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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 28 Er ist gelehrt, aber er weiss es niemand.

*29 Er ist gelehrt bis an den Hals, aber in den Kopf ist nichts gekommen. - Kirchhofer, 350.

Frz.: Il est savant jusqu'aux dents, il a mange son breviere. (Kritzinger, 217b.)

*30 Er ist gelehrt wie ein Stier, kann nichts lesen als sein Brevier.

It.: Non ischit legger si non in su breviariu sou.

*31 Er ist g'lehrt bis a Hals, aber der Chopf ist en Esel. (Luzern.)

Frz.: Cet homme est un puits de science. (Lendroy, 1262.)

*32 Gelehrt wie ein Schöneberger. - Frischbier, 1222.

Schöneberg, Dorf bei Mühlhausen, Kreis Preussisch-Holland, im Regierungsbezirk Königsberg.


Gelehrter.

1 Den Gelehrten allein gehört der Wein, andern kann Bier und Wasser genügend sein.

Es wird aber noch manchen Gelehrten geben, dem der Wein abgeht. Der Naturforscher Aldrovandus starb, als er sein ganzes Vermögen den Wissenschaften geopfert hatte, im Hospital zu Bologna. Viele sind auch schon auf einer Festung gestorben. Die Russen behaupten übrigens: Die Gelehrten leben vom Ruhm. (Altmann VI, 454.)

Lat.: Doctus vina, rudis zythum, pecus hauriat aquam. (Binder I, 354; II, 830; Seybold, 133.)

2 Den gelehrten gibt man nichts vmbsonst. - Lehmann, 296, 52.

3 Den Gelehrten ist gut predigen. - Siebenkees, 89; Hollenberg, I, 28; Bayer, II, 46; Parömiakon, 1786; Schamelius, 23, 5; Petri, II, 78; Lehmann, 299, 87; Eyering, I, 395; Mayer, I, 156; Körte, 1983; Körte2, 2441; Kirchhofer, 215; Müller, X, 4; Simrock, 3352; für Schlesien: Gomolcke, 506; Frommann, III, 242, 32.

Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 304.)

Frz.: A bon entendeur peu de paroles. (Lendroy, 1354; Starschedel, 399.)

Holl.: De geleerde is haest genoeg geseyt. - Voor geleerden is het goed spreken. (Harrebomee, I, 223.)

It.: A buon intenditor poche parole. (Pazzaglia, 250, 1.)

Lat.: Dictum sapienti sat est. (Schamelius, 23, 5.)

4 Der gelehrte, der werthe. - Henisch, 1458, 68; Petri, II, 89.

5 Der Gelehrte kann der Latern' ein Licht machen.

6 Der Gelehrte weiss mehr in Item, als der andere in Summa Summarum.

Thomasius theilte die Gelehrten ein in solche, die a) viel, b) wenig und c) nichts wissen.

7 Der Gelehrten Recht ist der macht vnnd Gelts Knecht. - Lehmann, 309, 60.

8 Der gelert würt bey der gedult bewert. - Franck, I, 51a; Henisch, 1458, 69; Petri, II, 89; Körte, 1988.

9 Der grösste Gelehrte kann die Spinne nicht lehren, Seide zu machen.

Holl.: De grootste geleerde kan eene spin niet dwingen, haar webbe te maken. (Harrebomee, I, 223.)

10 Die Gelehrten, die Geehrten.

Auch von vielen Fürsten wurden sie ausgezeichnet. Lothar II. erklärte sie, besonders die Doctoren der Rechte, für Ritter. Friedrich III. verlieh den Setzern der Buchdruckerei einen Adler und den Druckern einen Greif mit dem Druckerballen zum Wappen.

11 Die Gelehrten haben ihren Verstand im Kopfe und taugen nicht zu der Weiber Geschäft, sagte die junge Witwe und wollte keinen Doctor mehr heirathen.

Aehnlich Lehmann, 873, 66.

