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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 63 Wenn der Gaul gezäumet vnd gesattelt ist, so gehet er ebensowol, wenn ein nackender Knab darauff sitzt, als wenn ihn der Keyser oder der Pabst ritte. - Henisch, 1375, 9.

64 Wenn die alten Gäul gehend oder faule Pferd ziehen werden, vnd die alten Weiber tantzen vnd die weissen Wolcken regnen, so ist kein auffhören. - Henisch, 1589, 39.

65 Wenn die gewle aussgedrusen, so werden sie gesundt hernach. - Agricola I, 504; Henisch, 1374, 68; Lehmann, II, 827, 37; Blum, 664; Eiselein, 210.

Man nimmt an, dass Menschen und Thiere, welche die Jugendkrankheiten überwunden, sich der besten Gesundheit erfreuen.

66 Wenn die jungen Gäule ausgedrüsen, so fressen sie wohl. - Megerle.

67 Wenn man die Gäule antreibt, treibt man auch den Wagen an.

68 Wenn man Gaul ruft, so antwortet der Busch nicht Hafer.

69 Wer alle vierzehn Tage einen andern Gaul in seinen Stall stellt, der muss bald selbst den Wagen ziehen durch die Welt. (Frankenwald.)

70 Wer dem Gaul seinen Willen lässt, den wirft er aus dem Sattel. - Simrock, 3066; Eiselein, 209.

71 Wer den einäugigen Gaul zum Thierarzt schickt, kann leicht einen blinden zurückerhalten.

72 Wer den Gaul miethet, muss ihn auch füttern.

Frz.: Qui monte la mule, la ferre.

73 Wer ein Gaul hat angespant, der soll jhn auch wieder aussspannen. - Lehmann, 374, 10.

74 Wie der Gaul, so das Geschirr.

75 Wohin der Gaul geht, dahin geht auch der Wagen.

76 Wohin man den Gaul lenkt, dahin geht er.

*77 Auf hohen Gäulen reiten. - Kirchhofer, 293.

*78 Da bringt man mich nicht mit zehn Gäulen fort. (Nürtingen.) - Haug.

So gut gefällt es mir hier.

*79 Da findt man keinen g'sattelten Gaul. (Nürtingen.) - Haug.

Zur Bezeichnung arger Unordnung.

*80 Das wird keinen Gaul kosten.

*81 Dazu bringen mich zehn Gäule nicht.

"Seitdem ist das Sprichwort in Haldenbrunn: Wenn einer sagt: Zehn Gäule bringen mich nicht zu dem und dem, so antwortet man: Aber elf Gäule, wie die Moni aus der Mühle zum Tanz." (Auerbach, Dorfgesch., V, 119.) In Würzburg: Kee zeah Gäul brenga mi hie. (Sartorius, 162.)

*82 Den Gaul beim Schwanz (oder von hinten) aufzäumen. - Eiselein, 209.

Lat.: Ab unguibus incipere. (Erasm., 34 u. 514; Binder II, 27.) - Aprum fluctibus appingit. (Horaz.) (Binder II, 203.) - Delphinum silvis appingit. (Horaz.) (Binder I, 295; II, 736; Philippi, I., 114; Seybold, 117.) - Venari in mari. (Plautus.) (Binder I, 1827; II, 3482.)

*83 Den Gaulen vmb den Gorden gruen. - Gryse, Fr. 19 u. 41; Schiller, III, 6b.

*84 Der Gaul ist so mager, man könnte Häute an ihm aufhängen. - Kirchhofer, 293.

*85 Dess brengt 'n Gaul um. (Würzburg.) - Sartorius, 161.

*86 Einem den Gaul satteln. - Mayer, II, 217.

*87 Einem den Gaul scheu machen. - Eiselein, 209.

Lat.: Praeturbare feram. (Eiselein, 209.)

*88 Er reitet einen tollen Gaul.

*89 Er stellt Gaul und Esel zusammen.

Lat.: Aquilam noctuae comparas.

*90 Er sucht den Gaul und reitet darauf. - Steiger, 287; Simrock, 3072; Eiselein, 209.

Lat.: Arrepta candela candelabrum quaeris. (Erasm., 365; Binder II, 238.)

*91 Er will immer auf den höchsten Gaul. (Nürtingen.) - Haug.

*92 Für ein gaul ein gurr. - Henisch, 1375, 6.

Uebler Tausch.

