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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Geschlecht.

1 Besser der erste des Geschlechts als der letzte.

Frz.: Il vaut mieux etre le premier de sa race que le dernier. (Bohn I, 27.)

2 Die grössten Geschlechter in der Welt sind: Habsgern, Nimmsgern und Stiehlsgern.

3 Ein fromm Geschlecht hat Kind und Enkel fromm und echt.

Holl.: Eerlijk geslacht baat geen' onerlijken nakomelingen. (Harrebomee, I, 231.)

4 Ein geschlecht vergehet, das andere entstehet (kommt). - Petri, II, 190; Henisch, 1541, 39; Pred. Sal. 1, 4; Schulze, 110.

Mhd.: Een gheslachte neder gaet ende een ander riset. (Martin, I, 531; Schulze, 110.)

Frz.: Cent ans banniere et cent ans civiere. (Kritzinger, 56a.)

Lat.: Generatio praeterit et generatio advenit. (Schulze, 110.)

5 Es ist kein Geschlecht, darin es nicht Huren und Buben gibt. - Pistor., IX, 67; Simrock, 3488.

Holl.: Een vroom geslacht brengt wel boeven voort. (Harrebomee, I, 231.)

6 Es ist kein geschlecht so gut, es kompt etwas drauss, das nicht viel taug. - Petri, II, 267.

7 Es ist kein Geschlecht so gut, es laufft ein Hur oder Dieb auss. - Henisch, 1541, 41; Petri, II, 276.

Holl.: Het is een arm geslacht, dat hoer noch boef heeft. (Harrebomee, I, 231.)

8 Es sind zweyerley geschlechte der menschen: eins zürnt gern, das ander gibt nichts drauff. - Agricola I, 322.

9 Geschlecht und Tugend ohne Geld wird nicht geachtet in der Welt.

Holl.: Al zijt gij edel van geslacht, de deugd wordt meest van al geacht. (Harrebomee, I, 231.)

10 Kein Geschlecht auf Erden ist reicher und geiziger als das der Mönche. - Klosterspiegel, 62, 23.

11 Mancher ziert sein Geschlecht wie ein Esel den Rossmarckt. - Lehmann, 189, 5; Simrock, 2179.

12 Vir geschlecht seindt nicht genug auff erdtrich: es seindt nit priester genug, es bedörfft sunst einer nit sechs odder sieben pfründen haben; es seindt nit genug Edler, es wolt sunst nit ein yeder baur edel sein; es seind auch nit genug huren, ehefrauen vnd Nunnen dörfften sunst nit hurenwerck treiben; es seindt auch nit Juden gnug, die Christen dörfften sunst nit wuchern. - Pauli, Schimpf, XXXIII; Henisch, 789, 45; Petri, II, 295.

13 Wer aus zornigem Geschlecht entsprossen, behält immer etwas an sich.

14 Wer nur Geschlechts wegen Ehr' (Lob) begehrt, derselb' ist keines Lobes werth.

15 Wer will in das arme Geschlechte, der bau' und maure viel und rechte.

*16 Er ist adlichen Geschlechts, gleichwie mein linker Schuh ist rechts.

*17 Er ist des Geschlechts mit den rothen Aermeln. (Luzern.) - Kirchhofer, 78.

Um einen äusserst gefährlichen Menschen zu bezeichnen. Ursprünglich waren es die Mitglieder einer Verschwörung, aus Anhängern Oesterreichs gebildet, die, nachdem Luzern mit Uri, Schwyz und Unterwalden den ewigen Bund geschlossen hatten, mittels einer Mordnacht die junge schweizer Freiheit vernichten wollten. (S. Hüten.)


Geschleck.

Geschleck will streich haben. (S. Genäsch u. Näschlein.) - Franck, I, 52b; Henisch, 1541, 50; Petri, II, 333; Körte, 2063; Simrock, 3489.


Geschliffen.

1 Glatt geschliffen ist bald gewetzt.

*2 Du kommst mir geschliffen. (Rottenburg.)

D. i. unwillkommen.


Geschmack.

