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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Haube gekommen sind. Die Benennung ist ein blosser Scherzname, den man dem Convente zur heiligen Magdalena für alte Jungfrauen gibt, das nahe bei der Kirche des heiligen Gereon liegt.


Gereuen.

1 Einen jeden gerewet sein schad. - Henisch, 1507, 13.

2 Es gereuwet, wer auff menschen bawet. - Agricola II, 219.

3 Hertzlich gerewet ist gnug gebüst. - Lehmann, 690, 18.

4 'S isch besser g'roue gä, as g'roue b'ha. (Solothurn.) - Schild, 100, 19.

Es ist besser, man bereue, dass man etwas verkauft, als dass man zu bereuen habe, es nicht verkauft zu haben.

5 Soll dich's künftig nicht gereuen, halt' Gleichheit in dem Freien. (S. Freien 71 u. 91.) - Frischbier2, 4202.

6 Wer weis, wen es noch gerewet. - Gruter, I, 112; Lehmann, II, 879, 260.

*7 Es gereuet ihn, er möchte sich in die Finger beissen.

Frz.: Il s'en mordra les pouces. (Kritzinger, 554.)


Gerhaber.

1 Gerhab wird nur zu oft ein Gernhab. - Eiselein, 227.

2 Gerhaber sind Gernhaber. (Baiern.) - Simrock, 3436; Berndt, 43.

Der Vormund heisst im Oesterreichischen und Bairischen: der Gerhab, entweder von Ger = Speer, d. i. der Streiter, oder statt Gwerhab, so viel als Gewährhaber, der Gewährsmann für einen ist.


Gericht (Mahl).

1 Aufgewärmtes Gericht verkehrt das Gesicht.

Man will's nicht essen, man wendet sich ab davon.

2 Ein Gericht, das nicht gut (besser) gemacht werden kann, muss man verknusen wie es ist.

Böhm.: Ceho nelze spraviti, hled' v sobe tise ztraviti. (Celakovsky, 111.)

Poln.: Czego niemozesz poprawic, lepiej cicho w sobie strawic. (Celakovsky, 111.)

3 Ein klein Gericht, aber ein freundlich Gesicht.

4 Kein Gericht schmeckt besser, als was man auf eigenem Herde kocht.

5 Man muss sein Gericht nicht am Hoffnungsholze kochen.

6 Ob dem ersten Gericht soll man nicht fragen. - Lehmann, II, 489, 1.

7 Verdeckte Gericht sind verdächtig. - Henisch, 1514, 52; Petri, II, 566.

8 Viel Gerichte, viel Krankheiten. - Simrock, 3440.

Dän.: Mange retter, mange sygdomme. (Prov. dan., 413.)

Engl.: Much meat, much maladies. (Gaal, 678.)

Lat.: Multa tibi multos coacervant fercula morbos. (Gaal, 678.)

9 Vil Gericht machen vil essen. - Henisch, 1514, 54; Petri, II, 572; Körte, 2040; Simrock, 3438; Braun, I, 737.

Holl.: Vele gherichten doen vele eten. (Tunn., 25, 3; Harrebomee, I, 230.)

Lat.: Hoc plures esce faciunt bene quod libet esse. (Fallersleben, 759.)

10 Wenig Gericht vnd ein Saltzfass zieren armer Leut Tisch wol. - Henisch, 1514, 55; Petri II, 627.

Lat.: Ferre solent paucas fercula pauca cruces. (Gaal, 678.)

11 Wenn das Gericht gut ist, braucht man zum Zulangen nicht zu nöthigen.

Frz.: La viande prie les gens. (Lendroy, 1530.)

12 Wenn die Gerichte sind zu Ende, dann gehen die Freunde behende.

13 Wer beim ersten Gericht zu viel thut, muss das letzte stehen lassen.

Frz.: Les premiers morceaux nuisent aux derniers. (Kritzinger, 465a.)

14 Wer vom Gericht gegessen hat, kennt seinen Geschmack.

*15 Das beste Gericht zuletzt bringen.

Holl.: Hij zet hem het beste gericht laatst voor. (Harrebomee, I, 230.)

*16 Das ist ein neu Gericht.

