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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Gelüst.

1 Darnach hat man Gelüst, was des andern ist. - Eiselein, 224.

Lat.: Aliena nobis, nostra plus aliis placent. (Eiselein, 224.)

2 Gelüst (Appetit) kommt während man isst, aber der Durst verschwind't während man trinkt.

3 Verbotene Gelüste sind des Unglücks Gerüste.

Frz.: Ki plus convoite que ne doit sa convoitise le decoit. (Leroux, II, 307.)


Gelüsten.

1 Es müst einem sehr gelusten, das er ein alte Küst, do er ein Jungfraw wüste. - Lehmann, 143, 54.

2 Es must mich gelusten, das ich einen alten kust, wenn ich einen jungen wust. - Henisch, 59, 47; Petri, III, 6.

3 Wen es gelüst, der greifft einer Saw vmb ein handt vol feist in hindern. - Lehmann, 145, 71; Eiselein, 224.

*4 Er gelüstet nach Prügeln und schreit, wenn er sie kriegt.

Aehnlich sagt man in Aegypten: Es gelüstet ihn nach Krieg und er scheut das Treffen. (Burckhardt, 766.)

*5 Es gelüstet ihn, Schneeflocken zu kosten. (Lit.)

Von einem, der unnützen Appetit hat.

*6 Es gelüstet ihn, wie die Geiss nach Pfeffer.


Gemach (Subst.).

1 Eigen Gemach ist gut, sprach der Igel.

Mhd.: Weistu wie der igel sprach? vil guot ist eigen gemach. (Spervogel.) (Eiselein, 224; Zingerle, 61.)

Lat.: Ars multa vulpi, est una echino maxima. - Multa novit vulpis, verum echinus unum magnum.

2 Et is beter einmal mit Gemake, arre tweimal mit Angemake. (Hannover.) - Schambach, 209.

Einmal mit Gemächlichkeit ist besser, als zweimal mit Ungemach.

3 Gemach geht vor Ehr'.

Bequeme Wohnung und Kleidung, wenn auch nicht in der modernsten Form, ist wenigstens immer einer unbequemen vorzuziehen, auch wenn man nicht auf die Ehre der Eleganz Anspruch machen kann.

Holl.: Gemaak voor eer. (Harrebomee, I, 228.)

4 Kein besser Gemach, als eigen Dach.

Holl.: Geen grooter gemak dan eigen dak. (Harrebomee, I, 227.)

5 Klein gemach, gross gemach. - Franck, II, 169a; Henisch, 1481, 1; Petri, II, 424; Gruter, I, 53; Latendorf II, 20; Blum, 318; Sailer, 69; Körte, 1998; Simrock, 3377.

Eine kleine Wohnung bietet oft mehr Gemächlichkeit als eine grosse; oder: Wer wenig besitzt, hat wenig zu sorgen.

Holl.: Clein ghepac is groot ghemac. (Tunn., 8, 13.)

Lat.: Si tibi parvula res, est tibi magna quies. (Fallersleben, 144.)

6 Mei Gemach, sei Goffe Roorda, in krygge ien Fuwst yn't Each. (Westfries.)

Mit Gemach, sagte Goffe Roorda, und kriegte eine Faust ins Auge. (Hoefer, 875.)

7 Wer wil haben (gut) gmach, der bleib vnter seim Dach. - Franck, II, 99b; Gruter, I, 84; Henisch, 1481, 12; Petri, II, 779; Lehmann, 112, 1; Simrock, 3375; Sailer, 186; Hertz, 24.

Holl.: Die wil hebben gemak, die blijve onder zijn dak. (Harrebomee, I, 227.)

8 Wer will haben gut Gemach, bleibe unter Dach und Fach. - Simrock, 3374.

9 Wer will haben gut Gemach, der strebe jung danach.

Holl.: Die naar gemak staat, het zal hem falen. (Harrebomee, I, 227.)

10 Willst haben Gemach, bleib unter deinem Dach. - Siebenkees, 244; Kirchhofer, 189; Körte, 1997.

Auf Reisen findet man die Bequemlichkeit nicht, an die man zu Hause gewohnt ist.

Mhd.: Swer mit gemache gerne sei, der wone den fürsten selten bi. (Renner.) (Zingerle, 49.)

Lat.: Testudo collecta in suum tegimen, tuta est. (Livius.) (Binder I, 1744; II, 3322; Philippi, II, 218; Seybold, 604.)

