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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Gekritzel.

* Es ist ein Gekritzel, als hätten's die Hühner gescharrt. - Eiselein, 218.

Lat.: Has litteras gallina scripsit, has nemo nisi Sibylla legerit. (Eiselein, 218.)


Gelächter.

1 Gelächter vnd schertz wohnet ins Narren hertz. - Henisch, 1451; Petri, II, 332.

*2 Ein homerisches Gelächter.

*3 Ein sardonisches Gelächter.

Wer bei einem grossen Unglücksfalle oder bei Frevelthaten lacht. Von den Sardoniern entlehnt, welche ihre siebzig Jahre alten Aeltern dem Saturn opferten und die Feier mit einem Gelächter begleiteten. Oder nach Erasmus ein erheucheltes, bitteres, unsinniges Lachen. Von einem Kraute (Sardoa), eine Art giftigen Hahnenfusses, die Mund und Hals des Menschen so zuschnürte, dass er zu lachen schien. (Sardonicus risus. Erasm., 815.)

Frz.: Ris qui est de saint Medart, le coeur n'y prend pas grant part. (Leroux, I, 33.)

Griechen und Römer hatten eine grosse Anzahl ähnlicher sprichwörtlicher Redensarten:

Aeacidinische (achillische) Drohungen. - Von Achill, dem Enkel des Aeakos, den Homer als sehr heftig schildert. (Aeacidinae minae. Erasm., 625.)

Ein abderitischer Verstand. - Die Bewohner der thracischen Stadt Abdera sind wegen der Beschränktheit ihres Verstandes sprichwörtlich. (Abderitica mens. Erasm., 501.)

Achilleische Beweisgründe. D. i. unwiderlegliche. (Achilleum argumentum. Erasm., 104.)

Afrikanischer Vogel. - Von einem durch fremde Tracht und Sitte auffallenden Menschen. (S. Afrika.) (Afra avis. Erasm., 551.)

Agathonischer Gesang. - Von einer mehr angenehmen als fruchtbaren Rede. Von Agathon, einem lieblichen Flötenspieler mit ausschweifenden Sitten. (Erasm., 506.)

Aegyptische Ziegelsteinträger. - Von der untersten Arbeiterklasse und wie von solchen überhaupt, die unter der Last schwerer Arbeit seufzen. (S. Marianisches Maulthier.) (Aegyptus laterifer. Erasm., 641.)

Aegyptischer Charakter. - Betrügerisch, schlau, weil die Aegypter Meister im Ränkeschmieden gewesen sein sollen. (Erasm., 433.)

Akarnische Pferde. - Von einer ausgezeichneten Sache oder Belohnung; jene Pferde galten für die grössten und schönsten. (Acarnici equi. Erasm., 278.)

Ein akarnisches Ferkel. - Als Delicatessenbezeichnung. (Procellus Acarnanius. Erasm., 438.)

Antiopisches Geheul (Geschrei). - Ein fürchterliches Heulen oder Schreien. Antiope, eine Buhlerin des Thebanerkönigs Lycus, wurde von dessen Gemahlin an den Hals eines Ochsen gebunden, dem man brennende Fackeln auf die Hörner befestigt hatte. Ihr Geschrei ward sprichwörtlich. (Antiopae luctus. Erasmus, 467; Philippi, I, 35.)

Arabischer Bote (Flötenspieler, Trompeter). - Von denen, die, wenn sie etwas angefangen haben, nie damit aufhören. Die Freigeborene lernten das Flötenspiel als gemeine Kunst nicht, es wurde von den Sklaven, die man meist aus Arabien erhielt, geübt. (Arabicus tibicen. Erasm., 345 u. 634.)

Ein archidamischer Krieg. - Von einem wüthenden und grausamen Kriege, wie ihn Archidamos, ein Feldherr der Lacedämonier nach einem Einfall in Attika führte, wo er zehn Jahre hauste und plünderte. (Archidamicum bellum. Erasm., 468.)

Archilochische Edicte. - Beissende, giftige Reden. Nach dem Dichter Archilochus benannt, dessen Schärfe bekannt war. (Archilochia edicta. Erasm., 691.)

Argivischer Dieb. - Von öffentlichen Schurken. Die Argivier standen in schlechtem Rufe. (Argivi fures. Erasm., 807.)