1 Am Geschmack erkennt man den Wein.

Oft auch erst an seinen Wirkungen oder durch chemische Analyse.

2 Das hat keinen Geschmack mehr, sagte der Floh, als er einem alten Weibe am Beine sass.

[Spaltenumbruch] 3 De Geschmack is verschieden, segt Burgheim, en mag de Mutter, un de anner de Dochter. (Mecklenburg.) - Hoefer, 94.

4 Der erste Geschmack kommt aus deinem Sack. - Kirchhofer, 265.

5 Der Geschmack ist verschieden.

Aus der Gegend von Braunschweig in der wol nur scherzhaften Form eingegangen: Die Geschmäcker der Püblikümme sind verschieden. In Finnland: Es haben nicht alle denselben Geschmack. (Bertram, 47.)

Frz.: Les goauts sont differents.

Lat.: Alter nare cupit, alter pugnare paratus. (Ennius.) (Binder II, 136.) - Non omnes eadem mirantur amantque. (Horaz.) (Binder II, 2196; Kruse, 181.) - Non omnibus unum est, quod placet. (Binder II, 2201.)

6 Der Geschmack ist verschieden, dem einen gefällt die Mutter, dem andern die Tochter, manchem gefallen beide. (Ostpreuss.) - Frischbier, 250; Frischbier2, 1240.

"Chacun a son gout, dem einen gefällt der Ochs, dem andern Wasischta's Kuh." (H. Heine's Reisebilder, Hamburg 1840, III, 376.)

7 Der Geschmack ist verschieden, sagte die Magd, da ass sie den (Kaffee-)Grund und goss die Brühe weg.

Engl.: Tastes differ, said the man, when he kissed his cow.

8 Der hat Geschmack, sagte der Küster, als ein Bauer in einer langweiligen Predigt gähnte (oder schlief).

9 Einem verdorbenen Geschmack ist auch der Honig bitter. - Winckler, VII, 63.

It.: Al gusto guasto non e buon alcun pasto. (Pazzaglia, 154, 2.)

10 Feiner Geschmack bringt an den Bettelsack.

11 Is't nig god vor'n Smack, so is't dog god vor'n Kack. (Holst.) - Schütze, IV, 126.

Wird den Anfängern im Tabackrauchen gesagt; schmeckt's nicht gut, so öffnet's doch.

12 Jeder nach seinem Geschmack.

Frz.: Chacun a son goaut. (Bohn I, 12.)

13 Jeder nach seinem Geschmack, sagte der Bauer, da ass er Pferdekötel für Bratäpfel.

Holl.: Ieder zijn meug, zei de boer, en hij at paardenkeutels voor vijgen. (Harrebomee, II, 379.)

14 Jeder nach seinem Geschmack, sagte jene, und der eine schor seinen Bart, der andere zog die Haare aus. - Burckhardt, 713.

15 Jedes hat seinen Geschmack, der Hirsch trägt's Geweih und der Esel den Sack.

16 Man muss für den Geschmack auch etwas thun, sagte Hans Quast, und flickte die alten Hemden mit neuen.

Holl.: De zinnen moeten werk hebben, zei de knecht, en hij lapte met nieuwe hemden de oude. (Harrebomee, I, 301.)

17 Man muss nach seinem Geschmack essen und sich nach anderer Geschmack kleiden.

18 Ueber den Geschmack lässt sich nicht streiten.

Dän.: Hver Mand sin Lyst. (Bohn I, 375.)

Frz.: Des goauts et des couleurs on ne peut disputer. (Cahier, 817; Kritzinger, 354a.)

It.: Sopra i gusti non v' e da disputare. (Pazzaglia, 154, 1.) - Tutti i gusti son gusti. (Bohn I, 129.)

Lat.: De gustu non est disputandum. (Binder II, 704; Faselius, 59; Wiegand, 1101.)

