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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Feuerzange.

Man mag ihn nicht mit der Feuerzange anfassen.

Ein verächtliches Subject.


Feuerzeug.

1 Ein fewerzeug, Compass vnd schlagender Zeiger sind die schönsten Instrument auff Erden. - Henisch, 1086.

2 Wenn man in das Feuerzeug scheisst, so fängt es nicht. (Landeshut in Schlesien.)


Ff.

*1 Ar koan's aus'n ff. (Franken.) - Frommann, VI, 170, 86.

*2 Er ist aus dem ff.

Nach einigen aus der Sprache der Waarenmanufacturen entlehnt, wo man mit f, ff und fff: feine, feinere und feinste Waaren bezeichnet. Nach andern dagegen ist die Redensart juridischen Ursprungs. Die alten Juristen citirten nämlich häufig das Corpus juris, von dem ein wichtiger Theil, die Pandekten, noch mit ff bezeichnet werden. Wer die Pandektten recht häufig citirte, galt für einen gelehrten Juristen. Je öfterer nun die ff in seiner Schrift vorkamen, desto besser. Etwas aus dem ff thun, hiess also ursprünglich: etwas gründlich und mit Geschicklichkeit thun. Vom juridischen Boden ging die Redensart in das alltägliche Leben über, wo sie denn ebenfalls Gründlichkeit und Tüchtigkeit bezeichnet. Manche erklären den Ausdruck auch aus der musikalischen Bezeichnung mit f und ff für das verschiedene Anschwellen der Töne. Demnach wäre aus dem ff das, was in seiner Art am stärksten hervorträte. Einige wollen die Redensart aus der italischen Amtssprache herleiten. Die Beamten der italischen Städte sollen nämlich auf Bittschriften, die sie für die Gewährung geeignet fanden, vorläufig ein F gesetzt haben, womit sie sagen wollten: fiat = es geschehe. Ging das Gesuch durch, so bemerkte man dies mit einem doppelten ff = fiat, fiat, d. i. es werde sofort ausgeführt.

*3 Es ist einer aus dem doppelten ff.

Scherzhaft für: er ist ein Turner, von dem Wahlspruch derselben: frisch, frei, fröhlich, fromm.

*4 Etwas aus dem ff verstehen (können). - Wurzbach II, 99.


Fibbes.

* Das ist ein rechter Fibbes. (Trier.)

Man bezeichnet damit einen Menschen, der sich auffallend stolz geberdet und dabei doch recht dumm ist.


Fibel.

Dem wil ek de Fibelen vorlesen. - Bruns, Romant. Ged., 67, 908.

Soviel wie: den Text lesen.


Fichte.

1 Eine Fichte ist noch kein Wald. (Wend. Lausitz.)

*2 Die Fichte ist noch grün, wir haben noch Zeit genug. (Lit.)

*3 Doss heest recht hinger de Fichte geführt. - Robinson, 229; Gomolcke, 308.

*4 Einen hinter die Fichte führen. - Körte, 1382; Schuppius, Trakt.

Berücken, anführen. Gründet sich diese Redensart auf irgendeinen Vorfall oder hat sie eine andere Quelle? In Ostpreussen sagt man: Einen in die Fichten führen. Dadurch wird die Absicht der Täuschung und des Hintergehens mehr ausgedrückt. (Frischbier, 180. Henisch (S. 350) hat die Redensart: "Vmb die Fichten führen", unter: betreiegen, und in Verbindung mit: "honig vmbs maul streichen, vber den tölpel werffen".

*5 Etwas in die Fichten werfen.

Verlieren, z. B. durch ein verfehltes, undankbares Unternehmen.


Fichtelberger.

* Er ist ein grober Fichtelberger. - Henisch, 1093.


Fichtelgebirge.

Auf dem Fichtelgebirge wirft der Bauer einen Stein nach der Kuh und der Stein ist mehr werth als die Kuh.

Nach dem Volksglauben soll jeder, auch der gemeinste Feldstein auf dem Fichtelgebirge edle Metalle enthalten. Leider findet sich das Gold nicht in den Steinen, sondern nur im Glauben, in einem reichen Sagenkreise über versunkene Goldschätze. (Vgl. Riehl, Land und Leute, Stuttgart 1855, S. 234 fg.)


Ficken.

Föcke öss dem orme Mönsche sin Taubrot (Zuspeise). (Ostpreuss.)


Fickfacker.