*93 Gaul als Gur. - Lehmann, II, 224, 14; Tappius, 116a; Simplicissimus (von Keller), III, 88, 32; 174, 28 u. 301, 6.

[Spaltenumbruch] *94 Gaul vmb gurre. - Henisch, 1375, 7.

"Für was gibt man was." Henisch stellt als verwandt neben: Lohn vmb lohn, Korn vmb Saltz, ruck vmb stuck, wurst wider wurst.

*95 Halt mir de Gaul nit a!

*96 Immer auf Einem Gaul reiten.

Um den Ideenkreis vieler Leute zu charakterisiren, sagen die Russen: Wenn er nicht von seinem Gaul träumt, so träumt er von seiner Droschke.

*97 Mach' mir die Gäul' nicht scheu. - Tendlau, 262.

*98 Mit fremdem Gaul sein Feld ackern.

*99 Schenk' ihm einen Gaul, er ist zum Hinaufsteigen zu faul.

*100 Sich auf den hohen Gaul setzen.

Sich eine wichtige Amtsmiene geben.

Frz.: Etre a cheval sur sa grandeur. - Se monter sur ses grands airs.

*101 Vom Gaul auf den Esel kommen. - Weber, Demokritos, I, 8; Eiselein, 209; Sartorius, 161.

*102 Warum nicht gar mit dem Gaul in den Graben!

Lat.: Minime canterium in fossam (sc. dejice). (Livius.) (Binder II, 1862.)

*103 Wieder auf seinen Gaul kommen.


Gaulfleisch.

Giulefleisk is düer Fleisk, un doech werd et nit geaten. (Büren.) - Honcamp.

In neuerer Zeit fängt man an, es zu essen, aber erst wenn es wohlfeil geworden ist.


Gäullein.

1 Das geulin lauffend machen. - Franck, II, 52a; Henisch, 1589; Körte, 1793.

Franck hat diese Redensart mit: "Uebel ärger machen", zusammengestellt.

2 Es hats einer auff einem falben geulin nit so bald errathen. - Franck, II, 54a.


Gaumen.

1 Ein leckerer Gaumen führt an den Bettelstab.

2 Einem durstigen Gaumen schmeckt jeder Wein gut.

3 Wem der Gaumen noch juckt, dem kitzelt's am Halse noch nicht. - Neuyorker Tribunal-Zeitung vom 1. Oct. 1852.


Gauner.

1 Ein Gauner will übergaunert sein.

Span.: De diestro a diestro el mas presto. (Bohn I, 211.)

2 Je grösser Gauner, je grösser Glück.


Gautschen.

* Sie gautscht daher, wie die Ent' im Dreck. (Nürtingen.) - Haug.


Gebäck.

1 Gestohlenes Gebäck schmeckt leck(er).

*2 Aus der hundertsten Gebäcke 's Kleberamftel. (Warmbrunn.)

Scherzhaft von sehr entfernter Verwandtschaft. An andern Orten heisst es: Aus der siebenten Gebäcke das Kleinbrotel. (S. Suppe.) Die Franzosen sagen ähnlich: Aus sieben Suppen ein Löffel.

*3 Es ist Ein Gebäck.

Um eine verächtliche Vertraulichkeit oder Gesinnungsverwandtschaft zwischen Leuten zu bezeichnen.

Jüd.-deutsch: Sen aan Töches un aan Gebackes. (Tendlau, 573.)


Gebackenes.

1 Zweimal Gebackenes zerweicht auch im Wasser.

*2 Er bekommt Gebackenes. (Nürtingen.) - Haug.

D. h. eine Prügelsuppe.


Gebälk.

Wehe dem Gebälk, wenn das Haus einfällt.


Gebaren.

1 Gebare jung und thue wie ein Alter.

2 Schön gebaren, freundlich sprechen, vorne küssen, hinten stechen.


Gebären.

1 Die gebären, sollen nähren. (S. Mutter.)

Die Russen sagen: Die Gebärerin ist die beste Nährerin. Die Finnen: Gott sorgt für der Kühe Euter, ehe geboren sind die Kälber. (Reinsberg VII, 39.)

2 Gebären ist den Frauen leichter als Schweigen.

*3 Er gebiert so schnell wie ein Elefant.

Von denen, die sich mit ihren Entschlüssen und Plänen lange herumtragen, ehe sie dieselben, ausführen.


Gebarsch.

Gebarsch - nemarsch. - Agricola I, 153; Henisch, 1382, 48; Simrock, 3081.

