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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 33 Mit frischem Geist und flinker Hand kommt man durch alle Land.

Holl.: Kloeke geesten en kundige handen worden gevoed in alle landen. (Harrebomee, I, 211.)

34 Nicht jeder Geist lässt sich in eine Flasche bannen.

35 Schöne Geister finden (kennen) sich.

So nannte der Dichter Schubart den Dichter Nikodemus Frischlin den Bruder seines Geistes.

Frz.: Les beaux esprits se rencontrent. (Leroux, II, 250.)

36 Thätiger Geist und sinnige Hand ziehen den Segen ins Vaterland. - Grabschrift der Barbara Uttmann.

37 Wen der Geist Gottes nicht lehret, den lehret auch kein Pfaffe, ob er ihm schon einen Tag dreimal predigte oder misstficirte. - Opel, 376.

38 Wenn der Geist einmal frei ist, lässt er sich schwer wieder binden.

Lat.: Facilius mentem aperiri, quam claudi. (Bovill, I, 194.)

39 Wenn kommt der Heilige Geist, gilt das Korn am allermeist. (S. 42.) - Kirchhofer, 319.

40 Wenn man nach einem geist hawet oder schlägt, so verwundet man sich selber. - Henisch, 1416, 62; Petri, II, 668; Klosterspiegel, 28, 7; Eiselein, 217; Simrock, 3191.

Soll schon zuweilen einer Regierung begegnet sein. Nach einer von Fr. Schultheis in den Hausblättern von Hackländer (1865, Nr. 13, S. 61) unter der Ueberschrift Die tapfere Schildwache erzählten Volkssage hat ein Soldat tapfer auf einen Geist losgeschlagen, der ihm des Nachts um 12 Uhr erschien.

41 Wenn wi singt vam hilligen Gest, so gelt de Wet dat allermest. (Fehmarn.) - Schütze, II, 17.

Der vorjährige Weizen (das Getreide überhaupt) ist zu Pfingsten am theuersten, weil noch kein neuer da ist.

42 Wer die Geister nicht kann regieren, soll sie nicht citiren.

"Die ich rief, die Geister, die werd' ich nun nicht los." (Goethe's Zauberlehrling.)

43 Wo der heilige Geist meister ist, da lehrnet man vil in kurtzer frist. - Henisch, 1446, 32.

44 Wo die meisten Geister spuken, da sind die wenigsten zu Hause.

Der Stachel dieses Sprichworts geht wider die Erfinder von Geistergeschichten und ihre Gläubigen, gegen Spiritualisten, Tischrücker und Genossen.

45 Wo Geist ist, da rührt sich Geist.

Böhm.: Slaby duch nic nevytvori, a jen cas na zarbuh mori. (Celakovsky, 211.)

46 Wo Geist ist, da spuken keine Geister.

*47 Das erriethe selbst der Heilige Geist nicht.

Lat.: Nec Apollo, quid sibi haec velint, intelligat. (Eiselein, 216.)

*48 Das hat ihm der Heilige Geist nicht eingegeben.

Holl.: Het was gelijk de Heilige Geest, die het mij ingaf. (Harrebomee, I, 298.)

*49 Den heyligen geyst reden leren. - Franck, II, 21b.

Den, der weit über uns steht, belehren oder meistern wollen. (S. Adler 21 u. Frosch 87.)

*50 Der Geist Saul's ist über ihn gekommen.

Er ist von Bosheit, Zorn, Rache erfüllt.

Böhm.: Napadl ho duch Saule proroka. (Celakovsky, 17.)

*51 Der Heilige Geist spricht aus ihm.

Holl.: De Heilige Geest spreekt uit zijn' mond. (Harrebomee, I, 298.)

*52 Einen grossen Geist genirt das nicht.

Dän.: Et högt gemyt foragter de höge og elsker middelmaadige ting. (Prov. dan., 224.)

*53 Er hat den Heiligen Geist sammt den Fedarn g'schlickt. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Spottweise von einem Ueberfrommen oder Ueberklugen.

*54 Er hat einen hohen Geist, als wenn er auf dem Kirchhofe geschlafen hätte.