* Er ist ein rechter Fickfacker. - Frischbier, 181.

Von einem, der allerhand Ränke und Krängeleien macht. Ficke = Tasche. Fickfack = Blendwerk. (Hennig, 68.)


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Fickmühle.

*1 Eine Fickmühle1 haben. - Eiselein, 169.

1) Soviel wie Zwickmühle. - Von allen Seiten gesichert sein.

Lat.: Duabus ancoris nititur. (Binder II, 850; Erasm., 822.) - Duabus ancoris fultus. - Parva tabella sapit ternos utrimque lapillos in qua vicisse est continuasse suos. (Eiselein, 169.)

*2 Er hat eine gute Fickmühle an ihm.

Fortwährenden Vortheil. - Mayer (I, 188) hat dafür: Figelmühle.


Fiddik.

* Eenen bi'n Fiddik1 krigen.

1) Schlafittjen, Flügel; Rockzipfel, Aermel, Kragen. (Stürenberg, 219.)


Fidel.

*1 Er ist fidel wie ein Kutscherspitz.

*2 Er ist fidel wie ein Maikäfer. (Ostpreuss.)


Fides.

1 Fides ist geschlagen todt, Justitia lebt in grosser Noth, Pietas liegt auf dem Stroh, Humilitas schreit mordio, Superbia ist auserkoren, Patientia hat den Streit verloren, Veritas ist gen Himmel geflogen, Treu' und Ehr' über Meer gezogen, Betteln geht die Frömmigkeit, Tyrannis führt das Scepter weit, Invidia ist worden los, Caritas ist nackt und bloss, Tugend ist des Lands vertrieben, Untreu' und Bosheit drin verblieben. - Simrock, 2430.

2 Nusquam tuta fides, sagte Nikolaus, wollte einen Furz lassen und schiss gar in die Hosen. - Hoefer, 791.


Fidippse.

Eenen wat upper Fidippse geben. - Eichwald, 497.

Nach Eichwald soll das Wort soviel als Mütze bedeuten und aus Kippse (?) gebildet sein.


Fidle.

*1 Dem z' lieb lang i net ans Fidle (Arsch) num. (Nürtingen.)

Der Mensch oder die Sache ist mir zu gleichgültig, erscheint mir zu werthlos.

*2 'S Fidle ist ihm zugeschnappt. (Nürtingen.)

Er ist gestorben. (S. Empfehlen.)


Fiduz.

Ik heff ken Fiduz1 to de Sak. - Schütze, I, 315.

1) Fiducia. - Ich traue der Sache nicht.


Fieber.

1 Bei einem dreitägigen Fieber wird nicht an die Glocken geschlagen.

2 Bei einem Fieber von vier Tagen1 werden die Jungen genesen, die Alten (in der Regel zu Grabe) getragen.

1) D. h. einem vierttägigen, einem jeden vierten Tag wiederkehrenden.

3 Bei Fiebern und Podagra sind die Aerzte blind.

4 Das Fieber lest sich nicht dreymal anschreiben. - Petri, II, 60.

Will sagen: Es bekommt's keiner dreimal in seinem Leben.

5 Das Fieber überfällt die schwachen Mägen, und Frömmelei die schwachen Krägen (Köpfe).

6 Das viertäglich1 Feber bringt keinen vmb. - Henisch, 1027.

1) Richtiger das vierttägige. (S. Fieber 2.)

7 Den so am Feber kranck ligen, ist alles Gall. - Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 52.

8 Der ist an einem bösen feber kranck, der weder Gelt, noch Eltern, noch freund hat. - Henisch, 1027.

9 Der liegt am närrischen Fieber, der meint, er sey geschickt vnd witzig genug, der doch nicht einmal der Weissheit Schulsack getragen. - Lehmann, 359, 39.

10 Fieber im Frühling ist Königsmedicin!

Man will damit sagen, dass ein derartiges Fieber in der Regel von den heilsamsten Folgen für die Gesundheit ist. Shakspeare sagt: "Des Fiebers Feuer löscht der Krankheit Brand." (Vgl. auch Richter, Die Wassercuren, Berlin 1855, S. 80.)

Frz.: Qui a la fievre au mois de may, est toute l'annee sain et gay. (Kritzinger, 313.)

11 Fieber im späten Jahr bringen (leicht) auf die Bahr'.

Frz.: Les fievres de l'automne sont longues ou mortelles. (Kritzinger, 315.)