Neuer Genuss, neue Erfahrung, überhaupt etwas Neues, auch ironisch.

Frz.: Voila ce que les rats n'ont pas mange. (Leroux, I, 129.)

*17 Einen up en Gericht junge Katten met Palsternacken (Pastinaken) nödigen. (Westf.) - Honcamp.

Spott über die Einladung auf ein unpassendes Mahl.

[Spaltenumbruch]


Gericht (Urtheil).

1 Alles weltliche Gericht muss man vom Könige empfangen. - Graf, 558, 51.

Alle Rechtspflege kann nur im Namen des Staatsoberhauptes, das die Gesellschaft vertritt, geübt werden.

Mhd.: Alle weltliche gericht mues man von dem kaiser emphahenn. (Maurer, I, 73.)

2 Am Jüngsten Gericht wird alles geschlicht't.

"Am Jüngsten Gericht soll jeder zu seinem Recht kommen, bis dahin aber soll er gläubig und demüthig alles Unrecht ertragen." (Ruge, Hallische Jahrbücher, 1842, S. 10.)

3 Am starken Gericht spürt man des Kaisers Gerechtigkeit. - Graf, 286, 22.

An einer durchgreifenden unparteiischen Rechtspflege erkennt man eine gute Regierung.

Mhd.: An dem starken gerichte spuret me des keysers gerechtikeyt. (Endemann, II, 69, 2.)

4 Das Gericht geht so weit als die Flur.

5 Das Gericht ist da, dass es richte.

D. h. nach sorgfältiger und unparteiischer Untersuchung entscheide.

Böhm.: Proto soud, aby soudil. (Celakovsky, 262 u. 354.)

6 Das Gericht ist deren Erbe nicht, die daran gesessen. - Graf, 404, 17.

Die Richter wurden nicht durch Geburt, sondern durch Wahl berufen. - Mittelhochdeutsch bei Grimm, Weisth., III, 577, und Kindlinger's Geschichte der Hörigkeit (Berlin 1819), S. 686.

7 Das Gericht ist eine Krone der Bescheidenheit. Graf, 403, 5.

Als Gotteswerk ist "das Gericht die Weisheit, eine unirrsame Strasse der Besten, die Wahrheit selbst".

Mhd.: Daz gerichte ist eine crone aller bescheidenheit. (Endemann, I, 6, 7; Ficker, 75, 77.)

8 Das Gericht ist schuldig, das Raubgut in die rechte Hand zu bringen. - Graf, 476, 616.

Das Gericht soll alles Unrecht wenden und jedem zu seinem Recht verhelfen.

Altfries.: Dat riucht is schyldich dat raefgued weer in da riuchta hand to dryuuen. (Hettema, Jurisprudentia frisica, LIX, 9, 176.)

9 Das Gericht muss allzeit mit nüchterner Zunge geleitet werden. - Graf, 404, 26.

Das Sprichwort will nicht blos sagen, dass die Richter nicht betrunken sein sollen, wenn sie ein Urtheil abgeben, was sich von selbst versteht, nüchtern sagt hier, dass sie auch noch nicht gegessen haben sollen. Die Gerichtssitzungen fanden bei unsern Vorfahren zeitig statt, nur bei steigender Sonne, und dauerten höchstens bis Mittag, selten so lange, schon deshalb, weil der Hunger zur Kürze mahnte. "Wer nur einen Bissen genoss", heisst es, "wird vor Gott schuldig." (Vgl. Landrechtsbuch des Schwabenspiegels von Wackernagel, Zürich 1840, S. 81.)

Altfries.: Dat riucht schel altyd mey nochteren tonghe leyd wirda. (Hettema, Jurisprudentia frisica, 1, 47, 17.)

10 Das Gericht straft die Unschuld oft, das Laster nicht. - Eiselein, 227.

11 Des Gerichts erste Hand ist der König. - Graf, 403, 13.

Wenn Gott das Recht ist, so ist der König, d. h. das Staatsoberhaupt, sein einziger Stellvertreter und alle gesetzten oder gewählten Richter sitzen an seiner Statt.

Mhd.: Dy erste hand des gerichtes das ist der künig. (Senckenberg, 108, 14.)