11 Zu viel Gemach macht starke Leute schwach.

Mhd.: Wen spricht, daz überig gemach gesunde liute machet swach. (Boner.) (Zingerle, 49.)


Gemach (Adj.).

1 Der gemach gehet, der kompt auch ferrn. - Henisch, 1481, 21; Petri, II, 90.

[Spaltenumbruch] 2 Der gemach gehet, der kompt weiter, als der laufft. - Lehmann, 68, 14.

3 Früh gemach, spät ungemach.

Wer es sich in jungen Jahren sehr bequem macht, hat es im Alter in der Regel sehr unbequem.

Mhd.: Ze vruo gemach tuot gerne after riuwe. (Frauenlob.) (Zingerle, 99.)

4 Gehe gemach hin vnd komme bald wider. - Henisch, 1482, 1.

5 Gehe gemach vnd lebe lang seindt zween brüder. - Henisch, 1482, 2.

6 Gemach fährt man den Berg hinauf. - Simrock, 919.

7 Gemach findt allzeit vngemach.

8 Gemach geht Gottes Rach'. - Geiler.

9 Gemach geht man auch weit. - Braun, I, 719.

10 Gemach in die Kolen geblasen, so fehrt kein staub in die Nasen. - Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 40; Körte, 2000; Braun, I, 721.

11 Gemach ins Dorf, die Bauern seindt truncken. - Henisch, 1482, 5; Petri, II, 333; Eyering, II, 649; Guttenstein, 76, 92; Kirchhofer, 212; Simrock, 788.

12 Gemach ins Dorf, die Bauernhunde schlafen. - Fischart.

13 Gemach ins dorff, die Baweren sitzen vber den Eyern. - Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 41.

14 Gemach kombt man auch weit, bevorab so man hat die zeit. - Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 42; Kirchhofer, 141.

15 Gemach mit der Geyss, der Marckt ist erst morgen. - Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 43.

16 Gemach reisen thut wol. - Petri, II, 333.

17 Gemach, sagt Herr Paulsen, dass wir desto eher fertig werden. - Hoefer, 840.

18 Gemach würdt das kleyn gross, aber jähling wirt das gross kleyn. - Franck, I, 63a; Henisch, 1482, 6; Petri, II, 333; Lehmann, II, 230, 142; Blum, 321.

19 Gmach gehet man auch weit. - Franck, I, 50a u. 103a; II, 86b u. 110a; Henisch, 1482, 3; Petri, II, 333; Lehmann, 68, 13; Lehmann, II, 230, 141; Eyering, II, 648; Latendorf II, 14; Schottel, 1119b; Körte, 1995; Simrock, 3370.

Frz.: Pas a pas, on va bien loin.

Holl.: Ga met gemak, zoo komt gij binnen. - Op zijn gemak wordt men het liefst rijk. (Harrebomee, I, 228.)

Lat.: Paulatim lento succedunt omnia motu. (Binder I, 1337; II, 2500; Seybold, 431.)

20 Immer gemach, sagte der Habicht, als er die Taube pflückte.

Holl.: Hou je gemak, zei de havik, toen hij de duif plukte. (Harrebomee, I, 292.)

21 Man muss gemach vom Stall aussreiten. - Henisch, 1482, 8; Körte, 2001.

22 Nur gemach, sagt Peter Möffert, als man ihn mit der Faust ins Auge schlug.

Holl.: Met gemak, zei Roorda, en hij kreeg eene vuist in 't oog. (Harrebomee, I, 228.)

23 Thu gemach; es kommt alles nacheinander wie ein gut Jahr. - Kirchhofer, 141.

24 Thu gemach, laufft vns doch nymand nach. - Franck, I, 49b.

25 Thu gemach, sagt Kayser Carolus. - Mathesy, 55b.

26 Thu gemach vnd fahre lieber einen guten harten weg vmb. - Henisch, 1482, 15.

27 Thu gemach vnd lach, so gewinnst du alle sach. - Henisch, 1482, 13; Schottel, 1119b.

28 Thu gemach vnd sihe, hinder wem du sitzest. - Henisch, 1482, 12.

29 Thu gmach, wilt haben Gmach. - Franck, I, 50a; Henisch, 1482, 14; Körte, 1996; Simrock, 3376.

30 Thut gemach, stosset nicht an, saget jene Fraw, da jhr Mann zuuor aufgewachet war. - Mathesy, 290b.

31 Wer gemach fehrt, der kompt auch noch zu Marckt. - Petri, II, 854.

*32 Gemach mit der Braut. - Parömiakon, 451 u. 1376.

