Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] kostfreier gsel, gelt einzunemen. Er dörfft eim nit zusehen, biss er jm gnug esse. Er geb Got vnd all seinn heiligen nit einn heller. Er gibt gern seinem maul, wann jn hungert. Er ist der meuler stieffvatter. Er ist seines guts knecht. Er ist seines weins so milt als sanct Leonhart seines eisens, der gibts keinem, man stele es jm dann. Er neme es Got vom altar. Er sihet gern tantzen, aber mit den zenen nit. Er tregt ein, wie ein byn. Es felt jm ein blutstropff vom hertzen, so offt er einn heller aussgibt (oder: so offt man zum maul fert). Es ist böss nachähren, wo er geschnitten hat. Es könde einer ein hun nit bei jm neren. Lasst er etwas vber, oder gewinnstu etwas an jm, so stricks an die hosen. Sein gelt vnd sein weib seind sein meyster wie siben hund eins hasens. Sein gut heysst jn nit herr. Wann einer etwas nach jm findt, so ists nit sündt, dasselbig auffzuheben. - Die Dänen haben eine Menge ähnlicher Redensarten: Han er föd i skive, vil heller have end give. Han giver to fade tomme, og det tredie intet i. Som har kun laert at tage ind, og ei at give ud. Som vil beholde sit alt, og haelvten af en andens. Som vil give med skeer, men tage ind med skieper; med fingre, men tage ind med haender fuld. (Prov. dan., 276.)

*251 Es gibt kein Mehl in den Brei.

Bringt keinen Nutzen.

*252 Es gibt nicht Speck an die Erbsen.

Trägt nichts ein, gewährt keinen Vortheil.

*253 Es gibt sich von selbst, wie das Griechische. - Eiselein, 258; Körte, 2412.

Scherz oder Spott, solche Gegenstände betreffend, die viel Anstrengung kosten. Oder auch: Nach und nach lernt sich, bewältigt man auch das Schwere.

Frz.: Cela va tout seul. (Kritzinger, 20.)

*254 Es gibt sich, wie Strümpfe von Bocksfellen.

*255 Es gittere, me hoattere, me red't nett gern dervoh. (Meiningen.)

Es gibt ihrer, man hat ihrer, man redet nicht gern davon. - Eine in den letzten Jahren des Bestehens der Forstakademie in Dreissigacker bei Meiningen aufgekommene Redensart, um Mädchen von zweideutigem Rufe zu bezeichnen.

*256 Gahn und ke Ende. (Oberlausitz.)

*257 Gat em gute, heirt oas doch nich. - Gomolcke, 405.

*258 Gebe steht nicht in seinem Wörterbuch. - Tendlau, 272.

Vom Geizigen.

*259 Gebt ihm, er ist von Ulm. - Kirchhofer, 119 u. 333; Reinsberg V, 111.

Eine Aufhetzungsrede der Schweizer bei Händeln, einen derb abzuprügeln. Sie hat entweder ihren Ursprung in dem Schwabenkriege, in welchem sich die Ulmer vor allen andern Reichsstädten an Eifer gegen die Schweizer hervorthaten, was, da Pirkheimer, ein schweizerischer Schriftsteller, sie "grössere Schreier als Streiter" nennt, diese natürlich um so mehr gegen sie reizen musste. Oder der in dem Sprichwort sich gegen die Ulmer aussprechende Hass hat seine Quelle darin, dass Ulm im Städteverein die ausschreibende und mahnende war, wodurch sie sich unbeliebt machte.

*260 Gib einem kleinen Jungen drei Sössling und thue es selbst. (Hamburg.)

Wenn man den Auftrag eines solchen, der nichts selbst thun mag, abweist.

*261 Gibst du ihr, sie gibt sich dir.

Lat.: Pudebat recusare, et non audebat suscipere. - Quae recipit dona femina nulla bona.

*262 Gibst du mir, so geh' ich mit dir.

*263 He gibt dem Düvel ken Piklicht (Pechfackel). (Holst.)

Von einem Knauser.

*264 He gift sick derna', as de Meid na't Saunen (Küssen). - Frommann, VI, 281, 649; Bueren, 653.

*265 I will der's goab'n, as1 der vor G'lust nit's Jung' o' gett2. (Franken.) - Frommann, VI, 317, 199.

1) Dass.

2) Abgeht. - Spottweis zu einem, der grosses Gelüst hat, wie eine Schwangere.

*266 Ich geb' dir's nicht, und wenn du dich uff da Kopf stellst. (Nürtingen.) - Haug.

*267 Ich gebe keine taube Nuss dafür.

