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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Gassenjunge.

Wen ein Gassenjunge mit Koth wirft, der verliert wol am Rock, aber nicht am Kopf. - Sprichwörtergarten, 119.

Die wahre Ehre beruht auf innerm Werthe und kann durch äussere unverdiente Beschimpfung nicht entrissen oder geschmälert werden.


Gassenlied.

Ein Gassenlied ist auch ein Lied.

Börne behauptet sogar, das Gassenlied, das den rohen Gesellen hinauftreibt, sei so ehrwürdig als die erhabenste Dichtung. (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 114.)


Gässlein.

*1 Af's Gassel gian. (Tirol.) - Frommann, V, 373.

Nächtliche Besuche bei der Geliebten abstatten - fensterln.

*2 Einen im engen Gässlein haben.

*3 Einen ins enge Gässlein bekommen (bringen).


Gast.

1 A Gost mag a Gästel meite brengen. (Schles.) - Frommann, III, 408, 19.

2 Als Gast soll man das Trinken bemessen, aber wie zu Hause essen.

Dän.: Drik som en gaest, og aed som hiemme er vane. (Prov. dan., 212.)

3 An den Gästen man spürt, wie der Wirth sein Handel führt. - Henisch, 1569, 64; Petri, II, 15; Simrock, 3032; Körte, 1762; Braun, I, 625.

4 An einem Gaste und an einem Weibe hat man nach drei Tagen genug.

Diese Ansicht muss, was den ersten Theil des Sprichworts betrifft, sehr verbreitet sein. Der Geh. Commerzienrath von Rexin, der mehrmals im Auftrage Friedrich's des Grossen in Konstantinopel war, erzählt, dass die vornehmen Türken, wenn sie wünschen, dass ein Besuch sich entferne, plötzlich einige Sklaven mit dampfenden Kohlenbecken eintreten lassen und sie den anwesenden Gästen unter das Kinn halten, worauf diese sich entfernen. Gewiss ein verständlicher und wirksamer Wink. Den Ruthenen scheinen die Gäste nicht lästig zu werden, denn sie sagen: Bei uns sitzt der Gast nicht zu lange und schläft auch nicht zu lange. Sie wollen damit ausdrücken, dass ihnen ein Gast nicht überdrüssig werde, während dem Deutschen ein dreitägiger Gast schon eine Last ist.

5 An ungebatnen Gast steckt man untern Ofen. - Gomolcke, 189.

6 Arme Gäste sendet Gott uns zu. - Simrock, 3055; Sailer, 239.

7 Armer Gast, Gottes Kast'. - Sailer, 70.

8 Bequeme dich, Gast, sonst bist zur Last. - Simrock, 3046.

Dän.: Naar du vil gaae til gaest, pröv vertens öye-meed. (Prov. dan., 212.)

9 Dana (danach) de Gast, dana de Quast. (Holst.) - Schütze, II, 12; III, 258; Diermissen, 276; hochdeutsch bei Simrock, 3040; Körte, 1779.

Wie der Gast ist, so tafelt man ihm auf. Vom Aufräumen, von geschmackvoller Auszierung der Zimmer zum Empfange der Gäste, wozu man ehemals Quäste mancherlei brauchte. Vielleicht sind zierlichere, reichere Gardinenquasten, die man vor den Fenstern wedeln liess, wenn ein vornehmer Besuch kam, gemeint.

10 Dana de Gäst sünd, bradet man de Bückling. - Schütze, I, 179; hochdeutsch bei Simrock, 3037; Körte, 1780.

Jedem wird, was er verdient.

Holl.: Naardat de gast is, wordt er opgedischt. (Harrebomee, I, 203.)

11 Das ist ein böser Gast, der seinen Wirth austreibt.

Dän.: Gaest kommer til gaards, og giör sig til graeve. - Ond gaest driver verten ud. (Prov. dan., 212.)

12 Dat sünd darten Gäste, fragen der nich na, wat 't Brot köst, kopen Rogge. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.