*55 Er ist mit seinem Geiste in der Schüssel.

*56 Es hat dem Heiligen Geist und uns gedünkt.

Ursprünglich die Redeweise, mit der die Apostel ihren Beschlüssen Kraft gaben und welche die Väter des Tridentiner Concils, blos mit Weglassung des Heiligen Geistes, angenommen haben. (Reinsberg VI, 34.)

*57 Seinen Geist aufgeben.

Frz.: Rendre les abdois.

[Spaltenumbruch] *58 Sie fahen an im Geist und enden im Fleisch. - Eiselein, 217.

"Der Zettel ist Geist, der Intrag Fleisch, ist Dirdendei, halb linen, halb wöllen."


Geistarmer.

Einn geystarmen macht eyn yeder zinss reich. - Franck, I, 116b.


Geistaufgeben.

* Das ist zum Geistaufgeben. (Schles.)


Geistlich.

1 Es ist nicht alles geistlich, was schwarze Kappen trägt.

2 Geistlich umb den Kopff, weltlich (frölich) umb den Bauch, ist (aller) itzunder der Nonnen Brauch. - Facet., 258; Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 3.


Geistliche.

1 Die Geistlichen können ihre erste Predigt, die abgedankten Minister ihren frühern Einfluss und die Weiber ihre Hochzeitnacht nie vergessen.

2 Die Geistlichen sollen bei ihrer Bibel bleiben. - Pistor., I, 29; Simrock, 3192.

Will sagen, sie sollen sich nicht in Regierungsangelegenheiten mischen, weil sie da in der Regel mehr verderben als gut machen; sie sollen sich vielmehr dem Studium der Bibel widmen, wobei es wol der Volksbildung nicht schaden wird, wenn sie sich mit den Fortschritten der Naturwissenschaften in Bekanntschaft erhalten. Bunsen (Die Verfassung der Kirche der Zukunft) hält Theologen für einseitige und befangene Geschäftsmänner. Namentlich das Recht, meint er, hätten selbst die weisesten und besten Geistlichen verdorben. (Vgl. Die Epigonen, Leipzig 1846, I, 208.) Und Dupin sprach am 19. März 1844 in der französischen Deputirtenkammer den Wunsch aus: "Möge sich die Geistlichkeit in der himmlischen Sphäre, in die sie sich setzt, bewegen." (Schles. Zeitung, 1844, S. 649.)

3 Die Geistlichen tragen kleine Kreuzlein hintennach, der Gemeine die grossen voran.

4 Die (römischen) Geistlichen wollen wol eigen Gut haben, aber nicht eigene Weiber. - Welt und Zeit, V, 77, 17.

5 Die gelehrtesten Geistlichen sind nicht immer die besten Seelsorger.

Frz.: Les meilleurs clercs ne sont pas les plus sages. (Leroux, II, 93.)

6 Ein Geistlicher zehntet den andern nicht aus.

Lat.: Clericus clericum non decimat. (Philippi, I, 85; Faselius, 46; Wiegand, 28.)

7 Geistliche können mit ihren langen Mänteln viel Dings bedecken. - Schuppius.

So bedeckten sie damit in den Südstaaten der nordamerikanischen Union das Institut der Sklaverei; denn die meisten Sklaven gehörten gerade den Geistlichen der verschiedenen Sekten, und zwar um das Jahr 1855 zusammen 660562, die meisten, nämlich 212565, den Methodisten. (Ausland, 1856.)

8 Geistliche reinigen das Gewissen, Aerzte den Leib, Juristen den Beutel. - Sailer, 135.

9 Geistliche spielen gern die erste Geige.

Einer der Beschlüsse des Concils zu Troyes im Jahre 877 lautete: "Die weltlichen Machthaber sollen sich in Gegenwart der geistlichen nicht eher niedersetzen, als diese es verlangen." (Wagenseil, Aehrenlese, Altenburg 1832, 71, 132.)

