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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 9 Eine Gemeinde stirbt nicht. - Hillebrand, 37, 46; Graf, 487, 38; Schenk, Forstrecht, 268.

Eine Gemeinde ist eine Corporation, die zwar durch einen Staatsact aufgehoben werden, aber nicht sterben kann, es müssten denn ihre sämmtlichen Mitglieder durch eine Seuche u. s. w. weggerafft werden.

10 Eine grosse Gemein kan nicht durchauss rein seyn als hetten sie die Tauben gelesen. - Petri, II, 192.

11 Von der Gemeinde baut, man des Kaisers Gut. - Graf, 487, 21.

Der Kaiser, d. i. der personificirte Staat, ist ja eben nur die Summe der Gemeinden.

Mhd.: Von der Gemeinde sol man bavven des kaysers gut. (Endemann, II, 74.)

12 Was man der Gemeinde thut, kommt allen zugut.

Frz.: Tout n'est pas de courir, il faut partir a point. (Cahier, 457.)

13 Was man gibt der Gemeine, bekommt nicht der eine.

Frz.: Qui donne au commun, ne donne a pas un. (Cahier, 557.)

14 Wer der Gemeinde dient, der hat Schande zum Lohn. - Eiselein, 225.

Frz.: A l'office du commun bon ou mechant il en faut un. (Leroux, I, 25.) - L'ane de la commune est le plus mal bate. - Qui sert commun, il ne sert nesung (pas un). (Leroux, II, 310; Cahier, 412.)

It.: Chi serve a commun, non serve a nessun. (Eiselein, 225.)

15 Wer der Gemeinde dient, et similibus horum, der hat Undank in fine laborum. - Eiselein, 225; Simrock, 3382.

16 Wer der Gemeinde dient, hat bald einen blauen (striemigen) Rücken.

17 Wer der gemeyn dient, dem danckt niemand. - Franck, II, 171a; Gruter, I, 79; Henisch, 645, 37; Schottel, 1146a; Petri, II, 693.

Engl.: The common horse is worst shoed.

Frz.: Communautes commencent par bastir leur cuisine. (Leroux, I, 6.) - Qui sert une communaute, n'oblige personne en particulier. (Kritzinger, 158b.)

It.: Chi serve a commun, non serve a nessun. (Bohn I, 85.) - Chi serve al commune ha cattivo padrone. (Gaal, 671.)

Span.: Quien hace por comun, hace por ningun. (Bohn I, 249.)

Ung.: A közös lonak turos a hata. (Gaal, 672.)

18 Wer dient der Gemein, der steht zuletzt gar allein. - Lehmann, 576, 3.

19 Wer dient einer Gemein vnd einer Jungen Frawen allein, vnd Kindern et similibus horum, der hat vndank in fine laborum. - Petri, II, 695.

20 Wie die Gemeinde beschlossen, so wird die Glocke gegossen.

Böhm.: Hromada obci porada. - Hromada vsi od povida. Jak ulozila hromada, tak bud'. (Celakovsky, 339, 12 u. 14.)

21 Wie die Gemeinde, so der Priester.

It.: Ad un popoli pazzo, un prete spiritato. (Bohn I, 68.)

22 Wol der Gemene dent vnd Försten syn Geld lehnt, darto vel Füer wil böte, de mot lyden saur vnde söte. - Petri, II, 808.

23 Zu einer Gemeinde gehört mehr als eine gemeinsame Schüssel.

*24 Er ist unter die grosse Gemeinde gegangen.

Von einem Juden, der Christ geworden ist.

Jüd.-deutsch: Er is unter Gross-Kahel gange'. (Tendlau, 383.)

*25 Er stellt die Gemeinde (jüdisch: Kille) auf eine Nadelspitze. - Tendlau, 483.

Da die jüdische Gemeinde für das Betragen ihrer Mitglieder verantwortlich, so konnte ihr ein einzelner durch seine Handlungsweise sehr gefährlich werden.