13 De bäässte Jääs kommen et lääs. (Gladbach.) - Firmenich, III, 516, 23.

Die besten (liebsten) Gäste kommen zuletzt.

14 Dem Gaste, der den Wanst nur füllt und die Zähne spitzt, gebührt's, dass er unter Eseln sitzt. (Poln.)

15 Den Gast nicht einnehmen, ist schand, jhn ausstossen, ist ärger. - Petri, II, 77.

Die Aegypter sagen zu dem, der die Aufnahme oder Bewirthung eines Gastes unter dem Vorwande des schlechten Zustandes seiner Küehe ablehnt: Geh und koche das Sauerste, was du hast. (Burckhardt, 302.)

[Spaltenumbruch] 16 Den Gast senden die Götter.

Spruch der alten heidnischen Preussen. Von dessen Anwendung in der neuern (christlichen) Zeit erzählt man sich folgende Anekdote. Ein junger Mann, der mehr brauchte, als er verdiente, wollte einmal bei seinem wohlhabenden Onkel, dem er viel Verdruss machte, einige Tage gut leben und trat mit dem Spruche bei ihm ein: "Den Gast senden die Götter!" worauf er von demselben die Antwort erhielt: "Und 'naus schmeisst ihn der Vetter."

17 Der arm gast ist gotskast. - Franck, I, 118a; Lehmann, II, 61, 80; Körte, 1778 u. 2189.

18 Der Gast ist am ersten Tage Gold, am zweiten Silber, am dritten kommt das Kupfer 'raus, am vierten packt' er sich nach Haus.

Ruth.: Host perwoho dnia zoloto, druhoho srebo, trehoho mid, a czetwertoho do domu jid'. (Wurzbach I, 82.)

19 Der Gast ist dem Wirth lieb vnd werth, biss der Seckel ist aussgelehrt. - Lehmann, 923, 18.

20 Der Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch. - Eiselein, 207; Körte, 1776; Braun, I, 636.

Frz.: L'hote et le poisson en trois jours sont poison. (Wurzbach I, 260.)

Lat.: Hospes nullus tam in amici hospitium devorti potest, quin ubi triduum continuum fuerit, jam odiosus fiat. (Eiselein, 207.)

21 Der Gast schlägt einen Nagel in die Wand, wenn er auch eine Nacht im Hause sich befand. (Poln.)

22 Der gast sey wie das Hauss. - Henisch, 1369.

Lat.: Pulchrae domus, pulcher hospes. (Henisch, 1369.)

23 Der Gast soll dem Wirt die Hütten wiedergeben. - Petri, II, 89.

D. i. er soll wieder zu Hause gehen und dem Wirth zu gebührlicher Zeit Raum machen.

24 Der Gast soll dess heimgehens nicht vergessen. - Lehmann, 231, 13.

25 Der Gast soll nicht wie ein vnvernünfftig Thier heimgehen, der ein Mensch ist kommen. - Lehmann, 231, 14.

26 Der Gast vertreibt den Wirth. - Eiselein, 207.

27 Der morgend gast herbergt nicht. - Henisch, 1369, 10; Petri, II, 102.

28 Der muss keine Gäste bitten, dem selber fehl'n die Butterschnitten.

29 Der schlechteste Gast bekommt oft die beste Herberge.

30 Der seltene Gast kommt wol. - Eiselein, 207.

31 Des Gastes Bart wird vom Wirth geschoren.

Das Schröpfen und Aderlassen der Börse wird ebenso besorgt. Die Araber sagen: Der Bart des Gastes ist in der Hand des Zeltbesitzers.

32 Die frühen Gäste (Donner) kommen spät wieder. - Kirchhofer, 320.

33 Die Gäste der Armen können beim Ofen nicht erwarmen.

34 Die Gäste, die selbst kommen, sind die liebsten. - Lehmann, 230, 9.

35 Die Gäste kommen ungebeten.

36 Die liebste Gäst kommen selbs. - Henisch, 1369; Lehmann, 232, 38; Lehmann, II, 71, 47; Simrock, 3039; Körte, 1769.

D. h. ohne besondere Einladung.

37 Die ungeladenen Gäste sind aus allen die besten. - Mayer, I, 134.

Frz.: Hoste qui de soy mesme est convie est bien tost saoul et contente. (Leroux, II, 122.)