12 Die Gelehrten reden vnd die Vngelehrten judiciren. - Opel, 373.

13 Die Gelehrten scharren Ideen, die Kaufleute Geld zusammen.

14 Die Gelehrten schreiben schlecht.

Lat.: Nos docti male pingimus. (Binder II, 827; Schamelius, 159, 10.)

15 Die gelehrten seind nicht allzeit die weisesten. - Henisch, 1512, 54; Petri, II, 129; Simrock, 3351.

Holl.: De geleerdsten zijn de wijsten niet. (Harrebomee, I, 223.)

16 Die gelehrten seind wie jener Fuchss, der viel renck wust, ward doch gefangen, vnnd die Katz kundt nur ein Kunst vnnd errett jhr Leben. - Lehmann, 297, 66.

17 Die Gelehrten sind selten einer Meinung.

Dän.: De laerde kommer tit saa overeens i meening, som almanak-skrivende i veyrliget. (Prov. dan., 373.)

[Spaltenumbruch] 18 Die Gelehrten thun den Vortrag und die Ungelehrten fällen das Urtel. - Opel, 373.

19 Die Gelehrten tragen ihren Schatz bei sich.

Lat.: Cultus ingenii nullum unquam divitem fecit. (Binder II, 639; Lehmann, 296, 48.)

20 Die Gelehrten verkehren mit den Todten.

Dän.: Laerde maend have med de döde at skaffe. (Prov. dan., 374.)

21 Die gelerten, die verkerten. - Franck, I, 99b; II, 163b; Latendorf II, 7; Mayer, I, 156; Luther's Ms., 1; Henisch, 1459; Eyering, I, 686; Lehmann, 292, 3; Guttenstein, 92 116; Heuseler, 326 u. 408; Egenolff, 221a; Pistor., IV, 84; Eiselein, 233; Körte, 1984 u. 2447; Simrock, 3374.

Ein hebräisches Sprichwort spricht daher die Warnung aus: Wohne in keiner Stadt, deren Vorgesetzte Gelehrte von Profession sind. (Pesachim, 112.) - "Man will bemerkt haben", sagt Seume, "dass die Leute in dem Verhältniss gescheit waren, als sie nicht gelehrt waren; wenigstens findet man, dass die Gelehrtesten nicht sehr gelehrt sind." (Vgl. ferner Bewärung vnd Erklärung des obigen Sprichworts von Fischart, 1584.) "Wenn man die Welt geradezu auf den Kopf stellen wollte, dürfte man nur die Stubengelehrten zu Regenten machen." (Welt und Zeit, II, 38, 30.)

Engl.: The greatest clerks are not always the wisest men. (Gaal, 664.)

Lat.: Doctor, qui non aedificat, destruit. - Doctores errorum autores. - Doctores seductores, et docti seducti.

22 Die meisten Gelehrten treffen im Ochsengarten zusammen. (S. 53.) - Frischbier, 1224.

23 Ein Gelehrter begeht keine kleine Thorheit. - Mayer, I, 156.

24 Ein Gelehrter, der viel Fasten hält, dessen Mahl soll der Hund fressen.

25 Ein Gelehrter in seinem Revier liest nur sein eigen Brevier.

26 Ein Gelehrter ist so dünn und so dicke, dass er überall ausfüllt seine Lücke.

Scheint sich auf den Vorwurf zu grosser Elasticität und politischer Schmiegsamkeit zu beziehen, den man wol den Gelehrten zu machen pflegt und den die Westdeutsche Zeitung (1849, Nr. 86) zu dem Vergleiche mit einem Pudel steigert, der eine Freude daran finde, seinem Herrn kurzweilige Sprünge vorzumachen und zwar blos in der Hoffnung, von demselben nicht geprügelt zu werden. Wie ein deutscher Gelehrter sein solle, sagt L. Börne in seiner Novelle über die Rechtmässigkeit des sechsten Zinsthalers in Deutschland. (Gesammelte Schriften, III, 40.)