Nach Agricola ist das Wort unter den Kindern gebräuchlich, welche aus Unbeständigkeit und Wankelmuth einander bald etwas geben, bald wieder nehmen.


[Spaltenumbruch] 63 Wenn der Gaul gezäumet vnd gesattelt ist, so gehet er ebensowol, wenn ein nackender Knab darauff sitzt, als wenn ihn der Keyser oder der Pabst ritte.Henisch, 1375, 9.

64 Wenn die alten Gäul gehend oder faule Pferd ziehen werden, vnd die alten Weiber tantzen vnd die weissen Wolcken regnen, so ist kein auffhören.Henisch, 1589, 39.

65 Wenn die gewle aussgedrusen, so werden sie gesundt hernach.Agricola I, 504; Henisch, 1374, 68; Lehmann, II, 827, 37; Blum, 664; Eiselein, 210.

Man nimmt an, dass Menschen und Thiere, welche die Jugendkrankheiten überwunden, sich der besten Gesundheit erfreuen.

66 Wenn die jungen Gäule ausgedrüsen, so fressen sie wohl.Megerle.

67 Wenn man die Gäule antreibt, treibt man auch den Wagen an.

68 Wenn man Gaul ruft, so antwortet der Busch nicht Hafer.

69 Wer alle vierzehn Tage einen andern Gaul in seinen Stall stellt, der muss bald selbst den Wagen ziehen durch die Welt. (Frankenwald.)

70 Wer dem Gaul seinen Willen lässt, den wirft er aus dem Sattel.Simrock, 3066; Eiselein, 209.

71 Wer den einäugigen Gaul zum Thierarzt schickt, kann leicht einen blinden zurückerhalten.

72 Wer den Gaul miethet, muss ihn auch füttern.

Frz.: Qui monte la mule, la ferre.

73 Wer ein Gaul hat angespant, der soll jhn auch wieder aussspannen.Lehmann, 374, 10.

74 Wie der Gaul, so das Geschirr.

75 Wohin der Gaul geht, dahin geht auch der Wagen.

76 Wohin man den Gaul lenkt, dahin geht er.

*77 Auf hohen Gäulen reiten.Kirchhofer, 293.

*78 Da bringt man mich nicht mit zehn Gäulen fort. (Nürtingen.) – Haug.

So gut gefällt es mir hier.

*79 Da findt man keinen g'sattelten Gaul. (Nürtingen.) – Haug.

Zur Bezeichnung arger Unordnung.

*80 Das wird keinen Gaul kosten.

*81 Dazu bringen mich zehn Gäule nicht.

„Seitdem ist das Sprichwort in Haldenbrunn: Wenn einer sagt: Zehn Gäule bringen mich nicht zu dem und dem, so antwortet man: Aber elf Gäule, wie die Moni aus der Mühle zum Tanz.“ (Auerbach, Dorfgesch., V, 119.) In Würzburg: Kee zeah Gäul brenga mi hie. (Sartorius, 162.)

*82 Den Gaul beim Schwanz (oder von hinten) aufzäumen.Eiselein, 209.

Lat.: Ab unguibus incipere. (Erasm., 34 u. 514; Binder II, 27.) – Aprum fluctibus appingit. (Horaz.) (Binder II, 203.) – Delphinum silvis appingit. (Horaz.) (Binder I, 295; II, 736; Philippi, I., 114; Seybold, 117.) – Venari in mari. (Plautus.) (Binder I, 1827; II, 3482.)

*83 Den Gaulen vmb den Gorden gruen.Gryse, Fr. 19 u. 41; Schiller, III, 6b.

*84 Der Gaul ist so mager, man könnte Häute an ihm aufhängen.Kirchhofer, 293.

*85 Dess brengt 'n Gaul um. (Würzburg.) – Sartorius, 161.

*86 Einem den Gaul satteln.Mayer, II, 217.

*87 Einem den Gaul scheu machen.Eiselein, 209.

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*88 Er reitet einen tollen Gaul.

*89 Er stellt Gaul und Esel zusammen.

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*90 Er sucht den Gaul und reitet darauf.Steiger, 287; Simrock, 3072; Eiselein, 209.

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*91 Er will immer auf den höchsten Gaul. (Nürtingen.) – Haug.

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*93 Gaul als Gur.Lehmann, II, 224, 14; Tappius, 116a; Simplicissimus (von Keller), III, 88, 32; 174, 28 u. 301, 6.