38 Dredägige Gäste un Fischke de süht me nit gerne bei Dischke. (Waldeck.) - Curtze, 347, 408.

39 Drei böse Gäste hat, wer eine Maus in der Tasche, eine Schlange im Busen und Feuer im Schos trägt.

40 Dreitägiger Gast ist ein last. - Franck, II, 18a; Latendorf II, 7; Petri, II, 154; Zinkgref, III, 19b; Gruter, I, 67; Körte, 1775; Körte2, 2186; Simrock, 1712; Blum, 646; Pistor., IX, 58; Graf, 59, 239; Wurzbach II, 138; Mayer, I, 134; Sailer, 189; Braun, I, 628.

Nicht allein darum, weil seine Bewirthung mit Kosten und Umständen verbunden ist, sondern weil nach der Verfassung der alten Deutschen der Wirth für das Thun und Lassen eines Gastes, den er länger als zwei Tage beherbergte, verantwortlich war. Von diesem Gesichtspunkte aus konnte freilich der Gast für den

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Gassenjunge.

Wen ein Gassenjunge mit Koth wirft, der verliert wol am Rock, aber nicht am Kopf.Sprichwörtergarten, 119.

Die wahre Ehre beruht auf innerm Werthe und kann durch äussere unverdiente Beschimpfung nicht entrissen oder geschmälert werden.


Gassenlied.

Ein Gassenlied ist auch ein Lied.

Börne behauptet sogar, das Gassenlied, das den rohen Gesellen hinauftreibt, sei so ehrwürdig als die erhabenste Dichtung. (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 114.)


Gässlein.

*1 Af's Gassel gian. (Tirol.) – Frommann, V, 373.

Nächtliche Besuche bei der Geliebten abstatten – fensterln.

*2 Einen im engen Gässlein haben.

*3 Einen ins enge Gässlein bekommen (bringen).


Gast.

1 A Gost mag a Gästel mîte brengen. (Schles.) – Frommann, III, 408, 19.

2 Als Gast soll man das Trinken bemessen, aber wie zu Hause essen.

Dän.: Drik som en gæst, og æd som hiemme er vane. (Prov. dan., 212.)

3 An den Gästen man spürt, wie der Wirth sein Handel führt.Henisch, 1569, 64; Petri, II, 15; Simrock, 3032; Körte, 1762; Braun, I, 625.

4 An einem Gaste und an einem Weibe hat man nach drei Tagen genug.

Diese Ansicht muss, was den ersten Theil des Sprichworts betrifft, sehr verbreitet sein. Der Geh. Commerzienrath von Rexin, der mehrmals im Auftrage Friedrich's des Grossen in Konstantinopel war, erzählt, dass die vornehmen Türken, wenn sie wünschen, dass ein Besuch sich entferne, plötzlich einige Sklaven mit dampfenden Kohlenbecken eintreten lassen und sie den anwesenden Gästen unter das Kinn halten, worauf diese sich entfernen. Gewiss ein verständlicher und wirksamer Wink. Den Ruthenen scheinen die Gäste nicht lästig zu werden, denn sie sagen: Bei uns sitzt der Gast nicht zu lange und schläft auch nicht zu lange. Sie wollen damit ausdrücken, dass ihnen ein Gast nicht überdrüssig werde, während dem Deutschen ein dreitägiger Gast schon eine Last ist.

5 An ungebatnen Gast steckt man untern Ofen.Gomolcke, 189.

6 Arme Gäste sendet Gott uns zu.Simrock, 3055; Sailer, 239.

7 Armer Gast, Gottes Kast'.Sailer, 70.

8 Bequeme dich, Gast, sonst bist zur Last.Simrock, 3046.

Dän.: Naar du vil gaae til gæst, prøv vertens øye-meed. (Prov. dan., 212.)