Das Werthlose.

*268 Ich gebe, wie ich's habe, und nehme, wie ich's kriege.

*269 Ich geb's um ein Stück Brot. - Simrock, 3091.

*270 Ich will de äs ga1, dass de net wesst, ob de e Männle oder e Fräle bist. (Henneberg.)

1) Ich will dir eins, d. i. einen Schlag geben.

[Spaltenumbruch] *271 Ich will's ihm geben, dass er noch im russischen Monat daran denken soll. - Reinsberg VI, 62.

Nämlich eine Tracht Prügel, die er noch nach zwölf Tagen, um so viel der russische Monat zur Zeit später beginnt, fühlen soll.

*272 Ik gev em Een, da sall he mit allen Feifen na langen. (Holst.) - Schütze, III, 10.

Der Geschlagene greift oft mit der Hand nach dem Fleck, wenn der Schlag unversehens kam, oder vorher, um ihn mit der Hand aufzufangen.

*273 Je mehr sie geben, je mehr sie haben.

*274 Ma gibt's su gutt, mas hoat. - Gomolcke, 726.

*275 Nich to geb'n un to nehm'n wet'n. - Eichwald, 606.

*276 'S giebter a su viel, wie langzoilige Moise. - Gomolcke, 953.

*277 Se wet nich to gebn noch to nehmen. (Holst.) - Schütze, II, 33.

Von schlechten Köchinnen, die das rechte Mass der Zuthaten zu den Speisen verfehlen.

*278 Sei es nit vun Gevve zo Haus. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 242.

Sie ist nicht freigebig.

*279 Si gewt Köst un Kindelber togleik. (Holst.)

Köst geben, d. i. Hochzeit machen. Sie haben sich zu früh vertraut gemacht, sodass sie zugleich Hochzeit machen und taufen lassen.


Gebenhausen.

1 Der Herr von Gebenhausen ist gestorben.

Um zu sagen: ich bin, er ist nicht geneigt dies oder das zu verschenken. (S. Geber, Gebersdorf, Gebhausen und Schenk.)

*2 'R is nit von Gäbahausa. (Würzburg.) - Sartorius, 161.


Geber.

1 Der Geber ist gestorben und der Sohn verdorben.

Der Gedanke, dass man sich vergeblich nach Personen umsieht, die ihre Sachen verschenken, oder auch, dass die Wohlthätigkeit verschwunden sei, wird im Deutschen wie bei andern Völkern in verschiedener Abwandlung ausgedrückt. Die Deutschen sagen auch: Der alte Schenk ist todt. Schenk ist todt und Gebert hat 's Bein gebrochen. Schenk und Umsonst sind gestern gestorben. Im Harz: Schenk ist über den Berg gezogen. Gibmir hat 's Genick gebrochen. Schenk ist todt, der Wirth (der bezahlen lässt) lebt noch. Der Schenker ist gestorben, der Henker lebt noch. Herr Donat ist verschieden, sagen die Bergamasken; und man fügt in Venetien hinzu: in den Alpen, in Mailand, im Hospital. Die Engländer sagen: Der Geber ist heutzutage todt und Wiedergeber ist sehr siech. Auch die Neger in Surinam sagen: Umsonst's Mutter ist gestorben. (Reinsberg IV, 148.)

2 Der Geber ist todt und der Wiedergeber sehr krank.

Frz.: Donner est mort et preter est bien malade. (Kritzinger, 244.)

3 Ein fröhlicher Geber erfreut Gott.

4 Einen frölichen geber hat Gott lieb. - 2 Kor. 9, 7; Gruter, III, 40; Lehmann, II, 122, 30; 177, 48; Körte, 1802; Simrock, 3077; Müller, 72, 1; Kirchhofer, 337; Eiselein, 211; Schulze, 270; Zehner, 557.

Holl.: Den blijmoedigen gever heeft God lief. (Harrebomee, I, 234.)

Lat.: Hilarem datorem diligit deus.

5 Einen guten Geber segnet Gott. - Reinsberg II, 31; Simrock, 3076.

Holl.: De gever verliest niet. (Harrebomee, I, 234.)

6 Milden Geber liebet Gott.

7 Wie der Geber, so ist auch die Gab. - Lehmann, 236, 64.


Geberde.

1 An geberden kennet man das gemüeth. - Henisch, 1386, 30.

2 An Geberden mercket man, was im hertzen steckt. - Petri, II, 17.

3 Die geberden sollen dem Alter gleich sein. - Lehmann, 403, 4.

Man lasse Kinder Kinder sein.