27 Ein Gelehrter kan die Grillen im Loch verkleiben. - Lehmann, 293, 1.

28 Ein Gelehrter kan mehr als schreiben vnd lesen. - Lehmann, 292, 1.

29 Ein Gelehrter kan Predigen vnd Studiret nicht darauff. - Lehmann, 293, 14.

30 Ein Gelehrter kommt überall fort.

31 Ein Gelehrter lässt wol einen Dummen neben sich sitzen. (S. Gelehrt 22.) - Gaal, 666.

Lat.: Sol non invidet vesperae. (Gaal, 666.)

32 Ein Gelehrter ohne Verstand ist ein halber Narr im Land.

It.: La scienza senza senno e una follia. (Pazzaglia, 324, 4.)

33 Ein Gelehrter und ein Krieger können wol in Einem Sattel sitzen. - Sailer, 350.

34 Ein Gelehrter vertritt sein luck, man stell jhn hin, wo man hin will. - Lehmann, 292, 1.

35 Ein gelerter ist ein getüncht Hauss, wens dawider Hagelt, Schneiet vnnd Regnet, so felt die angestrichne farb ab vnd gucket der Leimen herfür. - Lehmann, 298, 79.

36 Einem Gelehrten seynd die Flügel gewachsen. - Lehmann, 292, 1.

37 Es ist kein Gelehrter, er hat seinen Schiefer, und kein Orthodoxer, er hat seinen Balken.

38 Es ist kein gelerter, er hat ein schiefer (oder: Geck). - Franck, I, 90b; Henisch, 1459, 13; Petri, II, 267; Lehmann, II, 143, 177; Körte, 1986; Simrock, 3349; Braun, I, 716.

Eine Zusammenstellung der "Schiefer" oder Eigenthümlichkeiten von Gelehrten würde von Interesse sein. Von Tycho de Brahe z. B. erzählt man, er habe über die gespottet, denen bei Sonnenfinsternissen bange wurde, er selbst aber habe nicht gewagt, einen Schritt weiter zu gehen, wenn ihm am Morgen eine alte Frau oder ein Leichenzug begegnete. Magliabecchi war so

[Spaltenumbruch] 28 Er ist gelehrt, aber er weiss es niemand.

*29 Er ist gelehrt bis an den Hals, aber in den Kopf ist nichts gekommen.Kirchhofer, 350.

Frz.: Il est savant jusqu'aux dents, il a mangé son brevière. (Kritzinger, 217b.)

*30 Er ist gelehrt wie ein Stier, kann nichts lesen als sein Brevier.

It.: Non ischit legger si non in su breviariu sou.

*31 Er ist g'lehrt bis a Hals, aber der Chopf ist en Esel. (Luzern.)

Frz.: Cet homme est un puits de science. (Lendroy, 1262.)

*32 Gelehrt wie ein Schöneberger.Frischbier, 1222.

Schöneberg, Dorf bei Mühlhausen, Kreis Preussisch-Holland, im Regierungsbezirk Königsberg.


Gelehrter.

1 Den Gelehrten allein gehört der Wein, andern kann Bier und Wasser genügend sein.

Es wird aber noch manchen Gelehrten geben, dem der Wein abgeht. Der Naturforscher Aldrovandus starb, als er sein ganzes Vermögen den Wissenschaften geopfert hatte, im Hospital zu Bologna. Viele sind auch schon auf einer Festung gestorben. Die Russen behaupten übrigens: Die Gelehrten leben vom Ruhm. (Altmann VI, 454.)

Lat.: Doctus vina, rudis zythum, pecus hauriat aquam. (Binder I, 354; II, 830; Seybold, 133.)