[Spaltenumbruch] *94 Gaul vmb gurre.Henisch, 1375, 7.

„Für was gibt man was.“ Henisch stellt als verwandt neben: Lohn vmb lohn, Korn vmb Saltz, ruck vmb stuck, wurst wider wurst.

*95 Halt mir de Gaul nit a!

*96 Immer auf Einem Gaul reiten.

Um den Ideenkreis vieler Leute zu charakterisiren, sagen die Russen: Wenn er nicht von seinem Gaul träumt, so träumt er von seiner Droschke.

*97 Mach' mir die Gäul' nicht scheu.Tendlau, 262.

*98 Mit fremdem Gaul sein Feld ackern.

*99 Schenk' ihm einen Gaul, er ist zum Hinaufsteigen zu faul.

*100 Sich auf den hohen Gaul setzen.

Sich eine wichtige Amtsmiene geben.

Frz.: Etre à cheval sur sa grandeur. – Se monter sur ses grands airs.

*101 Vom Gaul auf den Esel kommen.Weber, Demokritos, I, 8; Eiselein, 209; Sartorius, 161.

*102 Warum nicht gar mit dem Gaul in den Graben!

Lat.: Minime canterium in fossam (sc. dejice). (Livius.) (Binder II, 1862.)

*103 Wieder auf seinen Gaul kommen.


Gaulfleisch.

Giulefleisk is düer Fleisk, un doech werd et nit geaten. (Büren.) – Honcamp.

In neuerer Zeit fängt man an, es zu essen, aber erst wenn es wohlfeil geworden ist.


Gäullein.

1 Das geulin lauffend machen.Franck, II, 52a; Henisch, 1589; Körte, 1793.

Franck hat diese Redensart mit: „Uebel ärger machen“, zusammengestellt.

2 Es hats einer auff einem falben geulin nit so bald errathen.Franck, II, 54a.


Gaumen.

1 Ein leckerer Gaumen führt an den Bettelstab.

2 Einem durstigen Gaumen schmeckt jeder Wein gut.

3 Wem der Gaumen noch juckt, dem kitzelt's am Halse noch nicht.Neuyorker Tribunal-Zeitung vom 1. Oct. 1852.


Gauner.

1 Ein Gauner will übergaunert sein.

Span.: De diestro á diestro el mas presto. (Bohn I, 211.)

2 Je grösser Gauner, je grösser Glück.


Gautschen.

* Sie gautscht daher, wie die Ent' im Dreck. (Nürtingen.) – Haug.


Gebäck.

1 Gestohlenes Gebäck schmeckt leck(er).

*2 Aus der hundertsten Gebäcke 's Kleberamftel. (Warmbrunn.)

Scherzhaft von sehr entfernter Verwandtschaft. An andern Orten heisst es: Aus der siebenten Gebäcke das Kleinbrotel. (S. Suppe.) Die Franzosen sagen ähnlich: Aus sieben Suppen ein Löffel.

*3 Es ist Ein Gebäck.

Um eine verächtliche Vertraulichkeit oder Gesinnungsverwandtschaft zwischen Leuten zu bezeichnen.

Jüd.-deutsch: Sen aan Töches un aan Gebackes. (Tendlau, 573.)


Gebackenes.

1 Zweimal Gebackenes zerweicht auch im Wasser.

*2 Er bekommt Gebackenes. (Nürtingen.) – Haug.

D. h. eine Prügelsuppe.


Gebälk.

Wehe dem Gebälk, wenn das Haus einfällt.


Gebaren.

1 Gebare jung und thue wie ein Alter.

2 Schön gebaren, freundlich sprechen, vorne küssen, hinten stechen.


Gebären.

1 Die gebären, sollen nähren. (S. Mutter.)

Die Russen sagen: Die Gebärerin ist die beste Nährerin. Die Finnen: Gott sorgt für der Kühe Euter, ehe geboren sind die Kälber. (Reinsberg VII, 39.)

2 Gebären ist den Frauen leichter als Schweigen.

*3 Er gebiert so schnell wie ein Elefant.

Von denen, die sich mit ihren Entschlüssen und Plänen lange herumtragen, ehe sie dieselben, ausführen.


Gebarsch.

Gebarsch – nemarsch.Agricola I, 153; Henisch, 1382, 48; Simrock, 3081.