Arkadischer Sprössling. - Von Grossen, Faulen, Feigen, weil die Arkadier im Rufe der Dummheit standen. (Arcadicum germen. Erasm., 498.)

Askulanische Schlacht. - Von einer Schlacht, in welcher der anfänglich Besiegte dennoch siegt, weil der bei Asculum eben von Pyrrhus besiegte römische Feldherr schliesslich Sieger über Pyrrhus wurde. (Asculana pugna. Erasm., 329.)

Attische Muse, attischer Witz, attische Beredsamkeit. - Weil unter allen griechischen Völkerschaften die Attiker die höchste Bildung besassen. (Attica musa. Erasmus, 293.)

Attische Pfannkuchen (Backwerk, Leckerbissen). - Von allem Angenehmen und Wohlschmeckenden. (Erasmus, 550.)

Attische Treue. - Die Attiker hatten der Fides einen Tempel errichtet. (Attica fides. Erasm., 309.)

Ein attischer Zeuge. - Eigentlich ein unbestechlicher, ironisch von falschen Zeugen. (Atticus testis. Erasmus, 309.)

Azanäische Anstrengung (Mühe). - Von Azanäa, einer sehr unfruchtbaren Gegend in Arkadien, deren Bewohner unter vielem Schweiss nur wenig Früchte erzielten. (Azanaea mala. Erasm., 210.)

Ein batavisches Ohr. - Zur Bezeichnung von Geschmacklosigkeit und Mangel an Bildung. Die Bataver bewohnten [Spaltenumbruch] damals die gallischen Küsten und galten den Römern als roh. (Auris Batava. Erasm., 501 u. 531.)

Böotische Räthsel. - Dunkle, verworrene, schwer verständliche Aussprüche. Von dem Räthsel, das die Sphinx dem Oedipus vorlegte. (Boeotica aenigmata. Erasm., 685.)

Böotisches Genie (Geist). - Alles Thörichte und Ungereimte hiess böotisch. (Boeoticum ingenium. Erasmus, 491.)

Böotisches Lied (Gesang). - Wenn jemand anfänglich in Ruhe und Glück lebt, sein Ende aber unruhig und stürmisch ist, wie der Gesang der Böotier, die mit Jubelliedern begannen und mit Klagegesängen endeten. (Boeotica cantilena. Erasm., 491.)

Böotisches Ohr. - Von einem Menschen, der dumm und einfältig urtheilt. (Boeotica auris. Erasm., 491.)

Böotisches Schwein. - Von ungelehrten, ungeschliffenen, wie von Menschen bäurischer Sitten. (Boeotica sus. Erasm., 491.)

Budorischer Brauch. - Suidas wendet die Redensart auf die an, welche werth sind, dass man ihnen wie den Ochsen die Haut abziehe. Die Budiner waren ein Volk Scythiens, so genannt, weil sie mit Ochsen fuhren. Budorus ist einer, der den Ochsen die Haut abzieht. (Budoro lege. Erasm., 892.)

Campanischer Hochmuth. - Von dem Uebermuth des Glücks. Campanien war einst eine so wohlhabende Gegend, dass Capua mit Rom um die Oberherrschaft stritt. (Erasm., 83.)

Ein chiisches Gelächter. - Von leichtsinnigem und muthwilligem Lachen. Auch die Sitten der Chier standen in der alten Komödie in keinem guten Rufe. (Risus Chius. Erasm., 815.)

Claudische Donnerwetter. - Von Menschen, die unmässig schreien und einen grossen Lärm machen. Claudius pulcher soll sie zuerst bei den Schauspielen zur Nachahmung des Gewitters veranstaltet haben. (Claudiana tonitrua. Erasm., 144.)

Cyprischer Ochse. - Von einem dummen und rohen Menschen. Die cyprischen Ochsen sollen sehr wild und unbändig gewesen sein. (Bos Cyprius. Erasm., 878.)

Ein cyrnischer Verlust (Schaden). - Von grossen Schäden und Verlusten, Plünderungen. Cyrnus, eine Insel, Apulien gegenüber. (Cyrnia jactura. Erasm., 468.)