Gemeindeesel.

1 Der Gemeindeesel hat viel zu tragen.

Böhm.: Na obec ukladaji, a panstvi okradaji. (Celakovsky, 365.)

2 Der Gemeindeesel ist immer am schlechtesten gesattelt.

Entweder Sachen, die das Gemeindewesen angehen, werden in der Regel übel besorgt, oder wer einer Gesellschaft dient, wird gerade am schlechtesten belohnt. "Es ist ein gemeines Wesen unter uns", sagt Börne (Gesammelte Schriften, VI, 56), "aber kein Gemeinwesen."

Engl.: The common horse is worst shoed. (Gaal, 672.)

Frz.: Ane du commun toujours le plus mal bate. (Leroux, I, 88; Lendroy, 35; Gaal, 672.)


[Spaltenumbruch]
Gemeindegebet.

Gemeindegebet und Gemeindefluch vermag viel. - Blum, 70; Pistor., IX, 56; Körte, 2009.

Die ewige Weltordnung wird durch Tausende ebenso wenig verändert wie durch einen; aber es ist natürlich, dass da, wo viele für irgendeinen Zweck handelnd auftreten, mehr erreicht werden muss, als wo nur einer dafür wirkt.


Gemeindegut.

1 Gemeindegut geht meist verloren. - Körte, 2008 u. 2476.

In Bezug auf schlechte Gemeindeordnungen. "Man hat jahrhundertelang über mitunter sehr verkehrte Religionsmeinungen gestritten; aber erst sehr spät ist man hier und da, und an vielen Orten noch gar nicht, auf den Gedanken gekommen, zu untersuchen, ob diejenige bürgerliche Ordnung der Dinge, von der sein zeitliches Wohl allein abhängt, den gesunden Begriffen der Gesellschaft angemessen ist oder nicht. Man hat in allen Zweigen der Wissenschaften die nützlichsten Entdeckungen gemacht; aber weiss man zur Stunde, wie das elendeste Dorf am besten regiert werden kann? " (Vgl. Welt und Zeit, I, 92, 177.)

Dän.: Felles gods vil gierne forlaares. (Prov. dan., 163.)

2 Gemeindegut ist in schlechter Hut.


Gemeindepferd.

1 Das Gemeindepferd ist am schlechtesten beschlagen.

2 Das Gemeindepferd will jeder für sich reiten.

Dän.: Den gemeen nyt tiener mangen til sin egen nyttes skade. (Prov. dan., 433.)


Gemeinderath.

Gemeinderath geht meist verloren. - Körte, 2008.


Gemeindesache.

Bei Gemeindesachen haben Paul und Peter nichts zu machen.

Die Ansicht absoluter Dorfschulzen. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Kahel's (Gemeinde-)Sach' gehn einen Jopid (einzelnen) nichts an; was ebenfalls den Usurpationsgeist der (alten?) Gemeindevorsteher bezeichnet. (Tendlau, 225.)


Gemeindetag.

* Wie der Gemeindetag zu Gebsweiler. (S. Enden 1.)


Gemeine.

Der Gemeinen zwei und vier Offizier dabei.

Das Kriegsheer gibt eiteln Leuten eine günstige Gelegenheit, ihre Titelsucht zu befriedigen. In Frankreich konnte man kurz vor der Französischen Revolution, wie Dahlmann in seiner Geschichte derselben sagt, auf drei Gemeine einen Offizier zählen. In Polen war es gleichzeitig noch schlimmer, wie der obige in ein Sprichwort übergegangene, wenn auch gerade nicht buchstäblich zu nehmende Ausspruch zur Genüge zeigt.

Poln.: Dwa dragany a cztery kapitany. (Wurzbach I, 27.)


Gemeines.

1 Das Gemein, das Unrein. - Körte, 2003.

Gemeinschaftliches ward nie ordentlich besorgt.

