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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 94 Wenig Gesatz, gut Recht. - Lehmann, 265, 2; Körte, 2085; Körte2, 2566.

"Für Menschen, gut und klug, gibt es Gesetze genug. Auf Menschen, dumm und schlecht, passt aber keines recht." (von Schweitzer, 152.)

95 Wenig Gesetz, wenig Uebertretung.

96 Wenn das gesatz recht verstanden wirdt, so machts verzagt, wird es vnrecht verstanden, so macht es Heuchler. - Henisch, 1561, 7; Petri, I, 94.

97 Wenn kein Gesetz, muss Verstand in die Luke treten.

Dän.: Der lov slipper bör haeder at möde. (Prov. dan., 390.)

Lat.: Quod non vetat lex hoc vetat fieri pudor.

98 Wer auf dem Gesetz steht, hat einen festen Boden.

Böhm.: Zakon neprecka tupitel, ale plnitel. (Celakovsky, 340.)

99 Wer das Gesetz gibt, ist nicht daran gebunden. - Pistor., IX, 63; Simrock, 3525.

In Willkürherrschaften freilich wahr; aber wo Völker und Fürsten ihre Bestimmung kennen und ihre Stellungen begriffen haben, nicht.

100 Wer ein Gesetz gibt, ist selbst daran gebunden. - Graf, 286, 15.

Span.: El que no duda, no sabe cosa alguna. (Bohn I, 220.)

101 Wer ein Gesetz gibt, muss auch darüber wachen. - Simrock, 3520; Graf, 286, 14.

Dän.: Det hörer den til at forklare loven som har givet den. (Prov. dan., 392.)

102 Wer ein Gesetz gibt, muss auch über solches halten. - Pistor., IX, 62; Graf, 286, 17.

103 Wer ein Gesetz gibt, muss (soll) es auch selbst befolgen.

Die Chinesen sagen: Wenn die Gesetze nicht bis zur kaiserlichen Familie ihren Lauf haben, so werden sie nicht respectirt.

Böhm.: Kdo zakony vydava, nech je prvni zachovava. (Celakovsky, 339.) - Ten mocne zakon stanovi, kdo ho na sobe obnovi. (Celakovsky, 340.)

Frz.: Celui qui etablit la loi, garder la doit. (Kritzinger, 425a.)

It.: Guardar deve la legge quel che fa la legge. (Pazzaglia, 176, 2.)

Lat.: Patere legem, quam ipse tulisti. (Faselius, 195; Schulblatt, 484.)

Poln.: Ustawe mocno stanowi, kto ja na sobie odnowi. (Celakovsky, 340.)

104 Wer Ein Gesetz verachtet (übertritt), verachtet sie alle.

Die Chinesen sagen: Mit den Gesetzen ist es wie mit den Dämmen, wenn sie an Einem Orte brechen, sind die übrigen unnütz.

105 Wie die Gesetze, so die Richter.

Lat.: Bonus Institutista, bonus Jurista. (Pistor., V, 56.)

106 Wie man die Gesetze ansieht, so sehen sie einen wieder an; wie man sie fragt, so antworten sie.

D. h. sie sagen stets das, was die Gewalt gesagt haben will; sie sind elastischer als Kautschuk. Die Russen: Das Gesetz ist eine Wetterfahne, Geld (Gewalt) ist der Wind, der sie dreht. (Altmann VI, 422.) Die Türken: Der Richter hat zwei Auslegungen des Gesetzes; eine für den Sklaven, eine für dessen Herrn. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 58.)

Frz.: La loi dit ce que le roi veult. - Que veut le roy ce veult, la loy. (Leroux, II, 75.) - La loi voit bien l'homme plein d'ire, mais il ne voit mie la loi. (Cahier, 887.)

Span.: Alla van leyes, do quieren reyes. (Cahier, 3492.)

107 Wiener Gesetze dauern von elf Uhr bis Mittag.

Auch ausserhalb Deutschlands gibt es Orte, über deren Gesetze Sprichwörter in ähnlicher Weise urtheilen. So sagen die Italiener: Gesetz von Venedig dauert eine Woche, Gesetz von Vicenza währt vom Abend bis zum Morgen und Gesetz von Verona von der dritten bis zur neunten Stunde. (Reinsberg VI, 36.)