Cythnische Leiden (Plagen, Ungemach). Die Cythnier, Bewohner von Cythnus, eine der cykladischen Inseln, sollen von Amphitryon derart geplagt worden sein, dass ihre Leiden sprichwörtlich wurden. (Cythnicae calamitates. Erasm., 467.)

Dädalische Arbeiten. - Von denen, die mit ausserordentlicher Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit ausgeführt werden. (Daedali opera. Erasm., 429.)

Ein dädalisches Fahrzeug. - Um die Schnelligkeit zu bezeichnen. (Daedalium remigium. Erasm., 297.)

Daulische Krähe. - Wie die Nachtigall von den Dichtern genannt wird, weil Philomele zu Daulis in einen Vogel verwandelt ward. Von schön Singenden, aber auch von Schwätzern. (Daulia cornix. Erasm., 346.)

Delischer Schwimmer. - Sehr geübter. (Delius natator. Erasm., 684.)

Delphisches Schwert. - Von einer Sache, die man zu verschiedenen Zwecken gebraucht, weil es so eingerichtet war, dass man damit Opferthiere schlachten und Uebelthäter hinrichten konnte. (Delphicus gladius. Erasm., 75.)

Dodonische Schelle (Erz, Cimbel). - Zur Bezeichnung von ungelegener und unverschämter Geschwätzigkeit. (Dodonaeum aes. Erasm., 347.)

Dorische Muse. - Von Bestechlichen. Dorisch von doron (Geschenk). (Erasm., 646.)

Eherne Mauer. - Zur Bezeichnung des Festen, Unwandelbaren. (Murus aheneus. Erasm., 198.)

Gigantische Anmassung (Vermessenheit). - Von denen, die etwas anstreben, das über ihre Kräfte geht. (Gigantum arrogantia. Erasm., 89.)

Griechische Treue. - Für das, was sicher und zuverlässig ist. Plautus findet "griechische Treue" da, wo nicht mit Versprechungen, mit Worten, sondern mit baarem Gelde gehandelt wird. "Was wir haben wollen, werden wir mit griechischer Treue (mit baarem Gelde) kaufen." (Graeca fide. Erasm., 429 u. 737.)

Herculanische Betten. - Weiche, kostbare. Beim Athenäus will jemand beweisen, dass Hercules ein weichliches, vergnügungssüchtiges Leben geführt habe und seine Arbeiten - Erfindung, Dichtung seien. (Herculani lecti. Erasm., 579.)

Eine herculische Krankheit. - Einige glauben, dass die Fallsucht darunter zu verstehen sei, an der Hercules gelitten haben soll, sowie unter einem "herculischen Jucken" eine wohlthuende heilbare Krätze. (Herculanum morbus. Erasm., 481. - Herculana scabies. Erasmus, 482.)

Ein herculischer Knoten. - Von treuer Freundschaft und andern schwer lösbaren Banden. (Herculanus nodus. Erasm., 940.)

Ein ionisches Gelächter (Lachen). - Von Schwelgern, Weichlingen und Vergnügungssüchtigen. (Risus Ionicus. Erasm., 577 u. 814.)

Ionische Tänze. - Wenig anständige, lüsterne. (Choreae Ionicae. Erasm., 577.)

Ionische Weichlichkeit s. Ionisches Gelächter.

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Gekritzel.

* Es ist ein Gekritzel, als hätten's die Hühner gescharrt.Eiselein, 218.

Lat.: Has litteras gallina scripsit, has nemo nisi Sibylla legerit. (Eiselein, 218.)


Gelächter.

1 Gelächter vnd schertz wohnet ins Narren hertz.Henisch, 1451; Petri, II, 332.

*2 Ein homerisches Gelächter.

*3 Ein sardonisches Gelächter.

Wer bei einem grossen Unglücksfalle oder bei Frevelthaten lacht. Von den Sardoniern entlehnt, welche ihre siebzig Jahre alten Aeltern dem Saturn opferten und die Feier mit einem Gelächter begleiteten. Oder nach Erasmus ein erheucheltes, bitteres, unsinniges Lachen. Von einem Kraute (Sardoa), eine Art giftigen Hahnenfusses, die Mund und Hals des Menschen so zuschnürte, dass er zu lachen schien. (Sardonicus risus. Erasm., 815.)

Frz.: Ris qui est de saint Médart, le coeur n'y prend pas grant part. (Leroux, I, 33.)