Hübsch vorsichtig, behutsam, nicht mit der Thür ins Haus fallend.


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Gelüst.

1 Darnach hat man Gelüst, was des andern ist.Eiselein, 224.

Lat.: Aliena nobis, nostra plus aliis placent. (Eiselein, 224.)

2 Gelüst (Appetit) kommt während man isst, aber der Durst verschwind't während man trinkt.

3 Verbotene Gelüste sind des Unglücks Gerüste.

Frz.: Ki plus convoite que ne doit sa convoitise le deçoit. (Leroux, II, 307.)


Gelüsten.

1 Es müst einem sehr gelusten, das er ein alte Küst, do er ein Jungfraw wüste.Lehmann, 143, 54.

2 Es must mich gelusten, das ich einen alten kust, wenn ich einen jungen wust.Henisch, 59, 47; Petri, III, 6.

3 Wen es gelüst, der greifft einer Saw vmb ein handt vol feist in hindern.Lehmann, 145, 71; Eiselein, 224.

*4 Er gelüstet nach Prügeln und schreit, wenn er sie kriegt.

Aehnlich sagt man in Aegypten: Es gelüstet ihn nach Krieg und er scheut das Treffen. (Burckhardt, 766.)

*5 Es gelüstet ihn, Schneeflocken zu kosten. (Lit.)

Von einem, der unnützen Appetit hat.

*6 Es gelüstet ihn, wie die Geiss nach Pfeffer.


Gemach (Subst.).

1 Eigen Gemach ist gut, sprach der Igel.

Mhd.: Weistu wie der igel sprach? vil guot ist eigen gemach. (Spervogel.) (Eiselein, 224; Zingerle, 61.)

Lat.: Ars multa vulpi, est una echino maxima. – Multa novit vulpis, verum echinus unum magnum.

2 Et is beter einmal mit Gemake, arre tweimal mit Angemake. (Hannover.) – Schambach, 209.

Einmal mit Gemächlichkeit ist besser, als zweimal mit Ungemach.

3 Gemach geht vor Ehr'.

Bequeme Wohnung und Kleidung, wenn auch nicht in der modernsten Form, ist wenigstens immer einer unbequemen vorzuziehen, auch wenn man nicht auf die Ehre der Eleganz Anspruch machen kann.

Holl.: Gemaak voor eer. (Harrebomée, I, 228.)

4 Kein besser Gemach, als eigen Dach.

Holl.: Geen grooter gemak dan eigen dak. (Harrebomée, I, 227.)

5 Klein gemach, gross gemach.Franck, II, 169a; Henisch, 1481, 1; Petri, II, 424; Gruter, I, 53; Latendorf II, 20; Blum, 318; Sailer, 69; Körte, 1998; Simrock, 3377.

Eine kleine Wohnung bietet oft mehr Gemächlichkeit als eine grosse; oder: Wer wenig besitzt, hat wenig zu sorgen.

Holl.: Clein ghepac is groot ghemac. (Tunn., 8, 13.)

Lat.: Si tibi parvula res, est tibi magna quies. (Fallersleben, 144.)

6 Mei Gemach, sei Goffe Roorda, in krygge ien Fuwst yn't Each. (Westfries.)

Mit Gemach, sagte Goffe Roorda, und kriegte eine Faust ins Auge. (Hoefer, 875.)

7 Wer wil haben (gut) gmach, der bleib vnter seim Dach.Franck, II, 99b; Gruter, I, 84; Henisch, 1481, 12; Petri, II, 779; Lehmann, 112, 1; Simrock, 3375; Sailer, 186; Hertz, 24.

Holl.: Die wil hebben gemak, die blijve onder zijn dak. (Harrebomée, I, 227.)

8 Wer will haben gut Gemach, bleibe unter Dach und Fach.Simrock, 3374.

9 Wer will haben gut Gemach, der strebe jung danach.

Holl.: Die naar gemak staat, het zal hem falen. (Harrebomée, I, 227.)