12 Ein ehrlich gericht ist offt ein vrsach ehrlich zu handeln. - Henisch, 804, 47.

13 Ein Gericht bei Gras, das andere bei Stroh. - Graf, 404, 28; Wiegand, II, 296, 9; Steinen, III, 609 u. 1359.

Wie nur bei steigender Sonne Gericht gehalten werden durfte, so bestimmte die Sonne auch den Tag des Gerichts. Wenn sie in den Tag- und Nachtgleichen des Herbstes stillsteht, hielt man in früher Vorzeit Gericht, "das echte ungebotene Ding", eins bei Gras (Frühling), das andere bei Stroh (Herbst).

Mhd.: Ein godink bei grase und eins bei stro. (Grimm, Weisth., III, 130.)

14 Es kann nicht sein ein recht Gericht, da der Pfenning das Vrtheil spricht. - Henisch, 1516, 27; Petri, II, 281.

15 Gericht ist Gottes Werk. - Graf, 403, 1.

Wenn Gott das Recht ist, so muss auch das Gericht sein Werk sein.

16 Gericht niedert sich nicht an die vierte Hand. - Graf, 558, 58.

Ein Lehn, an welchem peinliche Gerichtsbarkeit haftete, durfte nur einmal verafterlehnt werden, sodass es nicht in die vierte Hand kam.

Mhd.: Len an deme gerichte daz ne nidirt sich nicht an die vierdiu hand. (Görlitzer Lehnrecht, S. 17 in Köhler's Scriptores rerum Lausaticarum, Görlitz 1839.)

[Spaltenumbruch] Haube gekommen sind. Die Benennung ist ein blosser Scherzname, den man dem Convente zur heiligen Magdalena für alte Jungfrauen gibt, das nahe bei der Kirche des heiligen Gereon liegt.


Gereuen.

1 Einen jeden gerewet sein schad.Henisch, 1507, 13.

2 Es gereuwet, wer auff menschen bawet.Agricola II, 219.

3 Hertzlich gerewet ist gnug gebüst.Lehmann, 690, 18.

4 'S isch besser g'roue gä, as g'roue b'ha. (Solothurn.) – Schild, 100, 19.

Es ist besser, man bereue, dass man etwas verkauft, als dass man zu bereuen habe, es nicht verkauft zu haben.

5 Soll dich's künftig nicht gereuen, halt' Gleichheit in dem Freien. (S. Freien 71 u. 91.)Frischbier2, 4202.

6 Wer weis, wen es noch gerewet.Gruter, I, 112; Lehmann, II, 879, 260.

*7 Es gereuet ihn, er möchte sich in die Finger beissen.

Frz.: Il s'en mordra les pouces. (Kritzinger, 554.)


Gerhaber.

1 Gerhab wird nur zu oft ein Gernhab.Eiselein, 227.

2 Gerhaber sind Gernhaber. (Baiern.) – Simrock, 3436; Berndt, 43.

Der Vormund heisst im Oesterreichischen und Bairischen: der Gerhab, entweder von Ger = Speer, d. i. der Streiter, oder statt Gwerhab, so viel als Gewährhaber, der Gewährsmann für einen ist.


Gericht (Mahl).

1 Aufgewärmtes Gericht verkehrt das Gesicht.

Man will's nicht essen, man wendet sich ab davon.

2 Ein Gericht, das nicht gut (besser) gemacht werden kann, muss man verknusen wie es ist.

Böhm.: Čeho nelze spraviti, hled' v sobĕ tiše ztráviti. (Čelakovský, 111.)

Poln.: Czego niemożesz poprawić, lepiéj cicho w sobie strawić. (Čelakovský, 111.)

3 Ein klein Gericht, aber ein freundlich Gesicht.

4 Kein Gericht schmeckt besser, als was man auf eigenem Herde kocht.

5 Man muss sein Gericht nicht am Hoffnungsholze kochen.

6 Ob dem ersten Gericht soll man nicht fragen.Lehmann, II, 489, 1.

7 Verdeckte Gericht sind verdächtig.Henisch, 1514, 52; Petri, II, 566.

8 Viel Gerichte, viel Krankheiten.Simrock, 3440.

Dän.: Mange retter, mange sygdomme. (Prov. dan., 413.)