9 Dana (danach) de Gast, dana de Quast. (Holst.) – Schütze, II, 12; III, 258; Diermissen, 276; hochdeutsch bei Simrock, 3040; Körte, 1779.

Wie der Gast ist, so tafelt man ihm auf. Vom Aufräumen, von geschmackvoller Auszierung der Zimmer zum Empfange der Gäste, wozu man ehemals Quäste mancherlei brauchte. Vielleicht sind zierlichere, reichere Gardinenquasten, die man vor den Fenstern wedeln liess, wenn ein vornehmer Besuch kam, gemeint.

10 Dana de Gäst sünd, bradet man de Bückling.Schütze, I, 179; hochdeutsch bei Simrock, 3037; Körte, 1780.

Jedem wird, was er verdient.

Holl.: Naardat de gast is, wordt er opgedischt. (Harrebomée, I, 203.)

11 Das ist ein böser Gast, der seinen Wirth austreibt.

Dän.: Gæst kommer til gaards, og giør sig til græve. – Ond gæst driver verten ud. (Prov. dan., 212.)

12 Dat sünd darten Gäste, fragen der nich na, wat 't Brot köst, kopen Rogge. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.

13 De bäässte Jääs kommen et lääs. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 23.

Die besten (liebsten) Gäste kommen zuletzt.

14 Dem Gaste, der den Wanst nur füllt und die Zähne spitzt, gebührt's, dass er unter Eseln sitzt. (Poln.)

15 Den Gast nicht einnehmen, ist schand, jhn ausstossen, ist ärger.Petri, II, 77.

Die Aegypter sagen zu dem, der die Aufnahme oder Bewirthung eines Gastes unter dem Vorwande des schlechten Zustandes seiner Küehe ablehnt: Geh und koche das Sauerste, was du hast. (Burckhardt, 302.)

[Spaltenumbruch] 16 Den Gast senden die Götter.

Spruch der alten heidnischen Preussen. Von dessen Anwendung in der neuern (christlichen) Zeit erzählt man sich folgende Anekdote. Ein junger Mann, der mehr brauchte, als er verdiente, wollte einmal bei seinem wohlhabenden Onkel, dem er viel Verdruss machte, einige Tage gut leben und trat mit dem Spruche bei ihm ein: „Den Gast senden die Götter!“ worauf er von demselben die Antwort erhielt: „Und 'naus schmeisst ihn der Vetter.“

17 Der arm gast ist gotskast.Franck, I, 118a; Lehmann, II, 61, 80; Körte, 1778 u. 2189.

18 Der Gast ist am ersten Tage Gold, am zweiten Silber, am dritten kommt das Kupfer 'raus, am vierten packt' er sich nach Haus.

Ruth.: Host perwoho dnia zołoto, druhoho srebo, trehoho mid, a czetwertoho do domu jid'. (Wurzbach I, 82.)

19 Der Gast ist dem Wirth lieb vnd werth, biss der Seckel ist aussgelehrt.Lehmann, 923, 18.

20 Der Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch.Eiselein, 207; Körte, 1776; Braun, I, 636.

Frz.: L'hôte et le poisson en trois jours sont poison. (Wurzbach I, 260.)

Lat.: Hospes nullus tam in amici hospitium devorti potest, quin ubi triduum continuum fuerit, jam odiosus fiat. (Eiselein, 207.)

21 Der Gast schlägt einen Nagel in die Wand, wenn er auch eine Nacht im Hause sich befand. (Poln.)

22 Der gast sey wie das Hauss.Henisch, 1369.

Lat.: Pulchrae domus, pulcher hospes. (Henisch, 1369.)