10 Willst haben Gemach, bleib unter deinem Dach.Siebenkees, 244; Kirchhofer, 189; Körte, 1997.

Auf Reisen findet man die Bequemlichkeit nicht, an die man zu Hause gewohnt ist.

Mhd.: Swer mit gemache gerne sî, der wone den fürsten selten bi. (Renner.) (Zingerle, 49.)

Lat.: Testudo collecta in suum tegimen, tuta est. (Livius.) (Binder I, 1744; II, 3322; Philippi, II, 218; Seybold, 604.)

11 Zu viel Gemach macht starke Leute schwach.

Mhd.: Wen spricht, daz überig gemach gesunde liute machet swach. (Boner.) (Zingerle, 49.)


Gemach (Adj.).

1 Der gemach gehet, der kompt auch ferrn.Henisch, 1481, 21; Petri, II, 90.

[Spaltenumbruch] 2 Der gemach gehet, der kompt weiter, als der laufft.Lehmann, 68, 14.

3 Früh gemach, spät ungemach.

Wer es sich in jungen Jahren sehr bequem macht, hat es im Alter in der Regel sehr unbequem.

Mhd.: Ze vruo gemach tuot gerne after riuwe. (Frauenlob.) (Zingerle, 99.)

4 Gehe gemach hin vnd komme bald wider.Henisch, 1482, 1.

5 Gehe gemach vnd lebe lang seindt zween brüder.Henisch, 1482, 2.

6 Gemach fährt man den Berg hinauf.Simrock, 919.

7 Gemach findt allzeit vngemach.

8 Gemach geht Gottes Rach'.Geiler.

9 Gemach geht man auch weit.Braun, I, 719.

10 Gemach in die Kolen geblasen, so fehrt kein staub in die Nasen.Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 40; Körte, 2000; Braun, I, 721.

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12 Gemach ins Dorf, die Bauernhunde schlafen.Fischart.

13 Gemach ins dorff, die Baweren sitzen vber den Eyern.Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 41.

14 Gemach kombt man auch weit, bevorab so man hat die zeit.Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 42; Kirchhofer, 141.

15 Gemach mit der Geyss, der Marckt ist erst morgen.Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 43.

16 Gemach reisen thut wol.Petri, II, 333.

17 Gemach, sagt Herr Paulsen, dass wir desto eher fertig werden.Hoefer, 840.

18 Gemach würdt das kleyn gross, aber jähling wirt das gross kleyn.Franck, I, 63a; Henisch, 1482, 6; Petri, II, 333; Lehmann, II, 230, 142; Blum, 321.

19 Gmach gehet man auch weit.Franck, I, 50a u. 103a; II, 86b u. 110a; Henisch, 1482, 3; Petri, II, 333; Lehmann, 68, 13; Lehmann, II, 230, 141; Eyering, II, 648; Latendorf II, 14; Schottel, 1119b; Körte, 1995; Simrock, 3370.

Frz.: Pas à pas, on va bien loin.

Holl.: Ga met gemak, zoo komt gij binnen. – Op zijn gemak wordt men het liefst rijk. (Harrebomée, I, 228.)

Lat.: Paulatim lento succedunt omnia motu. (Binder I, 1337; II, 2500; Seybold, 431.)

20 Immer gemach, sagte der Habicht, als er die Taube pflückte.

Holl.: Hou je gemak, zei de havik, toen hij de duif plukte. (Harrebomée, I, 292.)

21 Man muss gemach vom Stall aussreiten.Henisch, 1482, 8; Körte, 2001.

22 Nur gemach, sagt Peter Möffert, als man ihn mit der Faust ins Auge schlug.

Holl.: Met gemak, zei Roorda, en hij kreeg eene vuist in 't oog. (Harrebomée, I, 228.)

23 Thu gemach; es kommt alles nacheinander wie ein gut Jahr.Kirchhofer, 141.

24 Thu gemach, laufft vns doch nymand nach.Franck, I, 49b.

25 Thu gemach, sagt Kayser Carolus.Mathesy, 55b.

26 Thu gemach vnd fahre lieber einen guten harten weg vmb.Henisch, 1482, 15.

27 Thu gemach vnd lach, so gewinnst du alle sach.Henisch, 1482, 13; Schottel, 1119b.

28 Thu gemach vnd sihe, hinder wem du sitzest.Henisch, 1482, 12.

29 Thu gmach, wilt haben Gmach.Franck, I, 50a; Henisch, 1482, 14; Körte, 1996; Simrock, 3376.

30 Thut gemach, stosset nicht an, saget jene Fraw, da jhr Mann zuuor aufgewachet war.Mathesy, 290b.

31 Wer gemach fehrt, der kompt auch noch zu Marckt.Petri, II, 854.

*32 Gemach mit der Braut.Parömiakon, 451 u. 1376.