4 Die geberden zeigen die sitten an. - Henisch, 1386, 31.

5 Ein Kind soll kindische geberden haben. - Lehmann, 408, 4.

6 Freundtlich geberd, verborgen tück beweisen sich für augen dick. - Henisch, 1386, 11; Petri, II, 315.

[Spaltenumbruch] kostfreier gsel, gelt einzunemen. Er dörfft eim nit zusehen, biss er jm gnug esse. Er geb Got vnd all seinn heiligen nit einn heller. Er gibt gern seinem maul, wann jn hungert. Er ist der meuler stieffvatter. Er ist seines guts knecht. Er ist seines weins so milt als sanct Leonhart seines eisens, der gibts keinem, man stele es jm dann. Er neme es Got vom altar. Er sihet gern tantzen, aber mit den zenen nit. Er tregt ein, wie ein byn. Es felt jm ein blutstropff vom hertzen, so offt er einn heller aussgibt (oder: so offt man zum maul fert). Es ist böss nachähren, wo er geschnitten hat. Es könde einer ein hun nit bei jm neren. Lasst er etwas vber, oder gewinnstu etwas an jm, so stricks an die hosen. Sein gelt vnd sein weib seind sein meyster wie siben hund eins hasens. Sein gut heysst jn nit herr. Wann einer etwas nach jm findt, so ists nit sündt, dasselbig auffzuheben. – Die Dänen haben eine Menge ähnlicher Redensarten: Han er fød i skive, vil heller have end give. Han giver to fade tomme, og det tredie intet i. Som har kun lært at tage ind, og ei at give ud. Som vil beholde sit alt, og hælvten af en andens. Som vil give med skeer, men tage ind med skieper; med fingre, men tage ind med hænder fuld. (Prov. dan., 276.)

*251 Es gibt kein Mehl in den Brei.

Bringt keinen Nutzen.

*252 Es gibt nicht Speck an die Erbsen.

Trägt nichts ein, gewährt keinen Vortheil.

*253 Es gibt sich von selbst, wie das Griechische.Eiselein, 258; Körte, 2412.

Scherz oder Spott, solche Gegenstände betreffend, die viel Anstrengung kosten. Oder auch: Nach und nach lernt sich, bewältigt man auch das Schwere.

Frz.: Cela va tout seul. (Kritzinger, 20.)

*254 Es gibt sich, wie Strümpfe von Bocksfellen.

*255 Es gittere, me hoattere, me red't nett gern dervoh. (Meiningen.)

Es gibt ihrer, man hat ihrer, man redet nicht gern davon. – Eine in den letzten Jahren des Bestehens der Forstakademie in Dreissigacker bei Meiningen aufgekommene Redensart, um Mädchen von zweideutigem Rufe zu bezeichnen.

*256 Gahn und kê Ende. (Oberlausitz.)

*257 Gat em gute, hîrt oas doch nich.Gomolcke, 405.

*258 Gebe steht nicht in seinem Wörterbuch.Tendlau, 272.

Vom Geizigen.

*259 Gebt ihm, er ist von Ulm.Kirchhofer, 119 u. 333; Reinsberg V, 111.

Eine Aufhetzungsrede der Schweizer bei Händeln, einen derb abzuprügeln. Sie hat entweder ihren Ursprung in dem Schwabenkriege, in welchem sich die Ulmer vor allen andern Reichsstädten an Eifer gegen die Schweizer hervorthaten, was, da Pirkheimer, ein schweizerischer Schriftsteller, sie „grössere Schreier als Streiter“ nennt, diese natürlich um so mehr gegen sie reizen musste. Oder der in dem Sprichwort sich gegen die Ulmer aussprechende Hass hat seine Quelle darin, dass Ulm im Städteverein die ausschreibende und mahnende war, wodurch sie sich unbeliebt machte.

*260 Gib einem kleinen Jungen drei Sössling und thue es selbst. (Hamburg.)

Wenn man den Auftrag eines solchen, der nichts selbst thun mag, abweist.

*261 Gibst du ihr, sie gibt sich dir.

Lat.: Pudebat recusare, et non audebat suscipere. – Quae recipit dona femina nulla bona.

*262 Gibst du mir, so geh' ich mit dir.

*263 He gibt dem Düvel kên Piklicht (Pechfackel). (Holst.)

Von einem Knauser.

*264 He gift sick dernâ', as de Meid na't Sûnen (Küssen).Frommann, VI, 281, 649; Bueren, 653.

*265 I will der's goab'n, as1 der vor G'lust nit's Jung' ô' gett2. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 199.

1) Dass.