Trotzdem liefen die vornehmen jungen Römer auf der Strasse mit Peitschen herum, um diejenigen zu geiseln, denen die Gedichte des Poeten Lucilius nicht gefielen; und ein französischer Hauptmann drohte Girae, er wolle seine ganze Compagnie Soldaten bei ihm einquartieren, wenn derselbe fortfahren sollte, Voiture's Werke zu tadeln. (Welt und Zeit, V, 331, 132.) Dies Sprichwort gilt aber auch, wenn man de olfactu setzt. Man wird es nicht bestreiten, wenn man liest, dass der Botaniker Turner 54 Personen eine und dieselbe Blume zur Prüfung des Geruchs vorlegte und das Ergebniss erhielt, dass 41 dieselbe für wohlriechend, 4 für mattriechend, 8 für ganz geruchlos und einer sogar für stinkend erklärte. Erfährt nun die Natur selbst so widersprechende Urtheile, wie mag sich die Kunst wundern, dass es ihr ebenso geht. "Ein Theil der Menschen findet das trivial, was der andere als hohe Weisheit verehrt." (Welt und Zeit, V, 205, 36.) Der Geschmack ändert sich auch mit Menschenaltern. Der Papst Zacharias erliess eine Verordnung, die den Genuss von Störchen und Raben verbot. Noch im 12. Jahrhundert waren Schwäne, Kraniche, Rohrdommeln, Pfauen und Reiher geschätzte Leckerbissen auf den Tafeln der Vornehmen. Solches Fleisch konnte natürlich nur durch

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Geschlecht.

1 Besser der erste des Geschlechts als der letzte.

Frz.: Il vaut mieux être le premier de sa race que le dernier. (Bohn I, 27.)

2 Die grössten Geschlechter in der Welt sind: Habsgern, Nimmsgern und Stiehlsgern.

3 Ein fromm Geschlecht hat Kind und Enkel fromm und echt.

Holl.: Eerlijk geslacht baat geen' onerlijken nakomelingen. (Harrebomée, I, 231.)

4 Ein geschlecht vergehet, das andere entstehet (kommt).Petri, II, 190; Henisch, 1541, 39; Pred. Sal. 1, 4; Schulze, 110.

Mhd.: Een gheslachte neder gaet ende een ander riset. (Martin, I, 531; Schulze, 110.)

Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. (Kritzinger, 56a.)

Lat.: Generatio praeterit et generatio advenit. (Schulze, 110.)

5 Es ist kein Geschlecht, darin es nicht Huren und Buben gibt.Pistor., IX, 67; Simrock, 3488.

Holl.: Een vroom geslacht brengt wel boeven voort. (Harrebomée, I, 231.)

6 Es ist kein geschlecht so gut, es kompt etwas drauss, das nicht viel taug.Petri, II, 267.

7 Es ist kein Geschlecht so gut, es laufft ein Hur oder Dieb auss.Henisch, 1541, 41; Petri, II, 276.

Holl.: Het is een arm geslacht, dat hoer noch boef heeft. (Harrebomée, I, 231.)

8 Es sind zweyerley geschlechte der menschen: eins zürnt gern, das ander gibt nichts drauff.Agricola I, 322.

9 Geschlecht und Tugend ohne Geld wird nicht geachtet in der Welt.

Holl.: Al zijt gij edel van geslacht, de deugd wordt meest van al geacht. (Harrebomée, I, 231.)

10 Kein Geschlecht auf Erden ist reicher und geiziger als das der Mönche.Klosterspiegel, 62, 23.

11 Mancher ziert sein Geschlecht wie ein Esel den Rossmarckt.Lehmann, 189, 5; Simrock, 2179.

12 Vir geschlecht seindt nicht genug auff erdtrich: es seindt nit priester genug, es bedörfft sunst einer nit sechs odder sieben pfründen haben; es seindt nit genug Edler, es wolt sunst nit ein yeder baur edel sein; es seind auch nit genug huren, ehefrauen vnd Nunnen dörfften sunst nit hurenwerck treiben; es seindt auch nit Juden gnug, die Christen dörfften sunst nit wuchern.Pauli, Schimpf, XXXIII; Henisch, 789, 45; Petri, II, 295.