10 Mancher wird ein Geistlicher genennet, der wol Pharisäer heissen könnte. - Opel, 376.

11 Wenn die Geistlichen reisen, so regnet es. - Erklärung, 3; Tenzel, Monatliche Unterredungen (1690), 1058 fg.

Man hat dies Sprichwort auf doppelte Weise zu erklären versucht. Einmal soll es daher entstanden sein, dass in den Gegenden, wo die Geistlichen den Zehnten einsammelten, sie gewöhnlich die Zeit wählten, in der es regnete oder Regen zu erwarten war, um die Bauern, die bei schöner Witterung mit Feldarbeiten beschäftigt sind, desto sicherer zu Hause zu treffen, was leicht zu bemerken war und zur Entstehung des Sprichworts veranlassen konnte. Nach einer alten böhmischen Chronik oder Historie von Joh. Dubrow soll aber das Sprichwort einen historischen Entstehungsgrund haben. Dort wird nämlich erzählt, dass der Bischof Adalbert von Prag wegen vieler Verdriesslichkeiten, die man ihm bereitet, sein Amt niedergelegt und sich nach Rom gewandt habe. (Vgl. Hartknoch's Preuss. Kirchenhistorie, Bd. 1, Kap. 1, S. 13 fg.) Als indess sein Nachfolger am Altar umgebracht worden war, hatten die Böhmen eine doppelte Gesandtschaft an den Papst geschickt, den Adalbert zurückerbeten und auch erhalten. "Adalbert", erzählt der Chronist

[Spaltenumbruch] 33 Mit frischem Geist und flinker Hand kommt man durch alle Land.

Holl.: Kloeke geesten en kundige handen worden gevoed in alle landen. (Harrebomée, I, 211.)

34 Nicht jeder Geist lässt sich in eine Flasche bannen.

35 Schöne Geister finden (kennen) sich.

So nannte der Dichter Schubart den Dichter Nikodemus Frischlin den Bruder seines Geistes.

Frz.: Les beaux esprits se rencontrent. (Leroux, II, 250.)

36 Thätiger Geist und sinnige Hand ziehen den Segen ins Vaterland.Grabschrift der Barbara Uttmann.

37 Wen der Geist Gottes nicht lehret, den lehret auch kein Pfaffe, ob er ihm schon einen Tag dreimal predigte oder misstficirte.Opel, 376.

38 Wenn der Geist einmal frei ist, lässt er sich schwer wieder binden.

Lat.: Facilius mentem aperiri, quam claudi. (Bovill, I, 194.)

39 Wenn kommt der Heilige Geist, gilt das Korn am allermeist. (S. 42.)Kirchhofer, 319.

40 Wenn man nach einem geist hawet oder schlägt, so verwundet man sich selber.Henisch, 1416, 62; Petri, II, 668; Klosterspiegel, 28, 7; Eiselein, 217; Simrock, 3191.

Soll schon zuweilen einer Regierung begegnet sein. Nach einer von Fr. Schultheis in den Hausblättern von Hackländer (1865, Nr. 13, S. 61) unter der Ueberschrift Die tapfere Schildwache erzählten Volkssage hat ein Soldat tapfer auf einen Geist losgeschlagen, der ihm des Nachts um 12 Uhr erschien.

41 Wenn wi singt vam hilligen Gêst, so gelt de Wêt dat allermêst. (Fehmarn.) – Schütze, II, 17.

Der vorjährige Weizen (das Getreide überhaupt) ist zu Pfingsten am theuersten, weil noch kein neuer da ist.

42 Wer die Geister nicht kann regieren, soll sie nicht citiren.

„Die ich rief, die Geister, die werd' ich nun nicht los.“ (Goethe's Zauberlehrling.)

43 Wo der heilige Geist meister ist, da lehrnet man vil in kurtzer frist.Henisch, 1446, 32.

44 Wo die meisten Geister spuken, da sind die wenigsten zu Hause.

Der Stachel dieses Sprichworts geht wider die Erfinder von Geistergeschichten und ihre Gläubigen, gegen Spiritualisten, Tischrücker und Genossen.

45 Wo Geist ist, da rührt sich Geist.

Böhm.: Slabý duch nic nevytvoří, a jen čas na zařbůh moří. (Čelakovský, 211.)