2) Abgeht. – Spottweis zu einem, der grosses Gelüst hat, wie eine Schwangere.

*266 Ich geb' dir's nicht, und wenn du dich uff da Kopf stellst. (Nürtingen.) – Haug.

*267 Ich gebe keine taube Nuss dafür.

Das Werthlose.

*268 Ich gebe, wie ich's habe, und nehme, wie ich's kriege.

*269 Ich geb's um ein Stück Brot.Simrock, 3091.

*270 Ich will de äs ga1, dass de net wesst, ob de e Männle oder e Fräle bist. (Henneberg.)

1) Ich will dir eins, d. i. einen Schlag geben.

[Spaltenumbruch] *271 Ich will's ihm geben, dass er noch im russischen Monat daran denken soll.Reinsberg VI, 62.

Nämlich eine Tracht Prügel, die er noch nach zwölf Tagen, um so viel der russische Monat zur Zeit später beginnt, fühlen soll.

*272 Ik gêv em Een, da sall he mit allen Fîfen na langen. (Holst.) – Schütze, III, 10.

Der Geschlagene greift oft mit der Hand nach dem Fleck, wenn der Schlag unversehens kam, oder vorher, um ihn mit der Hand aufzufangen.

*273 Je mehr sie geben, je mehr sie haben.

*274 Ma gibt's su gutt, mas hoat.Gomolcke, 726.

*275 Nich to geb'n un to nehm'n wet'n.Eichwald, 606.

*276 'S giebter a su viel, wie langzoilige Moise.Gomolcke, 953.

*277 Se wêt nich to gebn noch to nehmen. (Holst.) – Schütze, II, 33.

Von schlechten Köchinnen, die das rechte Mass der Zuthaten zu den Speisen verfehlen.

*278 Sei es nit vun Gevve zo Hûs. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 242.

Sie ist nicht freigebig.

*279 Si gewt Köst un Kindelbêr toglîk. (Holst.)

Köst geben, d. i. Hochzeit machen. Sie haben sich zu früh vertraut gemacht, sodass sie zugleich Hochzeit machen und taufen lassen.


Gebenhausen.

1 Der Herr von Gebenhausen ist gestorben.

Um zu sagen: ich bin, er ist nicht geneigt dies oder das zu verschenken. (S. Geber, Gebersdorf, Gebhausen und Schenk.)

*2 'R is nit von Gäbahausa. (Würzburg.) – Sartorius, 161.


Geber.

1 Der Geber ist gestorben und der Sohn verdorben.

Der Gedanke, dass man sich vergeblich nach Personen umsieht, die ihre Sachen verschenken, oder auch, dass die Wohlthätigkeit verschwunden sei, wird im Deutschen wie bei andern Völkern in verschiedener Abwandlung ausgedrückt. Die Deutschen sagen auch: Der alte Schenk ist todt. Schenk ist todt und Gebert hat 's Bein gebrochen. Schenk und Umsonst sind gestern gestorben. Im Harz: Schenk ist über den Berg gezogen. Gibmir hat 's Genick gebrochen. Schenk ist todt, der Wirth (der bezahlen lässt) lebt noch. Der Schenker ist gestorben, der Henker lebt noch. Herr Donat ist verschieden, sagen die Bergamasken; und man fügt in Venetien hinzu: in den Alpen, in Mailand, im Hospital. Die Engländer sagen: Der Geber ist heutzutage todt und Wiedergeber ist sehr siech. Auch die Neger in Surinam sagen: Umsonst's Mutter ist gestorben. (Reinsberg IV, 148.)

2 Der Geber ist todt und der Wiedergeber sehr krank.

Frz.: Donner est mort et prêter est bien malade. (Kritzinger, 244.)

3 Ein fröhlicher Geber erfreut Gott.

4 Einen frölichen geber hat Gott lieb.2 Kor. 9, 7; Gruter, III, 40; Lehmann, II, 122, 30; 177, 48; Körte, 1802; Simrock, 3077; Müller, 72, 1; Kirchhofer, 337; Eiselein, 211; Schulze, 270; Zehner, 557.

Holl.: Den blijmoedigen gever heeft God lief. (Harrebomée, I, 234.)

Lat.: Hilarem datorem diligit deus.

5 Einen guten Geber segnet Gott.Reinsberg II, 31; Simrock, 3076.

Holl.: De gever verliest niet. (Harrebomée, I, 234.)

6 Milden Geber liebet Gott.

7 Wie der Geber, so ist auch die Gab.Lehmann, 236, 64.


Geberde.