2 Das Gemein ward nie rein. - Körte, 2003.

Frz.: De bien commun, l'on ne fait pas monceau. - Le bien commun n'a amis ni prochain. - Le bien commun n'a pas de loi, chacun veut le tirer a soi. (Cahier, 407-409.)

Lat.: Ne vile velis. (Egeria, 148.)


Gemeingerücht.

Gemeingerücht ist selten ganz erlogen. - Graf, 454, 451.

Es ist nur schwierig, das Flöcklein Wahrheit, was daran und darin sein kann, herauszufinden.


Gemeingut.

1 Gemeingut ist kein Alleingut.

Dän.: Ingen maae bruge fellig meere end hans lod taales. (Prov. dan., 64.)

2 Gemeingut - kein Gut.

Dän.: Det som er felles er ikke een mands. (Prov. dan., 163.)

Holl.: Gemeen goed, geen goed. (Bohn I, 319.)

3 Gemeingut - Peingut.

Es ist selten ohne Streit und Widerwärtigkeit.

Dän.: Halnets gods er aldrig uden trette. (Prov. dan., 168.)


Gemeinheit.

1 Man kann die Gemeinheit überschmieren, aber nicht curiren.

2 Wo Gemeinheit, da fehlt Reinheit.

"So wenig unsere Kröten jemals fliegen lernen, so wenig können sich gemeine Seelen zu edeln Handlungen erheben." (Welt und Zeit, I, 115, 73.)


Gemeinlaut.

Gemeinlaut macht einen Flecken. - Graf, 453, 442.

Gemeines Gerücht, das aus vielseitigem Nachsagen erwachsen, ist zwar kein vollgültiger Beweis gegen jemand; aber es verdächtigt ihn doch. Wenn alle Leute eine Kuh Blümlein heissen, so hat sie wahrscheinlich ein Flecklein. Das obige Sprichwort ist aus dem friesischen Recht entlehnt: Een meenhlund maket een lawa. (Hettema, XIV, 4, 94.)


[Spaltenumbruch] 9 Eine Gemeinde stirbt nicht.Hillebrand, 37, 46; Graf, 487, 38; Schenk, Forstrecht, 268.

Eine Gemeinde ist eine Corporation, die zwar durch einen Staatsact aufgehoben werden, aber nicht sterben kann, es müssten denn ihre sämmtlichen Mitglieder durch eine Seuche u. s. w. weggerafft werden.

10 Eine grosse Gemein kan nicht durchauss rein seyn als hetten sie die Tauben gelesen.Petri, II, 192.

11 Von der Gemeinde baut, man des Kaisers Gut.Graf, 487, 21.

Der Kaiser, d. i. der personificirte Staat, ist ja eben nur die Summe der Gemeinden.

Mhd.: Von der Gemeinde sol man bavven des kaysers gut. (Endemann, II, 74.)

12 Was man der Gemeinde thut, kommt allen zugut.

Frz.: Tout n'est pas de courir, il faut partir à point. (Cahier, 457.)

13 Was man gibt der Gemeine, bekommt nicht der eine.

Frz.: Qui donne au commun, ne donne à pas un. (Cahier, 557.)

14 Wer der Gemeinde dient, der hat Schande zum Lohn.Eiselein, 225.

Frz.: A l'office du commun bon ou méchant il en faut un. (Leroux, I, 25.) – L'âne de la commune est le plus mal bâté. – Qui sert commun, il ne sert nesung (pas un). (Leroux, II, 310; Cahier, 412.)

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16 Wer der Gemeinde dient, hat bald einen blauen (striemigen) Rücken.

17 Wer der gemeyn dient, dem danckt niemand.Franck, II, 171a; Gruter, I, 79; Henisch, 645, 37; Schottel, 1146a; Petri, II, 693.

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Frz.: Communautés commencent par bastir leur cuisine. (Leroux, I, 6.) – Qui sert une communauté, n'oblige personne en particulier. (Kritzinger, 158b.)