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[[683]/0711] 63 Wenn der Gaul gezäumet vnd gesattelt ist, so gehet er ebensowol, wenn ein nackender Knab darauff sitzt, als wenn ihn der Keyser oder der Pabst ritte. – Henisch, 1375, 9. 64 Wenn die alten Gäul gehend oder faule Pferd ziehen werden, vnd die alten Weiber tantzen vnd die weissen Wolcken regnen, so ist kein auffhören. – Henisch, 1589, 39. 65 Wenn die gewle aussgedrusen, so werden sie gesundt hernach. – Agricola I, 504; Henisch, 1374, 68; Lehmann, II, 827, 37; Blum, 664; Eiselein, 210. Man nimmt an, dass Menschen und Thiere, welche die Jugendkrankheiten überwunden, sich der besten Gesundheit erfreuen. 66 Wenn die jungen Gäule ausgedrüsen, so fressen sie wohl. – Megerle. 67 Wenn man die Gäule antreibt, treibt man auch den Wagen an. 68 Wenn man Gaul ruft, so antwortet der Busch nicht Hafer. 69 Wer alle vierzehn Tage einen andern Gaul in seinen Stall stellt, der muss bald selbst den Wagen ziehen durch die Welt. (Frankenwald.) 70 Wer dem Gaul seinen Willen lässt, den wirft er aus dem Sattel. – Simrock, 3066; Eiselein, 209. 71 Wer den einäugigen Gaul zum Thierarzt schickt, kann leicht einen blinden zurückerhalten. 72 Wer den Gaul miethet, muss ihn auch füttern. Frz.: Qui monte la mule, la ferre. 73 Wer ein Gaul hat angespant, der soll jhn auch wieder aussspannen. – Lehmann, 374, 10. 74 Wie der Gaul, so das Geschirr. 75 Wohin der Gaul geht, dahin geht auch der Wagen. 76 Wohin man den Gaul lenkt, dahin geht er. *77 Auf hohen Gäulen reiten. – Kirchhofer, 293. *78 Da bringt man mich nicht mit zehn Gäulen fort. (Nürtingen.) – Haug. So gut gefällt es mir hier. *79 Da findt man keinen g'sattelten Gaul. (Nürtingen.) – Haug. Zur Bezeichnung arger Unordnung. *80 Das wird keinen Gaul kosten. *81 Dazu bringen mich zehn Gäule nicht. „Seitdem ist das Sprichwort in Haldenbrunn: Wenn einer sagt: Zehn Gäule bringen mich nicht zu dem und dem, so antwortet man: Aber elf Gäule, wie die Moni aus der Mühle zum Tanz.“ (Auerbach, Dorfgesch., V, 119.) In Würzburg: Kee zeah Gäul brenga mi hie. (Sartorius, 162.) *82 Den Gaul beim Schwanz (oder von hinten) aufzäumen. – Eiselein, 209. Lat.: Ab unguibus incipere. (Erasm., 34 u. 514; Binder II, 27.) – Aprum fluctibus appingit. (Horaz.) (Binder II, 203.) – Delphinum silvis appingit. (Horaz.) (Binder I, 295; II, 736; Philippi, I., 114; Seybold, 117.) – Venari in mari. (Plautus.) (Binder I, 1827; II, 3482.) *83 Den Gaulen vmb den Gorden gruen. – Gryse, Fr. 19 u. 41; Schiller, III, 6b. *84 Der Gaul ist so mager, man könnte Häute an ihm aufhängen. – Kirchhofer, 293. *85 Dess brengt 'n Gaul um. (Würzburg.) – Sartorius, 161. *86 Einem den Gaul satteln. – Mayer, II, 217. *87 Einem den Gaul scheu machen. – Eiselein, 209. Lat.: Praeturbare feram. (Eiselein, 209.) *88 Er reitet einen tollen Gaul. *89 Er stellt Gaul und Esel zusammen. Lat.: Aquilam noctuae comparas. *90 Er sucht den Gaul und reitet darauf. – Steiger, 287; Simrock, 3072; Eiselein, 209. Lat.: Arrepta candela candelabrum quaeris. (Erasm., 365; Binder II, 238.) *91 Er will immer auf den höchsten Gaul. (Nürtingen.) – Haug. *92 Für ein gaul ein gurr. – Henisch, 1375, 6. Uebler Tausch. *93 Gaul als Gur. – Lehmann, II, 224, 14; Tappius, 116a; Simplicissimus (von Keller), III, 88, 32; 174, 28 u. 301, 6. *94 Gaul vmb gurre. – Henisch, 1375, 7. „Für was gibt man was.