Griechen und Römer hatten eine grosse Anzahl ähnlicher sprichwörtlicher Redensarten:

Aeacidinische (achillische) Drohungen. – Von Achill, dem Enkel des Aeakos, den Homer als sehr heftig schildert. (Aeacidinae minae. Erasm., 625.)

Ein abderitischer Verstand. – Die Bewohner der thracischen Stadt Abdera sind wegen der Beschränktheit ihres Verstandes sprichwörtlich. (Abderitica mens. Erasm., 501.)

Achilleïsche Beweisgründe. D. i. unwiderlegliche. (Achilleum argumentum. Erasm., 104.)

Afrikanischer Vogel. – Von einem durch fremde Tracht und Sitte auffallenden Menschen. (S. Afrika.) (Afra avis. Erasm., 551.)

Agathonischer Gesang. – Von einer mehr angenehmen als fruchtbaren Rede. Von Agathon, einem lieblichen Flötenspieler mit ausschweifenden Sitten. (Erasm., 506.)

Aegyptische Ziegelsteinträger. – Von der untersten Arbeiterklasse und wie von solchen überhaupt, die unter der Last schwerer Arbeit seufzen. (S. Marianisches Maulthier.) (Aegyptus laterifer. Erasm., 641.)

Aegyptischer Charakter. – Betrügerisch, schlau, weil die Aegypter Meister im Ränkeschmieden gewesen sein sollen. (Erasm., 433.)

Akarnische Pferde. – Von einer ausgezeichneten Sache oder Belohnung; jene Pferde galten für die grössten und schönsten. (Acarnici equi. Erasm., 278.)

Ein akarnisches Ferkel. – Als Delicatessenbezeichnung. (Procellus Acarnanius. Erasm., 438.)

Antiopisches Geheul (Geschrei). – Ein fürchterliches Heulen oder Schreien. Antiope, eine Buhlerin des Thebanerkönigs Lycus, wurde von dessen Gemahlin an den Hals eines Ochsen gebunden, dem man brennende Fackeln auf die Hörner befestigt hatte. Ihr Geschrei ward sprichwörtlich. (Antiopae luctus. Erasmus, 467; Philippi, I, 35.)

Arabischer Bote (Flötenspieler, Trompeter). – Von denen, die, wenn sie etwas angefangen haben, nie damit aufhören. Die Freigeborene lernten das Flötenspiel als gemeine Kunst nicht, es wurde von den Sklaven, die man meist aus Arabien erhielt, geübt. (Arabicus tibicen. Erasm., 345 u. 634.)

Ein archidamischer Krieg. – Von einem wüthenden und grausamen Kriege, wie ihn Archidamos, ein Feldherr der Lacedämonier nach einem Einfall in Attika führte, wo er zehn Jahre hauste und plünderte. (Archidamicum bellum. Erasm., 468.)

Archilochische Edicte. – Beissende, giftige Reden. Nach dem Dichter Archilochus benannt, dessen Schärfe bekannt war. (Archilochia edicta. Erasm., 691.)

Argivischer Dieb. – Von öffentlichen Schurken. Die Argivier standen in schlechtem Rufe. (Argivi fures. Erasm., 807.)

Arkadischer Sprössling. – Von Grossen, Faulen, Feigen, weil die Arkadier im Rufe der Dummheit standen. (Arcadicum germen. Erasm., 498.)

Askulanische Schlacht. – Von einer Schlacht, in welcher der anfänglich Besiegte dennoch siegt, weil der bei Asculum eben von Pyrrhus besiegte römische Feldherr schliesslich Sieger über Pyrrhus wurde. (Asculana pugna. Erasm., 329.)

Attische Muse, attischer Witz, attische Beredsamkeit. – Weil unter allen griechischen Völkerschaften die Attiker die höchste Bildung besassen. (Attica musa. Erasmus, 293.)

Attische Pfannkuchen (Backwerk, Leckerbissen). – Von allem Angenehmen und Wohlschmeckenden. (Erasmus, 550.)

Attische Treue. – Die Attiker hatten der Fides einen Tempel errichtet. (Attica fides. Erasm., 309.)

Ein attischer Zeuge. – Eigentlich ein unbestechlicher, ironisch von falschen Zeugen. (Atticus testis. Erasmus, 309.)