1 An geberden kennet man das gemüeth.Henisch, 1386, 30.

2 An Geberden mercket man, was im hertzen steckt.Petri, II, 17.

3 Die geberden sollen dem Alter gleich sein.Lehmann, 403, 4.

Man lasse Kinder Kinder sein.

4 Die geberden zeigen die sitten an.Henisch, 1386, 31.

5 Ein Kind soll kindische geberden haben.Lehmann, 408, 4.

6 Freundtlich geberd, verborgen tück beweisen sich für augen dick.Henisch, 1386, 11; Petri, II, 315.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0717" n="[689]"/><cb n="1377"/>
kostfreier gsel, gelt einzunemen. Er dörfft eim nit zusehen, biss er jm gnug esse. Er geb Got vnd all seinn heiligen nit einn heller. Er gibt gern seinem maul, wann jn hungert. Er ist der meuler stieffvatter. Er ist seines guts knecht. Er ist seines weins so milt als sanct Leonhart seines eisens, der gibts keinem, man stele es jm dann. Er neme es Got vom altar. Er sihet gern tantzen, aber mit den zenen nit. Er tregt ein, wie ein byn. Es felt jm ein blutstropff vom hertzen, so offt er einn heller aussgibt (oder: so offt man zum maul fert). Es ist böss nachähren, wo er geschnitten hat. Es könde einer ein hun nit bei jm neren. Lasst er etwas vber, oder gewinnstu etwas an jm, so stricks an die hosen. Sein gelt vnd sein weib seind sein meyster wie siben hund eins hasens. Sein gut heysst jn nit herr. Wann einer etwas nach jm findt, so ists nit sündt, dasselbig auffzuheben. &#x2013; Die Dänen haben eine Menge ähnlicher Redensarten: Han er fød i skive, vil heller have end give. Han giver to fade tomme, og det tredie intet i. Som har kun lært at tage ind, og ei at give ud. Som vil beholde sit alt, og hælvten af en andens. Som vil give med skeer, men tage ind med skieper; med fingre, men tage ind med hænder fuld. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 276.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*251 Es gibt kein Mehl in den Brei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bringt keinen Nutzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*252 Es gibt nicht Speck an die Erbsen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Trägt nichts ein, gewährt keinen Vortheil.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*253 Es gibt sich von selbst, wie das Griechische.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 258; Körte, 2412.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherz oder Spott, solche Gegenstände betreffend, die viel Anstrengung kosten. Oder auch: Nach und nach lernt sich, bewältigt man auch das Schwere.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cela va tout seul. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*254 Es gibt sich, wie Strümpfe von Bocksfellen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*255 Es gittere, me hoattere, me red't nett gern dervoh.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es gibt ihrer, man hat ihrer, man redet nicht gern davon. &#x2013; Eine in den letzten Jahren des Bestehens der Forstakademie in Dreissigacker bei Meiningen aufgekommene Redensart, um Mädchen von zweideutigem Rufe zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*256 Gahn und kê Ende.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*257 Gat em gute, hîrt oas doch nich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 405.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*258 Gebe steht nicht in seinem Wörterbuch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 272.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Geizigen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*259 Gebt ihm, er ist von Ulm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 119 u. 333; Reinsberg V, 111.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Aufhetzungsrede der Schweizer bei Händeln, einen derb abzuprügeln. Sie hat entweder ihren Ursprung in dem Schwabenkriege, in welchem sich die Ulmer vor allen andern Reichsstädten an Eifer gegen die Schweizer hervorthaten, was, da <hi rendition="#i">Pirkheimer,</hi> ein schweizerischer Schriftsteller, sie &#x201E;grössere Schreier als Streiter&#x201C; nennt, diese natürlich um so mehr gegen sie reizen musste. Oder der in dem Sprichwort sich gegen die Ulmer aussprechende Hass hat seine Quelle darin, dass Ulm im Städteverein die ausschreibende und mahnende war, wodurch sie sich unbeliebt machte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*260 Gib einem kleinen Jungen drei Sössling und thue es selbst.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man den Auftrag eines solchen, der nichts selbst thun mag, abweist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*261 Gibst du ihr, sie gibt sich dir.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pudebat recusare, et non audebat suscipere. &#x2013; Quae recipit dona femina nulla bona.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*262 Gibst du mir, so geh' ich mit dir.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*263 He gibt dem Düvel kên Piklicht (Pechfackel).