Hübsch vorsichtig, behutsam, nicht mit der Thür ins Haus fallend.


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[[771]/0799] Gelüst. 1 Darnach hat man Gelüst, was des andern ist. – Eiselein, 224. Lat.: Aliena nobis, nostra plus aliis placent. (Eiselein, 224.) 2 Gelüst (Appetit) kommt während man isst, aber der Durst verschwind't während man trinkt. 3 Verbotene Gelüste sind des Unglücks Gerüste. Frz.: Ki plus convoite que ne doit sa convoitise le deçoit. (Leroux, II, 307.) Gelüsten. 1 Es müst einem sehr gelusten, das er ein alte Küst, do er ein Jungfraw wüste. – Lehmann, 143, 54. 2 Es must mich gelusten, das ich einen alten kust, wenn ich einen jungen wust. – Henisch, 59, 47; Petri, III, 6. 3 Wen es gelüst, der greifft einer Saw vmb ein handt vol feist in hindern. – Lehmann, 145, 71; Eiselein, 224. *4 Er gelüstet nach Prügeln und schreit, wenn er sie kriegt. Aehnlich sagt man in Aegypten: Es gelüstet ihn nach Krieg und er scheut das Treffen. (Burckhardt, 766.) *5 Es gelüstet ihn, Schneeflocken zu kosten. (Lit.) Von einem, der unnützen Appetit hat. *6 Es gelüstet ihn, wie die Geiss nach Pfeffer. Gemach (Subst.). 1 Eigen Gemach ist gut, sprach der Igel. Mhd.: Weistu wie der igel sprach? vil guot ist eigen gemach. (Spervogel.) (Eiselein, 224; Zingerle, 61.) Lat.: Ars multa vulpi, est una echino maxima. – Multa novit vulpis, verum echinus unum magnum. 2 Et is beter einmal mit Gemake, arre tweimal mit Angemake. (Hannover.) – Schambach, 209. Einmal mit Gemächlichkeit ist besser, als zweimal mit Ungemach. 3 Gemach geht vor Ehr'. Bequeme Wohnung und Kleidung, wenn auch nicht in der modernsten Form, ist wenigstens immer einer unbequemen vorzuziehen, auch wenn man nicht auf die Ehre der Eleganz Anspruch machen kann. Holl.: Gemaak voor eer. (Harrebomée, I, 228.) 4 Kein besser Gemach, als eigen Dach. Holl.: Geen grooter gemak dan eigen dak. (Harrebomée, I, 227.) 5 Klein gemach, gross gemach. – Franck, II, 169a; Henisch, 1481, 1; Petri, II, 424; Gruter, I, 53; Latendorf II, 20; Blum, 318; Sailer, 69; Körte, 1998; Simrock, 3377. Eine kleine Wohnung bietet oft mehr Gemächlichkeit als eine grosse; oder: Wer wenig besitzt, hat wenig zu sorgen. Holl.: Clein ghepac is groot ghemac. (Tunn., 8, 13.) Lat.: Si tibi parvula res, est tibi magna quies. (Fallersleben, 144.) 6 Mei Gemach, sei Goffe Roorda, in krygge ien Fuwst yn't Each. (Westfries.) Mit Gemach, sagte Goffe Roorda, und kriegte eine Faust ins Auge. (Hoefer, 875.) 7 Wer wil haben (gut) gmach, der bleib vnter seim Dach. – Franck, II, 99b; Gruter, I, 84; Henisch, 1481, 12; Petri, II, 779; Lehmann, 112, 1; Simrock, 3375; Sailer, 186; Hertz, 24. Holl.: Die wil hebben gemak, die blijve onder zijn dak. (Harrebomée, I, 227.) 8 Wer will haben gut Gemach, bleibe unter Dach und Fach. – Simrock, 3374. 9 Wer will haben gut Gemach, der strebe jung danach. Holl.: Die naar gemak staat, het zal hem falen. (Harrebomée, I, 227.) 10 Willst haben Gemach, bleib unter deinem Dach. – Siebenkees, 244; Kirchhofer, 189; Körte, 1997. Auf Reisen findet man die Bequemlichkeit nicht, an die man zu Hause gewohnt ist. Mhd.: Swer mit gemache gerne sî, der wone den fürsten selten bi. (Renner.) (Zingerle, 49.) Lat.: Testudo collecta in suum tegimen, tuta est. (Livius.) (Binder I, 1744; II, 3322; Philippi, II, 218; Seybold, 604.) 