Azanäische Anstrengung (Mühe). – Von Azanäa, einer sehr unfruchtbaren Gegend in Arkadien, deren Bewohner unter vielem Schweiss nur wenig Früchte erzielten. (Azanaea mala. Erasm., 210.)

Ein batavisches Ohr. – Zur Bezeichnung von Geschmacklosigkeit und Mangel an Bildung. Die Bataver bewohnten [Spaltenumbruch] damals die gallischen Küsten und galten den Römern als roh. (Auris Batava. Erasm., 501 u. 531.)

Böotische Räthsel. – Dunkle, verworrene, schwer verständliche Aussprüche. Von dem Räthsel, das die Sphinx dem Oedipus vorlegte. (Boeotica aenigmata. Erasm., 685.)

Böotisches Genie (Geist). – Alles Thörichte und Ungereimte hiess böotisch. (Boeoticum ingenium. Erasmus, 491.)

Böotisches Lied (Gesang). – Wenn jemand anfänglich in Ruhe und Glück lebt, sein Ende aber unruhig und stürmisch ist, wie der Gesang der Böotier, die mit Jubelliedern begannen und mit Klagegesängen endeten. (Boeotica cantilena. Erasm., 491.)

Böotisches Ohr. – Von einem Menschen, der dumm und einfältig urtheilt. (Boeotica auris. Erasm., 491.)

Böotisches Schwein. – Von ungelehrten, ungeschliffenen, wie von Menschen bäurischer Sitten. (Boeotica sus. Erasm., 491.)

Budorischer Brauch. – Suidas wendet die Redensart auf die an, welche werth sind, dass man ihnen wie den Ochsen die Haut abziehe. Die Budiner waren ein Volk Scythiens, so genannt, weil sie mit Ochsen fuhren. Budorus ist einer, der den Ochsen die Haut abzieht. (Budoro lege. Erasm., 892.)

Campanischer Hochmuth. – Von dem Uebermuth des Glücks. Campanien war einst eine so wohlhabende Gegend, dass Capua mit Rom um die Oberherrschaft stritt. (Erasm., 83.)

Ein chiisches Gelächter. – Von leichtsinnigem und muthwilligem Lachen. Auch die Sitten der Chier standen in der alten Komödie in keinem guten Rufe. (Risus Chius. Erasm., 815.)

Claudische Donnerwetter. – Von Menschen, die unmässig schreien und einen grossen Lärm machen. Claudius pulcher soll sie zuerst bei den Schauspielen zur Nachahmung des Gewitters veranstaltet haben. (Claudiana tonitrua. Erasm., 144.)

Cyprischer Ochse. – Von einem dummen und rohen Menschen. Die cyprischen Ochsen sollen sehr wild und unbändig gewesen sein. (Bos Cyprius. Erasm., 878.)

Ein cyrnischer Verlust (Schaden). – Von grossen Schäden und Verlusten, Plünderungen. Cyrnus, eine Insel, Apulien gegenüber. (Cyrnia jactura. Erasm., 468.)

Cythnische Leiden (Plagen, Ungemach). Die Cythnier, Bewohner von Cythnus, eine der cykladischen Inseln, sollen von Amphitryon derart geplagt worden sein, dass ihre Leiden sprichwörtlich wurden. (Cythnicae calamitates. Erasm., 467.)

Dädalische Arbeiten. – Von denen, die mit ausserordentlicher Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit ausgeführt werden. (Daedali opera. Erasm., 429.)

Ein dädalisches Fahrzeug. – Um die Schnelligkeit zu bezeichnen. (Daedalium remigium. Erasm., 297.)

Daulische Krähe. – Wie die Nachtigall von den Dichtern genannt wird, weil Philomele zu Daulis in einen Vogel verwandelt ward. Von schön Singenden, aber auch von Schwätzern. (Daulia cornix. Erasm., 346.)

Delischer Schwimmer. – Sehr geübter. (Delius natator. Erasm., 684.)

Delphisches Schwert. – Von einer Sache, die man zu verschiedenen Zwecken gebraucht, weil es so eingerichtet war, dass man damit Opferthiere schlachten und Uebelthäter hinrichten konnte. (Delphicus gladius. Erasm., 75.)

