Burger strack hernach, förcht sich vor keiner ernsten rach, gauckelt alles nach wie ein Aff, ist sicher, dass darauff folgt kein straff.“ 14 Exempla odiosa sunt. Holl.: Exempli gratia, zei de boer, eene koe is een groot beest. (Harrebomée, I, 187.) 15 Gut Exempel ist eine Fackel, die leuchtet. – Parömiakon, 1933. 16 Gute Exempel, halbe Predigt. – Henisch, 961; Simrock, 2236. 17 Gute Exempel, halbe Predigt, ist leicht gesagt, doch schwer erledigt. – Henisch, 916; Körte, 1256; Sailer, 228. Engl.: A good Jack makes a good Jill. (Gaal, 496.) Frz.: Bon exemple vaut une leçon. – Les exemples excitent plus que les paroles. – Qui prêche d'exemple a bientôt converti. Lat.: Ut decuit, docuit qui re sua verba probavit. (Gaal, 406.) Ung.: A tanitásnak szarnya a jó példa. (Gaal, 406.) 18 Lebendige Exempel erklehren todte Regeln. – Petri. II, 846; Henisch, 960. 19 Man hat Exempel von Beispielen. – Frischbier, 963. Sprichwörtliche Häufung verschiedener Ausdrücke für dieselbe Sache. (Vgl. Grimm, III, 1208.) 20 Man soll nicht nach bösen exempeln sündigen, sondern nach guten exempeln recht thun. – Lehmann, 853, 8. 21 Nach dem Exempel vnd Thaten der grossen Hansen und Potentaten wolt gern die gantze Welt gerathen. – Henisch, 961; Petri, II, 485. 22 Nach dem Exempel vnd thaten der obern vnd Potentaten pflegt der pöfel zu geraten. – Lehmann, 844, 29. 23 Nach guten Exempeln soll man recht, nach bösen nicht Böses thun. – Lehmann, 192, 5. 24 Wenn ein böss Exempel vngestrafft eingerissen, so ist der Weg gemacht. – Lehmann, 18, 18. 25 Wenn man bösen exempeln volgt, kan mans jhnen leichlich nachthun, aber in guten exempeln bleibt man dahinden. – Lehmann, 853, 9. 26 Wer sich an anderer Exempel spiegelt, hat einen guten Spiegel. *27 Einen für ein Exempel (oder Beispiel) haben. – Henisch, 960. Sich nach ihm richten. Exil. Davor sen mer im Exil (Golus). – Tendlau, 926. Wenn jemand über Druck klagt. Existenz. * Catilinarische Existenzen. Diese Redensart datirt aus dem Jahre 1863 und wird dem preussischen Ministerpräsidenten von Bismarck zugeschrieben. Dr. Büchmann zählt sie zu den „geflügelten Worten“, über welche er am 11. Februar 1863 im königlichen Schauspielhause zu Berlin eine Vorlesung hielt. Er brachte Beispiele davon aus der alten und neuen Geschichte, mit Cäsar's „Veni, vidi, vici“ und „Jacta est alea“ beginnend. Auf die neueste Zeit übergehend, führte er die längst sprichwörtlich gewordenen Aussprüche Manteuffel's: „Der Starke weicht ruhig zurück“, des Grafen Brandenburg dreifaches: „Niemals, niemals, niemals!“, des jetzigen preussischen Kriegsministers von Roon: „Angenehme Temperatur“ und von Bismarck's „Blut und Eisen“, wie dessen „Catilinarische Existenzen“ an. (Schles. Morgenblatt, Breslau 1864, Nr. 43.) Hierzu möchten der grössern Vollständigkeit wegen noch kommen des Grafen Schulenburg- Kehnert 1806 in Berlin gesprochenes Wort: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“, von Kamptz': „Burschenschaft ist: Burschen, schafft!“, von Rochow's: „Der Unterthanenverstand ist beschränkt“, von Savigny's: „Die Gegenwart hat keinen Beruf zur Gesetzgebung“, Hansemann's: „In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf“, Kühlwetter's (1849 bei Errichtung des Constablerinstituts ausgesprochenes): „Der beste Staat ist der, welcher die meiste Polizei hat“, und von Stahl's: „Die Wissenschaft muss umkehren.“ Auch das Recept: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.“ Expliciren. Explicit expliciunt, sagt die Katz zum Hund, Würst sind ungesund. – Eiselein, 156. Extra. * Nichts extra, er geht mit der gemeinen Heerde. Extrapost. *1 Er fährt mit Extrapost ins Armenhaus. Frz.: Il va le grand galop à l'hôpital. (Lendroy, 808.) *2 Mit Extrapost zum Teufel fahren. Von einem, der ein sehr schlechtes und wüstes Leben führt u. s. w. *3 Nach himmlischer Extrapost schicken. Nach dem Doctor, weil man den Aerzten scherzhaft nachsagt, dass sie die Kranken gen Himmel befördern. Extrawurst. Man wird ihm eine Extrawurst braten. (Rottenburg.) Extrem. 1 Extreme taugen nichts, ausser bei Tischtüchern. *2 Die Extreme berühren sich. – Wurzbach II, 98. Oft liegen in den entgegengesetztesten Dingen Berührungspunkte. Die Redensart soll folgenden Ursprung haben. Der Diener eines vornehmen Hauses meldete gleichzeitig den Baron von Marivet, den Sohn eines Glashändlers, der sich eben den Freiherrntitel gekauft hatte, und den Freiherrn von Montmorency, angeblich den ältesten Baron der Christenheit, an. Der Hausherr minderte den Verdruss des letztern über dies Zusammentreffen mit den an ihn gerichteten Worten: „Sie sehen, Herr Baron, die Extreme berühren sich.“ Dies Bonmot ward bald Sprichwort in der vornehmen Welt von Paris. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es nur eine glückliche Anwendung des schon vorhandenen Sprichworts war. Frz.: Les extrêmes se touchent. (Bohn I, 34.) Holl.: De uitersten raken steeds elkander. (Harrebomée, II, 352.) Ezechiel. 1 An Ezechiel (10. April) geht der Lein nicht fehl. Der Tag, d. h. die Zeit, in welche der Tag fällt, wird als günstig zum Leinsäen bezeichnet. (Vgl. Boebel, 19.) 2 Von Ezechiel bis Jürgen (Georg) soll man den Lein in die Erde würgen. Die Zeit vom 10.-23. April wird als die beste zur Leinsaat bezeichnet. (Boebel.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [455]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/483>, abgerufen am 27.04.2024.