46 Wo Geist ist, da spuken keine Geister.

*47 Das erriethe selbst der Heilige Geist nicht.

Lat.: Nec Apollo, quid sibi haec velint, intelligat. (Eiselein, 216.)

*48 Das hat ihm der Heilige Geist nicht eingegeben.

Holl.: Het was gelijk de Heilige Geest, die het mij ingaf. (Harrebomée, I, 298.)

*49 Den heyligen geyst reden leren.Franck, II, 21b.

Den, der weit über uns steht, belehren oder meistern wollen. (S. Adler 21 u. Frosch 87.)

*50 Der Geist Saul's ist über ihn gekommen.

Er ist von Bosheit, Zorn, Rache erfüllt.

Böhm.: Napadl ho duch Saule proroka. (Čelakovský, 17.)

*51 Der Heilige Geist spricht aus ihm.

Holl.: De Heilige Geest spreekt uit zijn' mond. (Harrebomée, I, 298.)

*52 Einen grossen Geist genirt das nicht.

Dän.: Et høgt gemyt foragter de høge og elsker middelmaadige ting. (Prov. dan., 224.)

*53 Er hat den Heiligen Geist sammt den Fedarn g'schlickt. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Spottweise von einem Ueberfrommen oder Ueberklugen.

*54 Er hat einen hohen Geist, als wenn er auf dem Kirchhofe geschlafen hätte.

*55 Er ist mit seinem Geiste in der Schüssel.

*56 Es hat dem Heiligen Geist und uns gedünkt.

Ursprünglich die Redeweise, mit der die Apostel ihren Beschlüssen Kraft gaben und welche die Väter des Tridentiner Concils, blos mit Weglassung des Heiligen Geistes, angenommen haben. (Reinsberg VI, 34.)

*57 Seinen Geist aufgeben.

Frz.: Rendre les abdois.

[Spaltenumbruch] *58 Sie fahen an im Geist und enden im Fleisch.Eiselein, 217.

„Der Zettel ist Geist, der Intrag Fleisch, ist Dirdendei, halb linen, halb wöllen.“


Geistarmer.

Einn geystarmen macht eyn yeder zinss reich.Franck, I, 116b.


Geistaufgeben.

* Das ist zum Geistaufgeben. (Schles.)


Geistlich.

1 Es ist nicht alles geistlich, was schwarze Kappen trägt.

2 Geistlich umb den Kopff, weltlich (frölich) umb den Bauch, ist (aller) itzunder der Nonnen Brauch.Facet., 258; Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 3.


Geistliche.

1 Die Geistlichen können ihre erste Predigt, die abgedankten Minister ihren frühern Einfluss und die Weiber ihre Hochzeitnacht nie vergessen.

2 Die Geistlichen sollen bei ihrer Bibel bleiben.Pistor., I, 29; Simrock, 3192.

Will sagen, sie sollen sich nicht in Regierungsangelegenheiten mischen, weil sie da in der Regel mehr verderben als gut machen; sie sollen sich vielmehr dem Studium der Bibel widmen, wobei es wol der Volksbildung nicht schaden wird, wenn sie sich mit den Fortschritten der Naturwissenschaften in Bekanntschaft erhalten. Bunsen (Die Verfassung der Kirche der Zukunft) hält Theologen für einseitige und befangene Geschäftsmänner. Namentlich das Recht, meint er, hätten selbst die weisesten und besten Geistlichen verdorben. (Vgl. Die Epigonen, Leipzig 1846, I, 208.) Und Dupin sprach am 19. März 1844 in der französischen Deputirtenkammer den Wunsch aus: „Möge sich die Geistlichkeit in der himmlischen Sphäre, in die sie sich setzt, bewegen.“ (Schles. Zeitung, 1844, S. 649.)

3 Die Geistlichen tragen kleine Kreuzlein hintennach, der Gemeine die grossen voran.

4 Die (römischen) Geistlichen wollen wol eigen Gut haben, aber nicht eigene Weiber.Welt und Zeit, V, 77, 17.

5 Die gelehrtesten Geistlichen sind nicht immer die besten Seelsorger.

Frz.: Les meilleurs clercs ne sont pas les plus sages. (Leroux, II, 93.)