23 Der Gast soll dem Wirt die Hütten wiedergeben.Petri, II, 89.

D. i. er soll wieder zu Hause gehen und dem Wirth zu gebührlicher Zeit Raum machen.

24 Der Gast soll dess heimgehens nicht vergessen.Lehmann, 231, 13.

25 Der Gast soll nicht wie ein vnvernünfftig Thier heimgehen, der ein Mensch ist kommen.Lehmann, 231, 14.

26 Der Gast vertreibt den Wirth.Eiselein, 207.

27 Der morgend gast herbergt nicht.Henisch, 1369, 10; Petri, II, 102.

28 Der muss keine Gäste bitten, dem selber fehl'n die Butterschnitten.

29 Der schlechteste Gast bekommt oft die beste Herberge.

30 Der seltene Gast kommt wol.Eiselein, 207.

31 Des Gastes Bart wird vom Wirth geschoren.

Das Schröpfen und Aderlassen der Börse wird ebenso besorgt. Die Araber sagen: Der Bart des Gastes ist in der Hand des Zeltbesitzers.

32 Die frühen Gäste (Donner) kommen spät wieder.Kirchhofer, 320.

33 Die Gäste der Armen können beim Ofen nicht erwarmen.

34 Die Gäste, die selbst kommen, sind die liebsten.Lehmann, 230, 9.

35 Die Gäste kommen ungebeten.

36 Die liebste Gäst kommen selbs.Henisch, 1369; Lehmann, 232, 38; Lehmann, II, 71, 47; Simrock, 3039; Körte, 1769.

D. h. ohne besondere Einladung.

37 Die ungeladenen Gäste sind aus allen die besten.Mayer, I, 134.

Frz.: Hoste qui de soy mesme est convie est bien tost saoul et contenté. (Leroux, II, 122.)

38 Drêdägige Gäste un Fischke de süht me nit gêrne bî Dischke. (Waldeck.) – Curtze, 347, 408.

39 Drei böse Gäste hat, wer eine Maus in der Tasche, eine Schlange im Busen und Feuer im Schos trägt.

40 Dreitägiger Gast ist ein last.Franck, II, 18a; Latendorf II, 7; Petri, II, 154; Zinkgref, III, 19b; Gruter, I, 67; Körte, 1775; Körte2, 2186; Simrock, 1712; Blum, 646; Pistor., IX, 58; Graf, 59, 239; Wurzbach II, 138; Mayer, I, 134; Sailer, 189; Braun, I, 628.

Nicht allein darum, weil seine Bewirthung mit Kosten und Umständen verbunden ist, sondern weil nach der Verfassung der alten Deutschen der Wirth für das Thun und Lassen eines Gastes, den er länger als zwei Tage beherbergte, verantwortlich war. Von diesem Gesichtspunkte aus konnte freilich der Gast für den