2 Den gelehrten gibt man nichts vmbsonst.Lehmann, 296, 52.

3 Den Gelehrten ist gut predigen.Siebenkees, 89; Hollenberg, I, 28; Bayer, II, 46; Parömiakon, 1786; Schamelius, 23, 5; Petri, II, 78; Lehmann, 299, 87; Eyering, I, 395; Mayer, I, 156; Körte, 1983; Körte2, 2441; Kirchhofer, 215; Müller, X, 4; Simrock, 3352; für Schlesien: Gomolcke, 506; Frommann, III, 242, 32.

Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 304.)

Frz.: A bon entendeur peu de paroles. (Lendroy, 1354; Starschedel, 399.)

Holl.: De geleerde is haest genoeg geseyt. – Voor geleerden is het goed spreken. (Harrebomée, I, 223.)

It.: A buon intenditor poche parole. (Pazzaglia, 250, 1.)

Lat.: Dictum sapienti sat est. (Schamelius, 23, 5.)

4 Der gelehrte, der werthe.Henisch, 1458, 68; Petri, II, 89.

5 Der Gelehrte kann der Latern' ein Licht machen.

6 Der Gelehrte weiss mehr in Item, als der andere in Summa Summarum.

Thomasius theilte die Gelehrten ein in solche, die a) viel, b) wenig und c) nichts wissen.

7 Der Gelehrten Recht ist der macht vnnd Gelts Knecht.Lehmann, 309, 60.

8 Der gelert würt bey der gedult bewert.Franck, I, 51a; Henisch, 1458, 69; Petri, II, 89; Körte, 1988.

9 Der grösste Gelehrte kann die Spinne nicht lehren, Seide zu machen.

Holl.: De grootste geleerde kan eene spin niet dwingen, haar webbe te maken. (Harrebomée, I, 223.)

10 Die Gelehrten, die Geehrten.

Auch von vielen Fürsten wurden sie ausgezeichnet. Lothar II. erklärte sie, besonders die Doctoren der Rechte, für Ritter. Friedrich III. verlieh den Setzern der Buchdruckerei einen Adler und den Druckern einen Greif mit dem Druckerballen zum Wappen.

11 Die Gelehrten haben ihren Verstand im Kopfe und taugen nicht zu der Weiber Geschäft, sagte die junge Witwe und wollte keinen Doctor mehr heirathen.

Aehnlich Lehmann, 873, 66.

12 Die Gelehrten reden vnd die Vngelehrten judiciren.Opel, 373.

13 Die Gelehrten scharren Ideen, die Kaufleute Geld zusammen.

14 Die Gelehrten schreiben schlecht.

Lat.: Nos docti male pingimus. (Binder II, 827; Schamelius, 159, 10.)

15 Die gelehrten seind nicht allzeit die weisesten.Henisch, 1512, 54; Petri, II, 129; Simrock, 3351.

Holl.: De geleerdsten zijn de wijsten niet. (Harrebomée, I, 223.)

16 Die gelehrten seind wie jener Fuchss, der viel renck wust, ward doch gefangen, vnnd die Katz kundt nur ein Kunst vnnd errett jhr Leben.Lehmann, 297, 66.

17 Die Gelehrten sind selten einer Meinung.

Dän.: De lærde kommer tit saa overeens i meening, som almanak-skrivende i veyrliget. (Prov. dan., 373.)

[Spaltenumbruch] 18 Die Gelehrten thun den Vortrag und die Ungelehrten fällen das Urtel.Opel, 373.

19 Die Gelehrten tragen ihren Schatz bei sich.

Lat.: Cultus ingenii nullum unquam divitem fecit. (Binder II, 639; Lehmann, 296, 48.)

20 Die Gelehrten verkehren mit den Todten.

Dän.: Lærde mænd have med de døde at skaffe. (Prov. dan., 374.)

21 Die gelerten, die verkerten.Franck, I, 99b; II, 163b; Latendorf II, 7; Mayer, I, 156; Luther's Ms., 1; Henisch, 1459; Eyering, I, 686; Lehmann, 292, 3; Guttenstein, 92 116; Heuseler, 326 u. 408; Egenolff, 221a; Pistor., IV, 84; Eiselein, 233; Körte, 1984 u. 2447; Simrock, 3374.