108 Wo Gesetz und Recht, steht's wohl mit Herr und Knecht.

Die Junker denken anders. "Wenn das Gesetz nicht mehr waltet, tritt kräftig das Ritterthum ein; wo Ritterthum wieder veraltet, da schleichen Gesetze sich ein. Man findet so häufig geschrieben: >Sechs Kreuzer bezahlt man den Platz, die Standesperson nach Belieben<, da habt ihr genau meinen Satz." (Soldatenlaune, Darmstadt 1854.)

Dän.: Med lov og ret trives alting net. (Prov. dan., 390.)

109 Wo kein gesatz ist, da ist kein Misshandlung, wo viel Gesatz, da ist viel Misshandlung. - Lehmann, 265, 6.

110 Wo kein gesetz ist, da achtet man der Sünden nicht. - Henisch, 1561, 17.

Dän.: Hvor der ingen lov, der er ingen aere. (Prov. dan., 390.)

[Spaltenumbruch] 111 Wo kein Gesetz ist, da ist auch kein Uebertretung. - Röm. 4, 15; Henisch, 1561, 19; Kirchhofer, 170; Graf, 286, 7.

112 Wo viele Gesetze sind, da sind viele Laster. - Graf, 18, 224.

113 Ye mehr gsetz, ye weniger recht. - Franck, II, 88a.

*114 Er hält das Gesetz, wie ein Affe heisse Nussschalen. - Parömiakon, 1870.

*115 Er hat seine Gesetze in den Händen.

Gewalt.


Gesetzprediger.

Ein gut Gesetz Prediger ist auch ein gut Evangelien Prediger. - Henisch, 1560, 9.


Gesetzt.

*1 Er (sie) ist gesetzt wie ein Böhmenbrot1. (Schles.)

1) Nicht ein Brot aus Böhmen oder eines Böhmen, sondern ein Brot, das einen Böhmen, d. i. einen Silbergroschen kostet, den man in Schlesien noch sehr häufig einen Böhmen nennt. - Schlesischer Witz auf die gesetzten, Wort und Geberde genau abwägenden und abmessenden Leute.

*2 Er ist gesetzt wie ein Eierkuchen.

Wol wie ein sitzengebliebener.

*3 Er ist gesetzt wie eine Töpferschürze.

Die auch, weil sie von Thon strotzt, nicht so umherflattert, wie das Tändelschürzchen einer Dame.

*4 Hübsch gesetzt, wie die Stühle im Dom zu Köln. - Fischart, Prakt.


Gesicht.

1 Am Gesicht erkennt man den Menschen.

"Das Verhältniss der Seele zum Gesicht ist von den Physiognomen noch so wenig erklärt, als von den Botanikern das Verhältniss der Staubfäden zum Kelche." (W. Menzel, Streckverse, 158.)

Böhm.: Kazda tvar na jeve. (Celakovsky, 267.)

Engl.: Face to face, the truth comes out. (Bohn II, 91.)

2 Am Gesicht erkennt man den Säufer.

Frz.: A la trogne on connaeit l'ivrogne. (Cahier, 1728.)

3 Am Gesicht kennt man den Mohren, an den Worten den Thoren. - Kirchhofer, 235.

4 Am Gesicht sieht man, was einer im Schilde führt.

Böhm.: Hned se vyda, tvari, co se v srdci vari. (Celakovsky, 266.)

Lat.: Sua quemque inscribit facies. (Gaal, 697.)

Poln.: Twarz lacno wynurzy, co sie w sercu burzy. (Celakovsky, 266.)

5 Aufs blosse (ehrliche) Gesicht borgt man nicht.

Lat.: Fronti nulla fides. (Juvenal.) (Binder II, 1207; Kruse, 350; Philippi, I, 164.)

6 Aus einem schönen Gesicht kann man keine Butter schlagen.

Von der Schönheit kann man nicht leben.

7 Das gesicht bringt böse gedancken. - Henisch, 1562, 32; Petri, II, 61.

8 Das Gesicht, das man dem Spiegel vormacht, macht er nach. - Parömiakon, 1127.

9 Das Gesicht einer schönen Frau sagt: veni mecum, und das einer hässlichen: noli me tangere.

Frz.: Le beau visage d'une femme s'apelle veni mecum et le laid noli me tangere. (Kritzinger, 719a.)