“ Henisch stellt als verwandt neben: Lohn vmb lohn, Korn vmb Saltz, ruck vmb stuck, wurst wider wurst. *95 Halt mir de Gaul nit a! *96 Immer auf Einem Gaul reiten. Um den Ideenkreis vieler Leute zu charakterisiren, sagen die Russen: Wenn er nicht von seinem Gaul träumt, so träumt er von seiner Droschke. *97 Mach' mir die Gäul' nicht scheu. – Tendlau, 262. *98 Mit fremdem Gaul sein Feld ackern. *99 Schenk' ihm einen Gaul, er ist zum Hinaufsteigen zu faul. *100 Sich auf den hohen Gaul setzen. Sich eine wichtige Amtsmiene geben. Frz.: Etre à cheval sur sa grandeur. – Se monter sur ses grands airs. *101 Vom Gaul auf den Esel kommen. – Weber, Demokritos, I, 8; Eiselein, 209; Sartorius, 161. *102 Warum nicht gar mit dem Gaul in den Graben! Lat.: Minime canterium in fossam (sc. dejice). (Livius.) (Binder II, 1862.) *103 Wieder auf seinen Gaul kommen. Gaulfleisch. Giulefleisk is düer Fleisk, un doech werd et nit geaten. (Büren.) – Honcamp. In neuerer Zeit fängt man an, es zu essen, aber erst wenn es wohlfeil geworden ist. Gäullein. 1 Das geulin lauffend machen. – Franck, II, 52a; Henisch, 1589; Körte, 1793. Franck hat diese Redensart mit: „Uebel ärger machen“, zusammengestellt. 2 Es hats einer auff einem falben geulin nit so bald errathen. – Franck, II, 54a. Gaumen. 1 Ein leckerer Gaumen führt an den Bettelstab. 2 Einem durstigen Gaumen schmeckt jeder Wein gut. 3 Wem der Gaumen noch juckt, dem kitzelt's am Halse noch nicht. – Neuyorker Tribunal-Zeitung vom 1. Oct. 1852. Gauner. 1 Ein Gauner will übergaunert sein. Span.: De diestro á diestro el mas presto. (Bohn I, 211.) 2 Je grösser Gauner, je grösser Glück. Gautschen. * Sie gautscht daher, wie die Ent' im Dreck. (Nürtingen.) – Haug. Gebäck. 1 Gestohlenes Gebäck schmeckt leck(er). *2 Aus der hundertsten Gebäcke 's Kleberamftel. (Warmbrunn.) Scherzhaft von sehr entfernter Verwandtschaft. An andern Orten heisst es: Aus der siebenten Gebäcke das Kleinbrotel. (S. Suppe.) Die Franzosen sagen ähnlich: Aus sieben Suppen ein Löffel. *3 Es ist Ein Gebäck. Um eine verächtliche Vertraulichkeit oder Gesinnungsverwandtschaft zwischen Leuten zu bezeichnen. Jüd.-deutsch: Sen aan Töches un aan Gebackes. (Tendlau, 573.) Gebackenes. 1 Zweimal Gebackenes zerweicht auch im Wasser. *2 Er bekommt Gebackenes. (Nürtingen.) – Haug. D. h. eine Prügelsuppe. Gebälk. Wehe dem Gebälk, wenn das Haus einfällt. Gebaren. 1 Gebare jung und thue wie ein Alter. 2 Schön gebaren, freundlich sprechen, vorne küssen, hinten stechen. Gebären. 1 Die gebären, sollen nähren. (S. Mutter.) Die Russen sagen: Die Gebärerin ist die beste Nährerin. Die Finnen: Gott sorgt für der Kühe Euter, ehe geboren sind die Kälber. (Reinsberg VII, 39.) 2 Gebären ist den Frauen leichter als Schweigen. *3 Er gebiert so schnell wie ein Elefant. Von denen, die sich mit ihren Entschlüssen und Plänen lange herumtragen, ehe sie dieselben, ausführen. Gebarsch. Gebarsch – nemarsch. – Agricola I, 153; Henisch, 1382, 48; Simrock, 3081. Nach Agricola ist das Wort unter den Kindern gebräuchlich, welche aus Unbeständigkeit und Wankelmuth einander bald etwas geben, bald wieder nehmen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [683]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/711>, abgerufen am 28.04.2024.