Ein hebräisches Sprichwort spricht daher die Warnung aus: Wohne in keiner Stadt, deren Vorgesetzte Gelehrte von Profession sind. (Pesachim, 112.) – „Man will bemerkt haben“, sagt Seume, „dass die Leute in dem Verhältniss gescheit waren, als sie nicht gelehrt waren; wenigstens findet man, dass die Gelehrtesten nicht sehr gelehrt sind.“ (Vgl. ferner Bewärung vnd Erklärung des obigen Sprichworts von Fischart, 1584.) „Wenn man die Welt geradezu auf den Kopf stellen wollte, dürfte man nur die Stubengelehrten zu Regenten machen.“ (Welt und Zeit, II, 38, 30.)

Engl.: The greatest clerks are not always the wisest men. (Gaal, 664.)

Lat.: Doctor, qui non aedificat, destruit. – Doctores errorum autores. – Doctores seductores, et docti seducti.

22 Die meisten Gelehrten treffen im Ochsengarten zusammen. (S. 53.)Frischbier, 1224.

23 Ein Gelehrter begeht keine kleine Thorheit.Mayer, I, 156.

24 Ein Gelehrter, der viel Fasten hält, dessen Mahl soll der Hund fressen.

25 Ein Gelehrter in seinem Revier liest nur sein eigen Brevier.

26 Ein Gelehrter ist so dünn und so dicke, dass er überall ausfüllt seine Lücke.

Scheint sich auf den Vorwurf zu grosser Elasticität und politischer Schmiegsamkeit zu beziehen, den man wol den Gelehrten zu machen pflegt und den die Westdeutsche Zeitung (1849, Nr. 86) zu dem Vergleiche mit einem Pudel steigert, der eine Freude daran finde, seinem Herrn kurzweilige Sprünge vorzumachen und zwar blos in der Hoffnung, von demselben nicht geprügelt zu werden. Wie ein deutscher Gelehrter sein solle, sagt L. Börne in seiner Novelle über die Rechtmässigkeit des sechsten Zinsthalers in Deutschland. (Gesammelte Schriften, III, 40.)

27 Ein Gelehrter kan die Grillen im Loch verkleiben.Lehmann, 293, 1.

28 Ein Gelehrter kan mehr als schreiben vnd lesen.Lehmann, 292, 1.

29 Ein Gelehrter kan Predigen vnd Studiret nicht darauff.Lehmann, 293, 14.

30 Ein Gelehrter kommt überall fort.

31 Ein Gelehrter lässt wol einen Dummen neben sich sitzen. (S. Gelehrt 22.)Gaal, 666.

Lat.: Sol non invidet vesperae. (Gaal, 666.)

32 Ein Gelehrter ohne Verstand ist ein halber Narr im Land.

It.: La scienza senza senno è una follia. (Pazzaglia, 324, 4.)

33 Ein Gelehrter und ein Krieger können wol in Einem Sattel sitzen.Sailer, 350.

34 Ein Gelehrter vertritt sein luck, man stell jhn hin, wo man hin will.Lehmann, 292, 1.

35 Ein gelerter ist ein getüncht Hauss, wens dawider Hagelt, Schneiet vnnd Regnet, so felt die angestrichne farb ab vnd gucket der Leimen herfür.Lehmann, 298, 79.

36 Einem Gelehrten seynd die Flügel gewachsen.Lehmann, 292, 1.

37 Es ist kein Gelehrter, er hat seinen Schiefer, und kein Orthodoxer, er hat seinen Balken.

38 Es ist kein gelerter, er hat ein schiefer (oder: Geck).Franck, I, 90b; Henisch, 1459, 13; Petri, II, 267; Lehmann, II, 143, 177; Körte, 1986; Simrock, 3349; Braun, I, 716.