Dodonische Schelle (Erz, Cimbel). – Zur Bezeichnung von ungelegener und unverschämter Geschwätzigkeit. (Dodonaeum aes. Erasm., 347.)

Dorische Muse. – Von Bestechlichen. Dorisch von doron (Geschenk). (Erasm., 646.)

Eherne Mauer. – Zur Bezeichnung des Festen, Unwandelbaren. (Murus aheneus. Erasm., 198.)

Gigantische Anmassung (Vermessenheit). – Von denen, die etwas anstreben, das über ihre Kräfte geht. (Gigantum arrogantia. Erasm., 89.)

Griechische Treue. – Für das, was sicher und zuverlässig ist. Plautus findet „griechische Treue“ da, wo nicht mit Versprechungen, mit Worten, sondern mit baarem Gelde gehandelt wird. „Was wir haben wollen, werden wir mit griechischer Treue (mit baarem Gelde) kaufen.“ (Graeca fide. Erasm., 429 u. 737.)

Herculanische Betten. – Weiche, kostbare. Beim Athenäus will jemand beweisen, dass Hercules ein weichliches, vergnügungssüchtiges Leben geführt habe und seine Arbeiten – Erfindung, Dichtung seien. (Herculani lecti. Erasm., 579.)

Eine herculische Krankheit. – Einige glauben, dass die Fallsucht darunter zu verstehen sei, an der Hercules gelitten haben soll, sowie unter einem „herculischen Jucken“ eine wohlthuende heilbare Krätze. (Herculanum morbus. Erasm., 481. – Herculana scabies. Erasmus, 482.)

Ein herculischer Knoten. – Von treuer Freundschaft und andern schwer lösbaren Banden. (Herculanus nodus. Erasm., 940.)

Ein ionisches Gelächter (Lachen). – Von Schwelgern, Weichlingen und Vergnügungssüchtigen. (Risus Ionicus. Erasm., 577 u. 814.)

Ionische Tänze. – Wenig anständige, lüsterne. (Choreae Ionicae. Erasm., 577.)

Ionische Weichlichkeit s. Ionisches Gelächter.