6 Ein Geistlicher zehntet den andern nicht aus.

Lat.: Clericus clericum non decimat. (Philippi, I, 85; Faselius, 46; Wiegand, 28.)

7 Geistliche können mit ihren langen Mänteln viel Dings bedecken.Schuppius.

So bedeckten sie damit in den Südstaaten der nordamerikanischen Union das Institut der Sklaverei; denn die meisten Sklaven gehörten gerade den Geistlichen der verschiedenen Sekten, und zwar um das Jahr 1855 zusammen 660562, die meisten, nämlich 212565, den Methodisten. (Ausland, 1856.)

8 Geistliche reinigen das Gewissen, Aerzte den Leib, Juristen den Beutel.Sailer, 135.

9 Geistliche spielen gern die erste Geige.

Einer der Beschlüsse des Concils zu Troyes im Jahre 877 lautete: „Die weltlichen Machthaber sollen sich in Gegenwart der geistlichen nicht eher niedersetzen, als diese es verlangen.“ (Wagenseil, Aehrenlese, Altenburg 1832, 71, 132.)

10 Mancher wird ein Geistlicher genennet, der wol Pharisäer heissen könnte.Opel, 376.

11 Wenn die Geistlichen reisen, so regnet es.Erklärung, 3; Tenzel, Monatliche Unterredungen (1690), 1058 fg.

Man hat dies Sprichwort auf doppelte Weise zu erklären versucht. Einmal soll es daher entstanden sein, dass in den Gegenden, wo die Geistlichen den Zehnten einsammelten, sie gewöhnlich die Zeit wählten, in der es regnete oder Regen zu erwarten war, um die Bauern, die bei schöner Witterung mit Feldarbeiten beschäftigt sind, desto sicherer zu Hause zu treffen, was leicht zu bemerken war und zur Entstehung des Sprichworts veranlassen konnte. Nach einer alten böhmischen Chronik oder Historie von Joh. Dubrow soll aber das Sprichwort einen historischen Entstehungsgrund haben. Dort wird nämlich erzählt, dass der Bischof Adalbert von Prag wegen vieler Verdriesslichkeiten, die man ihm bereitet, sein Amt niedergelegt und sich nach Rom gewandt habe. (Vgl. Hartknoch's Preuss. Kirchenhistorie, Bd. 1, Kap. 1, S. 13 fg.) Als indess sein Nachfolger am Altar umgebracht worden war, hatten die Böhmen eine doppelte Gesandtschaft an den Papst geschickt, den Adalbert zurückerbeten und auch erhalten. „Adalbert“, erzählt der Chronist