</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Knauser.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*264 He gift sick dernâ', as de Meid na't Sûnen (Küssen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 281, 649; Bueren, 653.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*265 I will der's goab'n, as<hi rendition="#sup">1</hi> der vor G'lust nit's Jung' ô' gett<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 317, 199.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dass.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Abgeht. &#x2013; Spottweis zu einem, der grosses Gelüst hat, wie eine Schwangere.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*266 Ich geb' dir's nicht, und wenn du dich uff da Kopf stellst.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haug.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*267 Ich gebe keine taube Nuss dafür.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Werthlose.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*268 Ich gebe, wie ich's habe, und nehme, wie ich's kriege.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*269 Ich geb's um ein Stück Brot.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 3091.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*270 Ich will de äs ga<hi rendition="#sup">1</hi>, dass de net wesst, ob de e Männle oder e Fräle bist.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ich will dir eins, d. i. einen Schlag geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1378"/>
*271 Ich will's ihm geben, dass er noch im russischen Monat daran denken soll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VI, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich eine Tracht Prügel, die er noch nach zwölf Tagen, um so viel der russische Monat zur Zeit später beginnt, fühlen soll.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*272 Ik gêv em Een, da sall he mit allen Fîfen na langen.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Geschlagene greift oft mit der Hand nach dem Fleck, wenn der Schlag unversehens kam, oder vorher, um ihn mit der Hand aufzufangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*273 Je mehr sie geben, je mehr sie haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*274 Ma gibt's su gutt, mas hoat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 726.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*275 Nich to geb'n un to nehm'n wet'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 606.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*276 'S giebter a su viel, wie langzoilige Moise.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 953.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*277 Se wêt nich to gebn noch to nehmen.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von schlechten Köchinnen, die das rechte Mass der Zuthaten zu den Speisen verfehlen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*278 Sei es nit vun Gevve zo Hûs.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 476, 242.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie ist nicht freigebig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*279 Si gewt Köst un Kindelbêr toglîk.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Köst geben, d. i. Hochzeit machen. Sie haben sich zu früh vertraut gemacht, sodass sie zugleich Hochzeit machen und taufen lassen.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gebenhausen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Herr von Gebenhausen ist gestorben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: ich bin, er ist nicht geneigt dies oder das zu verschenken. (S.  Geber,  Gebersdorf,  Gebhausen und  Schenk.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 'R is nit von Gäbahausa.</hi> (<hi rendition="#i">Würzburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Sartorius, 161.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Geber ist gestorben und der Sohn verdorben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Gedanke, dass man sich vergeblich nach Personen umsieht, die ihre Sachen verschenken, oder auch, dass die Wohlthätigkeit verschwunden sei, wird im Deutschen wie bei andern Völkern in verschiedener Abwandlung ausgedrückt. Die Deutschen sagen auch: Der alte Schenk ist todt. Schenk ist todt und Gebert hat 's Bein gebrochen. Schenk und Umsonst sind gestern gestorben. Im Harz: Schenk ist über den Berg gezogen. Gibmir hat 's Genick gebrochen. Schenk ist todt, der Wirth (der bezahlen lässt) lebt noch. Der Schenker ist gestorben, der Henker lebt noch. Herr Donat ist verschieden, sagen die Bergamasken; und man fügt in Venetien hinzu: in den Alpen, in Mailand, im Hospital. Die Engländer sagen: Der Geber ist heutzutage todt und Wiedergeber ist sehr siech. Auch die Neger in Surinam sagen: Umsonst's Mutter ist gestorben. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 148.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Geber ist todt und der Wiedergeber sehr krank.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Donner est mort et prêter est bien malade. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 244.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein fröhlicher Geber erfreut Gott.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Einen frölichen geber hat Gott lieb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">2 Kor. 9, 7; Gruter, III, 40; Lehmann, II, 122, 30; 177, 48; Körte, 1802; Simrock, 3077; Müller, 72, 1; Kirchhofer, 337; Eiselein, 211; Schulze, 270; Zehner, 557.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Den blijmoedigen gever heeft God lief. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Hilarem datorem diligit deus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Einen guten Geber segnet Gott.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg II, 31; Simrock, 3076.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De gever verliest niet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Milden Geber liebet Gott.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wie der Geber, so ist auch die Gab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 236, 64.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geberde.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 An geberden kennet man das gemüeth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1386, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 An Geberden mercket man, was im hertzen steckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die geberden sollen dem Alter gleich sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 403, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man lasse Kinder Kinder sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die geberden zeigen die sitten an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1386, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ein Kind soll kindische geberden haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 408, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Freundtlich geberd, verborgen tück beweisen sich für augen dick.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1386, 11; Petri, II, 315.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[689]/0717] kostfreier gsel, gelt einzunemen. Er dörfft eim nit zusehen, biss er jm gnug esse. Er geb Got vnd all seinn heiligen nit einn heller. Er gibt gern seinem maul, wann jn hungert. Er ist der meuler stieffvatter. Er ist seines guts knecht. Er ist seines weins so milt als sanct Leonhart seines eisens, der gibts keinem, man stele es jm dann. Er neme es Got vom altar. Er sihet gern tantzen, aber mit den zenen nit. Er tregt ein, wie ein byn. Es felt jm ein blutstropff vom hertzen, so offt er einn heller aussgibt (oder: so offt man zum maul fert). Es ist böss nachähren, wo er geschnitten hat. Es könde einer ein hun nit bei jm neren. Lasst er etwas vber, oder gewinnstu etwas an jm, so stricks an die hosen. Sein gelt vnd sein weib seind sein meyster wie siben hund eins hasens. Sein gut heysst jn nit herr. Wann einer etwas nach jm findt, so ists nit sündt, dasselbig auffzuheben. – Die Dänen haben eine Menge ähnlicher Redensarten: Han er fød i skive, vil heller have end give. Han giver to fade tomme, og det tredie intet i. Som har kun lært at tage ind, og ei at give ud. Som vil beholde sit alt, og hælvten af en andens. Som vil give med skeer, men tage ind med skieper; med fingre, men tage ind med hænder fuld. (Prov. dan., 276.) *251 Es gibt kein Mehl in den Brei. Bringt keinen Nutzen. *252 Es gibt nicht Speck an die Erbsen. Trägt nichts ein, gewährt keinen Vortheil. *253 Es gibt sich von selbst, wie das Griechische. – Eiselein, 258; Körte, 2412. Scherz oder Spott, solche Gegenstände betreffend, die viel Anstrengung kosten. Oder auch: Nach und nach lernt sich, bewältigt man auch das Schwere. Frz.: Cela va tout seul. (Kritzinger, 20.) *254 Es gibt sich, wie Strümpfe von Bocksfellen. *255 Es gittere, me hoattere, me red't nett gern dervoh. (Meiningen.) Es gibt ihrer, man hat ihrer, man redet nicht gern davon. – Eine in den letzten Jahren des Bestehens der Forstakademie in Dreissigacker bei Meiningen aufgekommene Redensart, um Mädchen von zweideutigem Rufe zu bezeichnen. *256 Gahn und kê Ende. (Oberlausitz.) *257 Gat em gute, hîrt oas doch nich. – Gomolcke, 405. *258 Gebe steht nicht in seinem Wörterbuch. – Tendlau, 272. Vom Geizigen. *259 Gebt ihm, er ist von Ulm. – Kirchhofer, 119 u. 333; Reinsberg V, 111. Eine Aufhetzungsrede der Schweizer bei Händeln, einen derb abzuprügeln. Sie hat entweder ihren Ursprung in dem Schwabenkriege, in welchem sich die Ulmer vor allen andern Reichsstädten an Eifer gegen die Schweizer hervorthaten, was, da Pirkheimer, ein schweizerischer Schriftsteller, sie „grössere