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[[733]/0761] Gekritzel. * Es ist ein Gekritzel, als hätten's die Hühner gescharrt. – Eiselein, 218. Lat.: Has litteras gallina scripsit, has nemo nisi Sibylla legerit. (Eiselein, 218.) Gelächter. 1 Gelächter vnd schertz wohnet ins Narren hertz. – Henisch, 1451; Petri, II, 332. *2 Ein homerisches Gelächter. *3 Ein sardonisches Gelächter. Wer bei einem grossen Unglücksfalle oder bei Frevelthaten lacht. Von den Sardoniern entlehnt, welche ihre siebzig Jahre alten Aeltern dem Saturn opferten und die Feier mit einem Gelächter begleiteten. Oder nach Erasmus ein erheucheltes, bitteres, unsinniges Lachen. Von einem Kraute (Sardoa), eine Art giftigen Hahnenfusses, die Mund und Hals des Menschen so zuschnürte, dass er zu lachen schien. (Sardonicus risus. Erasm., 815.) Frz.: Ris qui est de saint Médart, le coeur n'y prend pas grant part. (Leroux, I, 33.) Griechen und Römer hatten eine grosse Anzahl ähnlicher sprichwörtlicher Redensarten: Aeacidinische (achillische) Drohungen. – Von Achill, dem Enkel des Aeakos, den Homer als sehr heftig schildert. (Aeacidinae minae. Erasm., 625.) Ein abderitischer Verstand. – Die Bewohner der thracischen Stadt Abdera sind wegen der Beschränktheit ihres Verstandes sprichwörtlich. (Abderitica mens. Erasm., 501.) Achilleïsche Beweisgründe. D. i. unwiderlegliche. (Achilleum argumentum. Erasm., 104.) Afrikanischer Vogel. – Von einem durch fremde Tracht und Sitte auffallenden Menschen. (S. Afrika.) (Afra avis. Erasm., 551.) Agathonischer Gesang. – Von einer mehr angenehmen als fruchtbaren Rede. Von Agathon, einem lieblichen Flötenspieler mit ausschweifenden Sitten. (Erasm., 506.) Aegyptische Ziegelsteinträger. – Von der untersten Arbeiterklasse und wie von solchen überhaupt, die unter der Last schwerer Arbeit seufzen. (S. Marianisches Maulthier.) (Aegyptus laterifer. Erasm., 641.) Aegyptischer Charakter. – Betrügerisch, schlau, weil die Aegypter Meister im Ränkeschmieden gewesen sein sollen. (Erasm., 433.) Akarnische Pferde. – Von einer ausgezeichneten Sache oder Belohnung; jene Pferde galten für die grössten und schönsten. (Acarnici equi. Erasm., 278.) Ein akarnisches Ferkel. – Als Delicatessenbezeichnung. (Procellus Acarnanius. Erasm., 438.) Antiopisches Geheul (Geschrei). – Ein fürchterliches Heulen oder Schreien. Antiope, eine Buhlerin des Thebanerkönigs Lycus, wurde von dessen Gemahlin an den Hals eines Ochsen gebunden, dem man brennende Fackeln auf die Hörner befestigt hatte. Ihr Geschrei ward sprichwörtlich. (Antiopae luctus. Erasmus, 467; Philippi, I, 35.) Arabischer Bote (Flötenspieler, Trompeter). – Von denen, die, wenn sie etwas angefangen haben, nie damit aufhören. Die Freigeborene lernten das Flötenspiel als gemeine Kunst nicht, es wurde von den Sklaven, die man meist aus Arabien erhielt, geübt. (Arabicus tibicen. Erasm., 345 u. 634.) Ein archidamischer Krieg. – Von einem wüthenden und grausamen Kriege, wie ihn Archidamos, ein Feldherr der Lacedämonier nach einem Einfall in Attika führte, wo er zehn Jahre hauste und plünderte. (Archidamicum bellum. Erasm., 468.) Archilochische Edicte. – Beissende, giftige Reden. Nach dem Dichter Archilochus benannt, dessen Schärfe bekannt war. (Archilochia edicta. Erasm., 691.) Argivischer Dieb. – Von öffentlichen Schurken. Die Argivier standen in schlechtem Rufe. (Argivi fures. Erasm., 807.) Arkadischer Sprössling. – Von Grossen, Faulen, Feigen, weil die Arkadier im Rufe der Dummheit standen. (Arcadicum germen. Erasm., 498.) Askulanische Schlacht. – Von einer Schlacht, in welcher der anfänglich Besiegte dennoch siegt, weil der bei Asculum eben von Pyrrhus besiegte römische Feldherr schliesslich Sieger über Pyrrhus wurde. (Asculana pugna. Erasm., 329.) Attische Muse, attischer Witz, attische Beredsamkeit. – Weil unter allen griechischen Völkerschaften die Attiker die höchste Bildung besassen. (Attica musa. Erasmus, 293.) Attische Pfannkuchen (Backwerk, Leckerbissen). – Von allem Angenehmen und Wohlschmeckenden. (Erasmus, 550.) Attische Treue. – Die Attiker hatten der Fides einen Tempel errichtet. (Attica fides. Erasm., 309.) Ein attischer Zeuge. – Eigentlich ein unbestechlicher, ironisch von falschen Zeugen. (Atticus testis. Erasmus, 309.) Azanäische Anstrengung (Mühe). – Von Azanäa, einer sehr unfruchtbaren Gegend in