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          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Geistlichen sollen bei ihrer Bibel bleiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., I, 29; Simrock, 3192.</hi></p><lb/>
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[[726]/0754] 33 Mit frischem Geist und flinker Hand kommt man durch alle Land. Holl.: Kloeke geesten en kundige handen worden gevoed in alle landen. (Harrebomée, I, 211.) 34 Nicht jeder Geist lässt sich in eine Flasche bannen. 35 Schöne Geister finden (kennen) sich. So nannte der Dichter Schubart den Dichter Nikodemus Frischlin den Bruder seines Geistes. Frz.: Les beaux esprits se rencontrent. (Leroux, II, 250.) 36 Thätiger Geist und sinnige Hand ziehen den Segen ins Vaterland. – Grabschrift der Barbara Uttmann. 37 Wen der Geist Gottes nicht lehret, den lehret auch kein Pfaffe, ob er ihm schon einen Tag dreimal predigte oder misstficirte. – Opel, 376. 38 Wenn der Geist einmal frei ist, lässt er sich schwer wieder binden. Lat.: Facilius mentem aperiri, quam claudi. (Bovill, I, 194.) 39 Wenn kommt der Heilige Geist, gilt das Korn am allermeist. (S. 42.) – Kirchhofer, 319. 40 Wenn man nach einem geist hawet oder schlägt, so verwundet man sich selber. – Henisch, 1416, 62; Petri, II, 668; Klosterspiegel, 28, 7; Eiselein, 217; Simrock, 3191. Soll schon zuweilen einer Regierung begegnet sein. Nach einer von Fr. Schultheis in den Hausblättern von Hackländer (1865, Nr. 13, S. 61) unter der Ueberschrift Die tapfere Schildwache erzählten Volkssage hat ein Soldat tapfer auf einen Geist losgeschlagen, der ihm des Nachts um 12 Uhr erschien. 41 Wenn wi singt vam hilligen Gêst, so gelt de Wêt dat allermêst. (Fehmarn.) – Schütze, II, 17. Der vorjährige Weizen (das Getreide überhaupt) ist zu Pfingsten am theuersten, weil noch kein neuer da ist. 42 Wer die Geister nicht kann regieren, soll sie nicht citiren. „Die ich rief, die Geister, die werd' ich nun nicht los.“ (Goethe's Zauberlehrling.) 43 Wo der heilige Geist meister ist, da lehrnet man vil in kurtzer frist. – Henisch, 1446, 32. 44 Wo die meisten Geister spuken, da sind die wenigsten zu Hause. Der Stachel dieses Sprichworts geht wider die Erfinder von Geistergeschichten und ihre Gläubigen, gegen Spiritualisten, Tischrücker und Genossen. 45 Wo Geist ist, da rührt sich Geist. Böhm.: Slabý duch nic nevytvoří, a jen čas na zařbůh moří. (Čelakovský, 211.) 46 Wo Geist ist, da spuken keine Geister. *47 Das erriethe selbst der Heilige Geist nicht. Lat.: Nec Apollo, quid sibi haec velint, intelligat. (Eiselein, 216.) *48 Das hat ihm der Heilige Geist nicht eingegeben. Holl.: Het was gelijk de Heilige Geest, die het mij ingaf. (Harrebomée, I, 298.) *49 Den heyligen geyst reden leren. – Franck, II, 21b. Den, der weit über uns steht, belehren oder meistern wollen. (S. Adler 21 u. Frosch 87.) *50 Der Geist Saul's ist über ihn gekommen. Er ist von Bosheit, Zorn, Rache erfüllt. Böhm.: Napadl ho duch Saule proroka. (Čelakovský, 17.) *51 Der Heilige Geist spricht aus ihm. Holl.: De Heilige Geest spreekt uit zijn' mond. (Harrebomée, I, 298.) *52 Einen grossen Geist genirt das nicht. Dän.: Et høgt gemyt foragter de høge og elsker middelmaadige ting. (Prov. dan., 224.) *53 Er hat den Heiligen Geist sammt den Fedarn g'schlickt. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Spottweise von einem Ueberfrommen oder Ueberklugen. *54 Er hat einen hohen Geist, als wenn er auf dem Kirchhofe geschlafen hätte. *55 Er ist mit seinem Geiste in der Schüssel. *56 Es hat dem Heiligen Geist und uns gedünkt. Ursprünglich die Redeweise, mit der die Apostel ihren Beschlüssen Kraft gaben und welche die Väter des Tridentiner Concils, blos mit Weglassung des Heiligen Geistes, angenommen haben. (Reinsberg VI, 34.) *57 Seinen Geist aufgeben. Frz.: Rendre les abdois. *58 Sie fahen an im Geist und enden im Fleisch. – Eiselein, 217. „Der Zettel ist Geist, der Intrag Fleisch, ist Dirdendei, halb linen, halb wöllen.