Holl.: Een leelijk aangezigt is bewaard voor geile zinnen. (Harrebomee, I, 2.)

10 Das Gesicht ist der Schattenriss der Seele.

11 Das Gesicht ist der Spiegel der Seele.

Böhm.: Tvar mysli zrcadlo; vyda hned, co tam padlo. (Celakovsky, 266.)

Holl.: Het gelaat is de spiegel der ziel. (Harrebomee, I, 216.)

Kroat.: Zercalo jesu oci, koje kazu serdca moci. (Celakovsky, 266.)

Poln.: Twarz (oko) umyslu zwierciadlo; wyda wnet, co tam padlo. (Celakovsky, 266.)

12 Das Gesicht ist der Titel des Menschen.

Böhm.: Z tvari mysl zari. (Celakovsky, 267.)

Engl.: In the fore-head and the eye the index of the mind does lie. (Celakovsky, 266.)

Frz.: Face d'homme fait vertu.

Span.: En la frente y en los ojos se lee la letra del corazon. (Celakovsky, 267.)

13 Das Gesicht ist ein falscher Wicht. - Mayer, II, 93.

Frz.: Visage masque, coeur a nu. (Cahier, 1051.)

It.: Il volto sciolto, i pensieri stretti. (Cahier, 3164.)

14 Das Gesicht ist nicht übel, sagte der Affe, als er einem Buben in den Arsch sah.

Holl.: Dat is een mooi gezigt, zei de papegaai, en hij zag een klein-kindergatje. (Harrebomee, I, 206.)

[Spaltenumbruch] 94 Wenig Gesatz, gut Recht.Lehmann, 265, 2; Körte, 2085; Körte2, 2566.

„Für Menschen, gut und klug, gibt es Gesetze genug. Auf Menschen, dumm und schlecht, passt aber keines recht.“ (von Schweitzer, 152.)

95 Wenig Gesetz, wenig Uebertretung.

96 Wenn das gesatz recht verstanden wirdt, so machts verzagt, wird es vnrecht verstanden, so macht es Heuchler.Henisch, 1561, 7; Petri, I, 94.

97 Wenn kein Gesetz, muss Verstand in die Luke treten.

Dän.: Der lov slipper bør hæder at møde. (Prov. dan., 390.)

Lat.: Quod non vetat lex hoc vetat fieri pudor.

98 Wer auf dem Gesetz steht, hat einen festen Boden.

Böhm.: Zákon nepřečká tupitel, ale plnitel. (Čelakovský, 340.)

99 Wer das Gesetz gibt, ist nicht daran gebunden.Pistor., IX, 63; Simrock, 3525.

In Willkürherrschaften freilich wahr; aber wo Völker und Fürsten ihre Bestimmung kennen und ihre Stellungen begriffen haben, nicht.

100 Wer ein Gesetz gibt, ist selbst daran gebunden.Graf, 286, 15.

Span.: El que no duda, no sabe cosa alguna. (Bohn I, 220.)

101 Wer ein Gesetz gibt, muss auch darüber wachen.Simrock, 3520; Graf, 286, 14.

Dän.: Det hører den til at forklare loven som har givet den. (Prov. dan., 392.)

102 Wer ein Gesetz gibt, muss auch über solches halten.Pistor., IX, 62; Graf, 286, 17.

103 Wer ein Gesetz gibt, muss (soll) es auch selbst befolgen.

Die Chinesen sagen: Wenn die Gesetze nicht bis zur kaiserlichen Familie ihren Lauf haben, so werden sie nicht respectirt.

Böhm.: Kdo zákony vydává, nech je první zachovává. (Čelakovský, 339.) – Ten mocnĕ zákon stanoví, kdo ho na sobĕ obnoví. (Čelakovský, 340.)

Frz.: Celui qui établit la loi, garder la doit. (Kritzinger, 425a.)

It.: Guardar deve la legge quel che fà la legge. (Pazzaglia, 176, 2.)

Lat.: Patere legem, quam ipse tulisti. (Faselius, 195; Schulblatt, 484.)

Poln.: Ustawę mocno stanowi, kto ją na sobie odnowi. (Čelakovský, 340.)

104 Wer Ein Gesetz verachtet (übertritt), verachtet sie alle.

Die Chinesen sagen: Mit den Gesetzen ist es wie mit den Dämmen, wenn sie an Einem Orte brechen, sind die übrigen unnütz.