Arkadien, deren Bewohner unter vielem Schweiss nur wenig Früchte erzielten. (Azanaea mala. Erasm., 210.) Ein batavisches Ohr. – Zur Bezeichnung von Geschmacklosigkeit und Mangel an Bildung. Die Bataver bewohnten damals die gallischen Küsten und galten den Römern als roh. (Auris Batava. Erasm., 501 u. 531.) Böotische Räthsel. – Dunkle, verworrene, schwer verständliche Aussprüche. Von dem Räthsel, das die Sphinx dem Oedipus vorlegte. (Boeotica aenigmata. Erasm., 685.) Böotisches Genie (Geist). – Alles Thörichte und Ungereimte hiess böotisch. (Boeoticum ingenium. Erasmus, 491.) Böotisches Lied (Gesang). – Wenn jemand anfänglich in Ruhe und Glück lebt, sein Ende aber unruhig und stürmisch ist, wie der Gesang der Böotier, die mit Jubelliedern begannen und mit Klagegesängen endeten. (Boeotica cantilena. Erasm., 491.) Böotisches Ohr. – Von einem Menschen, der dumm und einfältig urtheilt. (Boeotica auris. Erasm., 491.) Böotisches Schwein. – Von ungelehrten, ungeschliffenen, wie von Menschen bäurischer Sitten. (Boeotica sus. Erasm., 491.) Budorischer Brauch. – Suidas wendet die Redensart auf die an, welche werth sind, dass man ihnen wie den Ochsen die Haut abziehe. Die Budiner waren ein Volk Scythiens, so genannt, weil sie mit Ochsen fuhren. Budorus ist einer, der den Ochsen die Haut abzieht. (Budoro lege. Erasm., 892.) Campanischer Hochmuth. – Von dem Uebermuth des Glücks. Campanien war einst eine so wohlhabende Gegend, dass Capua mit Rom um die Oberherrschaft stritt. (Erasm., 83.) Ein chiisches Gelächter. – Von leichtsinnigem und muthwilligem Lachen. Auch die Sitten der Chier standen in der alten Komödie in keinem guten Rufe. (Risus Chius. Erasm., 815.) Claudische Donnerwetter. – Von Menschen, die unmässig schreien und einen grossen Lärm machen. Claudius pulcher soll sie zuerst bei den Schauspielen zur Nachahmung des Gewitters veranstaltet haben. (Claudiana tonitrua. Erasm., 144.) Cyprischer Ochse. – Von einem dummen und rohen Menschen. Die cyprischen Ochsen sollen sehr wild und unbändig gewesen sein. (Bos Cyprius. Erasm., 878.) Ein cyrnischer Verlust (Schaden). – Von grossen Schäden und Verlusten, Plünderungen. Cyrnus, eine Insel, Apulien gegenüber. (Cyrnia jactura. Erasm., 468.) Cythnische Leiden (Plagen, Ungemach). Die Cythnier, Bewohner von Cythnus, eine der cykladischen Inseln, sollen von Amphitryon derart geplagt worden sein, dass ihre Leiden sprichwörtlich wurden. (Cythnicae calamitates. Erasm., 467.) Dädalische Arbeiten. – Von denen, die mit ausserordentlicher Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit ausgeführt werden. (Daedali opera. Erasm., 429.) Ein dädalisches Fahrzeug. – Um die Schnelligkeit zu bezeichnen. (Daedalium remigium. Erasm., 297.) Daulische Krähe. – Wie die Nachtigall von den Dichtern genannt wird, weil Philomele zu Daulis in einen Vogel verwandelt ward. Von schön Singenden, aber auch von Schwätzern. (Daulia cornix. Erasm., 346.) Delischer Schwimmer. – Sehr geübter. (Delius natator. Erasm., 684.) Delphisches Schwert. – Von einer Sache, die man zu verschiedenen Zwecken gebraucht, weil es so eingerichtet war, dass man damit Opferthiere schlachten und Uebelthäter hinrichten konnte. (Delphicus gladius. Erasm., 75.) Dodonische Schelle (Erz, Cimbel). – Zur Bezeichnung von ungelegener und unverschämter Geschwätzigkeit. (Dodonaeum aes. Erasm., 347.) Dorische Muse. – Von Bestechlichen. Dorisch von doron (Geschenk). (Erasm., 646.) Eherne Mauer. – Zur Bezeichnung des Festen, Unwandelbaren. (Murus aheneus. Erasm., 198.) Gigantische Anmassung (Vermessenheit). – Von denen, die etwas anstreben, das über ihre Kräfte geht. (Gigantum arrogantia. Erasm., 89.) Griechische Treue. – Für das, was sicher und zuverlässig ist. Plautus findet „griechische Treue“ da, wo nicht mit Versprechungen, mit Worten, sondern mit baarem Gelde gehandelt wird. „Was wir haben wollen, werden wir mit griechischer Treue (mit baarem Gelde) kaufen.“ (Graeca fide. Erasm., 429 u. 737.) Herculanische Betten. – Weiche, kostbare. Beim Athenäus will jemand beweisen, dass Hercules ein weichliches, vergnügungssüchtiges Leben geführt habe und seine Arbeiten – Erfindung, Dichtung seien. (Herculani lecti. Erasm., 579.) 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [733]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/761>, abgerufen am 27.04.2024.