Engl.: Much meat, much maladies. (Gaal, 678.)

Lat.: Multa tibi multos coacervant fercula morbos. (Gaal, 678.)

9 Vil Gericht machen vil essen.Henisch, 1514, 54; Petri, II, 572; Körte, 2040; Simrock, 3438; Braun, I, 737.

Holl.: Vele gherichten doen vele eten. (Tunn., 25, 3; Harrebomée, I, 230.)

Lat.: Hoc plures esce faciunt bene quod libet esse. (Fallersleben, 759.)

10 Wenig Gericht vnd ein Saltzfass zieren armer Leut Tisch wol.Henisch, 1514, 55; Petri II, 627.

Lat.: Ferre solent paucas fercula pauca cruces. (Gaal, 678.)

11 Wenn das Gericht gut ist, braucht man zum Zulangen nicht zu nöthigen.

Frz.: La viande prie les gens. (Lendroy, 1530.)

12 Wenn die Gerichte sind zu Ende, dann gehen die Freunde behende.

13 Wer beim ersten Gericht zu viel thut, muss das letzte stehen lassen.

Frz.: Les premiers morceaux nuisent aux derniers. (Kritzinger, 465a.)

14 Wer vom Gericht gegessen hat, kennt seinen Geschmack.

*15 Das beste Gericht zuletzt bringen.

Holl.: Hij zet hem het beste gericht laatst voor. (Harrebomée, I, 230.)

*16 Das ist ein neu Gericht.

Neuer Genuss, neue Erfahrung, überhaupt etwas Neues, auch ironisch.

Frz.: Voilà ce que les rats n'ont pas mangé. (Leroux, I, 129.)

*17 Einen up en Gericht junge Katten met Palsternacken (Pastinaken) nödigen. (Westf.) – Honcamp.

Spott über die Einladung auf ein unpassendes Mahl.

[Spaltenumbruch]


Gericht (Urtheil).

1 Alles weltliche Gericht muss man vom Könige empfangen.Graf, 558, 51.

Alle Rechtspflege kann nur im Namen des Staatsoberhauptes, das die Gesellschaft vertritt, geübt werden.

Mhd.: Alle weltliche gericht mues man von dem kaiser emphahenn. (Maurer, I, 73.)

2 Am Jüngsten Gericht wird alles geschlicht't.

„Am Jüngsten Gericht soll jeder zu seinem Recht kommen, bis dahin aber soll er gläubig und demüthig alles Unrecht ertragen.“ (Ruge, Hallische Jahrbücher, 1842, S. 10.)

3 Am starken Gericht spürt man des Kaisers Gerechtigkeit.Graf, 286, 22.

An einer durchgreifenden unparteiischen Rechtspflege erkennt man eine gute Regierung.

Mhd.: An dem starken gerichte spuret me des keysers gerechtikeyt. (Endemann, II, 69, 2.)

4 Das Gericht geht so weit als die Flur.

5 Das Gericht ist da, dass es richte.

D. h. nach sorgfältiger und unparteiischer Untersuchung entscheide.

Böhm.: Proto soud, aby soudil. (Čelakovský, 262 u. 354.)

6 Das Gericht ist deren Erbe nicht, die daran gesessen.Graf, 404, 17.

Die Richter wurden nicht durch Geburt, sondern durch Wahl berufen. – Mittelhochdeutsch bei Grimm, Weisth., III, 577, und Kindlinger's Geschichte der Hörigkeit (Berlin 1819), S. 686.

7 Das Gericht ist eine Krone der Bescheidenheit. Graf, 403, 5.

Als Gotteswerk ist „das Gericht die Weisheit, eine unirrsame Strasse der Besten, die Wahrheit selbst“.

Mhd.: Daz gerichte ist eine crone aller bescheidenheit. (Endemann, I, 6, 7; Ficker, 75, 77.)

8 Das Gericht ist schuldig, das Raubgut in die rechte Hand zu bringen.Graf, 476, 616.

Das Gericht soll alles Unrecht wenden und jedem zu seinem Recht verhelfen.

Altfries.: Dat riucht is schyldich dat raefgued weer in da riuchta hand to dryuuen. (Hettema, Jurisprudentia frisica, LIX, 9, 176.)