105 Wie die Gesetze, so die Richter.

Lat.: Bonus Institutista, bonus Jurista. (Pistor., V, 56.)

106 Wie man die Gesetze ansieht, so sehen sie einen wieder an; wie man sie fragt, so antworten sie.

D. h. sie sagen stets das, was die Gewalt gesagt haben will; sie sind elastischer als Kautschuk. Die Russen: Das Gesetz ist eine Wetterfahne, Geld (Gewalt) ist der Wind, der sie dreht. (Altmann VI, 422.) Die Türken: Der Richter hat zwei Auslegungen des Gesetzes; eine für den Sklaven, eine für dessen Herrn. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 58.)

Frz.: La loi dit ce que le roi veult. – Que veut le roy ce veult, la loy. (Leroux, II, 75.) – La loi voit bien l'homme plein d'ire, mais il ne voit mie la loi. (Cahier, 887.)

Span.: Allá van leyes, do quieren reyes. (Cahier, 3492.)

107 Wiener Gesetze dauern von elf Uhr bis Mittag.

Auch ausserhalb Deutschlands gibt es Orte, über deren Gesetze Sprichwörter in ähnlicher Weise urtheilen. So sagen die Italiener: Gesetz von Venedig dauert eine Woche, Gesetz von Vicenza währt vom Abend bis zum Morgen und Gesetz von Verona von der dritten bis zur neunten Stunde. (Reinsberg VI, 36.)

108 Wo Gesetz und Recht, steht's wohl mit Herr und Knecht.

Die Junker denken anders. „Wenn das Gesetz nicht mehr waltet, tritt kräftig das Ritterthum ein; wo Ritterthum wieder veraltet, da schleichen Gesetze sich ein. Man findet so häufig geschrieben: ›Sechs Kreuzer bezahlt man den Platz, die Standesperson nach Belieben‹, da habt ihr genau meinen Satz.“ (Soldatenlaune, Darmstadt 1854.)

Dän.: Med lov og ret trives alting net. (Prov. dan., 390.)

109 Wo kein gesatz ist, da ist kein Misshandlung, wo viel Gesatz, da ist viel Misshandlung.Lehmann, 265, 6.

110 Wo kein gesetz ist, da achtet man der Sünden nicht.Henisch, 1561, 17.

Dän.: Hvor der ingen lov, der er ingen ære. (Prov. dan., 390.)

[Spaltenumbruch] 111 Wo kein Gesetz ist, da ist auch kein Uebertretung.Röm. 4, 15; Henisch, 1561, 19; Kirchhofer, 170; Graf, 286, 7.

112 Wo viele Gesetze sind, da sind viele Laster.Graf, 18, 224.

113 Ye mehr gsetz, ye weniger recht.Franck, II, 88a.

*114 Er hält das Gesetz, wie ein Affe heisse Nussschalen.Parömiakon, 1870.

*115 Er hat seine Gesetze in den Händen.

Gewalt.


Gesetzprediger.

Ein gut Gesetz Prediger ist auch ein gut Evangelien Prediger.Henisch, 1560, 9.


Gesetzt.

*1 Er (sie) ist gesetzt wie ein Böhmenbrot1. (Schles.)

1) Nicht ein Brot aus Böhmen oder eines Böhmen, sondern ein Brot, das einen Böhmen, d. i. einen Silbergroschen kostet, den man in Schlesien noch sehr häufig einen Böhmen nennt. – Schlesischer Witz auf die gesetzten, Wort und Geberde genau abwägenden und abmessenden Leute.

*2 Er ist gesetzt wie ein Eierkuchen.

Wol wie ein sitzengebliebener.

*3 Er ist gesetzt wie eine Töpferschürze.

Die auch, weil sie von Thon strotzt, nicht so umherflattert, wie das Tändelschürzchen einer Dame.

*4 Hübsch gesetzt, wie die Stühle im Dom zu Köln.Fischart, Prakt.


Gesicht.

1 Am Gesicht erkennt man den Menschen.

„Das Verhältniss der Seele zum Gesicht ist von den Physiognomen noch so wenig erklärt, als von den Botanikern das Verhältniss der Staubfäden zum Kelche.“ (W. Menzel, Streckverse, 158.)