Eine Zusammenstellung der „Schiefer“ oder Eigenthümlichkeiten von Gelehrten würde von Interesse sein. Von Tycho de Brahe z. B. erzählt man, er habe über die gespottet, denen bei Sonnenfinsternissen bange wurde, er selbst aber habe nicht gewagt, einen Schritt weiter zu gehen, wenn ihm am Morgen eine alte Frau oder ein Leichenzug begegnete. Magliabecchi war so

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[[767]/0795] 28 Er ist gelehrt, aber er weiss es niemand. *29 Er ist gelehrt bis an den Hals, aber in den Kopf ist nichts gekommen. – Kirchhofer, 350. Frz.: Il est savant jusqu'aux dents, il a mangé son brevière. (Kritzinger, 217b.) *30 Er ist gelehrt wie ein Stier, kann nichts lesen als sein Brevier. It.: Non ischit legger si non in su breviariu sou. *31 Er ist g'lehrt bis a Hals, aber der Chopf ist en Esel. (Luzern.) Frz.: Cet homme est un puits de science. (Lendroy, 1262.) *32 Gelehrt wie ein Schöneberger. – Frischbier, 1222. Schöneberg, Dorf bei Mühlhausen, Kreis Preussisch-Holland, im Regierungsbezirk Königsberg. Gelehrter. 1 Den Gelehrten allein gehört der Wein, andern kann Bier und Wasser genügend sein. Es wird aber noch manchen Gelehrten geben, dem der Wein abgeht. Der Naturforscher Aldrovandus starb, als er sein ganzes Vermögen den Wissenschaften geopfert hatte, im Hospital zu Bologna. Viele sind auch schon auf einer Festung gestorben. Die Russen behaupten übrigens: Die Gelehrten leben vom Ruhm. (Altmann VI, 454.) Lat.: Doctus vina, rudis zythum, pecus hauriat aquam. (Binder I, 354; II, 830; Seybold, 133.) 2 Den gelehrten gibt man nichts vmbsonst. – Lehmann, 296, 52. 3 Den Gelehrten ist gut predigen. – Siebenkees, 89; Hollenberg, I, 28; Bayer, II, 46; Parömiakon, 1786; Schamelius, 23, 5; Petri, II, 78; Lehmann, 299, 87; Eyering, I, 395; Mayer, I, 156; Körte, 1983; Körte2, 2441; Kirchhofer, 215; Müller, X, 4; Simrock, 3352; für Schlesien: Gomolcke, 506; Frommann, III, 242, 32. Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 304.) Frz.: A bon entendeur peu de paroles. (Lendroy, 1354; Starschedel, 399.) Holl.: De geleerde is haest genoeg geseyt. – Voor geleerden is het goed spreken. (Harrebomée, I, 223.) It.: A buon intenditor poche parole. (Pazzaglia, 250, 1.) Lat.: Dictum sapienti sat est. (Schamelius, 23, 5.) 4 Der gelehrte, der werthe. – Henisch, 1458, 68; Petri, II, 89. 5 Der Gelehrte kann der Latern' ein Licht machen. 6 Der Gelehrte weiss mehr in Item, als der andere in Summa Summarum. Thomasius theilte die Gelehrten ein in solche, die a) viel, b) wenig und c) nichts wissen. 7 Der Gelehrten Recht ist der macht vnnd Gelts Knecht. – Lehmann, 309, 60. 8 Der gelert würt bey der gedult bewert. – Franck, I, 51a; Henisch, 1458, 69; Petri, II, 89; Körte, 1988. 9 Der grösste Gelehrte kann die Spinne nicht lehren, Seide zu machen. Holl.: De grootste geleerde kan eene spin niet dwingen, haar webbe te maken. (Harrebomée, I, 223.) 