9 Das Gericht muss allzeit mit nüchterner Zunge geleitet werden.Graf, 404, 26.

Das Sprichwort will nicht blos sagen, dass die Richter nicht betrunken sein sollen, wenn sie ein Urtheil abgeben, was sich von selbst versteht, nüchtern sagt hier, dass sie auch noch nicht gegessen haben sollen. Die Gerichtssitzungen fanden bei unsern Vorfahren zeitig statt, nur bei steigender Sonne, und dauerten höchstens bis Mittag, selten so lange, schon deshalb, weil der Hunger zur Kürze mahnte. „Wer nur einen Bissen genoss“, heisst es, „wird vor Gott schuldig.“ (Vgl. Landrechtsbuch des Schwabenspiegels von Wackernagel, Zürich 1840, S. 81.)

Altfries.: Dat riucht schel altyd mey nochteren tonghe leyd wirda. (Hettema, Jurisprudentia frisica, 1, 47, 17.)

10 Das Gericht straft die Unschuld oft, das Laster nicht.Eiselein, 227.

11 Des Gerichts erste Hand ist der König.Graf, 403, 13.

Wenn Gott das Recht ist, so ist der König, d. h. das Staatsoberhaupt, sein einziger Stellvertreter und alle gesetzten oder gewählten Richter sitzen an seiner Statt.

Mhd.: Dy erste hand des gerichtes das ist der künig. (Senckenberg, 108, 14.)

12 Ein ehrlich gericht ist offt ein vrsach ehrlich zu handeln.Henisch, 804, 47.

13 Ein Gericht bei Gras, das andere bei Stroh.Graf, 404, 28; Wiegand, II, 296, 9; Steinen, III, 609 u. 1359.

Wie nur bei steigender Sonne Gericht gehalten werden durfte, so bestimmte die Sonne auch den Tag des Gerichts. Wenn sie in den Tag- und Nachtgleichen des Herbstes stillsteht, hielt man in früher Vorzeit Gericht, „das echte ungebotene Ding“, eins bei Gras (Frühling), das andere bei Stroh (Herbst).

Mhd.: Ein godink bei grase und eins bei stro. (Grimm, Weisth., III, 130.)

14 Es kann nicht sein ein recht Gericht, da der Pfenning das Vrtheil spricht.Henisch, 1516, 27; Petri, II, 281.

15 Gericht ist Gottes Werk.Graf, 403, 1.

Wenn Gott das Recht ist, so muss auch das Gericht sein Werk sein.

16 Gericht niedert sich nicht an die vierte Hand.Graf, 558, 58.

Ein Lehn, an welchem peinliche Gerichtsbarkeit haftete, durfte nur einmal verafterlehnt werden, sodass es nicht in die vierte Hand kam.