It.: Chi serve à commun, non serve à nessun. (Bohn I, 85.) – Chi serve al commune ha cattivo padrone. (Gaal, 671.)

Span.: Quien hace por comun, hace por ningun. (Bohn I, 249.)

Ung.: A közös lónak túros a háta. (Gaal, 672.)

18 Wer dient der Gemein, der steht zuletzt gar allein.Lehmann, 576, 3.

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It.: Ad un popoli pazzo, un prete spiritato. (Bohn I, 68.)

22 Wol der Gemêne dênt vnd Försten syn Geld lehnt, darto vêl Füer wil böte, de mot lyden sûr vnde söte.Petri, II, 808.

23 Zu einer Gemeinde gehört mehr als eine gemeinsame Schüssel.

*24 Er ist unter die grosse Gemeinde gegangen.

Von einem Juden, der Christ geworden ist.

Jüd.-deutsch: Er is unter Gross-Kahel gange'. (Tendlau, 383.)

*25 Er stellt die Gemeinde (jüdisch: Kille) auf eine Nadelspitze.Tendlau, 483.

Da die jüdische Gemeinde für das Betragen ihrer Mitglieder verantwortlich, so konnte ihr ein einzelner durch seine Handlungsweise sehr gefährlich werden.


Gemeindeesel.

1 Der Gemeindeesel hat viel zu tragen.

Böhm.: Na obec ukládají, a panství okrádají. (Čelakovský, 365.)

2 Der Gemeindeesel ist immer am schlechtesten gesattelt.

Entweder Sachen, die das Gemeindewesen angehen, werden in der Regel übel besorgt, oder wer einer Gesellschaft dient, wird gerade am schlechtesten belohnt. „Es ist ein gemeines Wesen unter uns“, sagt Börne (Gesammelte Schriften, VI, 56), „aber kein Gemeinwesen.“

Engl.: The common horse is worst shoed. (Gaal, 672.)

Frz.: Ane du commun toujours le plus mal bâté. (Leroux, I, 88; Lendroy, 35; Gaal, 672.)


[Spaltenumbruch]
Gemeindegebet.

Gemeindegebet und Gemeindefluch vermag viel.Blum, 70; Pistor., IX, 56; Körte, 2009.

Die ewige Weltordnung wird durch Tausende ebenso wenig verändert wie durch einen; aber es ist natürlich, dass da, wo viele für irgendeinen Zweck handelnd auftreten, mehr erreicht werden muss, als wo nur einer dafür wirkt.


Gemeindegut.

1 Gemeindegut geht meist verloren.Körte, 2008 u. 2476.

In Bezug auf schlechte Gemeindeordnungen. „Man hat jahrhundertelang über mitunter sehr verkehrte Religionsmeinungen gestritten; aber erst sehr spät ist man hier und da, und an vielen Orten noch gar nicht, auf den Gedanken gekommen, zu untersuchen, ob diejenige bürgerliche Ordnung der Dinge, von der sein zeitliches Wohl allein abhängt, den gesunden Begriffen der Gesellschaft angemessen ist oder nicht. Man hat in allen Zweigen der Wissenschaften die nützlichsten Entdeckungen gemacht; aber weiss man zur Stunde, wie das elendeste Dorf am besten regiert werden kann? “ (Vgl. Welt und Zeit, I, 92, 177.)

Dän.: Felles gods vil gierne forlaares. (Prov. dan., 163.)

2 Gemeindegut ist in schlechter Hut.


Gemeindepferd.

1 Das Gemeindepferd ist am schlechtesten beschlagen.

2 Das Gemeindepferd will jeder für sich reiten.

Dän.: Den gemeen nyt tiener mangen til sin egen nyttes skade. (Prov. dan., 433.)


Gemeinderath.

Gemeinderath geht meist verloren.Körte, 2008.


Gemeindesache.

Bei Gemeindesachen haben Paul und Peter nichts zu machen.