“ Geistarmer. Einn geystarmen macht eyn yeder zinss reich. – Franck, I, 116b. Geistaufgeben. * Das ist zum Geistaufgeben. (Schles.) Geistlich. 1 Es ist nicht alles geistlich, was schwarze Kappen trägt. 2 Geistlich umb den Kopff, weltlich (frölich) umb den Bauch, ist (aller) itzunder der Nonnen Brauch. – Facet., 258; Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 3. Geistliche. 1 Die Geistlichen können ihre erste Predigt, die abgedankten Minister ihren frühern Einfluss und die Weiber ihre Hochzeitnacht nie vergessen. 2 Die Geistlichen sollen bei ihrer Bibel bleiben. – Pistor., I, 29; Simrock, 3192. Will sagen, sie sollen sich nicht in Regierungsangelegenheiten mischen, weil sie da in der Regel mehr verderben als gut machen; sie sollen sich vielmehr dem Studium der Bibel widmen, wobei es wol der Volksbildung nicht schaden wird, wenn sie sich mit den Fortschritten der Naturwissenschaften in Bekanntschaft erhalten. Bunsen (Die Verfassung der Kirche der Zukunft) hält Theologen für einseitige und befangene Geschäftsmänner. Namentlich das Recht, meint er, hätten selbst die weisesten und besten Geistlichen verdorben. (Vgl. Die Epigonen, Leipzig 1846, I, 208.) Und Dupin sprach am 19. März 1844 in der französischen Deputirtenkammer den Wunsch aus: „Möge sich die Geistlichkeit in der himmlischen Sphäre, in die sie sich setzt, bewegen.“ (Schles. Zeitung, 1844, S. 649.) 3 Die Geistlichen tragen kleine Kreuzlein hintennach, der Gemeine die grossen voran. 4 Die (römischen) Geistlichen wollen wol eigen Gut haben, aber nicht eigene Weiber. – Welt und Zeit, V, 77, 17. 5 Die gelehrtesten Geistlichen sind nicht immer die besten Seelsorger. Frz.: Les meilleurs clercs ne sont pas les plus sages. (Leroux, II, 93.) 6 Ein Geistlicher zehntet den andern nicht aus. Lat.: Clericus clericum non decimat. (Philippi, I, 85; Faselius, 46; Wiegand, 28.) 7 Geistliche können mit ihren langen Mänteln viel Dings bedecken. – Schuppius. So bedeckten sie damit in den Südstaaten der nordamerikanischen Union das Institut der Sklaverei; denn die meisten Sklaven gehörten gerade den Geistlichen der verschiedenen Sekten, und zwar um das Jahr 1855 zusammen 660562, die meisten, nämlich 212565, den Methodisten. (Ausland, 1856.) 8 Geistliche reinigen das Gewissen, Aerzte den Leib, Juristen den Beutel. – Sailer, 135. 9 Geistliche spielen gern die erste Geige. Einer der Beschlüsse des Concils zu Troyes im Jahre 877 lautete: „Die weltlichen Machthaber sollen sich in Gegenwart der geistlichen nicht eher niedersetzen, als diese es verlangen.“ (Wagenseil, Aehrenlese, Altenburg 1832, 71, 132.) 10 Mancher wird ein Geistlicher genennet, der wol Pharisäer heissen könnte. – Opel, 376. 11 Wenn die Geistlichen reisen, so regnet es. – Erklärung, 3; Tenzel, Monatliche Unterredungen (1690), 1058 fg. Man hat dies Sprichwort auf doppelte Weise zu erklären versucht. Einmal soll es daher entstanden sein, dass in den Gegenden, wo die Geistlichen den Zehnten einsammelten, sie gewöhnlich die Zeit wählten, in der es regnete oder Regen zu erwarten war, um die Bauern, die bei schöner Witterung mit Feldarbeiten beschäftigt sind, desto sicherer zu Hause zu treffen, was leicht zu bemerken war und zur Entstehung des Sprichworts veranlassen konnte. Nach einer alten böhmischen Chronik oder Historie von Joh. Dubrow soll aber das Sprichwort einen historischen Entstehungsgrund haben. Dort wird nämlich erzählt, dass der Bischof Adalbert von Prag wegen vieler Verdriesslichkeiten, die man ihm bereitet, sein Amt niedergelegt und sich nach Rom gewandt habe. (Vgl. Hartknoch's Preuss. Kirchenhistorie, Bd. 1, Kap. 1, S. 13 fg.) Als indess sein Nachfolger am Altar umgebracht worden war, hatten die Böhmen eine doppelte Gesandtschaft an den Papst geschickt, den Adalbert zurückerbeten und auch erhalten. „Adalbert“, erzählt der Chronist

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [726]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/754>, abgerufen am 27.04.2024.