11 Zu viel Gemach macht starke Leute schwach. Mhd.: Wen spricht, daz überig gemach gesunde liute machet swach. (Boner.) (Zingerle, 49.) Gemach (Adj.). 1 Der gemach gehet, der kompt auch ferrn. – Henisch, 1481, 21; Petri, II, 90. 2 Der gemach gehet, der kompt weiter, als der laufft. – Lehmann, 68, 14. 3 Früh gemach, spät ungemach. Wer es sich in jungen Jahren sehr bequem macht, hat es im Alter in der Regel sehr unbequem. Mhd.: Ze vruo gemach tuot gerne after riuwe. (Frauenlob.) (Zingerle, 99.) 4 Gehe gemach hin vnd komme bald wider. – Henisch, 1482, 1. 5 Gehe gemach vnd lebe lang seindt zween brüder. – Henisch, 1482, 2. 6 Gemach fährt man den Berg hinauf. – Simrock, 919. 7 Gemach findt allzeit vngemach. 8 Gemach geht Gottes Rach'. – Geiler. 9 Gemach geht man auch weit. – Braun, I, 719. 10 Gemach in die Kolen geblasen, so fehrt kein staub in die Nasen. – Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 40; Körte, 2000; Braun, I, 721. 11 Gemach ins Dorf, die Bauern seindt truncken. – Henisch, 1482, 5; Petri, II, 333; Eyering, II, 649; Guttenstein, 76, 92; Kirchhofer, 212; Simrock, 788. 12 Gemach ins Dorf, die Bauernhunde schlafen. – Fischart. 13 Gemach ins dorff, die Baweren sitzen vber den Eyern. – Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 41. 14 Gemach kombt man auch weit, bevorab so man hat die zeit. – Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 42; Kirchhofer, 141. 15 Gemach mit der Geyss, der Marckt ist erst morgen. – Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 43. 16 Gemach reisen thut wol. – Petri, II, 333. 17 Gemach, sagt Herr Paulsen, dass wir desto eher fertig werden. – Hoefer, 840. 18 Gemach würdt das kleyn gross, aber jähling wirt das gross kleyn. – Franck, I, 63a; Henisch, 1482, 6; Petri, II, 333; Lehmann, II, 230, 142; Blum, 321. 19 Gmach gehet man auch weit. – Franck, I, 50a u. 103a; II, 86b u. 110a; Henisch, 1482, 3; Petri, II, 333; Lehmann, 68, 13; Lehmann, II, 230, 141; Eyering, II, 648; Latendorf II, 14; Schottel, 1119b; Körte, 1995; Simrock, 3370. 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(Harrebomée, I, 228.) 23 Thu gemach; es kommt alles nacheinander wie ein gut Jahr. – Kirchhofer, 141. 24 Thu gemach, laufft vns doch nymand nach. – Franck, I, 49b. 25 Thu gemach, sagt Kayser Carolus. – Mathesy, 55b. 26 Thu gemach vnd fahre lieber einen guten harten weg vmb. – Henisch, 1482, 15. 27 Thu gemach vnd lach, so gewinnst du alle sach. – Henisch, 1482, 13; Schottel, 1119b. 28 Thu gemach vnd sihe, hinder wem du sitzest. – Henisch, 1482, 12. 29 Thu gmach, wilt haben Gmach. – Franck, I, 50a; Henisch, 1482, 14; Körte, 1996; Simrock, 3376. 30 Thut gemach, stosset nicht an, saget jene Fraw, da jhr Mann zuuor aufgewachet war. – Mathesy, 290b. 31 Wer gemach fehrt, der kompt auch noch zu Marckt. – Petri, II, 854. *32 Gemach mit der Braut. – Parömiakon, 451 u. 1376. Hübsch vorsichtig, behutsam, nicht mit der Thür ins Haus fallend.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [771]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/799>, abgerufen am 28.04.2024.