It.: E caduto dalla palla sulle brage. (Kritzinger, 313.)

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Feuerzange.

Man mag ihn nicht mit der Feuerzange anfassen.

Ein verächtliches Subject.


Feuerzeug.

1 Ein fewerzeug, Compass vnd schlagender Zeiger sind die schönsten Instrument auff Erden.Henisch, 1086.

2 Wenn man in das Feuerzeug scheisst, so fängt es nicht. (Landeshut in Schlesien.)


Ff.

*1 Ar koan's aus'n ff. (Franken.) – Frommann, VI, 170, 86.

*2 Er ist aus dem ff.

Nach einigen aus der Sprache der Waarenmanufacturen entlehnt, wo man mit f, ff und fff: feine, feinere und feinste Waaren bezeichnet. Nach andern dagegen ist die Redensart juridischen Ursprungs. Die alten Juristen citirten nämlich häufig das Corpus juris, von dem ein wichtiger Theil, die Pandekten, noch mit ff bezeichnet werden. Wer die Pandektten recht häufig citirte, galt für einen gelehrten Juristen. Je öfterer nun die ff in seiner Schrift vorkamen, desto besser. Etwas aus dem ff thun, hiess also ursprünglich: etwas gründlich und mit Geschicklichkeit thun. Vom juridischen Boden ging die Redensart in das alltägliche Leben über, wo sie denn ebenfalls Gründlichkeit und Tüchtigkeit bezeichnet. Manche erklären den Ausdruck auch aus der musikalischen Bezeichnung mit f und ff für das verschiedene Anschwellen der Töne. Demnach wäre aus dem ff das, was in seiner Art am stärksten hervorträte. Einige wollen die Redensart aus der italischen Amtssprache herleiten. Die Beamten der italischen Städte sollen nämlich auf Bittschriften, die sie für die Gewährung geeignet fanden, vorläufig ein F gesetzt haben, womit sie sagen wollten: fiat = es geschehe. Ging das Gesuch durch, so bemerkte man dies mit einem doppelten ff = fiat, fiat, d. i. es werde sofort ausgeführt.

*3 Es ist einer aus dem doppelten ff.

Scherzhaft für: er ist ein Turner, von dem Wahlspruch derselben: frisch, frei, fröhlich, fromm.

*4 Etwas aus dem ff verstehen (können).Wurzbach II, 99.


Fibbes.

* Das ist ein rechter Fibbes. (Trier.)

Man bezeichnet damit einen Menschen, der sich auffallend stolz geberdet und dabei doch recht dumm ist.


Fibel.

Dem wil ek de Fibelen vorlesen.Bruns, Romant. Ged., 67, 908.

Soviel wie: den Text lesen.


Fichte.

1 Eine Fichte ist noch kein Wald. (Wend. Lausitz.)

*2 Die Fichte ist noch grün, wir haben noch Zeit genug. (Lit.)

*3 Doss heest recht hinger de Fichte geführt.Robinson, 229; Gomolcke, 308.

*4 Einen hinter die Fichte führen.Körte, 1382; Schuppius, Trakt.

Berücken, anführen. Gründet sich diese Redensart auf irgendeinen Vorfall oder hat sie eine andere Quelle? In Ostpreussen sagt man: Einen in die Fichten führen. Dadurch wird die Absicht der Täuschung und des Hintergehens mehr ausgedrückt. (Frischbier, 180. Henisch (S. 350) hat die Redensart: „Vmb die Fichten führen“, unter: betrîegen, und in Verbindung mit: „honig vmbs maul streichen, vber den tölpel werffen“.

*5 Etwas in die Fichten werfen.

Verlieren, z. B. durch ein verfehltes, undankbares Unternehmen.


Fichtelberger.

* Er ist ein grober Fichtelberger.Henisch, 1093.


Fichtelgebirge.

Auf dem Fichtelgebirge wirft der Bauer einen Stein nach der Kuh und der Stein ist mehr werth als die Kuh.

Nach dem Volksglauben soll jeder, auch der gemeinste Feldstein auf dem Fichtelgebirge edle Metalle enthalten. Leider findet sich das Gold nicht in den Steinen, sondern nur im Glauben, in einem reichen Sagenkreise über versunkene Goldschätze. (Vgl. Riehl, Land und Leute, Stuttgart 1855, S. 234 fg.)


Ficken.

Föcke öss dem orme Mönsche sin Taubrot (Zuspeise). (Ostpreuss.)