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[[784]/0812] Haube gekommen sind. Die Benennung ist ein blosser Scherzname, den man dem Convente zur heiligen Magdalena für alte Jungfrauen gibt, das nahe bei der Kirche des heiligen Gereon liegt. Gereuen. 1 Einen jeden gerewet sein schad. – Henisch, 1507, 13. 2 Es gereuwet, wer auff menschen bawet. – Agricola II, 219. 3 Hertzlich gerewet ist gnug gebüst. – Lehmann, 690, 18. 4 'S isch besser g'roue gä, as g'roue b'ha. (Solothurn.) – Schild, 100, 19. Es ist besser, man bereue, dass man etwas verkauft, als dass man zu bereuen habe, es nicht verkauft zu haben. 5 Soll dich's künftig nicht gereuen, halt' Gleichheit in dem Freien. (S. Freien 71 u. 91.) – Frischbier2, 4202. 6 Wer weis, wen es noch gerewet. – Gruter, I, 112; Lehmann, II, 879, 260. *7 Es gereuet ihn, er möchte sich in die Finger beissen. Frz.: Il s'en mordra les pouces. (Kritzinger, 554.) Gerhaber. 1 Gerhab wird nur zu oft ein Gernhab. – Eiselein, 227. 2 Gerhaber sind Gernhaber. (Baiern.) – Simrock, 3436; Berndt, 43. Der Vormund heisst im Oesterreichischen und Bairischen: der Gerhab, entweder von Ger = Speer, d. i. der Streiter, oder statt Gwerhab, so viel als Gewährhaber, der Gewährsmann für einen ist. Gericht (Mahl). 1 Aufgewärmtes Gericht verkehrt das Gesicht. Man will's nicht essen, man wendet sich ab davon. 2 Ein Gericht, das nicht gut (besser) gemacht werden kann, muss man verknusen wie es ist. Böhm.: Čeho nelze spraviti, hled' v sobĕ tiše ztráviti. (Čelakovský, 111.) Poln.: Czego niemożesz poprawić, lepiéj cicho w sobie strawić. (Čelakovský, 111.) 3 Ein klein Gericht, aber ein freundlich Gesicht. 4 Kein Gericht schmeckt besser, als was man auf eigenem Herde kocht. 5 Man muss sein Gericht nicht am Hoffnungsholze kochen. 6 Ob dem ersten Gericht soll man nicht fragen. – Lehmann, II, 489, 1. 7 Verdeckte Gericht sind verdächtig. – Henisch, 1514, 52; Petri, II, 566. 8 Viel Gerichte, viel Krankheiten. – Simrock, 3440. Dän.: Mange retter, mange sygdomme. (Prov. dan., 413.) Engl.: Much meat, much maladies. (Gaal, 678.) Lat.: Multa tibi multos coacervant fercula morbos. (Gaal, 678.) 9 Vil Gericht machen vil essen. – Henisch, 1514, 54; Petri, II, 572; Körte, 2040; Simrock, 3438; Braun, I, 737. Holl.: Vele gherichten doen vele eten. (Tunn., 25, 3; Harrebomée, I, 230.) Lat.: Hoc plures esce faciunt bene quod libet esse. (Fallersleben, 759.) 10 Wenig Gericht vnd ein Saltzfass zieren armer Leut Tisch wol. – Henisch, 1514, 55; Petri II, 627. Lat.: Ferre solent paucas fercula pauca cruces. (Gaal, 678.) 11 Wenn das Gericht gut ist, braucht man zum Zulangen nicht zu nöthigen. Frz.: La viande prie les gens. (Lendroy, 1530.) 12 Wenn die Gerichte sind zu Ende, dann gehen die Freunde behende. 13 Wer beim ersten Gericht zu viel thut, muss das letzte stehen lassen. Frz.: Les premiers morceaux nuisent aux derniers. (Kritzinger, 465a.) 14 Wer vom Gericht gegessen hat, kennt seinen Geschmack. *15 Das beste Gericht zuletzt bringen. Holl.: Hij zet hem het beste gericht laatst voor. (Harrebomée, I, 230.) *16 Das ist ein neu Gericht. Neuer Genuss, neue Erfahrung, überhaupt etwas Neues, auch ironisch. Frz.: Voilà ce que les rats n'ont pas mangé. (Leroux, I, 129.) *17 Einen up en Gericht junge Katten met Palsternacken (Pastinaken) nödigen. (Westf.) – Honcamp. Spott über die Einladung auf ein unpassendes Mahl. Gericht (Urtheil). 1 Alles weltliche Gericht muss man vom Könige empfangen. – Graf, 558, 51. Alle Rechtspflege kann nur im Namen des Staatsoberhauptes, das die Gesellschaft vertritt, geübt werden. Mhd.: Alle weltliche gericht mues man von dem kaiser emphahenn. (Maurer, I, 73.) 2 Am Jüngsten Gericht wird alles geschlicht't. „Am Jüngsten Gericht soll jeder zu seinem Recht kommen, bis dahin aber soll er gläubig und demüthig alles Unrecht ertragen.