Böhm.: Každá tvář na jevĕ. (Čelakovský, 267.)

Engl.: Face to face, the truth comes out. (Bohn II, 91.)

2 Am Gesicht erkennt man den Säufer.

Frz.: A la trogne on connaît l'ivrogne. (Cahier, 1728.)

3 Am Gesicht kennt man den Mohren, an den Worten den Thoren.Kirchhofer, 235.

4 Am Gesicht sieht man, was einer im Schilde führt.

Böhm.: Hned se vydá, tváří, co se v srdci vaří. (Čelakovský, 266.)

Lat.: Sua quemque inscribit facies. (Gaal, 697.)

Poln.: Twarz łacno wynurzy, co się w sercu burzy. (Čelakovský, 266.)

5 Aufs blosse (ehrliche) Gesicht borgt man nicht.

Lat.: Fronti nulla fides. (Juvenal.) (Binder II, 1207; Kruse, 350; Philippi, I, 164.)

6 Aus einem schönen Gesicht kann man keine Butter schlagen.

Von der Schönheit kann man nicht leben.

7 Das gesicht bringt böse gedancken.Henisch, 1562, 32; Petri, II, 61.

8 Das Gesicht, das man dem Spiegel vormacht, macht er nach.Parömiakon, 1127.

9 Das Gesicht einer schönen Frau sagt: veni mecum, und das einer hässlichen: noli me tangere.

Frz.: Le beau visage d'une femme s'apelle veni mecum et le laid noli me tangere. (Kritzinger, 719a.)

Holl.: Een leelijk aangezigt is bewaard voor geile zinnen. (Harrebomée, I, 2.)

10 Das Gesicht ist der Schattenriss der Seele.

11 Das Gesicht ist der Spiegel der Seele.

Böhm.: Tvář mysli zrcadlo; vydá hned, co tam padlo. (Čelakovský, 266.)

Holl.: Het gelaat is de spiegel der ziel. (Harrebomée, I, 216.)

Kroat.: Zercalo jesu oči, koje kažú serdca moći. (Čelakovský, 266.)

Poln.: Twarz (oko) umysłu źwierciadło; wyda wnet, co tam padło. (Čelakovský, 266.)

12 Das Gesicht ist der Titel des Menschen.

Böhm.: Z tváři mysl září. (Čelakovský, 267.)

Engl.: In the fore-head and the eye the index of the mind does lie. (Čelakovský, 266.)

Frz.: Face d'homme fait vertu.

Span.: En la frente y en los ojos se lee la letra del corazon. (Čelakovský, 267.)

13 Das Gesicht ist ein falscher Wicht.Mayer, II, 93.

Frz.: Visage masqué, coeur à nu. (Cahier, 1051.)

It.: Il volto sciolto, i pensieri stretti. (Cahier, 3164.)