13 Wer aus zornigem Geschlecht entsprossen, behält immer etwas an sich.

14 Wer nur Geschlechts wegen Ehr' (Lob) begehrt, derselb' ist keines Lobes werth.

15 Wer will in das arme Geschlechte, der bau' und maure viel und rechte.

*16 Er ist adlichen Geschlechts, gleichwie mein linker Schuh ist rechts.

*17 Er ist des Geschlechts mit den rothen Aermeln. (Luzern.) – Kirchhofer, 78.

Um einen äusserst gefährlichen Menschen zu bezeichnen. Ursprünglich waren es die Mitglieder einer Verschwörung, aus Anhängern Oesterreichs gebildet, die, nachdem Luzern mit Uri, Schwyz und Unterwalden den ewigen Bund geschlossen hatten, mittels einer Mordnacht die junge schweizer Freiheit vernichten wollten. (S. Hüten.)


Geschleck.

Geschleck will streich haben. (S. Genäsch u. Näschlein.)Franck, I, 52b; Henisch, 1541, 50; Petri, II, 333; Körte, 2063; Simrock, 3489.


Geschliffen.

1 Glatt geschliffen ist bald gewetzt.

*2 Du kommst mir geschliffen. (Rottenburg.)

D. i. unwillkommen.


Geschmack.

1 Am Geschmack erkennt man den Wein.

Oft auch erst an seinen Wirkungen oder durch chemische Analyse.

2 Das hat keinen Geschmack mehr, sagte der Floh, als er einem alten Weibe am Beine sass.

[Spaltenumbruch] 3 De Geschmack is verschieden, segt Burgheim, ên mag de Mutter, un de anner de Dochter. (Mecklenburg.) – Hoefer, 94.

4 Der erste Geschmack kommt aus deinem Sack.Kirchhofer, 265.

5 Der Geschmack ist verschieden.

Aus der Gegend von Braunschweig in der wol nur scherzhaften Form eingegangen: Die Geschmäcker der Püblikümme sind verschieden. In Finnland: Es haben nicht alle denselben Geschmack. (Bertram, 47.)

Frz.: Les goûts sont différents.

Lat.: Alter nare cupit, alter pugnare paratus. (Ennius.) (Binder II, 136.) – Non omnes eadem mirantur amantque. (Horaz.) (Binder II, 2196; Kruse, 181.) – Non omnibus unum est, quod placet. (Binder II, 2201.)

6 Der Geschmack ist verschieden, dem einen gefällt die Mutter, dem andern die Tochter, manchem gefallen beide. (Ostpreuss.) – Frischbier, 250; Frischbier2, 1240.

„Chacun a son gout, dem einen gefällt der Ochs, dem andern Wasischta's Kuh.“ (H. Heine's Reisebilder, Hamburg 1840, III, 376.)

7 Der Geschmack ist verschieden, sagte die Magd, da ass sie den (Kaffee-)Grund und goss die Brühe weg.

Engl.: Tastes differ, said the man, when he kissed his cow.

8 Der hat Geschmack, sagte der Küster, als ein Bauer in einer langweiligen Predigt gähnte (oder schlief).

9 Einem verdorbenen Geschmack ist auch der Honig bitter.Winckler, VII, 63.

It.: Al gusto guasto non è buon alcun pasto. (Pazzaglia, 154, 2.)

10 Feiner Geschmack bringt an den Bettelsack.

11 Is't nig gôd vor'n Smack, so is't dog gôd vor'n Kack. (Holst.) – Schütze, IV, 126.

Wird den Anfängern im Tabackrauchen gesagt; schmeckt's nicht gut, so öffnet's doch.

12 Jeder nach seinem Geschmack.

Frz.: Chacun à son goût. (Bohn I, 12.)

13 Jeder nach seinem Geschmack, sagte der Bauer, da ass er Pferdekötel für Bratäpfel.

Holl.: Ieder zijn meug, zei de boer, en hij at paardenkeutels voor vijgen. (Harrebomée, II, 379.)