Fickfacker.

* Er ist ein rechter Fickfacker.Frischbier, 181.

Von einem, der allerhand Ränke und Krängeleien macht. Ficke = Tasche. Fickfack = Blendwerk. (Hennig, 68.)


[Spaltenumbruch]
Fickmühle.

*1 Eine Fickmühle1 haben.Eiselein, 169.

1) Soviel wie Zwickmühle. – Von allen Seiten gesichert sein.

Lat.: Duabus ancoris nititur. (Binder II, 850; Erasm., 822.) – Duabus ancoris fultus. – Parva tabella sapit ternos utrimque lapillos in qua vicisse est continuasse suos. (Eiselein, 169.)

*2 Er hat eine gute Fickmühle an ihm.

Fortwährenden Vortheil. – Mayer (I, 188) hat dafür: Figelmühle.


Fiddik.

* Eenen bi'n Fiddik1 krigen.

1) Schlafittjen, Flügel; Rockzipfel, Aermel, Kragen. (Stürenberg, 219.)


Fidel.

*1 Er ist fidel wie ein Kutscherspitz.

*2 Er ist fidel wie ein Maikäfer. (Ostpreuss.)


Fides.

1 Fides ist geschlagen todt, Justitia lebt in grosser Noth, Pietas liegt auf dem Stroh, Humilitas schreit mordio, Superbia ist auserkoren, Patientia hat den Streit verloren, Veritas ist gen Himmel geflogen, Treu' und Ehr' über Meer gezogen, Betteln geht die Frömmigkeit, Tyrannis führt das Scepter weit, Invidia ist worden los, Caritas ist nackt und bloss, Tugend ist des Lands vertrieben, Untreu' und Bosheit drin verblieben.Simrock, 2430.

2 Nusquam tuta fides, sagte Nikolaus, wollte einen Furz lassen und schiss gar in die Hosen.Hoefer, 791.


Fidippse.

Eenen wat upper Fidippse geben.Eichwald, 497.

Nach Eichwald soll das Wort soviel als Mütze bedeuten und aus Kippse (?) gebildet sein.


Fidle.

*1 Dem z' lieb lang i net ans Fidle (Arsch) num. (Nürtingen.)

Der Mensch oder die Sache ist mir zu gleichgültig, erscheint mir zu werthlos.

*2 'S Fidle ist ihm zugeschnappt. (Nürtingen.)

Er ist gestorben. (S. Empfehlen.)


Fiduz.

Ik heff kên Fiduz1 to de Sâk.Schütze, I, 315.

1) Fiducia. – Ich traue der Sache nicht.


Fieber.

1 Bei einem dreitägigen Fieber wird nicht an die Glocken geschlagen.

2 Bei einem Fieber von vier Tagen1 werden die Jungen genesen, die Alten (in der Regel zu Grabe) getragen.

1) D. h. einem vierttägigen, einem jeden vierten Tag wiederkehrenden.

3 Bei Fiebern und Podagra sind die Aerzte blind.

4 Das Fieber lest sich nicht dreymal anschreiben.Petri, II, 60.

Will sagen: Es bekommt's keiner dreimal in seinem Leben.

5 Das Fieber überfällt die schwachen Mägen, und Frömmelei die schwachen Krägen (Köpfe).

6 Das viertäglich1 Feber bringt keinen vmb.Henisch, 1027.

1) Richtiger das vierttägige. (S. Fieber 2.)

7 Den so am Feber kranck ligen, ist alles Gall.Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 52.

8 Der ist an einem bösen feber kranck, der weder Gelt, noch Eltern, noch freund hat.Henisch, 1027.

9 Der liegt am närrischen Fieber, der meint, er sey geschickt vnd witzig genug, der doch nicht einmal der Weissheit Schulsack getragen.Lehmann, 359, 39.

10 Fieber im Frühling ist Königsmedicin!

Man will damit sagen, dass ein derartiges Fieber in der Regel von den heilsamsten Folgen für die Gesundheit ist. Shakspeare sagt: „Des Fiebers Feuer löscht der Krankheit Brand.“ (Vgl. auch Richter, Die Wassercuren, Berlin 1855, S. 80.)

Frz.: Qui a la fièvre au mois de may, est toute l'année sain et gay. (Kritzinger, 313.)

11 Fieber im späten Jahr bringen (leicht) auf die Bahr'.

Frz.: Les fièvres de l'automne sont longues ou mortelles. (Kritzinger, 315.)