Die Ansicht absoluter Dorfschulzen. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Kahel's (Gemeinde-)Sach' gehn einen Jopid (einzelnen) nichts an; was ebenfalls den Usurpationsgeist der (alten?) Gemeindevorsteher bezeichnet. (Tendlau, 225.)


Gemeindetag.

* Wie der Gemeindetag zu Gebsweiler. (S. Enden 1.)


Gemeine.

Der Gemeinen zwei und vier Offizier dabei.

Das Kriegsheer gibt eiteln Leuten eine günstige Gelegenheit, ihre Titelsucht zu befriedigen. In Frankreich konnte man kurz vor der Französischen Revolution, wie Dahlmann in seiner Geschichte derselben sagt, auf drei Gemeine einen Offizier zählen. In Polen war es gleichzeitig noch schlimmer, wie der obige in ein Sprichwort übergegangene, wenn auch gerade nicht buchstäblich zu nehmende Ausspruch zur Genüge zeigt.

Poln.: Dwa dragany a cztery kapitany. (Wurzbach I, 27.)


Gemeines.

1 Das Gemein, das Unrein.Körte, 2003.

Gemeinschaftliches ward nie ordentlich besorgt.

2 Das Gemein ward nie rein.Körte, 2003.

Frz.: De bien commun, l'on ne fait pas monceau. – Le bien commun n'a amis ni prochain. – Le bien commun n'a pas de loi, chacun veut le tirer à soi. (Cahier, 407-409.)

Lat.: Ne vile velis. (Egeria, 148.)


Gemeingerücht.

Gemeingerücht ist selten ganz erlogen.Graf, 454, 451.

Es ist nur schwierig, das Flöcklein Wahrheit, was daran und darin sein kann, herauszufinden.


Gemeingut.

1 Gemeingut ist kein Alleingut.

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Dän.: Det som er felles er ikke een mands. (Prov. dan., 163.)

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3 Gemeingut – Peingut.

Es ist selten ohne Streit und Widerwärtigkeit.

Dän.: Halnets gods er aldrig uden trette. (Prov. dan., 168.)


Gemeinheit.