14 Jeder nach seinem Geschmack, sagte jene, und der eine schor seinen Bart, der andere zog die Haare aus.Burckhardt, 713.

15 Jedes hat seinen Geschmack, der Hirsch trägt's Geweih und der Esel den Sack.

16 Man muss für den Geschmack auch etwas thun, sagte Hans Quast, und flickte die alten Hemden mit neuen.

Holl.: De zinnen moeten werk hebben, zei de knecht, en hij lapte met nieuwe hemden de oude. (Harrebomée, I, 301.)

17 Man muss nach seinem Geschmack essen und sich nach anderer Geschmack kleiden.

18 Ueber den Geschmack lässt sich nicht streiten.

Dän.: Hver Mand sin Lyst. (Bohn I, 375.)

Frz.: Des goûts et des couleurs on ne peut disputer. (Cahier, 817; Kritzinger, 354a.)

It.: Sopra i gusti non v' e da disputare. (Pazzaglia, 154, 1.) – Tutti i gusti son gusti. (Bohn I, 129.)

Lat.: De gustu non est disputandum. (Binder II, 704; Faselius, 59; Wiegand, 1101.)

Trotzdem liefen die vornehmen jungen Römer auf der Strasse mit Peitschen herum, um diejenigen zu geiseln, denen die Gedichte des Poeten Lucilius nicht gefielen; und ein französischer Hauptmann drohte Girae, er wolle seine ganze Compagnie Soldaten bei ihm einquartieren, wenn derselbe fortfahren sollte, Voiture's Werke zu tadeln. (Welt und Zeit, V, 331, 132.) Dies Sprichwort gilt aber auch, wenn man de olfactu setzt. Man wird es nicht bestreiten, wenn man liest, dass der Botaniker Turner 54 Personen eine und dieselbe Blume zur Prüfung des Geruchs vorlegte und das Ergebniss erhielt, dass 41 dieselbe für wohlriechend, 4 für mattriechend, 8 für ganz geruchlos und einer sogar für stinkend erklärte. Erfährt nun die Natur selbst so widersprechende Urtheile, wie mag sich die Kunst wundern, dass es ihr ebenso geht. „Ein Theil der Menschen findet das trivial, was der andere als hohe Weisheit verehrt.“ (Welt und Zeit, V, 205, 36.) Der Geschmack ändert sich auch mit Menschenaltern. Der Papst Zacharias erliess eine Verordnung, die den Genuss von Störchen und Raben verbot. Noch im 12. Jahrhundert waren Schwäne, Kraniche, Rohrdommeln, Pfauen und Reiher geschätzte Leckerbissen auf den Tafeln der Vornehmen. Solches Fleisch konnte natürlich nur durch