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[[505]/0533] Feuerzange. Man mag ihn nicht mit der Feuerzange anfassen. Ein verächtliches Subject. Feuerzeug. 1 Ein fewerzeug, Compass vnd schlagender Zeiger sind die schönsten Instrument auff Erden. – Henisch, 1086. 2 Wenn man in das Feuerzeug scheisst, so fängt es nicht. (Landeshut in Schlesien.) Ff. *1 Ar koan's aus'n ff. (Franken.) – Frommann, VI, 170, 86. *2 Er ist aus dem ff. Nach einigen aus der Sprache der Waarenmanufacturen entlehnt, wo man mit f, ff und fff: feine, feinere und feinste Waaren bezeichnet. Nach andern dagegen ist die Redensart juridischen Ursprungs. Die alten Juristen citirten nämlich häufig das Corpus juris, von dem ein wichtiger Theil, die Pandekten, noch mit ff bezeichnet werden. Wer die Pandektten recht häufig citirte, galt für einen gelehrten Juristen. Je öfterer nun die ff in seiner Schrift vorkamen, desto besser. Etwas aus dem ff thun, hiess also ursprünglich: etwas gründlich und mit Geschicklichkeit thun. Vom juridischen Boden ging die Redensart in das alltägliche Leben über, wo sie denn ebenfalls Gründlichkeit und Tüchtigkeit bezeichnet. Manche erklären den Ausdruck auch aus der musikalischen Bezeichnung mit f und ff für das verschiedene Anschwellen der Töne. Demnach wäre aus dem ff das, was in seiner Art am stärksten hervorträte. Einige wollen die Redensart aus der italischen Amtssprache herleiten. Die Beamten der italischen Städte sollen nämlich auf Bittschriften, die sie für die Gewährung geeignet fanden, vorläufig ein F gesetzt haben, womit sie sagen wollten: fiat = es geschehe. Ging das Gesuch durch, so bemerkte man dies mit einem doppelten ff = fiat, fiat, d. i. es werde sofort ausgeführt. *3 Es ist einer aus dem doppelten ff. Scherzhaft für: er ist ein Turner, von dem Wahlspruch derselben: frisch, frei, fröhlich, fromm. *4 Etwas aus dem ff verstehen (können). – Wurzbach II, 99. Fibbes. * Das ist ein rechter Fibbes. (Trier.) Man bezeichnet damit einen Menschen, der sich auffallend stolz geberdet und dabei doch recht dumm ist. Fibel. Dem wil ek de Fibelen vorlesen. – Bruns, Romant. Ged., 67, 908. Soviel wie: den Text lesen. Fichte. 1 Eine Fichte ist noch kein Wald. (Wend. Lausitz.) *2 Die Fichte ist noch grün, wir haben noch Zeit genug. (Lit.) *3 Doss heest recht hinger de Fichte geführt. – Robinson, 229; Gomolcke, 308. *4 Einen hinter die Fichte führen. – Körte, 1382; Schuppius, Trakt. Berücken, anführen. Gründet sich diese Redensart auf irgendeinen Vorfall oder hat sie eine andere Quelle? In Ostpreussen sagt man: Einen in die Fichten führen. Dadurch wird die Absicht der Täuschung und des Hintergehens mehr ausgedrückt. (Frischbier, 180. Henisch (S. 350) hat die Redensart: „Vmb die Fichten führen“, unter: betrîegen, und in Verbindung mit: „honig vmbs maul streichen, vber den tölpel werffen“. *5 Etwas in die Fichten werfen. Verlieren, z. B. durch ein verfehltes, undankbares Unternehmen. Fichtelberger. * Er ist ein grober Fichtelberger. – Henisch, 1093. Fichtelgebirge. Auf dem Fichtelgebirge wirft der Bauer einen Stein nach der Kuh und der Stein ist mehr werth als die Kuh. Nach dem Volksglauben soll jeder, auch der gemeinste Feldstein auf dem Fichtelgebirge edle Metalle enthalten. Leider findet sich das Gold nicht in den Steinen, sondern nur im Glauben, in einem reichen Sagenkreise über versunkene Goldschätze. (Vgl. Riehl, Land und Leute, Stuttgart 1855, S. 234 fg.) Ficken. Föcke öss dem orme Mönsche sin Taubrot (Zuspeise). (Ostpreuss.) Fickfacker. * Er ist ein rechter Fickfacker. – Frischbier, 181. Von einem, der allerhand Ränke und Krängeleien macht. Ficke = Tasche. Fickfack = Blendwerk. (Hennig, 68.) Fickmühle. *1 Eine Fickmühle1 haben. – Eiselein, 169. 