14 Das Gesicht ist nicht übel, sagte der Affe, als er einem Buben in den Arsch sah.

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[[809]/0837] 94 Wenig Gesatz, gut Recht. – Lehmann, 265, 2; Körte, 2085; Körte2, 2566. „Für Menschen, gut und klug, gibt es Gesetze genug. Auf Menschen, dumm und schlecht, passt aber keines recht.“ (von Schweitzer, 152.) 95 Wenig Gesetz, wenig Uebertretung. 96 Wenn das gesatz recht verstanden wirdt, so machts verzagt, wird es vnrecht verstanden, so macht es Heuchler. – Henisch, 1561, 7; Petri, I, 94. 97 Wenn kein Gesetz, muss Verstand in die Luke treten. Dän.: Der lov slipper bør hæder at møde. (Prov. dan., 390.) Lat.: Quod non vetat lex hoc vetat fieri pudor. 98 Wer auf dem Gesetz steht, hat einen festen Boden. Böhm.: Zákon nepřečká tupitel, ale plnitel. (Čelakovský, 340.) 99 Wer das Gesetz gibt, ist nicht daran gebunden. – Pistor., IX, 63; Simrock, 3525. In Willkürherrschaften freilich wahr; aber wo Völker und Fürsten ihre Bestimmung kennen und ihre Stellungen begriffen haben, nicht. 100 Wer ein Gesetz gibt, ist selbst daran gebunden. – Graf, 286, 15. Span.: El que no duda, no sabe cosa alguna. (Bohn I, 220.) 101 Wer ein Gesetz gibt, muss auch darüber wachen. – Simrock, 3520; Graf, 286, 14. Dän.: Det hører den til at forklare loven som har givet den. (Prov. dan., 392.) 102 Wer ein Gesetz gibt, muss auch über solches halten. – Pistor., IX, 62; Graf, 286, 17. 103 Wer ein Gesetz gibt, muss (soll) es auch selbst befolgen. Die Chinesen sagen: Wenn die Gesetze nicht bis zur kaiserlichen Familie ihren Lauf haben, so werden sie nicht respectirt. Böhm.: Kdo zákony vydává, nech je první zachovává. (Čelakovský, 339.) – Ten mocnĕ zákon stanoví, kdo ho na sobĕ obnoví. (Čelakovský, 340.) Frz.: Celui qui établit la loi, garder la doit. (Kritzinger, 425a.) It.: Guardar deve la legge quel che fà la legge. (Pazzaglia, 176, 2.) Lat.: Patere legem, quam ipse tulisti. (Faselius, 195; Schulblatt, 484.) Poln.: Ustawę mocno stanowi, kto ją na sobie odnowi. (Čelakovský, 340.) 104 Wer Ein Gesetz verachtet (übertritt), verachtet sie alle. Die Chinesen sagen: Mit den Gesetzen ist es wie mit den Dämmen, wenn sie an Einem Orte brechen, sind die übrigen unnütz. 105 Wie die Gesetze, so die Richter. Lat.: Bonus Institutista, bonus Jurista. (Pistor., V, 56.) 106 Wie man die Gesetze ansieht, so sehen sie einen wieder an; wie man sie fragt, so antworten sie. D. h. sie sagen stets das, was die Gewalt gesagt haben will; sie sind elastischer als Kautschuk. Die Russen: Das Gesetz ist eine Wetterfahne, Geld (Gewalt) ist der Wind, der sie dreht. (Altmann VI, 422.) Die Türken: Der Richter hat zwei Auslegungen des Gesetzes; eine für den Sklaven, eine für dessen Herrn. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 58.) Frz.: La loi dit ce que le roi veult. – Que veut le roy ce veult, la loy. (Leroux, II, 75.) – La loi voit bien l'homme plein d'ire, mais il ne voit mie la loi. (Cahier, 887.) Span.: Allá van leyes, do quieren reyes. (Cahier, 3492.) 107 Wiener Gesetze dauern von elf Uhr bis Mittag. Auch ausserhalb Deutschlands gibt es Orte, über deren Gesetze Sprichwörter in ähnlicher Weise urtheilen. So sagen die Italiener: Gesetz von Venedig dauert eine Woche, Gesetz von Vicenza währt vom Abend bis zum Morgen und Gesetz von Verona von der dritten bis zur neunten Stunde. (Reinsberg VI, 36.) 108 Wo Gesetz und Recht, steht's wohl mit Herr und Knecht. Die Junker denken anders. „Wenn das Gesetz nicht mehr waltet, tritt kräftig das Ritterthum ein; wo Ritterthum wieder veraltet, da schleichen Gesetze sich ein. Man findet so häufig geschrieben: ›Sechs Kreuzer bezahlt man den Platz, die Standesperson nach Belieben‹, da habt ihr genau meinen Satz.“ (Soldatenlaune, Darmstadt 1854.) Dän.: Med lov og ret trives alting net. (Prov. dan., 390.) 