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[[674]/0702] Gassenjunge. Wen ein Gassenjunge mit Koth wirft, der verliert wol am Rock, aber nicht am Kopf. – Sprichwörtergarten, 119. Die wahre Ehre beruht auf innerm Werthe und kann durch äussere unverdiente Beschimpfung nicht entrissen oder geschmälert werden. Gassenlied. Ein Gassenlied ist auch ein Lied. Börne behauptet sogar, das Gassenlied, das den rohen Gesellen hinauftreibt, sei so ehrwürdig als die erhabenste Dichtung. (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 114.) Gässlein. *1 Af's Gassel gian. (Tirol.) – Frommann, V, 373. Nächtliche Besuche bei der Geliebten abstatten – fensterln. *2 Einen im engen Gässlein haben. *3 Einen ins enge Gässlein bekommen (bringen). Gast. 1 A Gost mag a Gästel mîte brengen. (Schles.) – Frommann, III, 408, 19. 2 Als Gast soll man das Trinken bemessen, aber wie zu Hause essen. Dän.: Drik som en gæst, og æd som hiemme er vane. (Prov. dan., 212.) 3 An den Gästen man spürt, wie der Wirth sein Handel führt. – Henisch, 1569, 64; Petri, II, 15; Simrock, 3032; Körte, 1762; Braun, I, 625. 4 An einem Gaste und an einem Weibe hat man nach drei Tagen genug. Diese Ansicht muss, was den ersten Theil des Sprichworts betrifft, sehr verbreitet sein. Der Geh. Commerzienrath von Rexin, der mehrmals im Auftrage Friedrich's des Grossen in Konstantinopel war, erzählt, dass die vornehmen Türken, wenn sie wünschen, dass ein Besuch sich entferne, plötzlich einige Sklaven mit dampfenden Kohlenbecken eintreten lassen und sie den anwesenden Gästen unter das Kinn halten, worauf diese sich entfernen. Gewiss ein verständlicher und wirksamer Wink. Den Ruthenen scheinen die Gäste nicht lästig zu werden, denn sie sagen: Bei uns sitzt der Gast nicht zu lange und schläft auch nicht zu lange. Sie wollen damit ausdrücken, dass ihnen ein Gast nicht überdrüssig werde, während dem Deutschen ein dreitägiger Gast schon eine Last ist. 5 An ungebatnen Gast steckt man untern Ofen. – Gomolcke, 189. 6 Arme Gäste sendet Gott uns zu. – Simrock, 3055; Sailer, 239. 7 Armer Gast, Gottes Kast'. – Sailer, 70. 8 Bequeme dich, Gast, sonst bist zur Last. – Simrock, 3046. Dän.: Naar du vil gaae til gæst, prøv vertens øye-meed. (Prov. dan., 212.) 9 Dana (danach) de Gast, dana de Quast. (Holst.) – Schütze, II, 12; III, 258; Diermissen, 276; hochdeutsch bei Simrock, 3040; Körte, 1779. Wie der Gast ist, so tafelt man ihm auf. Vom Aufräumen, von geschmackvoller Auszierung der Zimmer zum Empfange der Gäste, wozu man ehemals Quäste mancherlei brauchte. Vielleicht sind zierlichere, reichere Gardinenquasten, die man vor den Fenstern wedeln liess, wenn ein vornehmer Besuch kam, gemeint. 10 Dana de Gäst sünd, bradet man de Bückling. – Schütze, I, 179; hochdeutsch bei Simrock, 3037; Körte, 1780. Jedem wird, was er verdient. Holl.: Naardat de gast is, wordt er opgedischt. (Harrebomée, I, 203.) 11 Das ist ein böser Gast, der seinen Wirth austreibt. Dän.: Gæst kommer til gaards, og giør sig til græve. – Ond gæst driver verten ud. (Prov. dan., 212.) 12 Dat sünd darten Gäste, fragen der nich na, wat 't Brot köst, kopen Rogge. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. 13 De bäässte Jääs kommen et lääs. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 23. Die besten (liebsten) Gäste kommen zuletzt. 14 Dem Gaste, der den Wanst nur füllt und die Zähne spitzt, gebührt's, dass er unter Eseln sitzt. (Poln.) 15 Den Gast nicht einnehmen, ist schand, jhn ausstossen, ist ärger. – Petri, II, 77. Die Aegypter sagen zu dem, der die Aufnahme oder Bewirthung eines Gastes unter dem Vorwande des schlechten Zustandes seiner Küehe ablehnt: Geh und koche das Sauerste, was du hast. (Burckhardt, 302.) 