1 Man kann die Gemeinheit überschmieren, aber nicht curiren.

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[[773]/0801] 9 Eine Gemeinde stirbt nicht. – Hillebrand, 37, 46; Graf, 487, 38; Schenk, Forstrecht, 268. Eine Gemeinde ist eine Corporation, die zwar durch einen Staatsact aufgehoben werden, aber nicht sterben kann, es müssten denn ihre sämmtlichen Mitglieder durch eine Seuche u. s. w. weggerafft werden. 10 Eine grosse Gemein kan nicht durchauss rein seyn als hetten sie die Tauben gelesen. – Petri, II, 192. 11 Von der Gemeinde baut, man des Kaisers Gut. – Graf, 487, 21. Der Kaiser, d. i. der personificirte Staat, ist ja eben nur die Summe der Gemeinden. Mhd.: Von der Gemeinde sol man bavven des kaysers gut. (Endemann, II, 74.) 12 Was man der Gemeinde thut, kommt allen zugut. Frz.: Tout n'est pas de courir, il faut partir à point. (Cahier, 457.) 13 Was man gibt der Gemeine, bekommt nicht der eine. Frz.: Qui donne au commun, ne donne à pas un. (Cahier, 557.) 14 Wer der Gemeinde dient, der hat Schande zum Lohn. – Eiselein, 225. Frz.: A l'office du commun bon ou méchant il en faut un. (Leroux, I, 25.) – L'âne de la commune est le plus mal bâté. – Qui sert commun, il ne sert nesung (pas un). (Leroux, II, 310; Cahier, 412.) It.: Chi serve a commun, non serve a nessun. (Eiselein, 225.) 15 Wer der Gemeinde dient, et similibus horum, der hat Undank in fine laborum. – Eiselein, 225; Simrock, 3382. 16 Wer der Gemeinde dient, hat bald einen blauen (striemigen) Rücken. 17 Wer der gemeyn dient, dem danckt niemand. – Franck, II, 171a; Gruter, I, 79; Henisch, 645, 37; Schottel, 1146a; Petri, II, 693. Engl.: The common horse is worst shoed. Frz.: Communautés commencent par bastir leur cuisine. (Leroux, I, 6.) – Qui sert une communauté, n'oblige personne en particulier. (Kritzinger, 158b.) It.: Chi serve à commun, non serve à nessun. (Bohn I, 85.) – Chi serve al commune ha cattivo padrone. (Gaal, 671.) Span.: Quien hace por comun, hace por ningun. (Bohn I, 249.) Ung.: A közös lónak túros a háta. (Gaal, 672.) 18 Wer dient der Gemein, der steht zuletzt gar allein. – Lehmann, 576, 3. 19 Wer dient einer Gemein vnd einer Jungen Frawen allein, vnd Kindern et similibus horum, der hat vndank in fine laborum. – Petri, II, 695. 20 Wie die Gemeinde beschlossen, so wird die Glocke gegossen. Böhm.: Hromada obci porada. – Hromada vsi od povídá. Jak uložila hromada, tak bud'. (Čelakovský, 339, 12 u. 14.) 21 Wie die Gemeinde, so der Priester. It.: Ad un popoli pazzo, un prete spiritato. (Bohn I, 68.) 22 Wol der Gemêne dênt vnd Försten syn Geld lehnt, darto vêl Füer wil böte, de mot lyden sûr vnde söte. – Petri, II, 808. 23 Zu einer Gemeinde gehört mehr als eine gemeinsame Schüssel. *24 Er ist unter die grosse Gemeinde gegangen. Von einem Juden, der Christ geworden ist. Jüd.-deutsch: Er is unter Gross-Kahel gange'. (Tendlau, 383.) *25 Er stellt die Gemeinde (jüdisch: Kille) auf eine Nadelspitze. – Tendlau, 483. Da die jüdische Gemeinde für das Betragen ihrer Mitglieder verantwortlich, so konnte ihr ein einzelner durch seine Handlungsweise sehr gefährlich werden. Gemeindeesel. 1 Der Gemeindeesel hat viel zu tragen. Böhm.: Na obec ukládají, a panství okrádají. (Čelakovský, 365.) 2 Der Gemeindeesel ist immer am schlechtesten gesattelt. Entweder Sachen, die das Gemeindewesen angehen, werden in der Regel übel besorgt, oder wer einer Gesellschaft dient, wird gerade am schlechtesten belohnt. „Es ist ein gemeines Wesen unter uns“, sagt Börne (Gesammelte Schriften, VI, 56), „aber kein Gemeinwesen.“ Engl.: The common horse is worst shoed. (Gaal, 672.) Frz.: Ane du commun toujours le plus mal bâté. (Leroux, I, 88; Lendroy, 35; Gaal, 672.) Gemeindegebet. Gemeindegebet und Gemeindefluch vermag viel. – Blum, 70; Pistor., IX, 56; Körte, 2009. Die ewige Weltordnung wird durch Tausende ebenso wenig verändert wie durch einen; aber es ist natürlich, dass da, wo viele für irgendeinen Zweck handelnd auftreten, mehr erreicht werden muss, als wo nur einer dafür wirkt. Gemeindegut. 