Schreier als Streiter“ nennt, diese natürlich um so mehr gegen sie reizen musste. Oder der in dem Sprichwort sich gegen die Ulmer aussprechende Hass hat seine Quelle darin, dass Ulm im Städteverein die ausschreibende und mahnende war, wodurch sie sich unbeliebt machte. *260 Gib einem kleinen Jungen drei Sössling und thue es selbst. (Hamburg.) Wenn man den Auftrag eines solchen, der nichts selbst thun mag, abweist. *261 Gibst du ihr, sie gibt sich dir. Lat.: Pudebat recusare, et non audebat suscipere. – Quae recipit dona femina nulla bona. *262 Gibst du mir, so geh' ich mit dir. *263 He gibt dem Düvel kên Piklicht (Pechfackel). (Holst.) Von einem Knauser. *264 He gift sick dernâ', as de Meid na't Sûnen (Küssen). – Frommann, VI, 281, 649; Bueren, 653. *265 I will der's goab'n, as1 der vor G'lust nit's Jung' ô' gett2. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 199. 1) Dass. 2) Abgeht. – Spottweis zu einem, der grosses Gelüst hat, wie eine Schwangere. *266 Ich geb' dir's nicht, und wenn du dich uff da Kopf stellst. (Nürtingen.) – Haug. *267 Ich gebe keine taube Nuss dafür. Das Werthlose. *268 Ich gebe, wie ich's habe, und nehme, wie ich's kriege. *269 Ich geb's um ein Stück Brot. – Simrock, 3091. *270 Ich will de äs ga1, dass de net wesst, ob de e Männle oder e Fräle bist. (Henneberg.) 1) Ich will dir eins, d. i. einen Schlag geben. *271 Ich will's ihm geben, dass er noch im russischen Monat daran denken soll. – Reinsberg VI, 62. Nämlich eine Tracht Prügel, die er noch nach zwölf Tagen, um so viel der russische Monat zur Zeit später beginnt, fühlen soll. *272 Ik gêv em Een, da sall he mit allen Fîfen na langen. (Holst.) – Schütze, III, 10. Der Geschlagene greift oft mit der Hand nach dem Fleck, wenn der Schlag unversehens kam, oder vorher, um ihn mit der Hand aufzufangen. *273 Je mehr sie geben, je mehr sie haben. *274 Ma gibt's su gutt, mas hoat. – Gomolcke, 726. *275 Nich to geb'n un to nehm'n wet'n. – Eichwald, 606. *276 'S giebter a su viel, wie langzoilige Moise. – Gomolcke, 953. *277 Se wêt nich to gebn noch to nehmen. (Holst.) – Schütze, II, 33. Von schlechten Köchinnen, die das rechte Mass der Zuthaten zu den Speisen verfehlen. *278 Sei es nit vun Gevve zo Hûs. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 242. Sie ist nicht freigebig. *279 Si gewt Köst un Kindelbêr toglîk. (Holst.) Köst geben, d. i. Hochzeit machen. Sie haben sich zu früh vertraut gemacht, sodass sie zugleich Hochzeit machen und taufen lassen. Gebenhausen. 1 Der Herr von Gebenhausen ist gestorben. Um zu sagen: ich bin, er ist nicht geneigt dies oder das zu verschenken. (S. Geber, Gebersdorf, Gebhausen und Schenk.) *2 'R is nit von Gäbahausa. (Würzburg.) – Sartorius, 161. Geber. 1 Der Geber ist gestorben und der Sohn verdorben. Der Gedanke, dass man sich vergeblich nach Personen umsieht, die ihre Sachen verschenken, oder auch, dass die Wohlthätigkeit verschwunden sei, wird im Deutschen wie bei andern Völkern in verschiedener Abwandlung ausgedrückt. Die Deutschen sagen auch: Der alte Schenk ist todt. Schenk ist todt und Gebert hat 's Bein gebrochen. Schenk und Umsonst sind gestern gestorben. Im Harz: Schenk ist über den Berg gezogen. Gibmir hat 's Genick gebrochen. Schenk ist todt, der Wirth (der bezahlen lässt) lebt noch. Der Schenker ist gestorben, der Henker lebt noch. Herr Donat ist verschieden, sagen die Bergamasken; und man fügt in Venetien hinzu: in den Alpen, in Mailand, im Hospital. Die Engländer sagen: Der Geber ist heutzutage todt und Wiedergeber ist sehr siech. Auch die Neger in Surinam sagen: Umsonst's Mutter ist gestorben. (Reinsberg IV, 148.) 2 Der Geber ist todt und der Wiedergeber sehr krank. Frz.: Donner est mort et prêter est bien malade. (Kritzinger, 244.) 3 Ein fröhlicher Geber erfreut Gott. 4 Einen frölichen geber hat Gott lieb. – 2 Kor. 9, 7; Gruter, III, 40; Lehmann, II, 122, 30; 177, 48; Körte, 1802; Simrock, 3077; Müller, 72, 1; Kirchhofer, 337; Eiselein, 211; Schulze, 270; Zehner, 557. Holl.: Den blijmoedigen gever heeft God lief. (Harrebomée, I, 234.) Lat.: Hilarem datorem diligit deus. 5 Einen guten Geber segnet Gott. – Reinsberg II, 31; Simrock, 3076. Holl.: De gever verliest niet. (Harrebomée, I, 234.) 6 Milden Geber liebet Gott. 7 Wie der Geber, so ist auch die Gab. – Lehmann, 236, 64. Geberde. 1 An geberden kennet man das gemüeth. – Henisch, 1386, 30. 2 An Geberden mercket man, was im hertzen steckt. – Petri, II, 17. 3 Die geberden sollen dem Alter gleich sein. – Lehmann, 403, 4. Man lasse Kinder Kinder sein. 4 Die geberden zeigen die sitten an. – Henisch, 1386, 31. 5 Ein Kind soll kindische geberden haben. – Lehmann, 408, 4. 6 Freundtlich geberd, verborgen tück beweisen sich für augen dick. – Henisch, 1386, 11; Petri, II, 315.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/717
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [689]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/717>, abgerufen am 27.04.2024.