“ (Ruge, Hallische Jahrbücher, 1842, S. 10.) 3 Am starken Gericht spürt man des Kaisers Gerechtigkeit. – Graf, 286, 22. An einer durchgreifenden unparteiischen Rechtspflege erkennt man eine gute Regierung. Mhd.: An dem starken gerichte spuret me des keysers gerechtikeyt. (Endemann, II, 69, 2.) 4 Das Gericht geht so weit als die Flur. 5 Das Gericht ist da, dass es richte. D. h. nach sorgfältiger und unparteiischer Untersuchung entscheide. Böhm.: Proto soud, aby soudil. (Čelakovský, 262 u. 354.) 6 Das Gericht ist deren Erbe nicht, die daran gesessen. – Graf, 404, 17. Die Richter wurden nicht durch Geburt, sondern durch Wahl berufen. – Mittelhochdeutsch bei Grimm, Weisth., III, 577, und Kindlinger's Geschichte der Hörigkeit (Berlin 1819), S. 686. 7 Das Gericht ist eine Krone der Bescheidenheit. Graf, 403, 5. Als Gotteswerk ist „das Gericht die Weisheit, eine unirrsame Strasse der Besten, die Wahrheit selbst“. Mhd.: Daz gerichte ist eine crone aller bescheidenheit. (Endemann, I, 6, 7; Ficker, 75, 77.) 8 Das Gericht ist schuldig, das Raubgut in die rechte Hand zu bringen. – Graf, 476, 616. Das Gericht soll alles Unrecht wenden und jedem zu seinem Recht verhelfen. Altfries.: Dat riucht is schyldich dat raefgued weer in da riuchta hand to dryuuen. (Hettema, Jurisprudentia frisica, LIX, 9, 176.) 9 Das Gericht muss allzeit mit nüchterner Zunge geleitet werden. – Graf, 404, 26. Das Sprichwort will nicht blos sagen, dass die Richter nicht betrunken sein sollen, wenn sie ein Urtheil abgeben, was sich von selbst versteht, nüchtern sagt hier, dass sie auch noch nicht gegessen haben sollen. Die Gerichtssitzungen fanden bei unsern Vorfahren zeitig statt, nur bei steigender Sonne, und dauerten höchstens bis Mittag, selten so lange, schon deshalb, weil der Hunger zur Kürze mahnte. „Wer nur einen Bissen genoss“, heisst es, „wird vor Gott schuldig.“ (Vgl. Landrechtsbuch des Schwabenspiegels von Wackernagel, Zürich 1840, S. 81.) Altfries.: Dat riucht schel altyd mey nochteren tonghe leyd wirda. (Hettema, Jurisprudentia frisica, 1, 47, 17.) 10 Das Gericht straft die Unschuld oft, das Laster nicht. – Eiselein, 227. 11 Des Gerichts erste Hand ist der König. – Graf, 403, 13. Wenn Gott das Recht ist, so ist der König, d. h. das Staatsoberhaupt, sein einziger Stellvertreter und alle gesetzten oder gewählten Richter sitzen an seiner Statt. Mhd.: Dy erste hand des gerichtes das ist der künig. (Senckenberg, 108, 14.) 12 Ein ehrlich gericht ist offt ein vrsach ehrlich zu handeln. – Henisch, 804, 47. 13 Ein Gericht bei Gras, das andere bei Stroh. – Graf, 404, 28; Wiegand, II, 296, 9; Steinen, III, 609 u. 1359. Wie nur bei steigender Sonne Gericht gehalten werden durfte, so bestimmte die Sonne auch den Tag des Gerichts. Wenn sie in den Tag- und Nachtgleichen des Herbstes stillsteht, hielt man in früher Vorzeit Gericht, „das echte ungebotene Ding“, eins bei Gras (Frühling), das andere bei Stroh (Herbst). Mhd.: Ein godink bei grase und eins bei stro. (Grimm, Weisth., III, 130.) 14 Es kann nicht sein ein recht Gericht, da der Pfenning das Vrtheil spricht. – Henisch, 1516, 27; Petri, II, 281. 15 Gericht ist Gottes Werk. – Graf, 403, 1. Wenn Gott das Recht ist, so muss auch das Gericht sein Werk sein. 16 Gericht niedert sich nicht an die vierte Hand. – Graf, 558, 58. Ein Lehn, an welchem peinliche Gerichtsbarkeit haftete, durfte nur einmal verafterlehnt werden, sodass es nicht in die vierte Hand kam. Mhd.: Len an deme gerichte daz ne nidirt sich nicht an die vierdiu hand. (Görlitzer Lehnrecht, S. 17 in Köhler's Scriptores rerum Lausaticarum, Görlitz 1839.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [784]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/812>, abgerufen am 28.04.2024.