1 Gemeindegut geht meist verloren. – Körte, 2008 u. 2476. In Bezug auf schlechte Gemeindeordnungen. „Man hat jahrhundertelang über mitunter sehr verkehrte Religionsmeinungen gestritten; aber erst sehr spät ist man hier und da, und an vielen Orten noch gar nicht, auf den Gedanken gekommen, zu untersuchen, ob diejenige bürgerliche Ordnung der Dinge, von der sein zeitliches Wohl allein abhängt, den gesunden Begriffen der Gesellschaft angemessen ist oder nicht. Man hat in allen Zweigen der Wissenschaften die nützlichsten Entdeckungen gemacht; aber weiss man zur Stunde, wie das elendeste Dorf am besten regiert werden kann? “ (Vgl. Welt und Zeit, I, 92, 177.) Dän.: Felles gods vil gierne forlaares. (Prov. dan., 163.) 2 Gemeindegut ist in schlechter Hut. Gemeindepferd. 1 Das Gemeindepferd ist am schlechtesten beschlagen. 2 Das Gemeindepferd will jeder für sich reiten. Dän.: Den gemeen nyt tiener mangen til sin egen nyttes skade. (Prov. dan., 433.) Gemeinderath. Gemeinderath geht meist verloren. – Körte, 2008. Gemeindesache. Bei Gemeindesachen haben Paul und Peter nichts zu machen. Die Ansicht absoluter Dorfschulzen. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Kahel's (Gemeinde-)Sach' gehn einen Jopid (einzelnen) nichts an; was ebenfalls den Usurpationsgeist der (alten?) Gemeindevorsteher bezeichnet. (Tendlau, 225.) Gemeindetag. * Wie der Gemeindetag zu Gebsweiler. (S. Enden 1.) Gemeine. Der Gemeinen zwei und vier Offizier dabei. Das Kriegsheer gibt eiteln Leuten eine günstige Gelegenheit, ihre Titelsucht zu befriedigen. In Frankreich konnte man kurz vor der Französischen Revolution, wie Dahlmann in seiner Geschichte derselben sagt, auf drei Gemeine einen Offizier zählen. In Polen war es gleichzeitig noch schlimmer, wie der obige in ein Sprichwort übergegangene, wenn auch gerade nicht buchstäblich zu nehmende Ausspruch zur Genüge zeigt. Poln.: Dwa dragany a cztery kapitany. (Wurzbach I, 27.) Gemeines. 1 Das Gemein, das Unrein. – Körte, 2003. Gemeinschaftliches ward nie ordentlich besorgt. 2 Das Gemein ward nie rein. – Körte, 2003. Frz.: De bien commun, l'on ne fait pas monceau. – Le bien commun n'a amis ni prochain. – Le bien commun n'a pas de loi, chacun veut le tirer à soi. (Cahier, 407-409.) Lat.: Ne vile velis. (Egeria, 148.) Gemeingerücht. Gemeingerücht ist selten ganz erlogen. – Graf, 454, 451. Es ist nur schwierig, das Flöcklein Wahrheit, was daran und darin sein kann, herauszufinden. Gemeingut. 1 Gemeingut ist kein Alleingut. Dän.: Ingen maae bruge fellig meere end hans lod taales. (Prov. dan., 64.) 2 Gemeingut – kein Gut. Dän.: Det som er felles er ikke een mands. (Prov. dan., 163.) Holl.: Gemeen goed, geen goed. (Bohn I, 319.) 3 Gemeingut – Peingut. Es ist selten ohne Streit und Widerwärtigkeit. Dän.: Halnets gods er aldrig uden trette. (Prov. dan., 168.) Gemeinheit. 1 Man kann die Gemeinheit überschmieren, aber nicht curiren. 2 Wo Gemeinheit, da fehlt Reinheit. „So wenig unsere Kröten jemals fliegen lernen, so wenig können sich gemeine Seelen zu edeln Handlungen erheben.“ (Welt und Zeit, I, 115, 73.) Gemeinlaut. Gemeinlaut macht einen Flecken. – Graf, 453, 442. Gemeines Gerücht, das aus vielseitigem Nachsagen erwachsen, ist zwar kein vollgültiger Beweis gegen jemand; aber es verdächtigt ihn doch. Wenn alle Leute eine Kuh Blümlein heissen, so hat sie wahrscheinlich ein Flecklein. Das obige Sprichwort ist aus dem friesischen Recht entlehnt: Een meenhlund maket een lawa. (Hettema, XIV, 4, 94.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [773]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/801>, abgerufen am 28.04.2024.