1) Soviel wie Zwickmühle. – Von allen Seiten gesichert sein. Lat.: Duabus ancoris nititur. (Binder II, 850; Erasm., 822.) – Duabus ancoris fultus. – Parva tabella sapit ternos utrimque lapillos in qua vicisse est continuasse suos. (Eiselein, 169.) *2 Er hat eine gute Fickmühle an ihm. Fortwährenden Vortheil. – Mayer (I, 188) hat dafür: Figelmühle. Fiddik. * Eenen bi'n Fiddik1 krigen. 1) Schlafittjen, Flügel; Rockzipfel, Aermel, Kragen. (Stürenberg, 219.) Fidel. *1 Er ist fidel wie ein Kutscherspitz. *2 Er ist fidel wie ein Maikäfer. (Ostpreuss.) Fides. 1 Fides ist geschlagen todt, Justitia lebt in grosser Noth, Pietas liegt auf dem Stroh, Humilitas schreit mordio, Superbia ist auserkoren, Patientia hat den Streit verloren, Veritas ist gen Himmel geflogen, Treu' und Ehr' über Meer gezogen, Betteln geht die Frömmigkeit, Tyrannis führt das Scepter weit, Invidia ist worden los, Caritas ist nackt und bloss, Tugend ist des Lands vertrieben, Untreu' und Bosheit drin verblieben. – Simrock, 2430. 2 Nusquam tuta fides, sagte Nikolaus, wollte einen Furz lassen und schiss gar in die Hosen. – Hoefer, 791. Fidippse. Eenen wat upper Fidippse geben. – Eichwald, 497. Nach Eichwald soll das Wort soviel als Mütze bedeuten und aus Kippse (?) gebildet sein. Fidle. *1 Dem z' lieb lang i net ans Fidle (Arsch) num. (Nürtingen.) Der Mensch oder die Sache ist mir zu gleichgültig, erscheint mir zu werthlos. *2 'S Fidle ist ihm zugeschnappt. (Nürtingen.) Er ist gestorben. (S. Empfehlen.) Fiduz. Ik heff kên Fiduz1 to de Sâk. – Schütze, I, 315. 1) Fiducia. – Ich traue der Sache nicht. Fieber. 1 Bei einem dreitägigen Fieber wird nicht an die Glocken geschlagen. 2 Bei einem Fieber von vier Tagen1 werden die Jungen genesen, die Alten (in der Regel zu Grabe) getragen. 1) D. h. einem vierttägigen, einem jeden vierten Tag wiederkehrenden. 3 Bei Fiebern und Podagra sind die Aerzte blind. 4 Das Fieber lest sich nicht dreymal anschreiben. – Petri, II, 60. Will sagen: Es bekommt's keiner dreimal in seinem Leben. 5 Das Fieber überfällt die schwachen Mägen, und Frömmelei die schwachen Krägen (Köpfe). 6 Das viertäglich1 Feber bringt keinen vmb. – Henisch, 1027. 1) Richtiger das vierttägige. (S. Fieber 2.) 7 Den so am Feber kranck ligen, ist alles Gall. – Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 52. 8 Der ist an einem bösen feber kranck, der weder Gelt, noch Eltern, noch freund hat. – Henisch, 1027. 9 Der liegt am närrischen Fieber, der meint, er sey geschickt vnd witzig genug, der doch nicht einmal der Weissheit Schulsack getragen. – Lehmann, 359, 39. 10 Fieber im Frühling ist Königsmedicin! Man will damit sagen, dass ein derartiges Fieber in der Regel von den heilsamsten Folgen für die Gesundheit ist. Shakspeare sagt: „Des Fiebers Feuer löscht der Krankheit Brand.“ (Vgl. auch Richter, Die Wassercuren, Berlin 1855, S. 80.) Frz.: Qui a la fièvre au mois de may, est toute l'année sain et gay. (Kritzinger, 313.) 11 Fieber im späten Jahr bringen (leicht) auf die Bahr'. Frz.: Les fièvres de l'automne sont longues ou mortelles. (Kritzinger, 315.) It.: E caduto dalla palla sulle brage. (Kritzinger, 313.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [505]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/533>, abgerufen am 26.04.2024.