109 Wo kein gesatz ist, da ist kein Misshandlung, wo viel Gesatz, da ist viel Misshandlung. – Lehmann, 265, 6. 110 Wo kein gesetz ist, da achtet man der Sünden nicht. – Henisch, 1561, 17. Dän.: Hvor der ingen lov, der er ingen ære. (Prov. dan., 390.) 111 Wo kein Gesetz ist, da ist auch kein Uebertretung. – Röm. 4, 15; Henisch, 1561, 19; Kirchhofer, 170; Graf, 286, 7. 112 Wo viele Gesetze sind, da sind viele Laster. – Graf, 18, 224. 113 Ye mehr gsetz, ye weniger recht. – Franck, II, 88a. *114 Er hält das Gesetz, wie ein Affe heisse Nussschalen. – Parömiakon, 1870. *115 Er hat seine Gesetze in den Händen. Gewalt. Gesetzprediger. Ein gut Gesetz Prediger ist auch ein gut Evangelien Prediger. – Henisch, 1560, 9. Gesetzt. *1 Er (sie) ist gesetzt wie ein Böhmenbrot1. (Schles.) 1) Nicht ein Brot aus Böhmen oder eines Böhmen, sondern ein Brot, das einen Böhmen, d. i. einen Silbergroschen kostet, den man in Schlesien noch sehr häufig einen Böhmen nennt. – Schlesischer Witz auf die gesetzten, Wort und Geberde genau abwägenden und abmessenden Leute. *2 Er ist gesetzt wie ein Eierkuchen. Wol wie ein sitzengebliebener. *3 Er ist gesetzt wie eine Töpferschürze. Die auch, weil sie von Thon strotzt, nicht so umherflattert, wie das Tändelschürzchen einer Dame. *4 Hübsch gesetzt, wie die Stühle im Dom zu Köln. – Fischart, Prakt. Gesicht. 1 Am Gesicht erkennt man den Menschen. „Das Verhältniss der Seele zum Gesicht ist von den Physiognomen noch so wenig erklärt, als von den Botanikern das Verhältniss der Staubfäden zum Kelche.“ (W. Menzel, Streckverse, 158.) Böhm.: Každá tvář na jevĕ. (Čelakovský, 267.) Engl.: Face to face, the truth comes out. (Bohn II, 91.) 2 Am Gesicht erkennt man den Säufer. Frz.: A la trogne on connaît l'ivrogne. (Cahier, 1728.) 3 Am Gesicht kennt man den Mohren, an den Worten den Thoren. – Kirchhofer, 235. 4 Am Gesicht sieht man, was einer im Schilde führt. Böhm.: Hned se vydá, tváří, co se v srdci vaří. (Čelakovský, 266.) Lat.: Sua quemque inscribit facies. (Gaal, 697.) Poln.: Twarz łacno wynurzy, co się w sercu burzy. (Čelakovský, 266.) 5 Aufs blosse (ehrliche) Gesicht borgt man nicht. Lat.: Fronti nulla fides. (Juvenal.) (Binder II, 1207; Kruse, 350; Philippi, I, 164.) 6 Aus einem schönen Gesicht kann man keine Butter schlagen. Von der Schönheit kann man nicht leben. 7 Das gesicht bringt böse gedancken. – Henisch, 1562, 32; Petri, II, 61. 8 Das Gesicht, das man dem Spiegel vormacht, macht er nach. – Parömiakon, 1127. 9 Das Gesicht einer schönen Frau sagt: veni mecum, und das einer hässlichen: noli me tangere. Frz.: Le beau visage d'une femme s'apelle veni mecum et le laid noli me tangere. (Kritzinger, 719a.) Holl.: Een leelijk aangezigt is bewaard voor geile zinnen. (Harrebomée, I, 2.) 10 Das Gesicht ist der Schattenriss der Seele. 11 Das Gesicht ist der Spiegel der Seele. Böhm.: Tvář mysli zrcadlo; vydá hned, co tam padlo. (Čelakovský, 266.) Holl.: Het gelaat is de spiegel der ziel. (Harrebomée, I, 216.) Kroat.: Zercalo jesu oči, koje kažú serdca moći. (Čelakovský, 266.) Poln.: Twarz (oko) umysłu źwierciadło; wyda wnet, co tam padło. (Čelakovský, 266.) 12 Das Gesicht ist der Titel des Menschen. Böhm.: Z tváři mysl září. (Čelakovský, 267.) Engl.: In the fore-head and the eye the index of the mind does lie. (Čelakovský, 266.) Frz.: Face d'homme fait vertu. Span.: En la frente y en los ojos se lee la letra del corazon. (Čelakovský, 267.) 13 Das Gesicht ist ein falscher Wicht. – Mayer, II, 93. Frz.: Visage masqué, coeur à nu. (Cahier, 1051.) It.: Il volto sciolto, i pensieri stretti. (Cahier, 3164.) 14 Das Gesicht ist nicht übel, sagte der Affe, als er einem Buben in den Arsch sah. Holl.: Dat is een mooi gezigt, zei de papegaai, en hij zag een klein-kindergatje. (Harrebomée, I, 206.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [809]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/837>, abgerufen am 28.04.2024.