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[[799]/0827] Geschlecht. 1 Besser der erste des Geschlechts als der letzte. Frz.: Il vaut mieux être le premier de sa race que le dernier. (Bohn I, 27.) 2 Die grössten Geschlechter in der Welt sind: Habsgern, Nimmsgern und Stiehlsgern. 3 Ein fromm Geschlecht hat Kind und Enkel fromm und echt. Holl.: Eerlijk geslacht baat geen' onerlijken nakomelingen. (Harrebomée, I, 231.) 4 Ein geschlecht vergehet, das andere entstehet (kommt). – Petri, II, 190; Henisch, 1541, 39; Pred. Sal. 1, 4; Schulze, 110. Mhd.: Een gheslachte neder gaet ende een ander riset. (Martin, I, 531; Schulze, 110.) Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. (Kritzinger, 56a.) Lat.: Generatio praeterit et generatio advenit. (Schulze, 110.) 5 Es ist kein Geschlecht, darin es nicht Huren und Buben gibt. – Pistor., IX, 67; Simrock, 3488. Holl.: Een vroom geslacht brengt wel boeven voort. (Harrebomée, I, 231.) 6 Es ist kein geschlecht so gut, es kompt etwas drauss, das nicht viel taug. – Petri, II, 267. 7 Es ist kein Geschlecht so gut, es laufft ein Hur oder Dieb auss. – Henisch, 1541, 41; Petri, II, 276. Holl.: Het is een arm geslacht, dat hoer noch boef heeft. (Harrebomée, I, 231.) 8 Es sind zweyerley geschlechte der menschen: eins zürnt gern, das ander gibt nichts drauff. – Agricola I, 322. 9 Geschlecht und Tugend ohne Geld wird nicht geachtet in der Welt. Holl.: Al zijt gij edel van geslacht, de deugd wordt meest van al geacht. (Harrebomée, I, 231.) 10 Kein Geschlecht auf Erden ist reicher und geiziger als das der Mönche. – Klosterspiegel, 62, 23. 11 Mancher ziert sein Geschlecht wie ein Esel den Rossmarckt. – Lehmann, 189, 5; Simrock, 2179. 12 Vir geschlecht seindt nicht genug auff erdtrich: es seindt nit priester genug, es bedörfft sunst einer nit sechs odder sieben pfründen haben; es seindt nit genug Edler, es wolt sunst nit ein yeder baur edel sein; es seind auch nit genug huren, ehefrauen vnd Nunnen dörfften sunst nit hurenwerck treiben; es seindt auch nit Juden gnug, die Christen dörfften sunst nit wuchern. – Pauli, Schimpf, XXXIII; Henisch, 789, 45; Petri, II, 295. 13 Wer aus zornigem Geschlecht entsprossen, behält immer etwas an sich. 14 Wer nur Geschlechts wegen Ehr' (Lob) begehrt, derselb' ist keines Lobes werth. 15 Wer will in das arme Geschlechte, der bau' und maure viel und rechte. *16 Er ist adlichen Geschlechts, gleichwie mein linker Schuh ist rechts. *17 Er ist des Geschlechts mit den rothen Aermeln. (Luzern.) – Kirchhofer, 78. Um einen äusserst gefährlichen Menschen zu bezeichnen. Ursprünglich waren es die Mitglieder einer Verschwörung, aus Anhängern Oesterreichs gebildet, die, nachdem Luzern mit Uri, Schwyz und Unterwalden den ewigen Bund geschlossen hatten, mittels einer Mordnacht die junge schweizer Freiheit vernichten wollten. (S. Hüten.) Geschleck. Geschleck will streich haben. (S. Genäsch u. Näschlein.) – Franck, I, 52b; Henisch, 1541, 50; Petri, II, 333; Körte, 2063; Simrock, 3489. Geschliffen. 1 Glatt geschliffen ist bald gewetzt. *2 Du kommst mir geschliffen. (Rottenburg.) D. i. unwillkommen. Geschmack. 1 Am Geschmack erkennt man den Wein. Oft auch erst an seinen Wirkungen oder durch chemische Analyse. 2 Das hat keinen Geschmack mehr, sagte der Floh, als er einem alten Weibe am Beine sass. 3 De Geschmack is verschieden, segt Burgheim, ên mag de Mutter, un de anner de Dochter. (Mecklenburg.) – Hoefer, 94. 4 Der erste Geschmack kommt aus deinem Sack. – Kirchhofer, 265. 