10 Die Gelehrten, die Geehrten. Auch von vielen Fürsten wurden sie ausgezeichnet. Lothar II. erklärte sie, besonders die Doctoren der Rechte, für Ritter. Friedrich III. verlieh den Setzern der Buchdruckerei einen Adler und den Druckern einen Greif mit dem Druckerballen zum Wappen. 11 Die Gelehrten haben ihren Verstand im Kopfe und taugen nicht zu der Weiber Geschäft, sagte die junge Witwe und wollte keinen Doctor mehr heirathen. Aehnlich Lehmann, 873, 66. 12 Die Gelehrten reden vnd die Vngelehrten judiciren. – Opel, 373. 13 Die Gelehrten scharren Ideen, die Kaufleute Geld zusammen. 14 Die Gelehrten schreiben schlecht. Lat.: Nos docti male pingimus. (Binder II, 827; Schamelius, 159, 10.) 15 Die gelehrten seind nicht allzeit die weisesten. – Henisch, 1512, 54; Petri, II, 129; Simrock, 3351. Holl.: De geleerdsten zijn de wijsten niet. (Harrebomée, I, 223.) 16 Die gelehrten seind wie jener Fuchss, der viel renck wust, ward doch gefangen, vnnd die Katz kundt nur ein Kunst vnnd errett jhr Leben. – Lehmann, 297, 66. 17 Die Gelehrten sind selten einer Meinung. Dän.: De lærde kommer tit saa overeens i meening, som almanak-skrivende i veyrliget. (Prov. dan., 373.) 18 Die Gelehrten thun den Vortrag und die Ungelehrten fällen das Urtel. – Opel, 373. 19 Die Gelehrten tragen ihren Schatz bei sich. Lat.: Cultus ingenii nullum unquam divitem fecit. (Binder II, 639; Lehmann, 296, 48.) 20 Die Gelehrten verkehren mit den Todten. Dän.: Lærde mænd have med de døde at skaffe. (Prov. dan., 374.) 21 Die gelerten, die verkerten. – Franck, I, 99b; II, 163b; Latendorf II, 7; Mayer, I, 156; Luther's Ms., 1; Henisch, 1459; Eyering, I, 686; Lehmann, 292, 3; Guttenstein, 92 116; Heuseler, 326 u. 408; Egenolff, 221a; Pistor., IV, 84; Eiselein, 233; Körte, 1984 u. 2447; Simrock, 3374. Ein hebräisches Sprichwort spricht daher die Warnung aus: Wohne in keiner Stadt, deren Vorgesetzte Gelehrte von Profession sind. 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Scheint sich auf den Vorwurf zu grosser Elasticität und politischer Schmiegsamkeit zu beziehen, den man wol den Gelehrten zu machen pflegt und den die Westdeutsche Zeitung (1849, Nr. 86) zu dem Vergleiche mit einem Pudel steigert, der eine Freude daran finde, seinem Herrn kurzweilige Sprünge vorzumachen und zwar blos in der Hoffnung, von demselben nicht geprügelt zu werden. Wie ein deutscher Gelehrter sein solle, sagt L. Börne in seiner Novelle über die Rechtmässigkeit des sechsten Zinsthalers in Deutschland. (Gesammelte Schriften, III, 40.) 27 Ein Gelehrter kan die Grillen im Loch verkleiben. – Lehmann, 293, 1. 28 Ein Gelehrter kan mehr als schreiben vnd lesen. – Lehmann, 292, 1. 29 Ein Gelehrter kan Predigen vnd Studiret nicht darauff. – Lehmann, 293, 14. 30 Ein Gelehrter kommt überall fort. 31 Ein Gelehrter lässt wol einen Dummen neben sich sitzen. (S. Gelehrt 22.) – Gaal, 666. Lat.: Sol non invidet vesperae. (Gaal, 666.) 32 Ein Gelehrter ohne Verstand ist ein halber Narr im Land. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [767]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/795>, abgerufen am 28.04.2024.