16 Den Gast senden die Götter. Spruch der alten heidnischen Preussen. Von dessen Anwendung in der neuern (christlichen) Zeit erzählt man sich folgende Anekdote. Ein junger Mann, der mehr brauchte, als er verdiente, wollte einmal bei seinem wohlhabenden Onkel, dem er viel Verdruss machte, einige Tage gut leben und trat mit dem Spruche bei ihm ein: „Den Gast senden die Götter!“ worauf er von demselben die Antwort erhielt: „Und 'naus schmeisst ihn der Vetter.“ 17 Der arm gast ist gotskast. – Franck, I, 118a; Lehmann, II, 61, 80; Körte, 1778 u. 2189. 18 Der Gast ist am ersten Tage Gold, am zweiten Silber, am dritten kommt das Kupfer 'raus, am vierten packt' er sich nach Haus. Ruth.: Host perwoho dnia zołoto, druhoho srebo, trehoho mid, a czetwertoho do domu jid'. (Wurzbach I, 82.) 19 Der Gast ist dem Wirth lieb vnd werth, biss der Seckel ist aussgelehrt. – Lehmann, 923, 18. 20 Der Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch. – Eiselein, 207; Körte, 1776; Braun, I, 636. Frz.: L'hôte et le poisson en trois jours sont poison. (Wurzbach I, 260.) Lat.: Hospes nullus tam in amici hospitium devorti potest, quin ubi triduum continuum fuerit, jam odiosus fiat. (Eiselein, 207.) 21 Der Gast schlägt einen Nagel in die Wand, wenn er auch eine Nacht im Hause sich befand. (Poln.) 22 Der gast sey wie das Hauss. – Henisch, 1369. Lat.: Pulchrae domus, pulcher hospes. (Henisch, 1369.) 23 Der Gast soll dem Wirt die Hütten wiedergeben. – Petri, II, 89. D. i. er soll wieder zu Hause gehen und dem Wirth zu gebührlicher Zeit Raum machen. 24 Der Gast soll dess heimgehens nicht vergessen. – Lehmann, 231, 13. 25 Der Gast soll nicht wie ein vnvernünfftig Thier heimgehen, der ein Mensch ist kommen. – Lehmann, 231, 14. 26 Der Gast vertreibt den Wirth. – Eiselein, 207. 27 Der morgend gast herbergt nicht. – Henisch, 1369, 10; Petri, II, 102. 28 Der muss keine Gäste bitten, dem selber fehl'n die Butterschnitten. 29 Der schlechteste Gast bekommt oft die beste Herberge. 30 Der seltene Gast kommt wol. – Eiselein, 207. 31 Des Gastes Bart wird vom Wirth geschoren. Das Schröpfen und Aderlassen der Börse wird ebenso besorgt. Die Araber sagen: Der Bart des Gastes ist in der Hand des Zeltbesitzers. 32 Die frühen Gäste (Donner) kommen spät wieder. – Kirchhofer, 320. 33 Die Gäste der Armen können beim Ofen nicht erwarmen. 34 Die Gäste, die selbst kommen, sind die liebsten. – Lehmann, 230, 9. 35 Die Gäste kommen ungebeten. 36 Die liebste Gäst kommen selbs. – Henisch, 1369; Lehmann, 232, 38; Lehmann, II, 71, 47; Simrock, 3039; Körte, 1769. D. h. ohne besondere Einladung. 37 Die ungeladenen Gäste sind aus allen die besten. – Mayer, I, 134. Frz.: Hoste qui de soy mesme est convie est bien tost saoul et contenté. (Leroux, II, 122.) 38 Drêdägige Gäste un Fischke de süht me nit gêrne bî Dischke. (Waldeck.) – Curtze, 347, 408. 39 Drei böse Gäste hat, wer eine Maus in der Tasche, eine Schlange im Busen und Feuer im Schos trägt. 40 Dreitägiger Gast ist ein last. – Franck, II, 18a; Latendorf II, 7; Petri, II, 154; Zinkgref, III, 19b; Gruter, I, 67; Körte, 1775; Körte2, 2186; Simrock, 1712; Blum, 646; Pistor., IX, 58; Graf, 59, 239; Wurzbach II, 138; Mayer, I, 134; Sailer, 189; Braun, I, 628. Nicht allein darum, weil seine Bewirthung mit Kosten und Umständen verbunden ist, sondern weil nach der Verfassung der alten Deutschen der Wirth für das Thun und Lassen eines Gastes, den er länger als zwei Tage beherbergte, verantwortlich war. Von diesem Gesichtspunkte aus konnte freilich der Gast für den

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [674]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/702>, abgerufen am 27.04.2024.