5 Der Geschmack ist verschieden. Aus der Gegend von Braunschweig in der wol nur scherzhaften Form eingegangen: Die Geschmäcker der Püblikümme sind verschieden. In Finnland: Es haben nicht alle denselben Geschmack. (Bertram, 47.) Frz.: Les goûts sont différents. Lat.: Alter nare cupit, alter pugnare paratus. (Ennius.) (Binder II, 136.) – Non omnes eadem mirantur amantque. (Horaz.) (Binder II, 2196; Kruse, 181.) – Non omnibus unum est, quod placet. (Binder II, 2201.) 6 Der Geschmack ist verschieden, dem einen gefällt die Mutter, dem andern die Tochter, manchem gefallen beide. (Ostpreuss.) – Frischbier, 250; Frischbier2, 1240. „Chacun a son gout, dem einen gefällt der Ochs, dem andern Wasischta's Kuh.“ (H. Heine's Reisebilder, Hamburg 1840, III, 376.) 7 Der Geschmack ist verschieden, sagte die Magd, da ass sie den (Kaffee-)Grund und goss die Brühe weg. Engl.: Tastes differ, said the man, when he kissed his cow. 8 Der hat Geschmack, sagte der Küster, als ein Bauer in einer langweiligen Predigt gähnte (oder schlief). 9 Einem verdorbenen Geschmack ist auch der Honig bitter. – Winckler, VII, 63. It.: Al gusto guasto non è buon alcun pasto. (Pazzaglia, 154, 2.) 10 Feiner Geschmack bringt an den Bettelsack. 11 Is't nig gôd vor'n Smack, so is't dog gôd vor'n Kack. (Holst.) – Schütze, IV, 126. Wird den Anfängern im Tabackrauchen gesagt; schmeckt's nicht gut, so öffnet's doch. 12 Jeder nach seinem Geschmack. Frz.: Chacun à son goût. (Bohn I, 12.) 13 Jeder nach seinem Geschmack, sagte der Bauer, da ass er Pferdekötel für Bratäpfel. Holl.: Ieder zijn meug, zei de boer, en hij at paardenkeutels voor vijgen. (Harrebomée, II, 379.) 14 Jeder nach seinem Geschmack, sagte jene, und der eine schor seinen Bart, der andere zog die Haare aus. – Burckhardt, 713. 15 Jedes hat seinen Geschmack, der Hirsch trägt's Geweih und der Esel den Sack. 16 Man muss für den Geschmack auch etwas thun, sagte Hans Quast, und flickte die alten Hemden mit neuen. Holl.: De zinnen moeten werk hebben, zei de knecht, en hij lapte met nieuwe hemden de oude. (Harrebomée, I, 301.) 17 Man muss nach seinem Geschmack essen und sich nach anderer Geschmack kleiden. 18 Ueber den Geschmack lässt sich nicht streiten. Dän.: Hver Mand sin Lyst. (Bohn I, 375.) Frz.: Des goûts et des couleurs on ne peut disputer. (Cahier, 817; Kritzinger, 354a.) It.: Sopra i gusti non v' e da disputare. (Pazzaglia, 154, 1.) – Tutti i gusti son gusti. (Bohn I, 129.) Lat.: De gustu non est disputandum. (Binder II, 704; Faselius, 59; Wiegand, 1101.) Trotzdem liefen die vornehmen jungen Römer auf der Strasse mit Peitschen herum, um diejenigen zu geiseln, denen die Gedichte des Poeten Lucilius nicht gefielen; und ein französischer Hauptmann drohte Girae, er wolle seine ganze Compagnie Soldaten bei ihm einquartieren, wenn derselbe fortfahren sollte, Voiture's Werke zu tadeln. (Welt und Zeit, V, 331, 132.) Dies Sprichwort gilt aber auch, wenn man de olfactu setzt. Man wird es nicht bestreiten, wenn man liest, dass der Botaniker Turner 54 Personen eine und dieselbe Blume zur Prüfung des Geruchs vorlegte und das Ergebniss erhielt, dass 41 dieselbe für wohlriechend, 4 für mattriechend, 8 für ganz geruchlos und einer sogar für stinkend erklärte. Erfährt nun die Natur selbst so widersprechende Urtheile, wie mag sich die Kunst wundern, dass es ihr ebenso geht. „Ein Theil der Menschen findet das trivial, was der andere als hohe Weisheit verehrt.“ (Welt und Zeit, V, 205, 36.) Der Geschmack ändert sich auch mit Menschenaltern. Der Papst Zacharias erliess eine Verordnung, die den Genuss von Störchen und Raben verbot. Noch im 12. Jahrhundert waren Schwäne, Kraniche, Rohrdommeln, Pfauen und Reiher geschätzte Leckerbissen auf den Tafeln der Vornehmen. Solches Fleisch konnte natürlich nur durch

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [799]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/827>, abgerufen am 28.04.2024.